WIESBADENER*IN

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Wiesbadener*in

Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude

175 Jahre EVIM

MitMenschen mitten im Leben

Perspektiven statt

Posen

Wiesbadener Fototage

„POESIE DES KÖRPERS“

Buchvorstellung in Wiesbaden

Die kleinen Wunder des Alltags

Japanische Fotografie in Frankfurt

Museum Wiesbaden work comes out of work

Sternecup der Köche

Die Erfolgsgeschichte feiert Jubiläum

Fake oder nicht Fake?

Neue Spiel-Zeiten an den Theatern

Durchdringungen

Museum Ludwig Koblenz zeigt Werke von Erwin Wortelkamp

Das Lied der Nibelungen

Alter Mythos trifft moderne Welt

Offene Ateliers am Rhein

Entdeckungsreise zur Kunst

Inhalt

Der 1. Juli ist ein besonders Datum, das in jedem Kalender dick angekreuzt sein sollte: EVIM – Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau – feiert sein 175. Gründungsjubiläum mit einer großen Jubiläumsausstellung, die in der EVIM- Region auf Reisen geht, mit Mitmach-Aktionen, Veranstaltungen und Festen in den Einrichtungen von EVIM. 175 Jahre Engagement und gelebte Menschlichkeit! EVIM lebt, wächst, verändert sich – und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Oder, wie das Jubiläumsmotto sagt: „MitMenschen“. Deshalb gibt es im Jubiläumsjahr viele Anlässe, zusammenzukommen und gemeinsam die Mitmenschlichkeit zu feiern (S. 5).

38 Arbeiten wurden von einer renommierten Jury für die 1. Wiesbadener Fototage ausgewählt, die am 2. August beginnen. Die gezeigten Projekte hinterfragen Gewissheiten, eröffnen neue Sichtweisen. Sie beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Umbrüchen, ökologischen Krisen, Identitätssuche und technologischem Fortschritt. Und sie tun das auf ihre ganz eigene Weise: mit dem Blick durch die Kamera, mit der Kraft des Augenblicks (S. 18).

Nach einer erfolgreichen Premiere im vorvergangenen Jahr öffnen lokale Künstler:innen am 14. und 15. Juni 2025 von 1 bis 19 Uhr erneut ihre Ateliers für die Öffentlichkeit. Die Veranstaltung „Offene Ateliers am Rhein“ geht in die dritte Runde und bietet Kunstliebhaber:innen die Möglichkeit, die kreativen Räume der Kunstproduktion zu erkunden, Arbeiten zu betrachten und diese direkt vor Ort zu erwerben (S. 21).

Alter Mythos trifft moderne Welt: Vom 11. bis 27. Juli zeigen die Nibelungen-Festspiele die Uraufführung des eigens für Worms geschriebenen Stückes „SEE AUS ASCHE – Das Lied der Nibelungen“ von Roland Schimmelpfennig, der “ für das Festival eine wortgewaltige Theaterdichtung geschrieben hat, in der er die gesamte Geschichte von Siegfrieds Aufbruch in die Welt bis hin zum Untergang der Burgunder am Hof des Hunnenkönig Etzel erzählt wird (S. 22).

„Die Fabriken und Stahlwerke sind mein erweitertes Atelier“ Mit diesen Worten verweist Richard Serra (198— 2024) auf die Prozesse, die zur Entstehung seiner oft großformatigen Skulpturen erforderlich sind. Dirk Reinartz (1947—2004) hat über viele Jahre hinweg die Entstehung und den Aufbau von Serras Skulpturen fotografisch begleitet. Seine Bilder sind nun im Museum Wiesbaden zu sehen (S. 4).

Das und vieles mehr bietet das vorliegende Magazin. Da wünschen wir Ihn en wie immer viel Vergnügen mit Kunst und Kultur in dieser Ausgabe.

menschen & meinungen

Geistig frei... S. 4

zusammen leben

175 Jahre EVIM S. 5

unternehmen & märkte

Sternecup der Köche S. 10

kultur & kreatives

Museum Ludwig S. 12 POESIE DES KÖRPERS S. 14

Japanische Fotografie S. 16

Wiesbadener Fototage S. 18

Theatersaison 25/26 S. 20

Offene Ateliers S. 21

Das Lied der Nibelungen S. 22

Staatstheater Wiesbaden S. 28

Staatstheater Mainz S. 0

Nationaltheater Mannheim S. 1

Theater Saarbrücken S. 2

Museum Wiesbaden S. 4

magazin

KulTouren S. 24

IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße  • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: © Katerina Belkina, Mars aus der Serie: For all mankind, 202 • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe III/2025: 15.08.2025 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/ Institutionen zur Verfügung gestellt.

II/2025

ErwinWortelkamp:„almare -Taucher“,1989,ArbeitaufPapier, Technik:Papier,Leinöl,Pigmente, 70,5×50cm,Werk_P-1989-026© ErwinWortelkamp
175 Jahre EVIM, das neue Logo: – Mit Menschen = MitMenschen
©KaiBrueninghaus, Serie Elektrowesen
© Jan Hottmann, Videostill aus der Serie: Man And Machine
Yamazawa Eiko
WhatIAmDoingNo.77,1986. CourtesyThirdGalleryAya,Osaka, andAperture. © Yamazawa Eiko 2025
Domkulisse Worms, Foto: © Bernward Bertram

Geistig frei und niemand untertan, waren Virginia Woolfs Gedanken über den Frieden: „Es gibt noch eine andere Möglichkeit, ohne Waffen für die Freiheit zu kämpfen. Geistiger Kampf bedeutet `gegen den Strom denken- nicht mit ihm`. Dieser Strom ist schnell und wild. Er geht in einem Schwall von Worten von Politikern aus.“

Geistig frei und niemand untertan

Von unsichtbaren Heldinnen der Geschichte –Denkerinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen & Pionierinnen

„Man kommt sich auf dem Gebiet der Frauenfrage immer wie ein Wiederkäuer vor. Das liegt an der Taktik der Gegner“, klagte Hedwig Dohm schon 1896. Immerhin wurde diese Autorin nicht ihres Namens und ihres geistigen Eigentums beraubt, wie so viele andere Frauen.

„Die Seele hat kein Geschlecht. Freiheit vor allem!“ Selbst Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil, Nachfahrin des polnischen Königs August der Starken und wirkmächtigste Autorin des 19. Jahrhunderts, publizierte unter männlichem Pseudonym. Für Victor Hugo war George

Sand „im Bereich der Gedanken die größte aller Frauen, vielleicht aller Zeiten.“ Dostojewski barmte: „Allerdings zog sie es als Frau natürlich vor, Heldinnen, statt Helden auftreten zu lassen.“

Emily Bronté brachte ihre „Sturmhöhe“ als Ellis Bell heraus. George Eliot war das Alias von Mary Anne Evans. Hinter Currer Bell verbarg sich Charlotte Bronté und Karen Blixen nannte sich Isak Dinesen. Lou AndreasSalomé analysierte die menschliche Psyche als Henri Lou - noch vor Nietzsche.

„In mir habt Ihr einen, auf den könnt Ihr nicht bauen.“

Die ach so „großen“ Brecht, Einstein, Marx, Gropius, Picasso & Co. nutzten Frauen aus und schwiegen deren Anteil am Erfolg tot. Ausgebremst, ausgenutzt, ausgeraubt: „Jede beklaute Frau ist kein Einzelfall, sondern Teil eines Systems, das uns alle betrifft und bis heute wirkt.“

Historikerin Leonie Schöler (Bayerischer Buchpreis 2024) will in ihrer akribisch recherchierten Femmage an „Beklaute Frauen“ den „unsichtbaren“ Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen „zumindest einen Teil ihrer Stimme“ zurückgeben. Die verhinderte Nobelpreisträgerin Rosalind Franklin, Dreigroschen-Oper-MitAutorin Elisabeth Hauptmann, Physikerin Mileva Einstein-Marity und die anderen mögen „rückwirkend die Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten, die sie zu Lebzeiten verdient hätten.“

Bürgerin oder nicht Bürgerin, ist keine Frage. Von wegen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Olympe de Gouges verlangte Antwort: „Wer hat Dir die souveräne Macht verliehen, mein Geschlecht zu unterdrücken?“ und legte 1791 die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ vor. „Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Mann an Rechten gleich.“ Nichts da - das ging den Herren der Revolution zu weit und die unbotmäßige „Verschwörerin“ starb unter der Guillotine. Die Presse fabulierte, „das Gesetz“ habe sie „dafür bestraft, dass sie die Tugenden, die ihrem Geschlecht eigen sind, vergaß.“

Über die Jahrhunderte hinweg wurden allerdings oft die Frauen, die Einfluss nahmen und Bedeutendes bewirkten, verfemt und vergessen. Ist der Name erstmal vergessen, ist es auch das Wirken - oder es wird einem Mann zugeschrieben. Wird tatsächlich an eine Frau erinnert, sind oft ihr Wesen und ihr Lebensstil das Thema - und das wird in direktem Bezug auf ihr Geschlecht diskutiert.

Erschwerend kommt bei erfolgreichen Frauen oft das „ImpostorSyndrom“ (Hochstapler-Syndrom) nach den US-Psychologinnen Clance & Imes hinzu: Werden Erfolge erzielt, die dem Narrativ des „weniger wert Seins“ widersprechen, tritt das Impostor-Syndrom auf.

„Sieh zu, dass Du Mensch bleibst. Mensch sein ist von allem die Hauptsache.“ Rosa Luxemburg ist beizupflichten.

Text und Foto: Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin

Von den Schatten der Industrialisierung bis zu Leuchtturmprojekten der Gegenwart: Eine Reise durch 175 Jahre Engagement und gelebte Menschlichkeit.

Ein Festjahr beginnt – doch was hier gefeiert wird, ist weit mehr als ein Jubiläum. 175 Jahre Evange lischer Verein für Innere Mission in Nassau, kurz EVIM. Eine beeindruckende Zahl.

175 Jahre EVIM

MitMenschen mitten im Leben

Doch hinter ihr steht eine Geschichte, die bewegt – damals wie heute. Denn EVIM ist kein Denkmal, das sich selbst feiert. EVIM lebt, wächst, verändert – und stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Oder, wie das Jubiläumsmotto sagt: „MitMenschen“.

Der Ursprung in einer Zeit des Umbruchs

Es ist das Jahr 1850. Deutschland taumelt durch die industrielle Revolution. Maschinen dröhnen, Fabriken wachsen, Menschen strömen vom Land in die Städte – auf der Suche nach Arbeit, nach

Hoffnung. Doch was sie oft finden, ist Elend: Hunger, Krankheit, Obdachlosigkeit. Massenarmut ist das neue Gesicht einer sich rasant wandelnden Gesellschaft.

Mitten in dieser Zeit des Umbruchs schließen sich Pfarrer Ludwig Eibach und einige andere Pfarrer im Herzogtum Nassau zusammen. Sie gründen den „Verein für die Evangelische Kirche“ – getragen von einer klaren Vision: „Für leiblich und seelisch Bedrängte zu sorgen und sie zu stärken.“ Ein Satz aus der Gründungserklärung, der bis heute wie ein roter Faden durch die Arbeit von EVIM führt.

zusammenleben

Von der RettungshausInitiative zum Sozialunternehmen

Nur drei Jahre nach der Gründung entsteht das erste „Rettungshaus“ in Wiesbaden – der Beginn der Jugendhilfe. 189 folgt mit dem Katharinenstift der Einstieg in die Altenhilfe, 1984 das erste Wohnheim für Menschen mit Behinderung. Was mit Nächstenliebe und Tatkraft begann, ist heute eines der größten diakonischen Sozialunternehmen Hessens: Über .400 Mitarbeitende, 400 Ehrenamtliche und ein jährlicher Umsatz von über 215 Millionen Euro.

EVIM ist überall da, wo Menschen Unterstützung brauchen: In der Altenhilfe, mit 12 Pflegeheimen und ambulanten Diensten. In der Teilhabe, wo Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt leben und arbeiten.In der Jugendhilfe, die Kindern, Jugendlichen und Familien Schutz und Perspektive bietet. In der Bildung, mit Schulen, Kitas und Förderangeboten, die junge Menschen stark machen für die Zukunft.

Hilfe, die mit den Menschen wächst Was EVIM besonders macht, ist der Wandel mit und durch die Menschen. Es ist ein Sozialunternehmen, das sich nicht scheut, über Grenzen hinwegzudenken: Eine Kita in einem inklusiven Wohnprojekt.

Impressionen zum Making Off des Fotoshootings der EVIM-Plakat- Aktion: oben John Frank, unten Yvette Lehnert

(v.l.n.r.):

Geflüchtete, die in allen Bereichen willkommen sind. Jugendliche, die in Altenheimen wohnen. Was wie ein Experiment klingt, ist hier gelebte Normalität – gelebte Gemeinschaft.

2024 zieht EVIM die logische Konsequenz: Alle Hilfefelder werden unter dem Dach der EVIM gGmbH vereint. Ein Signal nach innen wie außen: Wir gehören zusammen. Und wir gestalten gemeinsam – mit Haupt- und Ehrenamtlichen, mit Herz und Kompetenz.

