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Verena Guther

Inhalt

03.03. – 13.04.2018

Verena Guther, Lissabon I, Marrakesch I, NY XLV, 2017 Mixed Media, Diasec, Edition 7, je 150 x 30 cm

Öffnungszeiten: Di – Fr: 11 – 18 Uhr Sa: 11 – 16 Uhr u.n.V. Galerie von Braunbehrens Inhaber Frank Molliné

Rotebühlstr. 87 70178 Stuttgart

T +49 (0)711 . 52 85 14 50 F +49 (0)711 . 52 85 14 59

www.galerie-braunbehrens.de art@galerie-braunbehrens.de

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Editorial

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Schwerpunkt

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Stuttgart

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und

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Region

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Termine und Kalender


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Liebe SuR-Leserinnen und -Leser, Angst hat was Gutes. Sie warnt uns, mobilisiert uns, versetzt

uns in die Lage, uns zu verteidigen oder zu fliehen. Aber Sie kann auch pathologisch werden. Obwohl wir heute so sicher leben wie selten in der Geschichte der Menschheit, keine Säbelzahntiger auf uns lauern, wir in hiesigen Gefilden keinen Kriegen ausgesetzt sind, im Normalfall ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen im Kühlschrank haben und uns sicher fühlen dürfen, sind die Ängste dennoch groß. »What would you do, if you weren’t afraid?« heißt denn auch die Frage, die uns in dieser Ausgabe bewegt. Die Publizistin und Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel hat unter dieser Überschrift einen Artikel zum Thema Digitalisierung verfasst und setzt sich darin mit den Möglichkeiten der Fälschung auseinander. Was letztlich wahr und was gefälscht ist, ist im WorldWideWeb kaum mehr zu unterscheiden. Stimmen, Bilder und Situationen sind simulierbar, können schlicht am Bildschirm in neue Zusammenhänge mittels Algorithmen generiert werden. Was das zur Folge haben könnte, mag sich jeder Einzelne selbst ausmalen – aktuellstes Beispiel dafür ist der Facebook-Gau. Kleines Schmankerl nebenbei: Gerade Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg wird oft die Frage zugeschrieben, was wären wenn du keine Angst mehr hättest. Müssen wird also jetzt doch vor der schönen neuen Medienwelt Angst haben? Darüber und über eine gemeinsame Studie des Zukunftsinstituts und des nextpractice Instituts für Komplexität und Wandel, die sich mit dem »Aufbruch in die neue Wir-Gesellschaft« beschäftigt, hat Petra Mostbacher-Dix mit dem Zukunftsforscher Christian Schuldt gesprochen. Stets Zukunft hat freilich die Kultur! Daher haben wir wieder Festivals, Ausstellungen, Theaterstück, Konzerte und was sonst noch der Kessel und die Region hergibt, zusammengetragen. Jetzt muss nur noch der Frühling kommen … Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre! Die SuR-Herausgeberinnen Eva Maria Schlosser und Petra Mostbacher-Dix, und das gesamte SuR-Team

Schwerpunkt » what would you do, if you weren’t afraid?«

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Allgemeine digitale Verunsicherung

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Irgendwann muss Indikativ.


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Allgemeine digitale Verunsicherung

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tisch wird es indes, wenn sie im Übermaß auftritt. Genau das beobachten wir gesamtgesellschaftlich allenthalben. Die Zunahme an digitalen Kommunikationskanälen, siehe die sozialen Medien, neue digitale Technologien – Stichworte künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Farming 4.0, autonomes Fahren et cetera – machen vielen Menschen Angst. Doch neue Medien und Technologien können hilfreich sein …  Durchaus. Aber der Knackpunkt ist, dass diese digi-

Die Studie »Next Germany. Aufbruch in die neue Wir-Gesellschaft« des Zukunftsinstituts und das nextpractice Instituts für Komplexität und Wandel fragt, wie sich die deutsche Gesellschaft entwickelt. Zukunftsforscher und Mitautor Christian Schuldt sagt, wie es um die Zukunftsperspektiven bestellt ist. Die Autorin und Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg zitierte einen Satz aus der Psychologie, der nun auf allerlei Postern prangt: »What would you do if you weren’t afraid?« Muss man nicht doch Angst haben angesichts Daten von 50 Millionen facebook-Nutzern, die bei Cambridge Analytica landeten?  Angst

nicht, aber wir müssen auf jeden Fall wachsam sein. Die Effekte dieser schönen neuen Datenwelt und deren neuen Potenziale bekommen wir ja schon seit geraumer Zeit hautnah zu spüren, siehe Trump & Co. Wir müssen aber auch wissen, dass Angst per se ja nichts Schlechtes ist, sie ist evolutionsbiologisch gesehen ein Überlebensmechanismus. Problema-

talen Kanäle, ihre Abläufe und die Vernetzung komplett intransparent ablaufen. Sie sind im Endeffekt für den normalen Nutzer nicht zu durchschauen, das hat der Daten-GAU bei Facebook bestätigt. Und die Tatsache, dass wir in einer vernetzten Gesellschaft mit einem extremen Überschuss an Kommunikationsmöglichkeiten leben, die wir nicht durchschauen, desorientiert. Wir wissen nicht mehr, was ist echt und vertrauenswürdig, was ein »Fake«. Hinzu kommt, dass die Zusammenhänge in Wirtschaft, Industrie, Gesellschaft auf allen Ebenen komplexer geworden sind. Auf diese Phänomene reagiert die Gesellschaft mit Emotion und Angst, Überforderung, Orientierungslosigkeit. Ohnmachtsgefühle sind auszumachen, auch Anzeichen der Hysterie und Panik. Das wiederum ist eine Form von Angst, die alles andere als dienlich für das Gemeinwohl und das Zusammenleben ist. Aus der Perspektive des Zukunftsforschers könnte man sagen, wir leben in Zeiten einer allgemeinen digitalen Verunsicherung. Verunsicherung ist nicht untypisch in Zeiten von Umbrüchen …  Umbrüche gab und gibt es im Lauf’ der Geschichte

immer wieder – und diese Reaktion ist in der Tat nichts Neues. Allerdings hat es durch die eingangs beschriebenen Faktoren, die überbordenden Kommunikationskanäle und die sich immer schneller verändernden Technologien, heute nochmals eine ganz andere Qualität. Den Deutschen wird oft »German Angst« nachgesagt. Ein Blick auf die Republik zeigt: Die Wahlergebnisse driften ins Radikale ab, Rassismus und Intoleranz scheint wieder hoffähiger zu sein.

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Was früher am Stammtisch – hinter vorgehaltener Hand – gesagt wurde, wird in die Sozialen Medien geblasen. Gleichzeitig gibt es zunehmend eine starke Gegenbewegung, die sich für Menschenrechte, Bildung, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Ökologie, Naturschutz und so fort einsetzt. Um mit Heinrich Heine zu sprechen: Wenn Sie als Zukunftsforscher an Deutschland in der Nacht denken, raubt Ihnen dieses Auseinanderdriften den Schlaf?  Nein,

das raubt mir nicht den Schlaf. Ich sehe mich als kritischen Zukunftsoptimisten und begreife die Zukunft vor allem als Gestaltungsraum. All das, was Sie beschrieben haben, konnten wir in unserer Studie »Next Germany. Aufbruch in die neue Wir-Gesellschaft« finden. Oder anders gesagt, weil sich beide Bewegungen schon seit einiger Zeit abzeichnen, haben wir die Studie mit dem nextpractice Institut für Komplexität und Wandel gemacht und gemeinsam elf Studien zu Fragen der Gesellschaft mit mehr als 2.800 Interviews und rund 35.000 qualitativen Einzelaussagen ausgewertet. Die Spaltung der Gesellschaft wird schon länger beobachtet. Aber bisher war es so, dass man vor allem gespürt hat, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Wir wollten das nun endlich dingfest machen, in Fakten gießen und schauen: Wo stehen wir in und mit unserer Gesellschaft derzeit wirklich? Und worin existiert diese Spaltung?

Internet-Zeit war für sie das Leben vergleichsweise ein langer ruhiger Fluss. Da gab es nicht die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren an einen Roboter oder den Druck, ständig umlernen zu müssen. Die Ich-linge indes können mit Komplexität besser umgehen, sie sind stark ego-orientiert, vernetzt, veränderungsaffin. Wer mit Komplexität gut umgehen kann, denkt nicht daran, was in fünf Jahren sein wird. Entsprechend sind ihre Lebensläufe stärker von Veränderungen geprägt. Das ist ein genereller Wandel des Megatrends Individualisierung: aus linearen Biografien werden komplexe »Multigrafien«. Und die eine Hälfte wählt daher patriarchal und reaktionär?  Der Wahlerfolg von Trump und anderen, die in einer aufgeklärten Welt ja eigentlich sehr unzeitgemäß erscheinen, beruht sicher auch darauf. Er wäre ohne Digitalisierung und Vernetzung wohl nicht möglich. Klar ist, dass ein Hardliner wie Trump manchen in einer Situation des Umbruchs scheinbare Stabilität bietet. Trump, Orban, Putin und Co. holen Menschen dort ab, wo sie affektiv, also über Emotionen, ansprechbar sind, indem sie genau diese Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte adressieren, die sich in Zeiten der Verunsicherung bilden. Man könnte das skrupellos nennen, aber letztlich ist das der zentrale Mechanismus der Politik: Macht.

Und was hat Ihre »Tiefenvermessung« ergeben?  Zunächst ein-

mal hat sie bestätigt, dass es die bisher gefühlten beiden großen Pole tatsächlich gibt: Die Gruppe der Rückwärtsgewandten, die sich abschotten, alles beim Alten belassen wollen oder mehr noch, sich wünschen, dass alles wieder wird wie früher. Auf der anderen Seite diejenigen, die vorwärts schauen, offen und flexibel sind. Die problematische Grundsituation ist, dass die beiden Gruppen sich nicht nur diametral entgegenstehen und verschiedene Werte haben, sondern sich nicht verstehen, sich auch nicht verstehen wollen, daher kaum miteinander Kontakt haben. Sie leben auf zwei verschiedenen Werte-Inseln und lassen sich als »Wir-linge« und »Ich-linge« beschreiben: Erstere wollen, dass die Welt wieder einfach, übersichtlich strukturiert ist, dass sie wissen, wer wo steht und was sie zu erwarten haben. Veränderung ist für sie bedrohlich. Vor der

Statistiken zeigen, dass auch die Mitte der Gesellschaft wegbricht …  Das ist in der Tat so. Dass sich der Reallohn gerade

in der unteren und mittleren Mittelschicht seit Jahren nicht erhöht hat, dass die Jüngeren mit befristeten Arbeitsverträgen umgehen müssen. Das Thema soziale Ungerechtigkeit ist faktisch nachweisbar, obwohl Deutschland auf der anderen Seite Exportweltmeister ist und eine niedrige Arbeitslosenquote hat. Das sorgt für Wut und Empörung, vergrößert die Spaltung und lässt manche jenen auf den Leim gehen, die das Blaue vom Himmel versprechen. Sind Ich-linge und Wir-linge einer bestimmte Alterskohorte zuzuordnen?  Nicht zwangsläufig, es gibt allerdings Korrelationen.

Bei den Ich-lingen gibt es einen Überhang an jüngeren Men-

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Irgendwann muss Indikativ.

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schen mit höherer Bildung, bei den Wir-lingen entsprechend mehr Ältere, weniger Gebildete. Diese Zusammenhänge sind indes nicht so signifikant, dass man hier echte Zuschreibungen ableiten könnte. Auch ein junger, gut ausgebildeter Mensch kann sich einem »traditionellen Wir« zugehörig fühlen. Kann ein neues Wir, ein neues gemeinsames Narrativ die Gruppen wieder vereinen?  Ja, auch das lassen die Daten erkennen.

Auf beiden Werte-Inseln sind die Menschen unzufrieden, sie wollen zueinander kommen, und am Horizont zeichnet sich eine dritte Insel ab, das »progressive Wir«. Es löst die Individualisierung nicht auf, sondern lässt sie in einen neuen WirKontext einfließen. Diese Bewegung ist schon heute zu erkennen. Sie kommt von unten, aus der Zivilgesellschaft selbst: selbstorganisierte Bürgerbeteiligungen, Sharing-Projekte, NGOs – so manches passiert unter dem Radar öffentlicher Wahrnehmung, was von der Bevölkerung getragen wird. Bereits 20 Prozent der Deutschen sind unserer Studie zufolge schon mit diesem Mindset aktiv und wollen die Dinge stärker selbst in die Hand nehmen. Welche enormen Potenziale hier bestehen, zeigte etwa die kollektive Hilfsbereitschaft im Flüchtlingssommer 2015. Der Staat war dabei komplett überfordert – ein deutliches Symptom dafür, dass das aktuelle politische System nicht mehr zeitgemäß ist. Die Unterscheidung in »rechts« und »links« ist ja selbst eine ideologische Spaltung, die noch tief aus dem 19. Jahrhundert stammt und heute längst nicht mehr greift. Manche Unternehmen sind im Systemwechsel, etwa in Bezug auf Umwelt und Soziales, weiter als die Politik. Die muss nun den Aufbruch erkennen, für die vielen Bottom-up-Potenziale gute Rahmenbedingungen schaffen – so wie neue Richtlinien für die eingangs erwähnten Probleme der Digitalisierung. Wir müssen wieder lernen, jeden Einzelnen mitzunehmen und anzuhören. Hier ist die Politik gefordert. Sie muss die positiven Projekte des »progressiven Wir« fördern, um mehr Zugehörigkeitsgefühl und Teilhabe für alle zu schaffen und so die Spaltung zu reduzieren. Die gute Nachricht ist: Manche Bürger sind da schon viel weiter. • Petra Mostbacher-Dix

Gut Böse, Ja Nein, An Aus. Kopf oder Zahl, Mann oder Maus.* Gäbe es immer nur zwei Optionen, zwei klar voneinander unterscheidbare Wahlmöglichkeiten, dann, ja dann wäre es ja einfach. Dann, ja dann könnte man die Konsequenzen der jeweiligen Option schon bei der Wahl absehen. Schalter hoch, Licht an, hell, alles klar. Schalter runter, dunkel, tasten, Zeh anschlagen, fluchen, Schalter hoch, was gelernt. Zumindest über binäre Systeme. Aber: Konjunktiv. Denn: so einfach ist es halt nicht selten. Es gibt Zwischentöne und Graustufen. Es gibt Dimmschalter. Wer was anderes behauptet lügt. Absichtlich, oder unwissentlich, weil er jemandem geglaubt hat, der absichtlich lügt. Wer den Dimmer – a.k.a. den Kompromiss – verneint, vereinfacht Dinge, die nicht zu vereinfachen sind. Ignoriert Lösungen, weil sie ihm nicht in den Weltbild-Schubladen-Kram passen und stellt sich laut schmollend in die Opfer­ecke. Wer nicht über Lösungen diskutiert, sondern einfach nur wieder und wieder und wiederholt seine Meinung sagt, bringt niemanden voran. Nicht die Debatte, nicht sich, nicht die Menschheit. Der, beziehungsweise deren Individuen, also Dir und mir, also uns allen, wird damit die Fähigkeit abgesprochen, selbst zu denken. Zu einer Lösung zu kommen, indem sich jeder selbst zu einer eigenen Entscheidung durchringt. Du und ich und alle. Weil genau das braucht es. Durchringen. Geflügeltes Wort ist wahres Wort. Ringen. Nicht Boxen. Nicht Messerstechen. Nicht Drohnenschlag. Nein, Entscheidungsfindung ist Nahkampf. Auge in Auge mit Pro und Contra. Im Clinch mit Für und Wider. Aber ohne Haareziehen und Spucken. Es ist ein fairer Kampf. Immer. Ohne miese Tricks und versteckte Tiefschläge. Mit einfachen Regeln. Und das beste: man kann nur gewinnen. Jedes Ende ist ein Sieg. Das Ende ist der Sieg. Verlieren kann man nur, wenn man sich nicht traut den Kampf zu beenden. Aus Mangel an Selbstvertrauen. Aus Angst. Aus wasauchimmerscheißegal. Aus Unsicherheit, meistens, ob die gewählte Option die richtige, wirklich die richtige und

»Mann oder Maus«, Blumentopf (Großes Kino), 1999

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die beste, die wirklich beste ist. Unter all den anderen Möglichkeiten, die man wie Welpen im Tierheim am liebsten alle mitnehmen möchte. Keinen benachteiligen. Alle behalten. Am liebsten keine ausschließen möchte. Weiß man ja nicht! Genau. Man weiß es nicht. Kann es nicht. Kann man nie. Nicht vorher. Aber solange man nicht leichtfertig und rücksichtslos mit seinen Entscheidungen um sich wirft, sondern in Ruhe drüber nachdenkt, kann soviel gar nicht schief gehen. Sich trauen, seinen Verstand zu benutzen und so. Nichts Neues. Aber wahr. Denn: Denken hilft. Und: man muss das ja auch nicht alleine machen. Das Entscheiden dann manchmal schon, aber das Nachdenken – das Ringen – das nicht. Zwischendurch Timeout rufen und sich mit anderen besprechen ist erlaubt. Erwünscht sogar. Gibt Extrapunkte. Mit Freunden zum Beispiel. Oder mit Anwälten. Je nachdem, was man vorhat. Alternativ kann man es auch aufschreiben, oder twittern, oder der Nachbarskatze erzählen. Wasauchimmerscheißegal. Reflexion hilft immer. Hilft Abstand zu gewinnen. Die Übersicht nicht zu verlieren. Oder wiederzuerlangen, falls der Nahkampf zu chaotisch war. Passiert schon mal. Macht aber nichts. Und bevor ich mich jetzt hier bei meiner schriftlichen Reflexion vollends in den Dimmer-Ringkampf-Katzen-Hunde-Metaphern verirre, Klartext zum Abschluss: Erstens: Entscheidungen sind gut. Sie helfen uns weiter. Auch erstens: Zweifel sind gut. Sie bewahren uns vor Dummheit. Sowieso erstens: Entscheidungen sind aufschiebbar, aber letztlich unausweichlich. Und außerdem erstens: Zweifel sind beherrschbar. Keine Panik. • Philipp Schmidt

Stuttgart 12  Kunstspaziergang in Stuttgart 16  Der Verfassungsschutz hörte Bense und Jazz 18  In memoriam, S21 20  »Welcome to the Stadtpalais« 22  Projekt »Eigenes Leben« 25  Elke aus dem Moore 28  Vom Cool Jazz bis zum Dschungelbuch 32  Die Fragen dieser Zeit 34  Vom Stummfilm zum futurologischen Kongress


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Kunstspaziergang in Stuttgart

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Realität der Reduktion. Seit über einem halben Jahrhundert produziert, verlegt und vertreibt der amerikanische Künstler Ed Ruscha, der zu den außergewöhnlichsten Malern der USA gehört, auch legendär gewordene Künstlerbücher. Mit einem handlichen Format und dank hoher Auflagen auch mit einem günstigen Preisleistungsverhältnis reagiert der Künstler auf die zeitgenössischen analytischen Fotobücher von Autorenfotografen – etwa denen von Walker Evans oder Robert Frank. Bei aller motivlicher und formaler Schlichtheit, die Ruscha berühmt gemacht haben, hält er der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor, nicht ohne Humor. Sein konzeptueller Ansatz legt den Fokus auf die serielle Reihung. Aus der Archivsammlung von Hanns Sohm zeigt die Staatsgalerie anlässlich des 80. Geburtstages von Ed Ruscha eine Auswahl seiner insbesondere frühen Buchproduktionen, mit denen er Kunstgeschichte geschrieben und nachfolgende Künstlergenerationen beeinflusst hat. • (gb)

dig ist, wird ersichtlich in den Arbeiten des Düsseldorfers Holger Kurt Jäger, der auch private Mythen und Fremdkulturelles, aber eben auch den banalen Alltag hinterfragt. Auch Christiane Köhne aus Böblingen geht aktiv und kritisch mit Warhols Credo vom Anything goes um und fordert unser kulturelles Gedächtnis und unsere Fähigkeiten zur Wert-Schätzung. • (gb) Galerie

