Nach Brand neu aufgebaut

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Es fehlen die Arbeitskräfte Ferienregion Obervinschgau: Ordentliche Zahlen, aber Alarmstimmung aufgrund des Mitarbeitermangels. TAUFERS IM MÜNSTERTAL - Mit ge-

mischten Gefühlen blickte Lukas Gerstl, der Präsident der Ferienregion Obervinschgau, bei der Vollversammlung in der Bar „Alte Dreschmaschine“ in Taufers im Münstertal zurück und nach vorne. Einerseits habe im Vorjahr zu Beginn des Jahres der Komplettausfall der Wintersaison 2020/21 die Tourismustreibenden hart getroffen. Andererseits erlebte man dann einen guten Sommer und auch die vergangene Wintersaison konnte regulär unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen über die Bühne gehen. Für gemischte, oder besser gesagt ungute Gefühle sorgt aber insbesondere die derzeitige Mitarbeitersituation. Freilich, Arbeit gibt es einerseits genug, qualifiziertes Personal ist gefragt. Aber: Es fehlt an Arbeitskräften. Das Damoklesschwert Mitarbeitermangel zog sich wie ein roter Faden durch die Vollversammlung. „Es freut mich, dass so viele hierhergekommen sind, um der Versammlung beizuwohnen. Leider mussten aber auch wieder viele Betriebsleiter absagen, weil sie nicht wegkommen, weil ihnen die Mitarbeiter fehlen“, betonte Gerstl eingangs. Alle Sparten seien derzeit vom Mitarbeitermangel betroffen, in Südtirol rechnet man damit, dass im kommenden Jahr bereits 6.000 Arbeitskräfte fehlen. In zehn Jahren sind es 30.000, branchenübergreifend.

Präsident Lukas Gerstl

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DER VINSCHGER 12/22

lich gebe es zahlreiche Grenzpendler, vor allem werde der Mitarbeitermangel aber durch demografische Gegebenheiten verursacht. „Die Generation der Baby-Boomer kommt eben derzeit ins Pensionsalter“, erinnerte die Bürgermeisterin. Das will man gegen den Mitarbeitermangel tun

Bei der „Alten Drehmaschine“ wurde Bilanz gezogen.

„Thema, das unter den Nägeln brennt“ Die Tourismusbranche sei derzeit besonders hat betroffen. Betriebe suchen händeringend nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Es ist einfach ein Thema, das uns unter den Nägeln brennt“, schlug der Malser HGV-Obmann Klaus Pobitzer in dieselbe Kerbe. Er forderte: „Wir brauchen Hilfe von der Politik“. Scharfe Kritik übte er am System der Grenzpendler. Es sei nicht mehr der Fall, dass es im oberen Vinschgau an Arbeit fehle. Früher sei es wichtig gewesen, diese zu unterstützen. Nun müsse man aber schauen, die Leute im Land zu

behalten. „Es darf nicht mehr so vorteilhaft sein, im Ausland zu arbeiten. Hier ist die Politik gefordert“, fand er klare Worte. Nicht nur das Gastgewerbe biete im ganzen Tal attraktive Arbeitsplätze an. „Und auch gute Löhne werden bezahlt“, so Pobitzer. De facto bilde man mit viel Geld die Jugend aus, „und dann wandern sie ab“. Hier habe es politische Versäumnisse gegeben. Roselinde Gunsch, Bürgermeisterin der Grenzgemeinde von Taufers im Münstertal, entgegnete hinsichtlich des Mitarbeitermangels: „Die Probleme die es gibt, die gibt es nun mal. Ob wir als Gemeinden hierbei etwas tun können, weiß ich nicht“. Sicher-

Informierte über Zahlen und Tätigkeiten: Geschäftsführerin Katharina Fritz

Fand klare Worte: Bürgermeisterin Roselinde Gunsch

Wie Lukas Gerstl betonte, gebe es bereits konkrete Ideen, um Mitarbeiter zu finden. Man wolle als Ferienregion Obervinschgau die Betriebe unterstützen und Aktionen starten. „Wir haben attraktive Arbeitsplätze in unserem Gebiet. Wir müssen das vermehrt vermitteln und kommunizieren. Gute Öffentlichkeitsarbeit ist gefragt“, erklärte Gerstl gegenüber dem der Vinschger. Es gelte, den Menschen einen Job im Gastgewerbe schmackhaft zu machen. „Wir haben ein Arbeitsumfeld, wo die Menschen gut drauf sind, im Urlaub hat man eben ein positives Feeling“, so Gerstl. Durch gezielte Medienarbeit und Sensibilisierungskampagnen wolle man dies nochmals verdeutlichen. 368.000 Nächtigungen 2021 Dass es die vielen Arbeitskräfte braucht, wurde auch einmal mehr anhand der guten Zahlen ersichtlich. Nach einer schwierigen Coronavirus-Zeit gehe es

HGV-Ortsobmann Klaus Pobitzer kritisierte das Grenzpendler-System


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