Leuchtturmprojekte: Wo MitMenschen Zukunft machen

EVIM wirkt – konkret, kreativ, kraftvoll. Einige Beispiele? Die mobile Kita und Schule für Kinder beruflich Reisender: Bildung dort, wo andere nicht hinschauen. Der Werkstättenverbund der EVIM Teilhabe, der Maßstäbe bei der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt setzt. Quartiersprojekte wie im Wiesbadener Eigenheimviertel, wo Alt und Jung gemeinsam leben. NeSt und upstairs, Projekte der Jugendhilfe, die jungen Menschen in größter

Not ein Zuhause und neue Perspektiven bieten. Die EVIM Freiwilligendienste, die junge Menschen für soziale Berufe begeistern – und Geflüchteten beim Ankommen helfen.

„MitMenschen“ – das gelebte Motto

2025 feiert EVIM nicht nur ein Jubiläum. Es feiert das, was es ausmacht: das Miteinander. „MitMenschen“ – das ist kein Slogan, das ist gelebte Überzeugung. Es bedeutet: Jeder Mensch zählt.

Jeder Mensch hat Fähigkeiten. Jeder Mensch verdient es, gese hen zu werden – nicht als Problem, sondern als Potenzial.Und EVIM tut genau das – seit 175 Jahren. Mit Menschen. Für Menschen. Als MitMenschen.

Ein Blick nach vorn

EVIM bleibt nicht stehen. Das zeigt das Jubiläumsjahr 2025 mit einem vielfältigen Programm, das nicht hinter verschlossenen Türen, sondern mitten in der Gesellschaft stattfindet. Es ist eine Einladung – zum Zuhören, Mitfeiern, Mitge

stalten. Denn: Was vor 175 Jahren begann, ist aktueller denn je.

In einer Zeit, in der soziale Spaltung zunimmt, ist EVIM ein Beispiel für das Gegenteil: für Zusammenhalt, Fürsorge, Engagement. Oder, wie man in EVIM-Sprache sagen würde: Für gelebte Menschlichkeit. Für ein Leben mit Menschen – und als MitMenschen.

Mitmenschlichkeit feiern

Im Jubiläumsjahr gibt es viele Anlässe, zusammenzukommen und

Matthias Loyal, EVIM Vorstandsvorsitzender, Theologischer Vorstand; Theresa Saup, Teamleitung Kita für Kinder beruflich Reisender, EVIM Bildung; Delina Fsasion, Betreute, EVIM Jugendhilfe; Katharina Weil, Tanztherapeutin, EVIM Teilhabe; Peter Kiel, Einrichtungsleiter ServiceWohnen und Quartiersentwicklung, Jörg Wiegand, EVIM Kaufmännischer Vorstand

zusammenleben

zu feiern. Bei der großen Jubiläumsausstellung, die in der EVIM- Region auf Reisen geht. Bei Mitmach-Aktionen, auf Veranstaltungen und bei Festen in den Einrichtungen von EVIM.

Beginnen werden die Feierlichkeiten am 1. Juli 2025 in Wiesbaden. Nach dem Festgottesdienst in der Marktkirche um 14 Uhr lädt EVIM zu einem besonderen Event auf dem Schlossplatz ein und eröffnet dort seine Jubiläums-Ausstellung, die erstmals in Wiesbaden präsentiert wird, bevor sie an weiteren Standorten in der Region zu sehen ist (siehe Info-Kasten rechts).

Auf großformatigen Stelen (Foto rechts über dem Info-Kasten) werden 20 Porträts von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, BewohnerInnen, Schülern und Betreuten der EVIM-Einrichtungen zu sehen und mit ihrer ganz persönlichen Geschichte zu hören sein.

Einfach den QR-Code abscannen und der Geschichte der jeweiligen Person lauschen. So entstehen Begegnungen der ganz besonderen Art – mitten im Leben!

Direkt vor dem Rathaus der Landeshauptstadt ist an diesem Tag ebenfalls eine große, öffentliche Festtagstafel gedeckt, zu der alle Mitmenschen herzlich eingeladen sind.

Termine und Orte der Wanderausstellung:

Wiesbaden, Schlossplatz 1. – 5. Juli

Eröffnung am 1. Juli um 15 Uhr

Mainz, Gutenbergplatz 19. – 23. August

Eröffnung am 19. August um 11 Uhr

Hattersheim, Untertorstraße 2. – 6. September

Eröffnung 2. September um 11 Uhr

Bad Homburg 9. – 13. September

Eröffnung am 9. September um 11 Uhr

Denn das ist das zentrale Anliegen von EVIM: den unschätzbaren Wert der Mitmenschlichkeit zu feiern, der in unserer Zeit der Verunsicherung so wertvoll ist.

Weitere Mitmach-Aktionen

Neben der moderierten Talkrunde an den Ausstellungstagen in Wiesbaden „Mitmenschen im Gespräch“ – siehe Info-Kasten, Seite 9 – und der Jubiläumswebsite gibt es unter anderem die Mitmenschen-Galerie, bei der man über den Selfie-Generator sein Porträt hochladen und dann auf Instagram und facebook teilen kann (mehr dazu auf: www.evim175.de/).

Talk-Openair „MitMenschen im Gespräch“, Wiesbaden, Schlossplatz

02.07. – 16 Uhr:

MitMenschen im Gespräch: Das Herz wird nicht dement! – Herausforderung Altenhilfe

Peter Kiel (Protagonist) – Ilka Müller (GF) Matthias Riedmann (Stadt Wiesbaden Alters- und Sozialplaner) und Anja SelleUersfeld (Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Wiesbaden)

0.07. – 15 Uhr:

MitMenschen im Gespräch: Mit Werkstätten auf dem Weg zum inklusiven Arbeitsmarkt - Herausforderung Teilhabe

Ralf Thies, Jonas Heidrich (Protagonisten) – Björn Bätz (GF) – Heike Hofmann (Hessische Sozialministerin), Susanne Simmler (Landesdirektorin LWV Hessen)

04.07. – 16 Uhr:

MitMenschen im Gespräch: Ins Leben stolpern! –Herausforderung Jugendhilfe

Tobias Emmel, Lara Griebel (Protagonisten) – Klaus Friedrich (GF) – Dr. Patricia Becher (Dezernentin für Soziales, Bildung und Wohnen – Landeshauptstadt Wiesbaden)

05.07. – 11 Uhr:

MitMenschen im Gespräch: Mein Kind hat keinen Bock auf Schule! – Herausforderung Bildung

Karin Rosenthal, Theresa Saup (Protagonisten) – Carlos Müller (GF) - Uwe Brecher (Campus Klarenthal) – Daniel Bognar (Referatsleiter Grundschulen, Förderschulen, Inklusion Hessisches Kultusministerium)

Mit einem Denkort in Wiesbaden auf dem Geisberg als ein dauerhaftes Zeichen und eine Mahnung, der zum Abschluss des Jubiläumsjahres am 24. Oktober 2025 feierlich eröffnet wird, möchte EVIM über seine Verstrickungen während der NS-Zeit erinnern. In der Festschrift (Foto links unten, Seite 7) wird ausführlicher darüber berichtet.

„EVIM steht für gelebte Menschlichkeit und Fürsorge. Seit 175 Jahren schafft EVIM Angebote, die ein Zuhause, Unterstützung und Chancen bietet – für Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen. Ob nun Altenhilfe, Teilhabe, Jugendhilfe oder Bildung – die Arbeit beeindruckt mich zutiefst, denn sie zeigt damals wie heute: Engagement und Mitmenschlichkeit sind

zeitlos und unverzichtbar“, so die Wiesbadener Dezernentin für Soziales, Bildung und Wohnen, Dr. Patricia Becher.

Schon immer ist EVIM auf die Menschen zugegangen – denn das ist die DNA des Vereins - und in diesem Sinne ist das vielfältige Programm im Jubiläumsjahr zugleich die Einladung an alle Mitmenschen, mit EVIM und seinen Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen, die an den Festtagen vor Ort sein werden.

175 Jahre EVIM. Eine Geschichte, die weitergeht. Und die wir alle mitschreiben können.

Weitere Infos unter: www.evim.de und www.evim175.de

Ein Ergebnis

unternehmen & märkte

Foto: © Markus Hildebrand, Laurent-Perrier

Sternecup der Köche

Die Erfolgsgeschichte feierte ihr Jubiläum bei herrlichem Wetter und kulinarischen Highlights in 2.300 Metern Höhe

Das Jubiläum des SterneCups der Köche von Champagne Laurent-Perrier wurde am 13. und 14. April 2025 gebührend in Ischgl gefeiert. Seit einem Vierteljahrhundert bringt dieses einzigartige Event Sterneköche und Genießer zusammen – und das Jubiläumsjahr wurde, wie versprochen, besonders spektakulär.

Das kulinarische Kultevent der Extraklasse Zum 25-jährigen Bestehen des Sterne-Cups erwarteten die Gäste zwei genussreiche Tage voller Höhepunkte inmitten der traumhaften Ischgler Bergwelt. Führende Sterneköche aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz duellierten sich beim Skifahren und auch kulinarisch.

Am Sonntag, den 1. April 2025, begann die Veranstaltung mit einem zünftigen Hüttenabend im Alpenhaus, der von tollen Gesprächen und Kulinarik der Extraklasse geprägt war. Am nächsten Tag ging es sportlich und genussvoll weiter. Der Tag begann mit dem legendären Skirennen der Köche. Eröffnet wurde das Rennen durch den Weltcupsieger.

Thomas Schreiner, Johann Lafer, Lothar Matthäus, Foto: © Laurent-Perrier

Zeitschnellster des Rennens war Sternekoch Martin Schlegel aus dem Schwarzwald.

Darauf folgte das einzigartige Kochduell der Spitzenköche auf der Idalp auf 220 Metern Höhe. Außerdem gab es eine besondere kulinarische Prüfung, angelehnt an die Prüfungen der letzten 25 Jahre. Die genussvollen Gerichte wurden von den drei Sterneköchen Edip Sigl, Ess:enz in Grassau, Sven Elverfeld, Aqua in Wolfsburg und Norbert Niederkofler, Atelier Moessmer in Bruneck, von den TV-Moderatoren Marcel Reif und Béla Réthy, sowie Ingo Swoboda, vom Gourmet-Magazin Der Feinschmecker, bewertet. TV-Koch Mike Süsser war auch mit von der Partie. Bewertet wurde das Skirennen, die kulinarische Prüfung und das Kochduell auf der Lohberger Bühne.

Hier ging das Team von Johann Lafer und der Schlossherrnstube in Ischgl als Sieger hervor. Thomas Schreiner, der Veranstalter, konnte neben Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann, prominente Gäste, wie Olympiasiegerin Maria Riesch, auch Weltfußballer und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus begrüßen, und war mit der Veranstaltung vollauf zufrieden. Am Abend wurde dann gebührend 25 Jahre Sterne-Cup der Köche zelebriert. Neben vielen alten Geschichten und Fotos, wurden die Sieger mit Champagne Laurent-Perrier gefeiert. Ein emotionaler finaler Sterne-Cup Abend, der in die Geschichte eingehen wird. Ischgl und Champagne Laurent-Perrier konnten darüber hinaus bei der Veranstaltung 12.000 € für die Beckenbauer Stiftung an Heidi Beckenbauer übergeben, die an diesem Abend persönlich anwesend war und persönliche Worte an die Teilnehmer richtete.

Eine Erfolgsgeschichte seit 1998

Der Sterne-Cup der Köche wurde in diesem Jahr das 25igste Mal ausgetragen. 1998 wurde dieser von Thomas Schreiner (Champagne Laurent-Perrier) und Sternekoch Hans Haas initiiert. Was als spontane Idee begann, entwickelte sich rasch zu einem Kult-Event, das Sport und Haute Cuisine auf einzigartige Weise vereint. Seit 2005 findet die Veranstaltung in der Alpen-LifestyleMetropole Ischgl statt und hat sich zu einem der Top-Highlights im Gourmet-Kalender etabliert.

Partner und Unterstützer

Der Sterne-Cup der Köche wird von Champagne Laurent-Perrier in

Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Paznaun – Ischgl organisiert. Zu den Partnern gehören unter anderem S.Pellegrino/Aqua Panna, Lohberger, Rungis, Der Feinschmecker, die Silvrettaseilbahn AG und Atomic.

Weitere Infos unter: https://sternecup-der-koeche.de/

Dirk Martin, Günter Gollner, Walter Polz, Foto: © Flo Mitteregger
Kochlegende Hans Haas, Karl Ederer und 2-Sterne-Koch Benjamin Parth, Foto: © Markus Hildebrand, Laurent-Perrier
Béla Réthy, Thomas Schreiner, Maria Riesch, Johann Lafer, Marcel Reif, Foto: © Flo Mitteregger

Erwin Wortelkamp: „al mare - Hände“, 1989, Arbeit auf Papier, Technik: Papier, Leinöl, Pigmente, mit Händen gewischt, 48 x  cm, Werk_P-1989-02 © Erwin Wortelkamp

Erwin Wortelkamp (geb. 1938 in Hamm/Sieg) befasst sich intensiv mit der Natur, insbesondere in dem von ihm gestalteten Skulpturenpark, „Im Tal“ und in Acquaviva (IT), was sich in seinem skulpturalen wie graphischen Werk seinen Widerhall findet.

Im engen Dialog mit der Natur entwickelt er daraus auch Anleihen zur menschlichen Gestalt. „Vielleicht ein Baum“ bezeichnet er 1976 seine erste Skulptur im neu angelegten

Landschaftspark: sie markiert den Beginn einer fortwährenden Beschäftigung mit dem inneren Kern des Baumes, dessen wuchtiger Kraft, wie auch Verletzbarkeit. In ihm sieht er sein eigenes „alter ego“.

