VINSCHGER THEMA
Safran und Gemüse statt Äpfel Elisabeth Tappeiner und ihr Mann Peter Weiß gehen neue Wege. Erster professioneller Safran-Anbau im Vinschgau. TSCHARS - „Wenn Safran schon in der
Schweiz wächst, müsste diese Pflanze doch auch bei uns gedeihen.“ Das sagte Marianne Tappeiner vom Kartheingut in Tschars, nachdem sie vor rund 10 Jahren einen Fernsehbericht über den Anbau von Safran in der Schweiz gesehen hatte. Diesen Satz ihrer Mutter, die 2014 im Alter von nur 59 Jahren gestorben ist, hat die Tochter Elisabeth immer im Hinterkopf behalten. „Außerdem gehört es zu meiner Natur, etwas Neues zu wagen und nicht das zu tun, was alle tun“, erzählte uns Elisabeth Tappeiner am 14. Oktober, als wir sie bei der ersten Safran-Ernte begleiteten. Sie hatte zusammen mit ihrem Mann Peter Weiß während der Corona-Zeit den Entschluss gefasst, das Kartheingut auf Bio umzustellen, die Apfelwiesen am Sonnenberg oberhalb des Dorfes Schritt für Schritt zu roden und sich auf den Anbau von Safran und biologischem Gemüse zu spezialisieren. Abgesehen davon, dass sie im Apfelanbau nicht unbedingt eine rosige Zukunft sieht, haben noch andere Faktoren dazu beigetragen, eine Alternative zum Obstanbau zu suchen: „Mein Mann ist zweimal mit dem Traktor verunglückt und hatte zweimal riesiges Glück. Der erste Unfall ereignete sich, als ich im neunten Monat schwanger war“, blickt Elisabeth zurück.
chen und Kontakten mit Safran-Anbauern und Experten in der Wachau in Niederösterreich, in Deutschland und in der Schweiz wagten Elisabeth und Peter heuer eine erste größere Anpflanzung. 5.000 Safranknollen eines zertifizierten Biobetriebs in Frankreich wurden auf der genannten Stele im Spätsommer gepflanzt. Seit dem 8. Oktober ist Erntezeit. Noch bis in den November hinein wird Elisabeth Tag für Tag in aller Herrgottsfrüh mit der Taschenlampe ausrücken, um die Blüten zu ernten. Täglich rückt Elisabeth Tappeiner seit dem 8. Oktober in aller Früh aus, um die Safranblüten noch vor Sonnenaufgang pflücken zu können.
5.000 Knollen aus Frankreich Als erste Anbaufläche für den Vinschger Safran wurde eine rund 150 Quadratmeter große Stele am Sonnenberg ausgesucht. Die Fläche liegt auf einer Meereshöhe von ca. 600 Metern und bietet gute Voraussetzungen für den Anbau des teuersten Gewürzes der Welt. Safranpflanzen lieben trockene, sonnige Standorte auf lockeren, sandigen und kalkreichen Böden. Nach einem ersten erfolgreichen Anbauversuch im hofeigenen Garten im Jahr 2020, nach vielen Recher-
Für ein Gramm Safran braucht es zwischen 150 und 200 Blüten bzw. zwischen 450 und 600 einzelne Safranfäden.
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Alles Handarbeit Bei der Ernte ist es wichtig, die Blüten vor Sonnenaufgang zu pflücken, denn die Sonne und die Helligkeit mindern die Qualität. Der Safran-Anbau ist insgesamt mit sehr viel Handarbeit verbunden. Das beginnt schon beim Pflanzen der Knollen. Diese werden in 15 Zentimeter Tiefe gesetzt, wobei sie in etwa 15 Zentimeter Abstand zueinander haben sollten. Auch die Ernte und das „Zupfen“ sind reine Handarbeit. „Für das Ernten von 200 Blüten braucht es rund eine Dreiviertelstunde und dieselbe Zeit benötigt man auch für das ‚Zupfen’ von 200 Blüten, also für das Loslösen der drei Safranfäden“, weiß Elisabeth aus eigener Er-
An diesem Safranknollen haben sich bereits Brutknollen gebildet.