SuR 49

Page 1

SuR | KulturPolitik für Stuttgart und Region Ausgabe 49 — Juni | Juli | August 2018

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT


Inhalt 02

Editorial

03

Schwerpunkt

17

Stuttgart

47

und

55

Region

69

Termine und Kalender


2

Liebe SuR-Leserinnen und -Leser, der Begriff Nachhaltigkeit wird fleißig bemüht. Die Bekleidungsindustrie produziert nachhaltige Jeans aus Ozean-Plastik, auf dem Southside-Festival wird nachhaltig gefeiert und Filmemacher gestalten ihre Drehs nachhaltig. Auch die Stuttgarter Interimspielstätte für Oper und Ballett soll nachhaltig sein – und in Ludwigsburg wird das Thema »Kunst. Kultur. Nachhaltigkeit« verhandelt. Von so viel Nachhaltigkeit schwirrt uns der Kopf. Ist da auch drin, was drauf steht? In dieser SuR-Ausgabe gehen wir dem nach – und beginnen konsequent mit dem Papier. Es handelt sich um Graspapier aus 50 Prozent Frischfaser, ohne Chemie hergestellt, dabei weit weniger Energie und Wasser verbrauchend als herkömmliches Papier. Überdies ist Gras ein ständig nachwachsender Rohstoff. Allerdings ist es eben auch nicht ganz weiß, was vor allem für unsere Grafiker und Drucker herausfordernd war – Farbdruck ist nur bedingt möglich. Dieses Heft ist also auch ein nachhaltiges Experiment, auf das sich auch unsere Anzeigenkunden eingelassen haben. Wir sind gespannt, wie es ankommt. Die Spur der Nachhaltigkeit hat uns zudem zur Autorin und Journalistin Kathrin Hartmann und deren Buch »Die grüne Lüge« geführt. Eva Maria Schlosser hat mit ihr gesprochen. Zu nachhaltiger und anderer Kultur hat wiederum Petra Mostbacher-Dix Kulturbürgermeister Fabian Mayer befragt. Außerdem haben wir die lokalen Befindlich- und Begehrlichkeiten beleuchtet, Interimsspielstätte, Konzerthaus, Grünanlagen, gar die Stadtund Staatswälder besucht. Letztere sind die Erholungsräume der baustellen-, verkehrs- und feinstaubgeplagten Stuttgarter. Massive Baumfällungen führten zur Gründung einer Bürgerinitiative, die sich für eine sanfte Waldwirtschaft einsetzt. Und freilich haben wir wieder geschaut, wie Kultureinrichtungen und Kulturschaffende diesen Sommer Input, Inspiration und Lebensqualität in die Stadt bringen. Wir wünschen Ihnen ein gerütteltes Maß an Gelassenheit für Baustellen und Staus und spannende Momente mit der Kultur! Die SuR-Herausgeberinnen Eva Maria Schlosser und Petra Mostbacher-Dix, und das gesamte SuR-Team


Über Palmöl und die Macht der Gemeinschaft

4

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Foto: Füssenich

etwas Gutes tut. Nespresso etwa wirbt damit, dass man mit jeder Tasse Alu-Kapsel-Kaffee »Gutes für die Umwelt und das Gemeinwohl bewirken kann«. Tatsächlich ergeben die Alu-Kapseln allein von Nespresso einen 8000 Tonnen schweren Müllberg und die Produktion von Aluminium ist eine riesige Umweltsauerei.

Interview mit Kathrin Hartmann. Kathrin Hartmann, geboren 1972 in Ulm, ist Journalistin und Autorin. 2009 erschien bei Blessing »Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt.«, 2012 »Wir müssen leider draußen bleiben«. 2015 folgte »Aus kontrolliertem Raubbau«. Ihr neustes Buch »Die grüne Lüge. Weltrettung als profitables Geschäftsmodell« dreht sich um Greenwashing, also um das Bemühen der Industrie, sich in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und sozial verträgliches Image zu verleihen, ohne tatsächlich diese Ansprüche einzulösen – mit drastischen Folgen. Ich habe kürzlich eine Mail von einem Schuhhändler bekommen: »Weltweites Engagement und soziale Einsatzbereitschaft mit dem Verkauf von Mode zu fördern, das zeichnet […] aus. Das Label spendet für jedes verkaufte Schuhpaar ein weiteres Paar an bedürftige Kinder in der ganzen Welt.« Was sagen Sie dazu? Jeder Konzern inszeniert sich heute als Weltretter. Man soll das Gefühl bekommen, das man mit Konsum keinen Schaden anrichtet, sogar

Derzeit gibt es viele Symposien zum Thema, es gibt nachhaltige Kleidung und Messen, die nachhaltige Produkte vorstellen. Und in Stuttgart soll die Interimsstätte für Oper und Ballett nachhaltig sein … Nachhaltigkeit ist ein ökonomischer Begriff. Er kommt aus der Forstwirtschaft und besagt, dass man dem Wald nicht mehr Holz entnimmt als nachwachsen kann. Der Begriff klingt positiv, sagt aber nichts konkret aus. Unter ihn kann alles Mögliche fallen, anders als etwa »Bio« bei Lebensmitteln. Solche Produkte müssen rechtlichen Vorgaben für ökologische Landwirtschaft folgen. Ob Bio-Garnelen aus Bangladesch oder Bio-Erdbeeren im Winter tatsächlich umweltfreundlich sind, ist eine andere Frage. Aber Nachhaltigkeit ist eine rein freiwillige Angelegenheit. Warum dieser inflationsartige Gebrauch? Er hält alle bei Laune. Die Botschaft der Unternehmen an die Konsumenten ist: Ihr könnt ruhig weiter shoppen, ihr müsst euch keine Gedanken über die Herkunft machen. Alles, was mal schädlich war, gibt es jetzt in »gut«. Die Botschaft an die Politik: Wir kümmern uns selber drum, ihr müsst uns nicht mit Gesetzen und Auflagen regulieren. Und es ist auch eine Botschaft an die Beschäftigten, keiner will in einer Firma arbeiten, die für Kinderarbeit und Landraub verantwortlich ist. Die EU setzt auf freiwillige Unternehmensverantwortung und die Bundesregierung unternimmt nichts, um die Industrie entsprechend zu regulieren. Wir unterschreiben Petitionen, gegen soziale Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und Tierquälerei. Im Alltag verdränge wir die Missstände gern … Das meiste ist

5


6

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

ja ganz weit weg. Aber unser Lebensstil geht grundsätzlich auf Kosten der Länder des Südens, trotzdem erscheint er uns als der einzig richtige und erstrebenswerte. Das ist aber nicht möglich. Das gibt die Erde nicht her und das wollen auch nicht alle. Die Kämpfe, die in den Ländern des Südens stattfinden richten sich genau gegen diese Ausbeutung ihrer Ressourcen, gegen die industrialisierte Landwirtschaft. Unser Glaube daran sitzt tief: die meisten von uns sind mit der Vorstellung groß geworden, dass man was erreichen muss, damit man Besitz anhäufen kann, dass einem Dinge zustehen – ein Auto, ein Haus, die Fernreise. Als ich Ihr Buch gelesen habe, habe ich mich ertappt gefühlt: Sie schreiben davon, dass man zum FairtradeRiegel greift, um sein Gewissen zu beruhigen. Niemand von uns lebt in einem Erdloch, wir können uns dem System nicht völlig entziehen. Deswegen haben wir auch ein latent schlechtes Gewissen. Wir wissen ja, dass da was schief läuft. Allerdings: diejenigen, die das größte Umweltbewusstsein haben, sind oft jene, die gut verdienen und auf großem Fuß leben. Es gibt eine Studie, die besagt, dass die meisten Vielflieger Wähler der Grünen sind. Sie sind auch viel mit dem Flugzeug unterwegs … Ich fliege nicht ins Wellnessressort sondern zu den abgebrannten Regenwäldern, den ausgebeuteten Arbeitern, den misshandelten Indigenen. An die Orte, die sich unter dem grünen Mäntelchen verbergen. Das ist mein Beruf. Es ist wichtig, mit den Betroffenen zu reden. Sonst bekommen die Konzerne die Deutungshoheit. Warum beschäftigt Sie das Thema Palmöl so sehr? Palmöl ist das billigste Fett der Welt. Es steckt in jedem zweiten Supermarktprodukt. Es ist der Schmierstoff des Maschinenessens und steht für ein völlig falsches Ernährungssystem, das Symptom einer ebenso falschen Landwirtschaft ist. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Flächen der Welt wird nicht für die Lebensmittelproduktion, sondern für

Biosprit und Tierfutter genutzt. Palmöl kommt vorwiegend aus Indonesien. Menschen arbeiten auf den Plantagen wie Sklaven. In unserem Film zeigen wir, dass ein Sublieferant von Unilever illegal Regenwald abgefackelt hat. Der Hauptlieferant von Unilever, Wilmar International, ist seit Jahren in Landraub und Menschenrechtsverletzungen verwickelt. Aber Unilever kommt damit durch, weil die Politik den Konzern nicht zur Verantwortung zwingt. Also liegt’s am Konsumenten, darauf zu achten, keine Produkte mit Palmöl zu kaufen? Die Frage ist: Warum wird die Verantwortung auf uns abgeschoben? Warum sollen wir im Supermarkt mit einer Lupe die Inhaltsstoffe lesen? Warum ist es erlaubt, dass ein Großteil der Produkte, die in Supermärkten und Kaufhäusern zu kaufen sind, mit Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzung verbunden sind? Die Vorstellung, dass der Verbraucher bei seinem Alltagseinkauf zwischen Ausbeutung und Nicht- Ausbeutung, zwischen Zerstörung und Nicht-Zerstörung wählen soll, ist absurd. Abgesehen davon, dass man es meist gar nicht kann – dafür sorgen die vielen Labels, die Unbedenklichkeit versprechen. Was ist die Lösung? Im Falle der Konzernmacht kann ein UN-Treaty, also ein Menschenrechtsabkommen für transnationale Konzerne und andere Unternehmen viel verändern. Das fordern viele NGOs. Damit müssten Unternehmen, rechtlich verbindlich und unabhängig kontrolliert, nachweisen, dass sie die Umwelt nicht zerstören und keine Menschenrechte verletzen. Tun sie es doch, könnten sie bestraft werden. Außerdem müssen die Menschen in den Rohstoff exportierenden Ländern die Möglichkeit haben, Unternehmen zu verklagen. Beides ist bisher nicht möglich. Ein Skandal. Es gibt bei den Vereinten Nationen einen Konsens für das UN-Treaty insbesondere bei den Ländern des Südens. Aber wieder mal sagt die Bundesregierung: Nö, da machen wir nicht mit, wir setzen auf Freiwilligkeit.

7


8

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

In Ihrem Buch kommt der WWF nicht gerade gut weg. Kann man sich auf NGOs nicht verlassen? Wenn sie mit Konzernen arbeiten: eher nicht. Der WWF wurde 1961 von Adeligen, Anwälten und Industriellen, die zum Teil Großwildjäger waren gegründet. Ihm wird vorgeworfen, bei der Einrichtung von Naturschutzgebieten und Nationalparks die Rechte Indigener verletzt zu haben. Ich kritisiere vor allem die Runden Tische, die der WWF mitbegründet hat: Die gibt es mittlerweile für jede Art von zerstörerischen Rohstoffen, sei es Tropenholz, Gen-Soja oder Palmöl. Dort sind die Unternehmen in der Überzahl, während wenige NGOs, keine Gewerkschaften oder lokale Bewegungen am Tisch sitzen. Den Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl gibt es seit 14 Jahren – in der Zeit sind Abholzung, Landraub und Ausbeutung weitergegangen. Die EU will Einwegkunststoffprodukte vom Markt nehmen, was sagen Sie dazu? Das ist überfällig aber längst nicht genug. Interessant ist: wie kam es dazu? Nachdem China einen Importstopp auf europäischen Plastikmüll verhängt hat, bleibt Deutschland auf seinem riesigen Müllberg sitzen. Sobald man den Dreck also nicht mehr exportieren kann, ist die Regierung gezwungen, zu regulieren. Was ist mit der Bekleidungsindustrie? Manch ein Hersteller wirbt für seine Jeans oder T-Shirts aus teilweise Plastikmüll aus dem Ozean … Nach Bergbau ist die Bekleidungsindustrie die zerstörerischste Industrie der Welt. Dass sie sich jetzt inszeniert, als ob sie mit ihrem Kerngeschäft ein anderes Weltproblem löst, mit dem sie nur bedingt zu tun hat, ist schon ganz schön dreist. Die Jeans – wenn denn da überhaupt Meeresplastik drin ist – ist der Meeresmüll von morgen. Aus ihr wäscht sich ebenso Mikroplastik heraus, das in den Flüssen und Ozeanen landet. Lässt sich die Welt noch retten? Natürlich, klar! Veränderung ist immer möglich. Ein Beispiel: Die deutsche Landwirtschaft könnte die Menschen hier im Land zu 93

Prozent selbst versorgen. Wir sind der drittgrößte Lebensmittelimporteur der Welt. Die Flächen werden zur Fleisch- und Milchproduktion für den Export verwendet. Deshalb müssen wir viel importieren, was viel Fläche in anderen Ländern beansprucht. Obendrein auch Futtersoja für die Massentierhaltung und das Palmöl für das industrielle Mistessen. Wir brauchen eine andere Landwirtschaft, die darauf setzt, dass wir uns überwiegend regional ernähren können und dass ökologisch angebaut wird. Außerdem muss der Ausstieg aus Kohle in Angriff genommen werden und wir brauchen eine andere Mobilität. Der hohe Individualverkehr ist so nicht haltbar – auch nicht mit Elektroauto und schon gar nicht mit Biosprit. Das klingt nach totalem Verzicht. Ist das die Zukunft? Der totale Verzicht ist für die meisten Menschen auf der Südhalbkugel bereits seit der Kolonialzeit Realität. Der maßlose Lebensstil und Wohlstand in den reichen Ländern ist nur möglich, weil er auf deren Kosten erfolgt. Es gibt doch kein Recht auf Dinge, die anderen Menschen Land und Leben rauben. Was kann der Einzelne tun? Sich mit anderen zusammentun, um sich gemeinsam politisch gegen den Status Quo zu engagieren. Es gibt zahlreiche soziale Bewegungen, etwa die TTIP-Bewegung, die Anti-Kohle-Bewegung und »Wir haben es satt«. Dabei geht es im übrigen um viel mehr: Man lernt Gleichgesinnte kennen, ist nicht mehr allein und spürt wieder, dass auch der Einzelne in der Gemeinschaft Macht hat. Und man bildet sich so weiter, lernt Neues kennen, auch neue Strategien. Das ist das Gegenteil vom Einkauf im Supermarkt: Der ist einsam, man ist allein, fühlt sich machtlos und denkt, ich kann doch sowieso nichts machen. Der jetzige Zustand ist eine Bankrotterklärung der Politik. • Das Gespräch führte Eva Maria Schlosser

9


10

Der kleine Unterschied Gedanken zur Nachhaltigkeit. Kaum ein Begriff scheint so inflationär zu kursieren wie Nachhaltigkeit. Dabei ist das Konzept ein sehr altes aus der Forstwirtschaft. Der Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz beschrieb im 18. Jahrhundert, dass nur so viel in einem Wald abgeholzt werden sollte, wie dieser in absehbarer Zeit natürlich wieder regenerieren kann. Ein sich selbst erhaltendes System also, das im Englischen treffend »Sustainability« heißt. Eine allseits gültige Definition oder geschweige denn Leitlinien gibt es bisher dennoch nicht. Meistens zitiert wird der Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen von 1987: »Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.« Indes lässt dies Raum für Interpretationen. Andere Definitionen nennen oft nur Teilaspekte oder sind wirtschaftlich geprägt. Immerhin, alle sprechen davon, Güter umsichtig zu verwenden. Nach Kommunikations-und Nachhaltigkeitsberaterin Iris Pufé, sie berät Wirtschaftsunternehmen, Behörden, NPOs und NGOs in Sachen Nachhaltigkeit und Strategien der Corporate Social Responsibility (CSR), sollen bereits Gewinne »umweltund sozialverträglich« erwirtschaftet werden. Doch was heißt das in Zeiten der Digitalisierung, in denen Materialien wie Seltene Erden für die Elektronik oder Diamanten für zukünftige Quantencomputer benötigt werden? Man braucht nicht viel Fantasie, um Grenzen zu erkennen. Zwar, so zeigt die Forschung, bringen Diamanten Rechnern bessere Leistungen, Stabilität und wesentlich längere Haltbarkeit, also – theoretisch – weniger Müll. Aber woher kommen die Diamanten? Seltene Erden wiederum will China ab 2019 auf dem Meeresboden mit britischen Robotern vor den Küsten Papua-Neuguineas abbauen. Das »Land der Mitte« hält hier einen Marktanteil von 95 Prozent. Betriebe in Europa und Amerika gewinnen sie nicht mehr wegen Protesten von Umweltschützern. Die Metalle kommen oft, aber nur spurenweise in der Erdkruste vor. Sie aus Felsen zu extrahieren, ist aufwändig und umweltschädlich. Doch nicht nur Mobiltelefone oder Spielelektronik brauchen sie. Auch Dinge, die eine nach-

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

haltigere Welt schaffen können: Solarzellen, Spezialmagnete, Hochtemperaturkeramiken, Batterien für Elektroautos. Widersprüche sind Teil der Daseins. Herman Daly, ehedem Senior Economist im Environment Department der Weltbank, versuchte sich an einer ökologischen Definition der Nachhaltigkeit, die auch die begrenzten Kapazitäten von Mensch und Natur einbezieht. Seine Schlüsse: »Das Niveau der Abbaurate erneuerbarer Ressourcen, darf ihre Regenerationsrate nicht übersteigen. Das Niveau der Emissionen darf nicht höher liegen als die Assimilationskapazität. Der Verbrauch nicht regenerierbarer Ressourcen muss durch eine entsprechende Erhöhung des Bestandes an regenerierbaren Ressourcen kompensiert werden.« Ja, manche Dinge sind nicht regenerierbar. Sind dann nicht Systeme, die auf ständigem Wachstum, zwangsläufig Konsum, basieren, und die Nachhaltigkeit per se unvereinbar? In George Orwells Klassiker »1984« wird Konsum propagiert, den Menschen Feindbilder aufgezwungen – Kriege steigern das Bruttosozialprodukt nachweislich, nicht nachhaltig. In Aldous Huxleys Roman »Brave New World« wird gepredigt »ending is better than mending" and "the more stitches, the less riches«. Klar, wer die Dinge lang nutzt und ausbessert, der spült weniger Geld in die Wirtschaft, damit ins System. Also doch Totalverzicht? Freilich sollte die Politik nicht immer auf die Selbstverpflichtung der Wirtschaft setzen, deren Totschlag-Mantra Arbeitsplätze lautet. Apropos differenzieren: Es gibt sie, die Unternehmen, die es ernst meinen mit Nachhaltigkeit, oft von Familien geführte. Die Zweifel freilich, ob es den Bauern in Indien und anderswo besser gehen wird, nur weil Saatgutriese Monsanto nicht mehr seinen schlecht beleumdeten Namen trägt und zu Bayer gehört, sind berechtigt. Warum haben Politik und Kartellbehörden sie fusionieren lassen? Aber während man weltweit gute Gesetze einfordern muss, weil es eben keinen »Planet B« gibt, gilt es, auch vor der eigenen Tür zu kehren. Mit wiederverwendbaren Tüten beim Ökobauern am Ort oder der Region einkaufen statt im Supermarkt, in Schüttgut-Läden sich selbst sein Müsli abfüllen, keinen Coffee-to-go nehmen, Ernährungsgewohnheiten hin-

11


12

terfragen, etwas weniger Fleisch macht was aus … Beschämend, dass einige afrikanische Länder, etwa Kenia, die Plastiktüte bereits verboten haben. Und Deutschland? Nicht jede Mülltüte aus Stuttgart gelangt in einen Müllstrudel im Pazifik. Dennoch, ein Teil des Plastiks fließt über kommunale Abwässer, Mülldeponien, illegale Entsorgung und Tourismus ins Meer. Dort entsorgen auch viele Schiffe – trotz Verbot – ihre Plastikabfälle. Weitere Verursacher sind die Fischerei – bis zu zehn Prozent stammen von verlorenen Ausrüstungen –, sowie die Offshore-Industrie, also Forschungs-, Öl- und Gasplattformen oder Aquakulturanlagen. Wer jetzt was von Weltverbesserungsromantik, Spaßbremse und Verbieter-Mentalität murmelt, dem sei gesagt: Gemeinsam selbst kochen mit frischen, hiesigen Zutaten macht Spaß, ist gesünder und nachweislich billiger als abgepackte Billigpizza. Ein weiterer Ansatz ist Cradle-to-Cradle (C2C): »Von der Wiege bis zur Wiege« bedeutet, Produkte so herzustellen, dass sie komplett wiederverwertet werden können und keinen Müll erzeugen. Ökoeffektivität nennt das der schwäbische Chemiker und Verfahrenstechniker Michael Braungart, der das Cradleto-Cradle-Prinzip entwickelte – mit dem US-amerikanischen Designer und Architekten William McDonough. Auf einer Party in New York Anfang der 90er sollen sie sich geärgert haben, wie schlecht viele Produkte seien: Sie verschlängen Rohstoffe, verdreckten die Natur, verbrauchten zu viel Energie – seien letztlich Müll. Von Beginn an in kompletten Produktkreisläufen denken, fordert Braungart, so den Rohstoffverbrauch stark minimieren. Der Ex-Greenpeace-Aktivist gründete die Enviromental Protection Encouragement Agency EPEA, entwickelte unter anderem essbare Bezugsstoffe und zu 100 Prozent kompostierbares Papier. Er moniert, die Firmen hätten sich in ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung eingerichtet, verwalteten den Untergang – mit tollen Broschüren. »Es ist dumm, auf halbem Weg stehen zu bleiben. Zu sagen, dass ein Produkt jetzt 10 Prozent weniger giftig ist, das ist, als würde ich zu jemandem, der erschossen wurde, sagen: Du siehst zu 99 Prozent gesund aus«, erklärt er im Interview-Portal Planet. »Das kleine Loch im Kopf macht eben den Unterschied.« • (pam)


No-Fun-Facts about …

PLASTIKTÜTENVERBRAUCH In der EU: 100 Milliarden Stück = 198 pro Kopf und Jahr 200.000 t

u t en e n utzt

D

wi

25

M i n b lang

bis l eb iche m aut ist.

