Von ganzem Herzen ein Wissbadener Bub Andreas Guntrum geht in den Ruhestand
Theaterdonner auf den Bühnen der Theater Wiesbaden, Mainz, Mannheim, Darmstadt und Saarbrücken
Home for Taylor Swift´s Ophelia
Neues vom Hessischen Landesmuseum Wiesbaden
Inhalt
„Schlaf“ (2025, Mischtechnik auf Papier, 2 × 47 cm), Foto: Anna Bieler Motiv der Einladungskarte des thalhaus Wiesbaden zur Ausstellung „Das Kreisen der Dinge“, Anna Bieler, siehe Seite 15
menschen & meinungen
Marlies Krämer S. 4
zusammenleben
CCW S. 5
Die Zeder schweigt nicht S. 6
kultur & kreatives
Atelierhaus im Kunsthaus S. 8
70 Jahr BBK Wiesbaden S. 12
Mary Lou Sullivan-Delcroix S. 14
Anna Bieler im thalhaus S. 15
Künstlergruppe50 S. 16
Kiezwelt Frankfurt S. 18
Junge Freunde MUWI S. 22
Lebendige Vergangenheit S. 24
Night of music S. 26
Harry Bauer S. 27
Nationaltheater Mannheim S. 1
Staatstheater Saarbrücken S. 2
Staatsteater Wiesbaden S. 4
Staatstheater Darmstadt S. 6
Staatstheater Mainz S. 8
Museum „Swiftbaden“ S. 9 unternehmen & Märkte
Andreas Guntrum S. 20
magazin
KulTouren S. 28
Scherenschnitte von Christiane Steitz zieren das Treppenhaus im historischen Altbau des neu sanierten Atelierhauses neben dem Kunsthaus Wiesbaden. Chrstiane Steitz ist eine von 12 KünstlerInnen, die im August 2025 ihre Ateliers beziehen konnten. Mehr im Artikel auf Seite 8, Foto: Harald Pulch
Manchmal ist ein Rückblick hilfreich, um die Zukunft zu verstehen. Und deshalb blicken wir in dieser Ausgabe gleich auf zwei Jubiläen zurück, die in diesem Jahr stattfanden.
Zum 75-jährigen Jubiläum der Künstlergruppe 50 wurden Arbeiten der Mitglieder im Kunsthaus Wiesbaden gezeigt. Die von Jana Dennhard kuratierte Ausstellung „Form – Farbe – Freiheit“ griff den Geist der Gruppe eindrucksvoll auf. Für die kommenden Jahre sind weitere Ausstellungen in der Region und in Frankreich geplant (S. 16).
Im Juni blickte der BBK Wiesbaden auf sieben Jahrzehnte Engagement für die Interessen bildender Künstler in der Stadt zurück. Mit Ausstellungen, kulturpolitischem Einsatz, Netzwerkarbeit und einer klaren Haltung hat der Verband die Kulturlandschaft Wiesbadens maßgeblich mitgeprägt (S. 12).
Nach acht Jahren Sanierung hat das Kunsthaus Wiesbaden sein Atelierhaus im historischen Altbau wieder eröffnet – und lud am 6. September 2025 mit umfangreichem Rahmenprogramm zum großen Einweihungsfest. Dort haben sich auch die insgesamt 12 „neuen“ KünstlerInnen vorgestellt, die ihre Ateliers bezogen haben. Wer zieht neu ins Atelierhaus ein? Alles dazu ab S. 8.
Dieses Jahr feierte auch das Hessische Landes-Museum für Kunst und Natur seinen 200. Geburtstag und genoß als „Home of Taylor Swift´s Ophelia“ globale Beachtung. 1825 gegründet, war der Kunsttempel 2007 das „MUSEUM DES JAHRES“ der AICA (S. 9).
Der Swift-Hype hat auch den „Jungen Freunden des Museums“ gefallen, die seit ihrer Gründung 2024 kunst- und kulturinteressierten Menschen im Alter von 17 bis 0
Jahren nicht nur das Museum Wiesbaden aus einer neuen Perspektive zeigen, sondern auch den Einstieg in die Wiesbadener Kulturszene erleichtern möchten (S. 22).
Und wer zu Weihnachten (mal wieder) Bücher verschenken will, für den haben wir in dieser Ausgabe zwei Tipps parat. Zum einen die „Wiesbadener Straßengeschichten“: Das Buch von Erika Noack macht anhand der Straßen- und Geschäftsentwicklungen das rasante Wachstum Wiesbadens im 19. Jahrhundert deutlich (S. 24). Und dann wäre da noch „Die ganze Welt in einem Kiez“ - eine Hommage an das Frankfurter Bahnhofsviertel in beeindruckenden s/w-Fotos von Ulrich Mattner (S. 18).
Und wie immer wünschen wir Ihnen viel Vergnügen mit dieser Ausgabe und einen entspannten Jahreswechsel!
IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media-futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titel: Louise Nevelson, Night Sun I, aktuell im Museum Wiesbaden, Foto: Fabio Mantegna • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Mühlbachstraße 7, 71522 Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe I/2026: 15.02.2026 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.
wiesbadener*in IV/2025
Erfolgreiche Feministin und „sanfte Rebellin“. Bundesverdienstkreuz-Trägerin Marlies Krämer setzt sich seit Jahrzehnten für Gendergerechtigkeit und die Sichtbarkeit von Frauen in Sprache und Gesellschaft ein.
Gender-Legende, „sanfte
Rebellin“ und Mutter Courage
Eine Femmage an „DIE KUNDIN“ und „RECHTINHABERIN“ zum 88. Geburtstag
„Als Frau will ich in Sprache und Schrift erkennbar sein!“ Seit mehr als drei Jahrzehnten engagiert sich Marlies Krämer aus dem saarländischen Sulzbach, früh verwitwet und alleinerziehende Mutter von vier Kindern, für Gendergerechtigkeit in der Muttersprache.
„Die Dummheit und die Blödheit gehen ständig schwanger.“ Auch mit fast 88 Lenzen spricht die unerschrockene Vorkämpferin Klartext und fordert Selbstverständlichkeiten ein, die es noch heute nicht sind.
Ehre, wem Ehre gebührt: Im November 2024 überreichte Sozialminister Magnus Jung persönlich an Marlies Krämer das Bundesverdienstkreuz am Bande (wir berichteten).
Aktion Reisepass: Von 1990 bis 1996, als der Bundesrat die „Unterschrift der Inhaberin/des Inhabers“ beschloss, hatte Marlies Krämer kein solches Dokument. Sie wollte das Antragsformular nicht als „Inhaber“ unterschreiben, wandte sich an den Bundestag, sammelte Unterschriften - auch die von Heiner Geißler und hatte Erfolg.
Noch ein Erfolg: Verärgert über den Wetterbericht, in dem die Hochdruckgebiete mit dem guten Wetter Männernamen hatten und die Tiefdruckgebiete „Wilma“ oder „Sandra“ hießen, wurde Marlies Krämer aktiv. Ab 1999 tragen auch Hochdruckgebiete weibliche Namen.
Frauen sind keine Minderheit, sollen sich aber „geschlechtsblind“ als Mann bezeichnen lassen. So hatte das BVG die mündige Bürgerin beschieden, fast 0 Jahre nach ihrer Reisepass-Initiative. SparkassenKundin Marlies Krämer hatte gegen die Titulierung „Kunde“ geklagt. „Als Frau will ich in Sprache und Schrift erkennbar sein!“
Von wegen „mitgemeint“. Bei Begriffen wie Kunde oder Lehrer muss die im Zweifelsfall totgeschwiegene Frau jedes Mal Übersetzungsarbeit leisten. Ein Mann ist in der deutschen Mutter(!)sprache immer drin. „Wer in der Sprache nicht vorkommt, ist nicht im Bewusstsein.“ Keine neue Erkenntnis, sondern von Aristoteles.
Eine „BürgERmedaille“ lehnte die überzeugte Feministin Krämer
voller Entrüstung ab. Am Internationalen Frauentag 2020 würdigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer sie mit dem Juchacz-Frauenpreis. Die Zeiten gendern sich, auch wenn immer wieder die Mannbarkeit grüßt wie in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts. Das BVG hatte 2017 ein drittes Geschlecht anerkannt.
Warum soll eine Feministin kein Buch über einen Mann schreiben? Marlies Krämer war so frei. „Dieser Mann war mein Weckruf“ ist die Liebeserklärung an ihren verstorbenen Lebensgefährten Günter Meyer. „Eine außergewöhnliche Geschichte über die Verbindung eines lernfähigen Mannes mit einer überzeugten Feministin“ zeigt der Untertitel auf des Pudels Kern. Es ist die drehbuchreife Story von Günter aus Aschersleben/DDR und Marlies aus Sulzbach/Saar, die eine rot-rote Koalition lebten und das deutsch-deutsche Zusammenwachsen.
Die Autorin macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube und zitiert Humangenetik-Professor Horst Hameister, der das „dumme Männer-Chromosom“ erklärt: Auf dem X-Chromosom liegen besonders viele Intelligenz-Gene, auf dem männlichen Y-Chromosom gibt es „gar keins“. Gen-Analysen beweisen es: Intelligenz ist reine Frauensache.
„Ein Paar wie Blitz und Donner“ war die „sanfte Rebellin“ mit dem langjährigen Filmbeleuchter („Rosen für den Staatsanwalt“) und Licht-Experten des Saarländischen Rundfunks.
Zum Bundesverdienstkreuz hatte der Frauenrat Saarland gratuliert mit der Bestätigung: „Wir Alle wissen, wie wichtig es ist, dranzubleiben und für die Rechte von Frauen zu kämpfen. Dabei muss frau es immer wieder aushalten, lästig zu sein und die gleichen Fragen immer wieder zu stellen.“
P.S.: Das Buch „Dieser Mann war mein Weckruf“ von Marlies Krämer erschien im Verlag media futura und ist unter ISBN 978--00074881- im Buchhandel erhältlich.
Text und Foto:
Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin, die in den 80er Jahren von der Goethe-Uni Frankfurt als „Querulantin“ nach vier Jahren Kampf gegen die „Mannbarkeits-Urkunde“ ihr genderadäquates Diplom und neue Urkunden erzwang.
Wenn der Vater mit der Tochter: Goldenes Vlies-Träger Arno Theiner (95) und „Stadtordensfrau“ Eva Beecker wurden als langjährig CCW-Aktive gewürdigt.
Es muss nicht immer CCW-Jubiläum sein: Zum 100jährigen Wirken des Fußball-Bundesligisten SV Wehen-Wiesbaden, mit dem seit Jahren - auch auf dem Zuch - zusammen Fassenacht gefeiert wird, zeigt der CCW-Orden 2025/2026 die Freundschaft der Traditionsclubs von Carneval & Sport. Auf dem CCW- Kampagnenorden prosten SVWW-Maskottchen „Taunas“ und CCWSchelm auf das Jubiläum.
Die Großfamilie des Carnevalclubs Wiesbaden 1954 e.V. ist am Standort Wiesbaden der Sparkassenversicherung zünftig in die Session 2025/26 gestartet. Promis aus Stadt und Land samt Ehrenpräsi Mathias Budau (7 mal elf Jahre beim CCW) und Klaus Groß waren schunkelnd und Twist tanzend an Bord. Carsten Diener gab souverän den Tastenlöwen.
John Dunn, Silvia Willecke, Claus Weyrauther & Jörg Mühlhaus machten mit Gassenhauern von Manuela & Co. dem Saal Beine. Sitzungspräsi Michael Wink sah sich von Parlaments-Chef Dr. Gerhard Obermayr inthronisiert. Das verjüngte Komitee wurde vereidigt, langjährig verdiente Ehrungen an CCW-Aktive wie den 95jährigen Arno Theiner oder Ute & Herbert Schmitt vergeben.
Club-Präsi Andreas Guntrum bekam für seine „6 mal elf JA!re“ standing ovations und den passenden Udo Jürgens-Song auf die Ohren. Michael Stein wurde CCWEhrenmitglied.
CCW-Sitzungspräsident Michael Wink dankte Ur-Gummibärchen & „Stadtordensfrau“ Ute Schmitt sowie Goldenes Vlies-Träger Herbert Schmitt für ihr Engagement.
Mit „Taunas“ und „Schelm“ in die Fünfte Jahreszeit
Carnevalclub Wiesbaden startet als Großfamilie mit närrischem Ordens-Empfang in die Session
„Starke junge Frauen“ wie LuzieMae Schwartz, Sarah Weinerth & CCW-Pagin Marina Grössl sind wie Uwe Ries neu im Schelmenrat. Tanzmariechen Marie Berghäuser bot tänzerischen Augenschmaus. Steffen Jobst von den Bohnebeiteln Mainz las als „Pfarrer Fulder“ der CCW-Gemeinde die Leviten. Jürgen Finkenauer begeisterte mit seiner Hymne „Mein Herz schlägt für Wiesbaden.“
Zu später Stunde überraschte Dachochef Simon Rottloff mit
Dacho-Ehrennadeln in Silber an Suresh Soni, Luzie-Mae Schwartz & Bino Meyer. Dacho-Ehrennadeln in Gold gingen an Heiner Lompe, Michael Wink und Andreas Guntrum.
Vorschau:
Die Närrische Riesling-Gala mit Wein-Party steigt am 0. Januar 2026, am 1. Februar 2026 ist Große CCW-Kostümsitzung im Kurhaus.
Text und Fotos: Gesine Werner
Zum Start in die Fassenachts-Session 2025/26 überbrachte Dacho-Chef Simon Rottloff als später Überraschungsgast Dacho-Ehrennadeln in Gold und Silber an verdiente CCWAktive.
2025 stand EVIM ganz im Zeichen seines 175-jährigen Jubiläums. Das Jahr wurde ausgiebig und mit zahlreichen MitmachAktionen gefeiert (wir berichteten ausführlich in Ausgabe II/2025). Weitere Informationen zu allen Aktionen im Jubiläumsjahr sind auch unter www.evim175.de abrufbar.
Zum Abschluss der Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr wandte sich EVIM einem dunklen Kapitel seiner Geschichte zu. Am 24. Oktober 2025 fand auf dem Geisberg in
Gedichttitel als Leitmotiv zum Denkort:
„Die Zeder schweigt nicht. Unter ihrer Krone, einst schützend –Geschah das Unnennbare. Heute tragen ihre Äste die Stimmen derer, die man zum Schweigen gebracht hat.“
einer berührenden Feierstunde die Eröffnung eines Denkortes im Schatten der Zeder statt.
Statement Nabo Gaß, im Oktober 2025:
„Die erzählenden und mahnenden Stützen sind keine Show dort, wo sie einen Ast tragen, übernehmen sie tatsächlich stützende Funktion, helfen der Zeder, bei schwerer Schneelast ihre alten Äste zu tragen und federn gefährliche Windböen ab. An einer Stelle steht die Stütze frei, trägt keinen Ast, erinnert an jenen, der dort einst allen Passanten gegen Regen und starke Sonne ein Schutzschild war.
Diese Zeder, die über Generationen Jungen wie Alten das sichere Gefühl der Geborgenheit schenkte, braucht heute unseren Beistand.
Dieser Baum, der uns allen über Jahrhunderte lebenserhaltenden Sauerstoff spendete, braucht heute unsere Zuwendung, unsere Unterstützung, erzählt von den Gräueln der Geschichte, erinnert uns, an die Schrecken der Vergangenheit.
So wird sie uns zum Symbol, zum Sinnbild für ein fürsorgliches Miteinander.
Die Zeder schweigt nicht….“
Die Zeder, um 1840 gepflanzt, ist nur wenige Jahre älter als der Verein selbst. Im Rahmen der Veranstaltung wurden Kerzen für namentlich bekannte Opfer sowie für unbekannte Kinder entzündet und Rosen niedergelegt. Das Leitmotiv der Zeremonie wurde durch den leichten Wind, der durch die Zweige rauschte, begleitet, so als wolle er uns mahnen, nie wieder solche Gräuel zuzulassen – ein Gänsehautmoment!
Heute braucht die Zeder selbst Unterstützung: „Sie erzählt von den Gräueln der Geschichte und mahnt uns füreinander einzustehen“, erklärt der Wiesbadener Künstler Nabo Gaß, der ein Mahnmal aus Stehlen mit fortlaufender Leuchtschrift gestaltete, die als Stütze die Äste der Zeder stabilisiert und an die Kinder und Jugendlichen erinnert, die während der NS-Zeit aus den Evangelischen Erziehungshei-
In Gedenken an die Opfer stützt die Stehle die Zeder.
men auf dem Geisberg genommen und in staatliche Heime gebracht, wo sie unter ungeklärten Bedingungen ihr Leben zubrachten oder ermordet wurden.
