Kompatscher redet Tacheles

Page 4

VINSCHGER THEMA

„Wir riskieren, im Herbst die Deppen Europas zu sein“ Landeshauptmann nimmt kein Blatt vor den Mund. Von schleppenden Corona-Impfungen bis hin zu „brennenden“ Vinschger Anliegen.

4

LATSCH - Nach der schier endlosen CoronaPhase mit zahllosen Video-Zuschaltungen waren alle froh, einander wieder in die Augen schauen zu können. Und auch das direkte Gespräch kam bei der Sitzung des SVP-Bezirksausschusses, zu der Bezirksobmann Albrecht Plangger und sein Stellvertreter Helmut Fischer am 30. Juni in das CulturForum nach Latsch eingeladen hatten, nicht zur kurz. Die Themen, zu denen sich die Vinschger SVP-Funktionäre und Verwalter klare Worte von Arno Komptascher erwarteten, hatte der „Abi“ dem Landeshauptmann sozusagen auf einem Teller serviert, ohne es einleitend zu unterlassen, der Landesregierung und speziell dem Landeshauptmann vorab dafür zu danken, „uns gut durch die Krise gebracht zu haben.“ Die Landesregierung habe getan, „was sie konnte und zum Teil sogar mehr.“

die Vinschger Gemeinden, die Abgeordneten und auch die ‚Römer’ zusammengehalten haben.“ Kompatscher: „Der Bezirk Vinschgau hat eine starke Stimme, wenn sie geeint ist.“

Etliche „heiße Eisen“

„Stark, weil geeint“

Was die Anliegen und Probleme betrifft, die den Vinschgern unter den Nägeln brennen, halte der Landeshauptmann die „Vinschger Fahne“ in der Landesregierung zwar hoch, doch es gebe eine ganze Reihe von Anliegen, „bei denen wir dich, lieber Arno, weiterhin brauchen.“ Der Bezirksobmann nannte zum Beispiel die Post, die Schaffung eines Alpenbahnkreuzes im Dreiländereck, den Nationalparkplan, die schon lang geplante Aufwertung des Gebietes am Stilfserjoch, die Trockenzonen und etliche weitere „heiße Eisen.“ Auf Planggers Anspielung, wonach sich im Pustertal zum Teil mehr bewege als im Vinschgau, konterte Kompatscher mit dem Hinweis, dass mittlerweile eher die Pusterer neidisch auf die Vinschger seien, „weil im Vinschgau viel Großes geschehen ist, und zwar schon unter der Regierung Durnwalder.“ Große Dinge seien immer dann gelungen, „wenn

Als positives Beispiel nannte er das Krankenhaus: „Es gab unterschiedliche Ansichten, aber wir haben immer miteinander geredet.“ Die Corona-Pandemie habe weltweit dazu beigetragen, den Stellenwert der peripheren Gesundheitsversorgung zu stärken: „Die Pandemie hat gezeigt, wie verletzlich große zentralistische Systeme sind.“ Die Umfahrung von Kastelbell und Galsaun, an der planmäßig gearbeitet wird, sei ein weiteres Beispiel guter Zusammenarbeit im Bezirk. Zu den prioritären Vorhaben im Vinschgau gehören derzeit unter anderem Steinschlagschutznahmen in der Latschander. Was das Schülerheim in Mals betrifft, so gebe es eine Perspektive.

DER VINSCHGER 22-23/21

Den bisherigen Gemeindeverwaltern und Gemeindeverwalterinnen wurde für den jahrelangen Einsatz gedankt. Im Bild die Riege der ausgeschiedenen Bürgermeister (v.l.): Peter Trafoier (er arbeitet als Vizebürgermeister weiter), Heinirch Noggler, Luis Frank, LH Arno Kompatscher, Helmut Fischer und Andreas Tappeiner; Ulrich Veith und Hartwig Tschenett konnten nicht dabei sein, weil sie im Urlaub waren.

Wo und wie wird verbunden? Ganz bewusst nicht zu weit hinausgelehnt hat sich Kompatscher zum Thema Alpen-

bahnkreuz im Dreiländereck: „Es geht jetzt darum, zu ermitteln und festzulegen, wo und wie verbunden wird, wobei Österreich, die Schweiz, Südtirol und auch die Lombardei einzubinden sind.“ Kompatscher sprach von einem Jahrhundertprojekt nicht nur für den Vinschgau, sondern für ganz Südtirol. Man sei auf einem „Superweg“ und er sei überzeugt, „dass mit dem ersten Baulos im Vinschgau begonnen wird.“ Wie der Landeshauptmann in einem Nachgespräch dem der Vinschger bestätigte, sei bereits nach der politischen Sommerpause mit einer Entscheidung seitens der Arbeitsgruppe zu rechnen, die nach der „Erklärung von Graun“ im Herbst 2020 eingesetzt worden war. „Es geht um die Ermittlung der objektiv besten Trassenführung, um die technische Machbarkeit, um die Kosten und um die Funktionalität.“ Trassenvarianten gibt es bekanntlich viele. Regionalratspräsident Sepp Noggler sagte, dass es Bestrebungen gebe, einen Beschlussantrag zur Variante Reschenbahn auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Dreier-Landtages zu setzen. Mit einem solchen Antrag könnte der laufende Entscheidungsprozess gestört werden. Der Dreierlandtag findet im Oktober 2021 in Alpach statt.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Kompatscher redet Tacheles by piloly.com GmbH - Issuu