N

r

16,s8ts% toff

lz

Bangladesh, Hawaii, Eritrea, Mali, Buthan, Belgien, Brasilien, Ruanda, Mexiko, Italien, Guinea-Bissau, Kalifornien, Kamerun, Malawi, Marokko, Mauretanien, Papua-Neuguinea, Senegal, Frankreich, Kolumbien, Niederlande, Tanzania, Tunesien

D

BULGARIEN

Kun

18.153.000 t

e

lm am Mitte

de s

A

115 1,2

+14%

15.477.000 t

üh

Pl

L

in Deutschland

ür

n g e i n e r Ge b

95%

H

VERWENDETES VERPACKUNGSMATERIAL

e

in

hru

uc

LUXEMBURG

C

2005

2015

14

G

andere

PLASTIKTÜTEN SIND VERBOTEN IN … in chronologischer Reihenfolge

rE

S

vollbesetzt u. -getankt

5,4%

nd , nac h de

T

350 A380-800

,8% las

Ir la

h

in

aus P l ast i k

82%

U

9,5 20

Jahr t auf na bg a Wege

ül

i st

i k t ü t e nv e r b r a

er

1.000

ls

as t

undenen M gef

b r a u c ht

z bis u

E

Mi lli proarden Ja hr

m

m

rd

D

pro K un opf dJ ah r

t

20

i

w

eg

1.000 Blauwale

pro K un opf dJ ah r

E

G r a

Ü B RIGE NS

15

pro K un opf dT ag

ÜT

17,1% Ho

PLASTI KT

DURCHSCH E I N

T

LI

E CH

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

IT

14

4 5,9 % Pa pi e r

(4

4c

t.)

we n

ige

r



18

Erholungsorte oder Holzlieferanten? Bürgerinitiative fordert schonende Waldbewirtschaftung. »Stuttgart zwischen Wald und Reben« – der Slogan zieht nicht mehr. Die zahlreichen Baustellen, der ewige Stau, verursacht durch die in die Stadt rollenden Blechlawinen, Touristen und Shopper, die an den verkaufsoffenen Samstagen in Massen über die Königsstraße flanieren prägen das Stadtbild. Im Kessel brodelt es, die Hitze des Sommers und die Abgase der Fahrzeuge tun ihr Übriges, um es den Einheimischen schwer zu machen. Lebensqualität ist derzeit nur in den Randbezirken zu genießen. Wer’s kann, schnappt sich seine Familie, seinen Hund, sein Bike und flüchtet in den Wald. Allerdings ist auch dort an weiten Teilen Baustellensituation. Im Frühjahr wurden – wie stets – Bäume gefällt. Doch in diesem Jahr, so sehen es zumindest viele Bürger, zu viel, zu massiv und nicht nachvollziehbar. Eine Bürgerinitiative mischt sich ein. Noch Anfang Juni säumen Baumstämme die Wegesränder etwa im Botnanger Wald oder am Dornhaldenfriedhof. Dort ist der Eingriff in den Wald besonders deutlich. Aber auch um den Schwarzwildpark, im Aspenwald und an der Sommerhalde verärgerten die Eingriffe der Waldarbeiter Spaziergänger

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

und Anlieger. »So massive Fällungen gab es hier noch nie und das in einem nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie FFH geschützten Gebiet«, sagt Jörg Noetzel, Botnanger und Initiator einer Petition, die den Stopp der massiven Baumfällarbeiten fordert. »Es wurden hier ganz gezielt die schönen, älteren Baumbestände, die das Waldbild bisher prägten und für die Natur wertvolle Lebensräume darstellten, aus wirtschaftlichen Gründen angegangen.« Johannes Enssle, Vorsitzender des Nabu-Landesverbandes Baden-Württemberg und ausgebildeter Förster sieht es ähnlich: »Ich muss zugeben, der Einschlag sieht an manchen Stellen sehr krass aus. An der Sommerhalde wurden Eichen gefällt, die schlicht nicht hiebsreif waren und ruhig noch 50 oder sogar 100 Jahre hätten stehen bleiben können.« Hagen Dilling, Leiter der Abteilung Forsten und Service-Betriebe beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt, hat sich dem Ärger gestellt und kam im Frühjahr zur Bezirksbeiratssitzung nach Botnang, um Rede und Antwort zu stehen. Er sieht die Sache anders: Nicht mehr als gewöhnlich wurde gefällt, so seine Aussage. Er verweist auf den Zehn-Jahres-Plan. 280 Kilometer Waldrand müsse auf Verkehrssicherheit überprüft werden. Insgesamt müssen rund 5.000 Hektar gepflegt und bewirtschaftet werden. 56 Prozent davon gehören der Stadt Stuttgart, der Rest sind Staatswälder. »Unbefriedigend« befand die Initiative die Stellungnahme. »Wir sehen das anders und die Forstverwaltung liefert keine Zahlen«, so Noetzel. Enssle wird konkret: »Das hängt auch mit dem Landeshaushalt zusammen. Es wird generell mehr Starkholz einschlagen, weil manche Förster meinen, sie müssten mit dem Holzeinschlag den Haushalt des Landes sanieren.« Die Stadt Stuttgart indes sei auf das Geld nicht angewiesen. »Sie könnte viel mehr für den Naturschutz leisten«, so Enssle. »Schließlich ist Stuttgart ein wichtiger Industrie- und Forschungsstandort, dessen Attraktivität sich in der Lebensqualität widerspiegelt. Gerade wenn man im Kessel wohnt, ist man feinstaub- und hitzegeplagt. Der Wald ist die Lunge der Stadt. Hier ist die Politik gefordert, vor allem der grüne Oberbürgermeister Fritz Kuhn.«

19


Von der Notwendigkeit einer Interimsstätte …

20

Die Initiative findet das auch und lässt nicht locker: »Verkehrssicherheit ist wichtig und natürlich muss man im Sinne eines selektiven Einschlags immer wieder mal in den Wald«, so Noetzel. »Uns geht es um ein generelles Umdenken, es betrifft nicht einen einzelnen Platz, sondern wir reden hier vom Wald für die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger, egal ob Stadtwald oder Staatswald.« Deshalb fordert die Initiative eine neue Waldstrategie: Waldpflege statt Waldwirtschaft. Diese sieht etwa auch – so machbar – die Nutzung von Rückepferden anstatt großer Harvester vor. Andere machen es vor: Etwa Lübeck mit seinem Stadtwald oder Berlin. Dort bedeutet Waldbewirtschaftung unter anderem keine Kahlschläge und bodenschonende Arbeitsverfahren, etwa durch den Einsatz von Rückepferden. »Uns ist klar, dass man hier einen langen Atem benötigt«, sagt Noetzel. »Wir trauen uns diesen unaufgeregten, aber in der Sache sehr beharrlichen Marathonlauf aber zu.« Die Petition hat inzwischen knapp 1.600 Unterzeichner, die Initiative hat zahlreiche Kontakte zu Umweltverbänden und Politikern geknüpft. »Wie beziehen alle mit ein. Das Spektrum der Reaktionen reicht von intensiver Unterstützung bis zu maximaler Ignoranz. Angestrebt wird eine Austauschplattform mit den politischen Entscheidern, in Form eines Runden Tisches oder Beirats, um sich auf breiter Ebene mit Experten, Naturschutzverbänden und Vertretern der Bürgerschaft auszutauschen. »Der Zeitpunkt ist jetzt genau richtig, denn es stehen ein neuer Forsteinrichtungsplan, ein neuer FFH-Managementplan sowie die Kommunalwahlen vor der Tür«, so Noetzel. Dilling indes hat es derzeit nicht leicht. Zum Unmut über die Baumfällungen im Wald kam auch noch der Coup seines Amts, ein Werk des niederländischen Künstler Herman de Vries auf dem Pragsattel zu zerstören. Das »Sanctuarium« bestand aus einer Fläche mit dem Durchmesser von elf Metern, auf der der Natur freien Lauf gelassen werden sollte. 25 Jahre lang ging das gut. Im April wurde die Fläche gerodet. Aktivisten erstatteten Anzeige. • (eva) facebook.com/waldstuttgart

… für Oper und Ballett und anderen Begehrlichkeiten. Das Opernhaus in Stuttgart muss saniert werden. Das stellt keiner der beteiligten Parteien – Stadt, Land und die Württembergischen Staatstheater – in Frage. Darauf hat man sich auch wieder auf der Verwaltungsratssitzung am 18. Mai geeinigt. Absage erteilte man indes der bis dato auserwählten Interimsspielstätte für Oper und Ballett, dem ehemaligen Paketpostamt im Rosensteinpark. Diese sei, so nun der Tenor, nicht nachhaltig, da sie nicht weiter genutzt werden könne. Der Grund: Die Fläche soll nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 dem Park zufallen – quasi als Entschädigung für die Parkfläche und den alten Baumbestand, die der Großbaustelle in der Stadtmitte zum Opfer fiel. Allerdings gibt es in Stuttgart derzeit einige Begehrlichkeiten, was Kulturbauten betrifft. Geweckt wurden diese von dem großen Sanierungsbedarf historischer Gebäude, den Neubauten großer Kulturtempel in anderen Städten – wie etwa die Elbphilharmonie in Hamburg – und dem gesellschaftlichen Wandel, der neue Herausforderungen und damit auch neue Anforderungen an Kultureinrichtungen stellt. So gibt es den Wunsch nach einem zeitgemäßeren, größeren Konzerthaus, ebenso steht ein Museum der Kulturen – als Nachfolger für das Linden-Museum, dem »Staatlichen Museum für Völkerkunde« – in der Warteschlaufe. Die Museumsleiterin Inès de Castro wechselte auch deshalb nicht nach Berlin ans Humboldt-Forum, weil ihr seitens des Landes Zusagen diesbezüglich gemacht wurden. Daher sucht man auch nach Vorschlägen, die mehrere Begehrlichkeiten befriedigen könnten. Der Stuttgarter Architekt Arno Lederer, der im Rahmen des Vereins Aufbruch Stuttgart vorgeschlagen hat, für Oper und Ballet einen Neubau neben dem Opernhaus zu schaffen, hat sich damit nicht nur Freunde gemacht. Auch weil sein Konzept vorsieht, das historische Gebäude des Katharinenstifts abzureißen und das Opernhaus im Schlossgarten anderweitig, eventuell als Konzerthaus zu nutzen. Dazu Felix Fischer, Geschäftsführender Orchestermanager des SWR Symphonieorchesters: »Das Opernhaus ist definitiv nicht als Konzerthaus geeignet.

21


22

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Der Zuschauerraum ist eine Arena mit runder Kuppel, hätte also ein völlig anderes akustisches Konzept. Außerdem müsste man den Bau entkernen, dann wäre fast die komplette historische Substanz zerstört.« Mittlerweile ist die Idee, wie bereits erwähnt, vom Tisch. Doch sie hat Leben in die Debatte gebracht. Schließlich ist in Stuttgart nur noch begrenzt frei Fläche verfügbar und auch das Begehren nach einem neuen Konzerthaus hat seine Berechtigung: »Die Liederhalle hat nach wie vor eine sehr gute Akustik und ist ein einmaliges Baudenkmal, das ist unbestritten«, sagt Fischer. »Dennoch ist ihre technische und räumliche Ausstattung nicht mehr zeitgemäß. Das gilt auch für den Künstlerbereich hinter der Bühne. Wir brauchen ein offenes Haus, mit attraktiver Gastronomie, Probe- und Veranstaltungsräumen, wo Musikvermittlung stattfinden kann und das Synergien mit anderen Kulturinstitutionen ermöglicht. Kein Haus, das erst kurz vor einem Konzert öffnet und danach wieder schließt.« Zurück zur Interimsspielstätte für Oper und Ballett in Stuttgart: Diese ist per se, allein durch ihren Zweck, zunächst mal eben nicht nachhaltig. Denn sie wird lediglich für einen begrenzten Zeitraum benötigt – es sei denn, die Verantwortlichen finden für das Gebäude eine weitere Bestimmung. Eine Idee ist es, das Gebäude später als Konzerthaus nutzen zu können. »Ich sehe das skeptisch, halte es aber nicht für ausgeschlossen«, sagt dazu Fischer. »Ob die Idee trägt, hängt davon ab, wie klug der Architekturentwurf dazu aussieht.« Aber eins sei klar: »Das Konzerthaus muss zuerst gedacht werden. Davon ausgehend kann man sich dann überlegen, wie das Gebäude als Interimsstandort für Oper und Ballett genutzt werden kann und mit welchen baulichen Maßnahmen das verbunden ist.« Architektenkammer-Präsident Markus Müller plädiert allgemein für eine Nachnutzung: »Es ist gut, dass man kein Provisorium bauen möchte. Dahinter steckt aus Architektensicht auch die Idee, eine Interimsspielstätte mit Nachnutzung könnte städtebaulich in Stuttgart etwas bewegen. Allerdings sollte man sich bei der Nachnutzung nicht auf

ein Konzerthaus festlegen – damit stellt man sich selbst ein Bein stellen und nimmt sich die Chance auf neue Ideen.« Eine neue Idee wäre auch, mit den Bürgern zu verhandeln und einen neuen Deal auszumachen, der am alten Paketpostamt als Interimsspielstätte festhält. Denn das Gebäude würde sich dafür sehr gut eignen, so der geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks. Auch die Lage wäre ideal: Am Nordbahnhof gibt es viel Grünfläche, viel Park und wenig Kultur – wenn man mal vom Großkino absieht. Kultur würde diesem Stadtteil gut tun. Im Gegenzug bräuchte die Innenstadt weniger asphaltierte Plätze und mehr Grünflächen sowie Schatten spendende Bäume. Davon hätten auch die Bürger etwas, die in dieser Stadt leben und diese zum lebendigen Ort machen. • (eva)

23


24

Der Humus für Innovation Was ist nachhaltig fördern? Ein Gespräch mit Stuttgarts Kulturbürgermeister Fabian Mayer. Die Berenberg Bank und das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) kürten Stuttgart drei Mal zur Kulturhauptstadt Deutschlands. Gemessen wurde das kulturelle Angebot, außerdem wie dieses Bewohner sowie Besucher nutzen. Was macht für Sie eine Kulturstadt aus? Kultur ist in einer solchen als Iden-

titätsmerkmal auf allen Ebenen wahrzunehmen. Sie beinhaltet Spitzenkultur, geht aber auch in die Breite und Tiefe, erlaubt das Experiment, dem Humus, aus dem Innovatives, Bereicherndes entsteht. Sie trägt zur Lebensqualität einer Stadt bei, wirkt nachhaltig in die Gesellschaft – sie bildet, inspiriert, verbessert die Qualität des öffentlichen Raums. Kultur entfaltet, als entscheidender Standortfaktor, Sogwirkung auf hochqualifizierte und kreative Arbeitskräfte. In einer Kulturregion wohnen viele Kreative und Kunstschaffende – all das hat Stuttgart. Manche haben Stuttgart verlassen – wie hält man Kulturschaffende? Indem man gute Bedingungen schafft. Im Kulturamt

haben wir elf verschiedene Innovationsfonds, um künstlerische Projekte zu unterstützen. Nun haben wir auch einen Fonds für Kunst und Kultur im öffentlichen Raum konzipiert, in dessen Jury auch ich sitze. 100.000 Euro sind jährlich in diesem Topf eingestellt. Unser Ziel ist, vielfältige Konzepte mit außergewöhnlichen Interventionen im öffentlichen Raum zu fördern und kulturelle Teilhabe voranzubringen, um damit auch Menschen, die vielleicht sonst nicht mit Kultur in Kontakt kommen, kulturelle Begegnungen zu ermöglichen. Kunst im öffentlichen Raum verbessert die Attraktivität eines Orts und ist ein Beitrag zum Stadtmarketing. Im Rahmen des »Zukunftslabors Kultur« untersuchen wir außerdem im Dialog mit der Kulturszene veränderte Kulturbe-

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

dürfnisse und experimentieren mit digitalen Werkzeugen, um neue Zielgruppen zu erreichen. Kritiker monieren die Projektitis. Wie nachhaltig sind derlei Fonds? Dinge müssen erst einmal angestoßen werden. Bewäh-

ren sie sich, können sie in eine institutionelle Förderung überführt werden, wie das etwa bei »Lokstoff! Theater im öffentlichen Raum« geschah. Wir finanzieren auch bei den JazzOpen die kostenlosen Bühnen in der Innenstadt. Jene, die sich kein Ticket leisten können, kommen so in den Genuss der Musik. Chancengleichheit ermöglicht das Netzwerk Kulturelle Bildung Stuttgart ›kubi-S‹ – den Nachfolger des Museumspädagogischen Dienstes MuPäDi haben wir neu konzipiert. Mit den Formaten »kubi in residence« und die »kubi-card« wollen wir mit niederschwelligen Angeboten Zugänge zur Kultur schaffen auch für Kinder und Jugendliche, die nicht selbstverständlich an Kultur herangeführt werden. Eine Broschüre enthält alle gebührenfreien, städtischen Kulturangebote für Grundschüler. Im jährlich ausgeschriebenen Programm »kubi in residence« stellt die Stadt die kubi-S-Werkstatt im Kulturareal Unterm Turm kostenfrei zur Verfügung – für innovative kulturelle Bildungsformate, die sonst weder Raum noch finanzielle Mittel haben. Kunstschaffende bekommen ein Honorar und Mittel für Material, 15.000 Euro stehen für das erste halbe Jahr bereit. Das stößt auf viel Interesse. Die Freie Tanz- und Theaterszene bekommt wohl 2022/2023 ihre lang erkämpfte Spielstätte – im geplanten Erweiterungsbau des Theaterhauses. Ihr Nachbar ist die Theaterhauskompanie Gauthier Dance. Im Ex-LOTTE haben die Freien nun ihren Projektraum eröffnet. Ein Pflaster zum Üben? Die Freie Sze-

ne ist ein wichtiger Innovationstreiber für die Kultur. Sie braucht einen Ort, um sichtbar zu werden. Später wird das der Erweiterungsbau sein. Vorab können die Mitglieder nun konzeptionell im Projektraum arbeiten. Im Haushalt sind dafür 31.000 Euro, 2019 91.000 Euro eingestellt. Stuttgart hat in den vergangenen Jahren als Tanzstadt wieder Kontur erhalten, neben dem Staatsballett etablierte sich Gauthier

25


26

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Dance. Die Freie Szene soll das Genre in der Breite erweitern. Diese und andere Entscheidungen zeigen unser Bekenntnis zur Kultur: das StadtPalais mit freiem Eintritt zur Dauerausstellung, der Neubau der John Cranko-Schule, die Generalsanierung der Wagenhallen, die Opernsanierung, der Relaunch des Hegelmuseums, der Kauf der Villa Berg, die nach der Sanierung kulturell genutzt wird. Einiges war Jahre in der Pipeline, etwa die Cranko-Schule. Für die Villa Berg engagierte sich die Bürgerbewegung Occupy Villa Berg … Manche Dinge dauern und wollen finanziert sein.