International bekannt ist Erwin Wortelkamp vor allem als Bildhauer. Weniger hingegen fand bislang sein mehr als 4000 Blätter umfassendes graphisches OEuvre Beachtung, das er im Verlauf von über sechs Jahrzehnten geschaffen hat. Es reicht von Skizzen zu Projekten und

Durchdringungen

Aktionen, über architektonische Entwürfe bis hin zu eigenständigen freien Arbeiten. In ihnen tritt spätesten ab 1986, zeitgleich mit seinem zweiten Lebensmittelpunkt in Italien, maßgeblich die Farbe hervor.

In seriell angelegten Zyklen erarbeitet Wortelkamp Formales und Inhaltliches, verknüpft zuweilen kunsthistorische Bezüge mit existenziellen Aspekten. Wie in einem fortwährenden Dialog entwickeln sich hier bildnerische Prozesse. Dabei experimentiert er mit der Stofflichkeit der unterschiedlichen Papiere, ritzt, schneidet hinein, öffnet die Blattfläche, integriert Naturstoffe und überzieht den Blattgrund mit gesättigten Farbklängen. Nicht zuletzt nutzt Wortelkamp die Möglichkeiten des Holzschnitts und der Prägung.

„Durchdringungen“ sind deshalb bei Erwin Wortelkamp nicht nur sichtbare, formale Akte skulpturaler Formgebung, sondern immer auch physisch und geistig gemeint. Jede Form, jede Farbe, jedes dialogische Prinzip – sei es in der Skulptur, auf dem Blatt oder im verfassten Text – gerät bei ihm zur existenziellen Fragestellung. Sich diesem umfangreichen Werkkomplex erstmals intensiv zu widmen und die Frage der Durchdringung auszuloten, gilt die jetzige Präsentation.

Erwin Wortelkamp: Durchdringungen bis 24.8.2025

Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Esther-Bejarano-Str. 1 56068 Koblenz www.ludwigmuseum.org

Öffnungszeiten:

Di – Sa 10.0 – 17 Uhr So 11 – 18 Uhr

Werke von Erwin Wortelkamp im Museum Ludwig Koblenz

aus der aktuellen Serie „UP aus der Serie „RAUMZEIT“

Anlässlich der erfolgreichen und großartigen Einzelausstellung seiner Fotoserie im Schloss Simmern präsentierte der Wiesbadener Fotograf Frank Deubel am 30. April 2025 erstmal sein aktuelles Buch „Poesie des Körpers“. Nun stellt der Fotograf sein beeindruckendes Werk auch dem Wiesbadener Publikum vor.

Frank Deubel, Wiesbadener Fotograf, Mitbegründer der Wiesbadener Fototage und Mitglied der Künstlergruppe 50 Wiesbaden, hat sich über fast drei Jahrzehnte einen Namen in der Kunstszene gemacht.

In seinem aktuellen Buch zeigt er eine faszinierende Sammlung von Körperbildern, die nicht nur die Ästhetik des menschlichen Körpers zelebrieren, sondern auch seine Dynamik und Bewegungsabläufe sichtbar machen.

Seine Arbeiten zeichnen sich durch innovative Techniken aus, darunter extreme Belichtungssituationen und der gezielte Einsatz von Materialien, die den Betrachter in eine neue Wahrnehmung eintauchen lassen.

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Fotoserie „UP“, die unmanipuliert bei Tageslicht und unter verschiedenen Wolkenbedingungen entstanden ist. Die Modelle, die dem natürlichen Licht ausgesetzt sind, wirken auf diesen Bildern fast schwebend, als könnten sie im nächsten Moment aus dem Bild herausgleiten.

Deubels Überzeugung, dass das endgültige Bild bereits mit der Belichtung des Negativmaterials festgelegt wird, führt dazu, dass er auf digitale Bildbearbeitung verzichtet. Dies verleiht seinen Arbeiten eine authentische und unverfälschte Ästhetik.

Ein zentrales Thema in Frank Deubels Fotografie ist der nackte, entkleidete Körper. Er experimentiert jedoch auch mit Folien und Stoffen, die die körperliche Plastizität reduzieren und neugierig machen, ohne vollständig zu verhüllen.

„In meiner Arbeit gilt es immer wieder, auch die Formensprache im fotografisch-experimentellen Ansatz neu auszuloten und dabei an den Kern der Fotografie als Lichtmalerei zu gelangen“, erklärt Deubel.

Besonders hervorzuheben ist

Deubels Ansatz, ausschließlich mit nicht professionellen Modellen zu arbeiten. Für ihn ist es wichtig, einen kreativen Prozess zu schaffen, der während des Shootings entsteht.

„Ich setze den Rahmen, in dem die Modelle agieren“, so Frank Deubel. Diese Interaktion führt zu überraschenden Fotografien, die in einem Dialog entstehen und die Lebendigkeit seiner Aufnahmen prägen.

Frank Deubels Werk lädt dazu ein, die Schönheit und Komplexität des menschlichen Körpers neu zu entdecken und bietet einen tiefen Einblick in seine künstlerische Vision.

Zur Buchvorstellung hat Frank Deubel als besonderes Highlight die Modelle eingeladen, die ihn in den vergangenen Jahrzehnten begleitet haben, um ihre gemeinsame Arbeit zu würdigen.

Die Veranstaltung wird von einem kleinen musikalischen Rahmenprogramm des Londoner Singer/Sonwriter Eddie Angel begleitet, der zur Eröffnung einige Stücke spielen wird. Für das leibliche Wohl der Gäste ist ebenfalls gesorgt.

In der begleitenden Ausstellung werden die neuesten Arbeiten aus der Serie "UP" gezeigt.

Im Mittelpunkt steht natürlich das großartige Buch „Poesie des Körpers“, das vor Ort erworben und signiert werden kann.

POESIE DES KöRPERS

Analoge Photographie

Frank Deubel

Werkraum Photographie

GRAUWERT Verlag

ISBN: 978--00-081006-0 www.frankdeubel.eu/

Buchvorstellung:

5. Juli 2025, 18 Uhr

Galerie GRAUWERT

Dachsteinstraße 4 65199 Wiesbaden

„POESIE DES KÖRPERS“

Frank Deubel präsentiert sein

aktuelles Buch in Wiesbaden
aus der Serie „KOKON““

Der Einfluss von Frauen in der japanischen Fotografie wurde bisher stark unterschätzt. Während das Werk der männlichen japanischen Fotografen in den letzten Jahrzehnten im Westen viel Aufmerksamkeit erregt hat, sind ihre Kolleginnen unter dem Radar geblieben.

Oft scheint die isolierte Position japanischer Künstlerinnen innerhalb der männerdominierten Gesellschaft ihnen die Freiheit gegeben zu haben, traditionelle fotografische Konventionen beiseitezuschieben und unabhängig und experimentell zu arbeiten.

Viele der in dieser Ausstellung vorgestellten Fotografinnen nutzen ihre persönlichen Geschichten, um die Rolle der Frau zu erkunden, Fragen zu Geschlecht und Identität zu stellen und patriarchalische Normen zu kritisieren.

Die kleinen Wunder des Alltags

Mit Fotografien von den 1950er Jahren bis heute bietet die Ausstellung I’M SO HAPPY YOU ARE HERE im Fotografie Forum Frankfurt einen neuen und spannenden Blick auf die japanische Fotografie.

Im Mittelpunkt stehen Fotografinnen und ihre Perspektive auf den Alltag und die Gesellschaft in Japan. Zu sehen sind Arbeiten von mehr als 20 Künstler*innen verschiedener Generationen, darunter Ishiuchi Miyako, Kawauchi Rinko und Katayama Mari. Von Straßenfotografie bis hin zu zeitgenössischen Experimenten – ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine große Bandbreite und Vielfalt aus.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Lesley A. Martin, Takeuchi Mariko und Pauline Vermare. Das Fotografie Forum Frankfurt ist die einzige Station der Welttournee in Deutschland. Die japanische Kuratorin Takeuchi Mariko wird zur Eröffnung anwesend sein, ausgestellte Künstlerinnen sind eingeladen.

Die Ausstellung teilt sich in vier Sektionen auf: “The Pioneers”, “The Elevation of the Everyday”, “Critical Perspectives on Self, Gender, and Society” und “Extensions of and Experiments with the Medium”.

The Pioneers

Die Geschichte der Beiträge von Frauen zur Fotografie in Japan reicht bis in die frühesten Tage des Mediums zurück. Frauen arbeiteten oft hinter den Kulissen, retuschierten Fotografien und kolorierten sie von Hand, während sie auch selbst fotografierten.

Im Nachkriegs-Japan waren Fotografinnen ein integraler Bestandteil der modernen und zeitgenössischen japanischen Fotografie. Beispielhaft ist Watanabe Hitomi (*199 in Tokyo), die ihre Karriere in den späten 1960er Jahren begann, als sie die Studentenproteste der Zenkyōtō-Bewegung dokumentierte.

Als Fotografin bietet ihre Arbeit eine einzigartige Perspektive auf die sozialen und politischen Umbrüche Japans.

Kawauchi Rinko, Untitled, 2004; Aus der Serie “the eyes, the ears”, Courtesy the artist and Aperture. © Kawauchi Rinko 2025
Ishiuchi Miyako, Mother’s #39, 2002. Courtesy Third Gallery Aya, Osaka and Aperture, © Ishiuchi Miyako 2025

The Elevation of the Everyday

Im Japanischen bedeutet Fotografie – shashin – »Nachahmung der Realität« oder »Darstellung der Wahrheit«. Die Fotografinnen in dieser Sektion richten ihre Aufmerksamkeit auf die »kleinen Wunder« des Alltags. Sie erzählen Geschichten von Familie und Intimität aus der Perspektive japanischer Frauen, die in der westlichen Wahrnehmung oft fehlt. Exemplarisch ist Kawauchi Rinko (*1972 in Shiga) bekannt für ihre zarten, traumartigen Fotografien und Poesie, die alltägliche Momente in spirituelle und rituelle Kontexte setzen.

Critical Perspectives on Self, Gender, and Society

Viele Fotografinnen nutzen persönliche Erzählungen, um Identität, Gesellschaft und Zugehörigkeit zu thematisieren. Sie hinterfragen gesellschaftliche Erwartungen und schaffen neue, selbstbestimmte Narrative. Yanagi Miwa (*1967 in Kobe) beispielsweise integriert in ihren Arbeiten Fotografie, Performance und Theater. Ihre Werke, wie »Elevator Girls«, thematisieren die gesellschaftlichen Zwänge, denen Frauen ausgesetzt sind.

Extensions of and Experiments with the Medium

Eine Vertreterin dieser Sektion ist Katayama Mari (*1987 in Saitama). Ihre Werke hinterfragen die Materialität der Fotografie und überschreiten disziplinäre Grenzen. Sie nutzt Fotografie und Skulptur, um normative Körpervorstellungen zu hinterfragen.

Mit selbstgenähten Objekten und inszenierten Selbstporträts schafft sie empowernde Darstellungen ihres Körpers und lädt Betrachtende ein, über Repräsentation nachzudenken.

Zur Ausstellung erscheint die Publikation »I’m So Happy You Are Here: Japanese Women Photographers from the 1950s to Now«, herausgegeben von Lesley A. Martin und Pauline Vermare, mit weiteren Beiträgen von Carrie Cushman und Kelly Midori McCormick sowie Takeuchi Mariko und anderen. Das Buch ist im Aperture Verlag erschienen und im FFF-Shop erhältlich (Englisch, 439 Seiten).

©

I’M SO HAPPY YOU ARE HERE bis 7. 9. 2025

Fotografie Forum Frankfurt

Braubachstraße 30-32 60311 Frankfurt am Main

öffnungszeiten: Di–So 11–18 Uhr

www.fffrankfurt.org

Ishikawa Mao, Kin, Koza (present-day Okinawa City), Okinawa Prefecture, 1975-77; Aus der Serie Akabanaa (Red flower), Courtesy Nap Gallery, Tokyo and Aperture, © Ishikawa Mao 2025
Ushioda Tokuko, Untitled, 1983; Aus der Serie “My Husband”, Courtesy PGI gallery, Tokyo, and Aperture.
Ushioda Tokuko 2025

Zukunft?

Welche Zukunft?!

Wie die Wiesbadener Fototage unsere Zukunft ins Bild setzen

Wir leben in einer Zeit, in der vieles kippen kann – zum Guten wie zum Schlechten. Zwischen Klimakrise, gesellschaftlichem Wandel und technologischem Fortschritt entscheidet sich, ob wir als Gesellschaft zusammenwachsen oder weiter auseinanderdriften.

Es sind Fragen, die unsere Gegenwart prägen – und unsere Zukunft formen werden. Fragen, die oft abstrakt erscheinen, aber in Wiesbaden ein Gesicht bekommen. Oder besser gesagt: viele Gesichter, viele Perspektiven, viele Bilder.

Denn genau hier, im Herzen der hessischen Landeshauptstadt, kommen vom 2. August bis 7. September 2025 bei den 1. Wiesbadener Fototagen Künstlerinnen und Künstler zusammen, um diesen Wandel sichtbar zu machen. Sie erzählen in ihren Werken von Hoffnungen, Brüchen und Möglichkeiten.

