VINSCHGER THEMA
Im ehemaligen Gasthaus „Lamm“ in Latsch soll eine CAS-Struktur für die Aufnahme von rund 20 Asylbewerbern entstehen.
Mehr Unterstützung gefordert Freiwillige wünschen sich Koordination, Ausbildung und Austauch sowie offene und klare Visionen seitens der Politik. GOLDRAIN - Wie vielschichtig, komplex und schwierig Integration ist, zeigte sich am vergangenen Samstag bei der Tagung „Freiwillige für Integrationsarbeit stark machen“ im Bildungshaus Schloss Goldrain. Am Vormittag beleuchteten Fachreferenten verschiedene Aspekte des Themas, die dann am Nachmittag in Form von moderierten Arbeitstischen mit den Referenten vertieft wurden. „Integration kann man lernen“, gab sich die Bildungshaus-Direktorin Claudia Santer überzeugt. Beim Großteil der 35 angemeldeten Tagungsteilnehmer handelte es sich um Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit. Armin Gatterer, der Direktor des Ressorts Bildungsförderung, Deutsche Kultur und Integration, meinte, dass Integrationsarbeit am Ende nicht von den Behörden geleistet wird, sondern
von den Menschen, sprich der Be- „Nur durch Bildung und Ausbilvölkerung. Die Behörden geben dung ist man vorangekommen.“ nur den Rahmen vor. Fischer sieht in der Integrationsarbeit eine Herausforderung für alle. Für die Politik, die Behörden, „Allein und unter großem Druck“ die Bevölkerung und natürlich Der Latscher Bürgermeister auch für die Asylbewerber. Helmut Fischer gab in seinen Grußworten zu bedenken, dass Die derzeitige Situation man als Bürgermeister „oft allein auf weiter Flur dasteht und Mit Zahlen zur derzeitigen Sigroßem Druck ausgesetzt ist.“ tuation im Vinschgau wartete Am Stammtisch im Gasthaus der Schlanderser Bürgermeister wissen alle, wo die Flüchtlinge Dieter Pinggera auf. Gemäß dem untergebracht werden sollen: vom Land festgelegten Parame„Überall, nur nicht hier bei uns.“ ter „3,5 Asylbewerber pro 1.000 In diesem Sinn seien nicht nur Einwohner“ sollen im Vinschgau Anforderungen an die Flüchtlinge für 126 Asylbewerber Plätze zu stellen, „sondern auch an uns geschaffen werden. Landesweit selbst.“ Fischer erinnerte an die sind es ca. 1.900 Plätze. In Mals Zeit der Schwabenkinder: „Der und in Schlanders gibt es zwei Vinschgau war einst das Armen- sogenannte CAS-Aufnahmezenhaus im Land.“ Viele wanderten tren. Im Haus Ruben in Mals aus wirtschaftlichen Gründen aus. sind seit rund 2 Jahren 50 Perso-
nen untergebracht, im ehemaligen Sitz des Weißen Kreuzes in Schlanders 32. Außerdem haben alle 13 Vinschger Gemeinden ihre Bereitschaft erklärt, sich am sogenannten SPRAR-System beteiligen zu wollen. Im Gegensatz zum CAS-System sieht das staatliche SPRAR-System vor, dass die Gemeinden auch kleinere Gruppen von Asylbewerbern aufnehmen können. Die Kosten werden bis zu 95% vom Staat bzw. der EU getragen. Die erste Phase für das Einreichen von SPRAR-Unterbringungs-Projekten bei der Bezirksgemeinschaft, die als koordinierende Institution fungiert, wurde Ende September abgeschlossen. Pinggera: „In den ersten Monaten des nächsten Jahres können 25 SPRAR-Aufnahmeplätze in verschiedenen Gemeinden des Vinschgaus besetzt werden.“ Aufnahmezentrum in Latsch?
Wenn es laut Pinggera gelingt, neben Mals und Schlanders auch noch in Latsch ein CAS-Aufnahmezentrum zu eröffnen, hätte der Vinschgau das Aufnahme-Soll In den Bildern (v.l.): BM Helmut Fischer, BM Dieter Pinggera, SPRAR-Projekt-Koordinator Philipp Tappeiner, nahezu erfüllt. Wie Helmut Sabine Egg und Gabriele Mantl vom Zentrum für interkulturelle Psychotherapie „Ankyra“ Tirol sowie Fischer dem der Vinschger beBildungshaus-Direktorin Claudia Santer. stätigte, sind Verhandlungen im
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DER VINSCHGER 37/17