Foto: Efrem Oberlechner
VINSCHGER THEMA
Im Bild (v.l.): Alfred Theiner, Benjamin Pixner, Ulli Mair, Wendelin Weingartner, Eberhard Daum, Dieter Steger und Elmar Thaler.
Zukunft im Fokus Podiumsdiskussion zur künftigen politischen Entwicklung Südtirols PRAD - Es war die Sorge um die Zukunft Südtirols, die am 17. November 1957 rund 35.000 Menschen dazu bewegte, an der Großkundgebung auf Schloss Sigmundskron teilzunehmen. Die Zukunft Südtirols war auch das Thema der Podiumsdiskussion, die just am 60. Jahrestag der Kundgebung in Prad stattgefunden hat. Über 200 Besucher aus dem Vinschgau und weit darüber hinaus konnte Alfred Theiner im Namen der Schützenkompanie Prad und des Südtiroler Schützenbundes im Nationalparkhaus „aquaprad“ willkommen heißen. Am Podium begrüßte er Wendelin Weingartner, den ehemaligen Landeshauptmann von Tirol, den Vorsitzenden der SVP-Landtagsfraktion, Dieter Steger, die Landtagsabgeordnete Ulli Mair (Freiheitliche), den Landesjugendsprecher der Süd-Tiroler Freiheit, Benjamin Pixner, sowie den Landeskommandanten des Schützenbundes, Elmar Thaler. Die Landtagsabgeordnete Elena Artioli (Team Autonomie) hatte aus privaten Gründen nicht kommen können.
ist geflohen, die Südtiroler sind seinerzeit geblieben und wurden bestraft“, sagte Weingartner. Sehr enttäuscht zeigte er sich von der Reaktion der EU auf die Entwicklungen in Katalonien: „Die EU-Führung zog die ‚nationalstaatliche Karte’ und verpasste damit die Gelegenheit, den Regionen mehr Stellenwert einzuräumen.“ Weingartner gab sich überzeugt, dass bestimmte Probleme, wie etwa die Tendenz zu Trennungen zwischen Arm und Reich oder zwischen städtisch und ländlich, in Zukunft nur in den Regionen lösbar sein werden. Wenngleich gesamteuropäische Entwicklungen wie etwa der Kinderschwund bei der einheimischen Bevölkerung, die Migration oder die Islamisierung in Südtirol noch keine brennenden Probleme seien, dürfe nicht vergessen werden, „dass auch Südtirol in diesen Kontext eingebettet ist.“ „Europa wird überrannt“
Sie sei zwar eine glühende Europäerin, „aber derzeit wird Europa überrannt“, sagte Ulli Mair. „Von Banken und Konzernen, illegalen Katalanische Flagge Einwanderern, die sich das europäische Sozialsystem zu Nutze Neben der Tiroler Fahne hatten machen, und von abgehobenen die Organisatoren auch die Flagge EU-Eliten, die das Volk hintergevon Katalonien aufgestellt, um hen.“ In diesem Zusammenhang auf die Unabhängigkeitsbestre- nannte sie auch den spanischen bungen der autonomen spani- Ministerpräsidenten Mariano Raschen Region hinzuweisen. „Der joy, „der den Nationalstaat über abgesetzte katalanische Regie- ein Europa der Völker stellt.“ In rungschef Carles Puigdemont Katalonien sei die Demokratie
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auf halber Strecke stecken geblieben. Katalonien leiste wertvolle Pionierarbeit: „Die EU wird die Regionen mehr fördern müssen.“ Nicht verstehen kann Mair, „warum eine staatliche Verfassung einen höheren Wert hat als das Völkerrecht.“ Würde es in Südtirol zu einer Entwicklung wie in Katalonien kommen, „würde Italien ähnlich vorgehen wie Spanien.“ Gewarnt hat Mair auch vor globalen Gefahren, wie etwa den Terrorismus. Sicherheitslücken gebe es mittlerweile auch in Südtirol.
„Kranker Staat“
„Es wäre gut, wenn wir schon weiter wären als Katalonien, denn es wird uns wirtschaftlich gesehen viel zu ‚heiß’ in Italien“, sagte Elmar Thaler und verwies auf die gewaltige Staatsverschuldung, die sich derzeit auf geschätzte rund 2,26 Billionen Euro beläuft. Südtirol täte gut daran, darüber nachzudenken, „wie man sich von Italien, das ein Klotz am Bein sei, lösen kann.“ Viele Nachteile, die es in Südtirol gebe, „haben wir nur, weil wir in Italien sind.“ Möglichst viel Selbstverwaltung Von der EU hätte er sich in der Katalonien-Frage erwartet, dass Laut Dieter Steger soll Süd- sie den Katalanen sagt: Werdet tirol den erfolgreichen Weg der unabhängig, aber ihr müsst in der Autonomie weitergehen und die EU bleiben.“ Autonomierechte noch weiter ausbauen. Ziel sei es, die zwei Mehr Gewicht den Regionen größten Errungenschaften, sprich den sozialen Frieden und den Benjamin Pixner beanstandete, bescheidenen Wohlstand, auch „dass in Europa derzeit nur die weiterhin gewährleisten zu kön- Nationalstaaten das Sagen haben nen. Es gehe darum, möglichst und nicht die Regionen.“ Der viel Selbstverwaltung zu erhalten, Bevölkerung in Südtiroler habe um die Rolle von Südtirol als glo- das Recht, „friedlich und demobal vernetzte Region im Herzen kratisch darüber abzustimmen, Europas weiter zu stärken. Eine wohin das Land in Zukunft gehen Schlüsselfunktion komme der soll.“ Pixner rief alle Parteien dazu Bildung zu. Zu Katalonien meinte auf, beim Anliegen der doppelSteger, dass die Gewalt des Staa- ten Staatsbürgerschaft an einem tes natürlich klar zu verurteilen Strang zu ziehen. sei. Allerdings sei das Vorgehen der Separatisten auch gefährlich. Autonomie oder mehr? Steger: „Nur im Dialog kommt man weiter. Die Konfrontation Die Autonomie werde laut Pixist der falsche Weg.“ Seine Vision ner immer ein Zwischenschritt sei es, dass aus Europa die „Verei- bleiben und „nie die endgültige nigten Staaten Europas“ werden. Lösung.“ Er persönlich wünsche