Tag der Vinschger Berglandwirtschaft

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VINSCHGER THEMA

Wenn es nicht die Bauern tun… … wer soll sonst auf die Bedeutung der Nutztiere hinweisen? BURGEIS - Einmal im Jahr werden aus der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg Signale an angehende und gestandene Bäuerinnen und Bauern ausgesandt. Träger dieses Nachdenk-Tages mit Signalwirkung sind der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING), die Fachschule und der Südtiroler Bauernbund, Bezirk Vinschgau. Die Botschaft steht immer in Beziehung zur Berglandwirtschaft. Der Vinschgau hat diesen jährlichen Aufruf einem, damals jungen Geschäftsführer der Raiffeisenkasse Obervinschgau zu verdanken. Markus Moriggl aus dem Vinschger Oberland hat 2014 mit dem 1. Berglandwirtschaftstag den Obervinschger und Oberländer Bauern Stimme und Selbstbewusstsein gegeben. Der Berglandwirtschaftstag zu Martini 2022 fand in einer Übergangszeit statt. Landwirte nicht nur in Berggebieten mussten und müssen sich Existenzsorgen machen. Lebensmittelkrisen drücken die Stimmung und Unsicherheit macht sich breit. In seinen Grußworten griff Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler daher auch die Themen Südtiroler Landschaft, Nutztierhaltung und Tierwohl, Lebensmittelpreise, Förderungen für die Landwirtschaft und die vernachlässigte Werbelinie „Made in Südtirol“ auf. Bauernbund-Bezirksobmann Raimund Prugger bestätigte das Warten auf die Regelung der Förderungen im Zeitraum 2023 bis 2027. BRING-Geschäftsführer Christian Plitzner dankte Fachschuldirektorin Monika Aondio für die Gastfreundschaft und kündigte als „Koryphäe der Nutztierhaltung“ Professor Wilhelm Windisch, Technische Universi-

LR für Landwirtschaft Arnold Schuler

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DER VINSCHGER 21/22

BRING-Geschäftsführer Christian Plitzner

tät München, mit dem Referat an „Können wir auf Nutztiere verzichten?“. Drohende Verknappung Professor Windisch gab sich kämpferisch und zeigte sich entschlossen, gegen die Schlagwörter- er nannte sie Narrative - „Nutztiere sind Nahrungskonkurrenten des Menschen“, „Nutztiere verursachen Emissionen, die die Umwelt belasten,“ „Klimakiller Kuh“, „Es gibt Alternativen zu Nutztieren“ anzugehen. Er rief dazu auf, die Rolle der schweigenden Mehrheit aufzugeben. „Ihr Landwirte müsst reden, reden und nochmals reden und die Bedeutung der Nutztiere erklären“, versuchte Windisch aufzurütteln. Er reihte einen Beweis an den nächsten, um die unverzichtbare Rolle der Nutztiere im landwirtschaftlichen Kreislauf zu beweisen. Er zeigte die Bedeutung der Biomasse auf, die dem Boden wieder zurückzugeben oder zu lagerbarem, organischem Dünger zu verwandeln sei. Die Verknappung der landwirtschaftlichen Nutzfläche sei neben der Klimakrise die größte Krise der Menschheit, so Windisch. Der Professor legte den Finger in viele Wunden und entlarvte so manche, festgefahrene Behauptung, um dann im alten Spruch „Die Weide ernährt den Acker“ wissenschaftliche Erkenntnisse volkstümlich auszudrücken.

den wichtigen Funktionen des Grünlands als Erosionsschutz, Kohlenstofffixierung und Erholungsraum stellte der Referent als Hauptaufgabe „die Futterproduktion“. Darin liege das größte Verbesserungspotenzial der Grundfutterqualität. Er verwies auf die niedrige Eiweißqualität und Verdaulichkeit dieses Futtermittels. Grafiken zu allen in Südtirol analysierten Dürrfutterproben - getrennt nach Bodentrocknung und Belüftungsheu - unterstrichen eindrucksvoll seine Aussage: „Diese zwei wesentlichen Qualitätsfaktoren müssen unbedingt verbessert werden.“ Als Verbesserungsmaßnahmen sind der optimale Schnittzeitpunkt im Ähren-/Rispenschieben sowie die ideale Schnitthöhe von 5 cm Stoppelhöhe zu betrachten. Die Folgen unsachgemäßer Bewirtschaftung würden die Ausbreitung von ungewünschten Pflanzen und Giftpflanzen zur Folge haben. Kein Landwirt steht allein

Den dritten Vortrag gestaltete Sarah Tribus vom Karneilhof in Grissian, indem sie ihr Matura-Projekt an der Fachschule Fürstenburg „Stallumbauplan – vom Anbinde- zum Laufstall“ vorstellte. Überzeugend wirkten die Vorgangsweise mit dem systematischen Sammeln von Informationen durch Besichtigungen gelungener Umbaulösungen, die Begleitung durch Lehrer Elias Theiner (Fürstenburg), der Grünlandbestände haben Potenzial fortgesetzte Austausch mit Experten für Den zweiten Fachvortrag über das Po- Stallbau und schließlich die Kontakte mit tenzial von Grünlandbeständen gestaltete landwirtschaftlichen BeratungsorganisaBRING-Berater Thomas Prünster. Vor toren bis hin zur Beratung mit Steuer- und

Professor Wilhelm Windisch

BRING-Berater Thomas Prünster

Jungbäuerin Sarah Tribus aus Grissian

Raika-Geschäftsführer Markus Moriggl


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