Brennpunkt

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Æquitas on tour SCHLANDERS - Wo stehen wir in Sachen Gleichstellung zwischen Frau und Mann in Südtirol? Worauf können wir bauen, was ist konkret zu tun? Südtirol strebt eine Gesellschaft mit gleichen Verwirklichungschancen für Frauen und Männer an. Seit Herbst vergangenen Jahres arbeiten in Südtirol mehr als 100 Frauen und Männer am partizipativen Gleichstellungsaktionsplan Æquitas. Dabei handelt es sich um ein strategisches Planungsinstrument mit konkreten Maßnahmen, die den Weg zu mehr Chancengleichheit ebnen sollen. Dafür werden die acht Handlungsfelder Beschäftigung, Sicherheit und Schutz vor Gewalt, Bildung, Gesundheit, Beteiligung, soziale Sicherheit, Rollenbilder und Darstellung in den Medien in Arbeitsgruppen diskutiert und dringend notwendige Maßnahmen abgeleitet. Beim Bezirkstreffen in Schlanders ging es kürzlich darum, dass viele Menschen mitreden und eigene Kompetenzen und Erfahrungen einbringen. Im Kulturhaus von Schlanders brachten etwa 25 Vertreter:innen aus Politik, Vereinen und Organisationen des Vinschgaus die Anliegen ein, die ihnen besonders wichtig erschienen. Moderiert wurde der Abend von Anna Kröss und Horst Völser. Grußworte zur Eröffnung überbrachten Astrid Pichler vom Frauenbüro Bozen und Gemeindereferentin Monika Wielander Habicher.

die Liste und Sitzungsgelder sollten ausbezahlt werden. Sitzungszeiten müssen auch an Frauen angepasst werden und allgemein müsse sich der Ruf der Politik verbessern, um mehr Frauen dafür zu gewinnen. Beim Thema soziale Sicherheit wurde der gleiche Zugang zu Sozialhilfen und Sozialdiensten gewünscht und die Gesellschaft sollte über die Dienste besser aufgeklärt. Andererseits wurde auch die Meinung geäußert, Menschen müssen lernen, ihre eigenen Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen und Im Bild (v.l.): Horst Völser, Anna Kröss, Astrid Pichler (Frauenbüro), Monika Wielander Habicher und Ida Lanbacher (Landesbeirat für Chancengleichheit) sich um die Dienste kümmern, die sie benötigen. Die Möglichkeit Eltern in der Peripherie ange- zogen werden wie die Mädchen, zu Homeoffice und Smartoffice, sprochen, welche einen anderen werden wir gewisse Probleme in flexible Arbeitszeiten und ein Betreuungsschlüssel erfordere. unserer Gesellschaft nicht lösen“ Mindeststundenlohn wurden Die neuen Väter wollen in der Fa- warf Moderator Horst Völser ebenfalls vorgeschlagen. milie mehr Verantwortung über- in den Raum und erhielt dafür nehmen, sollten dafür in Teilzeit viel Zustimmung. Der kulturelle Gegen Geschlechterklischees arbeiten können. Andererseits Wandel müsse im Kopf stattfinführen gerade die Teilzeitjobs den. Beim Thema Gesundheit lag Die Rolle der Frauen in der bei Frauen zu Altersarmut; zu- der Schwerpunkt auf der Gender- Werbung und in den Medien wurdem würden Erziehungs- und medizin. Bekannterweise ist die de von vielen kritisiert; es solle Pflegezeiten nicht angerechnet. Dosierung von Medikamenten Initiativen gegen RollenstereotyFür die Sicherheit und den Schutz bei Frauen eine andere als bei pe geben, gegen sexistische oder vor Gewalt schlugen einige Teil- Männern, und sind beispielsweise frauenfeindliche Werbung oder nehmerinnen mehr Sensibilisie- die Symptome eines Herzinfarkts gegen Geschlechterklischees im rung an den Schulen und bei den bei Frauen anders als bei Män- öffentlichen Raum. Literatur und Sicherheitsorganen, aber auch nern. Darauf sei das Augenmerk Spielsachen müssen angeboten konkret Selbstverteidigungskurse zu legen. Bei Beipackzetteln soll- werden, die beiden Geschlechtern für unterschiedliche Zielgrup- ten die Dosierungen für Frauen gerecht werden. Das Patriarchat pen vor. Frühe Gewaltprävention spezifiziert werden. bei Familien mit Migrationshinkönne auch durch gewaltfreie tergrund sollte im Auge behalten Kommunikation erfolgen. werden. Ein heikles Thema zum Mehr Frauen auf die Liste Abschluss war die gendersensible „Frauen werden ausgebremst Darstellung und geschlechtergeGleiche Bildung für alle und trauen sich nicht so viel zu rechte Sprache in den Medien. Gute und gleiche Bildungs- wie Männer“, war die Meinung Nicht immer sei es einfach, eine Väter wollen mehr Verantwortung chancen sollten für alle Jugend- unter den Anwesenden beim lesbare gendergerechte Sprache lichen gelten und Stereotypen Handlungsfeld politische Gleich- zu verwenden. Positive BeispieSo wurde das Problem Kin- vermieden werden. Das Zitat stellung und Partizipation von le von gendersensiblen Medien derbetreuung für berufstätige „Bevor Buben nicht gleich er- Frauen. Mehr Frauen gehören auf wurden genannt. INGE

Großwaal in Schlinig wird „gelöscht“, aber … MALS/SCHLINIG - Obwohl vom Großwaal in Schlinig nur ein Schacht, die Fassung und ein rund 25 Meter langer Verlauf übriggeblieben sind, ist der Waal noch immer im Landschaftsplan der Gemeinde eingetragen. Bevor das Beregnungsprojekt des Konsortiums genehmigt und Hand in Hand damit die Wasserkonzession erteilt werden kann, muss der

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DER VINSCHGER 22/22

Großwaal aus dem Landschaftsplan ausgetragen werden. Dies wiederum ist nur möglich, wenn bestimmte Ausgleichsmaßnahmen, wie sie das Amt für Gewässernutzung vorgeschlagen hat, noch vor der Projektgenehmigung durchgeführt werden. „Das Konsortium hat die Maßnahmen gutgeheißen und weiß auch, dass sie umzusetzen sind“, sagte Bür-

germeister Josef Thurner bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem die Verbesserung der Wasserversorgung des Biotops Niedermoor Uina, die Neuerrichtung bzw. Aufrechterhaltung traditioneller und ortstypischer Zäune im Schlinigertal, punktuelle Bepflanzungen entlang des Metzbaches und der Rollerbahn

sowie weitere Maßnahmen. Der Gemeinderat stimmte der Austragung des Waals aus dem Landschaftsplan im Anschluss an die Vorstellung der Ausgleichmaßnahmen einhellig zu. Der Großwaal, von dem viele überhaupt nichts mehr wissen, wurde schon vor Jahrzehnten aufgelassen. Bei den Unwettern 1983 ist er zum Teil verschüttet worden. SEPP


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