Staatsgalerie Stuttgart, seit 22.02., staatsgalerie.de

Kalkül und Zufall. Die 1977 in Potsdam geborene und in Berlin lebende Künstlerin Jessica Buhlmann ist im Süden keine Unbekannte mehr, nachdem sie vor wenigen Jahren mit ihrer damaligen Galeristin Anja Rumig auf der Art Karlsruhe den Messepreis erhielt. In ihrer Malerei beschäftigt sich Buhlmann mit der Erinnerung an das Gegenständliche und formaler Abstraktion. Mit einer malerischen Eleganz und einer technischen Souveränität spielt sie mit Traditionen aus den konstruktivistischen Anfangsjahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die sie jedoch einbettet in das digitale Zeitalter. Auch lotet sie die Bandbreite aus zwischen Kalkül und Zufall. So hat sich die junge Künstlerin zu einer der interessantesten Stimmen einer neuen Abstraktion gemacht. • (gb) Kunstraum 34, Atelierhaus. Filderstr. 34 e.V., bis 23.03.,

Psychoanalyse goes Pop. »Wer als Künstler keinen Zugang zum inneren Kind verspürt, der sollte vielleicht besser Buchhalter werden. Fantasien und Erlebnisse von früher sind schließlich der stärkste Antrieb, um auch als Erwachsener eine ganz eigene Welt zu entwerfen«, so zitiert Marko Schacher die Kunstkritikerin Gesine Borcherdt und fühlt sich ganz bei sich, bei Sigmund Freud und der Ausstellung mit dem Titel »Pink Freud«, unter dem die Künstler Holger Kurt Jäger und Christiane Köhne ihren Phantasiereichtum des Unterbewussten ausbreiten. Beide Künstler verarbeiten mitunter Kindheitserlebnisse in farbkräftigen Gemälden, ohne sich um reale Größenverhältnisse oder realistische Farbsetzungen zu scheren. Dass alles auch tiefgrün-

Schacher – Raum für Kunst, 24.03. – 19.05., galerie-schacher.de

Ein »Soft« zwischen »Hard« und »Heart«. Die Stuttgarter Illustratorin, Grafikdesignerin und freie Künstlerin Véronique Stohrer setzt sich mit den Gegensätzen des menschlichen Seins und ihrer Genderidentität auseinander, in all ihren Facetten, die sich im widersprüchlichen Ausstellungstitel »HardSoftHeart« widerspiegelt. Im Pressetext heißt es: »Elementare Gefühle wie Liebe und Hass werden metaphorisch und humorvoll durch Natur, Symbolik, Text und einer Fülle unterschiedlichster Materialien teils subtil, teils schonungslos visualisiert. Leuchtende Farbigkeit, Schichtung im Aufbau von Räumlichkeit und das erzählerische Element der Figuren verbinden sich zu einem ästhetischen Ganzen , das trotz seiner Vielseitigkeit kohärent bleibt und eine einheitliche künstlerische Wirkung offenbart.« • (gb) BBK Bund bildender Künstlerinnen e.V., Eugenstr. 17, 12.04. – 29.04., bbkwuerttemberg.de

kunstraum34.de

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Tempo der Großstadt. Sabi-

ne Wild, in Berlin lebende Fotografin, sagt über Ihre dekonstruktive Arbeit: »Durch das Aufbrechen des abbildungsgetreuen Charakters der Fotografie verlege ich den Wahrnehmungsvorgang in das subjektive Erleben des Betrachters.« Die Arbeiten der weitgereisten Fotokünstlerin Sabine Wild – die Weltläufigkeit scheint ihr in die Wiege gelegt worden zu sein: geboren ist sie in Padua – entstehen in Großstädten wie New York, Shanghai, Hong Kong, London, Paris und Rom. Für die Ausstellung in der VHS-Galerie hat sie sich Stuttgart als Motiv vorgenommen. Großen Städten begegnet sie mit einer Mischung aus Faszination und Schrecken. Diese Stimmung versucht sie durch Verflüchtigung, Verrückung und Fragmentierung der Gebäude und Stadträume zum Ausdruck zu bringen, im Tempo des Urbanen aufgelöst. Ihr Stil ist dabei betont weit von jeglicher dokumentarischer Treue entfernt. Grafische Partien vermischen sich mit fließenden, unscharfen, energetischen Farbströmen, welche die Geschwindigkeit des Lebens in den Städten noch unterstreichen. • (gb) VHS-Photogalerie, bis 15.04., vhs-photogalerie.de

Künstlerische Kopfgeburten. Der Kopf als Pars pro toto, Teil des Ganzen, ist Thema der Gruppenausstellung bei Interart, den ein launiges Traktat im Flyer begleitet, der drauf aus ist, das Thema nicht allein verkopft angeht, sondern auch aufs Köpfchen abzielt. Von Ines Scheppach und Klaus Bushoff über Günter Guben, Klaus Kugler und Jürgen Klugmann bis hin zu Gabriele Zeller-Kramer sind zahlreiche Künstler der weiteren Region versammelt, deren Kopfgeburten zu denken geben. • (gb) Galerie Interart, bis 07.04., interart-stuttgart.de

Hole in Flag. Mit dem Titel »Hole in Flag« bezieht sich der slowakische Künstler Svätopluk Mikyta sowohl auf die ungarische Revolution von 1956 als auch auf den Fall des Kommunismus in Osteuropa 1989. 1973 geboren zählt er in seiner Heimat zu den

angesehensten Künstlern seiner Generation. Seine Techniken umfassen Fotografie und Malerei, Keramik und Installation, Collagen und Assemblagen zu Themen wie Architektur, Natur. In seinen frühen Werken beschäftigt er sich vor allem mit der politischen Vergangenheit seines Landes und dem Erbe des Kommunismus. Seine aktuellen Werke sind abstrakter. Er benutzt vorwiegend gefundene Objekte, die er mit präzise ausgearbeiteten Druckgrafiken in Beziehung setzt. • (eva) ITO, bis 06.04., ito-raum.de

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Der Verfassungsschutz hörte Bense und Jazz »Kessel unter Druck« im Stadtarchiv zeigt die Protestkultur in Stadt und Land. »… wenn Sie Ihre Hausfront mit Girlanden und

Fahnen und Wimpeln schmücken … Vorsicht bei Verwendung alter Fahnen: Das NS-Symbol verdecken.« In einem Brief vom November 1980 instruiert die Landesregierung Baden-Württemberg ihre »Mitbürger« – denn zu »25 Jahre Bundeswehr« wurden in Stuttgart, Bremen, Hannover und München tausende Wehrpflichtige öffentlich vereidigt. Das feierliche Geloben samt Großem Zapfenstreich hatte in Bremen Straßenschlachten mit den Autonomen ausgelöst und in Stuttgart befürchtete man Schlimmstes. Das Dokument ist nun im Stadtarchiv Stuttgart zu sehen: Die Schau »Kessel unter Druck« zeigt den »Protest in Stuttgart 1945 bis 1989«. »Das wird heute vor allem mit den Auseinandersetzungen um das Verkehrs- und Infrastrukturprojekt »Stuttgart 21« verbunden«, so Stadtarchivleiter Roland Müller. »Aber die Stuttgarter entwickelten früh eine lebendige Protestkultur.« Das Thema bearbeitete Müller zunächst mit Studierenden am Historischen Institut der Universität Stuttgart, bevor die Idee in der Foyerausstellung mündete – in Kooperation mit der Württembergischen Bibliothek für Zeitgeschichte in der Landesbibliothek. Unter den über 400 Exponaten zu über 90 Demons­ trationen sind zahlreiche Leihgaben. Dass man bei der Recherche durchaus »kriminalistisch« vorgehen musste, betont Kuratorin Inken Gaukel. Der stellvertretende Stadtarchiv-Leiter Günter Riederer beschreibt: »Über die Fahrradinitiative Critical Mass kamen wir an die Plakate der ersten Fahrraddemos.« Auf Flyern, Plakaten, Artikeln in zeittypischem Schriftbild und Graphik, auf Fotos oder Briefen an Holzstellagen, in Vitrinen oder Schubfächern geht es um Wohnungsnot und Verkehrsprobleme, um Frieden oder das Abschaffen von Atomwaffen. Die Themenvielfalt verbindet Lokales und Globales in drei Fragestellungen: »Welche Stadt wollen wir?« zeigt Aspekte der Stadt- und Verkehrsplanung, »Welche Gesellschaft wollen wir?« beschreibt soziale Themen und »Welche Welt wollen wir?« Weltpolitisches. Manches Themen scheinen Evergreens zu sein. Eine Faust schiebt einen Straßenbahnwagon an, um zu einer Demonstration gegen die Fahrpreiserhöhung der SSB aufzurufen. Schwarz auf gelb laden daher die Jungsozialisten zum »7. Schwarzfahrer-

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fest«. Die »kunterbunte Fahrrad-Demonstration« lockt, ein »NEIN zum Flughafen-Ausbau« blockt, und es gibt 10.000 DM Belohnung fürs Ergreifen des größten Umweltsünders Stuttgarts. Bereits 1948 wurde übrigens aufbegehrt, gegen die Teuerung nach der Währungsreform. In den 70ern ging’s gegen die Berufsverbote nach dem Radikalenerlass, den Vietnamkrieg oder später gegen den NATO-Doppelbeschluss. Der erste Gay Freedom Day, Vorläufer des Christopher Street Days, fand 1979 in Stuttgart, Bremen, Westberlin und Köln statt, der erste Ostermarsch im Südwesten 1962. Das Europe Command der Vereinigten Staaten von Amerika EUCOM wurde 1982 blockiert, keine Pershing II-Raketen sollten stationiert werden. Unvergessen auch, die große Menschenkette, die Friedensaktivisten vom EUCOM nach Neu-Ulm bildeten. Faszinierend ein Dokument aus den 60ern: Der Verfassungsschutz überwachte das Event »Jazz und Texte« mit dem Philosophen Max Bense. »Die Ausstellung soll anregen, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen«, so Müller. »Protest ist Teil lebendiger Stadtentwicklung und Menschenrecht in der Demokratie.« • (pam) »Kessel unter Druck« Stadtarchiv Stuttgart, bis 4.5. Große Begleitprogramm mit Reden, Lesungen und mehr. stuttgart.de/stadtarchiv

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In memoriam, S21

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2011

der Polizeiein- ’15 Gesamtkostenschätzung: das Verwaltungsgericht stuft satz im Schloßgarden Schlichterspruch als nicht 6,5 Mrd. € ten vom Verwalbindend ein GKS: 5,62 Mrd. € tungsgericht als die DB verklagt die anderen rechtswidrig Projektpartner wegen der eingestuft Aufteilung der Mehrkosten GKS: 7,6 Mrd. €

die Universität Stgt. und das Land schlagen eine Neubaustrecke nach Ulm mit viergleisigem Durchgangsbahnhof unter dem bestehenden HBF vor (»Heimerl-Konzept«).

’90

drei Ingenieure schlagen vor, alle innerstädtischen Gleise unter die Erde zu verlegen.

DB legt zwei Konzeptvarianten vor, bei denen der Kopfbahnhof weiter genutzt werden soll.

eine Machbarkeitsstudie (beauftragt von DB, Bund, Land und Stadt) schlägt einen achtgleisigen Durchgangsbahnhof vor und schätz die Kosten dafür auf 4,8 Mrd. DM. der Konzeptplan für »Stuttgart 21« wird öffentlich vorgestellt.

Bund, Land, Stadt, Regionalverband und DB schließen die »Rahmenvereinbarung zur Entwicklung und Förderung des Projekts«

1995

’94

1999

Land BW, Stadt, die DB stoppt das Projekt Regionalverband und (»schlicht zu groß und Flughafen bieten der Bahn für die Bahn zu teuer« 1,3 Mrd. DM Beteiligung an. (Ludewig, 2011))

der DB-Vorstand empfiehlt Vorplanungen werden wieder aufgenommen (»Baubeginn dem DB-Aufsichtsrat das 2001, Inbetriebnahme 2008«) Projekt fortzusetzen.

’07

20 06

der Landtag nimmt den Antrag zur Realisierung mit 115:15 Stimmen an

’08

das Bürgerbegehren wird als rechtlich unzulässig abgelehnt

schwere 2009 GKS: Auseinander4,0 Mrd. € setzungen im Baubeginn Schloßgarten, Schlichtungsverfahren 400 Menschen mit acht live übertragenen werden verletzt Gesprächsrunden

2010

es gehen 13.700 Einwendungen ein.

1998 Gesamtkosten-

schätzung (GKS): 2,6 Mrd. € die Planungen werden wieder eingestellt.

der DB-Aufsichtsrat genehmigt 2001 das Projekt das Eisenbahn-Bundesamt beginnt das erste (von inzw. acht) Planfeststellungsverfahren die Stadt erwirbt fast die gesamten freiwerdenen Flächen (109 Hektar) für 459 Mio. €

Bund, Land, Bahn und Stadt einigen sich über die Aufteilung der Kosten und des Baukostenrisikos bis zu einer Grenze von 4,52 Mrd. €

GKS: 3,0 Mrd. €

’97 das »Raumordnungsverfahren« und eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung werden veröffentlicht.

2000

1970er + 80er

’93

DB-Vorstand beschließt diese Konzepte.

’88

mit 61.000 eingereichten Unterschriften wird ein Bürgerbegehren gefordert

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Volksabstimmung entscheidet gegen den Ausstieg des Landes aus der Finanzierung (59:41%)

Schlichterspruch und der Kompromissvorschlag »S21 plus/Frieden in Stuttgart« wird vorgelegt

’12

2013

die Deutsche Bahn (DB) erwägt eine unterirdische Station für den Schnellverkehr und prüft Möglichkeiten für einen Durchgangsbahnhof.

1991

1922 Eröffnung

20

2017

geplante Inbetriebnahme

2025

2018

GKS: 8,2 Mrd. €*

* der Bundesrechnungshof und das Planungsbüro Vieregg-Rössler gehen von bis zu 10 Mrd. aus.

Was man sonst so für 10 Mrd. Euro kaufen kann: Gotthard-Tunnel Berliner Flughafen

(aktuelle Schätzung)

Elbphilharmonie Neymar Jr.

(Transfersumme Saison 17/18)

Marktwert VfB Stuttgart

(Kader in der Saison 17/18)


»Welcome to the Stadtpalais« Stadtpalais – Museum für Stuttgart eröffnet mit Festival. Lange durften die Stuttgarter darauf warten, einen kleinen Einblick gab es bereits während den Zwischennutzungen. Nun ist es soweit: Das Stadtmuseum, das in Anlehnung an den Namen des Wilhelmspalais, in dem es untergebracht ist, nun Stadtpalais – Museum für Stuttgart heißt, öffnet seine Pforten. Gefeiert wird die Eröffnung mit Veranstaltungen vom 14. bis 22. April. Der Eintritt ist während der Eröffnungstage frei. Unter dem bilingualen Motto »Welcome to the Stadtpalais« gibt es ein großes Kinderfest, eine Rollerdisco, eine Party, ein Konzert, Vorträge und Diskussionen. Außerdem können die Dauerausstellung »Stuttgarter Stadtgeschichten«, zu der auch mehr als 1200 Objekte des kreativen Widerstands gegen Stuttgart 21 gehören, sowie die erste Sonderausstellung besichtigt werden. Der Gesprächsabend am 14. April um 19 Uhr dreht sich rund um den »Weg zum Stadtpalais!«. Unter den Gästen sind Anja Dauschek, die den Planungsstab für das Stadtmuseum bis 2016 leitete und nun Chefin des Altonaer Museums in Hamburg ist, der ehemalige Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und der Direktor des Stadtpalais Torben Giese. Tim Schleider, Kulturchef der Stuttgarter Zeitung moderiert die Runde. Nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft geht es am 16. April um 19 Uhr. Andreas Hofer (siehe auch S. 42), künstlerischer Leiter der Internationale Bauausstellung 2027, und Fabienne Hölzer von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste sprechen über »Urbanität, Visionen und Realitäten in einer dynamischen Stadt« und wie sich Bürger daran beteiligen können. • (eva) stadtpalais-stuttgart.de

27.1. – 22.4.2018

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Abb.: Annette Schröter, Kawummh!, 2009 · © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

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Projekt »Eigenes Leben«

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Foto: Olivier Menanteau

Er ist untrennbar mit der Akademie Schloss Solitude verbunden: Der Franzose Jean-Baptiste Joly ist Gründungsdirektor und seit 1989 künstlerischer Leiter der Akademie. Zuvor, von 1983 bis 1988, war der aus Paris stammende Germanist Direktor des Institut Français de Stuttgart. Nun verabschiedet er sich in den Ruhestand – und zieht nach Berlin. Herr Joly, freuen Sie sich auf Ihren wohl verdienten Ruhestand?  Grundsätzlich ja! Es

ist ein Schritt, den meine Frau und ich versucht haben, möglichst optimal vorzubereiten, wie ein Projekt. Dieses Projekt nennt sich »Eigenes Leben«. Meine Frau hört mit ihrer Lehrtätigkeit an der Universität ebenfalls auf. Wir verlassen Stuttgart und teilen uns auf, ziehen nach Berlin und werden auch viel Zeit in unserem Haus in Südfrankreich verbringen. Warum Berlin?  Wir haben dort studiert, unsere Tochter lebt

dort, es ist eine Metropole. Wir haben mehr als die Hälfte unserer Lebenszeit in Deutschland gelebt. Für uns wäre es nicht denkbar, Deutschland zu verlassen. Ich freue mich auf das Berliner Kulturleben, vor allem auf eine lebendige Kinoszene. Sie bleiben den Stuttgartern also nicht erhalten?  Wenn man mich hier braucht, bin ich da. Stuttgart ist mir sehr ans Herz gewachsen. Und was mir sicher fehlen wird, sind die vielen kleinen Konzerte, die hier überall stattfinden.

Ihre Arbeit werden Sie nicht vermissen?  Nein, ich freu mich auf eine Zeit, die mir gehört. Die Akademie zu leiten ist, wie wenn Sie einen Marathon laufen würden, aber unter den Bedingungen eines 400-Meter-Laufs. Man hat permanente Verantwortung – für ein Pulverfass. Außerdem habe ich immer noch die Honorarprofessur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und bin nach wie vor in vielen Gremien. In Ihrer Zeit als Leiter der Akademie haben sie die Gründungsphase, die für die Kultur allgemein eine spannende Zeit der Neugründungen war, fünf Landesväter, den Mauerfall und die damit einhergehende Öffnung des Ostens erlebt. An welche Ereignisse erinnern Sie sich besonders?   Man sagt ja, dass die Akademie

aufgrund ihrer Lage ein bisschen entrückt ist von der Welt… Aber ich habe die großen geschichtlichen und politischen Ereignisse durch die Zeitzeugen, die wir hier hatten, hautnah erlebt: das Ende der Apartheid, den Mauerfall, die Globalisierung, das Ende von Milošević. Ich kann jedes Ereignis mit Personen verbinden und war so fast 30 Jahre am Puls der Zeit. Was die Ministerpräsidenten angeht, haben wir von jedem einzelnen profitiert. Aber noch wichtiger war die Beständigkeit der Administration. In Baden-Württemberg haben wir ausgesprochen qualifizierte Ansprechpartner in der höheren Verwaltung. Und in der Akademie?  Hier gibt es viele Ereignisse, die mich geprägt haben. Etwa ganz in der Anfangszeit, als wir die Räumlichkeiten frisch bezogen hatten und das Haus noch keine Vergangenheit hatte. Eine Stipendiatin hat eine Ausstellung mit Fotos und anderen Materialien zu einer fiktiven Geschichte der Akademie organisiert. Sie fand, eine vorgetäuschte Geschichte ist besser als gar keine. Das hat mir gezeigt, dass die Künstler sich für das Haus verantwortlich fühlen. Es war eine positive Energie, die letztlich dazu geführt hat, dass wir die Stipendiaten in die Prozesse der Akademie mit einbezogen haben. Ein anderes einschneidendes Ereignis war Anfang der 1990er-Jahre eine Veranstaltung im Pavillon von Frei Otto. Wir nutzten den Ort für Theater, Performances und

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Elke aus dem Moore ist neue Akademie-Chefin

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Lesungen. Da kam für mich erstmals der Eindruck eines sehr starken Wir-Gefühls auf. Es gab keinen Unterschied zwischen Künstler und Gast, die Grenzen zwischen einzelnen Kategorien wurden überschritten. Das hat meinen Sinn für kollektive Projekte geschärft. Auf was sind Sie besonders stolz?  Ich bin erleichtert, dass wir

die 30 Jahre ohne größeren Skandal geschafft haben. Die Akademie ist ein großes Netzwerk geworden. Wir haben zu den meisten Stipendiaten weltweit heute noch Kontakt. Auch das spricht für unseren Erfolg: Unsere ehemaligen Stipendiaten sind unsere besten Botschafter. Gibt es auch etwas, was Sie im Rückblick anders machen würden?  Ich würde mir weniger Sorgen machen. Oder, um es an-

ders auszudrücken: Es war gut, dass ich mir Sorgen gemacht habe, aber es wäre mit weniger auch gegangen. • Das Gespräch führte Eva Maria Schlosser

Jean-Baptiste Joly geht in den Ruhestand. Auf ihn folgt Elke

aus dem Moore. Nicht nur in der Stuttgarter Kunst- und Kulturszene ist sie eine bekannte Größe. Der Name weist auf ihre Herkunft: Elke aus dem Moore kommt ursprünglich aus Niedersachsen. 1965 geboren hat sie Literatur-, Geschichts- und Kunstwissenschaften in Osnabrück, Zürich und Bochum studiert. Von 1999 bis 2002 arbeitete sie als Kuratorin für zeitgenössische Kunst an der Shedhalle Zürich. Danach kam sie nach Stuttgart, um das Künstlerhaus zu leiten. Bereist fünf Jahre später folgte der Wechsel an die Spitze der Abteilung Kunst des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa). Hier ist sie noch bis Ende April verantwortlich für die inhaltliche Ausrichtung des internationalen Ausstellungsprogramms des ifa, für die ifa-Galerien in Stuttgart und Berlin und die Förderprogramme im Bereich der Bildenden Kunst.

