WIESBADENER*IN, Ausgabe 3/2025

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Wiesbadener*in

Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude

Musentempel

Wiesbaden

“Theater des Jahres“

ARTe Wiesbaden

Die Messe für Kunstbegeisterte

Luise Nevelson

Die Poesie des Suchens

Kunst im Dialog

Tatorte Kunst 2025

Cirque Bouffon

Die neue Show CARROUSEL

Discovery Art Fair

Frankfurt

Bühne für zeigenössische Kunst

Pflege der kurzen

Wege

Das „Wiesbadener Modell“

exground filmfest 38

„Mut zur Utopie“

Kulturbrücke

Saltonkultur in WI/MZ

Anna Bieler

Die Kraft der Farben

Erwin Wurm im

Ludwig Museum

Koblenz

Zwischen Skulptur, Malerei – und Unsinn

TARBUT

Zeit für jüdische Kultur

InterWhisky in Wiesbaden

Whisky-Highlights mit internationalem Charme

Inhalt

In Berlin wird der „Herbst der Entscheidungen“ verkündet, wir freuen uns auf den „Herbst der Kultur und Künste“ in unserer Region.

In den nächsten Wochen wird es eine beeindruckende Vielfalt des Kunstangebotes in Wiesbaden und RheinMain geben – endlich Zeit für Austausch, Inspiration und Begeisterung für das, was Kreative erschaffen haben.

Aktuelle Kunst sowohl von etablierten Künstlern als auch von Newcomern zeigt die Kunstmessen ARTe in Wiesbaden, erstmals mit dem 1.000 m² großen „Pavillon Wiesbadener Künstler:innen“ (S. 16). Mit dabei ist die Wiesbadener Künstlerin Anna Bieler, die uns mit der Kraft ihrer Farben verführt (S. 22).

Gaumenkitzeleien

InterWhisky 2025 S. 4

zusammenleben

Pflege der kurzen Wege S. 6

menschen & meinungen

Gewalt an Frauen S. 8

kultur & kreatives

Luise Nevelson S. 9

Fäden schaffen Welten S. 10

Trickfilm-Festival S. 12

Salonkultur S. 14

ARTe Kunstmesse S. 16

Tatorte Kunst S. 18

Erwin Wurm S. 20

Anna Bieler S. 22

Discovery Art Fair S. 24

exground Filmfest S. 26

Tarbut S. 28

Staatstheater Mainz S. 

Theaterdonner S. 4

Nationaltheater Mannheim S. 6

Cirque Bouffon S. 7

Staatstheater Saarbrücken S. 8

magazin

KulTouren S. 0

Am 6. bis 9. November wird die Discovery Art Fair in Frankfurt zum Treffpunkt für Kunstschaffende, Sammler:innen und neugierige Kunstfans (S. 24). Auch „Tatorte Kunst“ lädt Ende Oktober zum 17. Mal zum Dialog mit Künstler:innen ein (S. 18).

Ein wahrer Leckerbissen für alle Fans der Konzeptkunst ist die Ausstellung „Life, Beat, Soft, Melt“ im Ludwig Museum Koblenz. Seit den 1990er Jahren macht der österreichische Künstler Erwin Wurm mit scheinbar absurden, oft komisch wirkenden Kunstwerken von sich reden (S. 20).

Für Whiskygenuss der Extraklasse mit zahlreichen spannenden WhiskyDestillerien sorgt nun zum zweiten Mal die InterWhisky in Wiesbaden vom 14.-16. November 2025 (S. 4).

Und wie immer wünschen wir Ihnen viel Vergnügen mit Kunst, Kultur und Kulinarik in dieser Ausgabe und einen entspannten Herbst!

IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße  • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: Erwin Wurm, Beanie 2019 • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe IV/2025: 15.11.2025 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.

wiesbadener*in III/2025

Das neue Programm CARROUSEL des Cirque Bouffon entführt das Publikum in eine magische Welt. Ab 10. September 2025 an der Reduit in MainzKastel/Wiesbaden.

