VINSCHGER GESELLSCHAFT
„Mensch, sind das Bilder!“ Hubert Scheibes ungewöhnlicher Auftritt im Spazio Rizzi
Eine „Petersburger Hängung“ lässt der Wand wenig Platz. LATSCH - Der Ausruf der Besucherin nahm viel von der Einführung durch den Kulturjournalisten Heinrich Schwazer vorweg. Schwazer hatte es übernommen, in eine noch nie dagewesene Ausstellung eine noch nie dagewesene Besuchermenge einzuführen. Erfahrene Spazio-Rizzi Besucher waren zum Teil orientierungslos. Warum so viel? Vor allem Menschenbilder, kindliche und hässliche. Wo ist da ein Anfang? Senior-Hausherr Walter Rizzi drückte sein Staunen aus, mit welch „minutiösem Einsatz beim Anbringen der Bilder vorgegangen worden war“. Der eigentliche Funke, der zur Ausstellung geführt habe, sei eigentlich die Premiere von Karl Prossliners neuestem Film über den Menschen, den Künstler und gebürtigen Resch(n)er Hubert Scheibe. Bürgermeister Mauro Dalla Barba äußerte sich respektvoll zur Bilderflut, die er sich persönlich
Vor dem großen Selbstbildnis: (v.l.) Karl Prossliner, Hubert Scheibe und Walter Rizzi
und im besten Licht zu Gemüte führen werde. Schwazer zeigte sich „unglaublich erstaunt, wie viele Menschen gekommen sind“. Hier – im Bürohaus Rizzi – sei es zu einer „Petersburger Hängung“ gekommen. Es gäbe keine weiße Wand mehr. Die Bilder der „letzten Jahre“ mussten untergebracht werden. Er, Schwazer, habe nur den Titel der Ausstellung erfahren: „Nur wer fast stirbt, lebt richtig.“ So etwas Philosophisches und Kryptisches habe er Hubert Scheibe durchaus zugetraut, aber es sei ein Spruch des Autorennfahrers Niki Lauda gewesen. Spitzbübisches Lachen des Künstlers. Man könne nur Vermutungen anstellen, so Schwazer, was der Künstler gedacht habe und was er mit seiner Kunst ausdrücken möchte. Es seien vor allem Bilder von Menschen, Antlitze, aber auch Selbstportraits. Der Ausdruck reiche von kindlich bis ganz expressionistisch und bis
ganz heftig. Scheibe weise auch Einflüsse der „Art brut“ von Jean Debuffet auf und neige zu dessen Haltung, dass die Kunst nicht perfekt sein könne, weil auch der Mensch nicht perfekt sei. Es würden sich zwei Richtungen der modernen Kunst bei Hubert Scheibe vereinen: die Reduktion und die Expression. Scheibe bleibe bei wenig Mitteln, die er expressiv verwende, erkennbar an der Heftigkeit der Striche. „Es gefällt mir
Filmausschnitt: Hubert Scheibe in seinem Elternhaus
Auf der Hinterseite zu lesen: Vogelnester
an ihm, dass er ein altmodischer Künstler ist“ meinte Schwazer. „Altmodisch ist in diesem Fall nicht abwertend, im Gegenteil. Scheibe ist ein Zeichner, der diesem Medium treu geblieben ist.“ Die spannende Frage sei, ob er sich als Gescheiterten sieht. „Natürlich sieht er sich als gescheitert, aber wir alle sind gescheitert.“ Fast schadenfreudiges Lachen von Hubert Scheibe. Schwazer zitierte Samuel Beckett: „Besser scheitern, immer besser scheitern“. Es folgte der Film mit Hubert Scheibe in seinem verlassenen Elternhaus in Reschen, resignierend vor der Hinterlassenschaft und im Selbstgespräch über seine Rolle als Künstler. Andere hätten ihn als Künstler bezeichnet, nie er sich selbst. Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr bis 5. Jänner 2023 zugänglich. GÜNTHER SCHÖPF
Der „Tratsch“ geht weiter UNSER FRAU - Nach einer erfolgreichen Premiere und einer Aufführung am 6. November bringt die Heimatbühne Schnals die Komödie „Tratsch im Stiagnhaus“ noch weitere 4 Mal im Haus der Gemeinschaft in Unser Frau in Schnals auf die Bühne, und zwar am Samstag,
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12. November um 19 Uhr, am nicht nur den Hausfrieden in Sonntag, 13. November um 16 einem mehrstöckigen MietsUhr, am Samstag, 19. November haus gehörig ins Wanken, sonum 19 Uhr sowie am Sonntag, dern intrigiert, wo immer sie 20. November um 16 Uhr. Im kann. – Wer Lust hat, herzhaft Mittelpunkt der Komödie in 3 zu lachen, kann unter Tel. 377 Akten von Jens Exler steht die 340 3440 täglich von 16 bis 20 neugierige Rosa Knoll. Wie eine Uhr Platzreservierungen vorwaschechte Tratsch’n bringt sie nehmen. SEPP