VINSCHGER KULTUR
Künstler und Akteure in Karthaus: Benjamin Santer, Elisa Horrer, Judith Neunhäuserer, Stefan Alber, Irene Hopfgartner, Wolfgang Nöckler, Barbara Gamper und Alexander Wierer (vorne v.l.); Kurator Michael Rainer, Bürgermeister Karl Josef Rainer, Alexander Zöggeler, Landesrat Philipp Achammer und Kurator Thomas Rainer (hinten v.l.)
Ein Kloster, zwei Kuratoren, sieben Künstler … gestalten das Thema „Implantat“ in der 33. Sommerausstellung „Kunst in der Kartause“. KARTHAUS - Michael Rainer aus Wien und Thomas Rainer aus Zürich sind die Kuratoren der 33. Sommerausstellung in Karthaus. Durch den typisch Schnalser Namen Rainer wurden sie in den Reihen des Kulturvereins Schnals bald zu den „Schnalser Bueben“. Die international agierenden, gebürtigen Kufsteiner waren natürlich fasziniert von Südtirols einziger Kartause in Schnals, aber aus ihrem Blickwinkel war das Besondere an der Anlage, dass sie künstlich in die wilde Berglandschaft eingepflanzt, implantiert worden war, auf Isolation und Abschottung bedacht – ein „locus horribilis“, ein schrecklicher Ort. Daraus entwickelten die Gebrüder Rainer das Thema Implantat für die 33. Ausgabe von „Kunst in der Kartause“. Gleichzeitig entstanden als globales Implantat die Anschrift „implant(at)karthaus“ und eine textliche Aufbereitung, in die man sich einarbeiten muss. Drei zeitgenössische Künstlerinnen und vier Künstler, alle aus Südtirol und mit einer Ausnahme alle im Ausland lebend, wurden beauftragt, durch ihre Kreativität ein „Wechselverhältnis des Kunstkörpers“, des Implantats, zu seiner Umgebung darzustellen und zu erklären. Dadurch sollten Dorfbewohner und Besucher zu weiteren Sichtweisen angeregt werden.
Leander Schönwegers implantierte Käfige im Kreuzgang
macht. Er hat die Zelleneinrichtung in den Klostergarten trans-plantiert und Abgeschiedenheit aufgehoben. Für Barbara Gamper (Meran-Berlin) galt es von der „ausgeschlossenen“ Heilig-Grab-Kapelle über eine Stoffbahn mit aufgedruckten Votivgaben ein Hinausreichen, „Reach Out“ Richtung Dorf zu schaffen. Irene Hopfgartner (Bruneck-Wien) bewältigt „ohne Titel“ die Natur in einer Ecke des Klostergartens mit dem kreisförmig wachsenden Fliegenpilz. „Während die Welt dreht“ erzeugt Judith Neunhäuserer (Bruneck-München) Vibrationen aus dem Kreuzgang als RestSieben Künstler – sieben Botschaften geräusche einer Botschaft des Schweigens Stefan Alber (Bruneck-Berlin) hat eine im Rhythmus des Stundengebets. Wolfgang Klosterzelle zur Skulptur „Cubiculum“ ge- Nöckler (Ahrntal-Innsbruck) versuchte
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DER VINSCHGER 24-25/21
Barbara Gampers Tuch mit Abbildungen von Votivgaben
die Ex-plantation eines Implantates. Vier Grabungseinheiten legen Wortgebilde aus dem Ahrntaler Dialekt, und daher aus der archaischen Sprachlandschaft, des „Töldra“, frei. Leander Schönweger (Meran-Brüssel) ist der einzige Künstler mit elterlichen Wurzeln im Vinschgau. Seine Käfige – schon die Benennung bedingt die Sichtweise – sind Implantate im Kreuzgang und Klosterhof und eine permanente Herausforderung an unsere Wahrnehmung. In Alexander Wierers (Brixen-Sarns bei Brixen) Kreuz-Kompilation sahen die Kuratoren sowohl das Achsenkreuz römischer Siedlungsgründer, als auch die kreuzförmige Anordnung mit einem Kommunikationssystem für WLANVerbindung.