VINSCHGER THEMA
„Tragik und Angst, aber auch viel Hoffnung“ Letzte Vorbereitungen für ein besonderes Musical, das ab dem 29. März in der Drusus-Kaserne aufgeführt wird. SCHLANDERS - Wie kommt man dazu, ein Theaterstück zu den Terroranschlägen zu schreiben, die am 11. September 2001 nicht nur New York und die USA, sondern die ganze Welt erschütterten? „Wenn ich Stücke schreibe, greife ich immer Dinge auf, die mein Leben bewegt haben“, sagt Daniel Trafoier, Autor und Regisseur des Musicals „9-11 Die Welt steht still“. Nach monatelanger Probenarbeit ist für die Jugendgruppe des Theatervereins Schlanders nun die letzte heiße Phase vor der Premiere am 29. März angelaufen.
es damals, trotz allem wieder aufzustehen, zu retten, zu helfen, zusammen zu stehen und - vor allem - die Hoffnung nicht zu verlieren.“ Es sei in erster Linie dieser Aspekt, der mit dem Musical hervorgehoben werden soll. „Trotz aller Tragik und Angst ist das Musical kein Trauerspiel.“ Er werde zwar viele Gänsehautmomente geben, „aber im Vordergrund stehen die Menschen, vor allem auch die Helfer und die Millionen Menschen, die in New York eingeschlossen waren und sich organisieren mussten.“ Vieles taten sie gemeinsam. Man trauerte zusammen, feierte zusammen, schöpfte zusammen Hoffnung. Anlässlich des 10. GeBesonderer Spielort denktages der Anschläge heißt es im Stück Das Besondere an diesem Musical ist wörtlich: „Wir denken an die Zeit zurück, neben der Wahl des Themas und die Art wie es denn damals war, wir denken heute der Aufbereitung desselben auch der Auf- den ganzen Tag, was uns damals geschah. führungsort. Gezeigt wird es nämlich in Heute Abend ehren wir, was wir verloren der Mehrzweckaula im ehemaligen Versor- haben, wir gedenken aber auch, was wir gungsgebäude in der Drusus-Kaserne, wo gefunden haben.“ schon vor einiger Zeit die Sanierungsarbeiten für die Schaffung des Innovations- und Bei aller Tragik auch Hoffnung Gründerzentrums BASIS angelaufen sind. In der Mehrzweckaula wurde u.a. eigens Auch Nadja Senoner meint, „dass es nicht für die Musical-Aufführung eine Bühne er- nur darum geht, sich dessen zu erinnern, richtet. Daniel Trafoier und Nadja Senoner, was geschehen ist, sondern auch darum, die Obfrau des Theatervereins, danken der dankbar zu sein für das, was wir dazuGemeinde und dem Team von BASIS für die gewonnen haben.“ Die schrecklichen und Bereitschaft, diesen besonderen Spielort zur tragischen Ereignisse von 2001 „ließen die Verfügung zu stellen. Zum genauen Inhalt Welt innehalten, aber sie ließen auch Neues von „9-11 Die Welt steht still“ will Daniel entstehen, öffneten Türen und gaben neuen Trafoier nur so viel verraten, dass es sicher Welten und neuen Geschichten Raum.“ Bei nicht darum gehen wird, die Terroranschlä- „9-11 Die Welt steht still“ stehen 15 Oberge von 2001 zu inszenieren: „Das wird nicht schülerinnen und Oberschüler aus dem dargestellt, sondern nur erwähnt.“ ganzen Vinschgau auf der Bühne. Rund ein Dutzend weiterer Jugendlicher hilft im Hintergrund mit. Keine Inszenierung der Anschläge
tieren, Rollen einzulernen, zu singen und zu tanzen geht das laut Nadja Senoner weit über das klassische Theaterspielen hinaus. Die Mitwirkenden seien in vielen Bereichen gefordert. Mit einigen von ihnen hat der Vinschger gsprochen. Für Annalena Alber aus Göflan ist das Mitwirken beim Musical „pure Freude“. Sie tue nichts lieber als bei den Proben dabei zu sein. Die Erfahrungen, die sie im Vorjahr als Darstellerin beim Musical „Ouhne diar!“ machen durfte, „waren super, aber heuer ist die Begeisterung noch größer.“ Auch Philipp Fliri aus Prad war beim Musical 2018 dabei. Zu „9-11 Die Welt steht still“ meint er, dass die Probenarbeit zwar noch intensiver sei, „doch das bedeutet für mich keine Belastung. Im Gegenteil, ich kann mir nicht vorstellen, die Freizeit besser zu verbringen.“ Auch Matthias Haller aus Morter ist von Kopf bis Fuß mit Begeisterung dabei: „Es ist echt volle cool, mit so netten Leuten zusammenzuarbeiten. Wir werden Probe für Probe besser.“ Auf die Zusammenarbeit und das gute Klima in der Gruppe verweist auch Alexander Klotz aus Schluderns: „Wir sind mittlerweile fast wie eine kleine Familie.“ Julia Horrer aus Schlanders, die für die musikalische Begleitung zuständig ist, bestätigt, dass alle Darstellerinnen und Darsteller mit Herzblut bei der Sache sind: „Sie haben das Herz am rechten Fleck. Das zeigt sich schon daran, dass zusätzlich zu den Gesangproben, die von September bis Dezember ein- bis zweimal pro Woche stattgefunden haben, auch zu Hause geübt wurde.“ Es erstaunlich, zu welchen Leistungen die jungen Menschen auch ohne musikalische Ausbildung fähig seien. Für Andrea Gurschler aus Göflan hat das Mitmachen fast schon etwas Therapeutisches Viel wichtiger sei, was in der Zeit nach Mehr als nur Theater dem 11. September geschah: „Die Anan sich: „Wenn man einen schlechten Tag schläge verursachten den Tod von fast 3.000 Wenn Jugendliche bereit sind, ihre Frei- hat und dann zur Probe geht, fühlt man sich Menschen. Zusätzlich zu dieser Tragik galt zeit in intensive Probenarbeit zu inves- nachher sofort gut. Mir jedenfalls ergeht es
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DER VINSCHGER 10/19