In der Pipeline – unterstützt vom Gemeinderat – ist ja auch ein neues Konzerthaus, das den Ansprüchen unserer hervorragenden Orchester entspricht. Wir müssen den passenden Standort finden. Das zeigt einmal mehr: Stuttgart ist eine Kulturstadt erster Güte. Warum wird Stuttgart dennoch vor allem als Industrie- und Wirtschaftsstandort wahrgenommen, auch als Stau- und Feinstaubstadt? Das Bild ist schief, diese Probleme haben leider viele

Städte, gerade auch München. Doch die bayerische Landeshauptstadt wirbt mit dem Opernhaus des Jahres 2014! Unser Opernhaus trug den Titel sogar sechs Mal, ohne großes Tamtam zu machen! Wir verkaufen uns unter Wert, kommunizieren unsere Stärken nicht genug nach außen. Auch die Initiative »Aufbruch Stuttgart« will mit den »Pfunden« der Stadt, wie der Kulturmeile, wuchern. Die Mitglieder planen einen eigenen Architekturwettbewerb, manche sehen das Opernhaus als Konzerthaus … Es ist toll, wie sich emanzipierte Bür-

gerinnen und Bürger engagieren, darüber diskutieren, in welcher Stadt sie leben wollen. Kultur ist identitätsstiftend. Das soll auch mit den Aktionen und Ausstellungen im StadtPalais befeuert werden, dessen Angebot übrigens nach so kurzer Zeit hervorragend angenommen wird. Ein konstruktiver Ideenwettstreit ist anregend, aber Gemeinderat und Verwaltung müssen nicht zwingend allen Konzepten folgen. Der Littmannbau indes sollte auch zukünftig die Spielstätte der Oper sein –

er ist das Zentralgestirn unserer Staatstheater. Nun, über 100 Jahre alt, muss er umfassend saniert werden, das kostet eben. Die Interims-Spielstätte Paketpostamt kostet auch viel – einem Gutachten gemäß. Ihre Meinung? Es ist schwer vermittel-

bar, über 100 Millionen Euro in einen Bau zu investieren, der dann wieder abgebrochen wird. Nachhaltigkeit ist auch hier Gebot: Ein Interimsgebäude sollte einer sinnvollen Nachnutzung zugeführt werden. Wie steht es um die Kulturmeile? In der Verwaltung und im

Gemeinderat sind sich alle einig, dass nicht nur mit dem Abschnitt Kulturmeile etwas geschehen muss, sondern mit der ganzen B14. Es wird ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben, der die Bundesstraße vom Österreichischen Platz bis zum Gebhard-Müller-Platz umfasst. Alle Überlegungen sollen auf den Tisch, die jahrzehntealten und zukünftigen, wir müssen die Gesamtheit städteplanerisch im Blick haben. Dazu gehört auch, eine etwaige Tunnellösung zu prüfen, oder wie man den Verkehr realistisch reduziert. Elektromobilität schafft per se nicht weniger Fahrzeuge. Ziel muss sein, die Aufenthaltsqualität deutlich zu verbessern. Ein Baustein dazu ist zudem die Freitreppe, die das StadtPalais an die Planie anschließt, die Sichtachse zum Akademiegarten frei macht, den man dann neu entdecken kann. Und was ist mit dem Mosaikstein Medienhaus? Städtebaulich wünschenswert wäre, es an die Stelle des Breuninger-Parkhauses zu setzen und eine weitere Perle in den Strang der Kulturmeile zu fädeln. Wir sind in intensiven Gesprächen. Indes müssen wir nicht ausschließlich die Kulturmeile verdichten! Das neue Lindenmuseum, das ebenfalls nicht mehr einem zeitgemäßen Völkerkundemuseum entspricht, könnte auf einem Stuttgart 21-Grundstück entstehen. Wir stehen vor vielen Herausforderungen in Gesellschaft, Politik, Umwelt und Kultur. In diesen Zeiten eine Stadt neu, zukunftsweisend, nachhaltig und vor allem menschlich planen zu dürfen, ist ungemein reizvoll – wir sind im Aufbruch! • (pam)

27


28

»Wir wollen nur keinen Mist!« Staatsgalerie feiert ihr 175-jähriges Bestehen. Umzingelt von Baustellen – darunter die Großbaustelle des S21-Projekts – ragt das Museum mit seinen verschiedenen Gebäuden wie eine Trutzburg heraus. Trotzdem wird gefeiert. 175 Jahre Geschichte sind schließlich kein Pappenstil: Am 1. Mai 1843 wurde die heutige Alte Staatsgalerie als »Museum der bildenden Künste« eröffnet. Am Jubiläumstag gab‘s ein großes Fest. Wer das verpasst hat, kann bis 26. August eine Ausstellung zur wechselvollen Geschichte des Museums und seiner Sammlung besuchen – Einblicke hinter die Kulissen inklusive. Fünf Räume werden bespielt – als Zeitkapseln versetzen sie die Besucher in bestimmte Zeiträume. So wird man etwa in die Zeit der Anfänge entführt oder in die Zeit des Nationalsozialismus, in der zahlreiche Werke als »entartete Kunst« beschlagnahmt wurden. Ebenso ist die Ära des Wiederaufbaus Thema. Dabei spiegeln sich in der Geschichte der Staatsgalerie nicht allein die politischen Ereignisse, sondern auch die Befindlichkeiten der Gesellschaft wider: In der Bürgerschaft wurde immer wieder heftig über das Museum und die Kunst diskutiert. Ein Streitpunkt war die Hinwendung zur Moderne, die ab den 1920er-Jahren betrieben wurde. Der Ankauf von Werken des Impressionismus wurde nur Dank des Galerievereins, die Freunde der Staatsgalerie, möglich. Auch der Expressionismus fand nicht überall Anklang, ebenso wie 1981 der Erwerb von Picassos Holzskulptur »Die Badenden«. »Hier in Stuttgart kann heute von Bilderstürmerei keine Rede sein«, schrieb dazu ein erboster Bürger der Zeitung. »Wir wollen nur keinen Mist!« Ähnlich ging es zu, als 1977 der Schotte James Stirling den Architekturwettbewerb zur Neuen Staatsgalerie gewann: Architekt Günter Behnisch sprach von »faschistischer« Architektur, sein Kollege Frei Otto von »Brutalität« und »Machtarchitektur«. 1984 eingeweiht ist der Bau heute ein Wahrzeichen der Stadt. »Die Museumsidee war immer schon ein Aushandlungsprozess«, so Steffen Egle, Kurator der Jubiläumsausstellung. Im Zeichen der Bürgerbeteiligung steht auch der Titel der Schau: »#Mein Museum« ist bis 26. August zu sehen – der Eintritt in die Schau sowie in die Sammlung ist bis dahin frei. • (eva) #Mein Museum, bis 26.08., staatsgalerie.de

Farben.Pracht.

Produkt.Vielfalt.

Glanz.Leistungen.

Henkel ist Ihre Druckerei in Stuttgarts Norden. Mit innovativen Technologien rund um den Bogenoffset. Und persönlichem Service drumherum.

henkel druckt.

Henkel GmbH Druckerei Tel. 0711.9 8767 00 www.henkeldruck.de


30

Gegenmodell zur funktionalen Stadt

Schönheit und Zerstörung

WKV: Bestandsaufnahme nach 100 Jahren Bauhaus. »angenommen ich wäre der Mann, der ich gern als die Frau wäre die ich als der Mann wäre der ich gern als die Frau wäre die ich gern als der Mann wäre…« Mit seinem Gedicht »der mann, der lesbisch wurde« brachte der Dichter, Hörspielautor und Essayist Helmut Heißenbüttel 1967 die Geschlechterverhältnisse zu Fall, damit die auf binäre Denkweisen beruhende Weltordnung. Nun tut er es filmisch im Württembergischen Kunstverein (WKV): Urs Widmers Fernsehdokumentation »Zweifel an der Sprache« bildet den Prolog von »50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968«. Damit nimmt der WKV kritisch eine Schau unter die Lupe, die am 4. Mai 1968 eröffnet wurde – die Studierenden hatten just in Paris die Universität Sorbonne besetzt und den Mai 68 ausgerufen. In Deutschland protestierte man gegen die Schließung einer Bauhausnachfolgerin, der Hochschule für Gestaltung Ulm. »50 Jahre Bauhaus«, damals von Herbert Bayer gestaltet und Hans Maria Wingler, Ludwig Grote sowie Ex-WKV-Direktor Dieter Honisch konzipiert, wurde bis 1971 in noch acht Museen weltweit gezeigt. Bis heute gilt sie als eine der kulturpolitisch bedeutsamen Nachkriegsausstellungen. Sollte sie doch die deutsche Kulturnation international rehabilitieren. Deren Relektüre vereint über 500 historische und zeitgenössische Exponate wie Dokumente von rund 60 Kunstschaffenden aus bildender Kunst, Literatur, Fotografie, Film, Design, Architektur und Stadtentwicklung. Sie reflektieren das Ausstellungs- und Grafikdesign der 1920er- bis -40er-Jahre, künstlerische Gegenmodelle zur funktionalen Stadt und Konsumgesellschaft, die Beziehungen von Avantgarde und industriell-militärischem Komplex sowie das Konzept multipler Modernen. • (pam)

Daniel & Geo Fuchs in der Galerie Braunbehrens. Mächtige Berge, weite Landschaften, dichter Palmendschungel – die zumeist großformatigen Fotografien des Künstlerpaar Daniel und Geo Fuchs scheinen Traumwelten abzubilden. Ihre Farbigkeit ist unwirklich, an der Grenze zum Kitsch, der leise an Ölschinken in Wohnstuben Anfang des 20. Jahrhunderts erinnert. Dem aber widersprechen die minutiösen Details der dargestellten Naturlandschaften, die mit bloßem Auge aus der Ferne nicht erkennbar wären. Sichtbar gemacht wurden sie von einem speziellen Kamera-Roboter, der von der NASA und Google für die Marsmission entwickelt wurde und die Naturlandschaften über Stunden hinweg abscannt, die Bilder zu einem Ganzen übereinander legt und zusammenfügt. Seit 2007 befahren die Künstler mit ihrem Reisemobil und ihrem Hündchen nahe und ferne Länder und halten Ausschau nach geeigneten Motiven. Später werden die Motive am Computer bearbeitet und malerisch verfremdet, eine dritte, subjektive Ebene, neben Realität und Fiktion, kommt hinzu. Die Werkgruppe, die so entstanden ist trägt den Titel »Nature and Destruction« – eine Referenz an die Schönheit der Natur, die durch den Menschen überhöht und gleichzeitig zerstört wird, aber der auch selbst gewaltsame, zerstörerische Kräfte innewohnen. Ihre Ausstellung ist eine Premiere – zu sehen in der Galerie Braunbehrens. • (eva) galerie-braunbehrens.de, bis 14.07.

bis 23.9., wkv-stuttgart.de

31


32

Kunstspaziergang in Stuttgart Durchs Kunstmuseum in andere Welten. Die Industrie geht längst aktiv damit um, die Forschung schaut schon darüber hinaus und die Politik, insbesondere die Bildungspolitik hinkt etwas nach – und die Kunst tut zuweilen so, als gäbe es sie nicht: die Virtuelle Realität. Ausgerechnet die Zunft, die mit Fiktionen ihr Geschäft macht, widmet sich selten dem Virtuellen. Das Kunstmuseum hat sich nun gefragt, wie Künstlerinnen und Künstler mit diesen neuen Welten umgehen, was diese Technologie an kreativen Möglichkeiten bietet und was die digitale Erweiterung des Raums für die Kunst bedeutet. Exemplarisch werden sechs künstlerische Positionen gezeigt. Der Titel »Mixed Realities« verweist darauf, dass es nicht darum geht, die eine gegen die andere auszuspielen, sondern auch die Wechselbeziehungen und -wirkungen auszuloten. Mit 3D-Brillen, Headset und anderen VR-Gerätschaften, werden die Betrachter animiert, in die Kunst einzugreifen, Stellung zu beziehen und sich an der Diskussion zu beteiligen: Was gibt uns »Virtual« und die »Augmented Reality«? Gezeigt werden Arbeiten von Regina Silveira, Tim Berresheim, Spiros Hadjidjanos, The Swan Collective, Mélodie Mousset und Daniel Steegmann Mangrané. Ergänzend zu »Mixed Realities« präsentiert das Kunstmuseum Arbeiten des Künstlers Tino Sehgal, die allein der Besucher sinnlich und als gelebtes Erlebnis mit nach Hause tragen kann. Sehgal vermeidet es für gewöhnlich, seine Interventionen zur Zeit zu dokumentieren. Im Zeitalter intermedialer Kommunikation strebt der Künstler nach ganz neuen Erfahrungen. • (ad) Kunstmuseum Stuttgart, bis 26.08.,

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

beiten und Collagen zu verorten. Am Zitat vorbei, mit der Imitation spielend, die Wahrnehmung herausfordernd: so rezipiert Grossmann seine Vorbilder – und er macht damit darauf aufmerksam, dass alle Kunst letztlich auf andere Kunst zurückgeht. • (ad) Galerie Artlantis, bis 25.08., galerie-artlantis.eu

Alles Relativ Schwarz. Die Macht der Farbe ist immer wieder Thema der Galerie Braun. So darf man den sprachwitzigen Einfall, die aktuelle Ausstellung mit schwarzen Arbeiten als »roten Faden« zu bezeichnen, durchaus programmatisch verstehen – es geht immer auch anders. Nun also Schwarz. Das ist im Hause Braun auch schon oft präsent gewesen, insbesondere durch das zutiefst schwarze Werk von Matthias Lutzeyer: Durchdringender kann diese sich immer wieder durch die Kunstgeschichte wuchtende Nichtfarbe kaum wirken. Die Künstler der Ausstellung sind neben dem genannten: Edgar Diehl, Alan Ebnother, José Heerkens, Donald Martiny, Pino Pinelli, Gert Riel, Ivo Ringe, Rolf Rose, Diet Sayler und Richard Schur. Mal konzeptionell, mal konstruktiv, mal konkret, sucht das Schwarz hier den Dialog mit dem Umraum, oder es genügt sich dort ganz sich selbst. Wie auch immer, die Magie des Schwarz ist gesichert – dabei muss man nicht gleich nur schwarz sehen, und – nebenbei bemerkt – auch nicht rot: Schwarz mag düster sein, Trauer bedeuten, doch ist es gleichsam sinnlich, unergründlich und in der Konsequenz allein das, was es ist: schwarz, denn als Nuance wäre es schon Grau. • (ad) Galerie Braun, 15.06.  – 31.08., galerie-klaus-braun.de

Sehgal: 22.06. – 29.07., kunstmuseum-stuttgart.de

Das Prinzip des schon Gesehenen. In ihrer Stadtgalerie in der Senefelderstraße 97 stellt die Galerie A®tlantis den Künstler Ludwig Grossmann mit seinen Arbeiten aus. Der ehemalige Schüler Gerhard Richters wird dadurch der drohenden Vergessenheit entrissen, obwohl er durchaus eine eigene Bildsprache entwickelt hat, die jedoch bewusst an diverse Stile anknüpft. Irgendwo zwischen Emil Schumacher und Josef Beuys sind seine meist kleinformatigen Papierar-

Die Grand Dame des zeichnerischen Klangs. Die im Jahr 2012 mit 99 Jahren gestorbene Tübinger Künstlerin Irmela von Hoyningen-Huene steht bis Ende Juli im Zentrum der Ausstellung im Hospitalhof. Ob mit feingliedrigen Bleistiftstrichen oder mit Farbzeichnungen, sie schuf geheimnisvolle Welten, die sie mit einer Fülle von assoziativer Phantasie, tonalen Klangräumen und improvisierten Harmonien versah. Zu Ruhm kam sie erst recht spät, aber dann mit Nachdruck – der Name der Heckelpreisträgerin von

33


Vom Aufkündigen der Zukunft

34

2000 wurde in den Einkaufslisten der Stuttgarter Staatsgalerie geführt, wo man Zeichner eher nicht vermutet. Spannend ist nicht nur das Werk, sondern auch die Vita Hoyningen-Huenes. Als großbürgerliche Tochter eines renommierten Paläontologin und einer englischen Adligen war es ein gesellschaftlicher Affront, sich der künstlerischen Tätigkeit zu widmen, weshalb sie als Jugendliche ihr frühes Werk vernichtete. Erst im späten Alter setzt das grandiose zeichnerische Werk ein, das aus zahllosen Blättern bestand. Es fand mit den Klängen der Musik zu einem rhythmischdichten Stil – die Künstlerin komponierte ihre Zeichnungen. • (ad) Hospitalhof Stuttgart, 16.06. – 26.07, .hospitalhof.de

Wechsel bei den Schlichtenmaiers. Es lag schon länger in der Luft: Die Brüder Schlichtenmaier wollen einen Generationenwechsel einleiten. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Galerie wird es nun offiziell. Günter Baumann, langjähriger Mitarbeiter unseres Magazins, und Kay Kromeier verstärken bereits seit einigen Jahren das Team. Sie werden die Leitung nun gleichberechtigt als Geschäftsführer gemeinsam mit den Brüdern Bert und Kuno Schlichtenmaier die Galerie auf dem Kleinen Schlossplatz in Stuttgart sowie die Galerie in Schloss Dätzingen in die Zukunft führen. Der älteste Sohn des Galeriengründers Herbert Schlichtenmaier, Harry, ist im Dezember 2016 verstorben. • (eva) schlichtenmaier.de

