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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Ist die Landwirtschaft von morgen „a gmahnte Wies“? Diskussion über Grenzen und Chancen in der Landwirtschaft SCHLANDERS - Wie eine nachhaltige Landwirtschaft in ländlichen Räumen aussehen könnte, und welche Möglichkeiten uns Europe Direct Südtirol dabei eröffnet, darum ging es in der Diskussionsrunde „Landwirtschaft von morgen – a gmahnte Wies?“ am 8. September im multifunktionalen Veranstaltungsraum des Social Innovation Hub BASIS Vinschgau in Schlanders. Im sogenannten „Side Event“, einer Veranstaltung im Rahmen der Sustainability Days Südtirol 2022, konnte sich das Publikum direkt mit Vertreter/innen der Politik, der Forschung und der Landwirtschaft austauschen. Europe Direct Südtirol, das Informationszentrum der EU und angesiedelt bei der Landesabteilung Europa in Bozen, hatte die Veranstaltung organisiert. Moderiert wurde der Diskussionsabend von Martha Garber, Leiterin der Abteilung Europe Direct Südtirol, und ihrer Mitarbeiterin Katharina Thurin, einer jungen Schlanderserin, die mehrere Tage pro Woche von ihrem Schreibtisch im Co-Working-Space der BASIS aus für Europe Direct Südtirol arbeitet.

Die Forscherin Kathrin Plunger (v.l.) mit ihrem Mitarbeiterteam im Versuchszentrum Laimburg Josef Telfser aus Schlanders sowie Johanna Höller und Anna Rottensteiner

Dimensionen von ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit zu schaffen.“ Der ehemalige EU-Politiker warnte davor, Nachhaltigkeit mit Greening gleichzusetzen. „Es braucht eine offene und ehrliche Diskussion“, forderte er. Die Brisanz sei groß, und der Klimawandel nicht mehr verhinderbar. „Wir haben noch 15 Jahre Zeit, in der wir die Wende schaffen müssen, um das Klima noch zu stabilisieren“, mahnte der ehemalige Agrar-Kommissar. Nischenkulturen haben gute Chancen

„Unser größter Luxus sind unsere regionalen Produkte; der Zwischenhandel und die Transporte sind ein immenser Kostenfaktor.“ Er verwies auf die Chancen der Nischenkulturen, die klimatisch im Vinschgau beste Voraussetzungen hätten. Wesentliche Neuerungen für eine bessere Nutzung der Ressourcen bringt die Digitalisierung in der Landwirtschaft. Am Versuchszentrum Laimburg wird mithilfe des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) an Freilandlaboratorien im Obstund Weinbau geforscht (Projekt LIDO). „Die Ergebnisse werden richtungsweisend für die Investitionen der Zukunft sein, die dem Klimawandel Rechnung tragen müssen“, erklärte die Forscherin Kathrin Plunger.

Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und Bevölkerungs„Nachhaltige Landwirtschaft ist keine „gmahnte Wies“ schutz, zeigte auf, dass nicht nur im Tourismus, sondern auch in Das hob Franz Fischler, ehe- der Südtiroler Landwirtschaft maliger EU-Kommissar für Grenzen des Wachstums erkenn- Bergbauern erbringen Landwirtschaft, Entwicklung bar seien und verwies auf die vie- unbezahlte Leistungen des ländlichen Raumes und Fi- len unterschiedlichen Realitäten scherei hervor: „Es gilt heute, in Südtirol: „Denen muss RechGroßen Raum erhielten die eine Balance zwischen den drei nung getragen werden.“ Schuler: beiden Bäuerinnen Anja Mat-

Fischler, Anja Matscher Theiner, Gerda Platzgummer Wellenzohn und Arnold Schuler im Anschluss an die Diskussionsrunde.

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DER VINSCHGER 16/22

scher Theiner vom Lechtlhof am Schludernser Sonnenberg und Gerda Platzgummer Wellenzohn vom Huterhof in Schlanders. Sie gaben authentische Einblicke in ihren bäuerlichen Alltag und die großen Herausforderungen, die besonders die Berglandwirtschaft betreffen. „Man kann Berglandwirtschaft nicht nur aus Idealismus betreiben“, betonte Anja Matscher, die Rahmenbedingungen müssen passen, vor allem der Preis oder die Ausgleichszahlungen. „Die Leistungen der Bergbauern sind vielseitig und nicht alle werden entsprechend abgegolten“, unterstrich die engagierte Bio-Bergbäuerin. Dies bestätigte auch Franz Fischler: „Die Politik muss endlich kapieren, dass die Berglandwirtschaft Dienstleistungen erbringt, die über die schöne Landschaftsgestaltung hinausgehen. Sie verhindern durch ihre Arbeit Vermurungen, Versteppungen und Überschwemmungen!“ Gerda Platzgummer Wellenzohn zeigte sich erfreut, dass die Zahl der Biobetriebe enorm gestiegen ist. Der Huterhof produziert bereits seit 1994 nach biologischen Richtlinien. „Wir versuchen auf kreative Weise, der Natur Ressourcen zurückzugeben. So tragen wir zur Kreislaufwirtschaft auf unserem Hof bei.“ - Die Bürgerinnen und Bürger im voll besetzten KASINO der BASIS brachten sich vielfältig in die Überlegungen rund um die Landwirtschaft von morgen ein. Bedauerlicherweise wurde die

Frauenpower (v.l.): Gerda Wellenzohn, Martha Garber, Katharina Thurin und Anja Matscher


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