VINSCHGER SPORT
Emotionales Karriereende Greta Pinggera steigt aus dem Naturbahnrodelsport aus. Ein Interview.
der Vinschger: Die Weltcuprennen in Umhausen waren die letzten. Bereits davor die Rücktrittserklärung. Was waren die Gründe? GRETA PINGGERA: Ich wollte nicht
mehr. Das Naturbahnrodeln war und ist meine Leidenschaft. Es ist ein wunderbarer Sport. Leider auch ein Sport, der keine Zukunft hat. Dies wurde uns Athleten in den vergangenen Jahren nochmals klarer. Ein Verband, der teils gegen uns arbeitet. Die Entscheidung des internationalen Rennrodelverbandes FIL gar nicht erst für die Aufnahme zu Olympia 2026 anzusuchen, war der Knackpunkt, der ganz große Rückschlag für die Naturbahnwelt. Das war Ende des Jahres 2021. Man kann diese politischen Entscheidungen nicht außer Acht lassen und immer einfach so weitermachen.
Fotos: Miriam Jennewein
LAAS - Sie war ein sportliches Aushängeschild des Vinschgaus. Feierte Erfolge, arbeitete fleißig, war mit viel Ehrgeiz dabei: Rund 18 Jahre bestimmte der Naturbahnrodelsport das Leben der jungen Laaserin. Das ist Geschichte. Eine Geschichte, auf welche die heute 28-jährige Greta Pinggera im Gespräch mit dem der Vinschger gerne – aber auch mit etwas Wehmut – zurückblickt.
sacktalerin werde ich so schnell nicht, ich bleibe natürlich eine Vinschgerin (lacht). Benjamin Sellemond ist Juniorchef der Bäckerei/Konditorei Sellemond und ließ zuletzt durch internationale Preise aufhorchen. Auch Sie sind gelernte Konditorin.
Genau. Aufgrund des intensiven Naturbahnrodel-Sports blieb leider auch hierfür nicht so viel Zeit. Es ist ein sehr kreativer und anspruchsvoller Beruf. Die Wochenenden, wenn ich in den Vinschgau zurückkomme, helfe ich aber immer wieder daheim im Cafè aus. Ihr letzter großer Tanz: Greta Pinggera in Umhausen.
Ort. Erich Trenkwalder, der Laaser Bahnchef, eine ganz wichtige Person in meiner Karriere, der Es war sehr emotional. Ein Präsident des ASC Laas Roland letztes Mal das Adrenalin am Strimmer, Platzsprecher Sepp Start. Ein letztes Mal Weltcup- Platter, mein Papi, und viele mehr. atmosphäre. Das Rennen selbst Es war ein schöner Abschied. war dann schwierig. An Evelin Lanthaler führte kein Weg vorbei. Sie wohnen seit geraumer Dass ich schlussendlich aber auch Zeit im Eisacktal? den zweiten Platz in der GesamtJa. Ich lebe bei meinem Freund wertung nicht mehr verteidigen Benjamin in Feldthurns und arkonnte und durch den dritten beite in einem Büro in Brixen. Rang auch Gesamtdritte wurde, Bereits in der ersten Coronaphase spielte keine Rolle mehr. Viele zog es mich eine Zeit lang zu Freunde und Bekannte waren vor ihm ins Eisacktal. Aber eine Ei-
Wie emotional war dieser letzte Weltcup in Umhausen in Nordtirol?
Das „Cafè Greta“ in Laas ist nach Ihnen benannt. Wie kam es dazu?
Eine Idee meiner Eltern, das Lokal wurde 2002 eröffnet, ich war damals sieben Jahre alt. Schon als Kind galt es hier mitanzupacken.
Was verbindet Sie noch mit dem Vinschgau?
Eigentlich alles. Von der Familie bis hin zu den vielen Freundschaften. Ich bin wie erwähnt quasi jedes Wochenende daheim. Ich freue mich, im Cafè Bekannte zu treffen, hören, was im Dorf so los ist. Ich werde auch dem ASC Laas immer verbunden sein.
Wie sieht die Zukunft aus?
Stolz auf seine Tochter: Walter Pinggera.
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Eine wichtige Person in ihrer Karriere: Die Rodlerin mit dem Laaser Bahnchef Erich Trenkwalder.
Ich weiß es nicht, ich lasse alles auf mich zukommen. Dem Rodelsport möchte ich schon noch erhalten bleiben. Aber nicht jetzt. Jetzt gilt es erstmal sportlich abzuschalten. Den normalen Alltag zu leben. Vielleicht ergibt sich später mal eine Funktion im sportlichen Bereich. Der Sport selbst wird für mich immer eine Leidenschaft bleiben. Ich werde natürlich auch weiter sportlich aktiv sein. Aber nun nur mehr das machen, was mir gefällt, wozu ich gerade Lust habe. Ganz ohne Druck. MICHAEL ANDRES