Nachwuchsdesigner experimentieren mit Materialien. »MaterialGestalten« heißt die dritte Schau der Ausstellungreihe »Design Now!«. Im Foyer von EnBW City im Fasanenhof stehen vom 11. Juni bis 13. Juli Türme aus Wachs neben Objekten aus Kunststoff und Karamell, Sensoren und Motoren sorgen für Bewegung und bieten die Möglichkeit zur Interaktion. Die Objekte stammen von den Studierenden und Lehrenden des Lehrstuhls für Grundlagen der Gestaltung und experimentelles Entwerfen der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. • (eva) abk-stuttgart.de

Im IFA geht es um die Mechanismen von Masse, Macht und Aufruhr. Menschen stürzen panikartig aufeinander zu, aus der Gewehrmündung eines Soldaten blitzt ein großer Feuerstoß. »Riot After Riot: Real and Imagined« nennen der Kanadier Liam Mayes und der Inder Dilip Gaonkar ihr Film-Still, das sie unter anderem mit Szenen aus Gillo Pontecorvos Film »Battle of Algiers« zusammengeschnitten haben. Die Inderin Jitish Kallats wiederum hat in »Anger at the Speed of Fright« eine turbulente Menschenmenge in Miniaturform installiert: Steinewerfende, Prügelende, Fliehende, gewalttätige Polizisten. Sie erzählen von explosiven Dimensionen und den Dystopien einer globalen Metropole. Und auf dem Recherchebild der Kuwaiterin Ala Younis demonstrieren die Massen, dabei ihre Flaggen wild wedelnd: »Pat—riot—against the slow cancellation of the future« nennt sie es. Das sind nur drei Werke, die die Schau »Riots: Allmähliches Aufkündigen der Zukunft« im Institut für Auslandsbeziehungen zeigt. Die künstlerischen Arbeiten und Recherchepositionen aus aller Welt sollen die jüngsten »riots« und Aufstände aufspüren und aufzeichnen – um so eine »Phänomenologie der Menge« zu beschwören. Auf diese Weise werden nicht nur die großen Masterpläne vom souveränen Nationalstaat zur Disposition, sondern auch Fragen nach staatlicher Verfolgung gestellt, dem Verhältnis von Masse und Macht sowie den Veränderungsmöglichkeiten, die im Aufruhr stecken. Wie schrieb noch die US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde, die sich als »black lesbian feminist mother poet warrior« bezeichnete? »Der Lernprozess ist etwas, das man anstiften kann, wortwörtlich anstiften, wie einen Aufstand.« • (pam) bis 24.6., ifa.de

35


36

Freisein im digitalen Zeitalter

Stuttgart feiert seine Städtepartnerschaften

Auf der Spur von Big Data im und außerhalb des StadtPalais. Freiheit, der Begriff ist viel beschworen, aber selten durchdrungen. Und mit der Freiheit 2.0 wird es nicht einfacher. Zwar hat der Mensch der Ära Google, WhatsApp, Instagram, Youtube, Facebook, Amazon, Zalando und wie sie sonst heißen, die soziale Medien und Konsumtempel des Internets, allzeit Zugriff – wenn es das Netz es zulässt. Er ist aber auch, wenn er es selbst zulässt, allzeit erreichund auffindbar. Orte, Vorlieben, alles wird »getrackt«, das System Big Data sammelt permanent und überall Daten. Florian Mehnert hat sich mit diesen Folgen des digitalisierten Lebens, auseinandergesetzt, die in einem Spannungsverhältnis zur Privatsphäre eines jeden einzelnen steht. Seine experimentelle, partizipative Installation »Freiheit 2.0« im StadtPalais und im öffentlichen Raum will ein Bewusstsein für die digitale Parallelrealität und deren Herausforderungen schaffen, so zu einem differenzierten Umgang anregen. Das mehrteilige Werk besteht aus einer Ausstellung im Zukunftssalon, wo »User« dank Self Tracking App ihre Bewegungsprofile als interaktive Projektionen sehen. Big Data Kolloquien mit Vorträgen und Diskussionen sind ein weitere zentrale Bausteine. Gleichzeitig hat Mehnert eine regenbogenfarbene Spur wie ein Leitsystem durch die Straßen der Innenstadt gelegt, die zum Verfolgen auffordern. Der Clou: Die mehrspurigen Linien verblassen durch Mensch, Wetter- und Umwelteinflüsse – und lassen den Begriff Freiheit in einem neuen, vieldeutigen Licht erscheinen. Apropos, das ermöglichen auch die Jazzopen vom 12. bis 22. Juli, die erstmals das StadtPalais als Bühne nutzen: Dort spielt während des Festivals fast jeden Abend der Musikernachwuchs aus nah und fern – analog und gratis. • (pam) Installation bis 24.6.

Indisches Filmfestival mit 45 Filmen am Start. 1948 kam Mayor Walter Marshall, damals Oberbürgermeister von St. Helens, in das weitgehend zerstörte Stuttgart und reichte Oberbürgermeister Arnulf Klett – und damit den Stuttgartern – die Hand. Betroffen vom Zustand der Stadt bot er Lieferungen von Fensterglas aus St. Helens, dem Zentrum der englischen Glasmanufakturen, an. Diese große Geste mündete in eine der ersten deutsch-britischen Städtepartnerschaften, die erste überhaupt von Stuttgart. Aber nicht die einzige. Es folgten Cardiff (1955), St. Louis, Missouri/USA (1960), Straßburg (1962) und die indische Hauptstadt Mumbai (1968). Schließlich kamen in den 1970er- und 1980erJahren Menzel Bourguiba/Tunesien, die ägyptische Hauptstadt Kairo, Lodz/Polen, Brünn/Tschechische Republik und noch 1992 Samara/Russische Förderation hinzu. Die freundschaftlichen Beziehungen zu St. Helens, Mumbai und Lódz feiern in diesem Jahr runde Geburtstage – Grund genug für die Stadt Stuttgart das »Jahr der Städtepartnerschaften« auszurufen. Zum Jubiläumsjahr stehen zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm. Am 30. Juni etwa präsentieren sich unter dem Motto »Partnerstädte in Aktion« alle Städte mit Ständen und Veranstaltungen im Treffpunkt Rotebühlplatz. Weiterhin veranstaltet das Theater am Faden in Stuttgart-Heslach bis 17. Juni die Mumbai-Tage. Und auch das vom Filmbüro BW organisierte Indischen Filmfestival findet wieder statt – in diesem Jahr vom 18. bis 22. Juli. 45 aktuelle Produktionen aus ganz Indien sind zu sehen. Der 19. Juli ist allein der Partnerstadt Mumbai gewidmet. Beim Tea Talk ist der indische Schauspieler Gerson da Cunha Ehrengast, der von seiner Heimatstadt erzählt. • (eva) indisches-filmfestival.de

37


38

TanzTheaterSzene Paradiese gesucht! Legendäre Tanzschaffende wie William Forsythe, John Neumeier oder Jiří Kylián hatten hier ihr Debüt: Seit fast sechs Jahrzehnten gibt die Noverre-Gesellschaft dem Nachwuchs mit »Junge Choreographen«-Abenden die Chance, erstmals eigene Kreationen auf die Bühne zu bringen – diesmal am 13. und 14. Juni im Schauspielhaus. Verblüffendes und Unkonventionelles ist garantiert. — Am 15. Juni dann laden im Theater Rampe 14 junge Menschen zu ihrer Party, gewähren einen Schutzraum, aus dem nichts nach draußen dringt. No pictures please! Welche Version ihrer selbst kommt bei anderen an oder wo beginnt das wahre Ich? Die Performance »Bildverbot« ist das erste Theaterexperiment des Stuttgarter FREIWILLIG-Kollektivs. — Nachdem am 24. Juni im Theaterhaus der Nachwuchs, Schüler und Studierende der New York City Dance School seine »Dancing Feet« in allen Stilen unter Beweis gestellt hat, zeigt am 26./27. Juni Juliette Villemin erneut ebendort ihre Tanz-MusikPerformance »Synchronicity« zum »richtigen Augenblick«. Die Choreografin arbeitet bereits an einem neuen Stück, das am 24.10. Premiere hat: In PHOBIAGORA geht es um Angst und deren körperlichen Ausdruck. »Wir erforschen Orte der Angst tänzerisch, wie sie sich körperlich manifestieren.« Dafür sucht Villemin Interessierte, die die Stückentwicklung begleiten wollen. Kontakt: villemin@yahoo.es oder juliettevillemin.de. — »Paradies gesucht« heißt es am 30. Juni: Das Schauspiel Stuttgart untersucht in Kooperation mit dem Theater Prekariat, welche Hoffnungen, Träume und Erwartungen mit dem Paradies Europa verknüpft sind. Wie ist es um die Lebensrealität, Ängste, Toleranz, Sicherheit bestellt? Wie versuchen die Europäer die Festung »Garten Eden« zu schützen? Auf der Ebene 0 im Züblin Parkhaus treffen Geflüchtete Menschen verschiedener afrikanischer und arabischer Länder, Arbeitsmigrierenden aus Asien und Lateinamerika im kreativen Prozess auf Menschen, die im Schutz Europas aufwuchsen – und dennoch von einer besseren, paradiesischen Welt träumen. — Nach Forschern tragen dazu Frauen maßgeblich bei. Den »Grandes Dames« widmet Gauthier Dance am 12. Juli im Theaterhaus einen Tanzabend mit vier Uraufführungen von Vir-

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

ginie Brunelle, Helena Waldmann, Eric Gauthier und Marco Goecke, nun Artist-in-Residence am Theaterhaus Stuttgart. In den kommenden zwei Jahren wird er pro Spielzeit mindestens eine Uraufführung für Gauthier Dance kreieren. Im Tanzprofil am 2. Juli. präsentiert Gauthier samt Tänzer erste Szenen – mit den Choreographinnen Virginie Brunelle und Helena Waldmann. Anfang Juli steht der Kompaniechef selbst auf der Bühne – mit drei zusätzlichen Vorstellungen von The Gift. — Ein anderer verlässt die Szene: Reid Anderson. Der Intendant des Stuttgarter Balletts übergibt im Herbst den Stab an Tamas Detrich. Zum Abschied wird er gefeiert mit einer Festwoche vom 14. bis 22. Juli, die im Ballett im Park mündet. In der Woche sind Stücke und Choreografen zu sehen, die Anderson schätzt, wie »Lulu« von Christian Spuck, »Begegnungen« von Jerome Robbins und John Cranko oder »Die Fantastischen Fünf« (Marco Goecke, Katarzyna Kozielska, Louis Stiens, Roman Novitzky und Fabio Adorisio). Am 18. Juli folgt eine passende Premiere: »Party Pieces«. • (pam)

39


40

Begrenzte Ewigkeit

Immaterielles Kulturerbe goes Mumbai

Die freie Tanz- und Theaterszene spielt im ehemaligen LOTTE. Der Name meint »Land of the Temporary Eternity«, also »Land der begrenzten Ewigkeit«. Den einstigen Projektraum Lotte gegenüber der Stuttgart 21-Baustelle, in dem sich junge Künstler, Philosophen und Wissenschaftler trafen, übernahmen nun die Tanz- und Theaterschaffenden der freien Szene. Deren Spielstätte, für die sie lange kämpften, wird derweil geplant: In einem 40 Millionen Euro-Erweiterungsbau des Theaterhauses am Pragsattel sollen Gauthier Dance und die Freien Seit’ an Seit’ residieren. Den Projektraum bespiele auch der studentische Verein ODER e.V., so Isabell Ohst, Geschäftsführerin des Produktionszentrums Tanz und Performance e.V. (PZ) – neben einem bunten Programm der Freien. Es soll Workshops, Jour Fixes, Stücke und Performances geben – auch vom künstlerischen Nachwuchs. 40 Leute passen in den Ex-Elektro-Second-Hand-Laden. Zuschauen geht aber auch von draußen – dank Schaufenster. »Wir zeigen in der Mitte der Stadt, welche Innovationen die Künstler auf die Bühnen bringen«, so Ohst. Koordiniert wird der Raum von der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft Freie Tanz- und Theaterszene Stuttgart gUG. Sie wurde von den drei VertreterVereinen FTS (Freie Theater Stuttgart e.V.), PZ und Verein freier darstellender Künstlerinnen und Künstler für Stuttgart und die Region e.V. gegründet. Später soll sie Spielstätte und Proberäume am Pragsattel betreiben. Eine 100-Prozent-Stelle wurde geschaffen. Von der Stadt gab es dafür im laufenden Jahr 31 000 Euro, für 2019 das Doppelte. Apropos Ortswechsel: Die Junge Oper Stuttgart spielt als JOiN ab 2018/2019 in der Studiobühne Nord am Löwentor – neben dem Schauspiel Stuttgart. • (pam)

Das 9. Stuttgarter Flamenco Festival steppt vom 27. Juli bis 4. August. Er war Wendepunkt und ist Trauma für viele Spanier: Der Bürgerkrieg bestimmt auch das Schicksal in »Petisa Loca«. Das subtile wie emotionale Tanzstück der preisgekrönten Kunstschaffenden Sara Calero, Loreto De Diego und Jose Almarcha über den Kampf im Heute um eine besseres Morgen zu Versen des Dichters Pablo Neruda eröffnet das 9. Stuttgarter Flamenco Festival am 27. Juli im Theaterhaus. Mit mitreißenden Zapateados geht es weiter: Bei der »Gala Flamenca« am 28. Juli, produziert von Festivalchefin Carmen Mora und künstlerisch kuratiert von Miguel Ángel, tanzen und spielen alle Kunstschaffenden, die in der kommenden Woche Workshops geben: Sara Calero, Charo Espino, Alejandro Molinero, Miguel Ángel, Alicia Márquez, begleitet von den Sängern Loreto De Diego, Momi de Cadiz, Pedro Sanz sowie den Gitarristen Fernando de la Rua und Jose Almarcha. In den Kursen können Anfänger wie Fortgeschrittene die Spielarten des Flamenco von Seguiriya bis Buleria üben, tanzend oder musizierend mit Gitarre oder Gesangsstimme. Die Kursergebnisse werden beim Fin de Fiesta im Produktionszentrum Tanz und Perfomance präsentiert. Zuvor, am 29. Juli im Theaterhaus, zeigen die »Flamenquitos«, Semiprofessionelle und Amateure, ihr Können. Kinder aus Mumbai zelebrieren – »Flamenquitos go mumbai« – Kulturaustausch und die 50-jährige Partnerschaft der indischen Metropole mit Stuttgart durch traditionellen indischen Tanz und Flamenco. Über »El baile flamenco« und die Zukunft dieses immateriellen Weltkulturerbes sprechen am 1. August Sara Calero, Alicia Márquez und Alejandro Molinero. • (pam) theaterhaus.com, flamencomora.de

41


42

Es passiert im Hier und Jetzt

Das CAMP Festival, International Festival for Visual Music, gastiert in der Rampe. Der Name steht für Creative Arts and Music Project. Bei CAMP, dem International Festival for Visual Music, schlagen Kunstschaffende eine Woche lang in immer wieder neuen Städten ihre Zelte samt Instrumente und Elektronischen Mitteln auf, um miteinander interdisziplinär zu experimentieren, zu improvisieren, daraus etwas zu entwickeln und schließlich das Entstandene zu präsentieren. In diesem Jahr werden wieder in Stuttgart Workshops, Forschung und Performances miteinander verknüpft. Vom 18. bis 24. Juni gastiert das CAMP Festival 2018 Stuttgart im Theater Rampe. Künstlerische Leiter des Kollektivs sind – als Experten für musikalische und künstlerische Grenzbereiche – nach wie vor die beiden Experimentalmusiker Fried Dähn, seines Zeichens Cellist, und Thomas Maos, ein Ausnahmegitarrist. Die Organisation und Planung besorgen Stefan Hartmaier und Martin Mangold, die über jahrzehntelange Erfahrung im Bereich Gestaltung, Ausstellungen, Museen und Messebau verfügen. Erstmals im Tübinger Sudhaus 1999 veranstaltet hat sich die gattungsübergreifende Plattform zu einem wachsenden Kollektiv entwickelt und ein globales Netzwerk von Künstlern, Hochschulen und Kulturorganisationen aufgebaut. CAMP war Gast in Portugal, Spanien, Rumänien, Kroatien, Italien, Bulgarien, China, auf der Kunstbiennale Venedig. Und da jedes

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Festival die Zusammensetzung des jeweiligen Kollektivs, den Ort, die Zeit und die Umgebung spiegelt, ist es stets einzigartig. »Es passiert hier und jetzt«, so Maos. »Auch nach bald 20 Jahren sind wir ein Festival von Künstlern für Künstler, bei dem es um den Austausch, die Kreativität und den Arbeitsprozess geht.« Wenn Electronic Music auf Media Arts und Performance trifft, braucht es Offenheit und Risikofreude bei Protagonisten und Publikum. »Einfach Konsumieren geht nicht, man muss sehen, was auf einen zukommt.« Das Festival liefere nicht per se Antworten, sondern werfe Fragen zu Kunst und Gesellschaft auf. Maos hofft, dass der »zusammengewürfelte Haufen von Künstlern, die Nomaden, die eine Woche ihrer Kreativität freien Lauf lassen, und deren Prozesse hoffentlich mit den Zuschauern etwas machen.« So trage CAMP auch zur Kulturverständigung im besten Sinne bei. »Authentische Kunst ist per se politisch, weil sie Sprengkraft hat – sie darf extrem sein, die Politik nicht.« • (pam) Theater Rampe, 18. – 24.6.