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Themenschwerpunkte der Ausstellungen, Konferenzen und weiteren Veranstaltungen, die sie für das ifa organisierte sind unter anderem die Globalisierung, Politics of Sharing, Erinnerungskultur und jüngst in Kassel, im Sommer vergangenen Jahres, das Bildungssystem, für das sie mit Künstlerinitiativen und internationalen Schulen nach alternativen Lernorten und –formaten fahndete. Im Zentrum ihrer Arbeit steht stets der interkulturelle Dialog, der Austausch und die Begegnung. »Ich habe ein großes Interesse an Menschen und gesellschaftlichen Themen«, sagt Elke aus dem Moore. »Und ich hege eine gewisse Ungeduld, was gesellschaftsverändernde Prozesse betrifft. Die Frage ist für mich stets, wo können Künstler aktiv werden?« Sie sieht Künstler als Botschafter, die im besten Fall auch in der Politik Gehör finden. Mit ihren Themen scheint Elke aus dem Moore prädestiniert, in die Fußstapfen von Jean-Baptiste Joly zu treten und der Akademie Schloss Solitude mit seiner internationalen Ausrichtung auch neue Impulse zu geben. Die Kreativschmiede auf dem Höhenrücken zwischen den Städten Leonberg, Gerlingen und den Stuttgarter Stadtbezirken Weilimdorf und Botnang bietet Künstlern verschiedener Sparten, von Bildenden und Darstellenden Künstlern, Musikern und Autoren über Architektur und Design bis hin zu webbasierten Medien einen temporären Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Zudem sind im Rahmen des Programms »art, science & business« auch Geisteswissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler, Historiker und Sozialwissenschaftler als Stipendiaten zu Gast. Mit ihrer außergewöhnlichen Lage, umgeben von Wald, ist die Akademie Rückzugsort und auch ein bisschen Elfenbeinturm. Dazu aus dem Moore: »Der Ort ist keine unüberwindbare Hürde durch seine Lage auf dem Hügel. Kunst ist per se ein sozialer Raum, ein Forum des Austausches und der Verhandlung. Mein Ziel ist es, breitere Zugänge zu schaffen zu dem, was auf Solitude geschieht. Gerade ein erweiterter Akademiegedanke ist es, der mich reizt. Wie können wir Formen des Zusammenkommens neu gestalten und die Akademie auch für andere Bildungskreise öffnen?« • (eva)

www.schauwerk-sindelfingen.de Klaus Heider · Opaion VII (Detail) · 1982/2006 · © VG Bild-Kunst, Bonn 2018


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Vom Cool Jazz bis zum Dschungelbuch

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90. Geburtstag. Er spielte mit Miles Davis und Lennie Tristano, Gerry Mulligan, Dizzy Gillespie, mit Max Roach, Chet Baker und vielen mehr. Weiterhin werden der Sarde Paolo Fresu, der in Südfrankreich aufgewachsene Richard Galliano und der Schwede Jan Lundgren mit sphärische Klängen, der Zusammensetzung ihrer Instrumente – Galliano Akkordeon, Fresu Trompete und Flügelhorn und Lundgren Piano – sowie viel Humor überzeugen. Oder auch die Band Seba Kaapstad, die Musiker aus fünf Nationen vereint, welche wunderbare überraschende Arrangements und Kompositionen präsentiert. Ebenfalls unbedingt hörenswert sind »Sons of Kemet«, die bei der BritjazzNight am 29. März mit Saxophon, Klarinette, Tuba und Drums ihren Mix aus Jazz, Rock, Caribbean Folk und afrikanischen Rhythmen begeistern. Und selbst der Nachwuchs kommt auf seine Kosten: Am 1. und 2. April lädt das »Dschungelbuch«, eine Kooperation von SWR2 Spielraum und Theaterhaus Stuttgart, mit Performance, Musik, Gesang, Geräusch und Stimmenvielfalt in Moglis Welt. • (eva) theaterhaus.com/theaterhaus/?id=1,3,22210

Theaterhaus Jazztage 2018. Alle Jahre wieder, an Ostern, gibt

es eine Woche geballt Jazz vom Feinsten. Auf den Theaterhaus Jazztagen, die in diesem Jahr zum 31. Mal stattfinden, sind rund 26 Künstler, Orchester und Bands mit 15 Konzerteinheiten zu Gast. Gleich am ersten Abend wird der Landesjazzpreis in der Kategorie »Sonderpreis für das Lebenswerk« an den Saxofonisten, Klarinettisten und Komponisten Bernd Konrad verliehen, der sich »als virtuoser Instrumentalist und mutiger Avantgardist (…) in die erste Liga des europäischen Jazz« spielte, wie es in der Begründung der Jury heißt. Ein Highlight für Liebhaber des Cool Jazz wird die Begegnung mit dem Saxophonisten Lee Konitz (30.3.) sein, der mit seinem Quartet kommt und den Abend mit dem European New York Jazz Collective teilt. Konitz feierte im vergangenen Jahr seinen

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TanzTheaterSzene Was in Stuttgart tanzt. Eric Gauthiers Leidenschaften waren

stets Tanz und Musik. Als Teenager kam er von Kanada nach Stuttgart an das Stuttgarter Ballett, wo er brillierte, gründete zudem eine Band. Mit 30 Jahren erhielt er die Chance am Theaterhaus eine Company zu leiten, Gauthier Dance. Mit Mitte 30 wurde er erstmals Vater. Ein Spagat, alles unter einem Hut zu bringen, zumal Gauthier Dance immer erfolgreicher wurde. Um sich dieser und der Familie widmen zu können, hört Gauthier als Tänzer auf. Sein Freund Itzik Galili, der »Regisseur unter den Choreographen«, hat ihm mit seiner messerscharfen psychologischen Beobachtungsgabe ein Stück auf den Leib kreiert: »The Gift«, auf Deutsch »Talent, Gabe«. Derlei kann Segen wie Fluch sein. Und so das Stück eine humorvolle wie nachdenklich bittersüße, persönliche Reise durch Gauthiers Erinnerungen und Leidenschaften. Was macht ihn aus? Der Tänzer? Choreograph? Singer-Songwriter? Company-Chef? Moderator und Tanz-Animateur? Premiere ist am 21. März im Theaterhaus. — Uraufgeführt wird am selben Abend im Theater Rampe »Abfall der Welt« von Autor Thomas Köck, Regisseurin Marie Bues und Choreografien Nicki Liszta: Fünf Schauspielende, eine Musikerin und zwei Tänzerinnen überbrücken als kollektives Gedächtnis Lücken individueller Biografien, Gesellschafts- und Lebensentwürfe, sortieren aus, rekonstruieren, überschreiben. — Der Ballettabend »Die Fantastischen Fünf« ab 23. März im Schauspielhaus ist dem scheidenden Ballettintendanten Reid Anderson gewidmet. Neues kreieren die Choreografen Marco Goecke, Katarzyna Kozielska, Louis Stiens, Roman Novitzky und Fabio Adorisio. — Die Plattform ImproVisions (ImproVisions-Festival und FreiTag) ist ausgelaufen – zeitgenössische Improvisationskunst mit Kunstschaffenden der freien Szene der Sparten Tanz, Musik, Theater, Performance und Bildender Kunst zeigt die Tänzerin und Choreografin Lisa Thomas im neuen Format »Saal frei«. Erste Performances: 4. Mai im Produktionszentrum für Tanz- und Performance. Was in Stuttgart spielt. Gleich acht Premieren sind von März bis Mai im Schauspielhaus und Nord zu sehen. In letzteres bringt das Künstlerkollektiv Hofmann&Lindholm am 16. März die »Uraufführung« nach Goethes »Faust. Der Tragödie zweiter Teil«. Höchst

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aktuelle Klassiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielen ab 7. April im Nord und ab 27. März im Schauspielhaus: Aldous Huxleys »Schöne neue Welt« in der Regie von Philipp Rosendahl sowie George Orwells »1984« inszeniert von Armin Petras. — Die Kehrseite des Individualismus - Egoismus und Kälte – entdeckte der Komponist Gaetano Donizetti Mitte 40. Diese und die Ahnung eines nahenden Todes verarbeitete er in »Don Pasquale«. Die bitterkomödiantische Oper über einen gealterten Machtmensch inszenieren Jossi Wieler und Sergio Morabito. Premiere: 25. März. — Bildende Kunst, Musiktheater, Film, Games und Hightech vereint Eurydike in einer interaktiven Rauminstallation im Theater Rampe: Im »retrofuturistisches Universum« tauchen Besucher mit Schutzanzug und Virtual Reality-Brille in eine neue Welt zwischen Realität und Fiktion ab – zur Frauenrolle in der Hightech-Gesellschaft des #MeToo zwischen Mythos und Jetzt: 18. April bis 1. Mai. — Vom 5. bis 12. Mai lädt das Junge Ensemble Stuttgart JES in seine und Partnerräume zu »Schöne Aussicht«, dem Internationalen Theaterfestival für junges Publikum. Zu sehen: elf internationale Produktionen aus zehn Ländern und drei Kontinenten sowie Gastspiele aus dem Land. Im Fokus: die sich ändernden Lebensumständen der jungen Generation, gesellschaftlicher Zusammenhalt in Zeiten von Gewalt, Sehnsucht nach Liebe und Freiheit, das Rennen um einen Platz im Leben, die Suche nach einem Erlöser. • (pam)

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Die Fragen dieser Zeit 18 Premieren zeigt das 22. Internationalen Solo-Tanz-Theater Festival. 342 Bewerbungen, 18 Premieren, 27 Nationen … das Inter-

nationale Solo-Tanz-Theater Festival bringt einmal im Jahr die Welt des zeitgenössischen Tanzes nach Stuttgart. Unter anderem aus Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Ägypten, Palästina, Armenien, Japan, den USA, Taiwan, Brasilien, Kolumbien und dem Senegal reisen die Tanzschaffenden an, um vom 15. bis 18. März im Treffpunkt Rotebühlplatz um Tanz- und Choreografiepreise zu konkurrieren. Zu gewinnen gibt es zudem zwei Publikumspreise, einen Video Dance Prize von Moving Angel, den Residenzpreis des Theaters Augsburg sowie den Eastman Prize. Letzterer ist neu und wurde von dem renommierten Choreografen Side Larbi Cherkaoui und seiner Eastman Company in Antwerpen initiiert: Per Live Stream verfolgt das Cherkaoui-Team die Soli auf der Stuttgarter Bühne und bestimmt am Finaltag, wer zum Eastman Sommer-Workshop kommen darf. Die Wahl der Qual hat auch die international besetzte Jury vor Ort auf dem Festival. In dieser sitzen Ricardo Fernando, Ballettdirektor und Chefchoreograf am Theater Augsburg, Diana Fontes, Gründerin und künstlerische Leiterin der »Encontro de Dança Contemporânea« im brasilianischen Natal, Josh Martin, Performer, Choreograf und künstlerischer Co-Direktor der »Company 605« Vancouver, Toula Limnaios, künstlerische Leiterin und Choreografin der cie. toula limnaios Berlin, sowie Bernhard Fauser, künstlerische und geschäftsführender Leiter der HebelHalle, des UnterwegsTheater und des Choreographischen Centrum Heidelberg. Wie herausfordernd die Vorabauswahl aus den 342 Einsendungen war, beschreibt Marcelo Santos, Gründer und Leiter des Festivals. »Die 18 Teilnehmenden, die alle eine Premiere im Gepäck haben, aus dieser Fülle herauszusuchen, war nicht einfach. Das Niveau steigt stetig an. Wir hätten die Veranstaltungen um Tage verlängern können.« Gudrun Hähnel, Veranstaltungsleiterin im Treffpunkt Rotebühlplatz betont, dass die Themenpalette äußerst breit sei. »Die jungen Tanzschaffenden reflektieren auf unterschiedlichste, höchst eigene Weise die Fragen dieser Zeit.« So wird dem Einfluss gesellschaftlicher Normen und kulturellen Prägungen auf zwischenmenschliche Beziehungen nachgespürt, den Manipulationen von Vorurteilen, der Gender-Debatte, dem immer aktuellen Thema Identität oder was Familie heute noch

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in verschiedenen Kulturen bedeutet. »Die Tänzer und Choreografen loten nicht nur die eigenen Grenzen – innere wie äußere – aus, sondern sie stellen auch die gesellschaftlicher Übereinkünfte in den verschiedenen Kulturen in Frage«, so Santis. »Im Fokus steht auch die Reflexion über den Tanz oder den kreativen Schaffensprozess selbst.« Er betont, dass das es beim Festival aber nicht nur ums Gewinnen, sondern vor allem auch darum geht, zeitgenössische Tanzformen zu präsentieren und den Kunstschaffenden die Chance zu geben, sich zu vernetzen und auszutauschen. »Kunst, gerade auch Tanz trägt zur Verständigung von Nationen bei, weil er ohne Worte funktioniert.« Und Gudrun Hähnel ergänzt, dass deshalb auch die Gala im November und nachfolgende Tour der Preisträger unter anderem durch Süddeutschland und Brasilien, ein wichtiger Bestandteil des Festivalkonzepts sei. »So strahlt von der Tanzstadt Stuttgart aus auch die zeitgenössische Form des Genres in die Welt hinaus.« • (as) treffpunkt-rotebuehlplatz.de, solo-tanz-theater.de

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Vom Stummfilm zum futurologischen Kongress Das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart wird 25. Einst war es das Projekt einer Handvoll Trickfilmbegeisterter, initiiert von Albrecht Ade, dem damaligen Leiter der Trickfilm-Klasse an der Kunstakademie in Stuttgart. Rund 100 Zuschauer lockten die Stuttgarter Trickfilmtage in das Kommunale Kino, das es damals noch gab und im Planetarium untergebracht war. Heute zählen die Veranstalter über 90.000 Besucher aus der ganzen Welt. In diesem Jahr wird das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart (ITFS) 25. Gefeiert wird vom 24. bis 29. April mit einem vielfältigen Programm und illustren Gästen. Mit den Jahren sind nicht nur die Besucherzahlen und die Zahl der Filme und Veranstaltungen gestiegen, sondern auch das Programm wurde beachtlich erweitert: Insgesamt gibt es heuer über 200 Veranstaltungen, rund 1000 Filme flimmern über die Leinwand. Mit dabei ist auch der Klangkünstler Thomas Köner, der Lotte Reinigers animierten Stummfilmklassiker »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« live mit einer Komposition aus elektronischen Klängen und Elementen zeitgenössischer Kammermusik und der Pop-Avantgarde unterlegt (28. April, Ludwigsburg). Das Theater Dortmund bringt eine Live-Animations-Performance nach dem Roman »Der Futurologische Kongress« von ScienceFiction-Autor Stanisław Lem auf die Bühne (25.4., Theater Rampe). Die GameZone im Kunstmuseum mit den diesjährigen Schwerpunktthemen »Games & Architecture« und »e-Sports« bietet einen Überblick über die neusten Trends im Game-Bereich. Und natürlich gibt es das Open-Air-Kino auf dem Schlossplatz (14 – 22.30 Uhr). Bei letzterem muss nur noch das Wetter mitspielen … • (eva) itfs.de

Revolting Rhymes, Part 1 - Jakob Schuh, Jan Lachauer

u n d 36  Kinderbücher und mehr 38  Publikum im Schockzustand 40  Bildergeschichten 42  IBA in der Region Stuttgart nimmt Gestalt an


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Kinderbücher und mehr von Ina Hochreuther Ein Sommer in Sommerby. Kein Fernsehen und lange Wege bis zum nächsten WLAN-Empfang: Die zwölfjährige Martha und ihre zwei jüngeren Brüder verschlägt es in die norddeutsche Pampa ans Meer zur Oma. Ihre Mutter erlitt im Ausland einen Unfall und der Vater reiste zu ihr. Warum zuvor kein Kontakt zur Großmutter bestand, finden die drei genauso heraus wie die Reize dieser ganz anderen Welt. Letzteres klingt wie eine altbekannte Geschichte? Ja und nein. Denn das Besondere liegt in den eigenwilligen Charakteren und in fein gezeichneten Alltagsdetails, die Kirsten Boie in »Ein Sommer in Sommerby« einfließen lässt. So weiß Martha als behütetes Großstadtkind viel von gesunder Ernährung. Bei der Oma gibt es meist Kartoffeln mit Eiern von den eigenen Hühnern. Außerdem zieht sie die Kids zwar zur Mithilfe im Haushalt heran, lässt ihnen aber alle Freiheit beim Herumstromern, als ob keine Gefahren lauern würden, etwa, dass der kleine Bruder ins Wasser fällt. Sehr handfest geht es hier zu. Und Abenteuer gibt es ebenfalls. Aber vor allem entzückt, wie zwischen der resoluten älteren Frau und den Kindern Nähe entsteht. • Oetinger 2018, 320 S., € 14. Ab 10 Eine Insel zwischen Himmel und Meer. Crow weiß nichts über ihre Herkunft. Als Neugeborene wird sie in einem lecken Boot auf einer winzigen Insel im Archipel Elisabeth Islands angespült. Der Maler und Kriegsflüchtling Osh nimmt sich ihrer an. Unterstützt werden die beiden von der couragierten Maggie, die auf der Hauptinsel Cuttyhunk lebt, während die anderen Bewohner dort das Mädchen meiden. Als Crow zwölf Jahre alt ist, will sie ihre Abstammung herausfinden, auch wenn ihr Pflegevater meint, man solle die Vergangenheit besser ruhen lassen. Feinsinnig und poetisch erzählt Lauren Wolk mit »Eine Insel zwischen Himmel und Meer« von einem Selbstfindungsprozess, von Liebe in einer zusammengewürfelten Zufallsfamilie, von Armut und Werten. Die Geschichte, die streckenweise wie ein Detektivroman anmutet, spielt in den 1920er Jahren. Aber obwohl das Zeitkolorit beeindruckend gezeichnet ist, wirkt sie überzeitlich. Dafür sorgt neben den einfließenden Schilderungen von Gegend, Natur und Meer die tiefe Menschlichkeit, die diesen wunderbaren Roman durchzieht. • Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann, dtv/ Reihe Hanser 2018, 288 S., € 14,95. Ab 12.

