Es bewegt sich vieles im Bezirk

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VINSCHGER THEMA

„Wir halten zusammen“ Nach einem Jahr Präsidentschaft zieht Dieter Pinggera trotz des allgegenwärtigen „Corona-Schattens“ und trotz großer Herausforderungen eine positive Bilanz. VINSCHGAU - Schon allein sein dichter Terminkalender zeigt es: Dieter Pinggera ist ein viel beschäftigter Mann. Wenn im Bürgermeisterbüro im Rathaus in Schlanders das Licht nicht brennt, trifft man ihn normalerweise am Sitz der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, die er seit dem Dezember des Vorjahres als Präsident leitet. Auch aufgrund dieses zusätzlichen Amtes gibt es so gut wie kein Anliegen oder Thema im Bezirk Vinschgau, mit dem Dieter Pinggera nicht direkt oder indirekt befasst ist. Die Palette reicht vom Nationalpark über die anstehende Pensions-Welle bei den Hausärzten bis hin zu einem bezirksweiten Tourismuskonzept, das die Gemeinden gemeinsam erarbeiten wollen. der Vinschger: Herr Dieter Pinggera, Sie sind nicht nur Bürgermeister der Gemeinde Schlanders, sondern seit rund einem Jahr auch Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Ist es schwierig, beide Ämter unter einen Hut zu bringen? DIETER PINGGERA: Es ist vor allem zeitintensiv,

das Arbeitspensum ist enorm. Inhaltlich sind die zwei Aufgaben gut zu vereinbaren, weil sich die Anliegen, um die ich mich als Bürgermeister und als Bezirkspräsident kümmere, weitgehend decken. Verdienen Sie eigentlich doppelt?

Nein, doppelt nicht. Die geltende Regelung sieht vor, dass ein Bezirkspräsident, der zugleich Bürgermeister ist, in etwa die Hälfte der Vergütung bezieht, die einem Bezirkspräsidenten zusteht, der ausschließlich dieses Amt ausübt.

Hat die Corona-Krise die politische Arbeit auf Bezirksebene in irgendeiner Form gehemmt bzw. eingeschränkt?

Auch wir als Bezirksgemeinschaft mussten die operative Tätigkeit auf Video-Konferenzen und Online-Besprechungen umstellen.

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DER VINSCHGER 42/21

Obwohl das technisch natürlich möglich und machbar ist, gibt es auch Nachteile. Es ist nicht dasselbe, ob man über den Computer miteinander kommuniziert oder ob man physisch zusammensitzt, einander in die Augen schaut und nachher etwas zusammen trinken geht. Zusätzlich zu diesem Aspekt hat die Corona-Krise sehr viel Mehrarbeit für die Gemeinden und auch die Bezirksgemeinschaft gebracht, denken wir nur an die Teststationen oder Impfzentren. Wie würden Sie die Situation der gesundheitlichen Versorgung im Tal und jene im Krankenhaus ohne Pandemie beschreiben?

Ohne Pandemie - das wage ich zu behaupten - wäre die Situation im Krankenhaus besser als je zuvor. Schon vor der Pandemie wurde eine Vielzahl von Abmachungen und politischen Zusagen umgesetzt oder eingelöst. Es wurden nicht nur die zwei vakanten Primariate nachbesetzt, sondern zum Teil sogar zusätzliche Dienste eingeführt, etwa die Rehabilitation. Die Pandemie hat das alles stark überschattet. Derzeit ist die Situation im Krankenhaus - nicht zuletzt auch wegen der Suspendierungen und Kündigungen - sehr angespannt und belastend. Alle sind im Anschlag. Was die Hausärzte und die Basismedizin im Vinschgau betrifft, befinden wir uns in einer schwierigen Situation. Es ist leider so, dass unser Bezirk bei bisherigen Ausschreibungen mehrmals leer ausgegangen ist. Junge Ärzte ziehen es offensichtlich vor, in den Städten zu arbeiten. Das Land wird gemieden. Erschwert wird die Lage auch deshalb, weil uns in nächster Zeit eine weitere Pensionierungswelle von Hausärzten ins Haus steht. Gut aufgestellt ist der Vinschgau in diesem Bereich somit nicht.

Der Sozialbereich wurde von der Pandemie total überschattet und sehr stark getroffen. Für die stationären Einrichtungen, ich denke etwa an die Lebenshilfe, galten dieselben strengen Vorgaben wie für die Seniorenwohnheime. Obwohl sie de facto über Monate geschlossen waren, musste alles darangesetzt werden, um die stationären Dienste irgendwie aufrecht zu erhalten. Wir konnten die Klientinnen und Klienten, die zum Teil auch alleinstehend sind, nicht einfach zu Hause lassen. Außerdem hatten wir auch Infizierte unter den Betreuten und bei den Mitarbeiterteams. Noch immer sehr schwierig ist die Lage derzeit bei der Hauspflege. Wenn sich das Infektionsgeschehen zuspitzt, wie wir es derzeit leider wieder erleben, werden Patienten aus dem Krankenhaus entlassen, obwohl sie eigentlich noch bleiben müssten. Das wiederum führt zu einer Überlastung bei der Hauspflege. Hinzu kam außerdem, dass der Staat die Impflicht auch auf das Personal der Hauspflege ausgedehnt hat, sodass wir auch in diesem Bereich Suspendierungen und Kündigungen befürchten müssen. Wir bemühen uns derzeit stark, Personen für eine Mitarbeit in der niederschwelligen Hauspflege zu finden und rufen vor allem Pensionierte dazu auf, uns in dieser schwierigen Situation zu helfen. Die Voraussetzungen für zeitweise Anstellungen wurden mit dem jüngsten Dekret des Landeshauptmannes Gott sei Dank gelockert. Was hat sich in den Bereichen Abfallbewirtschaftung und Radwegenetz heuer getan?

Bei der Abfallbewirtschaftung konnten wir heuer im Wesentlichen auf Kontinuität setzen, weil die größeren Investitionen im Abfallwirtschaftszentrum in Glurns abgeschlossen sind. Einen Umbruch wird es hingegen beim Thema Radwege geben, Der größte Aufgabenbereich der weil dafür im Landesressort für Mobilität Bezirksgemeinschaft ist das Soziale. eine neue Kompetenz- und KoordinierungsWie kamen bzw. kommen die Sozial- stelle geschaffen wird. Die Finanzmittel für dienste mit der Pandemie zurecht? die außerordentliche und ordentliche In-


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