VINSCHGER KULTUR
Thomas Raab in Naturns.
Krimistunde im Museum Das Naturnser Prokulus-Museum als Krimi-Bühne. NATURNS - „Ich hätte mir früher nie gedacht, dass ich mal ein Buch schreiben werde. Und jetzt sitze ich hier in Naturns in einem vollen Museum. Die Leute sitzen ja sogar auf den Stufen. Nicht schlecht“, so ein sichtlich erstaunter Thomas Raab. Ein voll besetztes Prokulus-Museum bot kürzlich die ideale Bühne für den Wiener Krimiautor. Zwischen Skeletten und Gebeinen präsentierte der österreichische Krimipreisträger von 2017 sein neuestes Werk aus der „Metzger-Reihe“. Das siebte Buch dieser Serie trägt schlicht und einfach den Titel „Der Metzger“. In den Mord-Genuss kamen die Zuhörer
dabei allerdings nicht. „Morde lese sich keine aus dem Buch vor. Das müsst ihr dann schon selbst“, lacht Raab. Er konzentrierte sich bei seiner Lesung auf das Drumherum. So erzählt er über soziale Gegebenheiten, wie der Metzger am Würstelstand steht und erklärt scherzhaft, warum die Kevins dieser Welt seiner Ansicht nach nichts Gutes haben. Im Buch landet der Möbelrestaurator und Hobbyermittler Willibald Adrian Metzger in der Literaturbranche. Es sind die zahlreichen kleinen Geschichten und philosophischen Betrachtungen, von denen auch seine Krimis durchzogen sind, die Menschenbilder und
Charaktere. Dabei ist der heute 48-jährige Wiener wahrlich kein Paradebeispiel eines Schriftstellers. „In der Schule war ich nie wirklich gut“, gesteht er. Auch, dass er mal Bücher schreiben wolle, habe er sich früher nie gedacht. Zunächst studierte er Mathematik und Sportwissenschaften. Nach Studienabschluss unterrichtete er in Wien. 2007 begann er mit dem Schreiben und landete mit „Der Metzger muss nachsitzen“ auf Anhieb einen großen Erfolg. „Und jetzt werde ich sogar zu euch nach Naturns eingeladen“, freut er sich. Schon im September erscheint sein nächstes Buch, woran er 1,5 Jahre lang gear-
beitet habe. Eine Arbeit, die für ihn auch eine Leidenschaft ist. „Für mich ist das Schreiben das größte Maß an Freiheit“, betont Raab. Die Lesung in Naturns war sein erster Besuch im Vinschgau überhaupt. „Hier möchte ich mal Urlaub machen. Das ist einer der schönsten Veranstaltungsorte, an denen ich je lesen durfte“, so der Autor. Organisiert wurde die erfolgreiche Krimilesung von der Bibliothek Naturns in Zusammenarbeit mit Kultur Naturns und Athesia Buch-Papier Naturns. AM
Mehr als eine Lebensgeschichte TSCHENGLS - Ludwig Wilhalm vom
Klopairhof am Reschen stellte auf der Tschenglsburg die Publikation „Mein Leben als Bergbauer auf dem Klopairhof im oberen Vinschgau“ vor. Anton Ludwig Wilhalm, eines der neun Kinder des Autors: „Irgendwann haben wir ihm gesagt, jetzt ist genug. Ansonsten wären wir nie fertig geworden, es hätte immer noch etwas gegeben, dass er ins Buch bringen wollte“. Nun ist das Buch abgeschlossen, man kann es in den Händen halten, so wie Ludwig Wilhalm es in den Händen hielt, als er anlässlich der Vorstellung dem zahlreichen Publikum Geschichten aus seinem
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DER VINSCHGER 20/18
Buch vorlas. Doch dieses Buch ist mehr als eine Lebensgeschichte, selbst dann, wenn ein großer Teil der eigenen Familie gewidmet ist und Geschichten auch von dreien der Töchter eingebunden sind. Die 314 Seiten – übrigens seiner Frau Cilli gewidmet – haben etliche Kapitel und Unterkapitel, die neben der Familie unter anderem die Seestauung zum Thema machen oder die für die Allgemeinheit bereits vergessenen Tragödien wie das Busunglück von 1951 oder der tödliche Autounfall im See in den 1980er Jahren, die Zeiten vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. Sagen und Anekdoten fanden
Eingang, die rege Vereinstätigkeit ist beschrieben. Wilhalm berichtet auch von Arbeitstechniken, die heute kaum noch benutzt werden genauso wie von den Beregnungsanlagen oder Planierungsarbeiten rund um Klopair. Auch ganz junge Musiker haben am Abend der Lesung mitgewirkt, organisiert war die Musik von Sohn Anton Ludwig. An der Ziehorgel war Greta Waldner aus Kortsch, auch die Jungbläser Gian Duri und Simon Gabriel, beide aus Graubünden, sowie Lukas Hafner aus Andrian begeisterten. Der 1934 geborene Wilhalm, mittlerweile auch Großund Urgroßvater, erlaubt in seinem
Ludwig Wilhalm.
Buch einen privaten Blick auf seine Familie und gibt auch seinen eigenen Ansichten deutlich Ausdruck. Und doch: Mit seinen Fotografien aus rund 150 Jahren und den vielseitigen Themen, Geschichten und Chroniken ist es durchaus eine reiche Fundgrube für andere Autoren und Historiker. KAT