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Liebe und der erste Blick. Der 16-jährige Will wechselt in eine neue Schule. Für ihn ist das eine besondere Herausforderung. Denn Will ist von Geburt an blind und besuchte bis dahin ein Internat für Sehbehinderte. Jetzt hofft er, selbstständig unter Sehenden leben zu können. Dank technischer Hilfsmittel wie einem Smartphone mit speziellen Apps kommt er im Unterricht klar und findet wegen seiner sympathischen Art und seines Witzes schnell Freunde. Und er trifft auf Cecily, in die er sich verliebt. Der amerikanische Autor Josh Sundquist zeigt uns in »Liebe auf den ersten Blick« einerseits einen Jugendlichen im normalen Alltag zwischen Elternhaus, Clique, Schule und Party und andererseits eine fremde Welt – die eines Blinden. Man spürt, wie viel Fachwissen er sich angelesen hat, um so fundiert und gleichzeitig so leicht und lebendig davon erzählen zu können. Besonders, als sich für Will die Chance eröffnet, durch eine Operation sehen zu können. Denn sein Kopf ist auf die neue körperliche Fähigkeit nicht vorbereitet. Nun wird alles viel komplizierter, als es zuvor war … • Aus dem Englischen von Claudia Max, S. Fischer Verlag 2018, 318 S. € 9,99. Ab 12.

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Publikum im Schockzustand Nach über 30 Jahren bricht Betty Davis ihr Schweigen. »She was the first«, sagte Trompeterlegende Miles Davis über seine ExFrau. Auch Musikkritiker sind sich einig: Betty Davis war die erste, die die Lage der Musikerinnen in den USA umkrempelte, den Weg für Stars wie Madonna bis Beyoncé ebnete. Nicht nur weil sie eine visionäre Funk- und Soulpionierin mit unnachahmlicher Modulation in bisher ungeahnten Stimmtiefen war. Auch weil sie auf ihre Art performte: Hemmungslos – wie es sich nur Männer à la Jimmy Hendrix erlaubten – bewegte sie ihren Unterleib in kurzen Shorts, röhrte, stöhnte, gab sich ihrem »Hard-Funk-Blues« hin. Das war für die einen mehr als anstößig, für die anderen eine Revolution des Frauenbilds. »Filthy but funky«, also »versaut, aber funky« schwärmten Kritiker, ihre ersten drei Alben wurden Kult. Neben Hendrix war sie befreundet mit Sly Stone, schrieb Songs für bekannte Bands wie die Chambers Brothers und Lionel Richie’s Commodores. Miles zog sie den steifen italienischen Anzug aus und machte ihn – auch durch musikalische Experimente – zum »Father of Cool«, bevor sie ihn verließ. Carlos Santana nannte sie »Black Panther Woman«, Erykah Badu, Peaches, Alicia Keys und Prince inspirierte sie. Doch in den 80ern verschwand Betty Davis plötzlich, als ob es sie nie gegeben hätte. Dass sie noch lebt, zeigt die Arte-Dokumentation »The Queen of Funk« von Phil Cox, die bis 5. April in der Mediathek des Senders abrufbar ist. Der Journalist hat die fast 72-Jährige besucht. Sie ist zu hören, zu sehen nur auf Filmmaterial aus den Siebzigern, zu erspüren durch Gespräche mit ihren ehemaligen Bandmitgliedern, Musikjournalisten und Freunden. Sie erzählen, wie das prüde Amerika nicht wusste, wie man mit einem von Sex singenden schwarzen Multitalent umzugehen habe. Zeigten sich doch Motown-Sängerinnen wie die Temptations und Supremes glattgebügelt. Aus der Zeit der Bürgerrechtsbewegung kommend, der Civil Rights Act hob 1964 die Rassentrennung auf, wollten die Schwarzen ein gewisses Image verbreiten, betont der schwarze Musikkritiker Vernon Gibbs. »Wir sind zivilisiert, wir sind wie ihr. Wir ziehen uns gut an, tragen Smokings, elegante Kleider und Schuhe mit hohen Absätzen.« Betty passte da nicht ins Bild. Es sei schwer zu akzeptieren gewesen, dass sie den Spieß wieder umdrehte,

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sich selbstbewusst sexy kleidete und suggestiv intonierte. Die Leute hätten bis dahin noch nie eine Frau gesehen, die so von der Lust sang, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief. »Betty Davis das erste Mal live zu sehen, ist wie das erste Mal einen Pornofilm zu sehen, wenn man Walt Disney erwartet. Das Publikum im New Yorker Club Bottomline starrt nur noch stumm geradeaus im Schockzustand«, heißt es in einer Rezension 1976. »Ich dachte, wir hätten uns längst befreit, aber sie zeigte uns, dass das nicht der Fall war«, so Gibbs. Betty sei ihrer Zeit weit voraus gewesen. Statt »brav« zu sein wie ihre Kolleginnen, war sie mit ihren Hippie-Klamotten und überbordendem Afro das personifizierte »Black is Beautiful«. Sie hasste Tabus, beugte sich keinen Moden oder Gepflogenheiten. Das war auch einer der Gründe, warum ihr Erfolg nachließ und sie verschwand. Musikproduzenten hätten ihr ständig vorschreiben wollen, wie sie auszusehen, was sie zu singen habe. Renitenz und Konsequenz hatte auch die Großmutter, auf deren Farm sie als Betty Mabry in North Carolina aufwuchs. Die spielte ihr die »Women of Blues« vor, als sie fragte, ob sie »süß und hübsch sein« müsse für die Jungs. »Es freut mich, Teil des Kampfes gewesen zu sein«, so Betty. Er sei hart gewesen. »… am Ende … konnte ich nur ich selbst sein.« • (pam)

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Bildergeschichten von Oliver Stenzel Zwille is back: Neues von Seyfried. Nun ist es also doch passiert. Gerhard Seyfried, dieser vielleicht wichtigste deutsche Comiczeichner der letzten 50 Jahre, der detailverliebte, grandios präzise und mit viel Sprachwitz gesegnete zeichnerische Chronist der APO-Zeit und der Spontiszene, der Virtuose des Underground-Wimmelbilds, der Meister eines so klaren wie wuseligen Strichs, dieser … okay, ich hör ja auf. Jedenfalls, dieser Seyfried ist, zum einen, am 15. März 70 Jahre alt geworden, wozu ihm aufs Entschiedenste gratuliert sei. Und zum zweiten, was noch erstaunlicher ist: Er hat einen neuen Comic veröffentlicht. Zuletzt hatte es nämlich den Anschein, das würde man nicht mehr erleben. Die in die Hunderttausende gehenden Auflagen seiner Klassikeralben »Wo soll das alles enden?« (1978) und »Invasion aus dem Alltag« (1980) sind längst passé, für heutige deutsche Comiczeichner sind sie gänzlich unvorstellbar. Seyfrieds bislang letztes Comicalbum »Kraft durch Freude« kam 2010 heraus, auch schon elf Jahre nach »Starship Eden« (1999). Der geringe Comic-Output lag nicht etwa daran, dass Seyfried keine Ideen gehabt hätte, im Gegenteil. Geplant habe er Unmengen, sagte der Zeichner vor gut zwei Jahren während seiner Ausstellung im Frankfurter Caricatura-Museum, aber er könne das nicht mehr alleine finanzieren, »und die Vorschüsse der Verlage sind, höflich ausgedrückt, lachhaft.« In den letzten Jahren hatte sich Seyfried dafür verstärkt aufs Verfassen akribisch recherchierter historischer Romane verlegt. Den Anfang machte 2003 »Herero«, zuletzt erschien »Verdammte Deutsche« (2012). Unterm Strich erfuhr er dafür viel Kritikerlob, merkte aber auch, dass er davon genauso wenig wie von Comics allein leben konnte. Aufgehört zu zeichnen hat er freilich nie, ob online auf seiner Homepage veröffentlichte Cartoons oder Auftragsarbeiten wie Wahlplakate für den früheren Berliner Grünen-Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele. Und jetzt, dem ökonomischen Wahnsinn zum Trotz, doch noch ein neuer Comic. Der in vielem an Seyfrieds Werke aus den 70ern und 80ern anknüpft, schon mit dem Titel: »Zwille« heißt der neue Band (Westendverlag, 64 S., 16 €). Titelheld ist seine wohl populärste Figur, der rauschebärtige Anarchist Zwille, der zu Beginn gleich zwei Rückschläge hinnehmen muss:

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Er und sein Kumpel Mac Öko kriegen keine Sozialhilfe mehr, die sei für Comicfiguren ersatzlos gestrichen. Und dann wird auch noch die Unterkunft der beiden, das letzte besetzte Haus in Kreuzberg, von der Polizei geräumt. Geld- und obdachlos, wollen sie ihren früheren Zeichner Seyfretti aufsuchen, was sich erwartungsgemäß als nicht so einfach herausstellt. »Zwille« strotzt vor selbstironischen Referenzen, Seyfried nimmt Gentrifizierung und allgegenwärtige Kommerzialisierung aufs Konzern, und auch der Comicmarkt und der Marketingbegriff »Graphic Novel« kriegen ihr Fett weg. Und wie immer sind das größte Vergnügen die kleinen Details, die von ungetrübt genauer Beobachtungs- und satirischer Zuspitzungsgabe künden. Schön auch, dass der Look wieder wesentlich lebendiger wirkt als Seyfrieds zuletzt durch Computerkolorierung etwas zu steril gewordene Cartoons – erstaunlicherweise gerade dadurch, dass die Grundzeichnungen gar nicht getuscht sind wie früher, sondern die Bilder so wirken, als seien die gescannten Bleistiftvorzeichnungen digital koloriert worden, in angenehm pastelligen Tönen. Seinen legendären Strich freilich, den hat der Meister immer noch. •

Bild: © Westendverlag

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IBA in der Region Stuttgart nimmt Gestalt an Der Schweizer Andreas Hofer ist Intendant. In der Landeshauptstadt wird

2027 eine Internationale Bauausstellung (IBA) StadtRegion Stuttgart stattfinden. Die Weichen wurden bereits gestellt. Mittlerweile gibt es eine Internetseite, zahlreiche Veranstaltungen zum Thema und vor allen Dingen einen Intendanten. Andreas Hofer ist Architekt, Stadtplaner und Dozent. 1962 in Luzern geboren, hat Hofer an der Eidgenössische Technischen Hochschule Zürich Architektur studiert. Seit 1993 ist er Partner im Planungsbüro Archipel und als Dozent an verschiedenen Hochschulen tätig. Außerdem hat er die Wohnbaugenossenschaften Kraftwerk1 und »Mehr als Wohnen« mitbegründet, deren Projekte über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurden – als Experimentierfeld für neue Lebensformen mit den Zielen der Nachhaltigkeit und der Entwicklung von Industriebrachen in attraktive städtische Räume. Für seinen Posten als Iba-Intendant ist Hofer nach Stuttgart gezogen. Sein Kommentar: »Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen und Eindrücke. Ich bin Städter. Kunst und Kultur sind ein ganz wichtiger Teil meines Lebens.« Hofer setzt auf Partizipation – auch bei der IBA: »Die Iba wird eine öffentliche Veranstaltung sein, es wird Ausschüsse und Gruppen geben, alles wird zur Diskussion gestellt. Vor allem interessiert mich die Frage, ob es einen positiven Diskurs gibt, eine zukunftsoffene Suche nach einer besseren Stadt.« Für ihn sind die Fragen der Integration und bezahlbarer Wohnraum zwei der Kernfragen. »Hier kann ich aus meiner Erfahrung schöpfen: Die Schweiz ist schon immer Migrationsland, 30 Prozent der Menschen in Zürich haben keinen Schweizer Pass. Und wir haben zahlreiche Genossenschaften, die günstigen Wohnraum bieten. Wie diese Themen Form und Gestalt finden, werden wir sehen.« Am 26. März wird er im Literaturhaus über Aneignungsprozesse, kreative Nischen und die Rolle der Kultur im Stadtentwicklungsprozess referieren. • (eva) iba2027.de

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Region 44  Kunstspaziergang in der Region 48  Im »Kraftfeld für die Kunst« 52  Wenn der Bot illegal shoppt 56  Bis ins kleinste Detail 58  ZKM 60  TanzTheater Region 62  Die Regeln aufsprengen

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Kunstspaziergang in der Region Hermann Pleuer, der schwäbische Impressionist. Fragt man nach schwäbischen Impressionisten, werden viele Kunstinteressierte passen, erkundigt man sich dagegen unter Eisenbahnfans nach Zug- und Gleisimpressionen aus der Geschichte der Malerei, kann es sein, dass die meisten schon Bilder von Hermann Pleuer gesehen haben. Die Ausstellung im Gmünder Museum im Prediger will mit dem tief rußschwarzen Zugimage aufräumen und zeigt über 60 Arbeiten des in Schwäbisch Gmünd geborenen Künstlers, die ihn als vielseitigen Farbmeister zeigen. Dunkel sind die meisten Bilder, doch gerade in diese Dunkelheit setzt Pleuer Lichter, die nur umso heller leuchten. Züge finden sich durchaus auch in dieser Werkschau, aber drüber hinaus findet sich auch der Maler hinreißender Mondscheinbilder, tiefsinniger Mythenmotive und von Figurenbilder, die Pleuer als sozial engagierten Menschen zeigen. Die über 60 Gemälde stammen aus der Gmünder Sammlung inklusive etlicher Leihgaben aus Schloss Fachsenfeld und aus Stuttgart, wo man die Bestände sonst leider vorwiegend im Depot verborgen hält. • (gb) Galerie im Prediger, Schwäbisch Gmünd, bis 10.06., museum-galerie-fabrik.de

Sexy und Cool. Minimal goes Emotional heißt das Motto der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle, die nicht die Klassiker der Minimal Art im Visier hat: Es geht um das Nachleben dieser reduzierten Positionen, das mit Eva Hesse und Franz Erhard Walther zentrale Vermittler vom Einst zum Jetzt parat hat. Die formelle und formale Strenge ist heute durch eine emotionale Ebene erweitert. Mit dabei sind unter anderen Silvia Bächli, Sylvie Fleury, Katharina Hinsberg, Christiane Löhr, Mariella Mosler und Beate Terfloth – man könnte meinen, diese sensuelle Seite sei weiblich geprägt, wenn nicht eine Handvoll männlicher Künstler mit zu sehen wären. � (gb) Kunsthalle Tübingen, 24.03. – 01.07., kunsthalle-tuebingen.de

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Gezeichnete Satire und postmodernes Menschenbild. Der Anfang

2017 überraschen verstorbene Maler Max-Peter Näher gehört zu den wichtigen figurativen Künstlern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus. Ist er in vielen Regionen Deutschlands noch zu entdecken, genießt er im südwestdeutschen Raum bis nach Frankreich einen Ruf, der die Eröffnungen im Museum Ettlingen und im Kunstverein Weilhelmshöhe Ettlingen zu regelrechten Massenveranstaltungen machte. Der einstige Kitzel-Schüler Näher begann in den späten 1960er Jahren mit bissigen Zeichnungen und Buntstiftarbeiten zur Zeitgeschichte, wechselte dann später über ein fein moduliertes Landschaftsbild zu einer Malerei, deren feine Farbnuancierung sowohl die Figuration wie auch das Städtebild in neuem Licht erscheinen ließ. In der formalen Auflösung nahe an der Abstraktion, spürte er stets einer malerischen Lösung nach, aus der Farbe heraus das Motiv zu erschaffen. • (gb) Museum Schloss Ettlingen und Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen, bis 08.04. (Schloss) / 15.04. (KV), museum-ettlingen.de, kunstverein-wilhelmshoehe.de

häuse«, einmal als gemalte, im Verfall begriffene Menschenhülle, das andere Mal als illuminierte Zellformation aus Frischhaltefolie. Schmidt reflektiert mit seiner Malerei den Schrecken der Demenz, Winter-Stojanovic geht dem Ursprung des Lebens auf die Spur. •

Gesichter und mehr. Brigitta Loch hat sich auf die Darstellung von Gesichtern spezialisiert. In der Ludwigsburger Ausstellung beschränkt sie sich auf das menschliche Antlitz, das dem Betrachter monumental vor Augen steht. Die Tatsache, dass sie auch tierische Köpfe, insbesondere die von Kühen im Repertoire hat, und dass die Titel auf Emotionen, Assoziationen und Befindlichkeiten verweisen, machen deutlich, dass es der Künstlerin um die Wahrnehmungsqualität der Farbe und weniger um Porträts geht. Das ist bei den Gesichtern von Markus Vater nicht anders, der in einer Parallelausstellung die Kunst zur gedanklichen Sperr-Zone erklärt. Sie verstellt den Raum, gewährt aber zugleich Durchblicke, Durchgänge und offenbart Entdeckungen: karikierende Zeichnungen mit poetischen oder auch saloppen Begleittexten sowie einer bestechenden Videoarbeit. • (gb) Kunst-

(gb) Städtische Galerie Ostfildern, 22.04. – 03.07., ostfildern.de

verein Ludwigsburg, bis 26.04., kunstverein-ludwigsburg.de

Gehäuse. Hanjo Schmidt und Jenny Winter-Stojanovic zeigen »Ge-

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Raum heute. Die Sammlung Klein öffnet ihre Räumlichkeiten, um sich genau diesen auf verschiedenen Ebenen zu widmen, auch im wörtlichen Sinn: auf den Ebenen 0 und 1 stehen die »Veränderten Perspektiven auf den Raum« zur Diskussion – Julius von Bismarck schaut auf sich hinunter aus der Vogelperspektive, Sinta Werner beschäftigt sich mit dem Raum zwischen der zweiten und dritten Dimension, d.h. einem Raum zwischen Realität und Konstruktion. Die Ebene 2 gehört Rolf Wicker und Katja Ka mit der Verortung »Zwischen Architektur und Skulptur«, zwischen Fundsache und Schöpfung. Auf Ebene 3 stehen »Wandelbare Raumsysteme« im Mittelpunkt mit einem offenen Projekt von Lukasz Lendzinski und Peter Weigand, das sich im Laufe der Ausstellung verwandelt. • Sammlung Klein, Nussdorf, bis 24.06., sammlung-klein.de

Bildhauerlegende Cimiotti. Das Edwin Scharff Museum in NeuUlm zeigt die Retrospektive eines Pioniers der Nachkriegsplastik: Emil Cimiotti. Der vielfache Biennale- und Documenta-Teilnehmer wurde für seine Unikatgüsse zwischen Informel und Figuration berühmt. Zeichnungen und neue Papierreliefs ergänzen die Schau. • (gb) Edwin Scharff Museum Neu Ulm, bis 21.05., edwinscharffmuseum.de

Fotorealitäten. Der japanische Künstler Hiroyuki Masuyama ist Fotograf, der nicht nur ablichtet, sondern in Hunderten von Fotos Landschaften und Naturphänomene als zeitliches und räumliches Phänomen darstellt. In monumentalen Panoramabildern lässt er einen Bildkosmos erscheinen, der traditionelle Sehgewohnheiten, zuweilen auch Zitate aus der Kunstgeschichte, mit den neuen digitalen Medien konfrontiert. • (gb) Kunstmuseum Heidenheim, bis 10.06., kunstmuseum-heidenheim.de

Raum und Abstraktion. Die Galerie Stadt Sindelfingen zeigt »Räumliche Abstraktion. Geometrische Objekte aus der Sammlung Lütze« im Kabinett Lütze mit Arbeiten von neun Künstlern und Bildhauern: Eckhart Dietz, Christoph Freimann, Edgar Guthub, Erich Hauser, Ernst Hermanns, Horst Linn, Ben Muthofer, Heinz L. Pistol und Ed Sommer. Im Zentrum stehen Plas-

tiken und Objekte mit reduzierter Formensprache der 1970er bis 1990er Jahre aus der Sammlung. Gemeinsam ist das Experiment mit geometrischen Formen und deren Bezug auf Raum und Optik. Weitere Eröffnungen der Galerie gelten dem Jungkünstler Dave Bopp mit seiner ersten institutionellen Einzelausstellung (im Schaufenster Junge Kunst, bis 21.05.) sowie dem Stuttgarter Künstler Martin Pfeifle, der mittlerweile in Düsseldorf arbeitet – er widmet sich der oktogonalen Architektur des KleihuesBaus (bis 21.05.) • (gb) Galerie der Stadt Sindelfingen, 24.03. – 23.09., galerie-­sindelfingen.de

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Im »Kraftfeld für die Kunst«

