Zeitenwende im Schlössl

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

„Jeder zieht sich in seine Höhle zurück“ VINSCHGAU - Vor 144 Jahren hat Fjodor Dostojewski begonnen, seinen Roman „Die Brüder Karamasow“ aufzusetzen. In einer Textpassage schreibt Dostojewski über „unser Zeitalter“ und bezieht sich natürlich das seinige. Entstanden ist der Roman von 1878 bis 1880. Einige Sätze der folgenden Passage passen meiner Meinung nach auch zu unserer Zeit, der Zeit der Pandemie: „Die Gesamtheit hat sich in unserem Zeitalter in einzelne aufgespaltet, jeder zieht sich in seine Höhle zurück, jeder entfernt sich vom anderen, verbirgt sich und das, was er besitzt, und endet damit, daß er die Menschen zurückstößt und die Menschen ihn zurückstoßen. Einsam sammelt er Reichtum an und denkt: Wie mächtig bin ich jetzt und wie gesichert – dabei weiß der Unbesonnene nicht einmal, daß er, je mehr er ansammelt, um so tiefer in selbstmörderische Ohnmacht versinkt. Denn er ist es gewohnt, sich nur auf sich selbst zu verlassen, und hat sich als einzelner vom Ganzen abgesondert, hat seine Seele daran gewöhnt, an menschliche Hilfe, an die Menschen und die Menschheit nicht zu glauben, und bangt nur darum, sein Geld und seine erworbenen Rechte zu verlieren. Der menschliche Geist beginnt heutzutage allenthalben in lächerlicher Weise zu verkennen, dass die wahre Sicherheit des einzelnen nicht durch seine isolierten Bemühungen herbeigeführt wird, sondern nur durch die Solidarität der gesamten Menschheit gewährleistet werden kann. Doch auch diese furchtbare Isolierung wird bestimmt einmal ein Ende nehmen, und dann werden alle auf einmal begreifen, wie unnatürlich es war, sich voneinander abzusondern.“ SEPP

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DER VINSCHGER 03/22

„Keine Entscheidung gegen die Jugend“ Gemeindeverwaltung von Laas nimmt zum Ankauf der Disco Fix Stellung

LAAS - Der Ankauf des DiscoFix-Aerals seitens der Gemeinde Laas hat zu vielen Diskussionen und auch zu Kritik geführt. Nachfolgend die vollinhaltliche Stellungnahme des Gemeindeausschusses von Laas zum Ankauf: „Die Entscheidung, das Areal zu erwerben, auf dem sich die Disco Fix befindet, war keine Entscheidung für Leergut und gegen die Jugend. Ganz im Gegenteil, es war eine notwendige und unaufschiebbare Entscheidung, die der Gemeinde Laas alle Optionen offenhält. Die Raika Ritten hatte als Eigentümerin der Immobilie den Verkauf unwiderruflich beschlossen, da der Leasingpartner laut Raika Ritten in Schwierigkeiten kam. So wurde das Areal der Disco Fix sowohl auf dem privaten Markt als auch der Gemeinde Laas zum Kauf angeboten. Von privater Seite meldeten sich verschiedene Interessenten; diese ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass sie die Disco nicht weiterbetreiben, sondern das Areal auf andere Weise nutzen möchten. Mit dem Ziel, dass

das Grundstück in Zukunft im öffentlichen Interesse genutzt werden kann, hat deshalb die Gemeinde Laas mit Beschluss des Gemeinderates vom 28.12.2021 das Areal erworben. Was jedoch die künftige Nutzung betrifft, gibt es im Augenblick zwar verschiedene Überlegungen, aber keine endgültige Entscheidung. War das Betreiben von Discotheken bereits vor Corona nicht einfach, so hat die Pandemie gerade diesen Sektor häufig in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Es kann jedoch kein Zweifel darüber bestehen, dass es nicht Aufgabe der öffentlichen Verwaltung ist, eine Disco zu betreiben. Die Raika Ritten hat für das gesamte Areal 1,5 Mio. Euro gefordert. Auf der Grundlage eines Schätzgutachtens, das der Gemeindeausschuss Laas eingeholt hat, und nach intensiven Verhandlungen mit der Raika Ritten konnte der Kaufpreis auf 750.000 Euro, also auf die Hälfte, reduziert werden. Mit dem Kauf der Immobilie hat die Gemeinde dem

derzeitigen Pächter der Disco Fix die Möglichkeit eingeräumt, den Discobetrieb unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen bis Ende Juni 2023 fortführen zu dürfen. Welche Zweckbestimmung das Areal schlussendlich erhält, ist noch nicht definitiv. Die Jugendlichen waren gerade in den vergangen zwei Jahren während der Pandemie jene Gruppe, welche oftmals vergessen und mit ihren Problemen allein gelassen wurde. Gerade was den Unterhaltungssektor anbelangt, gibt es seit der Corona-Pandemie große Defizite. Darum: Bei einem Treffen der Bürgermeister/innen des Vinschgaus mit den Jugendreferenten/ innen und den Verantwortlichen der Jugenddienste wurde beschlossen, dass der Bezirksausschuss an diesem Thema dranbleibt und die Wünsche der Jugendlichen und der Eltern erhebt und anschließend in Zusammenarbeit konkrete Maßnahmen bezüglich Freizeitangebote für Jugendliche im Vinschgau erarbeitet.“ RED


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