VINSCHGER GESELLSCHAFT
Regionale Wertschöpfungsketten sind möglich Plattform Land stellte einige gute Beispiele kürzlich online vor. VINSCHGAU - Regionale Kreisläufe und Wertschöpfungsketten rücken, besonders aufgrund der Erfahrungen in der Krise seit 2020, immer stärker in den Fokus. Auch in Südtirol gibt es Erfolgsbeispiele, wo regionale Kreisläufe im Rahmen von öffentlichen Ausschreibungen und privaten Kooperationen möglich sind. Einige gute Beispiele hat die Plattform Land kürzlich in einem Informationstreffen online vorgestellt. „Vorrangiges Ziel der Plattform Land ist die Steigerung der Attraktivität und Lebensqualität des ländlichen Raumes“, betonte Ulrich Höllrigl, Geschäftsführer der Plattform Land. „Es geht um Wertschöpfungsketten, die nicht nur die Landwirtschaft stärken, sondern auch alle anderen Wirtschaftszweige“. Die Köchinnen Heidi Altstätter und Sarah Schönthaler (von rechts)
Alle Wirtschaftszweige stärken Neben dem Ökologischen Landbau auf Schloss Gut Obbach in Franken (D), der Gemeinde Vöran und dem Zusammenschluss zum ARO Konsortium von Südtiroler Handwerkern im Bereich Wartung- und Instandhaltungsarbeiten spielten die Beispiele einer gelungenen regionalen Wertschöpfungskette im Vinschgau eine tragende Rolle. So präsentierten die Veranstalter die Gemeinschaftsverpflegung in den Schulen und Kindergärten der Gemeinde Schlanders, die private Kooperation zwischen einem Vinschger Hotel und einer Vinschger Bäuerin sowie die Bürgergenossenschaft Obervinschgau. Gemeinschaftsverpflegung „Wichtig ist, dass alle Partner wie Gemeindeverwaltung, Einkaufsgenossenschaft und Küchenpersonal gut zusammenarbeiten, dann kann die regionale Wertschöpfungskette 18
DER VINSCHGER 13-14/21
auch in einer größeren Gemeinde funktionieren“, erklärte Monika Wielander, Gemeindereferentin von Schlanders und u.a. auch zuständig für die Gemeinschaftsverpflegung in den Schulen und Kindergärten der Gemeinde. „Der wichtigste Entscheidungsträger ist das Küchenpersonal“, betont die Referentin. Es muss den Köchinnen und Köchen regionales, saisonales und gesundes, auch biologisches Kochen wichtig sein; sie müssen mutig und flexibel sein und den Mehraufwand nicht scheuen. Allerdings würde ein Leitfaden helfen, die staatlich vorgeschriebenen Kriterien zu verstehen, denn auch die Begriffe „regional“ und „biologisch“ müssten genauer spezifiziert werden. Und wie entscheidet man, Ware konventionell angebaut und regional, oder Ware biologisch angebaut und von weit her? Heidi Altstätter, seit über 15 Jahren Köchin in Schulausspeisung und Kindergarten in Schlanders zeigte sich sehr motiviert, jeden Tag frische und vielfältige Speisen zuzubereiten und regional und
saisonal zu kochen. In der Ausspeisung in Schlanders funktioniere die Zusammenarbeit mit einem Gemüsebauern und dem lokalen Handel sehr gut, freute sich Monika Wielander. Kleinere Gemeinden im Vorteil Kleinere Gemeinden sind hier eindeutig im Vorteil. Sie können Direktaufträge vergeben und dabei die 10.000 Euro Regelung im Vergabegesetz nutzen. Allerdings müssen meist mehrere Beauftragungen gemacht werden und die Bestellungen sind aufwändiger. Dies bestätigte Thomas Egger, Bürgermeister von Vöran und sehr engagiert in der regionalen Vergabe. „Man muss die Menschen im Ort mitnehmen und sie sensibilisieren. Wir haben inzwischen acht Lebensmittelproduzenten, mit denen wir zusammenarbeiten.“ LEADER-Beispiele im Vinschgau In einer anschließenden Diskussionsrunde stellte Bezirksprä-
sident Dieter Pinggera einige LEADER-Beispiele im Vinschgau vor: die Bürgergenossenschaft Obervinschgau, die Tschengelsberger Genossenschaft, den Vinschger Weg, die Aufwertung der Sennalmen, das Südtiroler Kräutergold und das Stilfser Brot. Bei all diesen Projekten stehen die regionalen Produkte aus der Landwirtschaft und dem Nahrungsmittelbereich, deren Produktion, Verarbeitung und Vermarktung im Fokus. „Es geht dabei um die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, die Bekämpfung der Abwanderung, den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung von Synergien der Zusammenarbeit im Tal.“ „Wirtschaftlichkeit ist einer der Erfolgsfaktoren, damit Wertschöpfungsketten funktionieren, und es muss sich für alle rentieren, wenn der Kunde das Produkt schätzt und wieder kauft“, sagte Bettina Schmid von der Meraner Mühle. „Gerade jetzt in der Krisenzeit ist der richtige Zeitpunkt, dass Kunden wissen wollen, woher die Lebensmittel kommen!“