Gehen ohne Abschied

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Foto: Othmar Prenner

VINSCHGER KULTUR

Sie alle haben den Prozess rund um den Bunkererwerb begleitet; die neue Bunkerfahne trägt ihre Kleidungsstücke: Barbara Berger, Claudio Cornoldi, Brigitte Daniel, Edith und Max Gritsch, Maria Hauser, Maurizio Madia, Martin Noggler, Peter Nothdurfter, Bernhard von Spinn, Margit von Spinn

Die neue Fahne am Bunker 23

Frieden, Freiheit und die schönen Künste Othmar Prenner, langjähriger Freund von Benny von Spinn (1959-2019), erwarb vor kurzem den Bunker 23. Die Zukunft des in ein Wahrzeichen für Frieden verwandelten Militärbaus ist gesichert. TARTSCH - Die neue Bunkerfahne hat der

Künstler Othmar Prenner soeben gehisst, wild flattert sie im Oberwind, ein bisschen wild sieht sie auch aus. „Hier oben kommt es mir manchmal vor, als sei ich auf einem Schiff“, sagt er mit Blick auf das wehende Stück Stoff, das aus den Kleidungsstücken all jener genäht ist, die sich mit ihm für das Fortbestehen des Bunkers als Ort des Friedens und der Kunst einsetzten – allen voran Maria Hauser, Margit von Spinn und Maurizio Madia. Auf der Plattform des Friedens stehend, das Surren des frisch genähten Symbols für das Miteinander im Ohr und ostwärts in das absteigende Tal schauend, wird die Schiffsmethapher deutlich. Denn nach zweieinhalb Jahren kommt wieder Bewegung in den Bunker 23. Volle Fahrt voraus für ein Projekt, das der Lebenstraum von Benny von

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DER VINSCHGER 07/22

Spinn war – und dem Othmar Prenner seit langem verbunden ist. Vom Alpenwall zum Kultobjekt Benny von Spinn, der diesen Militärbau in ein Friedensdenkmal und Kultobjekt verwandelte, erfüllte sich einen lang gehegten Wunsch, als er den Bunker erwarb. Bereits 18-jährig wollte er ihn kaufen, als Jugendlicher hatte er hier Feste gefeiert, damals schon hatte er sich in das Gebäude verliebt. Also schickte er eine Anfrage an das Regierungskommissariat in Bozen. „Mit dem Fallen der innereuropäischen Grenzen könnte in Zukunft ein Ankauf möglich werden“, lautete die Antwort. Benny von Spinn erwarb ihn 2007, als 350 Bunker vom Staat Italien an die Autonome Provinz Südtirol gingen. Der Rest

ist Geschichte. Harte Arbeit und „mindestens zehn gute Ideen am Tag“, die Othmar Prenner seinem verstorbenen Freund bescheinigt, flossen in zwölf Jahren darin, die „Linea non mi fido“ in eine „Linea dell‘arte“ zu verändern. Die Begeisterung zahlreicher Interessierter an seinem Projekt war dem Menschenfreund Benny von Spinn eine große Freude; er hieß sie alle willkommen. Der kreative Ideengenerator experimentierte und verwirklichte eine Fülle außergewöhnlicher Einfälle; auch diejenigen, die nicht von ihm stammten. Eine Kunstausstellung, Bunkerbesichtgungen, Musikveranstaltungen, das Pflanzen von Obstbäumen und Kräutern, der Anbau und das Veredeln von Artischocken, das Anlegen etlicher Weinreben, eine kleine Bibliothek, ein winziger Ruheraum, Kunst an den Innenwänden; all dies entstand nach und nach.


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