Es sind Foto- und Videoprojekte, die aufrütteln, irritieren, berühren – und inspirieren. 8 Arbeiten wurden von einer renommierten Jury ausgewählt. Sie zeigen: Transformation ist nicht nur ein politischer

Begriff, sie ist auch ein ästhetisches Abenteuer.

Ein Blick in andere Welten Die zentrale Frage, die über allem schwebt, lautet: Wie wollen wir leben? Es ist eine Frage, die nach Utopien ruft. Nach Alternativen zur gewohnten Wirklichkeit.

Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda bringt es auf den Punkt: „Es sind kulturelle Formate wie Songs und Bücher, Theaterstücke und Filme, Bilder und Bauten, in denen sich (…) Vorstellungen einer anderen Gegenwart und Zukunft zeigen lassen.“ Fotografie ist eines dieser Formate – direkt, intim, radikal subjektiv.

ANGEBOTE

Digitale Vermittlung

Zahlreiche ausgestellte Positionen werden mit einem QR-Code verknüpft, um den Besucherinnen und Besuchern zusätzliche Informationen zu vermitteln. Empfohlen wird deshalb beim Ausstellungsbesuch die Mitnahme eines digitalen Endgeräts wie Smartphone oder Tablet sowie Ohrhörer, Kopfhörer …

Festivalprogramm

Der Ausstellungsparcours der Wiesbadener Fototage wird durch ein vielfältiges Festivalprogramm ergänzt. Es wird Führungen, Artist Talks und Filme geben sowie einen Vortrag in Kooperation mit »The Future Project« und Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit der Sektion Bild der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh).

Workshops

Die Wiesbadener Fototage bieten am letzten Augustwochenende mehrere Workshops an.

Mehr dazu unter www.wiesbadener-fototage.de

Die Wiesbadener Fototage setzen genau hier an. Mit ihrem diesjährigen Motto wollen sie neue Narrative schaffen – jenseits der Dauerberieselung durch Social Media und der Ästhetik der Hochglanzmagazine. Was hier gezeigt wird, ist oft roh, unbequem und ungeschönt. Und genau deshalb so wertvoll.

© Eva Bystrianska, aus der Serie: Zero Waste Jihlava

Ein Festival als Labor der Zukunft

Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 haben sich die Wiesbadener Fototage als eines der bedeutendsten Festivals für künstlerische und dokumentarische Fotografie etabliert. Was sie besonders macht, ist der Dreiklang aus Ausstellungen, Begleitprogramm und Förderpreisen.

Das Festival ist kein Elfenbeinturm für Kunstkenner – sondern eine Bühne für den fotografischen Nachwuchs, ein Dialogangebot an die Gesellschaft.

Mehr als 400 Künstlerinnen und Künstler haben hier bereits ausgestellt, viele von ihnen standen am Anfang ihrer Karriere. Für einige war Wiesbaden das Sprungbrett in eine internationale Laufbahn. Denn hier geht es nicht nur um schöne Bilder – sondern um Haltung.

Perspektiven statt Posen

Die gezeigten Projekte hinterfragen Gewissheiten, eröffnen neue Sichtweisen. Sie beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Umbrüchen, ökologischen Krisen, Identitätssuche und technologischem Fortschritt. Doch sie tun das auf ihre ganz eigene Weise: mit dem Blick durch die Kamera, mit der Kraft des Augenblicks.

Die Jury – bestehend aus Nicole Ahland, Andrea Diefenbach, Kim Engels, Marc Peschke, Daniel Oschatz und Jürgen Strasser – hat

© Mohammad Rakibul Hasan, aus der Serie: The Blue Fig

sich die Auswahl nicht leicht gemacht. In intensiven Diskussionen wurden jene Arbeiten ausgewählt, die inhaltlich wie formal überzeugen und den künstlerischen Anspruch des Festivals widerspiegeln. Die vollständige Liste der Ausstellenden ist auf der Website der Fototage einsehbar.

Kunst für alle – nicht nur für Insider

Was die Wiesbadener Fototage besonders auszeichnet, ist ihr niedrigschwelliger Zugang. Hier wird Kunst nicht elitär inszeniert, sondern in den Dialog gebracht – mit der Stadt, mit dem Publikum, mit der Wirklichkeit. Besonders im Fokus: die jüngere Generation. Denn wer, wenn nicht sie, soll die Zukunft mitgestalten?

Die Wiesbadener Fototage sind damit mehr als eine Ausstellung. Sie sind ein Impulsgeber, ein Resonanzraum, ein Möglichkeitslabor. Sie zeigen, dass Fotografie mehr kann, als abzubilden. Sie kann entlarven, erzählen, verwandeln. Und vielleicht, ganz vielleicht, kann sie sogar dabei helfen, eine bessere Welt zu denken.

Wiesbadener Fototage vom 2.08. bis 07.09.2025

Zentrale Eröffnungsfeier: 2.08.2025 um 19.00 Uhr Künstlerverein Walkmühle Walkmühle , Wiesbaden

Kernöffnungszeiten aller beteiligter Häuser: Fr–So jeweils von 11 bis 17 Uhr Weitere Öffnungszeiten der teilnehmenden Häuser auf www.wiesbadener-fototage.de.

Montags sind alle Ausstellungen geschlossen; Der Eintritt in die Ausstellungen ist frei!

Alle Infos: www.wiesbadener-fototage.de www.instagram.com/ wiesbadenerfototage www.facebook.com/ fototagewiesbaden

Jury-Mitglieder von links nach rechts: Marc Peschke, Daniel Oschatz, Jürgen Strasser, Nicole Ahland, Kim Engels, Andrea Diefenbach

kultur & kreatives

Die Theatersaison 2025/26 avisiert in Wiesbaden, Darmstadt und Mainz fesselnde Spiel-Pläne und eine Wiedereröffnung.

WIESBADEN

„Wir müssen reden.“ Gelungener Neustart und die erste Berliner Theatertreffen-Einladung nach 60 Jahren („Double Serpent“ von Ersan Mondtag) - das Leitungsduo Dorothea Hartmann & Beate Heine startet ambitioniert in die zweite Spiel-Zeit. „Summertime - Broadway in concert“: Den Spielzeitauftakt markiert der furios gestartete GMD Leo McFall. Verdis „La Traviata“ ist das Deutschland-Debüt des belgischen Regiestars Tom Goossens. Misha Cvijovics Wettbewerbsgewinner „Alles Liebe - eine queere Landoperette“ wird von Anna Weber („Fantasio“) uraufgeführt. Ersan Mondtag bringt die Walter Braunfels-Oper „Die Vögel“ heraus. „Mephisto“ trifft „Antigone“ trifft „Romeo und Julia“ trifft „Leonce und Lena“ im BüchnerJahr. Das Schauspiel bietet neben der „Freiheit einer Frau“ von Edouard Louis den Folgeroman „Monique bricht aus“ in deutscher Erstaufführung.

Die „Wiesbaden-Biennale 2025“ unter Leitung von Rebecca Ajnwojner & Carolin Hochleichter mit dem Fokus „Platz machen“ nimmt im September 2025 „Orte in Wiesbaden in den Fokus, die viel mehr sind, als sie scheinen“.

Das Hessische Staatsballett punktet mit der Uraufführung von Maciej Kuzminskis „Cantos“. Das Tanzfe-

stival RheinMain 2025 lädt Ende Oktober 25 ein.

DARMSTADT

Fake oder nicht Fake, ist in Darmstadt die Frage. „Ist das echt?“ Der rote Faden am Musentempel der Büchnerstadt durchzieht viele Produktionen und das spartenverbindende Projekt mit Künstlicher Intelligenz: „Komm zu meinem Festival oder ich hacke Deinen Toaster“. Darmstadts Intendant zitiert Picasso: „Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt.“ Karsten Wiegand vermutet: „Jetzt scheinen Teile der Wirklichkeit die Gesetze von Bühne, Entertainment und Kunst übernommen zu haben. Was wirkt, ist wahr.“Nach vier Jahren Sanierung freut sich Schauspieldirektor Alexan-

Der Darmstädter Musentempel am Georg Büchner-Platz startet in die Spielzeit 2025/26 mit der Frage: „Ist das echt?“ Nach vier Jahren Rundum-Sanierung wird das Kleine Haus mit gut ausgestatteter Schauspielbühne in die neue Saison starten.

der Kohlmann im Büchner-Jahr auf den Neustart des Kleinen Hauses mit gut ausgestatteter Schauspielbühne. Büchners „Lenz“, auch Neuproduktionen von Tanz, Konzert & Musiktheater laden hier ein. Shakespeares „Was Ihr wollt“ macht den Anfang, dem nach Hermann Hesse „ein Zauber“ innewohnt. David Bowies „Lazarus“ fällt vom Himmel. Mit Verdis „Aida“ startet die neue Operndirektorin Nicola Raab und inszeniert Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Neben der „Krönung der Poppeia“ kommen „Pelleas und Melisande“ und die Jugend-Oper „Iphis“. Broadwayfeeling hat „Hairspray“. Spektakuläres bietet die Tanzsparte mit Sharon Eyals Meilenstein „Corps de Walk“.

MAINZ

Zu 0 Premieren, davon 14 Uraufführungen, plus  Wiederaufnahmen und Festivals lädt der Musentempel der Domstadt ein unter dem Brecht-Zitat: „Denn wovon lebt der Mensch?“ Antwort: Von der Nähe.“ Der neue GMD Gabriel Venzago stellt sich mit Korngolds „Die tote Stadt“ vor, inszeniert von der gefeierten Sängerin Angela Denoke. Alexander Nerlich widmet sich Nino Haratischwilis Epos „Das achte Leben (Für Brilka)“. Das tanzmainz festival bittet zum UPDATE#5.

Text und Fotos: Gesine Werner

Puccinis pur: Sein letztes Werk „Turandot“ wird in Mainz ohne dazu komponiertes Finale von Gianluca Falaschi („Perelá“-Kostüme 2015), der Regie, Bühne und Kostüme verantwortet, in der Halbwelt eines abgeranzten Spielcasinos verortet. „Turandot ist in meiner Lesart das Dasein selbst: Leben und Tod zugleich.“ Auch der musikalische Leiter Francesco Cilluffo, Dramaturgin Elena Garcia Fernandez sowie Co-Bühnenbildner / Lichtdesigner Ulrich Schneider gaben im Foyer einen Einblick ins Regiekonzept. Fake oder nicht Fake?

Neue Spiel-Zeiten an den Musentempeln in Wiesbaden, Darmstadt und Mainz

Offene Ateliers am Rhein

Scharner in Biebrich. Ebenfalls dabei sind Anna Bieler, Patricia SantÀna Scheld, Roman Mikos, Bernd Schneider und Mike Wosnitzka im ATELIEReins in Biebrich sowie Anke Rohde, Wolfgang Blanke und Berthe Knieriem in Schierstein.

Die Besucher:innen haben die Möglichkeit, ihre Route nach dem aktuellen Flyer-Plan selbst zusammenzustellen und ein spannendes Wochenende mit dem Rad, Bus, Auto oder zu Fuß entlang des Rheins zu erleben.

Künstler:innen laden zur Entdeckungsreise ein am 14./15. Juni 2025 von 13. bis 19 Uhr in Mainz-Kastel, Biebrich und Schierstein

Nach einer erfolgreichen Premiere in 2023 öffnen lokale Künstler:innen am 14. und 15. Juni 2025 von 13 bis 19 Uhr erneut ihre Ateliers für die öffentlichkeit.

Die Veranstaltung „Offene Ateliers am Rhein“ geht in die dritte Runde und bietet Kunstliebhaber:innen die Möglichkeit, die Produktionsstätten der Kunst zu entdecken. „Offene Ateliers am Rhein“ ist ein jährliches Event, das lokale Kunstschaffende und Kunstliebhaber:innen zusammenbringt. Es bietet eine einzigartige Gelegenheit, die kreativen Räume der Kunstproduktion zu erkunden, Arbeiten zu betrachten und diese direkt vor Ort zu erwerben. Durch die Veranstaltung wird das kulturelle Leben der Region bereichert und die lokale Kunstszene gefördert.

Insgesamt 1 Künstler:innen in 9 verschiedenen Ateliers nehmen an der Veranstaltung teil. Die Besucher:innen erwartet ein breites Spektrum an Kunstformen - von Malerei, Zeichnung und Karikatur

über Materialbilder, Objekte/Objektund Digitalkunst, Fotografie und Collage bis hin zur Installation.

Zu den teilnehmenden Ateliers gehören die von Veronika Fass in Mainz-Kastel, Renate Reifert, Uta Grün, Christa Sturm, Annette

Unterstützt wird das Projekt vom Kulturamt der Stadt Wiesbaden sowie dem Ortsbeirat von Biebrich.

Weitere Informationen zur Veranstaltung sind auf der Website www.offeneateliers-wi.de zu finden.

Kriemhild Hamann, Foto: © Elena Zaucke

Roland Schimmelpfennig, Foto: © Adriana Jacome

Jasmin Tabatabai als Brunhild, Wolfram Koch als Hagen. Kriemhild Hamann als Kriemhild, Andreas Grötzinger in der Rolle des Volker, HansWerner Leupelt als Gunter, Lisa Natalie Arnold als Blatt, Denis Geyersbach ist Giselher und ein norwegischer Held Siegfried (Eivin Nilsen Salthe) – das ist das Ensemble der Wormser Nibelungen-Festspiele 2025.

Königinnen Kriemhild und Brunhild bis hin zum Untergang der Burgunder am Hof des Hunnenkönig Etzel.