EVIM nutzte das Jubiläum, um die eigene Geschichte während der NS-Zeit wissenschaftlich neu untersuchen zu lassen.
Der Evangelische Verein für Innere Mission (EVIM) wurde 1850 gegründet und feiert 2025 sein 175-jähriges Bestehen.
Heute engagiert sich der Verein mit über 3400 Mitarbeitenden in den Bereichen Jugendhilfe, Bildung, Teilhabe und Altenhilfe.
Mit dem Denkort auf dem Geisberg bekennt sich EVIM zu einer offenen und selbstkritischen Erinnerungkultur – als Teil seiner diakonischen Verantwortung in Kirche und Gesellschaft. (Text EVIM)
Mehr zu EVIM unter: www.evim.de & www.evim175.de
Im Hintergrund Matthias Loyal, Vorstandsvorsitzender EVIM, vorne der Künstler Nabo Gaß, Gestalter des Mahnmals
Frühere Berichte seien zum Teil beschönigend gewesen. Lang galt EVIM als reines Opfer des Nationalsozialismus; diese Sicht sei jedoch unvollständig. „Wir müssen bekennen, dass auch hier im Geist des Nationalsozialismus erzogen wurde“, erklärte Matthias Loyal, Vorstandsvorsitzender von EVIM. Demnach habe EVIM offenbar versucht, die eigene Organisation zu schützen, wobei der Schutz der Kinder geopfert worden sei.
Die Historikerinnen und Historiker der Agentur Guttmann Grau und Partner untersuchten die Vorgänge in den damaligen Erziehungsheimen auf dem Geisberg. Im Zentrum stand die Frage, was mit den Kindern geschah, die 197 auf Anordnung der NS-Behörden in staatliche Einrichtungen verlegt wurden. Vier Biografien konnten eindeutig rekonstruiert werden:
• Hans P., geboren 1924, getötet 1944 im Kalmenhof (Idstein/Ts.)
• Erhard R., geboren 1928, getötet 1941 im Kalmenhof (Idstein/Ts.)
• Ferdinand M., geboren 1922, getötet 1944 im Kalmenhof (Idstein/Ts.)
• Else M., geboren 1922, ermordet 1941 in Hadamar Für zahlreiche weitere Kinder bleiben Lebenswege unklar. Das ausführliche Kapitel zu diesem Abschnitt ist in der Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum dokumentiert (S. 68–79).
Zum Abschluss erinnerte Matthias Loyal an die bleibende Aktualität des Gedenkens: „Die Frage, wie
wir uns in autoritären Systemen verhalten, ist weltweit sehr aktuell. Dieser Ort erinnert uns daran, dass Menschlichkeit, Verantwortung und Mut zum Widerspruch nie selbstverständlich sind.“
Fotos: Paul Müller
Nach acht Jahren Sanierung hat das Kunsthaus Wiesbaden sein Atelierhaus im historischen Altbau wieder eröffnet – und lud am 6. September 2025 mit umfangreichem Rahmenprogramm zum großen Einweihungsfest. Ein Tag, an dem Besucherinnen und Besucher erstmals Einsicht in die auf vier Stockwerke verteilten elf Ateliers gewinnen konnten und die künstlerische Vielfalt der Stadt aufleuchten sahen.
Straszewski. Ihr Spektrum reicht von Bildhauerei und Malerei über Fotografie bis hin zu Klangkunst und Performance – allesamt Teil einer lebendigen Schnittstelle zwischen bildender Kunst, Medien und urbaner Lebenswelt.
Die neu gestaltete Aula steht fortan als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum gleichermaßen zur Verfügung. Doch nicht nur das: Sie fungiert auch als Kunstraum für Vermittlungsformate, die den Dialog
Historie trifft Gegenwart: Der Schulberg als Ort künstlerischer Entwicklung
Die Geschichte des Gebäudes ist eng mit dem Wandel der Stadt Wiesbaden verknüpft. Seit der Beschlussfassung der Stadtverordnetenversammlung vom 24. November 2015 zur Generalsanierung des städtischen Kunsthauses stand auch die bauliche Zukunft des Gebäudes auf der Agenda. Der Einbau eines Aufzugs sicherte die barrierefreie Erschließung des
Die „Neuen“ im Atelierhaus des Kunsthauses Wiesbaden auf dem Schulberg
Wer zieht neu ins Atelierhaus ein? Seit Anfang August haben zwölf Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeitsräume bezogen: Juan David Bermúdez, Mareike Buchmann, Angela Cremer, Giacomo Frey, Lukas Gartiser, Anne-Louise Hoffmann, Danbi Jeung, Johanna Kiefer, Midia Omriko, Cornelia Rößler, Christiane Steitz, Daniel Stier und Christine
über zeitgenössische Kunst und gesellschaftsrelevante Diskurse anstoßen. Die Präsentationen finden weiterhin in der 2011 eröffneten Kunsthalle statt – nun aber auch in der Aula. Dort beherbergt ist außerdem die Artothek, die Kunst auf Zeit zum Ausleihen anbietet und die städtische Kunstsammlung mit rund 4000 Werken zugänglich macht.
historischen Altbaus, und eine Förderung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit ermöglichte eine energetische Optimierung des Gebäudes. So wurden Räume geschaffen, die Kunstschaffenden passende Arbeitsbedingungen bieten – eine wichtige Grundlage für die Förderung kreativer Prozesse.
Scherenschnitte von Christiane Steitz zieren das Treppenhaus des sanierten Atelierhauses des Kunsthauses Wiesbaden, Fotos: Harald Pulch
In diesem Geist öffnet sich auch die Aula wieder als Begegnungsort: Im September 2025 wurde sie mit der Ausstellung „Gesichtslos. Frauen in der Prostitution“ eröffnet – eine mutige, gesellschaftlich relevante Kooperation mit dem kommunalen Frauenreferat Wiesbaden. Ein Beispiel dafür, wie das Haus politische und soziale Diskurse in den künstlerischen Raum trägt. Kunststättenwechsel und Perspektiven: Vier Stockwerke, elf Ateliers
Die elf Ateliers verteilen sich über vier Stockwerke und bieten Raum für eine breite Palette von künstlerischen Ausdrucksformen. Von der zeitgenössischen Malerei über Skulptur und Fotografie bis hin zu Klanginstallationen und Performancekunst entsteht eine vielschichtige Atelierszene, die neugierig macht auf die kommenden Ausstellungen.
Offene Ateliers, Netzwerke, Partnerschaften
Pro Jahr sind zwei „Offene Ateliers“ vorgesehen – als Begegnung zwischen Künstlerinnen und Künstlern des Hauses und dem Publikum. Diese Formate sollen verknüpft werden mit der Teilnahme des Kunsthauses an der „Kurzen Nacht der Galerien und Museen“ im Frühjahr sowie mit einer im Herbst stattfindenden, noch näher zu benennenden Veranstaltung des Kunsthauses.
Die Ateliernutzung ist auf vier Jahre angelegt, mit einer einmaligen Verlängerungsmöglichkeit um weitere drei Jahre nach einem kurzen Gespräch. Derzeit sind alle Räume vergeben. Bewerbungen für künftige Vergaben werden erneut möglich, wenn ein entsprechender Aufruf gestartet wird. Wartelisten werden nicht geführt.
Ausblick: Dialog, Vielfalt und gemeinschaftliches Kunstschaffen Mit der neuen Atelierlandschaft setzt das Kunsthaus Wiesbaden einen klaren Impuls: Kunstschaffen vor Ort, Austausch mit dem Publikum und die Vielfalt zeitgenössischer Positionen in einer historischen Kulisse sichtbar machen. Die Verbindung von Atelier, Aula, Kunsthalle und Artothek schafft einen lebendigen Raum, in dem Künstlerinnen und Künstler arbeiten, ausstellen, vermitteln und diskutieren – und damit das kulturpolitische Selbstverständnis der Stadt aktiv mitgestalten.
Atelierhaus
Kunsthaus Wiesbaden Schulberg 10 65183 Wiesbaden
Sechs der zwölf KünsterlerInnen möchten wir hier stellvertretend vorstellen. Für die kommenden Ausgaben unseres Magazins sind weitere Berichte und Vorstellungen geplant.
Den Anfang machen Angela Cremer, Mareike Buchmann, Midia Omriko, Cornelia Rößler, Christiane Steitz unf Christine Straszewski.
Wir haben die KünstlerInnen unter anderem nach ihrer Motivation gefragt, sich um ein Atelier im Atelierhaus zu bewerben und welche Möglichkeiten Ihnen die Nutzung des Ateliers Ihrer Ansicht nach bietet.
Angela Cremer MALEREI
Mir bietet das neue Atelier die Möglichkeit, mich mit wandfüllenden Arbeiten auseinanderzusetzen. Dies möchte ich in einer alten Technik erarbeiten, die in der Renaissance ihre Hochzeit hatte, die Verwendung von Eitempera. Das hat zum einen den Grund, dass diese großen Arbeiten im Gewicht leichter werden, als sie es in der bisherigen Technik waren, weiterhin interessiert mich dieses Medium mit all seinen Charakteristika im Farbauftrag.
Das Kunsthaus ist einfach wunderschön und ich hoffte, hier oben auf dem Schulberg, Ruhe und Konzentration für meine Arbeit zu finden.
Außerdem reizt mich das Beisammensein mit anderen Künstlern und Künstlerinnen.
Beide Aspekte gestalten sich jetzt nach drei Monaten sehr, sehr positiv und ich bin einfach nur dankbar, im Kunsthaus ein Atelier zu haben.
www.angelacremer.de
Angela Cremer im neuen Atelier Atelierhaus, Foto mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
Midia Omriko – Interdisziplinäre Künstlerin
Als interdisziplinäre Künstlerin beschäftige ich mich mit Räumen, in denen Wahrnehmung sich öffnet und neue Erfahrungen möglich werden. Meine Praxis ist offen für Impulse u. a. aus Architektur, Philosophie, Psychologie, Natur und gesellschaftlichen Strömungen.
Meine künstlerische Sprache bleibt bewusst fluide, interdisziplinär und neugierig auf das Unbekannte.
Das Atelier bietet mir einen stabilen, ruhigen und inspirierenden Arbeitsort. Es eröffnet neue räumliche und inhaltliche Perspektiven und schafft ideale Bedingungen, um meine Projekte konzentriert und professionell
weiterzuentwickeln. Im Kunsthaus kann ich fokussiert arbeiten und Ideen vorantreiben – ein Raum, der Experimente trägt und inspiriert. Genau diesen Ort brauche ich, um meine Arbeit konsequent zu entfalten.
Das Atelier im Kunsthaus gibt mir den Raum, mich voll auf meine Kunst zu konzentrieren und mutig zu experimentieren. Es ermöglicht mir, meine interdisziplinäre Praxis konsequent weiterzuentwickeln und meine Projekte in aller Tiefe zu entfalten.
www.instagram.com/p/ DFuwvgKMUUL/
Dr. Mareike Buchmann, Performancekunst
Ich bin Performancekünstlerin und Bewegungsforscherin aus Wiesbaden. Das Zentrum meiner Arbeit bildet eine improvisatorische und autodidaktisch-experimentelle Praxis. Seit 2010 produziere ich performative Happenings, Solound Gruppenstücke sowie Lecture Performances, 2022 gründete ich das IDA FLUX Ensemble. Ich promovierte an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst zum Thema „Körper, Spuren, Spüren“. SYMSOMA heißt meine eigene Bewegungspraxis, die ich in Workshops teilte und vermittele.
Das Atelier bietet mir Raum für Proben sowie für prozesshaftes Arbeiten in den Medien Tanz, Text, Sound und Zeichnung. Meine Motivation mich, um ein Atelier zu bewerben war einen Raum zu haben, in dem ich meine vielfältige Kunst - von Proben, Recherchen, Workshops - konsequent ausüben kann und die nicht durch ständige Raumwechsel unterbrochen und gestört wird.
Dr. Mareike Buchmann Performancekünstlerin, Bewegungsforscherin, Kunstvermittlerin
Cornelia Rößler, Foto- und Videoinstallationskünstlerin
Mein Hauptthema ist der Mensch – insbesondere seine Identität mit dem Fokus auf die menschliche Haut.
Seit August genieße ich das Atelier in Wiesbaden. Die Bedingungen sind ausgezeichnet, und es arbeiten dort viele interessante Künstlerinnen und Künstler, mit denen ich mich auf einen inspirierenden Austausch freue. Ich arbeite viel im öffentlichen Raum, erkunde die Umgebung und lerne die dort lebenden Menschen besser kennen. Als Foto- und Videokünstlerin thematisiere ich Transformationsprozesse von Menschen und Räumen. In meiner empirischen Arbeit setze ich mich mit der menschlichen Haut, dem größten Organ, dass das Innere vor dem Äußeren schützt, zugleich aber auch als Membran in die Welt atmet, auseinander. Sowohl in meinen Skulpturen als auch in den Fotografie- und Videoinstallationen geht es mir um den Menschen und seiner Identität. Fragen nach den verborgenen Informationen im Menschen hat mich von der Diversität bis hin zur Befragung des genetischen Codes geführt. Mir geht es stets darum, den menschlichen Körper als Einheit zwischen äußerer Erscheinung und innerer Befindlichkeit zu erfahren. Die menschliche Haut dient als Metapher, um die Persönlichkeit eines Menschen zu umschreiben. Aus dem biologischen Fundament entstehen Kunstwerke und raumübergreifende Installationen, die in der Frage nach dem Leben kulminieren. www.corneliaroessler.de • Instagram: @cornelia_roessler
Die Vertiefung in einzelne Bilder und Begegnungen mit Menschen haben mein Berufsleben als Lehrerin geprägt.
Heute knüpfe ich daran an, konzentriere mich auf die Fotografien, bearbeite sie mit der Schere, durchbreche die Oberfläche und reduziere das Ausgangsbild auf das, was ich als den Kern des Bildes empfinde. Mich berührt die Verletzlichkeit der vergangenen Momente, die Sprache der Körper, der Kleidung, der Berührungen und der Kleinigkeiten im Umfeld. Ich suche nach Verbindungen zwischen individuellen Besonderheiten und sozialen und historischen Momenten.
Obwohl ich im Kunsthaus das kleinste Atelier habe, bietet es mir sehr viel mehr Platz als ich bisher hatte. Das ist großartig.
Den Raum im Dachgeschoss empfinde ich als konzentrierten Rückzugsort, an dem ich ohne Ablenkung arbeite und ein Gefühl von offener Zeit habe, die nur mir gehört. Dazu gibt es Kontakte zu den Kolleginnen, die dazu führen, die eigene Position zu klären, weiterzuentwickeln.
Eine wunderbare Möglichkeit besteht in der Teilnahme an der Kurzen Nacht der Galerien und Museen.
Meine Motivation für die Abewerbung um ein Atelier: Arbeitssituation, Lage in der Innenstadt, also kurze Wege, Preis, Kontaktmöglichkeiten zu KollegInnen und RezipientInnen.
christiane-steitz.de (Christiane Steitz im Atelierhaus, Foto: Harald Pulch)
Christine Straszewski, FANCYSTUDIO, Ort der Verbindung Für mich ist das Kunsthaus Wiesbaden ein Raum, der sich aus einer inneren Logik meines Schaffens heraus öffnete – ein Ort, an dem sich künstlerische Entwicklung, persönliche Geschichte und energetische Bedeutung auf besondere Weise verdichten. Das Atelier dort entstand nicht aus einem formalen Bewerbungsimpuls, sondern aus einem Moment der Klarheit: Das Kunsthaus bietet genau jene Atmosphäre, die ich für mein wachsendes künstlerisches Universum benötige; ein Ort, der Schaffenskraft ausstrahlt und zugleich empfängt.
FANCYCOSMOS, den ich 2024 im Rahmen der Ausstellung PLAYING GODS in einem intensiven Prozess gemeinsam mit einer KI entwickelte, bildet die Ausgangsbasis für diese Entwicklungen. Was dort als narrative und bildnerische Erkundung begann, hat sich zu einem multidimensionalen Werkfeld erweitert, in dem Malerei, Konzeptkunst, Installation und Performance ineinandergreifen. Die Malerei bleibt dabei eine zentrale Quelle – als visuelle Verdichtung, als emotionaler Code, als intuitiver Anker, der viele ihrer performativen Handlungen trägt.