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häuser in der Region heraushebt. Hierdurch bietet sich zugleich die Chance, ein sonst immer noch zu wenig beachtetes Medium in den Fokus zu rücken: Aus konservatorischen Gründen dürfen Papierarbeiten nicht dauerhaft ausgestellt werden – so schlummern in den grafischen Sammlungen der Museen oft wahre Schätze, die der breiten Öffentlichkeit unbekannt sind. Die Galerie wurde zusammen mit dem Gebäude der Kunstschule Unteres Remstal konzipiert und erbaut. Wie gestaltet sich die Beziehung zwischen den beiden Institutionen?  Galerie und Kunst-

Interview mit Barbara Martin, Kommissarische Leiterin der Galerie Stihl Waiblingen. Die städtische Galerie Stihl Waiblingen feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Auf welche Ausstellungs-Highlights schaut die Galerie zurück?  Da sind zum einen Besucherma-

gnete wie LORIOT: Spätlese, die 2014 in der Galerie zu sehen war, oder die Anfang des Jahres zu Ende gegangene Werkschau Christoph Niemanns, mit der wir einen der weltweit gefragtesten Illustratoren und Grafiker – ein gebürtigen Waiblinger – präsentieren konnten – Ausstellungen, die ein breites Publikum ansprechen und mit treffsicherem Witz unterhalten. Zum anderen setzt die Galerie aber auch immer wieder auf anspruchsvolle Themenausstellungen, die eher auf fachlich Interessierte zielen; John Cage. Kunst=Leben von 2009 oder die Samurai, Bühnenstars und schöne Frauen betitelte Präsentation japanischer Farbholzschnitte aus dem Jahr 2012 lockten so überregional Besucher an. Und nicht zuletzt begeistern auch Ausstellungen zu Künstler-Koryphäen wie etwa Emil Nolde. Maler-Grafik von 2012/13 unser Publikum. Präsentationen von Arbeiten auf und aus Papier sind Schwerpunkt der Galerie. Wie kommt’s?  Die Konzentration auf Arbeiten auf

und aus Papier ist ein Alleinstellungsmerkmal, das die Galerie Stihl Waiblingen aus der Menge der städtischen Ausstellungs-

schule arbeiten eng zusammen: Gemeinsam entwickeln wir das Begleitprogramm zu den Ausstellungen, wobei sich informative Aspekte, etwa in Form von wissenschaftlichen Vorträgen, und kreative Angebote auf’s Beste ergänzen – präzise auf die Ausstellungsinhalte abgestimmte Kurse der Kunstschule ermöglichen es, das Gesehene selbst gestalterisch zu interpretieren und dabei neue Techniken kennenzulernen. Auch über die Begleitveranstaltungen zum Ausstellungsprogramm der Galerie hinaus bietet die Kunstschule natürlich ein breites Feld an kreativen Angeboten. Der Förderverein unseres Hauses, die Freunde der Galerie Stihl Waiblingen, engagiert sich hier mit einem Stipendiatenprogramm, das besonders begabten Jugendlichen ein Jahr lang die kostenlose Teilnahme an den Kursen der Kunstschule ermöglicht. Welche Rolle hat die Galerie in der Stadt/für die Stadt?  Das am-

bitionierte Ausstellungsprogramm des Hauses wie auch Kooperationen mit hochrangigen Museen und Sammlungen im Inund Ausland haben die Galerie Stihl Waiblingen überregional bekannt gemacht und damit natürlich auch die Stadt stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Galerie und Kunstschule bilden zusammen ein »Kraftfeld für die Kunst« – so die Konzeption von städtischer Seite, die sich in den vergangenen zehn Jahren wunderbar verwirklicht hat: Einst ein wenig einladender Randbezirk der Innenstadt, ist der Galerieplatz mittlerweile zu einem attraktiven Ort avanciert, der zum Verweilen einlädt. Seit 2014 erweitert das Haus der Stadtgeschichte dieses »Kraftfeld« um eine historische Perspektive.

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Wie würden Sie die Stärken der Galerie benennen?  Die Konzent-

ration auf Arbeiten aus und auf Papier, die manche vielleicht als Beschränkung wahrnehmen würden, sehe ich als ganz maßgebliche Stärke: Wie schon erwähnt, stellen wir damit selten Gezeigtes in den Mittelpunkt unseres Ausstellungsprogramms. So lassen sich im Werk namhafter Künstlern teils ganz neue Facetten erkennen – etwa wenn wir, wie für den Herbst diesen Jahres geplant, Edvard Munchs experimentierfreudigen Umgang mit der Druckgrafik beleuchten und ihn damit als wegweisend für die beginnende Moderne präsentieren. Welch großes gestalterisches Potential zudem im Material Papier schlummert, zeigen Ausstellungen wie Leben im Karton von 2010 oder die aktuelle Schau Scharf geschnitten, die der traditionellen Technik des Scherenschnitts gänzlich neue, überraschende Seiten abgewinnt. Ist etwas spezifisch für das Jubiläumsjahr geplant?  Wie üblich warten wir auch in diesem Jahr wieder mit drei Ausstellungen auf: Noch bis 22. April beleuchten wir unter dem Titel Scharf geschnitten. Vom Scherenschnitt zum Papercut die Kunst des Papierschnitts in Vergangenheit und Gegenwart. Ab 19. Mai wird es dann richtig schick in der Galerie; die Schau Dior, Lacroix, Gaultier. Haute Couture auf Papier gibt Einblick in die faszinierende Vielfalt der Modeillustration. Im Herbst und Winter widmen wir uns dem grafischen Schaffen Edvard Munchs und zeigen weitgehend unbekannte Facetten im Oeuvre des Norwegers auf. Zum eigentlichen Ausstellungsprogramm kommen mehrere Events: So lassen wir am 14. und 15. April mit den Waiblinger Papier- und Schattentheatertagen eine hiesige Traditionsveranstaltung wieder aufleben, die zuletzt 2007 stattgefunden hat. Kompanien aus ganz Deutschland zeigen mit Stücken für alle Altersgruppen die erstaunliche Bandbreite dieser Theaterform. Am 17. Juni feiern wir das Jubiläum mit einem großen Fest, das ganz im Zeichen der Sommerausstellung steht; auf dem Laufsteg werden die gezeigten Modeillustrationen lebendig; Walkacts, Musik und Themenführungen der etwas anderen Art sorgen für ein abwechslungsreiches Programm – lassen Sie sich überraschen! • Fragen: Eva Maria Schlosser

PROTEST IN STUTTGART 1945–1989 AUSSTELLUNG IM

STADTARCHIV STUTTGART BEL LINGWEG 21 703 72 STU TTGART FOYER

14. DEZ. 17 BIS 4. MAI 18: OFFNUNGSZEITEN DI/DO/FR 9–16 UHR MI 9–18 UHR EINT RITT FREI

In Kooperation mit der Bibliothek für Zeitgeschichte


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Wenn der Bot illegal shoppt Kuratorin Anka Wenzel sagt, warum die Schau »Hidden/Secret – Strategien des Verborgenen« in der Villa Merkel bei Sina Ataeian Denas Film »Paradise« beginnt. Wie kam es der Kooperation mit Sina Ataeian Dena?  In Berlin

habe ich zunächst eine Fotografie von Sina Ataeian Dena gesehen. Es handelte sich um ein nachbearbeitetes Filmstill – ein ödes Feld mit Katzen, das nun auch auf dem Plakat der Ausstellung zu sehen ist. Als mir der Regisseur erzählte, dass dies der Start einer Serie von Fotografien und einer komplexen Videoinstallation ist, die im weitesten Sinne eine Auseinandersetzung mit der Entstehung seines Kinofilms Paradise von 2015 sind, fand ich das sehr spannend. Weil der Spielfilm auf subversive Weise entstand?  Er wurde ohne Dreherlaubnis und zudem unter dem Deckmantel eines Dokumentarfilmprojekts gedreht. Einige Szenen entstanden in geheimen Drehs, andere wurden– wie etwa auch der Sound – in Berlin rekonstruiert. Unter anderem war der Film 2015 im

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Wettbewerb des Filmfestivals Locarno zu sehen. Dass Kinofilme, Fotografien oder Videoinstallationen nachbearbeitet und technisch rekonstruiert sind, ist wirklich nicht neu. Dass diese Strategien und Techniken zum Einsatz kommen, um politische Repressionen zu umgehen oder – im positiven Sinne – Systeme auszutricksen, ist jedoch eine interessante und inspirierende Ergänzung zu den aktuellen Diskussionen um Fake und die Glaubhaftigkeit von Medien. »Paradise« spielt im Iran. Viele sehen den Westen als freiere Gesellschaft. Indes, das zeigen aktuell auch »Facebook-Gate« und Cambridge Analytics, gibt es andere Mechanismen, Menschen zu lenken. Wie wichtig sind subversive Strategien nicht nur in der Kunst, um Fehlentwicklungen und Verborgenes zu entlarven?  Mögli-

cherweise lassen sich in der Kunst unkonventionelle Wege unbeschwerter austesten, ohne dass dafür direkt eine moralische oder gesellschaftliche Notwendigkeit bestehen muss. Im besten Fall spricht die Kunst für sich und schärft darüber hinaus dann auch die Wahrnehmung für reale Zustände. Wie bei der !Mediengruppe Bitnik?  Die !Mediengruppe Bitnik,

die mit vier Werken in der Ausstellung zu sehen sein wird, fordert in ihren Arbeiten die Mechanismen und Strukturen des Internets und von Kommunikationsmedien heraus. Sie legen versteckte digitale Handelswege, Überwachungssysteme oder botgesteuerte Handlungen offen. Bei aller Ernsthaftigkeit und Aktualität zeugen die Arbeiten vor allem von einer großen Lust, das System Internet oder Überwachungssysteme zu verstehen und zu überlisten. Sie ließen beispielsweise in ihrer Arbeit Random Darknet Shopper (2014 – 2016)einen Bot im Darknet einkaufen. Per Zufallsprinzip erwarb der Bot illegale wie auch obskure Produkte, die er direkt an die Galerie schicken ließ. Mit welchen Folgen?  Das Projekt warf seitens der Staatsanwaltschaft die Frage auf, ob ein Algorithmus überhaupt zur Verantwortung würde gezogen werden können. Neben dieser Diskussion hat die Arbeit aber sicher auch wegen ihrer spielerischen und großartigen Frechheit eine größere Bekanntheit erlangt.

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Was decken Sie noch auf?  Vieles wird verborgen bleiben. Die

künstlerischen Positionen setzen sich jeweils auf ihre Weise mit medialer Wirklichkeit auseinander und versuchen hinter das Offensichtliche zu gelangen. Dabei geht es nie um die große Aufklärung, sondern eher darum, bekannte Ebenen zu erweitern. Wie bei Francis Alÿs?  Sie lenkt in der großen Videoarbeit Reel-

Unreel den Blick auf Afghanistan, ein Land das dem westlichen Betrachter nur aus Kriegsberichterstattungen als permanenter Krisenherd bekannt ist. Das Video erklärt in keiner Weise die politisch komplexe Lage. Es gibt lediglich einen kurzen, aber beeindruckenden und poetischen Einblick auf ein unter Medienberichten verborgenes Land. Spielende Kinder führen den Betrachter durch die Straßen und Landschaften von Kabul. In kindlicher Lebensfreude vertieft in ihre einfachen Spiele, scheinen die Kinder für Freiräume zu stehen die universell unabhängig von politischen Lagen existieren können. Rollende Reifen aus den Kinderspielen werden in dem Video durch rollende Filmrollen ersetzt. In Anspielung darauf, dass die Taliban Filmmaterial verbrannten, rollen die Filme nun physisch durch die Straßen. Gleichzeitig wird das Leben und die Stadt jenseits von entmenschlichter Kriegsberichterstattung gefilmt. Die Aktion zelebriert das Medium Film in haptisch fassbarer Form und Bilderreichtum dort, wo das Medium in akute Gefahr geraten ist. Der Ort selbst wiederum wird von der übrigen Welt intensiv - aber vielleicht einseitig - durch eben dieses Medium wahrgenommen.

Farben.Pracht.

Produkt.Vielfalt.

Glanz.Leistungen.

Was soll der Betrachter wahrnehmen?  Jeder Betrachter nähert

sich aus einem anderen Kontext, deshalb gibt es keine spezielle Erwartung, was der Betrachter mitnehmen sollte. Die Hoffnung besteht, dass die eine oder andere Arbeit berührt, anregt oder aufregt. Wenn die Ausstellung es schafft, daran zu erinnern, dass es sich immer wieder lohnen könnte, hinter dem Offensichtlichen nach weiteren Ebenen zu suchen und sich an irgendeiner Stelle in dem eigenen Verständnis von Realität ein kleiner Riss auftut, wäre das schon sehr viel. • (pam) 25.3. – 3.6. villa-merkel.de

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Bis ins kleinste Detail Das Schauwerk zeigt einen Querschnitt fotografischer Werke der Sammlung Schaufler. Ein Gestirn? Das Tor zu einer an-

deren Welt? »Opaion VII« hat Klaus Heider seinen mystisch anmutenden, hell strahlenden Kreis genannt. Opaion ist im griechischen die Lichtöffnung in einem Tempel zum Rauchabzug. Heiders Fotografie davon ist nicht nur eine von vielen, die das Unternehmerpaar Peter Schaufler und Christiane Schaufler-Münch sammelte. Sie ist auch Teil der Ausstellung »Lichtempfindlich 2«, die ab Mitte April im Schauwerk in Sindelfingen läuft. Die Fotografische Sammlung macht, so sagt Museumsleiterin Barbara Bergmann, etwa zehn Prozent des Schaufler’schen Gesamtbestandes aus. Dabei ist es den Sammlern weniger um das Medium als um Bilder und Bilderfindungen gegangen. »Besonders die artifiziellen Bildwelten haben es ihnen angetan«, beschreibt Bergmann. Das heißt Fotografie, die formal aufgefasst ist, eher konzeptuell und bis ins kleinste Detail komponiert, gestaltet und/oder bearbeitet wurde.« »Lichtempfindlich 2«, eine Weiterentwicklung von der Schau »Lichtempfindlich 1«, will einen weiteren repräsentativen Querschnitt der Sammlung zeigen. Der Titel thematisiert die Entstehungsgeschichte der Fotografie und die Problematik ihrer Alterungsbeständigkeit, die Ausstellung ein breites Spektrum unterschiedlicher Positionen von 1980 bis 2015. Erarbeitet wurde auch ein Werkverzeichnis. Nochmals integriert habe man Highlights, die von Besuchern nachgefragt würden, sagt Bergmann, etwa die Wim Wenders Serie. »Sie wird auf seinen Wunsch gesondert positioniert und mit einem Erläuterungstext gezeigt.« Hinzu kommen neue Positionen oder andere Arbeiten bereits präsentierter Protagonisten. Nach der Kunsthistorikerin haben die meisten der Werke den konventionellen Rahmen der Fotografie verlassen. Statt sich der Bildsprache des Mediums mit einer analogen oder digitalen Kamera zu bedienen, gehe es bei der konzeptuellen Fotografie darum, bestimmte Bildvorstellungen zu realisieren. »Fotogramme, Montagen oder digitale Fotocollagen, die inzwischen so perfekt sind, das man ihren Wahrheitsgehalt kaum mehr überprüfen kann«, so Bergmann. »Ein Foto von Bettina Rheims beispielsweise ist ein konventionelles Foto, wenn

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auch bis ins Detail komponiert. Die Grunddaten einer Arbeit von Andreas Gursky sind auch mit einer Kamera aufgenommen, das endgültige Werk ist aber eine perfekte digitale Montage, zumindest in seinen Arbeiten ab Mitte der 1990er Jahre.« Im digitalen Zeitalter der Smartphones freilich wird der Betrachter von einer Fotoflut überschwemmt. Bergmann hofft daher, dass der Unterschied zu einem auf komplexe Weise durchdachten »Werk« weiterhin sichtbar bleibt. »Bei den Fotoarbeiten der Sammlung handelt es sich bereits um »Klassiker«, wenn sie vor 20 bis 30 Jahren entstanden sind. Ein Schnappschuss im Internet ist noch lange kein Kunstwerk. Die rasante Entwicklung und globale Verfügbarkeit aller Medien beeinflussen allerdings Rezeption und Sehgewohnheiten und werden zweifellos auch in der Kunst ihren Niederschlag finden.« • (pam) 15.4. – 6.1.19 schauwerk-sindelfingen.de

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Kultur als Zugang zu einer anderen Welt Das Ausstellungsprojekt Open Codes im ZKM will Transparenz in die Digitalisierung bringen. Seit Ende Oktober ver-

gangenen Jahres macht das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Karlsruhe mit einem ungewöhnlichen Ausstellungsprojekt Furore. Bei »Open Codes. Leben in digitalen Welten« dreht sich alles um die Digitalisierung. Dabei erwartet die Besucher nicht nur eine Mischung aus Labor und Lounge im klassischem Museumsambiente – mit Getränken und Snacks gratis, sondern auch zahlreiche Veranstaltungen rund ums Thema. Das neue Ausstellungsformat präsentiert zeitgenössische Kunst und Wissenschaft in Kombination und soll die Besucher und Besucherinnen zu einem neuen Verhalten inspirieren. Neue, ungewöhnliche Formate von Bildung und Lernen sollen erprobt und in einer gelösten und das Lernen anregenden Atmosphäre neue Zugänge zum Wissen geschaffen werden. Programmieren, Lernen mit Bots und anderen neuen Technologien werden, so heißt es, für alle zugänglich gestaltet. Jeder Besucher, so versprechen die Ausstellungsmacher, wird die Chance erhalten, das »Dahinter« unserer heutigen digitalen Welt zu verstehen. Die Grundaussage der Schau: Die Welt von morgen wird sich von einer Arbeits- zu einer Wissensgesellschaft verwandeln. »Kultur ist ein Code zum Verständnis der Welt«, sagt KMVorstand Peter Weibel. »Sie hat die Aufgabe, uns eine Tür zur Welt zu öffnen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, Kultur kann dort eine Tür öffnen, wo sie keiner sonst sieht.« Bei der Schau arbeiten das ZKM und die Akademie Schloss Solitude zusammen. Im ZKM_Lichthof 8+9 werden die »Web Residencies« präsentiert. Diese wurden 2016 von der Akademie Schloss Solitude mit dem Ziel ins Leben gerufen, junge Talente der internationalen digitalen Szene sowie Kunstschaffende aller Disziplinen, die sich mit web-basierten Praktiken auseinandersetzen, zu fördern. Seit 2017 ist das ZKM Partner des Programms. Das Spektrum der »Calls« und Einreichungen umfasst ein breites Spektrum ästhetischer, gesellschaftlicher und politischer Themen. Diese reichen von der Frage nach der Dezentralisierung der Internet-Kunst, den Möglichkeiten der Virtual Reality, dem Horizont spe-

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kulativer Zukunftsszenarien, dem Verhältnis von Kunst und Whistleblowing, den ästhetischen Möglichkeiten von Chaos und Musterbildung bis hin zu dem Verhältnis der Bürger zu Künstlicher Intelligenz. • (eva) zkm.de, bis 5.8. der Eintritt ist frei

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TanzTheater Region

Es braucht den offenen Geist

Die Schönheit der Götter. Alle zwei Jahre wieder inszeniert das BürgerTheater Ludwigsburg spartenübergreifende Stücke mit Amateuren, Profis, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aller Bevölkerungsgruppen, mit Vereinen, Gruppen der freien Szene und etablierten Kulturorganisationen. In diesem Jahr zeigt Regisseur Axel Brauch zum Stadtjubiläum 2018 unter dem Motto »Stadt werden« das Musiktheater »Die Jahreszeiten«. Das Großprojekt ist vom 15. bis 25. März 2018 fünf Mal im Forum am Schlosspark zu erleben. Ebendort hinterlassen am 12. April die Massai ihre Fußabdrücke: Die Pariser Compagnie Georges Momboye gastiert mit »Empreintes Massaï«. Ihr künstlerischer Leiter Georges Momboye schuf damit eine Ode an die stolzen Nomaden-Stämme Kenias und Tansanias. Der Ivorer arbeitete mit Alvin Ailey, Brigitte Matenzi, Rick Odums und Gisèle Houri und choreografierte für André Hellers Show »Afrika Afrika«, die er nun leitet. Tanz für ihn ist »die Schönheit der Götter, des Geistes und der Ahnen«. Zudem im Forum ist am 21. April das »Ballett im Revier Gelsenkirchen« zu sehen. Dessen Chefin, Choreografin Bridget Breiner, erzählt nach ihrem hochgelobten »Prosperos Insel« ein zweites Mal eine Geschichte Shakespeares in ihrer außergewöhnliche Tanzsprache: »Romeo und Julia«. Seit über vier Jahrhunderten berührt die Liebesgeschichte der Kinder verfeindeter Familien. Setzt sie sich doch über alle gesellschaftlichen Schranken hinweg – und geht doch unter. Um »Tanz pur« geht es am 24. April beim Ballett Pforzheim: In der Reihe können junge Gastchoreografen ihre ureigenen Tanztechniken und wilde Ideen mit Tänzerinnen und Tänzern in kurze Choreografien umsetzen. • (pam)

