VINSCHGER GESELLSCHAFT
„Ausschließlich der Wahrheit verpflichtet“ MALS - Junge Menschen für einen freien und unabhängigen Journalismus begeistern und ihnen das dafür nötige erste Handwerkszeug mit auf den Weg geben. Das ist das Ziel des Gabriel-Grüner-Stipendiums und des Gabriel-Grüner-Schülerpreises. Mit diesem Gemeinschaftsprojekt (Bildungsausschuss Mals, „Zeitenspiegel Reportagen“, Wochenzeitschrift ff, Gemeinde Mals, Pädagogische Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion) wird an den Kriegsberichterstatter Gabriel Grüner erinnert, der 1963 in Mals geboren ist und am 13. Juni 1999 zusammen mit dem Fotografen Volker Krämer und dem Dolmetscher Senol Alit am Dulje-Pass im Kosovo ermordet wurde. Die Reporter-Agentur „Zeitenspiegel“ hatte noch im Jahr 1999 das Gabriel-Grüner-Stipendium ins Leben gerufen, um die Erinnerung an den „Stern“-Reporter wachzuhalten. „Auch die heutige Welt braucht freien Medien und freie Journalisten, wie es Gabriel Grüner war“, sagte der Journalist Ulrich Ladurner (im Bild) von der „Die Zeit“ in seinem Festvortrag bei der Preis- und Stipendiums-Verleihung am 22. Oktober im Kulturhaus in Mals. Den freien Medien in Europa sei der Krieg erklärt worden, „doch der Kampf für Freiheit, Unabhängigkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit ist nicht verloren.“ Gabriel Grüber habe sich ausschließlich der Wahrheit verpflichtet gefühlt. „Bis heute
Im Bild (v.l.): Ivan Gufler und Dominik Hofer, Karolina Kaltschnee und Jasmina Hanf, Martina Rainer, die den Preis für Ida Geyr und Sophie Trafoier entgegennahm, und Michael Pinggera
empfinde ich seinen Tod als großen Verlust“, so Ladurner. Die Laudatio zur Vergabe des Gabriel-Grüner-Stipendiums hielt Gabriels Bruder Peter Grüner (im Bild). Das Stipendium ging an die Autorin Karolina Kaltschnee und die Fotografin Jasmina Hanf aus Deutschland. Die zwei jungen freien Journalistinnen waren 6 Wochen lang in Polen unterwegs und arbeiten nun an einer Reportage zur Lage homosexueller Menschen in Polen. Peter Grüner hatte daran erinnert, dass Homosexualität in Polen seit Jahrzehnten in weiten Teilen der christlich-konservativ dominierten Gesellschaft mit Diskriminierung begegnet wird. 2019 haben sich immer mehr Gebietskörperschaften zu sogenannten „LGBT-freien“ Zonen erklärt. Nicht nur Polen sei laut Peter Grüner auf dem Weg zu einem neuen Faschismus. Nicht
anwesend sein konnten beim gut besuchten Abend in Mals Ida Geyr und Sophie Trafoier (Absolventinnen des Kunstgymnasiums Meran), die mit ihrer Reportage „Oma hat kein Heute mehr“ den Gabriel-Grüner-Schülerpreis für Südtirol 2020 gewonnen hatten. Den Preis 2021 erhielten Ivan Gufler und Dominik Hofer (Technologische Fachoberschule Max Valier) für ihre Reportage „Unsichtbar“, in welcher der harte Alltag von Fahrradkurieren in Bozen aufgezeigt wird. Gertrud Verdorfer (Abteilungsdirektion der Pädagogischen Abteilung) sagte, dass der Gabriel-Grüner
Sophia Sagmeister (links) und Judith Felderer
Preis und auch der Claus-Gatterer-Preis dem Land und der Schule guttun. Martina Rainer, die Direktorin der Gymnasien Meran, bedankte sich im Namen aller Schulen für die wertvollen Schreiberfahrungen, die junge Menschen dank dieses Gemeinschaftsprojektes sammeln können. Ida Geyr und Sophie Trafoier waren von der Lehrerin Helga Graziadei begleitet worden, Ivan Gufler und Dominik Hofer von der Lehrerin Verena Kiebacher. Musikalisch umrahmt haben den Abend in Mals Sophia Sagmeister und Judith Felderer. Als Ehrengäste konnte der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Michael Pinggera, u.a. auch Gabriel Grüners Frau Beatrix, den Sohn Jakob sowie die zwei weiteren Geschwister von Gabriel, Ute und Wolfgang, begrüßen. Bürgermeister Josef Thurner würdigte das Engagement der jungen Preisträgerinnen und Preisträger. Einen besonderen Dank hatte Pinggera seiner Vorgängerin Sibille Tschenett ausgesprochen. SEPP
EINBLICKE IN DIE FAMILIENBERATUNG FABE - „5 MINUTEN FÜR MICH“
Patient Scheidungsfamilie Die Grundüberzeugung von Dr. Figdor beinhaltet, dass eine kontinuierliche intensive Beziehung zum getrennt wohnenden Elternteil eine unverzichtbare Voraussetzung dafür ist, Kinder eine (langfristige) Traumatisierung durch die Trennung der Eltern zu ersparen und die in der Trennung enthaltenen Entwicklungschancen
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nutzen zu können. Diese „kontinuierliche intensive Beziehung“ zum Vater kann ihre heilsame Rolle in der Entwicklung des Kindes dann spielen, wenn sich das Kind sicher sein darf, beide Eltern uneingeschränkt lieben zu dürfen, ohne jeweils den anderen zu kränken, zu enttäuschen oder zu verletzen.
Das geht aber nur, wenn z.B. die Mutter die Gefühle und den Kontakt des Kindes zum Vater ausdrücklich bejaht und umgekehrt. Andernfalls gerät das Kind in einen Loyalitätskonflikt. Eine mögliche Lösung aus diesem Dilemma ist durch die Erwachsenen möglich. Wenn es irgendwie zu einer
Versöhnung oder wenigstens Entspannung der Beziehung zwischen Vater und Mutter kommt. Dafür müssen die Eltern sorgen und sich eventuell durch therapeutische Begleitung Hilfe holen. (Figdor „Patient Scheidungsfamilie 2012, S.157ff)