VINSCHGER THEMA
Latsch wohin? Ein Leitbild, Projekte und Corona-Hindernisse: Spannende Zeiten in Latsch. LATSCH - Betritt man das Bürgermeisterzimmer in Latsch, sieht man unter anderem ein Gemälde des lokalen Künstlers Arthur Rinner Hornbacher. Ein Bild, welches weite Teile der Gemeinde Latsch zeigt. Ganz nach dem Geschmack des neuen Bürgermeisters Mauro Dalla Barba. „Ein Geschenk meiner Mutter“, wie er im Gespräch mit dem der Vinschger betont. Ohnehin fühlt sich Dalla Barba in der Latscher Gemeindestube rundum wohl – wenngleich es in den nächsten Jahren einige Herausforderungen in der Marktgemeinde zu meistern gilt. Herausforderungen, die der 42-Jährige in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat bewältigen wolle. Unter anderem soll ein Leitbild für den künftigen „Latscher Weg“ erarbeitet werden. der Vinschger: Herr Dalla Barba, haben Sie Ihren Platz in der Gemeindestube bereits gefunden? MAURO DALLA BARBA: Ich habe meinen
Platz gefunden und fühle mich hier wohl. Aber freilich, für mich ist es nichts vollkommen Neues. Ich habe insgesamt acht Jahre lang als Referent gearbeitet und bin seit dem Jahre 2000 – mit einer vierjährigen Pause – Mitglied des Latscher Gemeinderats. Die vergangenen vier Monate waren eine Art weiterer Kennenlernphase, zwischen Gemeindemitarbeitern und Bürgermeister. Ich denke, ich bin hier recht gut angekommen und wir können nun durchstarten. Was war Ihnen bei der Zusammenstellung „Ihres“ neuen 6-köpfigen Gemeindeausschusses wichtig?
Einerseits die Zusammenarbeit, andererseits die Kompetenzen. Aber natürlich auch der Wählerwille. Ich denke, wir haben eine gute Mischung aus Erfahrung und Neulingen. (Anm. der Redaktion: Neben dem Bürgermeister selbst arbeiten Vize-Bürgermeister Christian Stricker sowie die Referenten Irmgard Gamper, Gertraud Gunsch, Maria Kuppelwieser und Manuel Platzgummer im Ausschuss). Wie kann die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Parteien und Interessensgruppen im Gemeinderat gelingen?
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DER VINSCHGER 02/21
Diese wird gelingen. Wir wollen kein po- wählen. Denn grundsätzlich haben wir litischer Gemeinderat sein, sondern einer, einen guten Standort. der für das Wohl der Bevölkerung arbeitet. Jeder kann Vorschläge einbringen. Wie hoch sind die finanziellen VerNicht alles war bisher eitel Sonnenschein. Für Aufsehen sorgte etwa das politische Aus von Sonja Platzer. Die ehemalige Vize-Bürgermeisterin galt sogar lange als eine ihrer Mitstreiterinnen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
luste der Gemeinde selbst?
Auch hier gibt es große Verluste. Unsere Einnahmequellen wie die Seilbahn St. Martin, aber auch die Sportanlagen, insbesondere Sauna und Schwimmbad, haben weniger Einnahmen generiert. Um die Pächter zu unterstützen, haben wir zudem in mehreren Einrichtungen die Mieten reduziert. Dies war richtig und wichtig sowie eine moralische Unterstützung. Ich hoffe, das ist auch ein positives Beispiel für die Privatwirtschaft. Neben den direkten Einnahmeverlusten fehlen uns durch die reduzierten Tätigkeiten während der Lockdowns auch Einnahmen aus Müll, Wasser und weiteren Bereichen. Insgesamt kann man laut derzeitigem Stand coronabedingt bereits von rund einer Million Euro an Mindereinnahmen sprechen. Einen Teil davon können wir decken, etwa durch Landesgelder. Aber natürlich bekommt eine Gemeinde wie Latsch die Auswirkungen dieser Krise stark zu spüren.
Es war eine Entscheidung, die mir persönlich sehr leid tut. Sonja Platzer hat ihre Arbeit als Vize-Bürgermeisterin und Referentin in den vergangenen Jahren mit sehr viel Einsatz und Fleiß gemacht. Leider gab es politisch gesehen keine andere Möglichkeit. Mit Sonja Platzer im Ausschuss hätte es keine stabile Mehrheit im 18-köpfigen Gemeinderat gegeben. Eine künftige konstruktive und effektive Zusammenarbeit aller Beteiligten wäre so schwierig bzw. nicht möglich gewesen. Daher sind die politischen Würfel so gefallen. Ich bedauere aber auch, dass sie deswegen aus dem Gemeinderat zurückgetreten ist. Auch hierbei kann man sich aktiv einbringen und mitarbeiten. Menschlich verstehe ich ihre Entscheidung jedoch. In der nächsten Verwaltungsperiode
steht so einiges auf dem Programm. Die ganze Welt hat derzeit noch mit Was sind die wichtigsten Projekte? der Coronavirus-Krise zu kämpfen. Für mich als Bürgermeister ist jedes Was bedeutet dieses Virus für eine Projekt wichtig, egal in welcher GrößenGemeinde wie Latsch? Welche ab- ordnung. Einige Projekte haben natürlich sehbaren Schäden gibt es? Priorität und müssen früher angegangen
Es ist natürlich für die Wirtschaft und alle Bereiche eine Katastrophe. Aber: Wir haben in unserer Gemeinde wirtschaftlich gesunde Unternehmen, die dem Virus lange trotzen konnten. Jedoch weiß niemand, wie es weitergeht. Ich hoffe, die Pandemie in dieser Form geht bald zu Ende. Sonst könnten einige in kritische Situationen geraten. Zudem wagt in solchen Zeiten kaum jemand den Schritt in die Selbstständigkeit, vor allem was die schwer getroffenen Bereiche wie Gastronomie und Handel betrifft. Dies wirkt sich natürlich auf das ganze Dorf aus. Nichtsdestotrotz ist es unsere Aufgabe, die Gemeinde in den nächsten Jahren attraktiv zu gestalten, für Unternehmer und Selbstständige sowie für alle, die sich dafür entscheiden, Latsch als Standort zu
werden. Vieles, was in den nächsten fünf Jahren gemacht wird, hängt natürlich auch von der Finanzierung an. Und hier haben wir aufgrund von Corona, wie angesprochen, schon jetzt große Verluste. Dennoch wollen wir das, was wir uns vorgenommen haben und wie wir es auch vor den Wahlen mittels Programm kommuniziert haben, verwirklichen. 2021 starten wir mit dem Leitbild der Gemeinde Latsch.
Worum geht es hierbei?
Wir wollen ausarbeiten, wohin sich die Gemeinde Latsch entwickelt. Dies geht Hand in Hand mit dem Raumentwicklungskonzept, da es viele Berührungspunkte gibt. Das Leitbild und das Raumentwicklungskonzept sollen uns bei zukünftigen Entscheidungen unterstützen.