VINSCHGER KULTUR
O Reim, Reim … „Schaug wia mei Scheibele außigeat“ PRAD/VINSCHGAU - Der „Scheibenschlogsunnta“, der erste Sonntag in der Fastenzeit, steht in vielen Orten im Vinschgau seit jeher im Zeichen des Scheibenschlagens. Heuer fiel der „Kassunnta“ auf den 6. März. Von Vetzan bis St. Valentin a.d.H. wurden an diesem Tag auf Anhöhen, an besonderen Stellen und auf teilweise historischen Plätzen Larmstangen und Kreuze aufgestellt und angezündet sowie glühende Scheiben in die Nacht geschlagen. der Vinschger war heuer beim Scheibenschlagen auf dem Koatlacker Scheibenschlogegg in Prad mit dabei. Offizielle Nachweise gibt es zwar nicht, aber Gilbert Stillebacher, einer der leidenschaftlichsten Koatlacker Scheibenschlager, ist überzeugt, dass es sich bei diesem Ort, von dem aus weite Teile des Obervinschgaus gut einsehbar
44
DER VINSCHGER 05/22
sind, um eine prähistorische Stätte handelt. Die Grundzüge des Scheibenschlagens im mittleren und oberen Vinschgau sind zwar dieselben, aber kleinere Unterschiede gibt es doch, und zwar nicht nur von Gemeinde zu Gemeinde, sondern auch von Platz zu Platz innerhalb einer Gemeinde. In der Gemeinde Prad wird der Brauch in Lichtenberg gepflegt, in Agums sowie auf dem Roßkopf (Unterdorf), am Prader Berg und in Koatlack. Während es von alters her lose Gruppen, Nachbarschaften oder Freundeskreise waren, die das Scheibenschlagen ausübten, haben in einigen Dörfern im Laufe der Zeit Vereine, wie etwa die Bauernjugend oder die Schützen, die Pflege des Brauchs übernommen. In Koatlack hält eine lose Gruppe den „Scheibenschlogsunnta“ und die damit verbundenen Bräuche hoch.
Ohne Vorbereitungen geht nichts Zu den Besonderheiten des Scheibenschlagens auf dem Koatlacker Scheibenschlogegg gehört der Brauch, dass nicht nur eine Larmstange, sondern auch ein Kreuz aufgestellt wird. Sowohl die Larmstange als auch das Kreuz werden nicht mit Stroh, sondern mit Schilf umwunden. Geschnitten, gesammelt und gebunden werden die „Peanzgn“ schon im Vorfeld bei den Prader Gräben und beim Fischerteich Prad. Das Winden der rund 20 Meter langen Larmstange und des über 20 Meter langen Kreuzes gehört zu den wichtigsten Aufgaben am Vormittag des Scheibenschlagsonntags. Bis spätestens Punkt 12 Uhr müssen die Stange und das Kreuz stehen und vom Dorf aus einsehbar sein. Beim Aufstellen des Kreuzes