Vor diesem Hintergrund ist das Kunsthaus Wiesbaden für mich mehr als ein Atelier: Es ist ein energetischer Knotenpunkt. Die lichtdurchfluteten Räume, die direkte Nähe zur Artothek und die Präsenz anderer Künstler*innen schaffen ein Umfeld, in dem gemeinsames Denken, spontaner Austausch und künstlerische Vertiefung selbstverständlich werden.
Christine Straszewski im neuen Atelier Atelierhaus, Foto mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
Jubiläumsausstellung „Lauf der Zeit“ im Foyer des Rathauses Wiesbaden
„Lauf der Zeit“
70 Jahre BBK Wiesbaden
Der BBK Wiesbaden, gegründet am 18. Juni 1955, blickt auf sieben Jahrzehnte Engagement für die Interessen bildender Künstler in der Stadt zurück.
Mit Ausstellungen, kulturpolitischem Einsatz, Netzwerkarbeit und einer klaren Haltung hat der Verband die Kulturlandschaft Wiesbadens maßgeblich mitgeprägt. Als Höhepunkt im Jubiläumsjahr fand die Jubiläumsausstellung vom 29.07. bis 07.08.2025 im Foyer des Wiesbadener Rathauses unter dem Titel „ Lauf der Zeit“ statt – ein eindrucksvoller Beleg für Kreativität, Vielfalt und Wirksamkeit des BBK in der Stadt.
Historischer Hintergrund o Der BBK Wiesbaden existiert bereits seit 1955, lange vor dem später in Frankfurt gegründeten BBK-Bundesverband (1971), der heute seinen Sitz in Berlin hat. Der BBK Wiesbaden gehört damit zu den Pionieren der Berufsverbandslandschaft.
o Zu den prominentesten Mitgliedern zählen Christa Möhring* und Wolf Spemann*, die sich von Beginn an stark engagierten.
Struktur, Aufgaben und Finanzierung
o Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. vertritt seit 1972 die Interessen professioneller Künstlerinnen und Künstler gegenüber Politik und Verwaltung auf Bundesebene und ist unabhängig von Parteipolitik.
o Der BBK Wiesbaden gehört als Regionalverband dem BBK Landesverband Hessen an und vertritt aktuell 115 professionelle Künstlerinnen und Künstler aus Wiesbaden und Umgebung.
o Die Finanzierung erfolgt über Mitgliedsbeiträge; hinzu kommt ein Zuschuss des Kulturamts.
Ziele und Aktivitäten
o Politische Interessenvertretung der Mitglieder ist Kernziel des BBK als Berufsverband.
o Eine der zentralen historischen Erungenschaften des BBK ist die Mitwirkung an der Gründung der Künstlersozialkasse (KSK), die Künstlerinnen und Künstler sozial absichert.
o Berufliche Teilhabe: Forderungen, dass Künstlerinnen und Künstler für ihre Arbeit und
Ausstellungen finanziell angemessen entlohnt werden, stehen regelmäßig auf der Agenda.
o Der Landesverband Hessen führt wechselnde Ausstellungen in unterschiedlichen Städten in Hessen durch. Die letzte BBK Landeskunstausstellung fand in Marburg statt. Die nächste Landeskunstausstellung wird 2027 stattfinden.
Jubiläumsjahr und Ausstellungen
o Im Jubiläumsjahr 2025 des BBK Wiesbaden stand die Hauptausstellung „Lauf der Zeit“ im Rathausfoyer im Mittelpunkt, ergänzt durch zahlreiche Ausstellungen über das Jahr in der SCHAUstelle.
o Die SCHAUstelle dient als zentraler Ort der Präsentation und Vernetzung. Die 16 neuen Mitglieder, werden hier im Januar/ Februar 2026 (29.01.–08.02.2026 und 1.02.–01.0.2026) in zwei aufeinanderfolgenden Ausstellungen vorgestellt.
Mitgliedschaft und Zugang o Aufnahmevoraussetzungen umfassen in der Regel ein abgeschlossenes Kunststudium;
Christa Moering Malerin, Galeristin geboren: 10. Dezember 1916 in Beesenstedt gestorben: 9. Juni 201 in Wiesbaden
Christa Moering absolvierte ab 196 die Kunstgewerbeschule in Stettin. Ihr Künstlerweg setzte sich in Leipzig an der Kunstakademie fort, führte über Berlin und mündete 1945 in den Abschluss an der Städelschule in Frankfurt.
1942 zog Moering nach Wiesbaden, wo sie 1950 Mitbegründerin der Künstlergruppe 50 Wiesbaden wurde. Sie unterrichtete, organisierte Gesprächskreise und setzte sich früh für die Belange von Künstlerinnen und Künstlern ein. Der 1955 neu gegründete BBK Wiesbaden bildete genau das richtige Format für dieses Anliegen. Sie setzte sich für die Sichtbarmachung der Kunst und die Förderung der Kunstschaffenden ein. 1956 bezog sie ihr eigenes Atelier in der Martinstraße. Zwei Jahre später eröffnete sie eine Galerie zugunsten anderer Künstlerinnen und Künstler, die sie als „Unbehauste“ bezeichnete. Dort stellten zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus und fanden eine breite Wahrnehmung. Moering blieb zeitlebens Kämpferin für künstlerische Freiheit, Netzwerke und Sichtbarkeit der kreativen Praxis. (Quellen: Stadtlexikon der Stadt Wiesbaden & Petra von Breitenbach, Wiesbaden)
Künstlerinnen und Künstler ohne Studium können durch Nachweise ihrer künstlerischen Tätigkeit aufgenommen werden.
o Zu den Vorteilen der Mitgliedschaft zählen Ausstellungsmöglichkeiten, der direkte Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen sowie zur Besucherschaft. Gerade für Künstlerinnen und Künstler, die oft allein arbeiten, bieten diese Netzwerke Inspiration, Feedback und neue Perspektiven.
Standort und Infrastruktur
o Der BBK Wiesbaden wird durch ehrenamtliche Vorstandsmitglieder vertreten; aufgrund der Erweiterung der Arbeitsbelastung wurde der Vorstand durch eine Satzungsänderung um zwei Mitglieder erweitert.
o Eine festangestellte Bürohilfe unterstützt die Organisation wöchentlich administrativ.
o Die SCHAUstelle in der Marcobrunnerstraße im Rheingauviertel dient als zentraler Treffpunkt und Ausstellungsraum. Hier werden regelmäßig Projekte und
Kooperationen präsentiert – mit einem starken Fokus auf künstlerische Freiheit und Selbstbestimmung. Die Ausstellungen finden in der Regel samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr statt. Anders als in kommerziellen Galerien fließen Verkaufserlöse zu 100 Prozent an die Künstlerinnen und Künstler.
Ausblick 2026
o Geplant ist neben den bereits erwähnten Ausstellungen der „Neuen“ im BBK eine Teilnahme an der Kurzen Nacht der Galerien und Museen Wiesbaden (Thema: „Material im Wandel“, ab 11.04.2026) sowie im Herbst die Ausstellung „Tatorte Kunst“ zum Thema „Echoes der Erinnerung“.
o Zusätzlich werden drei LABs (Laboratorien) angeboten, in denen sich Künstlerinnen und Künstler zu selbstgewählten Themen zusammenschließen und in der SCAUstelle ausstellen können.
o Weiterhin wird auf der Webseite regelmäßig über aktuelle Termine und Bewerbungsfristen informiert.
Im Jubiläumsjahr wurde nochmals eindrucksvoll die nachhaltige Wirkung des BBK Wiesbaden dokumentiert: Eine starke Verbindung von Kunstpraxis, Netzwerkarbeit, politischer Interessenvertretung und öffentlicher Sichtbarkeit.
Der Verband bleibt eine zentrale Plattform für professionell arbeitende Künstlerinnen und Künstler in Wiesbaden und der Region, mit klarer Vision, sichtbaren Ergebnissen und einer lebendigen Kunst- und Kulturarbeit.
Eingang zur SCHAUstelle, Marcobrunnerstraße
Wer sich für Ausstellungen oder aktuelle Projekte interessiert, findet Informationen auf der Webseite www.bbk-wiesbaden.de
BBK Wiesbaden
Geschäftsstelle
Marcobrunnerstraße 65197 Wiesbaden
Fotos: BBK Wiesbaden
Hanns Wolf Spemann, Hochschullehrer, Zeichner, Bildhauer und Objektkünstler geboren am . Juli 191 in Frankfurt am Main gestorben am 14. September 202 Nach seinem Studium bei Prof. Ewald Mataré in Düsseldorf (1955–1957) gründete er ein eigenes Atelier in Wiesbaden und setzte sich früh für die beruflichen Belange von Künstlern ein.
1955 gründete sich der Berufsverband der bildenden Künstler (BBK) in Wiesbaden, der Spemann als ideales Format erschien, um die spezifischen Interessen von Künstlern gegenüber Kommunen, Galerien, Presse, Ämtern und anderen Institutionen zu vertreten. Für Spemann war Künstlersein ein Beruf mit gesellschaftlicher Verantwortung, und bis ins hohe Alter nahm er an BBK-Sitzungen teil. Er war auch Mitbegründer der Kunstarche Wiesbaden e.V., er stellte stets den Menschen in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Wahrnehmung. Hanns Wolf Spemann war zudem ein außergewöhnlicher Pädagoge; Bildende Kunst betrachtete er neben Musik und darstellender Kunst als zentrale kulturelle Notwendigkeit. Er besaß die Fähigkeit, Aussagen zu treffen und Statements zu formulieren, die den Betrachter berühren. (Quellen: Archiv der Kunstgesellschaft & Roland Meyer-Petzold, Wiesbaden)
„Alles muss möglich sein!“ Sopranistin-Gesangspädagogin Mary Lou Sullivan-Delcroix (links) schultert jetzt 80 Lenze. Mit diversen Auftritten von Schauspiel bis Lesung ist Schauspielerin Gabriele Regensburger der Prinzipalin des Hinterhof-Palazzos mit ihrer Werkstatt für Gesang, Spiel & Sprache in Freundschaft verbunden.
Vielsaitigkeitskünstlerin mit Herz
Sopranistin, Gesangspädagogin & Prinzipalin: Jubilarin Mary Lou Sullivan-Delcroix schultert
80 Lenze
Kaum zu glauben – Mary Lou Sullivan-Delcroix schultert runde 80 Lenze. GratulARTion!
„Alles muss möglich sein!“ Die lyrische Sopranistin lebt ihr Credo als Gesangspädagogin, Musikdozentin, Regisseurin und Prinzipalin des bundesweit einzigartigen HinterhofPalazzos (seit 1996) mit Sparten verbindender Vielsaitigkeit aus. Ihre 198 gegründete „Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache“ feierte das 40jährige. Ihr English Theatre Workshop ging 1989 mit Noel Cowards „Blithe Spirit“ im Anny-LangHaus erfolgreich an den Start.
Der beliebten Gesangsdozentin der Wiesbadener Schule für Schauspiel liegt Nachwuchsförderung am Herzen.
Für ein Sternstündlein ist die mehrfach akademisch diplomierte Künstlerin aus Connecticut mit irischen und holländischen Vorfahren immer gut. Bei Gastspielen in Salzburg, Wien, London und Canterbury galt die Belcantina mit der Lotte Lehmann-Stimme als „Botschafterin aus Wiesbaden“.
Der vor Temperament sprühende Rotschopf mit der humoristischen Ader und dem Faible für Literatur steht für glockenreinen Belcanto mit warmem Timbre – von Schumann bis Sam Shepard, Oper, Kirchenmusik, Musical.
Auf diversen Bühnen ihrer Wahlheimatstadt Wiesbaden trat sie auf – Kurhaus, Villa Clementine (Interkultureller Salon der Frauen in Schwarz Kreatief), Pariser
HofTheater, Kunsthaus (Jürgen D. Schirrmachers „Kameliendame“), Bonifatiuskirche.
Vielfach engagiert, ist Mary Lou eine auf dem Cover abgebildete Protagonistin der Anthologie „Erlebte(r) Geschichte(n)“ von Gesine Werner: „Wiesbadener Zeitzeuginnen & Zeitzeugen erzählen“. Herausgeber ist der Förderverein des Stadtarchivs Wiesbaden.
Ehrenamtliches Engagement bezeugt soziale Ader. Prägnante Beispiele sind, die von Gesine Werner initiierte, „BenefizGalaNacht“ für Sarajewo im und mit dem Circus FlicFlac mit Sigrid Jennes-Müller & Wolfgang Stifter (Schirmherr: OB Achim Exner).
Zu nennen auch der Internationale KulturBrückenschlag „Der lange Weg vom Krieg zum Frieden“ in der Stadtbibliothek und im Roncallihaus der „Benefizabend für Benevolencija Bosnia“ der Frauen in schwarz Kreatief mit dem Aktiven Museum Deutsch-Jüdischer Geschichte, Amnesty, Freundeskreis St. Bonifatius, VHS.
Ein exquisites Schmankerl (Regie: Klaus Dieter „KaDe“ Köhler) war nach mehrjähriger Recherche von Dramaturgin Mary Lou eine Doppel Femmage: „Die Europäerin: Pauline Viardot-Garcia - Sängerin, Komponistin, Pianistin & Salonnière“. Mary Lou huldigt vergessenen Komponistinnen wie Amy Beach, deren Kompositionen die Sopranistin (Klavier: Cornelia Zimanowski) selbst gesungen hat.
Tim Hawken, begnadeter Opernrepetitor am Musentempel und Uwe Kraus-Fu, langjähriger Publikumsliebling am Musentempel Wiesbaden, bekamen Ovationen für die eindrückliche Hommage an Konstantin Paustowski. Bravorufe für das musikliterarische Doppel Kästner/Tschaikowsky mit Uwe Kraus-Fu und dem beseelt interpretierenden Pianisten Wolfgang Stifter.
Das traditionsreiche Christmas Carol startet im HinterhofPalazzo am 16. Dezember 2025, um 19 Uhr.
Text und Foto: Gesine Werner
„Das
Kunstausstellung im thalhaus Wiesbaden
Ab Februar 2026 präsentiert die in Wiesbaden lebende und arbeitende Künstlerin Anna Bieler im thalhaus ausgewählte Werke ihrer farbstarken Malerei. Bieler erzählt in ihren Bildern Geschichten über den Menschen, das Menschsein und seine inneren Zustände – mal poetisch, mal beunruhigend, aber immer intensiv.
In der Ausstellung „Das Kreisen der Dinge“ werden insbesondere einige der großformatigen Arbeiten der Künstlerin gezeigt, ergänzt durch kleinere Formate. Die titelgebende Arbeit „Das Kreisen der Dinge“ aus dem Jahr 2017 (Öl auf Leinwand, 100 × 180 cm) soll symbolisch die Dynamik und die unsichtbaren Kräfte hinter dem Weltgeschehen darstellen. Bieler betont damit, dass alles nicht nur in ständiger Bewegung ist, sondern auch miteinander verbunden.
Inspiration aus der Zusammenarbeit mit der Wiesbadener Künstlerin Christiane Steitz im Projekt „en passant“ (Ausstellung vom 6.–14. Juli 2025 in der Schaustelle des BBK in Wiesbaden) führte Anna Bieler dazu, selbst Scherenschnitt-
techniken zu verwenden. Aktuell nutzt sie diese Scherenschnitte als Sprayvorlage, vor allem für ihre großformatigen Arbeiten. Die Künstlerin kombiniert Sprayen mit Malerei und arbeitet überwiegend in mehreren Schichten. Von diesen neuen Arbeiten werden ebenfalls einige in der Ausstellung gezeigt.
Ein weiteres Element der Ausstellung zeigt die Einladungskarte „Schlaf“ (2025, Mischtechnik auf Papier, 2 × 47 cm, Foto siehe S. ). Das Motiv präsentiert neue Gestaltungselemente, die die Künstlerin in ihren aktuellen Arbeiten verwendet: Der farbkräftige Hintergrund wird durch einen Scherenschnitt in zweiter Ebene ergänzt (bei dieser Karte stammt der Scherenschnitt noch von Christiane Steitz).
Die Ausstellung im thalhaus wird durch den sehenswerten Katalog „Large Paintings – Großformatige Arbeiten“ ergänzt. Er bietet eine repräsentative Auswahl ihrer großformatigen Werke aus den Jahren 2010 bis 2025.