So entsteht eine dichte, fast rauschhafte Reise durch das Lied der Nibelungen – eine Verbindung des alten Mythos mit der Kraft eines großen Fantasystoffes und der Gegenwärtigkeit unserer modernen Welt. Das Stück inszeniert Mina Salehpour, die zu den renommierten Regis-

Das Lied der Nibelungen Alter Mythos trifft moderne Welt

Vom 11. bis 27. Juli zeigt das Theaterfestival die Uraufführung des eigens für Worms geschriebenen Stückes „SEE AUS ASCHE – Das Lied der Nibelungen“ von Roland Schimmelpfennig. Mina Salehpour führt auf der imposanten Freilichtbühne vor dem Kaiserdom Regie.

Roland Schimmelpfennig, einer der meistgespielten zeitgenössischen Dramatiker im deutschsprachigen Raum, hat mit „See aus Asche – Das Lied der Nibelungen“ für die Wormser Festspiele eine wortgewaltige Theaterdichtung geschrieben, in der er die gesamte Geschichte erzählt: Von Siegfrieds Aufbruch in die Welt, von der Tötung des Drachens, der Erbeutung des Nibelungenschatzes und der Tarnkappe und von der Ankunft des Helden am Burgunderhof. Von Hagen von Tronjes Machtspielen und von den Schicksalen der

seurinnen der deutschsprachigen und internationalen Theaterszene zählt und erfolgreich an führenden europäischen Bühnen u. a. in Oslo und Trondheim, dem „Dramaten“ in Stockholm sowie am Wiener Burgtheater, am Schauspiel Köln und dem Schauspiel Hannover inszeniert.

Das Stück inszeniert Mina Salehpour, die zu den renommierten Regisseurinnen der deutschsprachigen und internationalen Theaterszene zählt und erfolgreich an führenden europäischen Bühnen u. a. in Oslo und Trondheim, dem „Dramaten“ in Stockholm sowie am Wiener Burgtheater, am Schauspiel Köln und dem Schauspiel Hannover inszenierte.

Autor Roland Schimmelpfennig gehört zu den meistgespielten

Intendant Nico Hofmann Domkulisse,

deutschsprachigen Dramatikern der Gegenwart. Seine Stücke werden an allen wichtigen deutschsprachigen Bühnen uraufgeführt und in mehr als 40 Ländern weltweit nachgespielt. Er wurde mehrfach unter anderem zu den Mülheimer Dramatikertagen eingeladen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt feierte er mit seinem für das Hamburger Schauspielhaus entstandenen Antiken-Projekt „Anthropolis“ einen überwältigenden Erfolg. „Laios“ wurde sowohl zum Berliner Theatertreffen eingeladen als auch als „Stück des Jahres 2024“ ausgezeichnet.

Neben der Hauptinszenierung „See aus Asche – Das Lied der Nibelungen“ vor dem Wormser Dom haben die Nibelungen-Festspiele in diesem Jahr auch einige glanzvolle Höhepunkte im Kulturprogramm zu bieten. Das Vokal-Trio „Muttis Kinder“ feiert sein 20-jähriges Bestehen am Montag, 21. Juli mit einer exklusiven Jubiläumsparty im Wormser Theater, die mit einer einzigartigen Mischung aus Liedkunst und humorvollem Schauspiel begeistern wird. Darüber hinaus gibt es am 12. Juli einen Talkabend mit Entertainer Harald Schmidt und Moderatorin Bernadette Schoog, und die packende musikalische Inszenierung „Der Hagestolz“ mit Jedermann-Darsteller Philipp Hochmair am 20. Juli. Auch die Theaterbegegnungen und der beliebte Kinder- und Familientag sind wieder Teil des abwechslungsreichen Programms. Vorträge der Nibelungenlied-Gesellschaft, Kunstausstellungen sowie Theater- und Perfor-

manceworkshops für Jugendliche runden das Festspielangebot ab.

Alle wichtigen Infos und die Tickets zum Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele vom 11. bis 27. Juli 2025 gibt es unter www.nibelungenfestspiele.de.

Mario-Adorf-Preis

Seit 2018 verleihen die Nibelungen-Festspiele den nach dem Schauspieler und Mitbegründer der Festspiele benannten Mario-AdorfPreis an herausragende Künstlerinnen und Künstler. Ausgezeichnet werden Schauspielerinnen und Schauspieler, Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner, Regisseurinnen und Regisseure sowie weitere Mitwirkende der Festspiele, die durch außergewöhnliche künstlerische Leistungen überzeugen. Der renommierte Theaterpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von der Unternehmerin und Wormser Ehrenbürgerin Ilse Lang gestiftet. Die Auszeichnung selbst, eine elegante gläserne Stele mit einem Drachenmotiv, wurde vom Illustrator Hendrik Dorgathen gestaltet und vom Technologiekonzern SCHOTT gefertigt. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden vom Kuratorium der Nibelungen-Festspiele bestimmt. Der legendäre Schauspieler Mario Adorf selbst stand 2002 und 200 auf der Bühne der Festspiele und prägte deren Anfangsjahre entscheidend mit.

www.nibelungenfestspiele.de

Foto: © Bernward Bertram
Andreas Groetzinger, Foto: © Annemone Taake
Jasmin Tabatabai, Foto: © Agentur Players Wolfram Koch, Foto: © Klaus Dyba

„A black theology of liberation“: Pastorin Rosalind Gnatt umgab sich im Gemeindebüro der Bergkirche mit Büchern von James H.Cone, Martin Niemöller, Dietrich Bonhoeffer, Dorothee Sölle, einer feminin anmutenden Michael-Ikone und einem polnischen Holzschnitt mit trauerndem Jesus.

All you need is love

Bewegender Abschied von Pastorin Rosalind Gnatt

„Gott ist mein Lied. Wer singt, betet zweimal!“

Rosalind Gnatt war eine ganz besondere Persönlichkeit, warmherzig, leidenschaftlich, inspirierend und immer für kreative Ideen gut. Am 4. April 2025 ist die aus Florida stammende Pastorin und Sopranistin im Alter von 72 Jahren verstorben.

In einer bewegenden Trauerfeier mit dem anglikanischen Pfarrer Christopher Easthill sowie den Bergkirchenpfarrern Markus Nett & Helmut Peters wurde von Rosalind Gnatt Abschied genommen.

Ausgebildete, gefeierte Opernsängerin, erfolgreiche Maklerin, Mutter und „zweimal getaufte“ Theologin, die 2015 in New York City ordiniert wurde und als 19jährige mit ihrem Mann (US-Soldat) einige Jahre in Mainz wohnte.

Als Pionierin baute die erste Pastorin der US-amerikanischen United Church of Christ (UCC) engagiert das English Community Outreach Project Protestant Deanery of Wiesbaden in der Bergkirche auf. Ob englischsprachiger Gottesdienst - mit aktuellen Bezügen, persönlichen Anmerkungen und deutscher Übersetzung! - „dinner-church“, sing-along oder Bibelkreis - familiäre Atmosphäre und originelle Musikwahl berührten: „Thank you, Beethoven!“

Unvergessen der Gottesdienst mit dem Bajan-Virtuosen Alexander Pribylov, das ökumenische Kol NidreKonzert zu Jom Kippur oder das hochkarätige Bergkirchen-Sternstündlein „Leonhard Bernstein - his songs“ mit Rhodri Britton, Daniel Carison, Deborah Lynn Cole, Tami Jantzi, das mit Moderatorin Gnatt im Staatstheater vor vollem Haus begeisterte.

„All you need is love“: Bach meets Beatles, Sting meets Cat Stevens. Brückenbauerin mit klarem Blick für Ungerechtigkeit. „Eine Sprache, die Zärtlichkeit statt Macht betont“, attestiert das Zentrum Ökumene.

Rosalind Gnatt hinterlässt Spuren in den Herzen.

Text und Foto: Gesine Werner

Zusammen sind sie weniger allein: Sopranistin Annette Luig, JUST-Schauspielerin Maurizia Bachnick, Pianistin Miyeon Eom, Cellistin Susanne Tscherbner und Dramaturg Oliver Riedmüller in der Wartburg.

Zusammen sind wir weniger allein

JUST-Stück „Als wir nicht wussten, wer wir waren“ mit Sopranistin Annette Luig geht unter die Haut

Pfirsiche und Thunfisch, Seepferdchen im Hippocampus, Romeo unterm Balkon und eine Pistole spielen eine Rolle im Musiktheaterstück für Leute ab 10. „Es ist schwieriger als gedacht, zu vergessen, wer wir waren. Mit jedem Schritt wird eine Erinnerung gelöscht. Wenn Wörter fehlen, sing ich lalala“ Gabriella, die einst umjubelte Diva der großen Pose mit grandioser Vergangenheit, hat ein „Blumenkohl-Problem.“

Sie schreibt mit Erinnerungszetteln gegen ihre Krankheit an und hätte gerne eine Bremse, um sich nicht selbst zu vergessen. Die junge Ausreißerin Nicky mit einem Rucksack voller Scherben hält es im alkoholgetränkt kaputten Daheim nicht mehr aus, würde ihre Misere am liebsten vergessen. „Ich will, dass Johnny Walker weggeht!“ Für beide ist die Welt aus den Fugen geraten. „Habe ich was verloren? – Nur Deinen Verstand.“ In ihrer generationsüberschreitenden Freundschaft finden sie Halt, teilen sich alte Erinnerungen mit und haben neue Erlebnisse. Es gilt die Devise: „Zusammen sind wir weniger allein.“

Das spartenverbindende Musiktheater von Misha Cvijovic und Son Sobrie beschert in der einfühlsamen Inszenierung von Jens Bluhm (Dramaturgie: Oliver Riedmüller, Ausstattung Nanako Oizumi) ein beglückendes Wiedersehen und -hören mit einem langjährigen Staatstheater-Publikumsliebling. Gänsehaut garantiert. Die vielfach ausgezeichnete Sopranistin Annette Luig ist die spielfreudige Idealbesetzung und schnürt geradezu den Atem ab mit ihrer Norma-Bravourarie „Casta Diva“. Maurizia „Nicky“ Bachnick nimmt als burschikose Göre mit Herz für sich ein. Pianistin Miyeon Eom und Cellistin Susanne Tscherbner weben einen packenden Soundteppich zwischen großer Oper und minimalistischen Klängen.

Das jugendliche Publikum aus verschiedenen Schulklassen folgt den Szenen gebannt, mal mucksmäuschenstill, mal kichernd und zeigt mit Trampelapplaus seine Begeisterung. Das Stück steht weiter auf dem Spielplan.

Text und Foto: Gesine Werner

“Piquedamen mit Herz”: Lucie Melville, Ingrid Ujj-Conrath & Renate Moering (am Tisch), Hausherrin Mary Lou Sullivan-Delcroix, Pianist Jürgen Schmidt, Christopher Ryan (Staatstheater Darmstadt), Vanessa Kotschetkov, Lukas Laut, Laura Hortak und Regisseur Klaus-Dieter Köhler in der Kulisse.

Bezaubernde Pique-Damen mit Herz

Der Hinterhof-Palazzo huldigt russischen Opernschätzen mit Gesang und Schauspielszenen

Wenn es um ideenreiche Kulturprojekte in stilvollem Rahmen geht, ist der Hinterhof-Palazzo im Westend immer die perfekte Adresse.

Am Internationalen Frauentag 2025 feierte die aktuelle Produktion von Prinzipalin Mary Lou Sullivan-Delcroix, wichtige Zeitzeugin der Anthologie „Erlebte Geschichte/ n“ des Stadtarchiv-Fördervereins, umjubelte Premiere: „Pique Damen mit Herz - ein musikalisches Kartenspiel aus Opern von Tschaikowski, Glinka & Rachmaninoff“ der Opernklasse der Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache erwies sich als stilvoll akzentuierende Inszenierung von Regisseur Klaus-Dieter Köhler. „Blubbernder“ Samowar, Schaukelstuhl, Teetisch mit original Sammeltassen und Spielkarten, Papier und Tinte sorgten als authentische Kulisse für altrussisches Ambiente. Papa Siegfried Köhler (legendärer Staatstheater-GMD und Kulturpreisträger) war per Foto auf der Kredenz präsent.

„Eugen Onegin“ trifft „Ruslan und Ludmilla“ mit der „Pique Dame“ im „Kirschgarten“ und erlebt „das Märchen von der toten Prinzessin und den 7 Recken“, derweil das Hindu-Lied aus der Oper „Sadko“ erklingt. Vanessa Kotschetkov, Laura Hortok und Lukas Laut (Schauspielschule Wiesbaden) zeigten Talent in Spielszenen aus Anton Tschechows „Kirschgarten“ und einer Märchenlesung. Der „russische Goethe“ Alexander Puschkin kam zu Ehren, auch mit dem von Renate Moering voll Emphase gelesenen Gedicht „Ein Denkmal schuf ich mir“. Herrlich spielfreudig nahmen Lucie Melville und Ingrid Ujj-Conrath einmal mehr als gut aufgelegte Goldkehlchen für sich ein. Gast-Tenor Christopher Ryan vom Staatstheater Darmstadt sorgte mit der berührend gesungenen Arie des Lenski für Gänsehaut. Am wohltemperierten Klavier war WMKPianist Jürgen Schmidt mit seelenvollem Anschlag ein souverän klangvoller Begleiter.

Das Publikum war hingerissen und spendete tüchtig Applaus.

info@hinterhof-palazzo.de.

