VINSCHGER KULTUR
Wer ist Jesus für mich? SCHLANDERS - In der Pfarrkirche in Schlanders wurde die „Lange Nacht der Kirchen“ am 28. Mai mit Orgelmusik von Pasquale Bonfitto (im Bild) und geistlichen Impulsen von Dekan Mathew Kozhuppakalam begangen. Bonfitto spielte ausgewählte Orgelkompositionen von J.S. Bach, F. Schubert. C. Franck, M. Reger und anderen. Auch „Litanies“, das wohl bekannteste Orgelwerk des französischen Komponisten Jehan Alain, trug Bonfitto vor. „Litanies“ hieß auch das Motto der „Langen Nacht“ in Schlanders, zu der rund 30 Personen gekommen waren. Der aus San Giovanni Rotondo in Apulien stammende Organist und Musiklehrer Pasquale Bonfitto spielte mit viel Pathos und Energie. Er ist u.a. Organist in Reschen und Mitglied des Organisten-Teams des Domes Bozen und der Pfarrkirche Meran. Er leitet außerdem die Chöre „Joyful Singers“ und „Rudè da chant Engiadina“ sowie den Kirchenchor Reschen. Der Dekan (im Bild) wartete mit aufrüttelnden, besinnlichen und hoffungsvollen Worten auf. Er regte die Gläubigen an, sich zu fragen: „Wer ist Jesus für mich und wer bin ich für ihn?“ Ist Jesus mein Freund und Vertrauter, ist er der Weg auf dem ich gehe, mein Licht, das Ziel meines Lebens? - Landesweit wurde die „Lange Nacht der Kirchen“ mit 123 Veranstaltungen in 51 Kirchen begangen. Im Mittelpunkt der heurigen Auflage stand die Orgel, das Instrument des Jahres 2021. Die „Lange Nacht der Kirchen“ wird in Südtirol seit 2014 veranstaltet. Koordiniert werden die Aktionen vom Seelsorgeamt der Diözese Bozen-Brixen und der Arbeitsgemeinschaft der JugendSEPP dienste.
„Zu viel Panzer – zu wenig Hirn“ „Die Frauen für Frieden“ nahmen sich in den Jahren 1980 bis 1986 kein Blatt vor den Mund.
Autorin Martha Verdorfer
Buchvorstellung im Innenhof der Schlandersburg
SCHLANDERS - Na, endlich. Die Kultur kommt in Bewegung. In der Mittelpunktbibliothek war es – nicht untypisch – eine Buchvorstellung. Eine besondere war es, bei abendlicher Kühle im Innenhof der Schlandersburg. Sie war „coolen Frauen“ gewidmet; Frauen, die in Südtirol Geschichte geschrieben haben und trotzdem fast vergessen sind. Martha Verdorfer, Historikerin aus Lana, hat über das Frauenarchiv Bozen rechtzeitig dafür gesorgt, dass die Frauenbewegung für den Frieden nicht ins historische Abseits gerät. Dazu hat sie das Transparent, das die Bewegung vor sich her-
trug „Zu viel Panzer – zu wenig Gehirn“ als Cover ihres Buches übernommen. In der Einleitung klärte Verdorfer den Anspruch ihrer Publikation „Die Frauen für Frieden. Gegen Aufrüstung und Krieg. Südtirol 1980 – 1986“. Es sei nicht ein primär wissenschaftlicher, sondern ein gesellschaftspolitischer Anspruch. Entstanden ist die Bewegung Frauen für Frieden mit dem Nato-Doppelbeschluss im Dezember 1979. Die Nato drohte damals, in Europa neue Mittelstreckenraketen gegen den Warschauer Pakt zu stationieren. Als die Vision eines Atomkrieges in Europa immer realistischer
wurde, seien die Frauen als treibende Kräfte aufgetreten, hätten den öffentlichen Raum besetzt und als erste die Themen Frieden und Abrüstung aufgriffen. In einer allgemeinen Proteststimmung und zunehmenden Protesthaltung – vor allem zur übermächtigen SVP - schlossen sich andere Bewegungen an. Dazu erwähnte Verdorfer unter anderen die „Weckerliste“ in Prad, den Kulturverein Obervinschgau (Kufo) und die Gruppe „Laggar“ in Latsch. Als „zentrale und bestimmende Figur“ bezeichnete die Autorin die Rücksiedlerin und pensionierte Lehrerin Irmtraud Mair. Ihr schloss sich eine sehr unterschiedliche und fluktuierende Frauengruppe an. Den „Gesichtern und Lebenswegen“ von 14 dieser Frauen und ihren Verunglimpfungen „an der Leserbrieffront“ hat Martha Verdorfer ein eigenes Kapitel gewidmet. Schwerpunkte sind für die Politikwissenschaftlerin aber die Kreativität der Frauen für den Frieden und ihre nationale und internationale Vernetzung und Kommunikation „im vordigitalen Zeitalter“. Der kartonierte Band „Die Frauen für Frieden“, 229 Seiten, ist als Publikation des Frauenarchivs Bozen im Alphabeta Mit Kultur gegen Krieg im Dezember 1980. Zum Leidwesen der Historiker waren Verlag erschienen. Plakate selten mit einer Jahreszahl versehen (links). Zum ersten Mal riefen die Frauen im Jänner 1982 zu einer Schweigestunde am Bozner Obstmarkt auf.
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DER VINSCHGER 20/21
GÜNTHER SCHÖPF