Die Ausstellung bietet einen eindrucksvollen Querschnitt durch
Anna Bielers großartige Werke und ihre neueren Techniken, verbunden durch das zentrale Thema des Kreislaufs und der Verflechtung all dessen, was existiert. Ein Besuch verspricht intensive Bilderfahrungen mit poetischer und zugleich spannungsgeladener Ästhetik.
Das Kreisen der Dinge – Anna Bieler
02.02.2026 bis 06.06.2026
Vernissage: 01.02.2026, um 17 Uhr Einführung: Vivien Rathjen
thalhaus
Nerotal 18 6519 Wiesbaden www.thalhaus.de/galerie
Die Ausstellung ist an allen Veranstaltungstagen von 19 bis 22:30 Uhr zu sehen und besuchbar, nach Absprache auch außerhalb dieser Zeiten.
Mehr über Anna Bieler unter: www.annabieler.de
Kreisen der Dinge“, 2017 (Öl auf Leinwand, 100 × 180 cm), Foto: Anna Bieler
In den vergangenen 75 Jahren hat die Künstlergruppe 50 Wiesbaden eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1950 – einer Zeit des kulturellen Aufbruchs nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs – versteht sich die Gruppe als offener Raum für künstlerischen Ausdruck, kollegialen Austausch und gemeinschaftliches Wirken.
Von Beginn an verzichtete sie bewusst auf die formalen Strukturen eines eingetragenen Vereins. Stattdessen lebt sie bis heute von einem freiheitlichen Selbstverständnis, das sich auf wenige schriftliche Rahmenformulierungen stützt und ihren Mitgliedern maximale künstlerische Unabhängigkeit gewährt.
Die zum 75-jährigen Jubiläum im Kunsthaus Wiesbaden präsentierte und von Jana Dennhard kuratierte Ausstellung „Form – Farbe – Freiheit“ (1.0.–27.04.2025) griff diesen Geist eindrucksvoll auf. Mit ihrer großen Vielfalt an Positionen und Ausdrucksformen spiegelte sie das breite Spektrum der Gruppe
authentisch wider. Die Resonanz des Publikums war außerordentlich groß: Schon zur Vernissage am 12.0.2025 wurden 428 Besucherinnen und Besucher gezählt.
Über die gesamte Laufzeit hinweg kamen 2460 Kunstinteressierte in das Kunsthaus, darunter allein 95 BesucherInnen während der Kurzen Nacht der Galerien und Museen am 05. April 2025.
Begleitet wurde die Ausstellung von einem hochwertig gestalteten Hardcover-Katalog, der durch Zuschüsse des Kulturamts Wiesbaden, der Stadt Wiesbaden sowie des Ortsbeirats Wiesbaden-Mitte ermöglicht wurde. Die Gestaltung lag in den Händen von Iris Kaczmarczyk und der Agentur Loretta Ipsum (Dunja Stamm). Der Katalog war am Ende der Ausstellung vollständig vergriffen – ein weiterer Hinweis auf das große Interesse an der Künstlergruppe und ihrer Jubiläumsschau.
Im Vergleich zu anderen Ausstellungen des Kunsthauses Wiesbaden zeichnete sich „Form – Farbe – Freiheit“ durch eine besonders
hohe Besucherfrequenz aus. Die Öffnung hin zu einem dialogorientierten Ausstellungserlebnis spielte dabei sichere eine wesentliche Rolle.
Zahlreiche Führungen – sowohl von Künstlerinnen und Künstlern der Gruppe als auch von der Kuratorin – fanden rege Teilnahme und ermöglichten intensive Einblicke in die Entstehungsprozesse und Intentionen der ausgestellten Werke.
„Die Künstlergruppe50 ist seit einem Dreivierteljahrhundert nicht aus der Wiesbadener Kunstlandschaft wegzudenken – ein großes Glück für Wiesbaden und Umgebung“, so Jana Dennhard. „Es ist höchste Zeit, mit den KünstlerInnen dieses Jubiläum zu feiern!“
Ein Höhepunkt des Rahmenprogramms war das Podiumsgespräch mit Kuratorin Jana Dennhard und Mitgliedern der Künstlergruppe50. Die Diskussion verdeutlichte die große Bandbreite der Publikumserwartungen: Sie reichten von der Hoffnung auf avantgardistische Provokationen über die Vorstellung einer stilistischen Einheit, wie sie
Mittwoch, 19. März 2025, 15 Uhr KünstlerInnen-Führung mit Elliane Dinnendahl und Peter Bernhard
Sonntag, 23. März 2026, 17.0 Uhr Kunst als Schlüssel zur Existenz
– Die Künstlergruppe50 Wiesbaden, D 2020, 79 Min., Regie: Stella Tinbergen, Ort: Caligari FilmBühne, Marktplatz 9, www.wiesbaden.de/caligari
Donnerstag, 27. März 2025, 19 Uhr Podiumsgespräch mit der Kuratorin Jana Dennhard M.A., Susan Geel und Tom Sommerlatte
Sonntag, 30. März 2025, 14 Uhr Kuratorinnen-Führung mit Jana Dennhard M.A.
Donnerstag, 3. April 2025, 17 Uhr Inklusive Führung mit Esther Poppe und Fabian Korner für Seheingeschränkte sowie Sehende
Samstag, 5. April 2025, 18 – 24 Uhr Kurze Nacht der Galerien und Museen
Die KünstlerInnen laden von 18-20 Uhr zum Dialog ein.
Donnerstag, 10. April 2025, 11 Uhr KünstlerInnen-Führung mit Petra von Breitenbach und Frank Deubel
historische Künstlergruppen etwa die „Brücke“ oder der „Blaue Reiter“ prägten, bis hin zum Wunsch nach einem Spiegel der heutigen vielfältigen Kunstlandschaft.
Gerade in dieser Vielfalt wurde vielen Besucherinnen und Besuchern jedoch erstmals bewusst, worin die besondere Qualität der Künst-
lergruppe50 liegt: in ihrer Freiheit, jenseits modischer Kunstmarkttrends individuelle Wege zu gehen und dennoch professionelle Qualität und eine klare künstlerische Handschrift zu zeigen.
Die Jubiläumsausstellung hat damit nicht nur einen Rückblick auf 75 Jahre gemeinschaftlichen Schaffens ermöglicht, sondern zugleich die zentrale Idee der Gruppe neu ins Licht gerückt: „Freiheit in Form und Farbe“ – als offenes Bekenntnis zu persönlicher Ausdruckskraft, künstlerischer Eigenständigkeit und einem lebendigen Dialog mit dem Publikum.
Nun geht die imposante Ausstellung auf Wanderschaft:
• Stadtschloss Simmern, Mai 2026 Im Jahr 2026 wird die Künstlergruppe50 Wiesbaden im Stadtschloss Simmern im Hunsrück ausstellen.
Vernissage: Samstag, 2. Mai 2026 Die Ausstellung zeigt rund 40 Werke.
Ort: Foyer des Stadtschlosses. Museumsleiterin Kristina MüllerBongard hebt die Vielfalt der Künstlergruppe50 Wiesbaden hervor und freut sich auf die Ausstellung.
Zu den geplanten Ausstellungen wird es eine zweite aktualisierte Auflage des Jubiläumskatalogs geben, der in Simmern für 10 Euro erhältlich sein wird.
Kontext: Simmern gilt als kulturelles Zentrum des Hunsrücks und Ausrichter des jährlichen Filmfestivals. Die Region ist bekannt durch Edgar Reitz‘ Trilogie Heimat und Die andere Heimat. Zum Stadtschloss gehören zudem das von Reitz gegründete Heimatmuseum und eine Sammlung alter Meister.
Ausblick 2027
• Ein großes Ausstellungsprojekt ist in der Stiftskirche Collegiale Saint-Pierre-le-Puellier in Orléans/Frankreich geplant (Kontakt: Tom Sommerlatte).
Die Stiftskirche Saint-Pierre-lePuellier, ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 12. Jahrhundert, beherscht seit den 1960er Jahren Ausstellungen und ist seit 201 der zeitgenössischen Kunst gewidmet. Sie ist die älteste noch erhaltene Kirche in Orléans und bietet Raum für vielseitige Ausstellungen im Rahmen des Labels Ville et Pays d’art et d’Histoire. Partnerschaften mit Vereinen der bildenden Kunst sind gängig.
Ausblick 2028
• Geplant ist eine Ausstellung 2028 in Bad Nauheim in der Trinkkuranlage.
Näheres wird rechtzeitig auf der Website der Künstlergruppe50 Wiesbaden bekannt gegeben (www.kuenstlergruppe50wiesbaden.de).
Dieses Buch ist eine Hommage an das Frankfurter Bahnhofsviertel. Autor und Fotograf Ulrich Mattner lebt seit vielen Jahren mitten im Kiez und liebt das Quartier. Zu Unrecht sieht er das Viertel in der öffentlichen Wahrnehmung nur auf das Drogenproblem reduziert. Es zählt zu den größten Hotelstandorte Europas und ist mit 23.000 Arbeitsplätzen in 2.000 Firmen ein maßgeblicher Wirtschaftsmotor der Stadt.
So haben Goldman Sachs, Nestlé, die Deutsche Bundesbank, die Deutsche Vermögensberatung und andere Schwergewichte der Frankfurter Wirtschaftswelt dort ihre Hauptquartiere. Die Attraktivität als Wohnsitz zeigt eine Verdoppelung
der Einwohnerzahl auf heute 4.000 in weniger als zehn Jahren. Mattners eindrucksvollen Schwarzweißbilder aus knapp 20 Jahren zeigen das pulsierende Wirtschaftsleben des bunten Quartiers.
Wir blicken in Multi-Kulti-Basare, Szenebars und Rotlicht-Etablissements, in Milieukneipen, HipsterHot-Spots und in Hinterhöfe mit versteckten exotischen Restaurants. Neben den schönen Seiten des Viertels dokumentiert Mattner auch Drogenkonsum, Armut und Obdachlosigkeit. Für ihn vereint das Frankfurter Bahnhofsviertel mit seinen Lichtund Schattenseiten wie kaum sonst irgendwo Herausforderungen und Lebensgefühl einer modernen Metropole. Für das Layout und
Gestaltung zeichnet Professor Gregor Krisztan. Mit vielen Preisen insbesondere für Buchgestaltung ausgezeichnet, teilt er Mattners Begeisterung für das Bahnhofsviertel. Er inszenierte den Look dieses Buches als spannende Exkursion durch einen der interessantesten und lebendigsten Stadtteile überhaupt.
Als Werbung für das Viertel lädt Ulrich Mattner zur Buch-Tour „Nightflight durchs Bahnhofsviertel – Die ganze Welt in einem Kiez“ ein (Termine und Buchungen unter www.umattner.de). Zu den spannenden Zielen gehören das neue Maier Gustl´s Bahnhofsviertelmuseum und eine im Kirchturm versteckte, komplett für Übernachtungen eingerichtete Mönchszelle.
Bistro "My Way" ist beliebter Treffpunkt in der Taunusstraße
Sie stammt von der Künstlerin Andrea Böttcher und soll zur inneren Einkehr animieren. Die Übernachtung ist kostenlos.
Weitere Station ist eine Bordellkantine. Wo sonst nur die Damen des Hauses Zutritt haben, erfahren Tourgäste, wie ein Laufhaus organisiert ist, wieviel die Frauen verdienen und wie sie geschützt sind. Außerdem präsentiert die Tour eine LED-Panorama-Fotoshow über die Highlights des Quartiers, eine im Rotlichtviertel versteckte Streetfoto-Galerie und ein typisch afghanisches Restaurant in einem Hinterhof. Von Afghanen geschätzt für seine authentische Küche ist es selbst vielen Kennern des Viertels unbekannt.
Die ganze Welt in einem Kiez
Das Frankfurter Bahnhofsviertel
Ulrich Mattner, Gregor Krisztian Broschur 218 x 266 mm 16 Seiten Fotoband
Verlag Henrich Editionen
ISBN: 978--9620-085-4
22,00 € (D)
Alle Fotos: Ulrich Mattner
Ulrich Mattner auf seiner
Buch-Tour durch den Kiez
Für den „Wissbadener Bub“ Andreas Guntrum das erste SEG-Großprojekt und eine Herzenssache: Das historische Foto zeigt den heutigen IHKPräsidenten Jörg Brömer (links) mit dem neuen SEG-Geschäftsführer Guntrum. (Foto: SEG)
Ein stadtveränderndes Großprojekt im Herzen der Landeshauptstadt. Warten auf den Ersten Spatenstich: „Platz der deutschen Einheit Wiesbaden, Spatenstich 22.06.2012“ verkünden die nagelneu glänzenden Bauwerkzeuge kurz vor ihrem Einsatz. (Foto: SEG)
Von ganzem Herzen ein Wissbadener Bub
Schwanengesang von Andreas Guntrum, langjähriger Geschäftsführer von SEG und WiBau sowie CCW-Präsident
„Es geht immer um das gesamtstädtische Interesse. Mit meiner Lebensphilosophie deckt sich das Firmencredo absolut“, sagt Andreas Guntrum, der zum Jahresende 2025 den SEG-Chefsessel räumt und Mitte November sein „letztes Baufest“ feierte.
„Die Palette ist riesig und reicht von der Flächenentwicklung für neue
Wohngebiete wie das Erfolgsprojekt Parkfeld Biebrich mit mehr als 100 Wohneinheiten bis zum schwimmenden Bootshaus in Schierstein“, rekapituliert der scheidende SEGGeschäftsführer. „Bauen auf dem Wasser ham wir noch nie gemacht“, freute sich der vielseits erfahrene Jurist stolz über das für Schul- und Vereinssport wichtige 4,7 MillionenProjekt.
Ein ungewöhnliches Bauwerk von 20 mal 0 Metern, das aus Andernach per Schubverband als Fracht über den Rhein zum Westhafen „geschoben“ wurde: Das schwimmende Bootshaus der Biebricher Rudergesellschaft im Schiersteiner Hafen ist für bis zu 56 Ruderboote sowie den Rudersport im Verein und an Schulen das lang ersehnte „Zuhause“. Foto: Gesine Werner
Ein „wichtiges persönliches Anliegen“ sei ihm, „das Wohngebiet Zweibörn am Südfriedhof als die mit 750 Wohneinheiten größte aktuelle Wohnbauentwicklung noch auf die Schiene zu setzen.“ Gleiches gilt für das stadtverändernde Projekt „Platz der deutschen Einheit“, das mit dem Bau der Sporthalle und den Geschäften im Haus „viel Leben an diese Stelle gebracht hat.“ Die sozialen Probleme bleiben große Herausforderung.
Zuvor Baureferent in Mainz und Wiesbadener CDU-Stadtverordneter mit Erfahrung im Bau- und Planungsausschuss sowie im Aufsichtsrat der SEG, 2005 zum Geschäftsführer bestellt, hat Andreas Guntrum die vor 29 Jahren gegründete Stadtentwicklungsgesellschaft fast durch die ganze Unternehmensgeschichte begleitet.