Text und Foto: Gesine Werner

Theaterwissenschaftlerin Dr. Dagmar Borrmann stellte mit Konrektorin a.D. und Theaterpädagogin Christine Rupp-Kuhl, Sabine Lippold, Andreas Nordheim aus Zwickau und Klaus Christian „Kace“ Kaufmann Gottfried Fischborns Roman „Frieder“ im Literaturhaus vor.

Von Schalmeienklang und Glocken

Dagmar Borrmann & Christine Rupp-Kuhl mit Sabine Lippold, Andreas Nordheim & Kace Kaufmann begeistern mit musikalischer Lesung aus Gottfried Fischborns Roman „Frieder“ Wann wird aus Erlebnissen und Ereignissen eine Geschichte? „Er hat Lust, die riesige Entfernung zwischen drei und dreiundachtzig nicht wahrhaben zu wollen, Lust, die Zeit zu manipulieren durch Aufschreiben.“

Und genau das tat er, der 8jährige Gottfried Fischborn aus der ostdeutschen Kleinstadt Marienberg im Erzgebirge, und wechselte die Perspektive des Protagonisten zwischen Kind und Erwachsenem. Der führende DDR-Theaterwissenschaftler und Hochschullehrer wuchs im sächsischen Oschatz auf, war bei Kriegsanbruch drei Jahre alt und bei DDR-Gründung dreizehn. Beim täglichen Spaziergang um das Wiesbadener Thermalbad „versinkt“ der als „Ossi im Westen“ lebende Autor in „Tagträumerei“ mit zunehmenden Bildern „aus der frühen Kindheit.“

Die kinderreichen Großeltern Anna und Paul Rupp sind Türmer in der hoch gelegenen Türmer-Wohnung von St. Annen, wo die große Glocke das „merkwürdige Kind“ ängstigt. Karl May & Karl Marx, der DDR-enthusiastische Lehrer Arndt, die zerschlagene Schalmeienkapelle, Junge Pioniere und „Endstation Sehnsucht“ als Lockruf zum Westberliner Filmpalast am Zoo. „Frieder. Ein Anfang“ ist ein facettenreiches Kaleidoskop plastisch erzählter Miniaturen, geht unter die Haut und kurbelt das Kopfkino an. 1951 bricht der Roman ab. Bis vier Tage vor seinem Tod feilte Autor Fischborn am autobiografischen Manuskript.

Die musikalische Lesung „Glocken und Schalmei“ von Herausgeberin Dr. Dagmar Borrmann aus Dresden und Christine Rupp-Kuhl aus Saarbrücken im ausverkauften Literaturhaus begeisterte. „Glockenspiel“-Klänge, Percussion, Marimba, „posaunige Schalmei“ und lautmalerischer Gesang von Sabine Lippold, Andreas Nordheim aus Zwickau und Klaus Christian „Kace“ Kaufmann aus Arnstadt ergänzten den Abend zum Gesamtkunstwerk.

Beim Literaturfest am 4. Juli hat Dagmar Borrmanns Playmobilshow „Faust 2“ Premiere.

Text und Foto: Gesine Werner

„Herzstück Wiesbaden - Aus vielen Teilen wird ein Ganzes“: Die beiden bis Jahresende amtierenden SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin und Andreas Guntrum begrüßten etwa 800 Gäste der Stadtgesellschaft zum 20. Jahresempfang der Stadtentwicklungsgesellschaft. Nach seinem informativ und berührenden „Schwanengesang“ wurde Andreas Guntrum mit standing ovations bedacht. „Entscheidend ist, dass wir das Richtige tun.“.

Grüne Oase, Schulneubau und Innenstadtbelebung

Stadtentwicklungsgesellschaft SEG macht „aus vielen Teilen ein Ganzes“ / WiBau erfolgreich

Ihre Devise „Wir entwickeln Wiesbaden!“ setzt die SEG fleißig in die Tat um. Mit dem ersten Spatenstich ist gegenüber der neuen Quartiersgarage der Umbau der Blechwüste auf dem Elsässer Platz zur „grünen Oase“ gestartet worden. Bis Oktober 2026 soll für 6,7 Millionen Euro auf 000 Quadratmetern Fläche ein Park entstehen mit großem Rasen, klimaresilienten Bäumen, Sträuchern, Spielplatz, Fitnesszone, Zisterne, Brunnen mit Wasserspielfläche und vielen Sitzplätzen. Ein Foodtruck könnte die fehlende Gastronomie ersetzen.

Auch das Areal des künftigen Stadtplatzes an der Ecke Schwalbacher Straße und Dotzheimer Straße bietet ungewohnten Anblick. Das alte Arbeitsamt, Domizil der Oberstufe des Elly-Heuss-Gymnasiums, ist Historie. Der Abriss schuf Platz für den Neubau des multifunktionalen Schulgebäudes mit Kita auf dem Gründach und Gastronomie.

Erfreuliche News zum Stichwort Walhalla: Der künftige Kulturort Walhalla wurde mit seiner Installation „Inside Out“ zum Kooperationspartner des World Design Capital 2026 der Region Frankfurt RheinMain ernannt als zentrales Projekt der Innenstadtentwicklung. „Das Walhalla verfolgt die gleichen Ziele, die unser Kooperationspartner WDC 2026 mit „Design for Democracy. Atmospheres for a better life“ aufruft“, freut sich OB Mende.

Mit dem überraschenden Erwerb der ehemaligen Kaufhalle als prominente Liegenschaft im Herzen der Innenstadt will die SEG „Impulse für die notwendige Neuausrichtung der Wiesbadener City“ geben, betonen die SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum und Roland Stöcklin.

Positives von der WiBau: Im Schelmengraben kommt der Neubau des Moritz-Lang-Hauses, für 6,7 Millionen Euro veranschlagt, bei laufendem Betrieb des städtischen Pflegeheims nebenan voran. Richtfest ist für Oktober 2025, die Einweihung für Ende 2026 geplant.

Text und Foto: Gesine Werner

Romeo & Julia mal schräg gegen den Strich gebürstet. Die inklusive Truppe der Bühnenbegeisterten vom Theater Anders unter Leitung von Kulturpreisträgerin Priska Janssensmacht glatt ein Happy End möglich.

Romeo und Julia hoch vier

Inklusives „Theater Anders“ amüsiert bei den SchultheaterTagen mit schrägem ShakespeareKlassiker

„Die Liebe ist ein seltsames Spiel…“ und kann „gans“ schön heiter werden! Old Shakespeare und seiner unkaputtbaren Teenagertragödie der Liebenden von Wiesbaden rückte das „Theater Anders“ im gemeinnützigen Semiramis e.V., dem Verein für interdisziplinäre Kunst und Bildung, zu Leibe. Mit Spielwitz und knochentrockenem Humor, genderfluid bis zum Happy End.

Im Stücktitel „Romeo + Julia x anders =???“ war Überraschendes schon gespoilert worden. Aber die „üblichen Verdächtigen“ fehlten in der Personage keineswegs.

Die Klassiker-Figuren Julia Capulet & Romeo Montague traten gleich im Quartett auf den Plan, von den Eltern alle mit demselben Namen beglückt. Julia muss nicht immer ein Mädel sein. Die Jungs prügeln sich in Zeitlupe. Die Papas begraben das Kriegsbeil und gehen einen trinken. Der Eigensong verkündet: „Wir, wir spielen hier für Euch so gern Theater und Alle finden das so wunderschön.“ Das aufgekratzte Publikum spielt mit, wird spontan zur Rhythmusgruppe.

Seit 2002 erfindet das inklusive Theater-Ensemble jeden Montag eine neue Welt. Sie sind Schauspieler*innen, Autorinnen, Regisseur*innen, Musiker*innen, Dramaturg*innen, Kostümbildner*innen und alles andere auch. Improvisation ist Trumpf. Kreativität hat Hochkonjunktur: „Da wackelt mir das Herz.“ Die Devise heißt: „Volle Kraft voraus!“

Ein Wahrsage-Reifen spielt die Glaskugel, eine „Zauberflöte“ trötet schräge Töne. Alle sind mit Spaß dabei. Ob Special Olympics-Siegerin Chloé Beloin oder die TheaterAnders-Urgesteine Julius Müller und Björn Stende - mit Handicap oder ohne.

Die muntere Truppe unter Leitung von Kulturpreisträgerin Priska Janssens und Christine Rupp-Kuhl, Helga Freitag, Cornelia Ringenberg & Rüdiger Schmitt meldete bei den SchulTheaterTagen 2025 wieder ausverkauftes Haus und wurde frenetisch bejubelt.

www.hotspot-theater.de

Text und Foto: Gesine Werner

„Die goldene Rose“: Mit Uwe Kraus-Fu und Tim Hawken waren zwei künstlerische Hochkaräter zu Gast im Hinterhof-Palazzo von Mary-Lou Sullivan-Delcroix.

Kiewer im Geist und Moskauer von Geburt

Schauspieler Uwe Kraus-Fu und Pianist Tim Hawken mit gefeierter Hommage an Konstantin Paustowski im Hinterhof-Palazzo

Gerade jetzt sollten wir die „großen Russen“ würdigen - zumal einen „großen Ukrainer“ im Geiste, war das Anliegen von Uwe Kraus-Fu und Tim Hawken. Ihre literarisch-musikalische Hommage „Die goldene Rose“ an den nobelpreisnominierten Autor Konstantin Georgijewitsch Paustowski - vor dem Marlene Dietrich auf die Knie fiel - wurde im gut besuchten Hinterhof-Palazzo als Sternstündlein mit Nachhall ausdauernd gefeiert. Ob „Schnee“ oder „eine Wintergeschichte“ oder „Kostbarer Staub“ - von einem Pariser Straßenkehrer zur Goldenen Rose veredelt: Dem gebannt folgenden Publikum wurde in eindrücklicher Lesung mit sparsamer Mimik und Gestik die Welt des ukrainischen Kosaken-Nachfahren nahegebracht. Der Autor fesselt mit schnörkellos plastischer Sprache und evoziert geradezu filmische Szenen vor dem inneren Auge. Uwe Kraus-Fu schätzt seine Texte „von großem Zauber und ganz großer Humanität, die sehr bodenständig und erdverbunden sind. Der Autor begeistert mich durch seinen unabänderlichen Glauben an das Gute im Menschen.“

Der heute wenig bekannte „Moskauer von Geburt, Kiewer im Geist“ war ein weit gereister Sanitäter, Fischer, Journalist, Kriegskorrespondent, Literaturdozent und schrieb Novellen, Erzählungen, Schauspiele, Märchen sowie eine Sechsbände-Autobiografie. „Ich habe Glück gehabt. Ich bin in der Ukraine aufgewachsen. Ihrer Poesie hat meine Prosa viel zu verdanken“, betonte der Schulkamerad von Michail Bulgakow und setzte sich für Solschenizyn ein.

Prinzipalin Mary Lou Sullivan-Delcroix freute sich über das erste Gastspiel des ausgezeichneten Duos: „Die Lesung passt sehr gut in den Hinterhof-Palazzo, denn wir gucken gerne tiefer.“

Tim Hawken, begnadeter Opernkorrepetitor am Hessischen Staatstheater, nahm mit nuanciertem Tastenspiel für sich ein, das unter die Haut ging mit „mozärtlichen“ Klängen von Tschaikowsky, Skrjabin und Ravel. Uwe Kraus liest am 2. Juni 25 im Literaturhaus Villa Clementine die Novelle „Der Tod in Venedig“. Zum traditionsreichen Sommerfest lädt der HinterhofPalazzo am 14. Juni 25 ab 17 Uhr ein. Es darf gefeiert werden.

Text und Foto: Gesine Werner

Pastorin Bea Ackermann freut sich als Vorsitzende der Zehn-ProzentAktion aus Wiesbaden auf 456 Spenden. Dann gibt „Mister ZehnProzent“ seine Fördersumme frei.

Prüfet alles und behaltet das Gute der Menschlickkeit

ökumenische Zehn-Prozent-Aktion sucht wieder Spendenwillige

Es kommt auf jede Münze an. Sie sucht bundesweit ihresgleichen – die immer noch einzigartige Hilfsaktion „im Dienst der Menschlichkeit“ des Evangelischen Dekanats Wiesbaden. Seit fast 60 Jahren hilft die ökumenische „Zehn-Prozent-Aktion“ als erfolgreicher Dauerbrenner mit über 10 Millionen Euro und rund 0 Projekten in 74 Ländern auf vier Kontinenten Menschen in Not. Die Aktion „Brot für die Welt“ ist seit 1981 Schirmherrin.

Im Herbst 1968 hatte ein Kaufmann in Wiesbaden als Gemeindemitglied der Bergkirche den Impuls, nach dem Gebot des Propheten Maleachi zehn Prozent seines Jahreseinkommens für Selbsthilfeprojekte abzugeben und Andere zum Mitmachen aufzufordern. 20 Gleichgesinnte sollten ebenfalls den Zehnten ihres Verdienstes, Taschen- oder Haushaltsgeldes bzw. Rente zu spenden, dann gab der anonyme Wohltäter „seine“ 10.000 DM frei.