43


44

Vielfalt macht nur Einfältigen Angst Hochkarätige Weltmusiker spielen beim Sommerfest der Kulturen. Der Name ist Programm. Die Devise von Transglobal Underground feat. Natacha Atlas lautet »World Oriental Tronic Legend«, ihre Mission »Neues schaffen«. Das experimentierfreudige Musiker-, DJ- und Künstlerkollektiv aus London ist eine von 14 Bands der internationalen Weltmusikszene, die beim 17. Sommerfest der Kulturen vom 17. bis zum 22. Juli 2018 den Stuttgarter Marktplatz spielen. Die Ehre geben sich unter anderem noch La Gâpette mit Musette- und Manouche-Musik, Red Baraat mit Bhangra Brass und Bollywood, das israelisch-kanadisch-palästinensische Projekt Yael Deckelbaum & The Mothers mit Songs for Peace. Gismo Graf Trio feat. Cheyenne haben Sinti-Swing-Jazz dabei, die Grammygewinner Ladysmith Black Mambazo mitreißenden A-Capella-Gesang. Das alles gibt es gratis: Das Fest – vom Forum der Kulturen ausgerichtet – ist für Bürgerinnen und Bürger. Was 2001 im Innenhof des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) am Charlottenplatzes mit 3000 Besuchern begann, lockt nun mit Musik, Street Food Market und Markt der Kulturen über 85.000 Menschen in die Stadt, in der fast 180 Nationen leben. Ein Grund, warum es das Forum der Kulturen gibt. Am 16. Mai 1998 wurde der Dachverband der Migrantenvereine und interkulturellen Einrichtungen Stuttgarts gegründet – mit 16 Vereinen, Sami Aras als erstem Vorstandsvorsitzenden sowie Rolf Graser als Geschäftsführer. Heute hat er 21 Mitarbeitende, 126 Mitgliedsvereine – etwa 300 Migrantenvereine gibt es in Stuttgart – und im Herzen der Stadt am Marktplatz. Anfangs ehrenamtlich kamen 1999 erstmals Projektmittel, um das kulturelle Rahmenprogramm der EU-Mittelmeerkonferenz auszurichten. Grundgedanke damals wie heute: Jenseits der Nationalitäten agieren, die Partizipation von Migrantinnen und Migranten in Stuttgart stärken. »Deren Engagement sichtbar machen, auch die positive Wirkung von Migration und Vielfalt«, sagt Aras. »Wir begleiten, initiieren, unterstützen Projekte, klären auf, bekämpfen Vorurteile und Diskriminierung.« Graser ergänzt: »Bewusst feiern wir unser Jubiläum mit einer inhaltlichen Kampagne.« Zum 20. Geburtstag

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

sind vielfarbige Plakate und Postkarten in der Stadt zu entdecken mit Sprüchen wie »Vielfalt macht nur Einfältigen Angst«, »Für eine Stadt, die Vorteile bietet statt Vorurteile« oder »Jede*r ist anders und alle sind gleich«. In der Jubiläumsbroschüre »20 Jahre – 20 Gesichter – 20 Geschichten« kommen unter anderem Schriftstellerin Nina Blazon, Zakia Chlihi, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Kurt-Jürgen Maass, Ex-ifa-Generalsekretär, Landtagspräsidentin Muhterem Aras, Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Pfarrer Reinhard Hauff, Sängerin Yesim Jentzsch oder Sozialarbeiter Mesud Mujezinovic zu Wort. Das Forum publiziert das Magazin »Begegnung der Kulturen – INterkultur in Stuttgart«, hat ein eigenes Theaterensemble, eine Weltmusikakademie, veranstaltet das interkulturelle Theaterfestival »Made in Germany«, den Frühstückstreff »Brunch global«, Lesungen mit Migrantenvereinen. Es schult und vernetzt Migrantenvereine und Kultureinrichtungen landes- wie bundesweit, engagiert sich entwicklungspolitisch. Bundesweiter Vorreiter war dessen bedarfsgerechtes, flexibles Förderkonzept »House of Resources« – das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge implementierte es in 13 weiteren Städten. »In den vergangenen 20 Jahren hat sich manches verbessert«, so Graser. »Aber es gibt noch viel zu tun.« Migranten seien in Gremien, Politik, kommunalen Posten weit unterrepräsentiert. Dabei habe bald die Mehrheit der Bürger Migrationshintergrund. »Der Migrationsforscher Mark Terkessidis sagt, das Forum der Kulturen sei eigentlich das Forum der neuen Stadtgesellschaft. An der arbeiten wir.« • (pam)

45


46

Mit Kopf und Herz Vom 13. bis 29. Juli lädt der CSD Stuttgart zum Kulturfestival. Das katholische Irland hat einen schwulen Premierminister, Deutschland seit Oktober 2017 die gleichgeschlechtliche Ehe. Die Bewegung schwuler, bisexueller, transsexueller, transgender, intersexueller und queerer Menschen (LSBTTIQ) habe viel bewegt, sagt Christoph Michl, Geschäftsführer der IG CSD Stuttgart. »Die Christopher Street Day Demonstrationen braucht es erst recht, in Zeiten, in denen Gestrige nach vorne drängen!« Das Motto des CSD-Kulturfestivals vom 13. bis 29. Juli – Schirmfrau ist FDP-Bundestags-Politikerin Judith Skudelny – lautet »Expedition WIR«. »Wir müssen Vielfalt, Akzeptanz, Gleichberechtigung und Buntheit in einer WIR-Gesellschaft leben.« Das Motto sei ein Aufruf, gemeinsam die Gesellschaft zu bauen, in der inklusiv gedachte Vielfalt keine Phrase, sondern Realität ist und Feindlichkeit gegen wenn auch immer – Frauen, Geflüchtete oder sexuell anders Orientierte – Vergangenheit. Diskriminierung gebe es in allen Communities, so Michl. Ein Thema sei auch die Änderung des Transsexuellengesetz, das Adoptionsrecht, Pflege oder dass homosexuelle Männer nicht erst nach einem Jahr Karenz Blut spenden dürfen. »Blutspenden werden untersucht.« Seit das Gesetz in Italien geändert wurde, stieg die Spenderate um 25 Prozent an. »Wir müssen offen über alle Themen reden, Köpfe und Herzen erreichen.« Dazu trage das Kulturfestival bei. Es startet am 13. Juli mit einem Empfang im Rathaus. Am 20. folgt die Eröffnungsgala im Varieté, am 28. die bunte CSD-Polit-Parade durch die Stadt – in Gedenken an die Stonewall-Unruhen vor fast 50 Jahren in New York. Am 28./29. mündet das Kulturfestival in die Hocketse auf dem Markt- und Schillerplatz. • (pam) csd-stuttgart.de/kulturtage


48

Kinderbücher und mehr von Ina Hochreuther Ich bin hier bloß das Schaf. Große Aufregung herrscht auf dem Bauernhof der Familie Michl: zwei Lämmchen sind spurlos verschwunden. Es gibt zwar Gerüchte über einen Wolf, der die Gegend unsicher macht, aber keine konkreten Hinweise. Da es unwahrscheinlich ist, dass sich die Tiere verlaufen haben, sind sie womöglich entführt worden. Der Witz an dem charmanten Kinderbuch »Ich bin hier bloß das Schaf« ist, dass es aus der Perspektive von Charlotte, einem pfiffigen, selbstbewussten Schaf, erzählt wird. Der Autor Friedbert Stohner flicht aus dieser Sicht wunderbare Betrachtungen über Menschen und Tiere ein, etwa: »Unter uns Schafen nennen wir die Menschen nur die Allesbesserkönner«. (…) »Ich mag sie trotzdem gern und jedenfalls lieber als Wölfe.« Die sprechenden Zeichnungen von Hildegard Müller unterstreichen das Vergnügen. Es ist urkomisch zu sehen, wie der Bauer versucht, eine Stalltür mit der Nase aufzumachen, um das geheimnisvolle Verschwinden der Lämmer nachzuvollziehen. Zu diesem Zeitpunkt sind sie Dank der klugen Charlotte und ihrem umsichtigen Vorgehen wieder gefunden. Niemand wird bloß gestellt in diesem lustigen Krimi, es gibt nur viel Verständnis für die Fähigkeiten und Unzulänglichkeiten von großen und kleinen Menschen. • Carl Hanser Verlag 2018, 144 S., € 12,–. Ab 8 Joki und die Wölfe. Der Wolf und die Menschen sind seit jeher ein faszinierendes Thema in der Mythologie wie in der Literatur – oder auch ganz praktisch im Alltag wie aktuell in BadenWürttemberg. Nach Brandenburg, wo der beeindruckende Kinderroman »Joki und die Wölfe« spielt, sind sie schon lange zurückgekehrt. Die Schriftstellerin Grit Poppe, die vor allem mit den beiden aufwühlenden Büchern »Weggesperrt« und »Abgehauen« über Jugendliche in der DDR bekannt wurde, erzählt gewohnt souverän, spannend und kenntnisreich. Der zwölfjährige Joki zieht mit seiner hochschwangeren Mutter zu deren neuem Freund Knut auf einen Bauernhof. Beim Herumstromern trifft er auf einen an der Pfote verletzten jungen Wolf, der sein Rudel verloren hat. Er will ihm helfen, schafft ihn heimlich in sein neues Zuhause, lockt damit dessen Familie an, die prompt ein Kalb reißt und von Knut mit Schüssen vertrieben wird. Joki bricht kurzentschlossen auf, um das Jungtier zurück zu seinem Rudel zu bringen. Obwohl abwechselnd aus der Sicht der Wölfe und

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

aus der von Joki berichtet wird, bleibt die Geschichte durchaus realistisch. In der Sorge des Jungen um den kleinen Wolf spiegelt sich seine eigene, ihn verunsichernde neue Lebenssituation wider. Und nicht nur er wächst an diesem Abenteuer … • Peter Hammer Verlag 2018, 252 S., € 14,–. Ab 10

Dumplin’ Go Big or Go Home. Ihre Mutter nennt sie gerne »Dumplin’«, also Moppel oder Pummelchen. Die sechzehnjährige Willowdean hat eine mollige Figur und kein Problem damit. Wenn man sie wegen ihrer Korpulenz hänselt, ist sie nie um eine schlagfertige Antwort verlegen. Doch als sich der super gut aussehende, schlanke, sportliche Bo für sie zu interessieren beginnt, ist sie plötzlich verunsichert. Julie Murphy hat mit »Dumplin’ Go Big or Go Home« eine mitreißende, quirlige Geschichte geschrieben. Ja, es geht darin vor allem darum, sich anzunehmen und seinen eigenen Weg zu finden. Aber es poppen zwischen Normen, gesellschaftlichen Erwartungshaltungen, Freiheit und Selbstbestimmtheit viele feine Betrachtungen auf, die das Buch nahezu gesellschaftspolitisch facettenreich machen. Das Thema Attraktivität begleitete Willowdean schon immer. Ihre Mutter war einst Schönheitskönigin in der texanischen Kleinstadt und engagiert sich immer noch im Komitee der jährlich statt findenden Veranstaltung. Niemals fragte sie ihre Tochter, ob sie teilnehmen wolle. Doch in diesem Jahr, in dem so viel in ihrem Leben durcheinander gerät, entwickelt Willowdean eine Idee, die Konventionen sprengt. • Aus dem Englischen von Kattrin Stier, S. Fischer Verlag / FJB 2018, 398 S. € 18,99. Ab 14.

49


50

Bildergeschichten von Oliver Stenzel Graphische Albträume: Lovecraft-Adaptionen im Comic. Der US-amerikanische Schriftsteller H. P. Lovecraft (1890 – 1937) wird ja gerne als Vater des modernen Horrors bezeichnet, nicht zuletzt deswegen, weil man in seinen Kurzgeschichten so manch unaussprechlich schaurigen Wesen wie Ctulhu oder den Shoggothen begegnet. Reichlich Tentakeln, Schleim und gestaltloses Grauen, kein Wunder also, dass der schüchterne und wohl recht xenophobe Herr aus Providence als Inspiration für jede Menge Horror- und Science-Fiction-Filmemacher und -Autoren dient. Erstaunlich allerdings, dass es neben all den reich verwendeten Stimmungs- und Figurenzitaten nur relativ wenige konkrete Verfilmungen von Loveraft-Geschichten gibt; und wenn, dann sind es meist B-Movies. Im Comic-Bereich sieht das etwas anders aus, wer hier anfängt, nach Lovecraft-Einflüssen zu suchen, hat schnell Stoff für eine Doktorarbeit und so manch großen Namen beisammen. Nicht allzu bekannt dürfte sein, dass auch Reinhard Kleist, einer der bekanntesten deutschen Comiczeichner, 1994 seinen erst zweiten Comic überhaupt der Biografie Lovecrafts widmete (Lovecraft, Ehapa, 80 S., nur noch antiquarisch) und 2002 einen Band voller Adaptionen aus dessen Werk folgen ließ (Das Grauen im Gemäuer – Neue Lovecraft-Geschichten, Edition 52, 48 S., 12;50 Euro). Mehrere Geschichten Lovecrafts adaptiert auch der Niederländer Erik Kriek in »Vom Jenseits und andere Erzählungen« (Avant-Verlag, 2013, 112 S., 19,95 €), wobei seine Visualisierungen von außerirdischen Lebensformen oder Mensch-Fischwesen-Hybriden eine Spur zu detailliert und naturalistisch sind. Ähnliches gilt für Alan Moores eher mediokre – ja, das gibt’s bei diesem Meister auch – und ziemlich freie Adaption »Neonomicon« (2011, Panini, 144 S., 12,80 €), bei der es doch etwas zu explizit zugeht. Was im Grunde das genaue Gegenteil von H.P. Lovecrafts Ansatz war, das Grauen gar nicht so detailliert zu beschreiben oder zu benennen, sondern eher nur anzudeuten, und dennoch dessen Unfassbarkeit spürbar zu machen, ein Gefühl umfassenden Schreckens hervorzurufen. Die vielleicht gelungenste Übertragung dieses Ansinnens in einen Comic ist schon vor 45 Jahren dem argentinischen Zeichner Alberto Breccia (»Eternauta«) gelungen,

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

der 1973 und 1974 mehrere Lovecraft-Kurzgeschichten adaptierte – darunter auch die so wirkungsmächtige »Ctulhus Ruf«. Der Berliner Avant-Verlag hat diese nun erstmals in deutscher Übersetzung veröffentlicht, in einem Prachtband graphischen Psycho-Horrors (126 S., 29 €). »Ich habe den Ungeheuern der Ctulhu-Mythen (…) eine amorphe Form gegeben, weil ich wollte, dass der Leser selbst etwas hinzufügt, meine Gebilde nutzt, um darauf seine eigenen Ängste zu projizieren«, wird Breccia im Nachwort zitiert. Und das gelingt: Man sieht die Monster, und ja, auch die ein oder andere Tentakel, und doch sind es meist eher Andeutungen, wie in Rorschach-Bildern verlaufene Wasserfarbflecken, surreale Formen, die der Phantasie reichlich Raum geben. Die gelungene Umsetzung der Monster ist das eine, ebenso begeistert die stlistische Virtuosität und Präzision Breccias. Er zeichnet er mit expressivem Tusche- Aquarell- oder Acryl-Strich, mal in surreal-barocker Fülle, mal mit wenigen Strichen und höchster Effizienz, arbeitet daneben auch mit Collageelementen, integriert Fotos oder fertigt mit Monotypien Hintergründe vor. Der bislang schönste Albtraum des Comic-Jahres. •

51


Ry Cooder: The Prodigal Son Auf dem Dachboden der US-Musikgeschichte. Es gibt Gitarristen, die die Musikwelt beflügeln und prägen. Ryland Peter Cooder ist so einer. Einer, der das zudem recht unspektakulär macht. Schon mit 15 Lenzen zupfte der 71-Jährige nicht nur Saiten, sondern entlockte seiner Gitarre mit dem Bottleneck ihren typisch spacigen Sound. Ry Cooder gab sich fortan dem betörenden Slide-Gitarrenklang hin – so formidabel, dass ihn »Rolling Stone« unter das erste Drittel der besten Gitarristen aller Zeiten wählte. Stilistisch erweiterte er seinen musikalischen Horizont stets – mit Folk, Calypso, Country, Jazz, LatinoRhythmen oder Gospel – wie 1976 mit einem Cover von »Stand By Me« (Album »Chicken Music«). Ein Welt-Musiker, der afrikanische, indische oder Latino-Kollaborationen mit Künstlern wie Ali Farka Touré, Vishwa Mohan Bhatt – oder mit dem famosen Buena Vista Social Club hervorbrachte. Cooder, arbeitete auch als hoch geschätzter Studiomusiker mit Eric Clapton, Bob Dylan, John Lee Hooker oder den Rolling Stones (»Love In Vain«): »Ich muss meinen Hut vor Ry Cooder ziehen. Er zeigte mir wie man die Offene G-Stimmung spielt«, schwärmte Keith Richards. Zu seinen Weggefährten zählen unter anderen »Rolling-Stone«Top-100-Drummer Jim Keltner (John Lennon, Tom Petty, Steely Dan) und Pianist Jim Dickinson – ein Team, das den poetischen Soundtrack zu Wim Wenders Filmepos »Paris, Texas« ungemein feinfühlig formte. Hier sei noch das wunderbare – letzte – Musikwerk von Harry Dean Stanton erwähnt, der 1984 in »Paris, Texas« den Travis spielte und letztes Jahr verstarb: »Partly Fiction« glänzt auf dem Niveau von Johnny Cashs Reife-Saga »American Recordings«. Für »The Prodigal Son« stöberte Cooder auf dem Dachboden der US-Musikgeschichte der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, als Blues, Folk, Bluegrass und Gospel die Szenerie prägten – mit Größen wie den Pilgrim Travelers, The Stanley Brothers und Blind Willie Johnson. Der Kalifornier engagierte sich stets politisch, 1979 beim »NoNukes«-Konzert in New York oder auch derzeit, indem er aufblühenden Rassismus, die Finanzkrise oder soziale Themen reflektiert. »The Prodigal Son« etwa zeigt unverblümt auf un-

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

53

ser mitunter verlogenes moralisches Handeln – ein Soundtrack zur Gegenwart auf der Blaupause »alter« Songs, der wunderbar kraftvoll oder auch fragil und mitreißend klingt. »Straight Street«, ein Gospel-Hit der Pilgrim Travelers von 1950, illuminiert Cooder zärtlich mit Banjo, Mandolin und federnder Stimme. »Shrinking Man« stampft und prustet als zackiger Country-Blues-Mix. »Gentrification« beißt und kratzt sozialkritisch, thematisiert die allerorts inflationsartig steigenden, teils Existenz gefährdenden Mieten und damit die Untätigkeit der Politik, die derlei begünstigt. Mieten steigen nicht, sie werden von Menschen erhöht, ist seine simple Botschaft. Cooders wandlungsfähige Stimme, durchdringt das motizige Ensemble aus A- und E-Gitarren, Glocken und schrillen Pfiffen sonor. In der Folge entzücken sphärisch-spacige Sounds, konterkariert von flirrenden Saiten-Sprüngen und eindringlichen Vocals (»Nobody’s Fault But Mine«). »You Must Unload« wiederum kommt als relaxter Country-Ausritt, den Violinistin Aubrey Haynie sanft akustisch bebildert. Der Klassiker »I’ll Be Rested When The Roll Is Called« von Blind Roosevelt Graves lebt durch Banjo, Mandoline und Snare-Sounds als Marschmusik der Seele auf. Und auf seiner Eigenkomposition »Jesus And Woody« reflektiert Cooder den Traum von einer besseren, gerechteren Welt. Hoffen wir mit ihm das Beste. • (Claus Dick) Ry Cooder: The Prodigal Son erscheint bei Caroline (Universal) als CD, LP, MP3-Download oder Stream

Foto: Joachim Cooder

52


Einblick in die Künstlerschmiede Rundgang in der Kunstakademie. Jedes Jahr im Sommer öffnet die Akademie der Bildenden Künste für wenige Tage ihre Pforten. Interessierte können einen Blick in die Ateliers, Werkstatt- und Klassenräume werfen, junge Kunst entdecken und mit den Künstlern ins Gespräch kommen. In diesem Jahr findet der Rundgang am Wochenende vom 20. bis 22. Juli statt. Und wie immer gibt es ein abwechslungsreiches Programm, zusammengestellt von Studierenden und Lehrenden der Studiengänge Architektur, Bildende Kunst und Künstlerisches Lehramt, Bühnen- und Kostümbild, Industrial Design, Kommunikations- und Textildesign sowie Konservierung und Restaurierung. So gibt es etwa thematische Führungen durch die Studiengänge, Preisverleihungen, eine Lounge und Musik sowie die Matinée der Freunde der Akademie. Außerdem wird erstmals der Kurt-Weidemann-Preis im Studiengang Kommunikationsdesign verliehen. • (eva) Fr 20.07., 13 – 23 Uhr, Sa & So 2./22.07., 12 – 20 Uhr, abk-stuttgart.de


56

Kunstspaziergang in der Region Nicht nur eine Bestandsschau. Ein Jahr, bevor die Galerie Schlichtenmaier ihr 50. Firmenjubiläum feiert, blickt sie 2018 zunächst auf vier Jahrzehnte ihres Stammsitzes in Schloss Dätzingen. 150 Künstler der Galerie säumen den Weg bis heute. Der Blick zurück kann nicht alle gleichermaßen würdigen, weshalb die Galerie die Rückschau auf die Klassische Moderne, die Nachkriegsmoderne und die zeitgenössische Kunst mit einem personell sich erweiternden Blick nach vorn verbindet. • (ad) Galerie Schlichtenmaier, Schloss Dätzingen/Grafenau, 23.06. – 22.09., schlichtenmaier.de

Frisch, frech, frei und sehr originell. Die 35 Jahre junge Künstlerin Helen Feifel zeigt eine faszinierende Bandbreite ihres Schaffens – ob sie Fotografien übermalt, Keramikobjekte aus Bruchwerk zusammensetzt oder in phantastischen Zeichnungen unterwegs ist: Sie gehört zu den ganz großen Talenten der Gegenwartskunst. • (ad) Galerie der