Kein Mangel an Anekdoten: Wie es zur Statue mit Stadtoriginal „Knoblauch“ Waldemar Reichard kam, ist eine kleine Politposse. Eine Herzenssache als erstes Großprojekt war die Revitalisierung des Ex-Rotlichtreviers: „Die Kleine Schwalbacher Straße ist, jetzt schön und begehbar, aber noch nicht so belebt, wie wir uns das vorgestellt haben. Das ist erst der Fall, wenn die Mauritiushöfe fertiggestellt sind.“ unternehmen
Zur Einweihung des Hainweg-Parks am Hainweg als größtem Baugebiet in Wiesbaden-Nordenstadt wurde das obligatorische Band von Beteiligten aus Politik und Baugewerbe um SEG-Geschäftsführer Guntrum (. von rechts) symbolisch durchschnitten. (Foto: SEG)
Der Kulturort Walhalla der WVVHolding ist Kooperationspartner des World Design Capital 2026 der Region Frankfurt RheinMain. An den ersten Kuss im Kino Walhalla mit seinen „so schön abgesetzten Logen“ kann er sich gut erinnern. „Heute geht es darum, dieses Kleinod zu retten. Die architektonischen Planungen stehen, weitere Untersuchungen und Fachplanungen sind erforderlich. Die Bestandsicherung hat bereits begonnen. Als Kind dieser Stadt würde ich mich sehr freuen, wenn dieses emotional wertvolle Stück Wiesbadener Geschichte erhalten bliebe.“
Mit dem überraschenden Erwerb der ehemaligen Kaufhalle als prominente Liegenschaft im Herzen der Innenstadt will die SEG „Impulse für die notwendige Neuausrichtung der Wiesbadener City“ geben, betont der Geschäftsführer. „Für die Innenstadtentwicklung sind Schlüsselimmobilien in städtischer Hand wichtig. Deshalb haben wir die alte Kaufhalle in der Langgasse erworben und suchen aktuell nach einer guten Lösung.“
Kleine „Farbenspiele“ seien erlaubt bei einem in der Wolle rotweißblaugelb gefärbten, vielfach geehrten Jokus-Jünger und Keyboard-Tastenlöwen, der seit 1999 als CCWPräsident den größten Wiesbadener Fassenachts-Club leitet, dem die Politprominenz der Stadt angehört. Gesellschaftliches Wirken - mit der Goldenen Bürgermedaille gewürdigt - zieht sich wie ein „roter Faden“ durch das Leben des „schwarzen“ Vernetzungsprofis, seit fast 50 Jah-
März 2015: „Großer Bahnhof“ bei der Einweihung des „Kesselhauses“ im sanierten Ex-Wasserturm: SEG-Chef Guntrum berichtet in seiner Ansprache von einer „großen Herausforderung bei der Neugestaltung des Kulturzentrums Schlachthof“ und sieht „eine gänzlich neue erfolgreiche Perspektive mit der neuen Halle.“ (Foto: SEG)
ren Mitglied der CDU. Von ganzem Herzen Wiesbadener und Mitglied diverser Vereine, ist der in Kloppenheim geborene Filius der legendären „Rumpelkammer“ von Vater Fritz und Mutter Maria im Westend aufgewachsen.
Ab 2012 Gründungsgeschäftsführer der erfolgreichen SEG-Ausgründung WiBau GmbH, kann der Eingeborene nach 69 Baufesten persönlich anmerken: „Alle vier Schulen meines Lebens sind mir bei der WiBau wiederbegegnet: Ernst Göbel-Schule, Blücherschule, Fritz Gansberg-Schule und Martin-Niemöller-Schule.“ Kein Wunder, die WiBau ist schließlich zuständig für das breite Spektrum des Schulbaus in allen Facetten.
„Es war mir immer wichtig, in meiner Heimatstadt etwas zu bewegen, was die Stadt nach vorne bringt.“ Dem Schwanengesang folgt der Ausblick: „Ab Januar 2026 bin ich offen für neue berufliche Herausforderungen. Ich fühle mich fit und werde mich auch weiter ehrenamtlich engagieren.“
Gesine Werner
Nach 25 Jahren Engagement für die SEG wurde Mitte November 2025 die Eröffnung des schwimmenden Bootshauses im Hafen Schierstein, das für 4.7 Millionen Euro Gesamtkosten als „Teamleistung“ errichtet wurde, zünftig gefeiert. Für SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum war es sein „letztes Baufest“. Foto: Gesine Werner
Als Anfang Oktober Taylor Swifts Song „The Fate of Ophelia“ erschien, ahnte in Wiesbaden noch niemand, was zehn Sekunden Videomaterial auslösen würden.
Zehn Sekunden, in denen die PopIkone ein jahrhundertealtes Gemälde zitierte: Friedrich Wilhelm Theodor Heysers „Ophelia“ – ein Werk, das sonst eher in stiller Würde im Museum Wiesbaden hängt. Einen Herzschlag später war es weltberühmt. Und Wiesbaden gleich mit. Ein globaler Hype in der hessischen Landeshauptstadt – ausgelöst von einer Sängerin, deren
Fans jeden Hinweis, jede Referenz, jede Symbolik begeistert ausleuchten.
Das Museum reagierte schnell. Eine Selfie-Ecke wurde eingerichtet, die „Swifty-Tour“ steht in den Startlöchern, Vorträge zur Entstehung und Bedeutung des Gemäldes sind plötzlich ausgebucht. „So viele junge Besucher haben wir sonst nie auf einmal“, sagt eine Museumsmitarbeiterin und lacht. Es klingt nach Überraschung – und nach Erleichterung.
Denn wie fast alle Kunsthäuser kämpft auch das Museum Wiesba-
den seit Jahren mit dem gleichen Problem: Junge Leute bleiben fern. Museen gelten als langweilig, Führungen als belehrend, Schwellenangst ist allgegenwärtig.
Doch eine junge Gruppe in Wiesbaden hat beschlossen, dass man nicht länger darauf warten kann, dass die Jugend von selbst kommt.
Die „jungen Freunde“ – eine Bewegung gegen den Museumsstaub Das Projekt der Jungen Freunde des Museums Wiesbaden wurde angestoßen von Klaus Niemann aus dem Vorstand der Freunde des Museums zusammen mit Prof. Jörg Waldschütz, der an der Hochschule RheinMain im Fachbereich Kommunikationsdesign lehrt. Studierende entwickelten in ihrem Semester als Projektarbeit Ideen für die Gründung Junger Freunde.
Die dort entstandenen Ideen wurden weiterentwickelt und führten schließlich 202 zur Gründung der „Jungen Freunde des Museums Wiesbaden (JuMuWi), die das Ziel haben, kunst- und kulturinteressierten Menschen im Alter von 17 bis 0 Jahren nicht nur das Museum Wiesbaden aus einer neuen Perspektive zu zeigen , sondern auch den Einstieg in die Wiesbadener Kulturszene zu erleichtern sowie die Möglichkeit zu bieten, miteinander in Kontakt zu treten und sich zu engagieren.
Mit diversen Angeboten bietet die JuMuWi jungen Menschen aus Wiesbaden und Umgebung Raum für ihre kreative Entfaltung und setzt sich dafür ein, Kunst und Kultur zugänglicher und attraktiver zu gestalten. Ausgedacht werden sich die Events von einem Leitungsteam, zurzeit sind dies Matthias Taegener, Marie Valerie Plichta und Alicia Scheld sowie Klaus Niemann als „Pate“ und Initiator dieses Projektes. Ihr Ziel: Kunst
Kulturupdate für Wiesbaden
Junge
Freunde des Museums Wiesbaden
Museum Wiesbaden: Neuer Treffpunkt für junge Leute
nicht erklären, sondern erlebbar machen. Nicht belehren, sondern inspirieren.
Workshops, Ateliers, Nächte voller Kunst – und ein Netzwerk wächst Wer sich den „jungen Freunden“ anschließt, findet schnell heraus: Das hier ist kein angehängter Jugendclub, kein pädagogisches Programm. Es ist eine eigenständige Kultur-Community.
Zwischen Atelierbesuchen, Workshops, Talks mit Künstlern und Museumsmitarbeitern, Kooperationen mit Hochschulen und offenen Diskussionen über Kunst und Gesellschaft entsteht ein Netzwerk, das mehr will als nur Museumspädagogik. „Wir holen die Leute dort ab, wo sie sind“, sagt Alicia Scheld. „Viele sagen: ‚Wir haben keine Ahnung von Kunst, aber sie interessiert uns‘. Und genau da setzen wir an.“ Es gilt nicht weniger als eine vernachlässigte Generation zurückzugewinnen.
Im Oktober 2025 feierten die „jungen Freunde“ ihr einjähriges Bestehen – mit einem Event, das alles sprengte, was man in einem Museum erwartet: KRAM - Kunst. Raum. Aktion. Musik. Mehr als 00 junge Menschen feierten, eine ganze Nacht lang eine kreative Explosion zwischen Installationen, Performances und Beats. Kein Wunder, dass das Leitungsteam bereits eine jährliche Wiederholung plant.
Was als nächstes kommt: Eine virale Kunst-Offensive unter dem Titel „Ich sehe was, was Du nicht siehst“
Aktuell arbeiten die „jungen Freunde“ an einem neuen Großprojekt: einer digitalen und viralen Marketingkampagne für einen Fotowettbewerb zum Thema Kunst und Kultur in Wiesbaden. In verschiedenen Arbeitsgruppen entwickeln Studierende und junge Kreative Konzepte, produzieren Videos, Inhalte, Strategien – und setzen sie direkt um. Der Foto-Wettbewerb startet Ende Dezember, läuft bis Anfang März, und am 28. März 2026 kürt eine renommierte Jury die Gewinner.
Ein professionelles Projekt – aber offen für jeden, der Lust hat mitzudenken. Und Wiesbaden wird einmal mehr staunen.
Ein neuer Spirit für Wiesbaden 25 Euro im Jahr, bis 0 Jahre – mehr braucht es nicht, um Teil dieser jungen Kunstbewegung zu werden. Was man dafür bekommt, ist weit mehr als ein Mitgliedsausweis:
Es ist der Zugang zu einer Kulturwelt, die sich gerade neu erfindet. Mit „Ophelia“ wurden Türen aufgestoßen.
Die „jungen Freunde“ halten sie offen – und gestalten dahinter eine Szene, die so lebendig ist wie lange nicht mehr.
Alle Infos unter www.junge-freunde-museumwiesbaden.de und auf Instagram jungefreunde_muwi
Klaus Niemann
Fotos:
Pate der "Jungen Freunde" Klaus Niemann
Wenn die Wiesbadener Autorin und Immobilienmaklerin Erika Noack durch die Straßen der Landeshauptstadt geht, sieht sie mehr als Asphalt, Häuserzeilen und Werbeflächen.
Als profunde Kennerin ihrer Stadt weiß sie um die historische Entwicklung der Straßen, die sich im Laufe der Jahrhunderte von unbefestigten Wegen zu prachtvollen Alleen und Fußgängerzonen gewandelt haben. Manche Entwicklungen führten über Umwege heute zu einer erstaunlichen Veränderung: statt parkender Autos wieder ein
Platz mit Aufenthaltsqualität oder von der Kaserne zu Bussen und schließlich zu einer Großsporthalle.
Dies war für Erika Noack Anlass, ihr mittlerweile fünftes Buch den Wiesbadener Straßengeschichten zu widmen - Geschichten von Häusern und Menschen, von Herzögen, Händlern, Bewohnern, Arbeitern und Besuchern, die das Gesicht der Stadt geprägt haben.
So erfährt man beispielsweise, - dass am 18. Mai 1889 die erste Dampfstraßenbahn mit einer Geschwindigkeit von 16 km/h
vom Biebricher Rheinufer bis hin zur Beau Site im Nerotal fuhr – sehr zum Ärger der Anwohner, die sich über den Lärm und den übelriechenden Qualm beschwerten, - dass die besondere Attraktion des Hotels Viktoria an der Ecke Rheinstraße/Wilhelmstraße eine Rollschuhbahn war (für die Gäste standen Rollschuhe aus Buchsbaumholz zur Verfügung), - dass der Luisenplatz nach Eröffnung des Gymnasiums 1844 der wohl der größte und schönste Schulhof in Wiesbaden war, - dass der erste Name der heutigen Mauergasse „Froschgasse“ war, die in den hiesigen Weihern ihre Konzerte gaben. Im Volksmund hieß sie „Dreckgasse“, da die Anwohner ihren Abfall aus dem Fenster auf die Gasse warfen, - dass 1847 die Gaslaternen eingeführt wurden. Für die speziellen Gaslaternenwächter gab es einen von der Stadt erstellten „Beleuchtungskalender“, der u. a. vorgab, dass bei Vollmond 10 Laternen in der Innenstadt ausreichend sind, bei Halbmond aber bis zu 81, - dass die „Wartburg“, der wohl bekannteste Altbau in der Schwalbacher Straße, 1906 vom Wiesbadener Männergesangsverein errichtet wurde; dabei bezog sich der Name auf den (angeblichen) Sängerkrieg auf der Wartburg in Eisenach 1206.
Erika Noacks Buch ist eine Zeitreise von den Römern bis in die Gegenwart und macht anhand der Straßen- und Geschäftsentwicklungen das rasante Wachstum Wiesbadens im 19. Jahrhundert deutlich.
Doch nicht nur in den Straßen ist die Autorin aktive Beobachterin.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts ging es recht ruhig zu am Michelsberg. Doch dann kam 1896 die Straßenbahnlinie bis zur Walkmühlbrauerei, in den 1970er Jahren fuhren hier Busse und Autos.
Mehrmals im Jahr geht sie „in die Luft“ und fotografiert aus einer Cessna die städtebaulichen Veränderungen in Wiesbaden. Erinnerungen wachzuhalten, ist Ziel ihrer Dokumentationen, denn oft versinkt das „Gestern“ in der Hektik des Augenblicks.
Erika Noack: Wiesbadener Straßengeschichten in der EDITION 6065, Wiesbaden,188 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; ISBN978-3-941072-32-9
1892 eröffnete der jüdische Unternehmer Julius Bormass sein im Jugendstil errichtetes Kaufhaus am Mauritiusplatz. Beeindruckend war der riesige Globus auf dem Dach und das prachtvolle Treppenhaus. 1942 wurde das Ehepaar Bormass nach Theresienstadt deportiert, wo beide den Tod fanden.
Ebenfalls in der EDITION 6065 sind von der Autorin erschienen: Wiesbadener Straßengeschichten - die Friedrichstraße; Wiesbadener Straßengeschichten – die Wilhelmstraße; Wiesbaden aus der Vogelperspektive, Band 1 und 2.
Fotos:
Rheinstraße, Bormass und Michelsberg: „Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden, Sammlung Nassauischer Altertümer“
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Walhalla: „Sammlung Stadtarchiv Wiesbaden“
1897 eröffnete das Walhalla als „Spezialitäten-Theater“ in der Mauritiusstraße/Ecke Kirchgasse. Alle 14 Tage wechselte das anspruchsvolle Programm mit Varieté, Kabarett, Musical und Operetten. Danach traf man sich im Restaurant, in der Weinstube oder im Cafe‘. 1919 wurde das Walhalla zur Lichtspielstätte, nach dem 2. Weltkrieg wurde es 1950 mit dem Disneytrickfilm „Bambi“ wiedereröffnet, bis es 2017 wegen baulicher Mängel geschlossen wurde.
Ferdinand Hey’l (180 – 1897) bezeichnete in seinem „Führer durch Wiesbaden und Umgebung“ die Rheinstraße als vornehme Straße mit elegantem Charakter, exklusiven Hotels und Läden aller Art sowie einen Bürgersteig zum Flanieren und einen Reitweg.
Wenn Pop auf Klassik trifft und das Kurhaus Wiesbaden in magisches Licht getaucht wird – dann ist wieder so weit: Mit der „Night of Music“ verwandelt sich der historische FriedrichThiersch-Saal am 12. und 13. Dezember 2025 erneut in einen Schauplatz außergewöhnlicher musikalischer Begegnungen.
von Schwanensee bis Sting. „Made in Wiesbaden“ lautet das Motto, das jährlich aus der Region kommende Künstlerinnen und Künstler bewusst in den Mittelpunkt rückt. Das rund 60-köpfige Wiesbadener Sinfonieorchester e.V. unter der Leitung von Moritz Dindorf bildet das musikalische Fundament des audiovisuellen Konzertabends. Ein wesentlicher Bestandteil des
The night of music: Pop meets Classic
Palast Promotion präsentiert die zwölfte Ausgabe des beliebten Crossover-Formats, das seit Jahren zu den musikalischen Highlights der Vorweihnachtszeit zählt.
Das Erfolgsrezept bleibt unverändert: Die Night of Music führt klassische Orchesterklänge und moderne Pop- und Rockmusik zu einer lebendigen Einheit zusammen. Dabei entstehen immer wieder überraschende musikalische Kontraste – von Puccini bis Pink,
Programms ist die Begleitung des Gospelchors XANG goes Gospel, der seit drei Jahrzehnten für emotionale Tiefe und mitreißende Energie steht. Das rund 40-köpfige Ensemble verbindet traditionelle Gospelstücke mit modernen Arrangements – ein Publikumsmagnet.
Mit Timmy Rough steht in diesem Jahr einer der markantesten deutschen Rockstimmen auf der Bühne. Der Sänger und Gitarrist, bekannt als Frontmann der Band The New Roses, tourt seit Jahren
international durch die großen Metropolen.
Eine weitere nennenswerte Solistin des Abends ist Caroline Mhlanga, deren ausdrucksstarke Soulstimme und einnehmende Bühnenpräsenz sie in den vergangenen Jahren zu einer der spannendsten Künstlerinnen der Region gemacht haben. Ihr warmes Timbre und ihre unmittelbare Verbindung zum Publikum verleihen dem Programm zusätzliche emotionale Tiefe.
