VINSCHGER THEMA
Elvis Thanei blickt zurück und nach vorne.
Die Zeit danach Ein schwerer Unfall veränderte das Leben des Matschers Elvis Thanei. MATSCH - „Früher konnte ich noch Freundschaften pflegen, das Leben genießen und man war in die Gesellschaft involviert. Heute bekomme ich nur mehr selten Einladungen oder Telefonate. Nur von einzelnen, die mich noch nicht ganz vergessen haben, die mich so nehmen wie ich bin, höre ich noch ab und zu. Mir wäre nie der Gedanke gekommen, dass mir im Leben so etwas passieren würde, und plötzlich hat das Schicksal zugeschlagen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Schicksalsschlag zu akzeptieren und zu verarbeiten. Das kann und wird nie jemand verstehen, der nicht selbst davon betroffen ist“. Auszüge aus einem Leserbrief, welchen Elvis Thanei kürzlich dem der Vinschger zugesandt hat. Der Matscher Thanei, Jahrgang 1985, lacht, scherzt und ist gut drauf, als er zum vereinbarten Treffen in der Schreibstube Mals erscheint. „Eine Schicksalsgeschichte über mich? Schau halt, dass es etwas Ordentliches wird. Was habe ich schon zu erzählen?“, fragt er. Zu erzählen hat Elvis Thanei eine ganze Menge. Rückblick, 01. September, 2001: Ein regnerischer Samstag im Vinschger Oberland. Zwei Tage vorher hatte Elvis Geburtstag. An jenem Samstag wollte er gemeinsam mit einem damaligen Freund feiern. Es war jener Samstag, der sein Leben für immer veränderte. An das Fest in Prad erinnert er
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DER VINSCHGER 20/18
sich noch. Auch daran, dass der Regen immer stärker einsetzte. In Mals schauten die beiden Jugendlichen noch beim Bärenwirt vorbei. Dann machten sich die Beiden mit ihrer Ape auf den Heimweg. In Tartsch kam es um 2.30 Uhr zum verhängnisvollen Unfall. Das Dreirad krachte mit voller Wucht mit einem Auto zusammen. Sowohl der Begleiter von Elvis, als auch der Autofahrer, ein Mann aus Schleis, blieben glücklicherweise so gut wie unverletzt. Elvis jedoch traf das Schicksal dafür umso härter. Er selbst erinnert sich nicht mehr an diese Zeit. „Ich habe in Richtung Schluderns geschaut und den Pkw gesehen. Ich sagte, jetzt knallt’s. Danach wurde mir schwarz vor Augen“, blickt Elvis zurück. „Ich war wie ein Baby“ Noch vor Ort musste er von den Rettungskräften intubiert werden. Der 16-Jährige schwebte in höchster Lebensgefahr. Sofort wurde der Schwerverletzte ins Schlanderser Krankenhaus gebracht. Dann weiter nach Meran, anschließend wurde er mit dem Rettungshubschrauber nach Bozen verlegt. Dort wurde er mehrere Stunden lang am Gehirn operiert. Aufgrund des schweren Schädel-Hirn-Traumas musste ihm unter anderem auch die Schädeldecke aufgeschnitten werden. „Sonst wäre mir das Hirn weggeplatzt“, erzählt der heute 32-Jähri-
ge und ringt um Worte. Manchmal tut er sich noch mit dem Sprechen etwas schwer, bestimmte Begriffe fallen ihm nicht sofort ein. Kein Wunder, schließlich musste er nach den schweren Kopfverletzungen alles neu erlernen. Sprache, oder gar Bewegungen, waren ihm unbekannt. „Ich war wie ein Baby. Ich konnte weder sprechen noch essen. Auch das Gehen musste ich neu lernen“, sagt er. Zwei Wochen lang lag er auf der Intensivstation im Koma. Später wurde er daheim gepflegt. Seine Eltern und seine Schwester waren für ihn ein großer Rückhalt. Die Nahtoderfahrung
zurückgeschickt, denn ich hätte hier noch Aufgaben zu erfüllen“, beschreibt er seine Nahtoderfahrung. Aufgaben hat Elvis hier und heute im Diesseits jede Menge zu erfüllen. Der Matscher arbeitet bei der Gemeinde Mals – seit 2003 in Folge eines Wiedereingliederungsprojektes. Er entleert die Mülltonnen, kehrt und erledigt allerlei andere kleinere Arbeiten. Möglich sind aufgrund seiner teils schweren Beeinträchtigungen jedoch lediglich vier Stunden Arbeit am Tag. Dabei würde er auch gerne mehr arbeiten, aber zu groß sind die Beeinträchtigungen. Seine Lehre als Maschinenschlosser, die er vor dem Unfall in Angriff nahm, musste er abbrechen.
Seit dem Unfall ist er auch sehr religiös. „Ich bete viel. Sehr viel“, Viele Einschränkungen betont Elvis. Denn, schließlich sei „Manche Menschen, die mich er schon „da oben“ gewesen. „Ich wurde gefragt, ob ich beten könne. nicht wirklich kenne, glauben ich Ich sagte Nein. Ich wurde wieder bin faul. Das tut schon weh. Ich bin leider so. Ich habe es mir nicht ausgesucht“, hadert Elvis. Aufgrund des Unfalls habe er diverse bleibende Schäden davongetragen. Alkohol dürfe er sowieso keinen mehr trinken, wegen der Medikamente. „Aber das vermisse ich nicht“, lacht der 32-Jährige. Auch, dass er niemals den Führerschein machen könne, sei für ihn kein allzu großes Problem. „Mehr schmerzt es da schon, dass ich nie die Jagdprüfung machen kann. Ich würde das aber so gerIm Einsatz für die Gemeinde. ne“, erzählt er. Auch eine eigene