„Dein Fingerabdruck für mehr Menschlichkeit“: Diesmal war es knapp. Die Hilfsaktion ist in der 56. Runde 496 Personen dankbar, die ihren „Zehnten“ lockermachten und „ihren Fingerabdruck für mehr Menschlichkeit und Solidarität gesetzt“ haben. Spendensumme 18.291,57 Euro - „Mister Zehnprozent“ gab 40.000 Euro. Die aktuelle 57. Spendenaktion läuft bis 1. März 2026 und sucht 426 Spendenwillige. Jeder Euro zählt, nicht die Spendenhöhe. Sind genügend Wohltätige an Bord, gibt „Mister Zehn-Prozent“ 20.000 Euro dazu. Es sollen (Flüchtlings-)Hilfsprojekte an der Küste von Bangladesh mit der Organisation misereor (0.000 Euro) gefördert werden, als „junges Projekt“ ein Kinder- und Jugendprojekt für Permakulturen in Malawi (90.000 Euro) und das Projekt einer Familienklinik für Kulmasa/Ghana (20.000 Euro). „Gegen die Armut – für Erfolg“. Als „Projekt vor der Haustür“ wird die Mission der „Schulpaten“ in Wiesbaden mit 20.000 Euro gefördert, die seit 2008 dafür sorgen, dass kein Schulkind ausgegrenzt wird. Jedes fünfte Kind ist in der Landeshauptstadt von Armut betroffen. Kinderarmut ist aktuell. Mehr Informationen unter www.zehn-prozent-aktion.de

Text und Foto: Gesine Werner

In der Oper sind die Puppen los. Die köstlich übergriffige Personage stiehlt den Goldkehlchen fast die Show. Nikolaus Habjan lässt Rossinis „Barbier von Sevilla“ geradezu fliegen. Das Haus steht. Entfesselter Jubelapplaus lässt das exzellente Ensemble Joshua Sanders, Hovhannes Karapetyan, Camille Sherman, Jack Lee, Young Doo Park, Inna Fedorii, James Young & Diri Albert Horne minutenlang nicht von der Bühne. Ein Schmankerl mit Suchtpotenzial.

Laokoon lässt grüßen. Körperknäuel, Breakdance & Ballettminiaturen zu sirrenden Klängen und in Stille. Die IMF gehen auf die Stadtbevölkerung zu und machen das Maki-Forum im Museum Reinhard Ernst zum Tanz-Raum. „Friends of Forsythe“ - kuratiert von Tanzlegende William Forsythe & Hip-Hopper-Tänzer Rauf „RubberLegz Yasit - verkörpern das Credo: „Lass Dein Ego sterben, lass es werden, was es wird.“

Mit ihrer „vielsaitigen“ Auftakt-Spielzeit mischen die Intendantinnen Dorothea Hartmann & Beate Heine Wiesbadens Musentempel auf, öffnen das Haus für unkonventionelle Spielformen und gehen weiter auf die Stadtgesellschaft zu.

Bei Nikolaus Habjans köstlichem Rossini-„Barbier von Sevilla“ sind die Puppen los. Die Wiederaufnahme der Laufenberg-Produktion der mozärtlichen „Figaro-Hochzeit“ gewinnt unter eleganter Stabführung des neuen Generalmusikdirektors Leo McFall und Tim Hawken am Hammerklavier an Esprit. Sam Park, Benjamin Russell, Alyona Rostovskaya, Fleuranne Brockway, Sarah Yang, Camille Sherman & Kathleho Mokhoabane brillieren.

Von Falk Richter feinfühlig markant mit XXL-Gipsfaust, Videorückblenden und Frauenpunkband am Schauspielhaus Hamburg inszeniert, ist in Wiesbaden „Die Freiheit einer Frau“ des schwulen Kultautors Edouard Louis zu erleben. Neben der bravourösen Eva Mattes als Eddys aus gewaltvoller Dorf-Enge ausbrechende fünffache Mutter Monique Bellegueule ernten Lennart Preining, Sandrine Zenner & Adi Hrustemovic langen Applaus.

Internationale Maifestspiele für Alle

Michael Maertens trifft Kim de l´Horizon trifft Rimini Protokoll und inklusives Back to Back Theatre aus Down Under gibt bei „The Shadow whose Prey the Hunter becomes“ der übergriffigen KI tüchtig contra. Im Wonnemonat gab es „Maifestspiele für Alle!“ von Down Under bis Südafrika in bestechender Vielfalt, mit Konzerten, Workshops & Familienfest - auf diversen Bühnen sowie „umsonst und draußen“.

Auftakt der Internationalen Maifestspiele 2025 mit Bizets selten gezeigten „Perlenfischern“ als Koproduktion von Opera Ballet Vlaanderen, Opéra National de Lille & Les Théàtres de la Ville de Luxembourg. Das Kollektiv FC Bergman zeigte ein unwirtliches Altenheim mit Blick auf die spektakuläre Welle der eigenen Vergangenheit. Die hochkarätige Besetzung Elena Tsallagova, Kartal Karadegik, Marc Laho, Eugene Richards III, Jan Deboom, der Chor unter Albert Horne und Dirigent Chin-Chao Lin begeisterten das Haus.

Feinste Bühnenkunst am Staatstheater Wiesbaden auf den Brettern und Open Air

Die „Mailights“ reihten sich auf wie Perlen auf die Schnur, angefangen mit Bizets selten aufgeführten „Perlenfischern“ im Altenheim und den mit Lebensdaten gefütterten „Ursula-Chatbot“. Einen D-Schiller mit sieben (!) Fingern gibt es auch in der Rimini Protokoll-Uraufführung von „Futur4“.

Der buchpreisgekrönte Autor Kim de l´Horizon agierte in Leonie Böhms bildkräftiger Bühnenfassung seines autofiktionalen „Blutbuchs“ mit anrührender Präsenz in der „BakterienGemeinschaft“.

Das überraschend komische „Burg“Schauspiel mit Karin Henkels „Hamlet“ hoch fünf und Michael Maertens, Alexander Angeletta, Benny Claessens, Katharina Lorenz, Marie-Luise Stockinger, KS Sona MacDonald, Tim Werth in genderfluidem Rollenwechsel brachte Shakespeares dänischen Grübelprinzen, voll aktueller Anspielungen und mit Kichern quittierten Aktionen ins Große Haus. Schlag nach bei Shakespeare...

Mit „The Visitors“ kam kraftvoll dynamischer Tanz samt leidenschaftlichem Gesang als überbordende Performance aus Südafrika, zog in den Bann und riss zu Beifallsstürmen hin.

Die „Friends of Forsythe“ machten das neue Reinhard Ernst-Museum zum Tanz-Raum. Opernstar Lucio Gallo wechselte die Pferde und frönte baritonal seiner „versteckter Leidenschaft“ mit Songs von Frankieboy Sinatra.

Die mit Gulaschsuppe und Rot(!)wein von Juliane Zöllner ausdruckstark kredenzte szenische Lesung von Sophie Steinbecks feministischer Titus Adronicus-Überschreibung „Iss, mein Kind“ war ein makaberes Mailight über Macht & Ohnmacht, Rache & Kannibalismus. Gruselfaktor inklusive. Schwer verdaulich, doch glänzend gemacht. Das Publikum spendet herzlichen Applaus. Das neue Format der „Associate Artists“ bot mit ausgewählten Kunstschaffenden (Zeit-)Raum für Begegnungen.

Text und Fotos: Gesine Werner

„FC Prinz Homburg: Träume und Handgemenge“. Amir Reza Koohestanis Überschreibung holt Kleists Traumprinzen Friedrich, der nicht zuhört und befehlswidrig handelt, gewinnt und sich fast um Kopf und Kragen bringt, als somnambul siegreich wirkenden Fußball-Torwart Fred (Lasse Boje Haye Weber) ins Heute. Wie sich „Kampf“-Sprache und Gruppendynamik gleichen. „Wir wollen doch alle Sieger sein.“

Ein Opernabend der Extraklasse mit Szenenapplaus und intensivem Schlussbeifall für alle Mitwirkenden. José Cortés hat Puccinis Meisterwerk „Tosca“ sinnträchtig repolitisiert und um stumme Zusatzfiguren ergänzt. Mit Sinéad „Tosca“ Campbell Wallace, Massimo „Scarpia“ Cavalletti, Otar „Cavaradossi“ Jorjikia, Jochen „Spoletta“ Elbert und James „Sciarrone“ Young und dem brillant aufspielenden Orchester unter dem 1. Kapellmeister Chin-Chao Lin werden die von Albert Horne mit Verve geleiteten Chöre gefeiert.

„Großmeere“ (Großmütter) auf der Suche nach Verbündeten - mit der „Nacktheit der Seele, wenn sich Blicke treffen“. Zartpoetisch, zum Nachdenken anregend, Metaphern jonglierend, assoziierend und unter die Haut gehend. Die nichtbinäre Person Kim de l´Horizont - für ihr „Blutbuch“ mit dem deutschen Buchpreis 2022 ausgezeichnet - betörte in Leonie Böhms bildstarker Bühnenversion den ausverkauften Saal. Sind wir nicht alle eine „Bakterien-Gemeinschaft“? Anhaltend warmer Applaus stimmt zu.

Diese Zitrone hat noch viel Saft: Die hübsch morbide „Addams Family“ von Marshall Brickman & Rick Elice zu Musik & Songtexten von Andrew Lippa nach den Figuren von Charles Addams (!) macht rabenschwarzen Spaß - auf der Bühne und im prall voll besetzten Saal.

Eine Archäologie des Willens“: Bestsellerautor Edouard Louis (Bellegueule will schonungslos ehrlich „von Leben erzählen, von denen man nicht spricht“. In Mainz geht sein Debütroman „Das Ende von Eddy“ unter die Haut.

Wenn die Adams Family mit Eddy musikalische Figuren tanzt... Staatstheater Mainz bittet zu prallem Programm in allen

Tanzmainz-Festival #5

Standing ovations für (natürlich) elf Tage „großartige Vielfalt des Tanzes“: 2014 als „Place of Creation“ gegründet, ging die Mainzer Company mit der stürmisch gefeierten Premiere der Gemeinschaftsproduktion „IN C“ an den Start des tanzmainz festivals #5. Sasha Waltz reizte es, aus Terry Rileys „demokratischer Partitur“ mit 5 musikalischen Figuren „eine strukturierte Improvisation mit klaren Regeln und Gesetzen“ zu erschaffen: Ein faszinierender Abend.

Das Ende von Eddy

Eine „Archäologie des Willens“: Bestsellerautor Edouard Louis (Bellegueule will schonungslos ehrlich „von Leben erzählen, von denen man nicht spricht“. Von wegen „ein echter Kerl sein“. Als schwuler Junge im „Lumpenproletariat“ der abgehängten

Provinz aufgewachsen, erlebt der sensible Jugendliche häusliche Gewalt und sadistische Mitschüler, bis er dem verrohten Milieu entkommt. Seine autofiktionalen Werke sind in Hamburg, Wiesbaden und Mannheim zu sehen. In Mainz fesselt mit Jan Friedrichs partiell drastischer Inszenierung des Romandebüts „Das Ende von Eddy“ ein prägnant agierendes Ensemble: Die Titelfigur ist mit Friedrich Brückner, Leandra Enders, Lennart Klappstein und Benjamin Kaygun genderfluid besetzt.

Die Addams Family

Das Schauspiel kann auch Musical und gepflegt anarchisches Gruseln. Eiskaltes Händchen, „Abendmahl“Tafel, Apfelschuss und Lotti Hubers „diese Zitrone hat noch viel Saft“ inklusive. Die hübsch morbide „Addams Family“ von Marshall Brick-

Ein hervorragender Opernabend: Mit dem selten aufgeführten Gemeinschaftswerk „L´Aiglon“ von Arthur Honegger & Jaques Ibert Cain nach Edmond Rostands Drama leitete Hermann Bäumer seinen Schwanengesang als Mainzer GMD ein.

Sparten

man & Rick Elice (Text) zu Musik & Songtexten von Andrew Lippa nach den Figuren von Charles Addams (!) macht´s möglich.

Tobias Cosler dirigiert mit Schmackes, das furiose Ensemble ist bestens bei Stimme und dreht tüchtig auf. Das aufgekratzte Publikum „souffliert“ und lässt die schräge Personage - Michael Kamp, Maike Elena Schmidt, Emma-Sophie König, Holger Kraft, Iris Atzwanger, Gregor Loebel, Anika Baumann, David T. Meyer - beim Applaus kaum von der Bühne.

Aiglon

Mit dem kaum gespielten Gemeinschaftswerk „L´Aiglon“ von Arthur Honegger & Jaques Ibert (Libretto Henri Cain nach Edmond Rostands Drama) leitete Hermann Bäumer seinen Abschied als GMD ein. Das exzellente Staatsorchester lässt Klangfarben schillern. Die feinfühlige Regie von Luise Kautz zeigt packende und berührende Szenen in historisierender Kulisse (Valentin Mattka) und Kostümen (Tanja Liebermann). Das Ensemble um Titelheld Alexandra Samouilidou, Derrick Ballard (Flambeau), „Metternich“ Gabriel Rollinson und Collin André Schöning fasziniert mit vokal und darstellerisch glänzenden Partien. Eine Geschichtsstunde mit Nachhall.

Text und Fotos: Gesine Werner

„Habemus Spielplan 2025/2026“ frohlockt Kulturbürgermeister Thorsten Riehle über die „schillernde“ Zukunft des identitätsstiftenden NTM und legt augenzwinkernd die Wiedereröffnung „dienstlich“ für 2028/29 fest.

Die 147. Spielzeit offeriert Uraufführungen, Premieren, Wiederaufnahmen satt - und „Hausbesuche“ des Leitungsteams.

