VINSCHGER THEMA
Ein nachdenklicher Bürgermeister an seinem Schreibtisch. Es gibt viel zu tun in Martell.
Blick ins Martelltal Bürgermeister Georg Altstätter über Probleme, Sorgen, Hoffnungen und Schicksalsschläge. MARTELL - Trifft man den Marteller Bürgermeister Georg Altstätter dieser Tage, wirkt er mitgenommen. Mitgenommen wie die gesamte Marteller Bevölkerung. Erst vor wenigen Tagen wurde mit dem Bauunternehmer Stefan Gluderer einer der ihren unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen. Ein Tal steht unter Schock. Der im Tal und darüber hinaus bekannte und beliebte Unternehmer verstarb am 16. Jänner unerwartet im Alter von nur 53 Jahren. Ein Schicksalsschlag, der unmittelbar mit vielen weiteren Unsicherheiten zusammenhängt. Das Bauunternehmen Gluderer beschäftigte zuverlässig rund 20 Mitarbeiter, allesamt aus dem Martelltal und gehörte zu den größten Arbeitgebern des Tals. Auch in Krisenzeiten war das Bauunternehmen stets eine Art Säule der Sicherheit für Mitarbeiter und Familien in einem ohnehin strukturschwachen Tal. Georg Altstätter hat sich trotz der traurigen vergangenen Tage Zeit genommen für ein ausführliches Interview. der Vinschger wird nach und nach mit den Bürgermeistern des Tales sprechen.
4
DER VINSCHGER 02/18
der Vinschger: Herr Bürgermeister, wie geht es Ihnen? GEORG ALTSTÄTTER: Der plötzliche Tod von Stefan Gluderer hat uns alle sehr mitgenommen. Auch mich. Mein größtes Mitgefühl gilt den Angehörigen.
Die Bagger an der Kletterhalle in Martell, wo derzeit Umbauarbeiten stattfinden, stehen momentan still. Auch bei vielen anderen Bauten, wo das Bauunternehmen Gluderer beschäftigt war, herrscht Ungewissheit. Wie geht es weiter? Es muss immer irgendwie weitergehen. Wie es mit dem Unternehmen weitergeht, steht noch offen. Es ist ein harter Schlag für die Mitarbeiter. Derzeit herrscht noch vor allem Trauer aufgrund des unglücklichen Todesfalles. Sie wurden 2015 als Bürgermeister bestätigt. Wie sieht die Bilanz nach weiteren drei Jahren Arbeit in einem strukturschwachen Tal mit rund 850 Einwohnern aus? Es ist einiges vorangegangen. Öffentliche Infrastrukturen wie Wasserleitungen, Zufahrten zu Höfe und die Instandhaltung von Straßen konnten verwirklicht wer-
den. Auch bei den Infrastrukturen im touristischen Bereich hat sich einiges getan. Darauf muss unser Tal mit seinen fleißigen Menschen auch weiterhin setzen.
niert werden. Dort könnte dann eine Ausstellung zum 1. Weltkrieg entstehen. Derzeit verhandeln wir als Gemeindeverwaltung mit dem C.A.I., um den dortigen Grund abzukaufen. All dies sind Projekte, Wo liegen die Chancen für das Mar- um den Touristen noch mehr Mögtelltal, welches man durchaus als Perle lichkeiten zu bieten und weitere Anreize zu schaffen. der Natur bezeichnen kann? Wir haben ein enormes Potenzial. Dieses gilt es auszuschöpfen. Mit Wie steht es um die Nächtigungen? dem Plimaschluchtenweg konnte Diese sind in den vergangenen ein touristischer Anziehungspunkt Jahren wieder gestiegen. Vor allem verwirklicht werden. Dass sich die- aber in den Übergangsmonaten ser bezahlt gemacht hat, ist auch an wie im Winter oder im Frühjahr den Tagestouristen, die im Sommer ist noch viel Potenzial vorhanden vermehrt ins hintere Martelltal kamen, zu sehen. Hier gilt es anzu- Martell gilt seit jeher auch als Beerensetzen. Weitere Wanderwege sollen tal. Hat man sich von den Turbulenzen entstehen. Bei der Zufallhütte und der vergangenen Jahre erholt? der Schafalm soll ein neuer Weg Der Verkauf läuft wieder gut. Es über die Peder Alm hin zur Lyfi gibt mittlerweile andere Probleme. Alm entstehen, der Almenweg. Die Mengen fehlen. Es ist wichtig, Das alles soll am Schluchtenweg dass die Bauern weitermachen. Das angeschlossen sein. Der Weg soll Martelltal soll auch in Zukunft als dann auch zum Vinschger Hö- Beerental bekannt bleiben. Das henweg gehören und führt weiter ist schließlich ebenfalls nicht nur von Lyfi Richtung Stallwies. Dort ein landwirtschaftlicher sondern haben wir zusammen mit dem auch ein touristischer Faktor. Die Forstinspektorat und dem Natio- Südtiroler Erdbeerwelt bei Trattla nalpark einen Erlebnisspielplatz und der Erdbeerweg sind weitere verwirklicht. Zudem soll das alte Höhepunkte, die das Martelltal Badhaus bei der Zufallhütte sa- prägen.