Verzahnung zwischen der Landwirtschaft und dem Tourismus. Die Gemeinde Kastelbell-Tschars sei in diesem Bereich bereits jetzt eine landesweite Mustergemeinde. Nicht zu unterschätzen sei die Bedeutung bereits bestehender Unternehmen und Betriebe. Aufwertung der Schlösser Noch besser zu nutzen und weiter aufzuwerten gelte es die Schlösser im Gemeindegebiet. Grundsätzlich hielt Pechlaner fest, dass die Gemeinde einerseits bestehende Stärken noch weiter als Alleinstellungsmerkmale ausbauen sollte, andererseits aber auch in bestimmten Bereichen mit den Nachbargemeinden eng zusammenarbeiten sollte, etwa beim Radwege- oder Wanderwegenetz. „Kastelbell-Tschars hat das Potential, zu einer GanzjahresDestination zu werden,“ gab sich Pechlaner überzeugt, und zwar aufbauend auf bestehende Stärken wie Wandern und Radfahren, Kultur, Kulinarik, Landwirtschaft und Landschaft. Außerdem habe Kastellbell-Tschars gute Voraussetzungen, sich als
Links Harald Pechlaner, der Leiter des Instituts für Regionalentwicklung Eurac Research, rechts Bürgermeister Gustav Tappeiner.
familienfreundliche Gemeinde zu profilieren. „Handel kommt massiv unter Druck“
Gebirgsbächen in der Gemeinde stellte Gustav Tappeiner fest, dass die Wassermessungen der vergangenen zwei (trockenen) Jahre nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt hätten. Außerdem sei es mit der einstigen Goldgräberstimmung in Bezug auf die Nutzung der Wasserkraft längst vorbei: „Vor Jahren flossen pro Jahr noch beträchtliche Summen an Einnahmen aus Kraftwerksbeteiligungen in die Gemeindekasse. Von 2009 bis re Angebotspalette in den Ge- 2013 waren es durchschnittlich schäften. Außerdem sollte die 115.000 Euro, seither sind die Bevölkerung möglichst vor Ort Einnahmen rapide gesunken. einkaufen. Besonders zu achten sei darauf, dass Tschars nicht Wer will mitarbeiten? „musealisiert“ wird. Ein Diskussionsteilnehmer meinte, „dass in Mit den in der Studie erarbeiunserer Gemeinde Dynamik und teten Entwicklungszielen werden Courage für neue Projekte und sich nun eigene ArbeitsgrupVorhaben fehlen.“ Es gebe nur pen befassen. Folgende Schwerwenige ganzjährige Arbeitsplätze, punkte sollen demnach vertieft in Statistiken werde die Gemein- werden: Stärkung des Wir-Gede immer wieder als besonders fühls, Kooperation Landwirteinkommensschwach angeführt. schaft und Tourismus, Tourismus, Auch Privatinitiativen, wie sie Wirtschaftsförderung, Umfahetwa in der Gemeinde Naturns rungsstraße, Mobilität, familizu beobachten sind, seien in enfreundliches Dorf, attraktiver Kastelbell-Tschars Mangelware. Lebensraum. Interessierte BürgeDer Bürgermeister verwies in rinnen und Bürger konnten sich diesem Zusammenhang auf ge- bereits im Anschluss an die Bürplante Vorhaben der Gemeinde gerversammlung als Mitglieder und nannte etwa das 2,5-Milli- eintragen lassen. Wer in einer der onen-Euro Projekt Kindergarten Gruppen mitarbeiten will, kann und Musikprobelokal in Tschars. sich im Rathaus melden. SEPP Auch auf der Ebene privater Initiativen „tut sich etwas. Natürlich braucht es hier entsprechende Anreize.“
Bei der Diskussion wurde u.a. befürchtet, dass der Einzelhandel Hand in Hand mit dem Verschwinden des Durchzugsverkehrs massiv unter Druck geraten werde. Pechlaner meinte dazu, Goldgräberstimmung ist vorbei dass kreative Lösungen gefragt seien, etwa die Schaffung von Zu Frage einer möglichen Parkplätzen oder eine besonde- hydroelektrischen Nutzung von
WORT|SPALTUNG (83)
Rehumanismus Wann haben Sie das letzte Mal einen handgeschriebenen Brief bekommen? Vielleicht haben Sie sogar länger vor dem leeren Postkasten darauf gewartet. Und heute? „Hurra! Posteingang leer“ – so begrüßt mich die App, die ich verwende, um meine E-Mails abzurufen. Hurra? Was ist denn beim Übergang von der Post zur elektronischen Post passiert? E-Mails sind anscheinend lästige Arbeit, die man abschütteln muss. Nur so kann ich den freundlichen Hinweis der App verstehen. Bei der großen Zahl an elektronischen Mitteilungen, die man vom Arbeitgeber, von Ämtern, von Firmen, bei denen man einmal etwas gekauft hat, von Firmen, bei denen man noch nichts gekauft hat etc. bekommt, ist der Eindruck von Arbeit nicht ganz abwegig. Erst wenn nichts mehr im digitalen Posteingang aufscheint, kann man „Hurra!“ rufen. Dabei sehen einige Vordenker schon die Zeit nach dem Digitalisierungshype. So erklärt uns ein kürzlich erschienenes Sachbuch „warum wir uns nach realen Dingen sehnen“ und sich diese wieder einen Platz im Leben der Menschen erobern. Alles Z kommt wieder. Dann macht Post vielleicht auch wieder Spaß. DER VINSCHGER 23/17
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