»Tanz! Heilbronn« feiert sein Zehnjähriges. »Berühren lassen«

lautet das Motto der zehnten Auflage des internationalen Festivals »Tanz! Heilbronn«. Vom Eigenen, Lokalen, Nationalen blicken Tanzkuratorin Karin Kirchhoff und Theaterintendant Axel Vornam auf andere Sichtweisen, Länder und Kulturen, die mit Deutschland nachbarschaftlich, geschichtlich und durch Migration verbunden sind. »In Zeiten, wo vielerorts »Ego first« propagiert wird, braucht es gerade das »Sich-Berühren-lassen«, die Empathie, den offenen Geist«, betonen sie. Im Fokus sind afrikanisch-europäische Kooperationen. Der Johannesburger Gregory Maqoma und der Bremer Helge Letonja zeigen »Out of Joint«, Nadia ¬Beugré aus Abidjan und die Berlinerin Renate Graziadei zwei Uraufführungen. Auch die Grande Dame des Afrikanischen Tanzes, Germaine Acogny, kommt mit einem Solo zur Familien- und Kolonialgeschichte sowie dem Medea-Mythos. Rami Be’er lässt seine Kibbutz Contemporary Dance Company energiegeladen über die Welt reflektieren in »Horses in the Sky«, dem Song der kanadischen Postrock Band A Silver Mt. Zion. Die junge Niederländerin Sabine Molenaar erforscht mit Akrobatik und zeitgenössischem Tanz eine zeitlose innere Welt. Poetisch ergründen indes »disabled artist« Claire Cunningham und der Choreograf Jess Curtis in einem Duett Wahrnehmung. Und um Körperkontakt geht es im Workshop »Contact Improvisation«, ebenso in einem Workshop samt Diskussion zu Berührung in Alter und Pflege. Gefeiert wird freilich auch: An einem zusätzlichen Festivaltag gibt es eine Jubiläumsparty, Tanzkaraoke von Willi Dorner, »Mai – n Tanz«, einer Open Air Bühne für alle Aktiven der Tanzschulen und alle die mitmachen. • (pam) 16.5. – 21.5., theater-heilbronn.de/festivals/tanz-heilbronn.html

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Die Regeln aufsprengen

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Thomas Wördehoff, Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele, will ungewöhnliche Begegnungen. Die Spielzeit trägt den Titel »Ins Ungewisse …« – das gilt allgemein für die Schlossfestspiele, oder?  Ja! Ich mochte noch nie

Konzerte, bei denen man schon vorher weiß, was hinterher rauskommt. Die erfüllen einen Code, wie in etwa ein klassisches Konzert zu verlaufen hat oder welcher bekannte Name unbedingt auf dem Programmzettel stehen muss. Da geistert immer noch eine Art Knigge herum, nach der Kunst – gleich welcher Sparte – sortiert und bewertet wird. Aber wer legt denn fest, dass ein Schubertlied für die empfindungsstarken Durchblicker geschrieben wurde, und die Songs von Robert Johnson, Beyoncé oder Kendrick Lamar eher für grobe Klötze? Oder dass ein Rembrandt hochwertiger ist als ein Warhol? Derlei Fragen sind für mich irrelevant, Popmusik ist nicht niedriger als so genannte ernste Musik. Bedauerlicherweise berauben sich die Anhänger beziehungsweise Opfer dieses überdrehten Wertesystems nicht nur mancher außergewöhnlichen Erfahrung – sie verderben sich auch die eigene Neugier aufs Ungewisse. Ines de Castro, Direktorin des Linden-Museum, sprach mir aus der Seele, als sie betonte, dass man diese Interpretationsregeln gänzlich aufsprengen muss. Ist daher wieder die norwegische Sängerin Rebekka Bakken dabei, deren Blues-Interpretationen 2016 neben Werken Anton von Webern standen?  Absolut. Diesmal wird sie mit dem Organisten

Ive Kleive sowie dem genialen Gitarristen Knut Reiersrud norwegisches Liedgut – Volkslieder, aber auch Grieg – interpretieren, und zwar in der Stiftskirche! Außergewöhnlich ist auch

der »Confessions«-Abend mit dem jungen amerikanischen Komponisten Nico Muhly, dem Singer-Songwriter Teitur und Holland Baroque: Sie beschäftigten sich mit Youtube und den Bekenntnissen, von denen sie dort überrascht wurden. So entstand ein Liedzyklus aus Themen der Jetztzeit, dargeboten von einem Orchester, das mit historischen Instrumenten spielt. Ich stelle dieses Werk programmatisch neben »Die schöne Müllerin« von Schubert mit Simon Bode und Igor Levit. Auf wen freuen Sie sich noch?  Das würde den Rahmen spren-

gen. Die Namen, die ich nenne, stehen stellvertretend für das Konzept. Die isländische Singer-Songwriterin und Opernsängerin Emilíana Torrini erlebe ich als ganz starken Ausdruck unserer Zeit. In »Song Conversation« trifft sie den Jazzmusiker Claudio Puntin, der sich auch einen Namen auf dem Gebiet der Neuen Musik gemacht hat, und den Jazz-Funk-Fusionisten Sebastian Studnitzky. Alles ist offen! Wie es im Programm steht: Singt die Torrini eine italienische Arie, ein isländisches Wiegenlied oder den Stones-Song »Ruby Tuesday«? Starten Studnitzky und Puntin eine Funkparty? Hören wir was von Ennio Morricone oder vielleicht sogar Karlheinz Stockhausen? Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen! Oder nehmen wir das wunderbare Chamäleon Nils Frahm: Der passt in doch keinen Karton! Kaltblütig überschreitet er alle Grenzen der Musikstile, nutzt seinen Flügel schon mal zur Geräuscherzeugung – er folgt einfach sämtlichen Schattierungen seiner Fantasie. Zum Niederknien! Wie offen muss das Publikum sein?  Unsere Besucherinnen

bringen zunehmend eine Bereitschaft, gelegentlich sogar Abenteuerlust mit, sich auf ungewöhnliche Erfahrungen einzulassen oder bekannte Klänge in veränderten Kontexten zu erleben. Einfach Dinge ablehnen, weil sie nicht in das eingangs erwähnte Beurteilungsschema passen, habe ich in Ludwigsburg kaum erlebt. Und: Ich »darf«, ja soll Gefühle zulassen. Wir wollen doch alle berührt werden. Über die Jahre zeigte sich: Leidenschaft ist keine Altersfrage. Junge Menschen können mitunter konservativer sein als jene über 30.

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Die Zuschauer mussten sich zunächst an die Grenzgängen gewöhnen …  In der ersten Saison war es schwierig, weil wir schon

mal die Inhalte der Schubladen mischten. Da stand Christina Pluhar mit dem Ensemble L'Arpeggiata und schmuggelte unter den Monteverdi plötzlich einen Walking Beat! Unsere Gäste lieben das inzwischen. Vergangenes Jahr hatten wir mit 37.500 Besuchern die bisher höchste Auslastung, selbst bei »schrägen Programmen«. Zuspruch, Neugierde und Begeisterung sind deutlich gestiegen. Gott sei Dank haben wir wunderbare Sponsoren, die öffentliche Zuschüsse zum Festival wurden seit immerhin 2003 nicht mehr angepasst – eine immense Herausforderung an unseren künstlerischen Etat, der spürbar zusammenschmilzt. Welche Aufgabe hat das Festival?  Wir sind nicht für die

Grundversorgung der Region zuständig, wie etwa ein Opernhaus oder das Forum am Schlosspark. Die Schlossfestspiele müssen Menschen ungewöhnliche Begegnungen ermöglichen – aber ohne dass die Säle leer bleiben, weil sie sich mitunter bei zeitgenössischer Musik ausgeschlossen fühlen. Das ist ein Prozess, der noch »in Progress« ist. Manche monieren, dass es nicht mehr genug Begegnungen mit Tanz gibt.  Auch hier kommt es auf die außergewöhnliche Be-

gegnung an. Da es in Stuttgart und Region viel Tanz gibt, laden wir Tanzformen ein, die hier nicht so vertreten sind, wie etwa Alain Platel. Platel lehrt uns, dass Ausdrucksformen, die manch einer vielleicht sogar als »hässlich« empfinden mag, sehr viel Berührendes und Humanes erzählen. In seinem »Requiem pour L.«, das wir international koproduzierten, untersucht Platel mit dem Komponisten Fabrizio Cassol die flüchtige Sphäre zwischen Diesseits und Jenseits. Vierzehn Musiker und Sänger aus Afrika, Europa und Brasilien vervollständigen mit ihren musikalischen Erfahrungswelten aus Jazz, Oper und Afropop Mozarts unvollendetes Requiem auf authentische Weise. Insofern ist unser auch Motto gesamtgesellschaftlich zu sehen: Wenn wir nicht den Mut haben, ins Ungewisse zu gehen, Risiken einzugehen, werden wir in unseren Ängsten ersticken. • (pam)

Te r m i n e und Kalender


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Termine

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ABTART Grenzen überschreiten / Break

Forum3 Sichtwechsel – Stadtbilder aus the Rules! – Suzana Brborovic, Urban Afrika _ bis 5.4. || Tatiana Nechytailo _ ab Hüter _ bis 19.3. || Ottmar Hörl: Flow _ 6.4. _ Gymnasiumstr. 21 _ forum3.de 13.4. – 15.6._ Rembrandtstr. 18 _ abtart.de Galerie AK 2 Lorenzstaffel 8 _ Akademie Schloss Solitude Caitlin galerie-ak2.de Berrigan, Aliénor Dauchez, Taietzel Ticalos, Sebastian Schmieg _ bis 29.4. _ Soli- Galerie Klaus Braun Donald Martiny _ bis 7.4. _ Charlottenstr. 14 _ galerie-­­klaustude 3 _ akademie-solitude.de braun.de Akademie der Bildenden Künste

Fünf Jahre ABK: The Never Ending Betriebsreise/ Startschluss _ bis 12.4. _ Am Weißenhof 1 _ abk-stuttgart.de

Galerie von Braunbehrens Verena Guther: Urban Sessions _ bis 13.4. _ Rotebühlstr. 87 _ galerie-braunbehrens.de

Akku Projektraum ABK Manual #1 Fett Galerie Bovistra Christian Herr _ bis und Wasser _ 16.4. – 4.5. _ Gerberstr. 5c 27.4. _ Ludwigstr. 66 _ bovistra.com Architektur-Galerie am Weißenhof Galerie Dengler und Dengler 10 Jahre Galerie für Schöne Künste _ bis 18.5. _ Die Böhms _ bis 15.4. || Kleine Häuser – großes Thema _ 26.4. – 1.7. _ Am Weißen- Rosenbergstr. 102A _

Galerie Keim Thomas Heger, Britta Schmierer: Grünstreifen _ bis 28.4. _ Marktstr. 31 _ galerie-keim.de

galerie-kerstan.de

Bopserwaldstr. 61 _ sabylazi.de

linstr. 17 _ gedok-stuttgart.de

Galerie Brigitte Johann Rivat O. M.G.U.F.O. _ bis 4.5. _ Solitudestr. 254 _

Hauptbahnhof Stuttgart TRANSITI-

artfacts.net/brigmarch

Galerie Merkle Andreas Hess _ bis 17.3. || Rolf Urban: vor-zurück-vor _ ab 23.3. _ Galerienhaus Breitscheidstr. 48 _

Galerie Domberger Knoebl, Polke,

roth.de

Fotogalerie Norbert Nieser Nicole Kather _ bis 20.4. || Iris Caren _ ab 28.4. _ Große Falterstr. 31/3 _ galerie-nieser.de

Galerie Interart Der Kopf _ bis 10.4. _ Rosenstr. 25 _ interart-stuttgart.de

Hauptstaatsarchiv erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus _ bis 27.4. _ KonradAdenauer-Str. 3 _ landesarchiv-bw.de

Haus der Geschichte Die 60er-Jahre _ bis 24.6. || Überlebensgeschichten Galerie _ Christophstr. 6 _ galerie-mueller- _ bis 8.4. _ Konrad-Adenauer-Str. 16 _

Atelier Wilhelmstraße Wilhelmstr. 16

Galerie Henn Reinhold Nägele: Capricci _ bis 31.3. _ Wilhelmsplatz 8 _ henn-kunst.de

ON #8 _ Klett-Passage _ klett-passage.de

galerie-merkle.de

Galerie Mueller-Roth Künstler der

Rundumschlag _ Willy-Brandt-Str. 18 _ rundumschlag.org

Firnhaberstr. 5A _ galeriez.net

Galerie Saby Lazi Sybille Bross Malerei Gedok e.V. Fliegender Wechsel _ 15. bis – Veit Utz Bross Skulpturen _ bis 8.4. _ 18.3. || Tina Tonagel _ 23. – 28.4. _ Hölder-

denglerunddengler.de

Ehemaliger Projektraum Lotte

Bilder und Objekte aus 38 Jahren _ 18.4. – 30.6. _ Alexanderstr. 53 _ galerierainer-wehr.de

Galerie Kerstan Interfaces: Zylla/Hossmann _ 23.3. – 19.5. _ Breitscheidstr. 48 _ Galerie Z Rudi Hurzlmeier _ ab 11.3. _

hof 30 _ weissenhofgalerie.de

Wesselmann u.a. _ Uhlbergstr. 36–40 _ Bloody Colors Gallery Daniela Wolfer: domberger.de Tools _ Hölderlinstr. 53 EnBW City Horst Egon Kalinowskis Bund Bildender Künstlerinnen Baummark-Skulpturen _ 4.5. – 6.7. _ Württemberg Véronique Stohrer Schelmenwasenstr. 15 _ enbw.com Heartsoftheart _ 12.4. – 29.4. _ Eugenstr. Galerie im Foyer Vom Wert der Mitbe17 _ bbk-wuerttemberg.de stimmung _ bis 19.3. _ Willi-Bleicher-Str. Design Center Hugo Boss Fashion 20 _ nordwuerttemberg.dgb.de Awards 2018 _ 15.3. – 5.4. _ Willi-BleiGalerie Thomas Fuchs Bertram Hacherstr. 19 _ design-center.de senauer: Empty Pools _ 23.3. – 28.4. _ Deutsch-Amerikanische Zentrum/ Reinsburgstr. 68a _ galeriefuchs.de James-F.-Byrnes-Institut La FronteGalerie Reinhard Hauff Yuan Shun: ra: Artists Along the U.S.-Mexico Border, Time Chain _ bis 16.3. _ Paulinenstr. 47 _ Fotografien Stefan Falke, New York _ 21.3. – 13.7. _ Charlottenplatz 17 _ daz.org reinhardhauff.de

Galerie Rainer Wehr Schaulager:

hdgbw.de

Galerie Pixxl Einfach das Beste: Götz

Haus des Waldes Wälder in BW _ bis Wintterlin _ Brennerstr. 21 _ galeriepixxl.com 3.6. || StadtWaldWelt _ Königsträßle 74 _ hausdeswaldes.de Galerie Schlichtenmaier Avantgarde der Nachkriegszeit _ bis 7.4. _ Kleiner Haus der Katholischen Kirche ZeuSchlossplatz 11 _ schlichtenmaier.de gen für Menschlichkeit _ bis 7.4. _ König­ str. 7 _ hdkk-stuttgart.de Galerie Stöckle Hauser Form und Fluidität _ ab 31.3. _ Senefelderstr. 3A _ Hospitalhof Roland Müller Fotos _ bis stoecklehauser.com 16.5. _ Büchsenstr. 33 _ hospitalhof.de Galerie Sonnenberg Heidi Kucher _ ab ifa-Galerie Helga Paris Fotografie _ 10.6. _ Korinnaweg 50a _ galeriebis 8.4. || Riots: Slow Cancellation of the sonnenberg.de Future _ ab 27.4. _ Charlottenplatz 17 _ ifa.de

Galerie Michael Sturm Andrea Bender/Heiri Häfliger _ bis 7.4. _ Christophstr. Institut Français Bilder der Revolte _ bis 6 _ galerie-sturm.de 1.6. _ Schlossstr. 51 _ institutfrancais.de Galerie Valentien Michelin Kober: Ge- Künstlerhaus Stgt Christian Flamm _ bis ström _ bis 3/18 _ Gellertstr. 6 _ galerie15.4. _ Reuchlinstr. 4b _ kuenstlerhaus.de valentien.de

Galerie Edith Wahlandt mit rot _ bis 5.4. _ Hölderlinstr. 55 _ edith-wahlandtgalerie.de

Kunstbezirk Summe der Teile _ bis 17.3. || 125 Jahre BBK _ ab 19.4. || Fotokunst _ ab Mai _ Leonhardsplatz 28 _ kunstbezirkstuttgart.de

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SuR 48 — 03 | 04 | 05 2018 — What would you do, if you weren’t afraid

Kunstmuseum Stgt Patrick Angus: Rathaus Fremde, Künstler des KünstPrivate Show _ bis 8.4. || Reinhold Nägele lerhauses _ bis 15.4. _ Marktplatz 1 _ _ bis 3.6. || Frischzelle_24: Ann-Kathrin stuttgart.de Müller _ bis 17.10. _ Kleiner Schlossplatz 13 Schacher – Raum für Kunst Neu_ kunstmuseum-stuttgart.de fundland _ bis 17.3. || Holger Kurt Jäger, Kunstraum Filderstraße Jessica Christiane Köhne – Pink Freud _ ab 24.3. Buhlmann _ bis 23.3. _ Filderstr. 34 _ || Jürgen Palmer – Spiegelbilder _ ab kunstraum34.de 25.5. _ Galerienhaus, Breitscheidstr. 48 _ Kunststiftung Eva Gentner _ bis 24.3. _ Gerokstr. 37 _ kunststiftung.de

galerie-schacher.de

Schwerpunkt-Galerie Feuerbach Tief in den Wäldern _ 14.4. – 18.5. _ Kla-

Kunstverein Gästezimmer Vaihinger- genfurterstr. 75 _ schwerpunkt-galerie.de str. 14 _ kunstvereingaestezimmer.de

Landesmuseum Württemberg Die Ritter, das Leben auf der Burg, Kindermuseum _ bis 8.4. || 7 SuperSchwaben _ ab 20.4. _ Schillerplatz _ landesmuseumstuttgart.de

Linden-Museum Hawai’i _ bis 13.5. _ Hegelplatz 1 _ lindenmuseum.de

Literaturhaus Stuttgart Wanted: Wendelin Niedlich _ bis 23.3. _ Breitscheidstr. 4 _ literaturhaus-stuttgart.de

Südwestbank Frank Zucht: Von Windwuchswesen und Nebenflussfiguren _ Rotebühlstr. 125 _ suedwestbank.de

Staatsgalerie Stuttgart Der Meister von Meßkirch _ bis 2.4. || Gemalt Gedruckt Gebraucht _ bis 27.5. || Schaufenster Sohm VIII: Ed Ruscha || #meinMuseum: 175 Jahre Staatsgalerie _ 1.5. – 26.8. _ Konrad-Adenauer-Str. 30-32 _ staatsgalerie.de

Stadtarchiv Kessel unter Druck. Protest in Stuttgart 1945-1989 _ bis 4.5. _ Belling-

Lumas Fotografie _ Lange Str. 3 _ lumas.de weg 21 _ stuttgart.de/stadtarchiv Maier & Co. Fine Art Kabinettausstellung _ Eberhardstr. 6 _ barbizon.de

