VINSCHGER GESELLSCHAFT
Die Transhumanz endet in den Kortscher Leiten
Bergmeister Manfred Greis und Ex-Landesrat Florian Mussner KORTSCH - Der mühsame Marsch von Mensch und Tier über den Alpenhauptkamm ist eine jahrhundertealte Tradition. Schnalser und Vinschger Bauern ziehen seit jeher gegen Mitte Juni mit ihren Schafen und Ziegen zu ihren Weidegründen ins Venter Tal im hinteren Ötztal. Die sogenannte Transhumanz wurde 2019 in die Liste des internationalen immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen. Die Tradition ist lebendig und wird noch heute unverändert wie vor Jahrhunderten abgehalten. Die Wurzeln der Transhumanz reichen mindestens 6.000 Jahre zurück. Dabei legen die bis zu 4000 Tiere und ihre Begleiter alljährlich einen langen und beschwerlichen 2-Tages-Marsch über Schneefelder und steile Fels- und Eisrinnen zurück. Mitte September erfolgte wie jedes Jahr die etwas
Dekan P. Mathew MSFS segnete die Tiere und die Menschen.
weniger gefährliche Rückkehr der Tiere ins Schnalstal. Für 440 Schafe und Lämmer ging es mit ihren Begleitern noch weiter von Kurzras
Auch Noah, Tobias und Max freuten sich auf die Rückkehr der Schafe und kleinen Lämmer.
über das Taschljöchl im Schlandrauntal nach Kortsch, wo sie von ihren Besitzern, den Mitgliedern des Kortscher Schaf- und Ziegen-
Ein mühsamer Weg liegt hinter den Hirten (von links, 1. Reihe) Michael Raich, Franz Stocker, liegend Elias Wellenzohn, Florian Steiner und Lukas Raich, (2. Reihe) Florian Mussner, Manfred Greis, Thomas Niedermair, Karl Prieth (Verbandsobmann des Kortscher Schaf- und Ziegenzuchtvereins), Markus Niedermair, Hans Niedermair und Thomas Wellenzohn.
zuchtsvereins, auf dem Sportplatz erwartet wurden. Erstmals erfolgte heuer gleich nach der Ankunft der Tiere und Hirten eine Tiersegnung durch Dekan P. Mathew, bei der er an die Pflicht der Menschen erinnerte, auf die Schöpfung, die ihnen anvertraut wurde, gut zu schauen. „Auch Gott hat sich als Hirte gesehen, der die Schafe auf gute Weiden führte“, so der Dekan. Besonders aufmerksam verfolgte Ex-Landesrat Florian Mussner die Jahrtausende alte Tradition der Transhumanz. Sein langgehegter Wunsch, einmal bei einem Marsch über den Alpenhauptkamm dabei zu sein, wurde ihm in diesem Jahr erfüllt. Wenn er auch, wie alle seine Begleiter, erschöpft und wohlbehalten in Kortsch ankam, so zeigte er sich doch begeistert, diese lebendige Tradition einmal selbst erlebt zu haben. INGE
Erfahrungsaustausch und Verkostung SCHLANDERS - Zur mittlerweile traditionellen Herbstbegehung trafen sich die Mitglieder des Vinschgauer Weinbauvereins heuer am 19. August in Schlanders. Ausgehend vom Bahnhof wurden die Weinberge von vier Betrieben bzw. Mitgliedern besichtigt und einige Weine, die dort gedeihen, direkt im Weinberg verkostet. Wie Thomas Weitgruber, der Berater des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau für den Vinschgau, berichtete, blieben die Weinbauflächen im Vinschgau bisher von der Kirschessigfliege verschont. Zurückzuführen sei dies auf die anhaltende Hitze, welche die Entwicklung des Schädlings in Grenzen hielt. Die Vegetation ist laut Weitgruber im
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DER VINSCHGER 17/22
Vergleich zum Vorjahr deutlich voraus: „Die Lese des Jahrgangs 2022 wird etwa um 10 bis 14 Tage früher erfolgen.“ Weiter auf dem Vormarsch sind schon seit einigen Jahren Vergilbungskrankheiten. Der Berater rief daher zu besonderer Achtsamkeit auf. Es gelte,
Symptome rasch zu erkennen und die betroffenen Rebstöcke konsequent zu roden. Die Vergilbungskrankheiten entwickeln sich zunehmend zu einer weiteren Herausforderung im Anbau. Die ca. 40 anwesenden Weinbauern nutzten die Herbstbegehung auch
für den Austausch interessanter Erfahrungen. Ihren Ausklang fand die Begehung auf dem Oberrieglhof von Florian Schönthaler und seiner Familie bei einer Marende und Weinverkostung. Einige Mitglieder hatten dafür ihre eigenen RED Weine mitgebracht.