Fake News

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Theresia Grüner (links im Bild mit Andreas Wiesler) freut sich immer sehr, wenn ihr Sohn Wolfgang (rechts) zu einem Besuch vorbeikommt. Dass die Besuche auch im Freien erfolgen können, wissen Theresia und ihr Sohn sowie viele weitere Heimbewohner und deren Angehörige ebenfalls zu schätzen.

„So sehe ich wenigstens ihre Gesichter“ In vielen Seniorenwohnheimen spielen sich seit Anfang März unzählige Einzeltragödien ab. Gratwanderung zwischen Sicherheit und Menschlichkeit. SCHLANDERS - Was es bedeutet, einander nicht mehr ins Gesicht schauen zu können, sich nicht mehr die Hand geben oder umarmen zu können, wissen ältere Menschen, die seit dem Frühjahr in Seniorenwohnheimen „eingesperrt“ sind, nur allzu gut. Und ihre Angehörigen wissen es auch, sofern sie ihre Lieben tatsächlich lieben und sie nicht nur „sicher aufgehoben und versorgt“ wissen wollen. Schon seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie gehören die Wohnund Pflegeheime zu den sensibelsten Orten, an denen der Schutz vor dem Coronavirus besonders großgeschrieben wird. Das liegt vor allem daran, dass ältere Menschen zu den besonders gefährdeten Risikogruppen gehören. Seit nunmehr über 7 Monaten sind die Führungskräfte und Verantwortlichen der Heime, das Personal sowie auch die ärztlich und politisch Verantwortlichen besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Es ist vielfach eine Gratwanderung zwischen dem, was die Aspekte der Sicherheit und des Schutzes erfordern, und dem, was die Menschlichkeit vorgibt. Kann oder darf man es zum Beispiel den engen Angehörigen von Heimbewohnern, die im Sterben liegen, verwehren, ihre Lieben unter der

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DER VINSCHGER 37/20

Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben ein letztes Mal zu besuchen und ihnen die Hand zu halten? Zusätzlich zu solchen Grenzsituationen, mit denen man in den Heimen übrigens unterschiedlich umgeht, hat die Pandemie auch den sogenannten Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner gehörig und zum Teil drastisch auf den Kopf gestellt. „Es ist schon sehr schlimm, so eingesperrt leben zu müssen“, sagte die 82-jährige Theresia Grüner, mit der der Vinschger kürzlich im Freien vor dem Bürgerheim in Schlanders ein kurzes Gespräch führen durfte. Mit dabei - natürlich ebenfalls mit Mund- und Naseschutz und einem mehrmetrigen Abstand - war auch ihr Sohn Wolfgang, der in Laas wohnt. Er hatte seiner Mutter eine Tasche mit ein paar Süßigkeiten und persönlichen Sachen mitgebracht. Die Tasche kann er der Mutter nicht direkt in die Hand geben, sondern muss sie dem Freizeitgestalter Andreas Wiesler überreichen, der sie dann an Theresia weitereicht. Dass ihrem Sohn vor jedem Besuch das Fieber gemessen wird, ist mittlerweile ebenso selbstverständlich, wie das Ausfüllen des „Besuchsprotokolls“ und die Einhaltung weiterer Regeln und

Vorgaben. Der Aufgabenbereich von Andreas Wiesler hat sich schon vor Monaten grundlegend geändert. War er früher voll damit beschäftigt, die Freizeit der älteren Menschen zu gestalten, so vereinbart er seit Anfang Mai die Besuchstermine und achtet darauf, dass bei den Besuchen alle Regeln eingehalten werden. Zusätzliches Personal Außerdem wurde im Bürgerheim zusätzliches Personal eingestellt, das sich in den einzelnen Stockwerken mit den Seniorinnen und Senioren beschäftigt, sie unterhält und Zeit mit ihnen verbringt. Worüber sich nicht nur Theresia Grüner und sein Sohn Wolfgang freuen, ist die Möglichkeit, „dass wir uns seit einiger Zeit auch hier im Freien begegnen können, auch wenn wir Masken tragen und Abstand halten müssen.“ Dieses zusätzliche Angebot weiß Theresia vor allem deshalb zu schätzen, „weil wir uns so direkt anschauen können und nicht mehr durch eine Scheibe getrennt sind.“ Ein eigener Besucherraum mit einer Trennscheibe aus Plexiglas und weiteren Sicherheitsmaßnahmen ist im Bürgerheim


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