VINSCHGER KULTUR
Erinnerungskultur im Fokus Teil 2 der „Herbstgeschichte(n)“ als Film und Buchvorstellung über und mit Leopold Steurer SCHLANDERS - Reges Interesse an der Zeitgeschichte zeigten die Mittelvinschger/innen gleich 2 Mal. Zuerst war es die strapazierte Südtirol-Autonomie mit einem speziellen Format an Zeitzeugen und Historikern, die Geschichtsinteressierte nach Schlanders trieb. Teil 2 der „Herbstgeschichte(n)“ befasste sich mit der Person des Historikers Leopold Steurer. Aufhänger wurden erstens Karl Prossliners Film zu Steurers 70. Geburtstag (2016) unter dem Titel „Heimat – Die andere Geschichte“, zweitens stellte der Historiker persönlich das Büchlein „Der Fall des Partisanen Pircher“ vor. Was dahinter steckt, warum ein Buch, das sich mit dem Vinschger Partisan Johann Pircher aus Allitz befasst, 1975 in Italienisch erschienen ist und 2022 neu aufgelegt wurde, warum es von Giambattista Lazagna verfasst worden war, warum Steurer und Carlo Romeo als Herausgeber aufscheinen, waren dann einige der vielen Themen in Schlanders. Sie waren es auf Einladung des Bildungsausschusses Laas auch schon im Juli im Josefs-Haus gewesen. Dass ein bedeutender
Partisan Johann Pircher unschuldig im Gefängnis von Fossano, Prov. Cuneo
Leopold Steurer in der Schlandersburg. Vor ihm sein Hauptwerk „Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919 und 1939“
Johann Pirchers letzte Ruhestätte ist ein Urnengrab im Friedhof von Vetzan.
Teil der Besucher in Schlanders Hauptdarsteller, erklärte im blausich die Buchvorstellung ein 2. weiß gestreiftem Hemd seine Mal genehmigte, hatte mit dem Arbeitsunterlagen in Form aufInteresse an Prossliners Film zu getürmter Akten. Dazu meldeten tun, der am 27. April 2022 im sich lobend und wertend die HisFilmclub Bozen das erste Mal zu toriker Kollegen und Mitarbeiter sehen war. Leopold Steurer, der Carlo Romeo, Martha Verdorfer
und Christoph Franceschini zu Wort. Schließlich tauchte Silvius Magnago auf, der auf seine Art den „rumorenden Steurer“ einordnete. Steurer selbst kannte keine Gnade, als er die Südtiroler „Weltmeister im Selbstbemitleiden“ nannte. Er stellte sich und sein Leben im Wipptal vor als Kind einer kinderreichen Pächterfamilie und sah sich als Epigone von Claus Gatterer. Hans Heiss sprach von Gatterers geistigem Sohn Steurer und bezeichnete dessen Doktorarbeit „Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919 und 1939“ einen Meilenstein und einen „Wandel in der Erinnerungskultur“. Unvergessen sind die „runden Tische“ der Rai zum Thema „Option“ mit Reinhold Messner, Friedl Volgger und Josef Rampold. Dazwischen immer wieder Persönliches von Steurer selbst wie das freundschaftliche Verhältnis zu den Finanzern an der Grenze. Hans Heiss meinte, es würde dem Lahndeshauptmann gut anstehen, für Steuer wenigstens das Verdienstkreuz vorzusehen. GÜNTHER SCHÖPF
Was ist ein Held? SCHLANDERS - Seit wenigen Ta-
gen ist auf der Grünfläche vor der BASIS in Schlanders das Kunstwerk „ERO_E“ zu sehen. Es handelt sich um eine Arbeit des Konzeptkünstlers Matteo Attruia. „ERO_E“ war das diesjährige Hauptprojekt der „Bolzano Art Weeks“ und war im Palais Campofranco in Bozen ausgestellt. Der Sockel besteht aus Göflaner Marmor und wurde von der Göflaner Marmor GmbH gefertigt. Nun hat „ERO_E“ in der BASIS Vinschgau Venosta eine neue Heimat gefunden. Das Projekt hinterfragt die Figur des Helden und seine Funktion in 44
DER VINSCHGER 20/22
der heutigen Gesellschaft. Von ERO_E (Held) ist nur ERO (war) lesbar, die unmarkierte Konjunktion E (und) ist als eine Einladung zu einer Vervollständigung zu verstehen. „ERO_E“ ist ein Projekt über eine Abwesenheit: der Sockel ist leer, die Stufen sind deutlich sichtbar. Der Sockel und die Stufen sollen nicht bestiegen werden, aber es ist auch nicht verboten. „ERO_E“ lädt alle ein, den Sockel zu füllen, sei es in der Gegenwart oder in der Erinnerung. BASIS Vinschgau Venosta bedankt sich für die Leihgabe bei Matteo Attruia sowie bei der Göflaner Marmor GmbH. RED