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

men diesmal drei Protagonisten – und sie ist nicht nur länderübergreifend, sondern auch generationsübergreifend: die jüngsten Linienaktivisten sind in den 1980er Jahren geboren, die ältesten kommen aus einer Zeit, als man dachte, Zeichnung sei eine Behelfsgattung. • (ad) Kunstverein Eislingen, bis 15.07., kunstverein-eislinigen.de

Blick hinter die Dinge. Der Böblinger Kunstverein zeigt Fotografien von Vera Reschke – der 1. Vorsitzenden des Vereins – und Papier- sowie Grasarbeiten von Gertrud Buder, die dem Kunstverein seit Jahrzehnten als künstlerische Beirätin eine Stütze ist. Reschke hat neben einigen Mittelformaten eine Rauminstallation mit zahllosen hängenden Arbeiten aus der Foto-Leinöl-Serie »Wayfare« gestaltet, die sich motivlich aus der Vielfalt der Kulturen speist. Buder präsentiert zarte Kohlezeichnungen auf Paper und Gras- sowie Filtertütenobjekte, die den Raum erkunden und archaische Zeiten evozieren. (ad) Böblinger Kunstverein, bis 24.06., kunstvereinbb.de

Stadt Backnang, bis 29.07., galerie-der-stadt-backnang.de

Die Zeichnung erobert die Welt. Rund 200 Künstlerinnen und Künstler hat die Biennale der Zeichnung bislang geehrt – in der achten Auflage der inzwischen bundesweit mit Interesse verfolgten Auflage stehen 21 zeichnerische Positionen auf dem Programm, darunter Biennale-Teilnehmer wie die ägyptisch-deutsch-amerikanische Künstlerin Susan Hefuna. Die Besetzung ist international, allein aus Japan kom-

Strahlendes Schwarz. Ausstellungen mit Arbeiten von Philipp Haager sind immer auch meditative Reisen ins eigene Selbst. In unzähligen Tuscheschichten lotet der Künstler die unendlichen Tiefen eines Schwarz‘ aus, das nuancenreiche Farbschattierungen aufweist und dem ein unerklärbares Leuchten innewohnt. Man mag die Bilder für düster halten,

57


58

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

in Wahrheit sind sie ein zauberhaftes Sehnen nach Unendlichkeit. (ad) Galerieverein Leonberg, bis 29.07., galerievereinnleonberg.de

»Im Raum meiner Imagination«. Julius Bissier genießt den Ruf, einer der »japanischsten« aller europäischen Künstler zu sein. Das stimmt so zwar nicht – die Dingwelt seiner Bildsprache war doch der Tradition seines Kulturraums verpflichtet – , doch er fand insbesondere in den Tuschezeichnungen eine sehr ZEN-nahe Konzentration auf das Wesentliche. Das Augustinermuseum Freiburg greift diesen Aspekt des Werks heraus, um »Bissier und Ostasien« aufeinander zu beziehen. (ad) Freiburg, Augustinermuseum, bis 23.09., freiburg.de

Argonauten in Reutlingen. Der überdachte Innenhof der Domino-Stiftung in Reutlingen ist eine Herausforderung für Künstler, die hoch hinaus wollen – die Hausherren geben in regelmäßigen Abständen den gigantisch in die Höhe sich erstreckenden Raum in die Hände von Installationskünstlern oder Bildhauern. Axel Anklam wird vermutlich eine seiner wie schwebend im Raum sich verortenden Plastiken mit dem Titel »Argos Fahrt« gen verglasten Himmel wiegen lassen und ein Gegengewicht zum raumplastischen Treppenhaus schaffen. (ad) Reutlingen, Domino-Stiftung im Dominohaus, 01.07. – 21.09., dominostiftung.de

Kunst zum Catwalk. Wenn Models auf den Catwalks Luxusmode von Gaultier, Dior und Co. präsentieren, ist die eigentliche Arbeit schon getan: Die Kleider sind entworfen, genäht und für den Laufsteg erkoren. Ein künstlerisches Nebenprodukt sind die Zeichnungen und Druckgrafiken, die für Zeitschriften und Werbung geschaffen wur-

den. Dabei steht die Interpretation der Kleidung durch den Künstler im Mittelpunkt. Die Schau »Dior, Lacroix, Gaultier. Haute Couture auf Papier« in der Galerie Stihl Waiblingen widmet sich der faszinierenden Welt der Modeillustration und präsentiert Arbeiten prominenter Vertreter des Fachs von 1900 bis heute. Ergänzend sind originale Kleidungsstücke namhafter Designer zu sehen. (eva) bis 12.08.; galerie-stihlwaiblingen.de

59


60

In Ekstase

Das menschliche Panoptikum

Galerie der Stadt Böblingen zeigt das Oeuvre von Wilhelm Geyer. Genau vor 30 Jahren kam der »Altar des Kirchenjahrs« in die Obhut der Stadt Böblingen. Wilhelm Geyer malte ihn 1925/26 als vierteilig aufklappbares Monumentalwerk. Nun werden der Künstler und sein Oeuvre in der Städtischen Galerie Böblingen in der Sonderausstellung »In Ekstase« geehrt. Prägte er doch wie kaum ein anderer die Kunstlandschaft Südwestdeutschlands mit gegenständlich-figurativer Malerei. »Geyers einflussreicher und ehrlicher Kunstausdruck soll angemessen gewürdigt werden«, so Corinna Steimel, Leiterin der Städtischen Galerie Böblingen. »Denn auch wenn seine Gestaltungen von Glasfenstern und Wandgemälden weit über den südwestdeutschen Raum bekannt sind, ist sein parallel entstandenes malerisches Wirken bis heute noch zu wenig geschätzt.« Die Schau, die vor allem aus Eigenbestand, aber auch mit Leihgaben konzipiert wurde, zeigt Gemälde, Pastelle und Aquarellen aus allen Werkphasen Geyers, der 1900 geboren wurde. Seine kraftvoll-sinnlichen Bildfindungen wurzeln tief im Glauben und sind von einer außergewöhnlichen Malweise geprägt: Sie pendelt zwischen impressionistisch und expressionistisch und wird in der Literatur durchweg mit dem Eigenschaftswort »ekstatisch« beschrieben. Die Schau beleuchtet zudem Wilhelm Geyers Lebensstationen und Werk­etappen. Der Maler, Glas- und Freskenmaler, Grafiker und Gestalter versammelte die »Stuttgarter Neue Sezession« um sich. Zu seinen Wegbegleitern der Kunstszene gehörten etwa Walter Wörn, Gustav Schopf, Manfred Pahl, Alfred Lehmann oder Manfred Henninger. Erstmals in der Schau beschrieben wird auch, was es mit den Kontakten zu den Widerstandskämpfern der »Weißen Rose« auf sich hat – und seine lebenslange Freundschaft zum Künstler Franz Frank. •

Kunsthalle Würth zeigt neue Sammlungseinblicke. Wer ihn einmal über Kunst reden gehört hat, versteht seine Leidenschaft. Seit den 60er-Jahren sammelt der Unternehmer Reinhold Würth Kunst. Sie sei stets ein Kontrapunkt zum beruflichen Tun gewesen, sagt der 83-Jährige, der klare Kante gegen Trump zeigt. »Es hat unglaublich bereichert, weil man einen Blick hatte in eine ganz andere Welt.« Um neue Einblicke in seine Sammlung geht es auch in der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Würth Schwäbisch Hall: »Wohin das Auge reicht« präsentiert eine Fülle von Neuzugängen internationaler Kunst der vergangenen zehn Jahre, die seit den 60er-Jahren entstanden sind. Der größte Teil der rund 200 Werke werden zum größten Teil erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Vor allem Malerei und Skulptur hat Würth angekauft, darunter gewaltige Formate von Karel Appel, Daniel Buren, Anthony Caro, Antony Gormley, Peter Halley, Martin Kippenberger, Per Kirkeby, Imi Knoebel, Maria Lassnig, Robert Longo, Albert Oehlen, Sigmar Polke, Arnulf Rainer, Gerhard Richter, Antonio Saura, Sean Scully, Monika Sosnowska und Antoni Tàpies. Sie spiegeln die unterschiedlichen Stilrichtungen und Positionen der Kunst der vergangenen 60 Jahre wider – und damit nicht zuletzt auch, wie Kunstschaffende auf die Welt blicken, politische und gesellschaftliche Verhältnisse verhandeln. »Die Sammlung ist lebendig, die Sammlung ist bunt«, so Würth im Film »Kunst sammeln mit …«. »Kunst muss nicht nur schön sein, sondern für mich ist es eben auch ein Teil des menschlichen Panoptikums.« • (pam) bis 17.3.19, kunst.wuerth.com

(pam) 24.6. – 7.10. boeblingen.de Yan Pei-Ming »Pape Francois (Papst Franziskus)«

61


Der Zwerg hat sich etabliert Kunstlied-Festival in Sindelfingen findet zum dritten Mal statt. Angefangen hat alles in Frankreich, Dijon: »Ich war Student und habe dort einen Sprachkurs gemacht«, erzählt Festivalgründer Johannes Held. »Die Stadt hatte kulturell nicht viel zu bieten, daher stand ich nachmittags dann auf der Straße und habe gesungen. Da kam mir die Idee.« Held, der heute selbst fertig ausgebildeter Sänger und Sprecher ist, wollte eine Konzertreihe für Sindelfingen organisieren. Zurück in seiner damaligen Heimatstadt telefonierte Held mit Freunden und Kollegen und hatte schnell eine kleine feine Auswahl an Veranstaltungen zusammen. So fand 2012 in Sindelfingen das erste Kunstliedfestival in Deutschland statt. Die Resonanz war groß, das Publikum bunt gemischt. Überraschend, schließlich hat die Liedkunst vermeintlich ein eher betagteren und engen Liebhaberkreis. »Klar ist das Kunstlied eine Nische in der Nische«, so Held. »Aber es tut sich gerade in Baden-Württemberg derzeit wahnsinnig viel, es gibt einen Sog, der unterschiedliche Menschen anzieht.« Tatsächlich spielt die Liedkunst etwa in der in Stuttgart ansässigen Internationalen Hugo-Wolf-Akademie und in der neuen Konzertreihe Klangwerk Lied in Freiburg die Hauptrolle, klassische Musikfestivals wie der Heidelberger Frühling und das Podium Esslingen haben sie im Programm. »Es gibt viele Einrichtungen und Neugründungen wie der Zwerg«, so Held. »Ich schätze, das hat auch damit zu tun, dass derzeit den Fragen nach Heimat und Identität eine große Aufmerksamkeit zuteil wird.« Schließlich seien die Probleme und Zustände der Protagonisten, etwa in Franz Schuberts Liedkunst, hoch aktuell: In Goethes »Der König in Thule« wie Wilhelm Müller »Die schöne Müllerin« ist die Liebe Thema, in Christian Friedrich Daniel Schubarts »Die Forelle«, Goethes »Heideröslein« oder »Erlkönig« geht es um Tod – und bei ersteren beiden um den Umgang des Menschen mit der Natur. Auch beim dritten »Zwerg« vom 26. Juli bis 1. August fehlen Schuberts Kompositionen nicht: The Erlkings (Foto) mit Frontmann Bryan Benner haben ihn auf ganz ungewöhnliche Weise vertont, mit Gitarre, Tuba, Schlagzeug und Cello, und die Texte ins Englische übersetzt. Außerdem stehen Lieder von Schubert, Strauss, Zemlinsky, Marx und Korngold, Guilbert, Delvard und

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

63

Schönberg, Mahler, Wolf und Turina, Schumann und Kilpinen auf dem Programm. Und Bariton Held selbst fungiert als Sprecher – bei einer Nacht im Schein der Fackeln, mit Kabarett, Gesang und Klavier. Die Bandbreite ist vielfältig, die Veranstaltungen interdisziplinär und anders. »Wir brechen herkömmliche Strukturen auf und suchen den Dialog mit dem Publikum, die Intimität, die einst auch Schubert bei seinen Vorführungen im Wohnzimmer seines Freundes fand«, sagt Held. Jedenfalls kommt die neue Art, Liedkunst zu transportieren an – bei jung und alt. Finanziert wird das Festival durch Sponsoren und Eintrittsgelder. Außerdem gibt’s noch eine Förderung von der Stadt in Höhe von 15.000 Euro. »Die Stadt hat uns von Anfang an wahnsinnig unterstützt und steht uns zur Seite, wo sie kann«, so Held. • (eva) derzwergfestival.de

Foto: Andrej Grilc

62


64

TanzTheaterSzene Die Virtuosität der Symbiosen. Zum dritten Mal heißt es vom 7. bis 17. Juni »Ulm Moves!« Im Roxy, Ulmer Zelt, Theater Ulm sowie Stadthaus sind unter anderem Afshin Ghaffarian, Paris, die Hofesh Shechter Company, London, Compañia Sharon Fridman, Madrid, sowie Ricardo Fernando & das Ballett Augsburg zu erleben. Den Auftakt machen das Kooperationsprojekt der Tanzszene BW mit »All You Can Dance« und die lokale Tanzszene Ulm und Region mit »TanzLokal«. Die Cooperativa Maura Morales bringt aus Düsseldorf »Phaidra – Die Virtuosität des Leidens« mit. — In »herstory I« hat sie Komponistinnen nachgespürt. Nun forscht die Tänzerin und Choreografin Eva Baumann im zweiten Teil »(un)sichtbarst« über das weibliche Körperbild und seine Präsenz im öffentlichen Raum. Erste Einblicke in ihre aktuellen Recherchen gibt sie in einer Performance in der Städtischen Galerie Böblingen am 10. Juni. — Um einen der wohl berühmtesten Männer des deutschen Theaters geht es am 13. Juni in Ludwigsburg: Mit »Faust« startet das mal humorvolle, mal surreale, mal nachdenkliche Programm des Theatersommers im Cluss’schen Garten. Bis zum 8. September folgen die »Stadt der Träume« – nach Motiven von Tomeo Fellini, Calvino –, Marlen Haushofers »Wand«, »Im Weißen Rössl« sowie für die Jüngeren »Kalle Blomquist« und das »Urmel aus dem Eis«, der Klassiker der Augsburger Puppenkiste. — Einen Ausflug ist Baden-Baden immer wert, insbesondere wenn am 17. Juni das Nederlands Dans Theater im Festspielhaus Choreografien von Sol León & Paul Lightfoot, Crystal Pite und Marco Goecke zeigt. — In die flüchtige Sphäre zwischen Dieseits und Jenseits begeben sich Choreograf und Regisseur Alain Platel und seine Kompanie Les ballets C de la B zusammen mit dem Komponisten Fabrizio Cassol. Ihr neuestes Projekt »Requiem pour L.« ist der außergewöhnliche Versuch Mozarts unvollendet gebliebenes Requiem mit vierzehn Musikern und Sängern aus Afrika, Europa und Brasilien zu vervollständigen. Das Besondere: Sie bringen ihre musikalischen Erfahrungswelten aus Jazz, Oper und Afropop ein. Die Bilder

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

und Assoziationen, die zu der berührenden Musik entstanden, nutzt Platel, um mit dem Tod zu tanzen, – beeinflusst wurde dies auch von dem Krebstod seines Mentors Gerard Mortier. Diese individuellen Gefühle setzen Platel und Cassol um, indem sie das Requiem der sterbenden L. widmen – wie auch dem Leben in allen Facetten – am 24. Juni bei den Schlossfestspielen im Forum am Schlosspark Ludwigsburg. — Der Spiritualität Johann Sebastian Bachs, seiner Verbindung von Himmel und Erde folgt Choreografin Anne Terese De Keersmaeker in »Mitten wir im Lebend sind/Bach6Cellosuiten« am 12. Juli ebenfalls bei den Schlossfestspielen. Auf die Bühne des Forums am Schlosspark Ludwigsburg bringt sie ihre Tänzer der Kompanie Rosas mit dem Cellisten Jean-Guihen Queyras zusammen. Der intoniert die Suiten – auf die Tänzer achtend – derart feinfühlig wie leidenschaftlich, so dass eine einzigartige Symbiose aus Musik und Tanz entsteht. Auf diese Weise tauchen alle Protagonisten nicht nur in den individuellen Charakter jeder einzelnen Suite ein, sie entdecken gemeinsam mit dem Publikum verborgene Verbindungen. Wie betont De Keersmaekers noch? Bach mache »das Göttliche menschlich und das Menschliche göttlich«. • (pam)

65


Über Kooperationen und Freiräume für Künstler

67

Haben sich die Berufsbilder am Theater gewandelt? Ja, sehr. Der darstellende Künstler, die darstellende Künstlerin ist heute viel eigenständiger, behauptet sich in seiner/ihrer Autorschaft und hat vielfache Möglichkeiten sich auszudrücken. Die Stadt- und Staatstheater sind nicht mehr einziges Ziel. Film, Medien, Bildende Kunst, performative Formen, Musiktheater oder freie Gruppenbildung erweitern die Kunstzone und vermischen sich. Dem muss sich eine zeitgemäße Ausbildung stellen und den neuen Anforderungen Rechnung tragen.

Foto: Philip Henze

66

Thema des Symposiums zum Jubiläum ist »Kunst.Kultur. Nachhaltigkeit«. Wie passen Theater und Nachhaltigkeit zusammen? Theater und Kunst liefern einen wesentlichen

Vier Fragen an Elisabeth Schweeger, Leiterin der Akademie der Darstellenden Künste in Ludwigsburg. Elisabeth Schweeger ist seit September 2014 Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Akademie der Darstellenden Künste. In diesem Jahr feiert die Landeseinrichtung ihr zehnjähriges Bestehen. Ein Höhepunkt ist unter anderen ein Symposium am 29. und 30. Juni mit dem Titel »Kunst. Kultur. Nachhaltigkeit«. Sie sind seit 2014 Leiterin der ADK. Welche Herausforderungen gab es? Es galt, an die vielen guten Ansätze der wie so oft

turbulenten Gründerjahre anzuknüpfen, die Studiengänge inhaltlich auszufeilen und effizient zu gestalten, deren Qualität an die neuen Anforderungen eines sich ständig verändernden Theaterbegriffes anzupassen und sie in nachhaltige Formen zu überführen. Nun sitzt die ADK fest im Sattel. Die Finanzierung steht, wir haben ein neues Probenzentrum und die Studiengänge sind akkreditiert. Außerdem sind wir hervorragend international und national vernetzt und die Zusammenarbeit mit der Filmakademie Baden-Württemberg, der ABK Stuttgart – und seit letztem Jahr auch mit PH Ludwigsburg im Rahmen des Studiengangs »Kulturelle Bildung« - ist mehr als erfreulich. Wir bauen sie weiter aus.