Gemeinsam mit überregional bekannten Solistinnen und Solisten, und der rockigen Night-of-MusicBand verspricht die Veranstaltung erneut ein musikalisches Erlebnis, das zeigt, wie lebendig und vielfältig die regionale Kulturszene ist.
Termine: 12. & 1. Dezember 2025 Kurhaus Wiesbaden
Beginn: 20:00 Uhr (Einlass 19:00 Uhr)
Tickets: www.wiesbadennightofmusic.de sowie Tourist Information Wiesbaden
Frankfurt, ein kühler Novembernachmittag. Auf der achten Ausgabe der Discovery Art Fair treffen sich neugierige Kunstfans, SammlerInnen und 100 Kunstschaffende, um sich zu informieren und zu präsentieren. Einer davon: der Künstler Harry Bauer aus München.
Bauer zeigt an diesem Wochenende eine Auswahl, die sein Werk in ungewöhnlicher Klarheit präsentiert: Von den aktuellen „New Entry“-Leinwänden bis zu Arbeiten aus seiner Serie Q. Mehr als dreißig Jahre künstlerische Arbeit liegen hinter dem umtriebigen Künstler. Dreißig Jahre des Überschreitens, des Probierens, des Sich-nicht-Begnügens. Seine Anfänge – Monotypien, Linolschnitte, Aquarelle – wirken heute fast wie die leisen Vorübungen für das, was folgen sollte. Denn früh schon zog es ihn hinaus aus der Fläche: hin zu Reliefs, Materialbildern, Installationen, zu dem, was nicht mehr nur Bild, sondern Objekt ist.
Und doch gibt es einen roten Faden, der sich durch all diese Jahrzehnte zieht: Bauers Hartnäckigkeit, Widrigkeiten zu suchen. Starre Formen aufzubrechen, Sicherheiten zu zerschneiden und aus den Trümmern etwas Neues, Unfertiges, Ungezähmtes entstehen zu lassen.
Bauer beschreibt seinen Arbeitsmodus als „Fließen bis zur Erschöpfung“.
Diese Leinwände sind keine dekorativen Objekte. Sie sind Austragungsorte – von Konflikt, von Zufall, von Intuition. Aggression steht neben Zärtlichkeit, ein ruhiger Farbraum neben einer eruptiven Materialwunde.
Viele seiner Werke bleiben unbetitelt. Ein bewusster Akt der Offenheit. Der Künstler will den Betrachtenden keinen Deutungsrahmen geben. Er will keinen Anfang, keinen Schluss, keine Richtung vorgeben. Stattdessen schafft er eine Art Resonanzraum, in dem jede*r die eigene Geschichte findet – oder erfindet. Es passt zu seiner Haltung: Malerei soll nichts vorschreiben. Sie soll Neugier zum Motor machen. Wer sich darauf einlässt, merkt schnell: Diese Kunst ist nicht abgeschlossen. Sie ist eine Einladung. Ein Prozess, der weiterläuft – auch im Kopf des Publikums.
Und vielleicht ist genau das das Geheimnis von Harry Bauer: dass seine Werke weniger Antworten geben als Fragen stellen. Und dass sie uns, ganz nebenbei, wieder lehren, genau hinzusehen. www.harrybauer.com
„Gemeinsames Eintreten für soziale Gerechtigkeit. Das Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt“ wurde auf der Sonderkonferenz am 14. Dezember 2019 als Leitziel des Sozialverbandes beschlossen. „Wir bieten soziale Dienstleistungen mit hoher Qualität und Wirkung für Alle an.“
Gerechtigkeit als Leitziel
Arbeiterwohlfahrt Wiesbaden und Frankfurt kommen mit dem Aufarbeiten unterschiedlich voran „Gemeinsam für soziale Gerechtigkeit“ ist der Titel des Grundsatzprogramms der Arbeiterwohlfahrt, die sich als „Wertegemeinschaft“ versteht. Die Leitsätze schreiben das Eintreten „für Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz“ fest. Mit der Umsetzung hat es ziemlich gehapert.
Wiesbaden oder Frankfurt - das Aufarbeiten der skandalösen Awo-Misere geht unterschiedlich voran.
In Wiesbaden kam Ex-Sozialdezernent Christoph Manjura nach einem Tag Verhandlung glimpflich davon. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt legte ihm Scheinarbeitsverhältnisse als „Beihilfe zur Untreue in einem besonders schweren Fall“ zur Last. In seinem vom Landgericht Wiesbaden Gericht verlangten, in letzter Minute abgelegten und „von Reue geprägten, umfassenden Geständnis“ sah der Beklagte die Scheinjobs nun als „Fehler“ an. Das milde Strafmaß von 90 Tagessätzen zu je 20 Euro lässt den Ex-Stadtrat als nicht vorbestraft gelten. Neben rund 4.000 Euro als Wiedergutmachung gab das Landgericht dem Ex-Magistratsmitglied die Kosten des Verfahrens auf. Derweil bekam der AWO-Kreisverband Wiesbaden eine neue Vorsitzende, hat erstmals ein feminines Leitungstrio. Die Diplom-Betriebswirtin Nadine Ruf, bislang SPD-Abgeordnete im Bundestag, leitet mit den stellvertretenden Vorsitzenden Johanna Domann-Hessenauer und Christa Enders die Geschicke des Sozialverbands der Landeshauptstadt.
In der Mainmetropole nebenan geht es rund. Vom Landgericht Frankfurt wurde Klaus Roth, Ex-Geschäftsführer der AWO Protect, wegen Untreue zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Das Urteil blieb zwar unter dem geforderten Strafmaß der Staatsanwaltschaft von dreieinhalb Jahren Knast, doch der von der Verteidigung dargestellte „Mitläufer“ sei Klaus Roth nicht gewesen. Im Frankfurter Kreisverband scheint es „mächtig“ zu kriseln. Vorstands-Chef Steffen Krollmann wurde fristlos gekündigt und zieht dagegen vor Gericht. Es soll um „Compliance-Gründe“ gehen. Fortsetzung folgt.
Text und Foto: Gesine Werner
Augen-Klänge und OhrenBilder
Wiesbaden-Biennale 2025: Inklusives Theater Anders begeistert mit dem „Tal der Schatten“ in der Kaiserfahrt
Faszinierend: Augen-Klänge, Ohren-Bilder, NasenSchmaus und Gaumen-Duft in der Kaiserfahrt. „Platz machen!“ war die Devise der Wiesbaden-Biennale 2025. „Im Fokus: Valleys of the Shadows - Rituals of Resistance“. Das Festival kann inklusiv, wie das „Theater Anders“ bezeugt. Die Wiesbadener Eigengewächse sind seit 2002 die munter kreative Truppe von Kulturpreisträgerin Priska Janssens.
„In der Dunkelheit sind Schatten unsere Lehrer*innensie helfen uns, das Licht zu finden. Wir lernen, unseren Instinkten zu vertrauen und uns nicht vor dem Monster unter dem Bett zu fürchten.“ Das „multisensorische Fest“ der temperamentvoll-gewitzten Performerin Jess Thoms, alias „Tourette-Shero“ aus London, war ein besonderes Erlebnis.
Im Dunkeln ist gut munkeln. Die „performative Installation für alle Generationen“ bespielte die ganze Kaiserfahrt von Willem Zwo als „Tal der Schatten“. Verborgene Räume öffnen sich. „Ruhe, alles schläft, die ganze Stadt schläft. Jedes Geräusch wird ein Abenteuer. Unheimlich.“ Eine barrierearme Reise für die Sinne. Licht und Schatten, Projektion an der Wand. Dunkel und Hell, Farben, verlangsamte Zeitlichkeit: „Behinderung ist eine ganz andere Art des Seins.
Die Schatten ruhen lassen.“ Datteln verkosten, Rosmarin schnuppern, Hamlet lauschen. „Da ist Rosmarin, der ist zur Erinnerung: bete, liebe, erinnere…“ Schnee als Schattentanz: „Der Rhein war zugefroren. Auf dem Rhein zu stehen, ist was ganz Besonderes.“ Geheimnisvolle Soundcollage geht unter die Haut. „Schnee ist was ganz Flauschiges, Schönes.“
Text und Foto: Gesine Werner
Christine Rupp-Kuhl, Co-Leiterin des „Theater Anders“, mit „Touretteshero“ Jess Thoms aus London bei der Wiesbaden-Biennale 2025 vor dem „Tal der Schatten“ in der verborgenen Kaiserfahrt von Willem Zwo.
Das Filmschloss Wiesbaden als Treffpunkt der Hochkaräter mit einem Goldjungen aus Hollywood: Thomas Stellmach (Oscar 1997: „Quest“), Christoph Lauenstein (Oscar 1990: „Balance“) und Alexandre Espirages (Oscar 2014: „Mr. Hublot“) im Filmsaal der FBW.
Vier Oscars und ein Kulturpreis
26. Internationales TrickfilmFestival Wiesbaden mit hochkarätigen Gästen So viel Oscar war nie im El Dorado „trickreichen“ Leinwandjuwelen. Seit 1999 Publikumsliebling, legte das 26. Internationales TrickfilmFestival Wiesbaden im Jahr nach dem Silberjubiläum noch eine Schippe drauf. Als kulturpreisgekrönte „Freunde der Filme im Schloss“ präsentierten Joachim und Detelina Grigorova-Kreck mit Michael O. Fechner, in der Anthologie der „erlebten Geschichte(n)“ des Fördervereins für das Stadtarchiv Wiesbaden vertreten, Superlative en masse.
„Frame by Frame“: Christoph Lauenstein, mit Zwilling Wolfgang 1990 „Balance“-Oscargewinner, blickte hinter die Kulissen: „Die Message ist wichtig“. Positive „Message“: Das renommierte Festival kann nach dem Aus der FBW weitermachen. Auf die Frage von Festivalchefin Detelina Grigorova-Kreck nach der Zukunft im Filmschloss sagte Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl, er sehe „gute Chancen der Weiterführung“.
Jörg-Uwe Funk übergab den Preis des Kulturamtes Wiesbaden 2025 an den zweifachen Oscar-Preisträger
Dr. Jan Pinkava („Geri`s Game/“Ratatouille“) als Leiter des Animationsinstitutes der Filmakademie BadenWürttemberg in Ludwigsburg. Kulturamtsleiter Funk ist „guten Mutes, dass es weitergehen kann“. www.filme-im-schloss.de
Text und Fotos: Gesine Werner
Der zweifache Oscarpreisträger Dr. Jan Pinkava („Geri´s Game“ / „Ratatouille“) nahm als Leiter des Animationsinstitutes der Filmakademie BadenWürttemberg in Ludwigsburg von Kulturamts-Chef Jörg-Uwe Funk den Preis des Kulturamtes 2025 im Büro der FBW-Geschäftsführerin Bettina Buchler entgegen.
Ehrenmitglied des Staatstheaters Wiesbaden und erster Hessischer Kammersänger: Charakterbariton Eike Wilm Schulte mit Pianistin Erika LeRoux, der Wiesbadener Kulturpreisträgerin des Jahres 2025.
Klingender Hochkaräter „rasierte“ als Barbier weltweit
Abschied von Kammersänger und HessenBotschafter Eike Wilm Schulte
Er galt als „ein Sänger zum Anfassen“, war ein weltweit „rasierender Barbier“ und ein Publikumsliebling: Jetzt ist Eike Wilm Schulte, Ehrenmitglied des Staatstheaters Wiesbaden, wo er „sieben Intendanten überlebt“ hat, kurz nach seinem 86. Geburtstag gestorben. Von 197 bis 1987 war der Westfale aus Plettenberg fest im Ensemble des Musentempels seiner Wahlheimat Wiesbaden. „Ich bin wegen des fantastischen GMD Sigi Köhler länger als geplant geblieben.“
Unter Standing Ovations und Bravorufen ging es für Hessens einzigen Kammersänger nie ab. „Die Stimme sollte primär sein“, war seine Devise. Placido Domingo holte ihn zum Lohengrin nach Los Angeles. Ewig jugendlich, wurde der edle Charakterbariton in Rom und Monte Carlo, Luzern, Salzburg, Gent, an der Met New York, der Scala Mailand, Covent Garden, La Fenice Venedig und in Tallin bejubelt.
Seit 1988 war der Ausnahmebariton im Ensemble der Bayrischen Staatsoper bis zum Bühnenabschied 2017. Der „Meistersinger“ hatte sein Halbjahrhundert-Bühnenjubiläum als 75jähriger “Fritz Kothner“ hier gefeiert. Sixtus Beckmesser gab er zwei Dutzend Male. Auf dem Grünen Hügel zu Bayreuth wirkte er viele Sommer lang als Heerrufer und Telramund.
Auch als veritabler Zeitzeuge der oral history-Anthologie des Stadtarchiv-Fördervereins („Erlebte Geschichte(n)“, Gesine Werner, 2022) sprach der Könner des Belcanto gerne Klartext: „Ich habe mit allen Berühmtheiten der Welt des Gesanges aus meiner Generation gesungen.“ Dem Nachwuchs riet er zu Humor: „Lasst Euch den nicht von irgendwelchen Regisseuren oder Intendanten nehmen.“
Die Hessische Landesregierung zeichnete den „Botschafter Hessens“ mit der Goethe-Plakette aus. Würdigung von Kollegen ist selten. Wolfgang Brendel lobte: „Du hast immer ehrlich und RICHTIG gesungen.“
Text und Foto: Gesine Werner
„Ahimsa Wagneriana – Wagner begegnet Indien.“ Ein exquisites Schmankerl in der Ringkirche.
Das Verbindende zeigen, nicht das Trennende
„Ahimsa Wagneriana - Richard Wagner begegnet Indien“ als spartenübergreifendes Juwel in der Ringkirche
„Der heilige Strom Deiner Musik durchbricht Hindernisse aus Stein.“
Mit Literatur-Nobelpreisträger Rabindranath Tagore setzte der langjährig erfahrene Schauspieler-Sprecher Uwe Kraus-Fu in seinem ausgefeilten Moderationstext schon in der Begrüßung den Ton: „Unsere Idee von Kunst ist es, das Verbindende zu zeigen, nicht das Trennende. Und so suchen wir nach Inspiration, Befruchtung, Verschmelzung und Ambivalenzen.“
Das von Sopranistin Ruth Staffa akribisch recherchierte Projekt „Ahimsa Wagneriana - Wagner begegnet Indien“ soll ein Dokumentarfilm werden, doch Filmförderung blieb versagt. Ahimsa ist das Prinzip der Gewaltlosigkeit.
Musik, Text, traditionsreichem Tanz und Spiritualität folgte das Publikum gebannt auf einen faszinierenden Traumpfad von Vater Rhein zu Mutter Ganges. Sinnträchtig sind Sparten und Religionen - Christentum, Hinduismus, Buddhismus und Judentum (Kaddisch) - verflochten.
„Wie ich mich nach den Studien der Inder sehne!“ Cosima-Brief und Wesendonck-Lieder. Rheingold-Ouvertüre meets indischen Raga in fesselnder Improvisation von beseelt bespieltem Flügel (der furiose Staatstheater-Repetitor Tim Hawken) und indischen Instrumenten. „The Soul of Ganga“: Mit virtuosem Spiel auf Sarod und Tabla kurbelten die aus Indien angereisten Brüder Anshuman und Vibhas Maharaj das Kopfkino an. Als „echte Hochdramatische“ auf großen Bühnen gefeiert, wusste Ruth Staffa mit leuchtendem Wohllaut zu begeistern. Berührend intensiv ihre Uraufführung „Zur Widmung“ von und nach einer Originalhandschrift Richard Wagners, die der früh verstorbene Staatstheater-Studienleiter Alexander Scherer entdeckt und spielbar rekonstruiert hatte.
Mit filigraner Eleganz zog die ausdruckstarke Tänzerin Bharathi Avireddy in den Bann. Ihr perfekt ausbalancierter Teller-Tanz ist eine Kostbarkeit.
Varnam e.V., Colours of Classical Indian Culture begeisterte mit einem Abend, der lange nachhallte.
Text und Foto: Gesine Werner
Der zweifache Oscarpreisträger Dr. Jan Pinkava („Geri´s Game“ / „Ratatouille“) nahm als Leiter des Animationsinstitutes der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg von KulturamtsChef Jörg-Uwe Funk den Preis des Kulturamtes 2025 im Büro der FBW-Geschäftsführerin Bettina Buchler entgegen.