Stadtbücherei Stgt forever apocalyptic _ bis 11.4. || Science Fiction und Under-

Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Design ist unsicht-

ground: Chad VanGaalens Animationsprojekt: Tarboz _ ab 18.4. _ stuttgart.de/­ stadtbibliothek

bar, Vitrineninstallation Kunst-Aka-Studierende _ Theodor-Heuss-Str. Stadtpalais – Stadtmuseum für Stuttgart Stuttgarter Stadtgeschichten Muse-o Lazarette des Ersten Weltkriegs _ Konrad-Adenauer Str. 2 _ stadtmuseum_ ab 8.4. _ Gablenberger Hauptstr. 130 _ stuttgart.de muse-o.de

Oberwelt e.V. Jesco von Puttkamer: Chambre Culturelle _ bis 7.4. _ Reinsburgstr. 93 _ oberwelt.de

Projektraum Römerstraße 24 akademie-solitude.de

SV Sparkassenversicherung Kunstfoyer, Ingersheimerstraße 12; Industriestr. 68 _ dsvkunstkontor.de

TAUT Bestandsaufnahme: Das Museum für Zeitgenössische Kunst _ bis 24.3. _ taut.raumpirat.de

Treffpunkt Rotebühlplatz Sabine Wild: Bad Boll Dekonstruktion des Urbanen _ bis 15.4. _ Steffen Schlichter _ ab 11.3. _ Evanvhs-photogalerie.de || Der Raum zwischen den Dingen _ ab 26.4. _ vhs Kunstgalerie, Rotebühlplatz _ vhs-stuttgart.de

gelische Akademie, Akademieweg 11 _ ev-akademie-boll.de

Backnang Wechselraum 2:1 – Perfect Scale. Positi- Galerie der Stadt _ Neue Schwarze Roonen zum zeitgenössischen Sakralbau _ bis mantik _ bis 22.4. || Helen Feifel _ ab 5.5. 3/18 _ Friedrichstr. 5 _ wechselraum.de Petrus-Jacobi-Weg 1 Württembergischer Kunstverein 50 Graphik-Kabinett _ Kehrseite(n) – von MeisJahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968 _ ab terwerken, Sammlern und Marken _ ab 6.6. 5.5. _ Schlossplatz 2 _ wkv-stuttgart.de _ Stiftshof 8 _ galerie-der-stadt-backnang.de Württembergische Landes-bibliothek Sammlung Hugo Borst: Erstausgaben _ bis 9.4. _ Konrad-Adenauer-Str. 8 _ wlb-stuttgart.de

Urban Art Gallery Stuttgart Rote-

Baden-Baden Museum Frieder Burda _ America! America! How real is real? _ bis 21.5. _ Lichtentaler Allee 86 _ museum-frieder-burda.de Staatliche Kunsthalle _ Ausstellen des Ausstellens _ bis 17.6. _ Lichtentaler Allee 8a _ kunsthalle-baden-baden.de

bühlstr. 51a _ urbanartgallery.eu

Uno Art Space Norman Behrendt: Brave New Turkey _ bis 15.6. _ Liststr. 27 _ Bietigheim-Bissingen on-photography.com

Zero Arts e.V. Kleister: Susanna Lakner _ bis 20.4. _ Ostendstr. 16 _ zeroarts.de zwischenKunst Heiko Börner: Linienschichten _ bis 8/18 _ Hohnerstr. 25 _ zwischenkunst.net

R

E

G

Albstadt

Böblingen Städtische Galerie _ Bildgewalt: Darstellungen zwischen Wahn & Wirklichkeit der städtischen Sammlungen _ bis 2.4. _ Museum Zehntscheuer, Pfarrgasse 2 _ boeblingen.de

I

O

N

Abtsgmünd-Untergröningen Kunststoff-Tüten _ bis 25.3. || 18. Kunstund Kultursommer _ ab 29.4. _ kiss-­ untergroeningen.de

Städtische Galerie _ Out of Office: BüroKunst oder das Büro im Museum _ bis 8.4. || Im Bann der Nordsee _ ab 21.4. _ Hauptstr. 60–64 _ galerie.bietigheimbissingen.de

Contact _ Umbau _ Pfarrgasse 2 _ boeblingen.de Kunstverein Böblingen, Galerie Schleuse _ Strategien fotografischen Handelns _ 8.4. – 13.5. || Mitgliederausstellung _ bis 11.4. _ Schlossberg 11 _ kunstvereinbb.de

Galerie der Stadt _ Menschensohn Ecce Bönnigheim Homo Crucifixus Christusbilder im 20./21. Sammlung Zander _ Dauerausstellung _ Jahrhundert _ bis 2.4. || Karl Hurms _ bis Hauptstr. 15 _ sammlung-zander.de 9.9. _ Kirchengraben 11 _ albstadt.de

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SuR 48 — 03 | 04 | 05 2018 — What would you do, if you weren’t afraid

Brackenheim

Hechingen

Kunstverein _ Frauke Schlitz _ bis 18.3. || Kunstverein _ Immer ist irgendwas: Hans Erik Sturm _ ab 29.4. _ Schleglergasse 13 _ Pfrommer _ 15.4. – 13.5. _ Galerie Weikunstverein-brackenheim.de ßes Häusle _ bis 12/17 _ Zollernstr. 1 _ kunstvereinhechingen.de

Burgrieden-Rot

Museum Villa Rot _ Formen der Natur: Pure Nature Art: Maximilian Prüfer, Anatol Knotek _ bis 3.6. _ villa-rot.de

Crailsheim

Heidelberg Kunstverein _ Jean-Pascal Flavien: house with things behind _ bis 22.4. _ Hauptstr. 97 _ hdkv.de

Stadtmuseum Form und Farbe _ bis 15.4. Heilbronn || Simon Dittrich _ ab 3.6. _ museumKunsthalle Vogelmann _ Emil Nolde: Farcrailsheim.de benzauber _ bis 17.6. _ Allee 28 _ museenheilbronn.de

Donauseschingen

Museum Art Plus _ colorful.farbenfroh _ Kunstverein Heilbronn _ Charlotte Dumas: bis 20.1. || Axel Anklam _ ab 18.3. _ Muse- Work Horse _ bis 8.4. || Andreas Greiumsweg 1 _ museum-art-plus.de ner _ ab 21.4. _ Allee 28 _ kunstverein-­ heilbronn.de

Eberdingen-Nussdorf

Kunstwerk – Sammlung Klein _ Hängung #16: Räumlichkeiten _ bis 24.6. _ Siemensstr. 40 _ sammlung-klein.de

Museum im Deutschhof _ Gertraud Ellinger. Irdische Paradiese _ bis 8.4. _ Deutschhof 6 _ museen-heilbronn.de

Esslingen

Hemmenhofen

Villa Merkel – Galerie der Stadt _ Hidden/ Secret –Strategien des Verbrechens _ ab 25.3. _ Pulverwiesen 25 _ villa-merkel.de

Museum Haus Dix _ Dauerschau _ kunstmuseum-stuttgart.de

Horb

Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen _ Karl Galerie im Kloster _ Frühlingausstellung _ O.s gesammelte Werke _ ab Sommer _ bis 25.3. || Sommerausstellung _ ab 29.4. ksk-es.de _ kunstverein-oberer-neckar.de

Fellbach

Karlsruhe

Galerie der Stadt _ Zeitgenössische Kunst ZKM _ Feministische Avantgarde der im Zentrum _ Marktplatz 1 _ fellbach.de 1970er-Jahre _ bis 8.4. || Art of Immersion II _ bis 27.5. || Web Residencies by SolituGöppingen de & ZKM, Teil on Open Codes _ bis 5.8. _ Kunsthalle _ INK Zeitgenössische TuLorenzstr. 19 _ zkm.de schezeichnungen aus Japan _ bis 29.4. _ Marstallstr. 55 || Ich und ich. Gesichter. Badisches Landesmuseum _ Die Etrusker Horst Alexy _ bis 27.5. _ Schloss Filseck _ _ bis 17.6. || Zweck fremd?! _ bis 5.8. _ kunsthalle-goeppingen.de Schloss Karlsruhe _ landesmuseum.de

Grafenau

Kirchheim/Teck

Galerie Schlichtenmaier _ HAP Grieshaber: Gedruckte Bilder _ bis 28.3. _ Schloss Dätzingen _ schlichtenmaier.de

Städtische Galerie/Kornhaus _ Alex Chinneck Knots _ bis 8.4. _ kornhausgaleriekirchheim.wordpress.com

Kornwestheim Museen der Stadt _ Wahn und Wirklichkeit _ bis 13.1.19 || HAP Grieshaber und Gert Fabritius: Biblische Geschichten – Parabeln des Gegenwärtigen _ bis 29.7. _ Stuttgarter Str. 93 _ kornwestheim.de

Kreishaus _ FreiZeichen Werkschau #6 _ bis 20.4. _ Hindenburgstr. 30 _ schillervhs.de

Mannheim

Kraichtal

Reiss-Engelhorn-Museen _ Ägypten _ bis 12/18 || Reformation _ bis 2.4. || Rimaldas Viksraitis _ bis 29.4. _ rem-mannheim.de

Ursula-Blickle-Stiftung, Mühlweg 18 _ ursula-blickle-lab.de

Marbach

Künzelsau

Literaturmuseum _ Die Familie. Ein Archiv _ bis 29.4. || German Fever: Beckett _ bis 29.4. _ Schillerhöhe 8 _ dla-marbach.de

Hirschwirtscheuer _ Josef A. Slominski Menschen meiner Zeit, die etwas bewegten _ bis 25.3. || Baut Brücken statt Mau- Neuhausen/Fildern ern – Malerei von George Finley _ ab 15.4. Kunstverein _ Rupert-Mayer-Str. 68/70 _ kvnneuhausen.wordpress.com Museum Würth _ HAP Grieshaber und der Holzschnitt, Sammlung Würth und Leihga- Nürtingen Freie Kunstakademie Baden-Württemben _ bis 3.6. _ Reinhold-Würth-Str. 15 _ berg _ fkbw.de kunst.wuerth.com

Hohenloher Kunstverein _ Brigitte Brand _ Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung _ Ralf Cohen _ bis 29.4. || Roman Novitzky _ ab bis 22.4. _ Schloss 12, Langenburg _ 6.5. _ Schellingstr. 12 _ ruoff-stiftung.de hohenloherkunstverein.de

Leinfelden-Echterdingen Altes Rathaus Musberg _ Mechthild Schöllkopf-Horlacher _ bis 25.3. _ altesrathaus-musberg.de

Kunstverein _ Mitgliederschau 20 Jahre _ ab 12.4. _ Galgenberg 9 _ kunstvereinnuertingen.de

Ostfildern

Galerieverein _ Seungmo Park – Maya _ bis 13.5. _ Zwerchstr. 27 _ galerievereinleonberg.de

Städtische Galerie _ Connected _ bis 10.4. || Gehäuse: Hanjo Schmidt/Jenny Winter-Stojanovic _ ab 22.4. _ GerhardKoch-Str. 1 _ ostfildern.de

Ludwigsburg

Ravensburg

Museum Ludwigsburg _ Hin und Weg. Wohn- und Lebensräume in Ludwigsburg _ bis 16.9. _ ludwigsburgmuseum.de

Rottweil

Leonberg

Galerie Gudrun Fuckner _ Finecraft Stutt- Kunstmuseum _ Karl Schmitt-Rottluff _ bis 8.4. || Hermann Waibel _ ab 28.4. _ gart _ Gähkopf 5 _ galerie-fuckner.de kunstmuseum-ravensburg.de Kunstzentrum Karlskaserne _ Gegenüber Studierende der ABK Stuttgart und Dres- Reutlingen den _ ab 8.3. || Mission Impossible: Kunst Kunstmuseum Spendhaus/Städtische aus Ecuador und Deutschland _ ab 26.4. _ Galerie _ Aaron Rauschhardt _ bis 10.6. Kunstschule Labyrinth_ Hindenburgstr. 29 _ Spendhaus 4 / Voll konkret. Stiftung für konkrete Kunst _ reutlingen.de _ karlskaserne.de Forum Kunst _ Flavio Paolucci: Metamorphosen _ ab 25.3. _ forumkunstrottweil.de

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Kalender Kunststiftung _ Erich Hauser Martina Geist Künstlerhaus Ulm, Ochsenhof _ Lilo Ring, _ ab 29.4. _ Saline 36 _ erichhauser.com Sabine Krusche _ bis 25.3. || Round not square _ ab 6.4. _ Grüner Hof 5 _ Q Galerie für Kunst Schorndorf _ Julia kuenstlerhaus-­ulm.de Wenz/Wolfgang Neumann _ ab 27.3. _ Karlstr. 19 _ q-galerie.de Donauschwäbisches Zentralmuseum _ Deutsche in Rumänien _ bis 27.5. || Georg Schwäbisch Gmünd Haller _ bis 29.4. _ Schillerstr. 1 _ dzmMuseum im Prediger _ Armin Göhringer _ museum.de bis 13.5. || Hermann Pleuer _ bis 10.6. _ schwaebisch-gmuend.de Roxy _ Samuel F. Sieber _ 8.4. bis 28.4. _ roxy.ulm.de

Schwäbisch Hall

Kunsthalle Würth und Kunstkammer Würth _ Verborgene Schätze. Die Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste Wien zu Gast _ bis 8.4. || Wohin das Auge reicht _ ab 23.4. _ Lange Str. 35 _ kunst.wuerth.com

Stadthaus Ulm _ Martin Parr: Souvenir – A Photographic Journey _ bis 27.5. _ Münsterplatz 50 _ stadthaus.ulm.de

Waiblingen

Johanniterhalle _ Alte Meister in der Sammlung Würth _ Im Weiler 1 _ kunstwuerth.de

Galerie Stihl _ Scharf geschnitten. Vom Scherenschnitt zum Papercut _ bis 22.4. || Dior, Lacroix, Gaultier. Haute Couture auf Papier _ 19.5. – 12.8. _ Weingärtner Vorstadt 16 _ galerie-stihl-waiblingen.de

Sindelfingen

Waldenbuch

Galerie der Stadt _ Martin Pfeifle _ bis 17.6. || Dave Bopp _ bis 21.5. || Räumliche Abstraktion _ bis 23.9. _ Marktplatz 1, Lützemuseum _ galerie-sindelfingen.de Schauwerk _ Pinc kommt! _ bis 16.9. || Sabrina Haunsperg _ bis 20.1.19 || Lichtempfindlich 2 _ ab 15.4. _ Eschenbrünnle 15/1 _ schauwerk-sindelfingen.de

Tübingen

Kunsthalle _ Sexy and Cool _ 24.3. – 1.7. _ Philosophenweg 76 _ kunsthalle-­ tuebingen.de Stadtmuseum Tübinger _ Revolten 1848/1968/Destino #2 _ bis 3.6. _ Kornhausstr. 10 _ tuebingen.de/stadtmuseum

Ulm Kunsthalle Weishaupt _ Best of 10 Years _ bis 22.4. || Warum Kunst? _ ab 5.5. _ Hans-und-Sophie-Scholl-Platz _ kunsthalle-­weishaupt.de

Museum Ritter _ Von Alu bis Zement/Jacob Dahlgren: Quality through Quantity _ bis 8.4. || Weiß ist der Grund _ ab 6.5. _ Alfred-Ritter-Str. 27 _ museum-ritter.de

Weil der Stadt

Kunstforum _ Susanne Immer _ bis 18.3. || Martina Geist: Schnitte und Tafeln _ ab 10.6. _ Wendelinskapelle, Herrenberger Str. 17 _ kunstforum-weilderstadt.de

Wendlingen

Galerie der Stadt _ Werner Fohrer _ bis 18.3. || Sybille Möndel _ ab 4.4. _ Weberstr. 2 _ galerie-wendlingen.de

Do, 1. März Premiere _ Turmforum _ 19.30 Uhr _ Citizen Kane Kollektiv hinterfragt in »W3NN D4NN« Kommunikationsformen _ bis 8.3. _ citizenkane.de Di, 6. März Tanz _ Forum am Schlosspark Ludwigsburg _ 20 Uhr _ Richard Siegel »Ballet of Difference« gibt »On Body« _ forum.ludwigsburg.de

Vernissage _ Gedok e.V. Stuttgart _ Hölderlinstr. 17 _ 19.30 Uhr Ausstellung _ Fliegender Wechsel
 Kohlen, Kurz-Werner, Leister - Kraft I Phantasie I Hugo Boss Fashion Award 2018 _ Design Center Baden-Württemberg _ 19 Uhr _ Preisverleihung und Vernissage _ design-center.de

Musiktheater nach Joseph Haydn _ Schlosspark Ludwigsburg _ 19.30 Uhr Sa, 10. März _ »Die Jahreszeiten« – zum StadtjuTheater _ Altes Schauspielhaus _ 20 biläum 2018 »Stadt werden« _ Regie: Uhr _ Letztmals: »Richard III« mit Max Axel Brauch, mit Vereinen und ProtaTidof _ schauspielbuehnen.de gonisten Ludwigsburgs. Mo, 12. März 46. BDA Wechselgespräch _ 19 Uhr _ Kulturkathedralen – Renaissance des Pathos, mit Peter Haimerl, Alexander Schwarz und Viktor Schoner, designierter Opernintendanten für Stuttgart. Mi, 14. März Musikperformance _ Kunststiftung _ 19 Uhr _ Eva Gentner lädt den Komponisten Adrian Nagel zur Schau »wanderings« _ kunststiftung.de

Fr, 16. März Vernissage _ Zero Arts e.V. _ 20 Uhr _ Susanna Lakner: »Kleister«, (Plakatcollagen 2015 – 2018) _ bis 20. April _ leben-und-kleben.blogspot.de Premiere _ Altes Schauspielhaus _ 20 Uhr _ Alistair Beatons scharfzüngiges Satire »Fracking« _ bis 21.4. Sa, 17. März Langen Nacht der Museen, Stuttgart _ verschiedene Orte _ 19 – 2 Uhr

Konzert _ Rathaus _ 18 Uhr _ MasterstuLesung _ Landesmuseum Stuttgart _ 16 dentin der Musikhochschule Dahye Lee Uhr _ Paul Maar liest »Schife Märchen gibt Ludwig van Beethoven und mehr. und Schräge Geschichten« Do, 15. März 22. Internationales Solo-Tanz-Theater Festival _ Treffpunkt Rotebühlplatz _ Eröffnung 20 Uhr, Finale am 18.3. ab 17 Uhr _ solo-tanz-theater-de, vhs-stuttgart.de Konzert _ Haus der Musik _ 19 Uhr _ Per il flauto dolce: Flötistin Dorothee Oberlinger spielt mit Cembalistin Olga Watts Barockmusik _ landesmuseum-stuttgart.de

Schaufenster _ New York City Dance School _ 20 Uhr _ Tanzschüler und Auszubildende zeigen ihr Können _ nycds.de Mo, 19. März Gespräch _ Theaterhaus _ 19.30 Uhr _ Wüstenrot Stiftungs-Reihe: Thea Dorn spricht mit Winfried Kretschmann und Armin Nassehi über Zukunftsfragen der Gesellschaft wie Heimat und Identität.