Beitrag, gesellschaftliche Zusammenhänge zu hinterfragen und zu analysieren. Um eine Gesellschaft nachhaltig zu entwickeln, braucht es ein Bewusstsein dessen, was diese Welt so lebens- und erhaltenswert macht, von der Natur bis zu den kulturellen Errungenschaften. Es geht darum, sie mit Verstand und Empathie weiter zu denken, zu entwickeln bei einem klugen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Wie muss eine Akademie der Darstellenden Künste heute aufgestellt sein? Zunächst muss sie einen Freiraum erzeu-

gen, in dem künstlerisches Denken und Handeln sich ausprobieren und erproben kann, so dass die künstlerische Suche mit Praxis verbunden werden kann. Das Angebot an unterschiedlichstem künstlerischen Wissen und Möglichkeiten sollte weit über die reine darstellende Kunst hinausgehen. Und trotzdem muss eine Akademie das Handwerk grundlegend vermitteln. Die jungen Menschen werden hier vorbereitet für eine künstlerische Zukunft, in der sie sehr erfinderisch sein müssen, um sich zwischen Selbstverwaltung, Selbstfinanzierung und Künstlerschaft zu behaupten. • Fragen von Eva Maria Schlosser


68

Stoff für alle Sinne Der Kunstverein Neuhausen lädt in den Lustgarten. Was drinnen passiert, ist nur zu hören. Andreas Mayer-Brennenstuhl hat sein »Love Tent« voyeursicher in luftiger Höhe außerhalb der Ruper-Mayer-Kapelle installiert. Dort kommentiert auch der »Steingarten, 1:1 Modell (Hegel)« von Tünde Kovacs und Georg Winter totalitäre, naturlose Gartenkultur – Glyphosat lässt grüßen. Raum für Leben indes bietet der »Jardin des Parfums«. Der Duftgarten entsteht als partizipatives Urban Gardening-Projekt: Bürger und Mitglieder des Kunstvereins (KV) Neuhausen spenden Setzlinge. Die – jenseits Planung wachsend – repräsentieren die Vielfalt der Beteiligten. Und das Bureau für Baubotanik realisiert 2018/2019 ein baubotanisches Konzept mit Audioguide als langlebiges Exponat. 26 künstlerische Positionen zeigt die KV-Mitgliederschau »Lustgarten. Jardin des Delices«. Sie beschäftigen sich mit der Ästhetik und dem Experimentierfeld geformter Natur, zudem mit der Produktion von Lust und Begehren, natürlichen Prozessen und der Endlichkeit (des Körpers). »Die Veränderung des Körper- und Naturbegriffs wird reflektiert, aber auch die gesellschaftlichen und politischen Zwänge, denen Natur und Körper unterworfen werden«, so KV-Leiterin Susanne Jakob. Dient der private Nutzgarten der autonomen Selbstversorgung, ist der säkularisierte Lustgarten ein zweckfreies Refugium – vergnüglich, wahrnehmungsschärfend, regenerierend – und Rückzugsort. So trifft denn auch Sinnlichkeit auf Geschichte und Gesellschaft. Wen Christoph Frick botanische Nischen dokumentiert, zeigt er auch die Folgen des Handels mit exotischen Pflanzen. Beim Tauchgang in Luzia Simons saftige Fotodschungel trifft man auf eingereiste Neophyten und eine Kultivierungsevolution, die bei der europäischen Zimmerpflanze endet. • (pam) 10.6. – 22.7.


70

Termine

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

ABTART und dann passiert so was: Bit- Galerie von Braunbehrens Daniel & tersohl, Kummer, Rösner bis 24.8. Rem- Geo Fuchs NATURE AND DESTRUCTION brandtstr. 18 abtart.de 9.6. – 14.7. ||| Christa Winter 19.7 – 31.8 Akademie Schloss Solitude Rethin-

Rotebühlstr. 87 galerie-braunbehrens.de

king Affordance/Einzelschauen: Devin Galerie Bovistra Frank Lorenz One Jernigan, Enoch Cheng bis 17.12. Solitu- Artist Show bis 13.7. Ludwigstr. 66 de 3 akademie-solitude.de bovistra.com

Akademie der Bildenden Künste, Aussenstelle Ute Woracek, Bibliothek, Am Weißenhof 1 abk-stuttgart.de

Galerie Dengler und Dengler Sommer Salon 18.6. – 20.7. Rosenbergstr. 102A denglerunddengler.de

AKKU Projektraum When two become Galerie Domberger Knoebl, Polke, one, Klasse Ingo Meller, Leipzig bis 20.1. Wesselmann u.a. _ Uhlbergstr. 36–40 Projektraum AKKU, Gerberstr. 5c

domberger.de

Architektur-Galerie am Weißenhof EnBW City Design now! MaterialGestalKleine Häuser – großes Thema bis 1.7. ten 12.6. – 13.7. Schelmenwasenstr. 15 ||| Die Villa im Tessin I märklinMODERNE enbw.com im Ländle ab 12.7. Am Weißenhof 30 Galerie im Foyer Georg Elser bis 14.6. weissenhofgalerie.de ||| Ich bin Kulturarbeiter und InklusionsBloody Colors Gallery Daniel Letter- täter 22. – 7.9. Willi-Bleicher-Str. 20 mann: Love Letters _ Hölderlinstr. 53 nordwuerttemberg.dgb.de

Galerie Mueller-Roth Manfred Mohr bis ifa-Galerie Aufstand: Das langsame 6.7. Christophstr. 6 galerie-mueller-roth.de Aufkündigen der Zukunft bis 24.6. ||| NetzWERK ab 13.7. Charlottenplatz 17 Galerie Pixxl Fotokunst Götz Wintterlin ifa.de Brennerstr. 21 galeriepixxl.com Institut Français Bilder der Revolte bis Galerie Schlichtenmaier Winfried 6/18 Schlossstr, 51 institutfrancais.de Gaul zum 90. bis 14.7. Kleiner Schlossplatz 11 schlichtenmaier.de Künstlerhaus Stuttgart James Richards u. Leslie Thornton: SPEED 1.7. – Galerie Stöckle Hauser Bernard Plos14.10. Reuchlinstr. 4b kuenstlerhaus.de su ab 23.9. Senefelderstr. 3A stoecklehauser.com Kunstbezirk Kann Spuren von Licht enthalten bis 23.6. ||| Alle Jahre wieder 17. – Galerie Sonnenberg Heidi Kucher 28.7. Leonhardsplatz 28 kunstbezirk9.6. – 22.7. Korinnaweg 50a galeriesonnenberg.de

Galerie Michael Sturm Conexión Mexicana bis 28.7. Christophstr. 6 galeriesturm.de

Galerie Valentien Auslese bis 16.6.

Design Center Ein()sichten: materialANSICHTEN bis 7.6. Bleicherstr. 19

Galerie Reinhard Hauff Anne-Lise

design-center.de

Coste: Ton Crâne (Your Skull, My Skull) bis 27.7. Paulinenstr. 47 reinhardhauff.de

Deutsch-Amerikanische Zentrum/ James-F.-Byrnes-Institut La Fronte-

Galerie Henn Oliver Christmann bis 6/18 Wilhelmsplatz 8 henn-kunst.de

Gedok e.V. TAUFRISCH#4 28.6. – 27.7.

ra: Artists Along the US-Mexican Border bis 13.7. Charlottenplatz 17 daz.org

Galerie Interart SZTABA/DAMAR bis 16.6. Rosenstr. 25 interart-stuttgart.de

Hauptstaatsarchiv Romantiker auf

Ehemaliger Projektraum Lotte nun Projektraum der Freien Tanz + Theaterszene _ Willy-Brandt-Str. 18 produktionszentrum.de

Galerie Keim Schein und Sein vom Bild zum Raum Celso Martínez Naves bis 23.6. Marktstr. 31 galerie-keim.de Galerie Kerstan Project Peace bis 22.7.

Fotogalerie Norbert Nieser Christian Breitscheidstr. 48 galerie-kerstan.de Farr: Diversity bis 28.7. Große Falterstr. 31/3 galerie-nieser.de Galerie Saby Lazi Sibylle Bross & Veit Forum3 Vanadis bis 14.7. Gymnasiumstr. 21 forum3.de

Galerie AK 2 Lorenzstaffel 8 galerieak2.de

Galerie Klaus Braun Roter Faden – SCHWARZ bis 1.9. Charlottenstr. 14 galerie-klaus-braun.de

Utz Bopserwaldstr. 61 sabylazi.de

Galerie Brigitte Daniel Schörnig: Signals – Hommage to Sol Lewitt bis 29.6. Solitudestr. 254 artfacts.net/brigmarch

Galerie Merkle Galerie Ebertz zeigt: Good Luck – Karin Brosa bis 21.7. Galeri-

enhaus Breitscheidstr. 48 galerie-merkle.de

||| Frischzelle_24: Ann-Kathrin Müller 17.10. Kleiner Schlossplatz 13 kunstmuseum-stuttgart.de

Kunstraum Filderstraße Julia Voit: Galerie Edith Wahlandt Sommerevent Lichtsignale 23.6. – 13.7. Filderstr. 34 kunstraum34.de 23.6. – 25.8. Hölderlinstr. 55

Galerie Thomas Fuchs TM Davy. Love Songs bis 7.7. ||| VOLTA Basel 11.6 – 16.6. Reinsburgstr. 68a galeriefuchs.de

Kunstmuseum Stuttgart mixed realities bis 26.8. ||| Tino Sehgal 22.6. – 29.7.

Gellertstr. 6 galerie-valentien.de

Bund Bildender Künstlerinnen Württemberg Susan Tauss bis 24.6. Eugenstr. 17 bbk- wuerttemberg.de

stuttgart.de

edith-wahlandt-galerie.de

Galerie Rainer Wehr Schaulager bis 30.6. Alexanderstr. 53 galerie-rainerwehr.de

Galerie Z Firnhaberstr. 5A galeriez.net Hölderlinstr. 17 gedok-stuttgart.de

Kunststiftung Birgit Brenner bis 2.6. Gerokstr. 37 kunststiftung.de

Kunstverein Gästezimmer When two become one, Klasse Ingo Meller, Leipzig bis 20.6. Vaihingerstr. 14 kunstvereingaestezimmer.de

Landesmuseum Württemberg 7 Superschwaben, Jungen Schloss bis 29.7.

Schillerplatz landesmuseum-stuttgart.de dem Liechtenstein, Lebenswelten Herzog Linden-Museum In Stuttgart zu Hause Wilhelms von Urach 8.6. – 12.10. Konrad-Adenauer-Str. 3 landesarchiv-bw.de 21.7. – 14.10. Hegelplatz 1 lindenmuseum.de

Haus der Geschichte Die 60er-Jahre bis 24.6. Konrad-Adenauer-Str. 16 hdgbw.de

Literaturhaus Stuttgart Blåvand: Tim Dinter, Thomas Pletzinger bis 30.6. Breitscheidstr. 4 literaturhaus-stuttgart.de

Haus des Waldes One-LOG Kunst trifft Lumas Lange Str. 3 lumas.de Handwerk bis 21.10. StadtWaldWelt, KöMaier & Co. Fine Art Kabinettaus­ nigsträßle 74 hausdeswaldes.de

stellung _ Eberhardstr. 6 barbizon.de

Haus der Katholischen Kirche Marion Ministerium für Wirtschaft, Arbeit Rausch: Alles im Quadrat bis 24.9. Köu. Wohnungsbau Vitrineninstallation _ nigstr. 7 hdkk-stuttgart.de

Hospitalhof Irmela von HoyningenHuene: Zeichnerin des Klangs bis 26.7. Büchsenstr. 33 hospitalhof.de

Theodor-Heuss-Str.

Muse-o Lazarette des Ersten Weltkriegs bis 9.9. Gablenberger Hauptstr. 130 muse-o.de

71


72

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Oberwelt e.V. Die Muskelkater 8. – 16.6. ||| SEIN Leiden unter weiblichem

Württembergischer Kunstverein 50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968 bis Talent, IHR männlicher Katzenjammer bis 23.9. Schlossplatz 2 wkv-stuttgart.de 24.6. ||| Pink Horizon 22.6. – 21.7. ReinsWürttembergische Landesbibliothek burgstr. 93 oberwelt.de Provenienz, Verdacht, Restitution bis 22.6. Projektraum Römerstraße 24 Konrad-Adenauer-Str. 8 wlb-stuttgart.de akademie-solitude.de

Rathaus Luigi di Sarro bis 6/18 Marktplatz 1 stuttgart.de

Uno Art Space Norman Behrendt: Brave New Turkey bis 15.6. Liststr. 27 on-photography.com

Schacher – Raum für Kunst Jürgen Pal- Zero Arts e.V. Andrea Brunner-Fohramer: Spiegelbilder bis 21.7. ||| Bittersweet fellner: Joyce 22.6. – 20.7. Ostendstr. 16 Bird of Youth 28.7. – 11.8. Galerienhaus, zeroarts.de Breitscheidstr. 48 galerie-schacher.de

Schwerpunkt-Galerie Feuerbach

zwischenKunst Heiko Börner Linienschichten bis 8/18 Hohnerstr. 25

Tief in den Wäldern Klagenfurterstr. 75 schwerpunkt-galerie.de

zwischenkunst.net

Südwestbank Holde Klis bis 8.6. Rote-

R

bühlstr. 125 suedwestbank.de

E

G

I

O

N

Abtsgmünd-Untergröningen Staatsgalerie Stuttgart 175 Jahre Untragbar. Von der Sehnsucht nach VerStaatsgalerie #mein Museum bis 26.8. ||| änderung. 18. Kunst- und Kultursommer Schaufenster Sohm VIII bis 2.9. ||| Kirchbis 29.7. kiss-untergroeningen.de ner und die Brücke bis 16.9. KonradAdenauer-Str. 30 – 32 staatsgalerie.de Albstadt Stadtbücherei Stuttgart Sebastian Schmieg: Speed Reading 13.6. – 11.8. stuttgart.de/stadtbibliothek

Stadtmuseum Stuttgart Florian Mehnert Freiheit 2.0 bis 24.6. ||| Sound of Stuttgart bis 16.11. Wilhelmspalais stadtpalais-stuttgart.de

SV Sparkassenversicherung Kunstfoyer Ingersheimerstr. 12; Industriestr. 68 dsvkunstkontor.de

TAUT Re/Edgar Berg/Etage 16.6. – 8.7. taut.raumpirat.de

Treffpunkt Rotebühlplatz Alexander Beck: China Matrix bis 15.6. vhs-pho-

togalerie.de ||| Der Raum zwischen den Dingen bis 31.7. vhs Kunstgalerie, Rotebühlplatz vhs-stuttgart.de

Wechselraum Hugo Häring Nach­ wuchs­preis bis 15.6. Friedrichstr. 5 wechselraum.de

GALERIE DER STADT _ Katharina Krenkel bis 30.9. Kirchengraben 11 albstadt.de

Bad Boll

EVANGELISCHE AKADEMIE _ Africana ab 10.6. Akademieweg 11 ev-akademie-boll.de

Bad Rappenau WASSERSCHLOSS _ Tutti, BBK-Künstlerinnen auf Tour 8.6. – 1.7. Hinter dem Schloss 1 bbk-wuerttemberg.de

Backnang

GALERIE DER STADT _ Helen Feifel bis 5.8. Petrus-Jacobi-Weg 1 GRAPHIK-KABINETT _ Kehrseiten von Meisterwerken, Sammlern und Marken bis 19.8. Stiftshof 8 galerie-der-stadtbacknang.de

Baden-Baden MUSEUM FRIEDER BURDA _ James Turrell: The Substance of Light bis 28.10. Lichtentaler Allee 86 museum-friederburda.de

STAATLICHE KUNSTHALLE _ Ausstellen des Ausstellens bis 17.6. ||| Alina Szapocznikow: Menschliche Landschaften ab 20.7. Lichtentaler Allee 8a kunsthallebaden-baden.de

Bietigheim-Bissingen STÄDTISCHE GALERIE _ Im Bann der Nordsee bis 8.7. ||| Gustav Schönleber bis 23.9. ||| Drehmoment bis 14.10. Hauptstr. 60–64 galerie.bietigheim-­ bissingen.de

Böblingen

Esslingen VILLA MERKEL – Galerie der Stadt _ Pauline Bastard – Bilder der Welt 24.6. – 19.8. Pulverwiesen 25 villa-merkel.de KREISSPARKASSE Esslingen-Nürtingen _ Daniel Wagenblast bis 13.7.

Fellbach

GALERIE DER STADT _ Strawalde bis 17.6. Marktplatz 1 fellbach.de GALERIE IM KUNSTWERK _ Gerlinde & friends bis 17.6. Eberhardstr. 16

STÄDTISCHE GALERIE _ In Ekstase: Wilhelm Geyer und sein malerisches Werk 24.6. – 7.10 Museum Zehntscheuer, Pfarrgasse 2 boeblingen.de

Göppingen

KUNSTVEREIN _ Gertrud Buder und Vera Reschke bis 24.6. Schlossberg 11 kunstvereinbb.de

Grafenau

Bönnigheim SAMMLUNG ZANDER _ Dauerausstellung Hauptstr. 15 sammlung-zander.de

KUNSTHALLE _ Parastou Forouhar. Im Zeichen des Ornaments bis 8.7. Marstallstr. 55 kunsthalle-goeppingen.de GALERIE SCHLICHTENMAIER _ 40 Jahre Galerie in Schloss Dätzingen 23.6. – 22.9. schlichtenmaier.de

Hechingen

KUNSTVEREIN _ Tanja Wörner: Dafne’s Diaries – Zeichnungen 17.6. – 15.7. ||| Weißes Häusle bis 12/17 Zollernstr. 1 KUNSTVEREIN _ Arvid Boecker watching kunstvereinhechingen.de paint dry ab 16.9. Schleglergasse 13 kunstverein-brackenheim.de Heidelberg KUNSTVEREIN _ Stadtansichten – IBA Burgrieden-Rot Heidelberg bis 8.7. Hauptstr. 97 hdkv.de MUSEUM VILLA ROT _ Zwischen Atelier und Labor: Eckart Hahn 24.6. – 3.10. Heilbronn villa-rot.de KUNSTHALLE VOGELMANN _ Emil Nolde: Farbenzauber bis 17.6. Halb Frau, Crailsheim halb Künstlerin ab 7.7. Allee 28 museenSTADTMUSEUM _ Zoo Mockba – Indusheilbronn.de triedesign der Sowjetunion: Spielzeugtiere 1950–1980 bis 16.9. museumKUNSTVEREIN _ Andreas Greiner bis crailsheim.de 8.7. Allee 28 kunstverein-heilbronn.de

Brackenheim

Donaueschingen

MUSEUM IM DEUTSCHHOF _ Bauen für MUSEUM ART PLUS _ colorful: Dorothy die BUGA, Christian von Steffelin bis 9.9. Fratt bis 20.1.19 ||| Axel Anklam bis 17.6. Deutschhof 6 museen-heilbronn.de Museumsweg 1 museum-art-plus.de

Eberdingen-Nussdorf KUNSTWERK – Sammlung Klein _ Hängung#18: Räumlichkeiten bis 24.6. Siemensstr. 40 sammlung-klein.de

Hemmenhofen

MUSEUM HAUS DIX _ Dauerschau kunstmuseum-stuttgart.de

Horb GALERIE IM KLOSTER _ Sommerausstellung bis 3.6. ||| Herbstausstellung ab 16.9. kunstverein-oberer-neckar.de

73


74

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Karlsruhe

ZKM _ Open Codes bis 6.1.19 ||| Dieter Hacker: Alle Macht den Amateuren bis 16.9. ||| Dia-Logos bis 5.8. ||| Web Residencies by Solitude & ZKM bis 5.8. Lorenzstr. 19 zkm.de

Ludwigsburg

Reutlingen

Ulm

GALERIE GUDRUN FUCKNER _ Nach Vereinbarung galerie-fuckner.de

KUNSTMUSEUM SPENDHAUS/STÄDTISCHE GALERIE _ Olaf Metzel, JergRatgeb-Preis 2018 bis 8.7. ||| Winand Victor zum 100. Geburtstag ab 28.7. ||| Spendhaus 4 Dieter Villinger Stiftung für konkrete Kunst bis 16.6. reutlingen.de

KUNSTHALLE WEISHAUPT _ Warum Kunst? bis 7.10. Hans-und-SophieScholl-Platz kunsthalle-weishaupt.de

KUNSTZENTRUM KARLSKASERNE _ Jahresausstellung Kunstschule Labyrinth: Die Zukunft ist jetzt 1. – 15.7. Hindenburgstr. 29 karlskaserne.de

BADISCHES LANDESMUSEUM _ Die Etrusker bis 17.6. ||| Zweck fremd?! bis MUSEUM LUDWIGSBURG _ Hin und weg. 5.8. Schloss Karlsruhe landesmuseum.de Wohn und Lebensräume in Ludwigsburg Kirchheim/Teck bis 16.9. ludwigsburgmuseum.de STÄDTISCHE GALERIE/KORNHAUS KREISHAUS _ Schulkunst bis 13.7. Hinkornhausgaleriekirchheim. denburgstr. 30 schiller-vhs.de wordpress.com

Kornwestheim

Mannheim

REISS-ENGELHORN-MUSEEN _ Haubitz+Zoche. Postkoloniale Erleuchtung bis 26.8. rem-mannheim.de

MUSEEN DER STADT _ Wahn und Wirklichkeit. Kornwestheim 1931–1945 bis 13.1.19 ||| Grieshaber und Farbritius. Biblische Geschichten bis 29.7. Stuttgarter Marbach Str. 93_ kornwestheim.de LITERATURMUSEUM _ Die Erfindung von Paris bis 31.3.19 Schillerhöhe 8 Kraichtal dla-marbach.de URSULA-BLICKLE-STIFTUNG _ Mühlweg 18 ursula-blickle-lab.de/ Neuhausen/Fildern KUNSTVEREIN _ Lustgarten 10.6. – 22.7. Künzelsau Rupert-Mayer-Str. 68/70 kvnneuhausen. HIRSCHWIRTSCHEUER _ Baut Brücken wordpress.com statt Mauern: Malerei von George Finley

bis 7.10.

