VINSCHGER THEMA
Es braucht mehr Tempo Alle drängen auf Bahnverbindung mit der Schweiz. Arbeiten der „Technischen Arbeitsgruppe“ ziehen sich weiter in die Länge. MALS - Welche Folgen der Klimawandel mit sich bringt, hören und sehen wir alle Tage. Den Menschen steht das Wasser bis zum Hals, nicht wenigen sogar im wahrsten Sinn des Wortes. Zu den Hauptverursachern von Treibhausgas-Emissionen gehört der Verkehr. Um die Umweltbelastungen des derzeit immer noch steigenden Verkehrs einigermaßen in den Griff zu bekommen, gibt es auch im Dreiländereck eigentlich nur eine Möglichkeit und das ist die Bahn. „Die Politik und auch die Bevölkerung müssen Druck machen, damit im Rhätischen Dreieck moderne und länderübergreifende Bahnverbindungen möglichst rasch geplant und auch umgesetzt werden“, gab sich der Malser Bürgermeister am 18. November bei einem Informationsund Diskussionsabend im Kulturhaus in Mals überzeugt. Die Entscheidungen dafür seien möglichst rasch zu treffen. Die Zeit sei auch deshalb günstig, weil die EU und der Staat im Kontext mit dem Problem des Klimawandels viel Geld bereitstellen.
Warten auf die „Bestvariante“ Leider vertrösten musste Josef Thurner das Publikum mit ersten Arbeitsergebnissen der „Technischen Arbeitsgruppe“, die im Anschluss an die sogenannte „Grauner Absichtserklärung“ eingesetzt worden war. Es war am 11. September 2020, als die höchsten Regierungsvertreter aus Südtirol, Tirol, dem Kanton Graubünden und aus der Lombardei gemeinsam die Absicht erklärten, den Schienenverkehr im Dreiländereck zu verbessern und eine Anbindung an das internationale Bahnnetz zu schaffen. „Es ist
Josef Thurner
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DER VINSCHGER 39-40/21
Eva Prantl und Moderator Markus Lobis
auch die Aufgabe der Politik, große Ziele für die späteren Generationen anzuvisieren“, hatte Landeshauptmann Arno Kompatscher in Graun gesagt. Die Hauptaufgabe der „Technischen Arbeitsgruppe“ ist es, mögliche Varianten zur Schließung von Lücken zu prüfen, deren Machbarkeit auszuloten und Kostenschätzungen anzustellen, um den politischen Entscheidungsträgern die objektiv beste Variante bzw. Trassenführung vorzulegen. Die Amtsdirektorin Stephanie Kerschbaumer, die Vorsitzende der Arbeitsgruppe, hatte den Malser Bürgermeister im Vorfeld des Abends mitgeteilt, dass mit den Resultaten der nunmehr einjährigen Vorarbeiten zu Beginn des nächsten Jahres zu rechnen sei.
Bahn wird es sicher keine Mobilitätswende geben“, sagte Moroder. Einen Meilenstein im Ausbau des transeuropäischen Schienennetzes sieht er im Brennerbasistunnel, der bis 2032 fertiggestellt sein soll. Als notwendige Bahnlinien in Südtirol nannte Moroder die Dolomitenbahn, die Bahn ins Überetsch und nicht zuletzt die Anbindung des Vinschgaus an die Schweiz. Dank der Elektrifizierung der Vinschger Bahn könne die Beförderungsfähigkeit mehr als verdoppelt werden. „Haben wir heute ca. 7.000 Fahrgäste pro Tag, werden es morgen rund 17.000 sein“, so Moroder. Im Umkehrschluss dürfte der durchschnittliche Autoverkehr im Vinschgau entsprechend abnehmen. Obschon rund zwei Drittel des Verkehrs hausgemacht seien, spiele der Tourismus eine wesentliche Rolle, genauer Die Zeit drängt gesagt die Verkürzung der Aufenthaltsdauer und die damit einhergehende Zunahme des Alle Referenten, die von der Initiative Anreiseverkehrs. Die durchschnittliche Auf„PRO BAHN terra raetica“ zum Abend enthaltsdauer der Gäste ist in rund 30 Jahre eingeladen worden waren, plädierten für um 30 Prozent gesunken. Das heißt, dass möglichste rasche Entscheidungen bzw. Wei- der Anreiseverkehr um 30 Prozent gestiegen chenstellungen seitens der Arbeitsgruppe ist. „Wenn es gelingt, die Aufenthaltsdauer und dann auch seitens der Politik. „Italien zu steigern, bessere Möglichkeiten für eine erhält über den sogenannten Green Deal 240 Anreise mit der Bahn zu schaffen und den Milliarden Euro, die nicht für Straßenbau- Tourismus nachhaltiger zu gestalten, wird projekte ausgegeben werden dürfen. Diese der Anreiseverkehr deutlich sinken“, ist Geldmittel sind möglichst rasch abzuholen“, Moroder überzeugt. mahnte der Mobilitäts- und Bahnexperte Helmuth Moroder. In Europa tue sich einiges, Präferenz für Scuol-Mals um den Autoverkehr einzuschränken und die Mobilität auf der Schiene zu fördern. Der Bauingenieur und Verkehrsplaner Gute Verbindungen und schnelle Fahrzeiten Paul Stopper, der über derzeitige Bahn-Lüwürden das Bahnfahren auch für die Gäste ckenschlüsse im Dreiländereck und darüber attraktiv machen. „Die Bahn allein wird die hinaus informierte und mögliche Varianten Mobilitätswende nicht schaffen, aber ohne und Trassenführungen erläuterte, machte
Paul Stopper
Franziska Preisig
Dario Giovanoli
Helmuth Moroder
Baldur Schweiger