Tanzintendant Stephan Thoss freut sich zum 150. Geburtstag von Ravel auf „die berühmtesten 17 Minuten der Klassik“ mit Boléro hoch drei. Vielversprechend klingen auch der Orchester-Tanzabend „Shakespeare & Love“ und die „Christmas Rhapsody“. Das FAUST-Preis-Geschwisterpaar Imre & Marne van Opstal fragt „Wer darf hier MANN sein?“

Einen „Baby Rave“ avisiert Ulrike Stöck, Intendantin des Jungen NTM. Für die lieben Kleinen heißt es „Denk jetzt nicht an Zitrone“. Es gibt „Mondeis“, die „Hall of Fans“ sowie Kästners „Emil und die Detektive“.

Schauspielchef Christian Holzhauer ist „hungrig nach mehr Heute“ und kündigt den neuen Hausautor Emre Akal an, Dänenprinz Hamlet sowie Becketts absurdes „Endspiel“ und Kleists zerbrochenen Krug als Me TooStück.

Hamburg, Wiesbaden, Mainz, Mannheim: Das NTM huldigt Kultautor Edouard Louis mit einer Kombi der zwei Romane über seine Mutter Monique.

Opernintendant Albrecht Puhlmann avisiert einen neuen „Lohengrin“ von Roger Vontobel mit Fokus auf Ortrud und weitere „starke Frauen“ wie Lucrezia Borgia, Alice im Wunderland, die mozärtliche Pamina und Katerina in Calixto Bietos „Greek Passion“. Monteverdis „L`Orfeo“ kommt, Nabucco auch.

Der Schmied von Gent Tod & Teufel, Himmel & Hölle, Josef & Maria, Liebesgöttin Astarte & ein Freiheitskämpfer als Kapitalist. Märchen & Kolonialgeschichte Belgiens am NTM als Koproduktion mit Opera Ballet Vlaanderen: Franz Schrekers Zauberoper „Der Schmied von Gent“ verschränkt Operndebütant und Bühnenbildner Ersan Mondtag (Lichtdesign Rainer Casper) mit der unseligen Kongo-Historie. Im janusköpfig monumentalen Drehbühnenbild bekommt das furiose Ensemble um Titelheld Joachim Goltz anhaltenden Applaus, der auch dem großartigen Orchester und Dirigent Janis Liepins gilt.

One Love Fesselnd und tief berührend: Die Tanzsparte evoziert anhaltenden Jubel mit dem furiosen Doppelpack „One Love“ - ein leidenschaftliches Plädoyer für Frieden, Toleranz und Menschlichkeit. Andrew Skeels „The burning of Jamestown“ führt die Hybris des US-Waffenkults vor Augen. Martin Harriagues vielschichtiger „Dreamer“ kommt groovy, explosiv und spirituell zu Reggaerhythmen von „Groundation“ daher, fährt in die Beine, erntet Szenenapplaus.

Text und Foto: Gesine Werner

Tanzintendant Stephan Thoss, Christian Holzhauer (Intendant Schauspiel), Geschäftsführender Intendant Tilmann Pröllochs, Intendantin Junges NTM Ulrike Stöck, Opern-Intendant Albrecht Puhlmann (von links) und Kultur-Bürgermeister Thorsten Riehle (stehend) präsentieren den 147. Spielplan.

Boléro & Greek Passion, Hamlet, Baby Rave & Hausbesuche Nationaltheater Mannheim kündigt Programm zwischen Kontinuität & Wandel für die 147. Spielzeit an

Es geht um Tod & Teufel, Himmel & Hölle beim „Schmied von Gent“. Operndebütant Ersan Mondtag verschränkt die Märchenhandlung in Schrekers Zauber-Oper sinnträchtig mit der belgischen Kolonialhistorie.

Ein Schwanengesang und ein Neustart im Flow

Auf Bodo Busse folgt Michael Schulz als Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken / Der Neue lässt die Puppen tanzen

Shakespeare und Monty Python, Napoleon hoch fünf trifft Ritter*in Igraine Ohnefurcht im Käfig voller Narren beim Dialog der Karmeliterinnen.

„Alles auf Anfang“ zur Saison 2025/2026 mit über 40 Produktionen (elf Uraufführungen) am Musentempel Saarbrücken. Es wird bundesweit der erste Chefautor installiert (Chef-

dramaturg Dr. Ulf Schmidt) mit Fokus neue Stoffe. Und die Puppen werden tanzen - „poetisch-fantastisch“.

Der designierte Generalintendant Michael Schulz stellte einen ambitionierten Spielplan vor. Der preisgekrönte Regisseur („Dialogues des Carmélites“, Aalto Theater Essen 1998) strahlte über die Staffelstabübergabe „im Flow“ am bestens

Kleidung - unsere zweite Haut: Caroline Finns vielschichtiges Tanzstück „Bring no cothes; we live in a state of greatest simplicity“ zitiert Virginia Woolf und die Bloomsbury-Group, ist mit Schau-Fenstern und schräger Lauf-Steg-Rampe (Bühne Till Kuhnert) und „sprechenden“ Kostümen (Catherone Voeffray) genderfluid der reine Augenschmaus. Langer Applaus lässt das Staatsballett kaum von der Bühne.

aufgestellten Haus. Kulturministerin Christine Streichert-Clivot hat „große Vorfreude“. Mit einem Füllhorn an „packenden Geschichten, beeindruckenden Inszenierungen und unvergesslichen Momenten“ startet der erfrischend bodenständige neue Chef am „Ort der Begegnung und des Austauschs.“

Der Hausherr zeigt seine Handschrift mit Kálmáns „Die Herzogin von Chicago“ und der Poulenc-Oper „Dialogues des Carmélites“, richtet Monty Python´s „Not the Messiah“ als „das Leben des Brian“ an. „Always look on the bright side of life…“

Schauspieldirektor Christoph Mehler avisiert Shakespeares „Richard III.“ und Brechts „Dreigroschenoper“ sowie den neuen Streich von Philipp Löhle. Theatervermittlerin Luca Pauer holt mehr Menschen aus Stadt & Land auf die neue „Offene Bühne“.

Ballettdirektor Stijn Celis bittet zum hochkarätigen Tanzfestival 2026, zu „Ikonen“ (Pink Floyd!) und zum „Sommernachtstraum“. GMD Sébastien Rouland offeriert 50 Konzerte

Wagners „Siegfried“ (Tilman Unger): Rundum brillant besetzte Opernsternstunde mit exzellentem Orchester unter dem subtil nuanciert dirigierenden GMD Sébastien Rouland. Gänsehautmomente inklusive.

und die Einladung zu Gastauftritten in Flandern, Paris, Versailles. Mit der „Götterdämmerung“ wird der furiose „Ring“ des Regie-Duos Alexandra Szemeredy & Magdolna Parditka rund geschmiedet. Schauspieler/Regisseur Tom Gerber („Mord auf Schloss Haversham“) bringt das schillernde Musical „Ein Käfig voller Narren“ an die Saar, Choreo Myriam Lifka. Schauspielchef Mehler avisiert Kreislers „Lola Blau“ als „zarte Pflanze der spartenübergreifenden Arbeit“. Schauspieler/Regisseur Sébastien Jacobi bringt die Uraufführung von „Lucy (4,6 Milliarden)“ in die sparte4.

Armin Petras („Antigone“) ist der 12. Poetikdozent für Dramatik und knöpft sich den Mythos des Großen Korsen vor - „Napoleon“ hoch fünf.

Nicht nur Menschen entern die Bretter: Mit der „unendlich faszinierenden Kunstform Puppen- und Figurentheater“ wird ein festes Ensemble aufgebaut. Den Auftakt markiert: „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ mit „sensiblen Tierpuppen“. Büchners „Leonce und Lena“ zu Grönemeyer-Songs und die „Bremer Stadtmusikanten“ folgen. Als erste Eigenproduktion bringt Das Helmi „Osmans Töchter“ in eine „Kochshow wider Willen.“

Bis dahin lässt es Noch-Generalintendant Bodo Busse vor seinem Abgang zur Oper Hannover krachen - mit der MET-Mezzosopranistin Gaelle Arquez als Stargästin einer stürmisch gefeierten Opern-Gala und holt den 92jährigen „Mondrian des Tanzes“ ans Haus. „Endlich hat das Saarländische Staatsballett ein Ballett von Hans van Manen im Repertoire!“ frohlockt Tanzchef

kultur & kreatives

„Groß wird man durch Liebe, größer noch durch Leid“ – gilt dem depressiv alkoholischen Dichter Hoffmann, der sich in dunkel phantastische „Erzählungen“ flüchtet. In Krystian Ladas gefeierter Sicht des Offenbach´schen Künstlerdramas verkörpern die Tenöre Jon Jurgens, Peter Sonn & Algirdas Drevinskas die drei „Hoffmänner“ verschiedenen Alters.

Stijn Celis. Optischer Genuss in farbenprächtigen Kostümen: Der Mehrteiler „Dreischritt“ fesselt mit den lebhaft funkelnden „Polish Pieces“ der Tanzlegende zu Musik von Henryk Görecki. „Falling into“ ist ein fein gesponnener Augenschmaus. In Chiharu Shiotas Rotschnüren fasziniert die Celis-Uraufführung als getanztes Gewebe mit Sogwirkung. Johan Ingers „Impasse“ bezaubert mit sprühender Tanzfreude zur überschäumenden Trompete von Ibrahim Maalouf. Ansteckend.

Auch das Schauspiel funkelt weiter. „Er darf nicht ins Grab fallen wie ein alter Hund. Achtung schulden wir einem solchen Menschen“, fordert die stille Heldin Linda Lomann für den abgehalfterten Patriarchen Willy Lomann.

Schauspieldirektor Mehler lässt in Arthur Millers Gesellschaftsdrama „Tod eines Handlungsreisenden“ per Überwachungskamera tief blicken in Haus und Seelen, zeigt Identitätsverlust und gut getroffene Figuren. Das furiose Ensemble berührt bis zum letzten Moment. Fabrian Gröver & Christiane Motter, John Armin Sander & Jonathan Lutz, Jan Hutter, Gregor Trakis, Martina Struppek & Verena Maria Bauer ernten Riesenbeifall.

Text und Fotos: Gesine Werner

Mit Kulturministerin Ministerin Christine Streichert-Clivot und dem designierten Generalintendanten Michael Schulz in der Mitte präsentierten Kaufmännischer Direktor Prof. Dr. Matthias Almstedt, Schauspieldirektor Christoph Mehler, Theatervermittlerin und Offene Bühne-Chefin Luca Pauer, Chefdramaturg & Chefautor Dr. Ulf Schmid, Generalmusikdirektor Sébastien Rouland, Ballettdirektor Stjin Celis und Ballettmanager Dr. Klaus Kieser die Spielzeit 2025/26 vor.

work comes out of work

Fotografien von Dirk Reinartz zur Entstehung von Skulpturen von Richard Serra

„Die Fabriken und Stahlwerke sind mein erweitertes Atelier“ Mit diesen Worten verweist Richard Serra (1938—2024) auf die Prozesse, die zur Entstehung seiner oft großformatigen Skulpturen erforderlich sind.

An die Stelle einsamer künstlerische Handarbeit tritt ein komplexer, energieintensiver und arbeitsteiliger Prozess in der Schwerindustrie. Aus industrieller Zusammenarbeit gehen jeweils einzigartige Kunstwerke hervor, und nicht selten führt die Auseinandersetzung mit den industriellen Arbeitsweisen zu neuen Werken: work comes out of work.

Dirk Reinartz (1947—2004) hat über viele Jahre hinweg die Entstehung und den Aufbau von Serras Skulpturen fotografisch begleitet. Dabei entstanden Bilder, die weit über eine reine Dokumentation hinausgehen und eine eigene Bildqualität entwickeln. Reinartz‘ subtil

graduierte Schwarz-Weiß-Fotografie fängt die besondere Atmosphäre im Walzwerk, in der Schmiede und in der industriellen Weiterverarbeitung ein, ohne auf vordergründige Effekte zu zielen. Sowohl die Produktion der einzelnen Skulpturenelemente als auch die fertig installierten Werke hält Reinartz in eindrücklichen Aufnahmen fest, gleichermaßen zurückhaltend und souverän.

Begleitend zur Präsentation zeigt das Museum Wiesbaden einen Saal mit skulpturalen Werken und großformatigen Ölkreide-Arbeiten Richard Serras.

Die Ausstellung ist ein Projekt der Stiftung Situation Kunst, Bochum.

Dirk Reinartz: work comes out of work 6.6. – 14.9.2025

Museum Wiesbaden Fr.-Ebert-Allee 2 65185 Wiesbaden

www.museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten:

Di, Mi, Fr, Sa/So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 21 Uhr

Dirk Reinartz, o. T. (Umformung einer von 10 Stahlplatten für die Skulptur „Dirk’s Pod“ in der Biegepresse bei Pickhan Umformtechnik in Siegen), 200/04, © Dirk Reinartz Estate / Deutsche Fotothek und Stiftung F.C. Gundlach
Dirk Reinartz, Richard Serra beim Probeaufbau von Switch im Hafen der Dillinger Hüttenwerke, 1999, © Dirk Reinartz Estate ⁄ Deutsche Fotothek und Stiftung F.C. Gundlach, 2025

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WIESBADENER*IN by Petra Esser - Issuu