MUSEUM WÜRTH _ Äpfel und Birnen und anderes Gemüse. Obstbilder von Korbinian Aigner im Dialog mit der Sammlung Würth 18.6. – 6.1.19 Reinhold-Würth-Str. 15 kunst.wuerth.com HOHENLOHER KUNSTVEREIN _ Janzer und Steinmetz bis 24.6. ||| Karin Brosa: Zucker und Teer bis 26.8. ||| Schloss 12, Langenburg hohenloherkunstverein.de

Nürtingen

FREIE KUNSTAKADEMIE Baden-Württemberg fkbw.de FRITZ UND HILDEGARD RUOFF STIFTUNG _ Roman Novitzky: Der tanzende Blick bis 24.6. Schellingstr. 12 ruoff-stiftung.de KUNSTVEREIN _ Heinz Pelz … drift … bis 1.7. Galgenberg 9 kunstvereinnuertingen.de

Leinfelden-Echterdingen

Ostfildern

ALTES RATHAUS MUSBERG altes-rathaus-musberg.de

STÄDTISCHE GALERIE _ Mehrdimensional: Juli – Vera Leutloff 22.7. – 18.9. Gerhard-Koch-Str. 1 ostfildern.de

Leonberg

GALERIEVEREIN _ Philipp Haager bis 29.7. Zwerchstr. 27 galerievereinleonberg.de

Ravensburg KUNSTMUSEUM _ Hermann Waibel: Bildlicht bis 30.9. kunstmuseumravensburg.de

Rottweil

FORUM KUNST _ Pia Maria Martin bis 24.6. forumkunstrottweil.de KUNSTSTIFTUNG ERICH HAUSER _ Axel Anklam bis 17.6. Saline 36 erichhauser.com

Schorndorf Q GALERIE FÜR KUNST _ Andrea Zaumseil »Meer« 16.6. – 19.8. Karlstr. 19 q-galerie.de

Schwäbisch Gmünd MUSEUM IM PREDIGER _ Gerda Bier: vom Gedächtnis der Dinge bis 26.8. schwaebisch-gmuend.de

Schwäbisch Hall

KÜNSTLERHAUS OCHSENHOF _ Olga Georgieva 06+07/18 Grüner Hof 5 kuenstlerhaus-ulm.de DONAUSCHWÄBISCHES ZENTRALMUSEUM _ Nach dem Fest das Fest bis 22.7. ||| Schöne neue Welt. Migranten – Traumhäuser ab 28.6. Schillerstr. 1 dzmmuseum.de ROXY _ Ulm Moves – Moving Picks ab 8.6. roxy.ulm.de STADTHAUS _ Moving Picks 8.6. – 26.8. Münsterplatz 50 stadthaus.ulm.de

Waiblingen GALERIE STIHL _ Dior, Lacroix, Gaultier: Haute Couture auf Papier bis 12.8. Weingärtner Vorstadt 16 galerie-stihlwaiblingen.de

Waldenbuch

KUNSTHALLE WÜRTH und KUNSTKAMMUSEUM RITTER _ Weiß ist der Grund/ MER WÜRTH _ Wohin das Auge reicht bis Ulrich Wagner: Urbane Systeme bis 16.9. 17.3.19 Lange Str. 35 kunst.wuerth.com ||| Flower Power ab 26.6. Alfred-RitterJOHANNITERHALLE _ Alte Meister in der Str. 27 museum-ritter.de Sammlung Würth _ Im Weiler 1

Sindelfingen GALERIE DER STADT _ Martin Pfeifle 18.6. – 9.9. ||| Räumliche Abstraktion bis 23.9. Lützemuseum galeriesindelfingen.de

Weil der Stadt

KUNSTFORUM _ Martina Geist, Schnitte und Tafeln bis 8.7 Hermann-Schütz-Str. 14 kunstforum-weilderstadt.de

Wendlingen

GALERIE DER STADT _ Jochen Warth/ SCHAUWERK _ Lichtempfindlich 2 bis Albrecht Weckmann ab 12.9. Weberstr. 6.1.19 ||| Pinc kommt! bis 16.9. ||| Sabrina 2 galerie-wendlingen.de Haunsperg bis 20.1.19 Eschenbrünnle 15/1 schauwerk-sindelfingen.de

Tübingen

KUNSTHALLE _ Sexy und cool bis 1.7. ||| Almost alive ab 21.7. Philosophenweg 76 kunsthalle-tuebingen.de STADTMUSEUM _ Am Rand wird’s interessant Kornhausstr. 10 tuebingen.de/ stadtmuseum

75


76

Kalender Fr, 1. Juni URAUFFÜHRUNG Kammertheater 19 Uhr Junge Oper: Performatives Musiktheater »On_The_Line« So, 3. Juni ERSTAUFFÜHRUNG Nord 20 Uhr Vor solchen wie uns haben uns die Eltern immer gewarnt. Mi, 6. Juni PREMIERE Platonia Rampe 20 Uhr Tanztheater von Nicki Liszta und backsteinhaus produktion

CROSS CULTURE Nutzen, Werte, Kooperation _ Design Center Baden-Württemberg ab 11 Uhr Forum für Markenführung und Kommunikation PERFORMANCE Rampe 20 Uhr Frei-willig-Kollektiv: Erstes Theaterexperiment »Bildverbot« _ bis 16.6. BALLETT Opernhaus 19 Uhr Christian Spuck: Lulu. Eine Monstretragödie

FUTURE OF EUROPE Internationa- IMPROVISATION Produktionszentles Theaterfestival Schauspielhaus, rum Tanz und Performance 20 Uhr Kammertheater und Nord Lisa Thomas: Reihe SAAL FREI Do, 7. Juni SYMPOSIUM Akademie Schloss Solitude 18 Uhr Affordanzen. Rethinking Affordance _ bis 9.7.

TANZ Treffpunkt Rotebühlplatz 20 Uhr Dancers Across Borders und Salamaleque Dance Company: »Parts of Us« _ auch 16.6.

Sa, 9. Juni VERNISSAGE Kunstverein Neuhausen 19.30 Uhr »Lustgarten – Jardin des Delices«

Sa, 16. Juni FÜHRUNG Kunstbezirk Stuttgart 16 Uhr Fotoausstellung: Kann Spuren von Licht enthalten

So, 10. Juni PERFORMANCE Galerie Stadt Böblingen 15 Uhr Eva Baumann: (un) sichtbarst

SONG CONVERSATION Kunstmuseum Stuttgart 20 Uhr Emiliana Torrini, Sebastian Studnitzky, Claudio Puntin

Fr, 13. Juni So, 17. Juni START Theatersommer _ Clussgar- 10 Jahre Galerie Stihl Waiblingen, ten Ludwigsburg JUBILÄUMSFEST mit Führungen, Workshops und Modenschau NOVERRE-GESELLSCHAFT Junge Choreografen Schauspielhaus Mo, 18. Juni 19.30 Uhr CAMP FESTIVAL Rampe 20 Uhr International Festival for Visual Music Fr, 15. Juni _ bis 24.6. GREATINSTRUMENTS Kunststiftung 20 Uhr Neue Reihe: Andreas Di, 19. Juni Rieke stellt den AnalogsynthesiINTERNATIONALE WOCHE im Alzer vor. ten Schloss 18 Uhr Kunst, Konzerte, Workshops, Erzählfest _ bis 24.6.

INTERNATIONAL POETRY NIGHT _ Mo, 25. Juni OPER Opernhaus 20 Uhr Letztmals Treffpunkt Rotebühlplatz 20 Uhr »Der Gefangene I Das Gehege« Mi, 20. Juni JAHRESTAGUNG Europäisches Bo- Di, 26. Juni denbündnis (ELSA) _ Rathaus ab 9 JUGENDHEARING KriminalprävenUhr: Bodenschutz _ bis 21.7. tion, Jugendrat Rathaus 18 Uhr TANZ Theaterhaus 20 Uhr Gauthier TANZ-MUSIK-PERFORMANCE TheDance »Bullshit« _ bis 22.6. aterhaus 20 Uhr Juliette Villemins »Synchronicity« _ auch 27.6. Do, 21. Juni KURATORENFÜHRUNG Staatsga- Fr, 29. Juni lerie 18.30 Uhr #meinMuseum SYMPOSIUM ADK Ludwigsburg ab 10 Uhr Thema: Kunst. Kultur. NachFr, 22. Juni haltigkeit _ auch 30.6. VERNISSAGE Galerie InterArt 20 Uhr Hilmar/Leonhardt: SOMMERFEST Akademie Schloss »Augenfällig« Solitude ab 18 Uhr SCHWARZBUCH MIGRATION Stiftung Geißstraße 18 Uhr KarlHeinz Meier-Braun thematisiert Ausländerdebatten

VERNISSAGE Staatsgalerie _ Ernst Ludwig Kirchner BEST OF Get Shorties Laboratorium 19.30 Uhr Kurzgeschichtenlesebühne

Sa, 23. Juni SCHAUSPIEL STUTTGART Nord 20 KABARETT Theaterhaus 20.15 Uhr Uhr »Fahrenheit 451« _ Kooperation Schauspiel Stuttgart/ADK Ba- Alfons: Wiedersehen macht Freunden-Württemberg/ABK Stuttgart de _ Derniere am 29.6.! Sa 30. Juni LIEDERABEND Hospitalhof Paul»STÄDTE IN AKTION!« Treffpunkt Lechler-Saal 19.30 Uhr Nacht der Rotebühlplatz _ Veranstaltung mit Träume: Lieder von Hugo Wolf den zehn Partnerstädten Stuttgarts So, 24. Juni TANZWORKSHOP/PERFORMATI- THEATERPREMIERE Ebene 0, VER DIALOG »Pose for Me« _ Tanz- Züblin-Parkhaus 20 Uhr »Paradies gesucht« Theaterwerkstatt Ludwigsburg 15.30 Uhr THEATER FITZ! Figurentheater 20.30 Uhr »Frauen lügen aus ihrem SOMMERRAMPE FEST Theater Leben – oder wie ich lernte meine Rampe 15 Uhr Runzeln zu lieben.« TANZ Forum am Schlosspark LudSo, 1. Juli wigburg 19 Uhr Fabrizio Cassol/ URAUFFÜHRUNG Opernhaus Alain Platel Requiem pour L. 19.30 Uhr Toshio Hosokawa:


78

SuR 49 — 06 | 07 | 08 2018 — ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

»Erdbeben. Träume« Libretto von Büchner- und Kleist-Preisträger Marcel Beyer nach Heinrich von Kleists Novelle »Das Erdbeben in Chili« ||| 16 Uhr: Buchpräsentation »Verwandlungen« Mo, 2. Juli LESUNG UND GESPRÄCH Literaturhaus 20 Uhr »I am not.« Feminismus in Literatur, Kultur und Gesellschaft _ Mansplaining: Rebecca Solnit Mi, 4. Juli FILM Treffpunkt Rotebühlplatz 20 Uhr »Still Life«, Film aus China zu den Folgen von Megabauprojekten Do, 5. Juli JAZZ Jazzclub Bix 20.30 Uhr Soul Diamonds LADIES NIGHT: Alana Alexander, Fola Dada, Eva Leticia Padilla

Do, 12. Juli JAZZOPEN Stuttgart bis 22.7. TANZ Forum Schlosspark Ludwigsburg »Mitten wir im Leben sind/ Bach6Cellosuiten 20 Uhr JeanGuihen Queyras, Anne Teresa De Keersmaeker VORTRAG Stadtbibliothek Mailänder Platz, Max-Bense-Forum 19.30 Uhr Menschenrechte im digitalen Zeitalter URAUFFÜHRUNG Theaterhaus 20 Uhr Gauthier Dance: Grandes Dames Fr, 13. Juli JAZZ Altes Schloss ab 18.30 Uhr Gregory Porter _ im Vorprogramm: Isabella Lundgren

Sa, 14. Juli START FESTWOCHE »A Reid AnBALLETT Opernhaus 19 Uhr Letzt- derson Celebration«: Lulu _ am mals: Demis Volpi Der Tod in Vene- 15.7.: One Man Show von und mit Reid Anderson/Schauspielhaus dig, Koproduzent: Oper ||| 17 Uhr: Eröffnung Opernterrasse Mo, 16. Juli JAZZ Spardawelt Eventcenter Fr, 6. Juli SOMMERFEST Garten und Galerie 18.30 Uhr Tears for Esbjörn _ Vorband: Funky Kayle der GEDOK ab 19.00 Uhr TANZ Theaterhaus 20 Uhr Eric Gauther in Itzik Galilis »The Gift«

PREMIERE Schauspielhaus 19 Uhr Stuttgarter Ballett: Party Pieces

Sa, 7. Juli KOMPONISTENPODIUM mit Sylvrain Cambreling _ Opernhaus 15.30 Uhr

Di, 17. Juli JAZZ Jazzclub Bix 21 Uhr jazzopen 2018: FIRST STRINGS ON MARS

So, 8. Juli FINISSAGE Kunstforum Weil der Stadt 16 Uhr Martina Geist

ERÖFFNUNG Sommerfest der Kulturen Marktplatz 18 Uhr bis 22.7. BALLETT Schauspielhaus 19 Uhr Die fantastischen Fünf

SALSA PA’TI Karibischer Abend _ Treffpunkt Rotebühlplatz: Rudolfs 19.15 Uhr

Do, 24. Juli ZWISCHEN/MIETE. Junge Literatur in Stuttgarter WGs _ Ruhrstr. 11 20 Uhr: Annika Scheffel: »Hier ist es schön«

Mi, 18. Juli ERÖFFNUNG Indisches Filmfestival Innenstadt-Kinos _ bis 22.7. Do, 26. Juli bis 1. August KUNSTLIEDFESTIVAL »Der Zwerg« VORTRAG UND GESPRÄCH Stadt- – Sindelfingen bibliothek Mailänder Platz, MaxBense-Forum 19.30 Uhr Die neuen Fr, 27. Juli Superheldinnen vor und hinter den KURZFILMFESTIVAL 15. Internationales No & Low Budget Festival Kulissen: Rebecca Haar Merlin _ bis 28.7. Do, 19. Juli BALLETT Opernhaus 19 Uhr ERÖFFNUNG 9. Stuttgarter FlaBegegnungen menco Festival Theaterhaus 20 Uhr _ bis 4.8. Do, 19. Juli bis So, 22. Juli FESTIVAL FÜR NEUE MUSIK »Der Sa, 28. und So, 29. Juli Sommer in Stuttgart« _ Neue Mu- CSD STUTTGART Parade in der sik, Musiktheater, Performance, Innenstadt, Kundgebung und Film Hocketse FESTIVAL Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, Ludwigsburg: »FURORE Festival, Internationales Festival für junges Theater« _ bis 22.7.

Fr, 24. bis So, 26. August LABORATORIUM STUTTGART 37. Lab-Festival zum Nulltarif Mi, 1. August KLINKE Merlin Sommermusikfestival _ bis 31.8. _ freier Eintritt

Fr, 20. Juli VERNISSAGE Galerie von Braunbehrens 19 Uhr Christa Winter _ bis Do, 5. August WORKSHOPS & MORE SEEDS 31.8. _ ab 3.8: nach Vereinbarung Dance-Laboratory, mit Edan GorliERÖFFNUNG Rundgang 2018 Aka- cki und Evangelos Poulinas _ Prodemie der Bildenden Künste, Cam- duktionszentrum Tanz und Performance _ bis 8.9: Showing 20 Uhr pus Weißenhof 20 Uhr _ bis 22.7. Sa, 21. Juli BALLETT IM PARK John Cranko Schule 19 Uhr So, 22. Juli GALA Stuttgarter Ballett 17 Uhr

Mo, 30. Juli bis Mi, 4. August 22. SOMMERZIRKUSSCHULE VHS Ökostation am Wartberg für Kinder von 8 bis 14 Jahren _ Der Lernort für Nachhaltigkeit und Umweltbildung wird 25 Jahre alt.

79


80

SuR  KulturPolitik für Stuttgart und Region Herausgeber und Redaktionsleitung: Eva Maria Schlosser (V.i.S.d.P.) und Petra Mostbacher-Dix sur-kultur.net, mail: redaktion@sur-kultur.net Kontaktadressen: Eva Maria Schlosser Forststraße 180 70193 Stuttgart 0711 - 636 28 29

Petra Mostbacher-Dix Eichenweg 1/2 70839 Gerlingen 07156 - 434 512

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Andreas Däuerling (ad), Claus Dick (cd), Ina Hochreuther (hoc), Oliver Stenzel (os) Grafik, Design und Anzeigen reitzen. 0711 - 504 662 76 grafik@sur-kultur.net www.reitzen.de Titelbild: reitzen. Fotos: ADK Baden-Württemberg, Anne Van Aerschot, Regina Brocke, Udo Ebert, Alexander Paul Englert, Stephanie Füssenich, Andrej Grilc, Philip Henze, Stefan Hartmaier, Sami Radwan, Rahi Rezvani, Alexander Schmitt, Martin Sigmund, Christine Wawra, Natalie Weinmann, Staatsgalerie Stuttgart, PR, Galerien und Museen, Redaktion, Verlage, Veranstalter Druck: H enkel GmbH Druckerei Motorstraße 36, 70499 Stuttgart Auflage: 5.000 Exemplare Erscheinungsweise: alle drei Monate Die nächste Ausgabe erscheint im September. Redaktionsschluss: 22.8., Anzeigen- und Kalenderschluss: 24.8. SuR liegt an folgenden Stellen aus: Akademie der Bildenden Künste, Atelier am Bollwerk, Galerienhaus, i-Punkt, Literaturhaus, Rathaus, Rotebühlzentrum, Staatsgalerie, Theaterhaus, WKV, Forum Ludwigsburg, weitere Galerien und Kulturinstitutionen in Stuttgart und Region. SuR findet sich auf Facebook und auf: sur-kultur.net


Wohin das Auge reicht Neue Einblicke in die Sammlung Würth

Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall 23. April 2018 bis 17. März 2019 Täglich 10 bis 18 Uhr Eintritt frei www.kunst.wuerth.com Marc Quinn, The Eye of History (Atlantic Perspective), 2011 (Detail) Sammlung Würth, Inv. 15686

Alle Aktivitäten der Kunsthalle Würth sind Projekte der Adolf Würth GmbH & Co. KG.

[]


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.