Kästner für Erwachsene und Tschaikowsky für Fans
Literaturmusikalisches Sternstündlein: Uwe Kraus-Fu & Wolfgang Stifter bezaubern im HinterhofPalazzo
Jubelapplaus und Bravorufe satt.
Das Publikum im voll besetzten HinterhofPalazzo lauschte gebannt und atmete mit, war fasziniert und „stand auf den Stühlen“. Schlicht als „Lesung mit Musik“ angekündigt, entfaltete sich eine wunderbare musikalische Lesung als literarisches Konzert. Ein funkelnder Edelstein.
„„Es tickt die Zeit, das Jahr dreht sich im Kreise.“ Mit der „kühnen“ Kombination von Kästner-Text und Tschaikowsky-Musik, die in faszinierender Sinnträchtigkeit zwei Jahrhunderte verbindet, wurden Uwe KrausFu und Wolfgang Stifter als neues Dreamteam gefeiert. Die Mitwirkung an der Buchpremiere der Wiesbaden-Anthologie „Erlebte Geschichte(n) Wiesbadener Zeitzeug*innen“ des Stadtarchiv-Fördervereins hatte Schauspieler Kraus-Fu und Pianist Stifter zusammengeführt.
Ein Hauch von Melancholie weht herein. Kästners humorvoll-tiefenscharfe „1 Monate“ und die als Klavierkonzert selten gespielten, charaktervoll atmosphärischen „Jahreszeiten“ - Auftragsarbeit alle beide - harmonieren perfekt. Gilt auch für die ausgezeichneten Interpreten. „Die Balance stimmt“, sah Prinzipalin Mary Lou Sullivan-Delcroix als begrüßende Hausherrin ihre Vorfreude bestätigt.
Schneeglöckchen sind bei Komponist wie Dichter zu „hören“. Der „Karneval“ tanzt mit uns, „aufgeputzt wie Narren, um zu scheinen, was wir sind.“ Im April legt der tapferste Hase eine Bonbonniere, der Mai ist „der Mozart des Kalenders“, der fiktive „Elfember“ sieht nach „Markt der Jahreszeiten“ aus.
In stetem Augenkontakt mit dem Saal kurbelt Kästner-Fan Uwe Kraus-Fu mit seiner sympathisch unprätentiösen Lesung das Kopfkino an. Wolfgang Stifters beseelt verinnerlichtes Pianospiel lässt uns im Musikhimmel wähnen. Da capo bitteschön.
Vorschau: „Es gibt so wunderweiße Nächte“: Uwe Kraus-Fu ist beim Weihnachts- Kammerkonzert am 14.12, am 20.12. und am 21.12.25 mit Rilke-Texten im Theaterfoyer Wiesbaden zu erleben.
Text und Foto: Gesine Werner
GratulARTion für „Glanz und Vielfalt“ der Spielzeit 2024/25 am Nationaltheater Mannheim!
„Theater heute“ würdigte das Haus für die „beste Gesamtleistung eines Theaters“. Paul Zoller ist Bühnenbildner des Jahres. Annika Lu wurde zum „FAUST“ nominiert für ihre fabelhafte Arbeit an „Die Schattenpräsidentinnen“. Die Oper wird für „Der Schmied von Gent“ und Joachim Goltz als bester Sänger gewürdigt (wir berichteten). Anerkennung bekamen Stephan Thoss & Romy Liebig für den furiosen Tanzabend „Just a Game“.
Dreifach tosender Applaus im Alten Kino Franklin, wo Tanzintendant Thoss zum 150. Geburtstag von Maurice Ravel die berühmtesten „17 Minuten Tanzmusik der Weltgeschichte“ - 1928 für Tänzerin Ida Rubinstein komponiert - als packenden Dreiteiler „Boléro, Boléro“ bietet.
„The one more time“: Bei Anat Oz lassen Anzugträger die Hose als Teil ihrer „Rüstung“ fallen. Vom Beinkleid befreit, finden die Mannen frische Leichtigkeit. Handlungs-Ballett mal anders bietet der Chef. Uraufführung 1999 (Kiel), Wiederaufnahme 2008 (Wiesbaden) und Neufassung am NTM 2025. Die „17 Minutes“ von Tanzintendant Stephan Thoss in den Kostümen von Romy Liebig berühren als Kabinettstückchen. Sechs hüftsteife Seniorinnen, darunter ein Tänzer, dämmern zu Max Raabes Näseln, bevor Ravel die Golden Girls außer Rand und Band bringt. Köstlich. „Sheepshead Bay“ von Rebecca Laufer & Mats van Rossum - 2024/25 am NTM für ihren Paar-Zweikampf „Clay“ im Dreierabend „Just a game“ gefeiert - spielt in einer Brooklyn-Kaschemme wie aus einem Mafiafilm. Elektrobeat, Jazz, schräge Flöte.
Ravel-Klänge weht es auch rein. Gangsters Paradise mit Multifunktions-Besen und Steppdance. Ganovenbraut
Betriebsdirektor Tanz Johannes Grube, in Wiesbaden noch bestens in Erinnerung, mit der Intendanz-Assistentin, Kostümbildnerin und früheren Primaballerina Romy Liebig, die mit Chefchoreograph Stephan Thoss für „Just a Game“ ausgezeichnet wurde.
Leuchtschwerter & Dämonen, Tänzer
ohne Hosen & Seniorinnen in Ekstase
Ausgezeichnete Bühnenereignisse am Nationaltheater Mannheim
als schlagkräftige Amazone. Bildstark furioser Wirbel von 17 Tänzerinnen und Tänzern. Toll.
„Nie sollst Du mich befragen…“ Glaube, Macht und Widerstand. Im OPAL bietet Roger Vontobels moderne Version von Wagners Schwanenritter „Lohengrin“ vokales Edelmetall und prägnante Verkörperungen. Auf Fabian Wendlings genialer (Dreh-)Bühne mit WaldHaus, „Kirche“ und Lagerfeuer (Licht: Florian Arnholdt) agieren die furios punkige Ortrud (Julia Faylenbogen) und ein diabolisch-clownesker Heerrufer (Nikola Diskic´) neben Astrid Kessler als farbenreich brillierende Elsa. Als gipsweiß statuarischer Lohengrin überzeugt Christopher Diffey. „Telramund“ Thomas Berau besticht mit lupenreiner Diktion, Patrick Zielkes profunder Bass verleiht Heinrich machtvolle Statur.
GMD Roberto Rizzi Brignoli am Pult führt das Orchester zu großem Wagnerklang. Leuchtschwert-bewehrt, spielt die Chor-Phalanx von Alistair Lilley aktiv mit. Spektakulärer Operngenuss - Applaussturm.
Text und Fotos: Gesine Werner
Das NTM-Spielhaus am Goetheplatz, einer der heißesten Orte Mannheims, ist „DEINS seit 1778“ und seit Beginn der Generalsanierung 2022 eines der größten Theaterbauprojekte Europas, also „DEINS in Arbeit“. Das bislang fast kellerlose Gebäude aus dem Jahr 1957, seit 1989 unter Denkmalschutz, wird tief in die Erde getrieben, und erhält einen gut zehn Meter hohen Saal. Draußen wird es grüner werden, Außengastronomie ist geplant.
„Käsch und Naziss – Über die Selbstabschaffung der Demokratie. Und ihre Verteidigung“ ist das brandaktuelle Stück von Hausautor Ulf Schmidt. Schon der Vorhang symbolisiert die Zielrichtung und signalisiert die Aufforderung zum Handeln: „Werdet politisch aktiv!“
Die Puppen tanzen, und die Demokratie wird verteidigt
Am Staatstheater Saarbrücken startet der neue
Generalintendant Michael Schulz mit Aplomp
Chapeau! Am Musentempel Saarbrücken lässt der neue Generalintendant Michael Schulz feinste Bühnenkunst darbieten und die Puppen berührend tanzen.
Den gelungenen Auftakt seiner Auftaktspielzeit markiert der unter die Haut gehende Doppelabend „Gier / Sonne“, mit dem Philipp Preuss die beiden Stücke von Sarah Kane
und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sinnträchtig zusammenfügt. „Ich spüre nichts, bin ein Gefühlsplagiat.“ Und „dumpfer Schmerz im Solarplexus“ nach sexueller Gewalt schnürt den Atem ab. Die Sehnsucht nach Licht berührt.
Nach Umbau auf offener Bühne tritt die machtbewusste Sonne auf den Plan, nimmt die Spezies aufs Korn, die ihren Lebensraum
Mit „Sonne“ Sébastién Jacobi im Zentrum nimmt das furiose Ensemble des Doppelabends „Gier / Sonne“, der die beiden Stücke von Sarah Kane und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sinnträchtig verschränkt, den verdienten Applaus entgegen.
selbst zerstört. „Jeder FlammenWerfer schaut alt aus neben mir.“
Lea Ostrovski, Verena Bukal, Jan Hutter, Christiane Motter (in beiden Stücken) sowie Sébastién Jacobi, Gaby Pochert - als veritable Musikerin überraschend - und Musiker Jonathan Lutz ernten für überzeugendes Agieren viel Beifall.
„Rehvolution jetzt!“ Das Haus, ursprünglich Adolf Hitlers Geschenk zur Saarabstimmung 195, bezieht mit einer rasanten Groteske couragiert Position gegen rechts. „Jeder Säugling ist ein potentieller Verbrecher!“ Das akribisch recherchierte Auftragswerk „Käsch und Naziss - Über die Selbstabschaffung der Demokratie. Und ihre Verteidigung“ des neuen Hausautors Dr. Ulf Schmidt reißt als scharfzüngigsprachgewaltige Eulenspiegelei über „den Schwachsinn, der von rechts kommt“, zu Szenenapplaus hin. Volker Lösch inszeniert á Tempo. Klasse sind auch Bühne & Kostüm von Carola Reuther & Chiara Schmidt. „Umhirnen“ in
„Diesland“. Gänsehautmomente. Lachen steckt im Halse fest. Der erschröckliche Vorhang appelliert: „Werdet politisch aktiv!“ Das vorzügliche Ensemble spielt sich in stetem Kostüm- und Rollenwechsel einen Wolf: Laura Sundermann, Raimund Widra, Anna Jörgens, Martina Struppek, Gregor Trakis, Laura Trapp, Ingo Tomi, Nicolai Gonther, John Armin Sander sind die Wucht in Tüten. Der Saal geht mit. Minutenlang Jubel im Stehen. Rosie Diviviev & Carola Schneider fordern als „Omas gegen rechts“ vor Ort: „Wehrt euch! Gegen Intoleranz, Hass & Hetze - für Demokratie.“ Den prägnanten Bürger*innenchor leitet Luca Pauer aus dem Parkett: „Arsch hoch, die kommenden Jahre sind entscheidend.“ Der Appell sitzt.
„Es gab einmal einen Zoo auf einem Berg…“ Das Puppenspiel ist mit einer Übernahme vom MiR Puppentheater Gelsenkirchen verheißungsvoll gestartet. Regisseurin
Ania Michaelis hat mit Puppen von Lili Laue, Musik von Jan Creutz & Jörg Lieser, Ausstattung Julia Bosch, behutsam den Schrecken inszeniert.
Historisch faktengetreu und erschütternd ist die preisgekrönte Parabel von Jens Raschke über alltägliche Grausamkeit in und neben dem KZ Buchenwald: „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite schaute“, fordert Rückgrat. Hinsehen wie der Bär oder wegschauen wie der Pavian? Schweigend sich anpassen oder Mut zur Haltung, ist hier die Frage. Erst nach einem Moment des stillen Nachhalls bekommen
Maximilian Teschemacher, Gloria Iberl-Thieme und Daniel Jeroma für den eindringlichen Abend herzlichen Beifall.
Ein leichtfüßiges Schmankerl ist Emmerich Kálmáns Operette „Die Herzogin von Chicago“, in neuer Fassung von Peter Lund Funken sprühend inszeniert. Schwungvoll lässt Justus Thorau am Pult das trefflich musizierende Staatsorchester in Hochform erstrahlen. Charleston oder Walzer, Alte oder Neue Welt, Adel oder Geldadel? Für vokale Brillanz steht das exzellente Ensemble um Algirdas Drevinskas, Jessica Muirhead, Benjamin Lee, Bettina Maria Bauer, Joachim Maaß, Stefan Röttig, Ruth Müller & Wolfgang Mertes. Ein Abend voll Esprit.
Text und Fotos: Gesine Werner
Auch die „Omas gegen rechts. Saar“ sind im Musentempel vor Ort und bekommen viel Resonanz. Engagiert fordern die äußerst rüstigen Seniorinnen zum Handeln auf: „Wehrt euch! Macht mit! Gegen Intoleranz, Hass & Hetze – für Demokratie.“
Auch als „Sonne“ Schauspieler ist der Autor-Regisseur Sébastién Jacobi („Der Mann, der lacht“/ „Gabriel*le“) eine sichere Bank. Er wird wie Kollegin Laura Trapp („Käsch und Naziss“) für seine hohe Kunst des Schauspiels gefeiert.
Designschnäppchen mit Bühnenerfahrung: Beim Kostümverkauf auf der Bühne des Staatstheaters lockten hochwertige Einzelstücke zu Minipreisen. Kostümabteilungs-Chefin Eleni Chava, Produktionsleiterin Lisa Weinbrecht, Herrengewandmeisterin Christiane Hepp und Damenschneiderin Stefanie Glatigny trennten sich von manch handgenähtem Prachtstück nur schwer.
Alles so schön bunt hier. So farbenfroh geschmückt und mit gülden gekrönten Zusatzsäulen (!) angereichert, hat sich die Theaterkolonnade Wiesbaden noch nie präsentiert. Aus Thailand, wo Säulen und Bäume auf diese Art heiliggesprochen werden, hatte Künstlerin Sasapin Siriwanij die rituelle Installation „Colored Resurrect“ für die Dauer der Wiesbaden-Biennale mitgebracht.
Fesselnde Bühnenkunst quer durch die Sparten
Erfolgreiches Jubilämus-Tanzfestival und die Wiesbaden-Biennale „Platz machen!“ am Staatstheater Wiesbaden
GratulARTionen first: Das Hessische Staatsballett wurde vom Fachportal Tanznetz auf Platz 2 der Spitzen-Ensembles im deutschsprachigen Raum gewählt.
An den Staatstheatern Wiesbaden und Darmstadt macht die exzel-
lente Companie von Bruno Heynderickx mit dem atemberaubend packenden „Tanz des Lebens“ von Star-Choreografin Sharon Eyal & Gai Behar zum Sound von Ori „Bambi“ Lichtik Furore. „Corps de Walk“, 2011 uraufgeführt von Carte Blanche/Norwegen, wirkt wie der Urahn des 2018 mit dem Faust-
Einheimischen ist die „Milchkur Wagner“ noch bestens in Erinnerung. Für die WiesbadenBiennale „Platz machen!“ wurde der viele Jahre leerstehende Pavillon an der Wilhelmstrasse vom Künstlerinnenkollektiv Guerilla Architects zur „Wolke“ mit Kochbrunnen-Wasserdampf gestaltet.
Preis gewürdigten „Soul Chain“.
Rekordreifes Plankenbeben beim 10. Tanzfestival Rhein-Main „Now or never“: Jubiläum mit 1.724 Fans an 18 Festival-Tagen und der bestechenden Vielfalt des zukunftsweisenden Tanzes.
26 internationale Produktionen von Akrobatik mit Spotlightkünstler Rachid Ouramdane („Corps extrèmes“) bis zum furiosen „Rave lucid“ der Company Mazelfreten feierten an 9 Spielorten die hohe Kunst der Bewegung.
Das Auftragswerk „Double Serpent“ wurde für den Theaterpreis Nestroy nominiert und für die Süddeutsche Zeitung eine der fünf wichtigsten Inszenierungen 2025. Dennis Krauß & Maria O`Herce gewinnen den 14. Europäischen Opernregie-Preis und inszenieren „Hoffmanns Erzählungen“.
Die Wiesbaden-Biennale, kuratiert von Rebecca Ajnwojner und
Getanzte Körper-Sprache in einem geheimen Raum: Überraschung in der meist verschlossenen Kaiserfahrt von Willem Zwo unter dem Musentempel, in der Tourette-Shero Jess Thoms zu Ritualen des Widerstands im Tal der Schatten eingeladen hatte. Mirabelle Haddon berührte mit dem „Wiegenlied für die Crip-Zeit“.