Die InterWhisky in Wiesbaden vom 14.–16. November 2025

Glanzvolles Whisky-Highlight mit internationalem Charme

Vom 14. bis 16. November kommt die (inter)-nationale Whiskyszene erneut für drei Tage im historischen Ambiente des Kurhauses Wiesbaden zusammen. Die InterWhisky lockt mit Whiskygenuss der Extraklasse, zahlreichen spannenden Whisky-Destillerien, einem vielfältigen Weiterbildungsprogramm und einer größeren Ausstellungsfläche als je zuvor.

Die Entscheidung von Christian H. Rosenberg, dem Gründer und Veranstalter der InterWhisky, den Veranstaltungsort nach Wiesbaden zu verlegen, erwies sich als richtiger Schritt zur richtigen Zeit. Die bisherige Heimat in Frankfurt war an ihre Grenzen gestoßen.

Wiesbaden, mit seinem historischen Kurhaus, bietet nicht nur ausreichend Platz, sondern auch einen würdigen Rahmen für ein Genussgetränk wie Whisky.

Während andere Städte mit schlicht gestalteten Messehallen aufwarten konnten, war es unverzichtbar, dass die Veranstaltung in einem Ambiente stattfand, das der langen Tradition des Whiskys gerecht wird. Ab diesem Jahr steigt die Ausstellungsfläche der Messe gegenüber dem vergangenen Jahr nochmals an. Damit steht die größte InterWhisky aller Zeiten bevor.

Die 26. InterWhisky verspricht, nicht nur eine Messe, sondern ein Fest für die Sinne zu werden. Mit zahlreichen Tastings, Master

Classes wird Wiesbaden die Whisky-Liebhaber aus aller Welt willkommen heißen. Ein neues Kapitel für die InterWhisky hat im vergangenen Jahr begonnen und wird in diesem Jahr fortgesetzt.

Die InterWhisky 2025 verspricht ein besonderes Erlebnis für alle Whisky-Enthusiasten. Im malerischen Ambiente des Kurhauses Wiesbaden kommen Liebhaber und Experten aus Schottland, Irland, Deutschland, Amerika und vielen weiteren Whisky-Nationen zusammen, um sich auszutauschen und die neuesten Abfüllungen zu verkosten.

In neun prachtvollen Sälen und Salons erwartet die Besucher über 100 Aussteller und Destillerien und

Kurhaus Wiesbaden

damit eine Fülle an Informationen und Geschmackserlebnissen. Initiator Christian H. Rosenberg hebt hervor, dass die Veranstaltung nicht nur Tradition, sondern auch innovative Neuerungen bietet.

Aromenvielfalt & Verkostungsangebot

Das Programm im Jahr 2025 reicht von kostenlosen Whisky-Foren bis hin zu exklusiven „Master Classes“ und „GRAND Master Classes“.

Veranstaltungsort:

Kurhaus Wiesbaden

Kurhauspl. 1 • 65189 Wiesbaden Öffnungszeiten

– Freitag, 14. November: 15.00 - 22.00 Uhr

– Samstag, 15. November: 12.00 - 21.00 Uhr

– Sonntag, 16. November: 12.00 - 18.00 Uhr

Germanys Best Whisky Awards Auftakt zur 26. InterWhisky am 13. November im Kurhaus Wiesbaden

Preise

Tagesticket (Fr/Sa/So):

24 € pro Tag/ Person zzgl. VVKGebühr Preise inkl. Messeplan & Nosingglas

Mehr Informationen unter: www.interwhisky.de und www.whiskybotschafter.com

Hier können Einsteiger und Profis gleichermaßen in die Welt der Aromen eintauchen und faszinierende Einblicke in ihre Lieblingsdestillerien gewinnen. Unter fachkundiger Anleitung werden die edlen Whiskys degustiert, wobei die Teilnehmer die Vielfalt der Geschmäcker Schritt für Schritt entdecken.

Mit namhaften Ausstellern aus Schottland, Irland, Amerika, Japan und Deutschland eröffnet sich ein vielfältiges Programm mit einer Vielzahl an Neuheiten. Tauchen Sie ein und entdecken Sie auf der Homepage das Seminarprogramm der Messe. Die Tickets für die Master Classes sind ab sofort im Ticket-Shop verfügbar.