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SuR 48 — 03 | 04 | 05 2018 — What would you do, if you weren’t afraid

Mi, 21. März Uraufführung Tanz _ Theaterhaus _ 20 Uhr _ Mit Itziks Galilis »The Gift« nimmt Eric Gauthier als Tänzer Abschied. _ bis 13.5. _ theaterhaus.de

Premiere Stuttgarter Ballett _ Schauspielhaus _ 19 Uhr _ Die fantastischen Fünf: Uraufführungen von Goecke, Kozielska, Stiens, Novitzky und Fabio Adorisio _ stuttgarter-ballett.de

Konzert _ Theaterhaus _ 20 Uhr _ Stuttgarter Kammerorchester: Der Tanz der Welt, Leitung Thomas Zehetmair, Violine Ruth Killius

Don Quijote _ FITZ Zentrum für Figurentheater _ 20.30 Uhr _ Ensemble Materialtheater gibt das »beste Buchs der Welt« _ bis 3.6. _ fitz-stuttgart.de

Vortrag _ Laboratorium _ 19.30 Uhr _ Naida Pintul spricht »Zur Kritik der Prostitution: Theorie & Praxis«, in Kooperation mit Emanzipation und Frieden e.V. _ laboratorium-stuttgart.de Uraufführung Tanz/Schauspiel _ Theater Rampe _ 20 Uhr _ Abfall der Welt: Autor Thomas Köck, Regisseurin Marie Bues und Choreografin Nicki Liszta über das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft _ theaterrampe.de Do, 22. März Konzert _ Institut français _ 20 Uhr _ Les femmes dans la musique: die Pianistin Derenty-Camenen und die Mezzosopranistin Lena Spohn suchen die Frau in der Klassik mit Debussy, Schumann, Caplet und Rossini _ stuttgart.institutfrancais.de Symposium _ Akademie Schloss Solitude _ 10 – 21 Uhr _ Engaging with Histories: An Everyday Life Practice Konzerte, Lesungen, Panels, Skype, Künstlerpräsentationen _ bis 23.3. _ akademie-solitude.de Kunstgespräch _ ifa-Galerie _ 17 Uhr _ Andreas Welz führt durch die Schau »Helga Paris, Fotografie« _ ifa.de

Vernissage _ Kunsthalle Tübingen _ 19 Uhr _ »Sexy and Cool. Minimal goes emotional« _ bis 1.7. _ kunsthalletuebingen.de Vernissage _ Galerie Merkle, Galerienhaus Stuttgart _ 19 Uhr _ »vor, zurück, vor«: Rolf Urban _ bis 19.5. Sa, 24. März Konzert _ Jazzclub Bix _ 21 Uhr _ Hitboutique – »Playing Superhits as Jazz« Abschlussperformance _ Theaterhaus _ 20.30 Uhr _ Absolventen der Professional Dance Academy zeigen »Meme – Wer ist ich?« Weird Short Slam _ Merlin _ 19 Uhr _ Vier Stunden »weird« Film, von der Elevated-Genre-Komödie bis zum Furry-Sexfilm. So, 25. März Premiere _ Opernhaus _ 18 Uhr _ Gaetano Donizettis Oper über den machthungrigen »Don Pasquale« inszenieren Intendant Jossi Wieler und Sergio Morabito _ oper-stuttgart.de

Uraufführung _ Nord _ 19 Uhr _ Goethe Fr, 23. März »Faust: Der Tragödie zweiter Teil, ReVernissage _ Schacher – Raum für gie: Hofmann&Lindholm _ Kunst, Galerienhaus _ 19 Uhr _ Holger schauspiel-stuttgart.de Kurt Jäger und Christiane Köhne Pink Freud; Projektraum: interaktive Installation von Jäger/Köhne _ bis 19.5.

Mo, 26. März Theater _ Theaterhaus _ 20.15 Uhr _ Materialtheater: Frauen lügen aus ihrem Leben. Ein Abend für Menschen jeglichen Geschlechts, die sich trauen, die Perspektive der Missionarsstellung zu verlassen. Mi, 28. März bis Mo, 2. April 31. Theaterhaus Jazztage Do, 29. März Konzert _ Theaterhaus _ 20 Uhr _ FRESU – GALLIANO – LUNDGREN: Mare Nostrum, 31. Theaterhaus Jazztage Performance _ Schacher Raum für Kunst _ 19 Uhr _ Desiree Lune zeigt »She Bukowski – War Games« Wiederaufnahme _ Opernhaus _ 19.30 Uhr _ Johannes Sebastian Bach »Actus Tragicus« – sechs Kirchenkantaten.

Tanz _ Stadtbibliothek _ 10 Uhr _ Üben für die Apocalypse: Körpertraining mit den apokalytischen Tänzer*innen für Aufenthalte in unerschlossenen oder zerstörten Gebieten oder Hilfssituationen. Premiere des Stücks über Endzeitszenarien ist am 6.4. um 20 Uhr Fr, 6. April NEAT Theater am Olgaeck _ 20 Uhr _ Das New English American Theatre zeigt »A Piece of My Heart« von Shirley Lauro _ neatstuttgart.com Sa, 7. April Songslam _ Kulturzentrum Merlin _ 20.30 Uhr _ Sechs mutige Liedermacher treten mit allem, was man in sechs Minuten gesungen kriegt, gegeneinander an _ merlinstuttgart.de Premiere _ Nord _ 20 Uhr _ Aldous Huxleys »Schöne neue Welt« inszeniert Philipp Rosendahl.

Sa, 31. März So, 8. April Konzert _ Theaterhaus _ 20.30 Uhr _ Camille Bertault Quartet / Tigran Ha- Premiere _ Wilhelma Theater Stuttgart _ 19 Uhr _ »Verpuppt« Inszeniemasyan; 31. Theaterhaus Jazztage rung zum Thema »Verwandlung« vom Studiengangs Figurentheater Mi, 4. April Stadtspielprojekt ProduZentren Ludwigs- in Kooperation mit dem Institut Jazz burg _ 17 Uhr _ »NEUStadt – Das Büro & Pop der HMDK Stuttgart. _ zudem: für urbane Geheimnisse« – gemein- 13./14./19./21./26.4., je 20 Uhr; 22.4, 19 Uhr _ wilhelma-theater.de samen Stadtbegehung, Teilnehmer zeigen ihre Orte. Treffpunkt Tanzund Theaterwerkstatt Kunstzentrum Premiere _ Probebühne JES _ 15 Uhr _ Karlskaserne _ Anmeldung: katrin@ in »Eine Handvoll Sterne« nach dem tanzundtheaterwerkstatt.de Roman von Rafik Shami: ein syrischer Junge und ein Tagebuch _ Do, 5. April jes-stuttgart.de Theater _ Akademie für Darstellende Kunst _ Ludwigsburg _ 19.30 Uhr Wiederaufnahme _ Opernhaus _ 18 Uhr _ »Quartett« von Heiner Müller; Ba_ Charles Gounod: Faust chelorinszenierung. Mit Studierenden der ADK und der ABK Stuttgart, zudem _ 6.+7.4., 19.30 Uhr; 8.4., 18 Uhr _ adk-bw.de

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Mo, 9. April Gespräch _ Akademie für Darstellende Kunst Ludwigsburg _ 20 Uhr _ 19. Bildungsforum Ludwigsburg »Sex, Macht und Beschämung – aktuelle und strukturelle Probleme« mit Barbara Rendtorff, Leiterin des Zentrums für Geschlechterstudien, Univ. Paderborn.

Premiere _ Schauspielhaus _ 19.30 Uhr _ Franz Kafkas »Amerika« in der Regie von Lilja Rupprecht.

Günter Katherl, dem Künstler Simon Pfeffel und Moderator Dr. Gerd de Bruyn _ wechselraum.de

Sa, 14. April Papier- und Schattentheatertage _ Städtische Galerie Stihl Waiblingen _ zum 10-jährigen Bestehen der Galerie Stihl _ bis 15.4.

Mi, 18. April Stuttgart Premiere _ Theater Rampe _ 16 Uhr _ Euridiyke: Mixed Reality Experience von Evelyn Hribersek mit Virtual-Reality-Brille für jeden.

Mi, 11. April Gespräch _ Treffpunkt Rotebühlplatz _ 18 Uhr _ Gesellschaft im Gespräch: Prof. Dr. Peter Sloterdijk: »Der Mensch im digitalen Zeitalter«

Konzert _ Hospitalhof, Paul-LechlerSaal _ 19.30 Uhr _ »Der ganze Hugo Wolf VI« Internationale Hugo-WolfAkademie _ ihwa.de

Uraufführung _ Rampe _ 20 Uhr _ Edward Snowdon steht hinter dem Fenster und weckt Birnen ein – Teil zwei der Trilogie der Freiheit.

Di, 24. April Vernissage _ Rathaus, 4. OG _ 18.30 Uhr _ »Seite an Seite«: Andrea Eitel, Helga Schuhmacher _ Malerei, die unterschiedlicher nicht sein kann

Eröffnung des Stadtpalais – Museum für Stuttgart _ ab 10 Uhr _ Neun Tage lang wird gefeiert mit Führungen, Ausstellung, Gesprächen, Partys, Rollerdisco, Konzerten, Aktionen _ bis 22.4. _ stadtmuseum-stuttgart.de

Finger-Figurentheater FITZ! _ 10 Uhr _ Dumpu Dinki: Anne-Kathrin Klatt zeigt, wie man mit Musik und ohne Worte, zu Freunden wird _ ab 4 Jahren

Vortrag/Buchvorstellung/Diskussion _ Laboratorium _ 19.30 Uhr _ There Are Alternatives: Nachdenken über eine postkapitalistische Gesellschaft mit Meinhard Creydt

Do, 19. April Vernissage _ Kunstbezirk Galerie im Gustav-Siegle-Haus _ 19 Uhr _ »Behausung« _ Leister, Reich, Rudisch, Schuhmacher, Munck, HerzbergJochum, Hofmann

Di, 24. bis Fr, 27. April FMX 2018 – Conference on Animation, Effects, Games and Immersive Media, Stuttgart _ Haus der Wirtschaft

Do, 12. April Vernissage _ BBK Bund Bildender Künstlerinnen _ 19 Uhr _ Véronique Stohrer: »HardSoftHeart« Gipfeltreffen zwischen Kunst, Theorie und Zivilgesellschaft _ Württembergischer Kunstverein _ 18.30 Uhr _ New Narratives 2: Ökonomien Anders Denken _ bis 15.4. _ wkv-stuttgart.de

So, 15. April Vortrag _ Opernhaus _ 15 Uhr _ Im Fokus: Kirill Serebrennikov »Von orthodoxen Graswurzelbewegungen zu Schauprozessen – über russische BIX Top Act _ Jazzclub Bix _ 20.30 Uhr _ Kunstzensur. Roy Hargrove Quintet, der HardbopMusiker, »Young Lion« der Szene Mo, 16. April gilt als einer der renommiertesten 11. Stuttgarter Science Slam _ FortUS-Trompeter. schritt leben: Nachwuchsforschende zeigen, wie spannend Wissenschaft Konzert _ Theaterhaus _ 20.15 Uhr _ sein kann. Cafe del Mundo – virtuos-poetisches Flamencos Gitarren Duo! Vortrag _ Staatliche Akademie der Bildenden Künste _ 16.30 Uhr _ »Trotz Tanz _ Forum am Schlosspark Ludwigs- Allem« Fotografien des Holocaust als burg _ 20 Uhr _ Compagnie Georges Widerständige Bilder. Momboye zeigt »Empreintes Massaï« Gespräch _ Stadtpalais – Museum für Fr, 13. April bis Sa, 22. April Stuttgart _ 19 Uhr _ Im Dialog: ABK26. Stuttgarter Kabarettfestival _ Die Prof. Fabienne Hoelzel und Andreas fünf großen Kabarettveranstalter Hofer. Intendant der Internationalen Stuttgarts (Renitenztheater, RoseBauausstellung 2027 (IBA) nau, Merlin, Theaterhaus, Laboratorium) alias »Erzeugergemeinschaft 47. BDA Wechselgespräch _ 19 Uhr _ Stuttgarter Kabarett« präsentieSchööön – Akrobat Architekt _ mit ren profilierte Kabarettstars und den Architekten Ruth Berktold, Neuentdeckungen.

Fr, 20. April Konzert _ Laboratorium _ 20.30 Uhr _ 12. Stuttgarter Chortage: Solitude Saxophon Ensemble & Jugendband Jazzix spielt Swing, Lating & Blues.

Mo, 23. April Preisverleihung und Ausstellungseröffnung _ Literaturhaus Stuttgart _ 18 Uhr _ Den mit 15.000€ dotierten Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung erhalten Thomas Pletzinger und Tim Dinter für ihre gemeinsame Arbeit »Blåvand«

25. Internationales Trickfilm-Festival ITFS _ Stuttgart wird Dreh- und Angelpunkt des Animationsfilms _ itfs.de

Mi, 25. April Vernissage _ vhs-photogalerie, 3. OG _ 19.30 Uhr _ Alexander Beck: »China Matrix« – zum Länderschwerpunkt »China«. »Matrix« beschreibt, wie Performance _ Petra und Babette _ Kunst im Kapuziner _ 20 Uhr _ Rotten- der Fotograf in China zunächst alles, was ihn faszinierte, fotografierte, um burg, Gartenstr. 8 _ impro-visions.de dann diese »kulturelle Überdosis« zu ordnen _ bis 15.6. Sa, 21. April Premiere _ Schauspielhaus _ 20 Uhr _ Do, 26. April Wibke Schütt inszeniert Iva Brdars Preis der Literaturhäuser an Jaroslav Ru»Daumenregeln« dis _ Literaturhaus Stuttgart _ 20 Uhr _ Laudatio und Gespräch: Andreas Tanz _ Forum am Schlosspark LudPlatthaus wigsburg _ 20 Uhr _ Ballett im Revier Gelsenkirchen zeigt Bridget Breiners Premiere _ Opernhaus _ 19 Uhr _ »Der »Romeo and Juliett« Gefangene/Das Gehege« Werke von Luigi Dallapiccola und Wolfgang Rihm in Italienisch und Deutsch (deutsche Übertitel), Andrea Breth inszeniert.

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Ausstellungseröffnung _ ifa-Galerie Stuttgart _ 19 Uhr _ »Aufstand: Das allmähliche Aufkündigen der Zukunft« _ Über Einmischung, Widerstand, Aufstand in unruhiger, lokal und global unsicherer Zeit _ bis 24.6. Vernissage _ vhs Kunstgalerie _ 19.00 Uhr _ Eintritt frei _ »Der Raum zwischen den Dingen« ist ein entscheidendes Gestaltungselement. Fr, 27. April Performance/Vortrag _ Oberwelt _ 19 Uhr _ Reflexe #6: Susa Ramsthaler, Annik Aicher und Helene Böhlau geben »Glory, Glory Halleluja« _ oberwelt.de Premiere _ Altes Schauspielhaus _ 20 Uhr _ »Lotte in Weimar«: In John von Düffels Werk nach Thomas Mann treffen sich Fiktion und Wirklichkeit. Uraufführung _ Kammeroper _ ab 14 Jahren _ Kammertheater _ 19 Uhr _ Marius Felix Lange: Krieg – Stell dir vor er wäre hier. Sa, 28. April Kabarett _ Theaterhaus _ 20 Uhr _ Josef Hader – Hader spielt Hader. Aber welcher Hader ist es diesmal?

So, 29. April Vernissage _ Kunststiftung Erich Hauser _ 17 Uhr _ Martina Geist: Naturnah – Fahneninstallation in der Werkstatthalle _ erichhauser.de Do, 3. Mai Filme und Konzert _ Galerie Merkle, Galerienhaus Stuttgart _ 20 Uhr _ Ausgewählte Filme von Rolf Urban mit live improvisiertem Soundtrack Theater JES _ 11 Uhr _ R.E.S.P.E.C.T. – vor mutigen Fragen, schmerzhaften Antworten und allen Geschichten. Fr, 4. Mai Premiere _ Nord _ 20 Uhr _ Cornelie Maschner setzt »europa verteidigen« von Konstantin Küspert in Szene. Improvisation im Produktionszentrum Tanz und Performance _ 20 Uhr _ Die neue Reihe SAAL FREI zeigt zeitgenössische Improvisationskunst _ auch 15.6. _ produktionszentrum.de Schnuppertag für Lehrende und Schüler _ Deutsch-Amerikanisches Zentrum _ 14 Uhr _ DAZ Up Close _ daz.org Eröffnung _ Württembergischer Kunstverein _ 20 Uhr _ 50 Jahre Bauhaus nach 50 Jahre Bauhaus 1968.

Wort.Theater.Text.The Open Stage _ 20 Uhr _ Kunstzentrum Karlskaserne Ludwigsburg _ Offene Bühne für Fr, 5. Mai bis 12. Mai Sprach- und Theaterbegeisterten der Internationales und Baden-WürttemTanz- und Theaterwerkstatt. bergisches Theaterfestival _ Schöne Aussicht. Gastgebertheater: JES, Junges Gespräch _ Akademie für Darstellende Ensemble Stuttgart _bis12.5. Kunst Ludwigsburg _ 11 Uhr _ »Außer der Reihe«: Josef Hader, Regisseur, So, 6. Mai Schauspieler, Kabarettist Konzert _ Staatsgalerie Stuttgart, Vortragssaal _ 18 Uhr _ Stuttgarter GaleBallett _ Opernhaus _ 19 Uhr _ Letztriekonzert, Veranstaltung der IHWA mals: Frederick Ashtons »La Fille Mal Gardée«.

Di, 8. Mai Ballett _ Opernhaus _ 18 Uhr _ John Crankos Fassung von Schwanensee. Do, 10. Mai Premiere _ Schauspielhaus _ 19.30 Uhr _ Oscar Wilde/Einar Schleef »Salome« inszeniert Sebastian Baumgarten. Fr, 11. Mai Konzert _ Jazzclub Bix _ 21 Uhr _ Soul Diamonds feat. Eva Letticia, Fola Dada & Charles Simmons So, 13. Mai Wiederaufnahme _ Opernhaus _ 19 Uhr _ Mark Andre: Wunderzaichen Fr, 18. Mai Premiere _ Schauspielbühnen Stuttgart _ 20 Uhr _ »Höchste Zeit« Podiumsgespräch _ Kunstmuseum _ 19 Uhr _ Schöne Neue Medienwelt zur Schau »Mixed Realities« _ kunstmuseum-stuttgart.de Fr, 25. Mai Konzert _ Jazzclub Bix _ 21 Uhr _ Jan Felix May ft. Torun Eriksen Fr, 25. Mai Tanz _ Theaterhaus _ 20 Uhr _ Egon Madsen 75 – Ein Tanzabend für eine Legende

So, 27. Mai Premiere _ Schauspielhaus _ 19.30 Uhr _ Intendant Armin Petras inszeniert George Orwells »1984« Mi, 30. Mai BIX Top Act _ Jazzclub Bix _ 20.30 Uhr _ Saxofonist James Carter’s Elektrik Outlet Do, 31. Mai Konzert/Performance _ Merlin _ 21 Uhr _ Le trucs 2-Ding-Mensch-Roboter: Halb Fleisch, halb Draht. Halb Experiment, halb Pop Musiktheater _ Rampe _ 20 Uhr _ Die Fux: Wiederentdeckung der Granteloper – ab 19.30 Uhr spricht Kunstvermittlerin Sara Dahme mit dem Publikum Sa, 2. Juni BIX Top Act _ Jazzclub Bix _ 21 Uhr _ The Art of Quartet: Kenny Werner, Peter Erskine, Johannes Weidenmueller, Benjamin Koppel Konzert _ Theaterhaus _ 16 Uhr _ SWR JetztMusik »Ritual und Zyklus« Orchesterkonzert _ Rupert Hubert (Sprecher), SWR Vokalensemble (Tonband), SWR Symphonieorchester Mi, 6. Juni Premiere Neufassung Stuttgarter Ballett _ Opernhaus _ Christian Spucks »Lulu. Eine Monstretragödie« ist wieder da

Gespräch _ Akademie für Darstellende Kunst Ludwigsburg _ 20 Uhr _ »Kunst. Raum. Gesellschaft« Hans D. So, 10. Juni Christ, Co-Chef Württembergischer Wiederaufnahme _ Schauspiel Stuttgart Nord _ 20 Uhr _ »Fahrenheit 451« Kunstvereins Sa, 26. Mai Premiere _ Nord _ 20 Uhr _ Peter Handkes »Publikumsbeschimpfung« von Regisseur Martin Laberenz

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SuR – KulturPolitik für Stuttgart und Region Herausgeber und Redaktionsleitung: Eva Maria Schlosser (V.i.S.d.P.) und Petra Mostbacher-Dix sur-kultur.net, mail: redaktion@sur-kultur.net

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Druck: H enkel GmbH Druckerei Motorstraße 36, 70499 Stuttgart

Auflage: 5.000 Exemplare Erscheinungsweise: alle drei Monate Die nächste Ausgabe erscheint im Juni. Redaktionsschluss: 22.5., Anzeigen- und Kalenderschluss: 24.5.

SuR liegt an folgenden Stellen aus: Akademie der Bildenden Künste, Atelier am Bollwerk, Galerienhaus, i-Punkt, Literaturhaus, Rathaus, Rotebühlzentrum, Staatsgalerie, Theaterhaus, WKV, Forum Ludwigsburg, weitere Galerien und Kulturinstitutionen in Stuttgart und Region.

SuR findet sich auf Facebook, und auf: sur-kultur.net

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