Carolin Hochleichter unter dem Motto „Platz machen!“ definierte die Stadt zum „Denk-Ort“.
Eine Aufforderung, das aus der Historie Vertraute durch eine „künstlerische Erkundung“ von sogenannten „Nichträumen“ neu zu sehen. Die „Erkundung“ fing mit dem Augenschmaus „Colored Resurrect“ der kreativ ergänzten Theaterkolonnaden von Sasapin Siriwanij/Thailand und der kraftvollen Performance „Dambudzo“ (Ärger/Unruhe) von Nora Chipaumire über die Historie Zimbabwes an. Interessierte fanden die Wilhelm-Arcaden (Nursing the Empire) und/oder das inklusive „Tal der Schatten“ von Jess Thoms und dem Theater Anders in der verborgenen Kaiserfahrt von Willem Zwo (vgl.KulTouren).
Der Jugend eine Gasse: Zum Dauerbrenner dürfte „Jekyll & Hyde“ von Iris Limbarth mit dem Jungen Staatsmusical werden, mit dem bestens präparierten Cast um den janusköpfigen Titelhelden Tim Speckhardt lautstark bejubelt.
Von wegen „ein ganz gewöhnlicher Schauspieler“, wie Hendrik Höfgen (Christian Klischat) lamentiert. Luk Perceval zeigt in eigener Version Klaus Manns „MEPHISTO“ als jammernd armen OpportunistenTeufel auf leerer Karriere-StufenBühne (Philip Bußmann), der in ausgefeiltem Schatten-Licht (Nicholas Langer) und D-Sound (Karol Nepelski/Christine Söring) Beifall heischend agiert. Das
starke Ensemble (Felix Strüven, Adi Hrustemovic, Lennart Preining, Laura Talenti, Süheyla Ünlü, Hannah Lindner) erntet verdienten Applaus.
„Nicht weil sie Töchter, Gattinnen und Mütter sind, wollen die modernen Frauen an der Institution „Krieg“ rütteln, sondern weil sie die vernünftige Hälfte einer vernünftig gewordenen Welt sind.“ Bertha von Suttner ist bedrückend zeitgemäß, Protest gegen willkürlich patriarchale Staatsmacht eine Notwendigkeit. Ausdauernder Beifall für eindringliche Inszenierung und fesselnde Ensembleleistung bestätigt den ausgezeichneten Georgier Mikheil Charkviani, dessen „Antigone“ als erste Regiearbeit in Deutschland auch mit Bühne (12
Klaviere) und aktuellen Videos den Atem nimmt. „Graves between us“: Neben „Antigone“ Tabea Buser und „Kreon“ Martin Plass ernten Sandrine Zenner, Evelyn M. Faber, Abdul Aziz Al Khayat, Lasse Boje Haye Weber und Trang Döng, Komponist Erekle Getsadze & die Kostüme von Bettina Kirmair verdienten Applaus. Ein Abend mit Nachhall.
Das Staatstheater Wiesbaden nahm Ende Oktober 2025 Abschied von seinem Ehrenmitglied Eike-Wilm Schulte. Ein stilprägender Verdi-Germont, war der „Meistersänger“ auf den großen Opernbühnen der jahrzehntelang als Wagners „Beckmesser“ gefeiert worden. (vgl. KulTouren).
Text und Fotos: Gesine Werner
Auch bei der Probe war das Staatstheater-Ehrenmitglied bestens bei Stimme: Als „klingender Hochkaräter“ hat Charakterbariton Eike Wilm Schulte, einziger Kammersänger Hessens, weltweit den rasierenden Barbier gegeben. Kurz nach seinem 86. Geburtstag ist der Wahlwiesbadener gestorben (vgl. KulTouren).
ist „echt“
Schauspiel-Bühne frei für den furiosen Neustart
Kleines Haus am Staatstheater Darmstadt nach vier
Jahren erfolgrichere Rundumsanierung mit fulminantem TANZ
Das Spielzeitmotto fragt: „Ist das echt?“ Modernster Standard jetzt im kernsanierten Schauspielhaus, Baujahr 1972, des Staatstheaters Darmstadt. Prädikat: „Echt gelungen!“
Statt 202 kam der Neustart 2025. Ja, mach nur einen Plan. 450 Kubikmeter Stahlbeton, 57 Kilometer Elektrokabel, 60 Tonnen Gewicht in der Untermaschinerie der neuen
Bühnentechnik, 78 Bohrpfäle der Unterbühne, 450 Kubikmeter Aushub. Kostenanstieg von 51 Millionen auf 68 Millionen Euro, das Land (80 Prozent) und die Kommune (20 Prozent) zahlen.
Späte TÜV-Freigabe vor dem Comeback passt zum JubiläumsMotto des Tanzfestivals RheinMain 2025: „Now or never!“ Furioses „Warm Up“ zum Neustart im Musentempel - die Pariser Companie
Mazelfreten ließ mit ihrem lustvoll kredenzten „Rave Lucid“ die Bühne erbeben. Hiphop-ElektrodanceEnergiebündel um Choreograf Brandon Miel Masele, ansteckende Tanzlust. Rhythmusbeifall, Spontan-Zugabe, Sprung ins Parkett. Super.
Es geht auch ohne Femizid. Zum Jubiläum 100 Jahre nach der Uraufführung verleiht Intendant Karsten Wiegand mit exquisiter
Das
ein Hingucker der Spitzenklasse: Das wieder eröffnete “neue“ Kleine Haus des Staatstheaters Darmstadt prunkt nach erfolgreicher RundumSanierung mit sehenswerter Optik und modernster Bühnen-, Energie- und Sicherheitstechnik.
„Now or never!“: Als „Warm Up“ zum
Besetzung Alban Bergs Oper „Wozzeck“ nach Georg Büchners Dramenfragment Aktualität. Wärmebilder, Videoszenen und neues Finale. Wozzeck ist kein Opfer ohne Ausweg, „macht es einmal anders“. Marie überlebt. Das Los des Söhnchens deutet sich an.
Wozzeck (brillant: Oliver Zwarg) allein auf schiefer Bühne, beobachtet von überall. Vokal exzellent, bestimmen Tambourmajor (Matthew Vickers) und Hauptmann (Roberto Gionfriddo), Andres (Christopher Willoughby) und Doktor (Johannes Seokhoon), die expressiv berührende Marie (Solgerd Isalv) und Margret (warm timbriert: KS Katrin Gerstenberger) von der Seite das Geschehen mit. Tiefenscharfe Seelenschau mit Nachhall.
„Don Quichotte“ als erquickliche Wiederaufnahme, von Stephan Krautwald szenisch einstudiert. Nicolas Kierdorf dirigiert das differenziert aufspielende Orchester. Schrulliger Superheld mit Herzensweisheit, Leidenschaft und anrührendem Kampfgeist samt treuem Freund Sancho Pansa - ein hinreißendes Duo. Vergnügen schon bei geschlossenem
Vorhang. Ventilatorflügelkampf mit Klobürste, Spiderman-Outfit, Bürohengste. Mariame Cléments beherzt mit Rollenklischees spielende Version der Comédie héroique von Jules Massenet ist perfekt besetzt, sprüht Funken und wird wie bei den Bregenzer Festspielen 2019 bejubelt.
Übernommen aus der Spielzeit „Abschied von den Helden“, werden die spielfreudigen Vokalgrößen Don Georg „Quichotte“ Festl, André „Sancho“ Morsch, Dulcinée: Lena Sutor-Wernich, Garcias: Megan Marie Hart, Pedro: Ofeliya Pogosyan und Banditenchef Stanislav Kirov bejubelt. Klasse.
Text und Fotos: Gesine Werner
Neustart im kernsanierten Kleinen Haus des Darmstädter Musentempels ließ die Pariser Companie Mazelfreten von Laura Nala Defretin & Brandon Miel Masele mit dem Energie sprühenden „Rave Lucid“ die Bühne erbeben.
Angela Denoke mit dem langjährigen Begleiter Tal Balshai, international erfolgreicher Pianist-Komponist-Arrangeur, nach dem gefeierten Auftritt bei der Dernière „Zwischen gestern und morgen“ von Uwe Kraus-Fu am Musentempel Wiesbaden. Als Regisseurin wechselte sie die Pferde, brachte Korngolds „tote Stadt“ erstmals nach Mainz.
Am Musentempel der Domstadt läßt der neue GMD Gabriel Venzago aus dem breit gefächerten Konzertprogramm “Farbenspiel” das Sinfoniekonzert mit der exquisit impressionistischen Klangpalette von Mel Bonis herausragen. “Ich hätte nie geglaubt, dass eine Frau so etwas schreiben kann”, staunte Camille Saint-Saénz über die preisgekrönte Kollegin.
Ein Opern-Coup. Die international renommierte Kammersängerin Angela Denoke, als Korngolds Marietta/ Marie erfahren und als Regisseurin mit dem österreichischen Musiktheaterpreis gewürdigt, wechselt die Pferde und zeigt Korngolds frühes Meisterwerk „die tote Stadt“ als vieldeutigen Psychothriller. Als Chefdirigent erstmals am Pult, lässt der leidenschaftlich zupackende GMD Venzago das trefflich musizierende Staatsorchester mit Korngolds Klangwucht in fesselnden Klangfarben strahlen.
Als wärs ein Mystery-Film, in dem ein Panoptikum morbider Gestalten agiert. Auf expressionistischer Alptraum-Szenerie mit windschiefen Häuschen lebt Witwer Paul (der exzellente Sängerdarsteller Corby Welch) in wahnhafter Seelenqual um das „Ophelienantlitz“ Marie. Brügges fahles Licht (Frederik Wollek) lässt frösteln.
Timo Dentler und Okarina Peter stehen für Bühne und Kostüm, Spoiler: der Schal. Höhensicher und nuanciert
Eine Kammersängerin wechselt die Pferde, und ein
Festival bietet Kultur ohne Grenzen
Staatstheater Mainz mit breit gefächertem Programm
Für „Sphynx“ mit dem FAUST preisgekrönt, hat Choreografin Rafaele Giovanola mit der tanz mainz-Compagnie jetzt „Gravity“ ausgelotet. Tänzer Lin van Kaam, hier mit dem preisgekrönten Choreographen Lander Patrick („Pink Fraud“) beim Spring Forward-Festival, testet atemberaubend mutig die Gesetze der Schwerkraft.
besticht Nadja Stefanoff in komplexer Doppelpartie, beglaubigt Phantasie der toten Marie und lebenshungrige Tänzerin Marietta. Zwischen Paul und Marietta vibriert die Luft. Von Sebastian Hernandez-Laverny perfekt einstudiert, ist der Chor szenisch bedeutsam. Prägnante Nebenrollen. Warm timbriert, gestaltet Bariton Brett Carter die Partien des Nebenbuhler-Freundes Frank und des Pierrots ausdrucksvoll und variabel. Mit Mezzo-Wohlklang überzeugt Karina Repova als Brigitta und sorgt für den finalen Schock. Große Oper mit Nachhall, stürmischer Premierenjubel.
„Forever Young?“ fragte das 27. Inklusive Theaterfestival, letztmals von Andreas Meder geleitet. „Grenzenlos Kultur“ bot Tanz & Theater aus Europa, Südafrika und Peru. „Schlagerträume“ ist die erste inklusive Mainzer Eigenproduktion, in der Ensemblemitglied Klaus Köhler mit Tima Zucker vom justmainz Spielclub „schillernd, schlagfertig, gefühlvoll“ agiert. „Tanzen und Mitsingen“ ist „ausdrücklich erlaubt“.
Text und Fotos: Gesine Werner
Kammersängerin
Ungeahnte Euphorie in der Jugendstil-Abteilung mit der Wolfgang Nees-Schenkung im Südflügel: Der globale Kult machte das MuWi im Jubiläumsjahr zum „Home of Taylor Swift´s Ophelia“. Museums-Direktor Dr. Andreas Henning ist „Kulturverstärkerin“ Taylor Swift dankbar und würde den Weltstar gerne im Haus begrüßen. Foto: Gesine Werner
Home of Taylor Swift´s Ophelia
Hessisches Landesmuseum Wiesbaden bekommt einen attraktiven Erweiterungsbau / Der 200. Geburtstag wird in „Swiftbaden“ mit Swifties euphorisch gefeiert
GratulARTion! Das Hessische Landes-Museum für Kunst und Natur in Wiesbaden hat 200. Geburtstag, feiert das Jubiläum und genießt als „Home of Taylor Swift´s Ophelia“ globale Beachtung. 1825 gegründet, war der Kunsttempel 2007 das „MUSEUM DES JAHRES“ der AICA. Das MuWi ist der weltweit bedeutendste Hort der Werke des „Wahlwiesbadeners“ Alexej von Jawlensky und das Haus der hoch dekorierten JawlenskyPreisträgerin Rebecca Horn. Und jetzt: Ophelia-Kult in „Swiftbaden“. Das MuWi kam durch ein Spektakel mit 200 Swifties vor der „Ophelia“, dem fast lebensgroßen Jugendstil-Bild von Friedrich Wilhelm Theodor Heyser, in die Tagesschau. „Sie haben getanzt und gesungen“, war Chef Dr. Andreas Henning - dem das Swift-Video wie ein Tableaux Vivante des frühen 19. Jahrhunderts erscheint - mit Kurator Dr. Peter Forster dabei. In ihrem Video „The Fate of Ophelia“ erweckt Weltstar Taylor Swift die unglückliche Geliebte von Grübelprinz Hamlet zum Leben. Selfie-Ecke und „The Swiftie Tour“ mit „Easter Eggs“ laden ein. „Kulturverstärkerin Swift“ dankt der MuWi-Chef für das Jubiläumsgeschenk, das neue Zielgruppen ins Haus holt. Touris aus Europa und Übersee machen einen Abstecher. Minister Timon Gremmels lud Popstar Taylor Swift ein.
„Plakatfrauen - Frauenplakate“: Die Laufzeit der prägnanten Schau von starken Frauen der Kunst ist bis 15. Juni 2026 verlängert. Die attraktive Schau „Louise Nevelson Die Poesie des Suchens“ liegt dem Hausherrn seit seiner Dresdner Zeit besonders am Herzen: „Ich habe ihre Collagen vor sechs Jahren in einer Galerie in Mailand gesehen. Sie wurden zu Lebzeiten nie ausgestellt und ich wollte sie zeigen. Wie wunderbar die differenzierte Farbe ins Bild kommt, hat mich als Renaissance-Spezialist sehr angesprochen.“ Wie wäre es mit einer Renaissance-Schau am MuWi? Im Gegenzug wären Jawlensky-Werke auszuleihen. Das Haus besitzt die weltweit bedeutendste Sammlung Alexej von Jawlensky. Enkelin Angelica Jawlensky-Bianconi schenkte ein Frühwerk des Großvaters. „Aus dessen russischer Zeit ist nur eine Handvoll Werke bekannt.“
Auch die Sonderschau „Feininger, Münter, Modersohn-Becker oder Wie die Kunst ins Museum kommt“ (bis 26. April 2026) ist ein Publikumsmagnet. „Wir sind ein Zweispartenhaus, das auf bürgerschaftlichem Engagement von Stifterinnen und Stiftern basiert“, betont der Chef, vor fünf Jahren von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nach Wiesbaden gekommen. Das Hessische Landesmuseum Wiesbaden als prägnanter Theodor Fischer-Bau
von 1915 bekommt einen Erweiterungsbau mit weiteren 000 Quadratmetern Fläche. Die Jury kürte den „klaren Entwurf“ mit „architektonischer Qualität, funktionaler Organisation und sensiblem Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand“ des Büros Schenker Salvi Weber aus Wien. Erstmals „konkurrenzfähige Sonderausstellungsflächen, adäquate Depotflächen, eine Galerie des 19. Jahrhunderts und Räume für Gegenwartskunst“, barrierefrei und nachhaltig. Der Südhof mit bespielbarem Atrium wird überdacht, die Freitreppe führt zum Neubau, ein doppelläufiges Scherentreppenhaus bietet flexiblen Rundgang.
Gesine Werner
Das Hessische Landesmuseum MuWi als prägnanter Theodor Fischer-Bau aus dem Jahr 1915 bekommt einen Erweiterungsbau mit fünf Etagen und als Obergeschoß eine „Krone“. Die Jury entschied sich für den „klaren Entwurf“ des Büros Schenker Salvi Weber aus Wien. Foto: Grafik-Visualisierung des Erweiterungsbaus. Copyright: Schenker Salvi Weber + Filippo Bolognese Images.