Perspektiven der Zuversicht

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Jetzt reichts! Aufruf zum Protestmarsch SCHLANDERS - Gewerkschafter

und Arbeitnehmer sind unzufrieden: seit 2010 herrschen auf nationaler Ebene ein Gehaltsund ein Verhandlungsstopp. Ende 2018 wurde eine Plattform für eine neue Verhandlungsbasis eingereicht, die Gehaltserhöhungen und allgemeine normative Punkte zum Inhalt hat. Sie blieb erfolglos. Ebenso ohne Rückmeldung blieb dieselbe Forderung im Februar 2019 an die neue Landesregierung. „Nur lächerliche 2 Millionen sind für uns vorgesehen!“, ärgern sich Gewerkschafter und Arbeitnehmer gleichermaßen. Die Gewerkschaftsvertreter tingeln derzeit durch die Orte, um für einen Protestmarsch am Mittwoch, 10. April um 16 Uhr vor dem Landhaus mobil zu machen. Am vergangenen Mittwoch waren sie u.a. im Krankenhaus von Schlanders, wo sie sich mit Arbeitnehmern des öffentlichen Dienstes, des Straßendienstes, der Sanität usw. trafen. „Der Landeshauptmann hat uns mit dem Nachtragshaushalt vertröstet, das ist nicht seriös!“, sagte Gewerkschaftsvertreter Günther Patscheider. „Ich bezweifle, dass im Sommer ausreichend Mittel zur Verfügung stehen. In allen Wirtschaftszweigen wird bein-

Gewerkschafter on tour (v.l.): Günther Patscheider, Karin Angerer, Andreas Dorigoni und Eleonora Rinner

hart um Geld gekämpft, wir sind die Einzigen, die das Nachsehen haben!“ Einhellig wurde gefordert, dass sich die politischen Arbeitnehmervertreter wehren und verstärkt für die Belange der Arbeitnehmer einsetzen sollen, sonst hätten sie sich diesen Titel nicht verdient. Dass es sich um ein politisches Problem handelt, davon gab sich auch der Gewerkschaftsvertreter Andreas Dorigoni überzeugt: „Wir haben im Land eine wirtschaftlich überaus gute Situation. Es herrscht Vollbeschäftigung, aber die Kaufkraft ist durch die stagnierenden Gehälter gesunken. Es braucht eine Umverteilung der Gelder zu unseren Gunsten. Wir haben Bereichskollektivverträge, die behandelt

werden müssen! Die öffentlichen Dienste müssen wieder attraktiv gemacht und aufgewertet werden, denn sie sind wichtig für die Gemeinschaft! „Wir scheinen kein politisches Gewicht zu haben, obwohl wir 42.000 Menschen sind“, bedauerte die Gewerkschaftsvertreterin Karin Angerer. „Wir müssen aktiv werden, denn mit Reden und vernünftigem Fragen sind wir nicht weit gekommen. Wir müssen über die Medien auf uns aufmerksam machen!“ Auch für die Gewerkschaftsvertreterin Eleonora Rinner sei die einzige Lösung, sich auf den Weg zu machen und in einem Protestmarsch Forderungen zu stellen. „Streik soll das letzte Mittel sein“, betonte sie. Aus dem Publikum kam der

Aufruf an die Gewerkschaften, sich aktiver für die Mitglieder einzusetzen und von den gewählten Politikern mehr einzufordern. Die Uneinigkeit zwischen den Gewerkschaften und die große Differenz bei den Löhnen tragen auch zu dieser unguten Situation bei, wurde aus dem Publikum bedauert. „Wir Gewerkschaften sind nur so stark, wie stark die Menschen hinter uns stehen. Wir sind genauso Arbeitnehmer wie ihr, aber ihr müsst uns sagen, wo euch der Schuh drückt!“ so Eleonora Rinner. Abschließend wurde nochmals zum Protestmarsch am 10. April nach Bozen aufgerufen. INGE

AUFGESPÜRT & AUSGEGRABEN (22)

Ostereier gegen den grauen Alltag Es dauert zwar noch ein wenig bis zum Ostersonntag, aber jedes Jahr, so scheint es, werden Ostereier und Osterhasen früher in den Supermärkten angepriesen. Um den üblichen Kritikern zuvorzukommen, haben sich deshalb einige Anbieter zu einem wohl humorvoll gemeinten Hinweisschild neben den Regalen hinreißen lassen, auf dem steht: „Nein, es wird nicht jedes Jahr früher.“ Aber nicht alle Ostereier müssen Hühnerhintern oder Schweizer Schokoladentöpfen entspringen. Am 1. April 1983 um 17:30 Uhr stellte eine Polizistin in Meran fest, dass im Bachbett der Passer zwischen Theaterbrücke und Meranerhofsteg ein Mann damit beschäftigt war, kleinere und größere Steine farbig zu bemalen. Beäugt von neugierigen Meranern und Kurgästen entstanden so – am Karfreitag – unzählige Ostereier aus Stein in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Die anwesenden Ordnungshüter waren davon wenig begeistert und notierten im später aus- und zugestellten Übertretungsprotokoll, dass „mittels Inschriften, Zeichen

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DER VINSCHGER 13/19

und Figuren auf Steine[n], Bäume[n] und auf der Kanalmauer öffentlicher Grund beschmutzt wurde“. Der Urheber der Aktion, mancher mag sich noch daran erinnern, war der aus Partschins stammende Aktionskünstler und Schriftsteller Matthias Schönweger. Mit dem Vorwurf der Ordnungswidrigkeit konfrontiert, meinte er damals lapidar: „Das ist Kunst.“ Neben der Bezahlung einer Verwaltungsstrafe von 10.000 Lire wurde er aufgefordert, „innerhalb von 15 Tagen [...] die Farbentfernung bzw. die Reinigung des Dammes, der Mauern und Gehölze [...] vorzunehmen“, ansonsten würde sich die Gemeindeverwaltung darum kümmern und ihm die Rechnung schicken. Kollegen von Schönweger halfen schließlich, die bunten Passersteine in den grauen Urzustand zurückzuversetzen. Von weiß angemalten Tauben zu Pfingsten ist übrigens nichts bekannt. Z


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