Whisky Talk & Dinner trifft Live-Musik

Bereits am 1. November 2025 beginnt der Auftakt zur 26. InterWhisky mit den „Germanys Best Whisky

Awards“ des Fachmagazins „Der Whisky-Botschafter“. Hier werden die herausragendsten Destillerien, Whisky-Shops und Whisky-Bars im deutschsprachigen Raum prämiert. Im Anschluss folgt das festliche Whisky Talk & Dinner in der Kurhaus Kolonnade, mit Vorträgen von spannenden Persönlichkeiten und schottischer Live- Musik.

Die Veranstaltung feiert die internationale Whisky-Kultur und bietet ein exquisites 4-Gang-Menü mit Whisky-Pairing. Internationale WhiskyExpertinnen und Experten, wie Andrea Wilson, Michter‘s Master of Maturation Single Malt Specialist von Fettercairn aus Schottland, gewähren dabei spannende Einblicke in ihre Arbeit und bereichern das Dinner mit ihrem Wissen. Ein unvergesslicher Abend für alle Whisky-Liebhaber, der ab sofort gebucht werden kann.

Hochwertige Gastronomie & Zigarrenlounge

Neben den zahlreichen Verkostungsmöglichkeiten bietet die Gastronomie des Restaurants Brenners auf dem Messegelände ein vielfältiges Angebot mit Köstlichkeiten aus der schottischen und irischen Küche. Die Gerichte werden fein auf die Begleitung der Whisky-Qualitäten abgestimmt und bieten eine Vielzahl an kulinarischen Highlights. Ein echtes Highlight bietet auch die neue Zigarrenlounge. Hier dürfen sich Connaisseurs auf zahlreiche Zigarren freuen und sich auf die Suche nach dem perfekten Pairing begeben.

Die 26. Ausgabe der InterWhisky Mitte November 2025 spricht erneut alle Sinne des Genusses an. Finden Sie an einem feinsinnigen Wochenende in Wiesbaden Ihren Lieblingswhisky oder ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.

Die Tickets für die Messe sind ab sofort unter der Homepage interwhisky.com erhältlich und die Vorfreude auf das glanzvolle Whisky-Highlight eines aufregenden Jahres steigt von Tag zu Tag.

Sichern Sie sich jetzt Ihr Ticket

oben: InterWhisky Impressionen, unten: Highland Dinner

Pflege der kurzen Wege –

das „Wiesbadener Modell – Quartier Eigenheim/Komponistenviertel“

Viele kennen das Dilemma: Die Mutter oder der Großvater lebt allein, ein ambulanter Pflegedienst kommt täglich vorbei – doch immer wieder kommt es zu Verspätungen, oft sogar zu kurzfristigen Absagen.

Die Gründe? Vielschichtig. Doch eine Zahl bleibt hängen: Zwei Stunden am Tag verbringen Pflegekräfte durchschnittlich mit Autofahren und Parkplatzsuchen. Zwei Stunden, in denen nicht gepflegt, sondern gehetzt wird. Zwei Stunden, die verloren sind – für Menschlichkeit, Fürsorge, Zeit.

Genau hier setzt das Projekt „Wiesbadener Modell – Quartier Eigenheim/Komponistenviertel“ an. 2016 haben der Pflegedienst Rehbein und die EVIM Gemeinnützige Altenhilfe GmbH den Grundstein gelegt für ein neues Pflegesystem: lokal, nachhaltig, menschlich. Seither betreuen sechs Pflegekräf-

Foto: Besprechung im Quartiers-Treffpunkt „Cafe Son(n)derbar“ (v.l.n.r.): Fatma Turan und Andreas Schmidt (beide Pflegedienst Rehbein) sowie Peter Kiel und Cornelia Baumbach (ServiceWohnen EVIM)
Foto: Peter Kiel; ServiceWohnen EVIM (li.) und Andreas Schmidt vom Pflegedienst Rehbein

te rund 70 Menschen – alle zu Fuß oder mit dem Rad, in einem Radius von nur 500 Metern.

„Stützpunkt“ ist das Pflegebüro im Quartier, das im Erdgeschoss des Ludwig-Eibach-Hauses der EVIM Altenpflege liegt und auch einige Kunden aus dem Haus betreut – eben Pflege der ganz kurzen Wege. Ansonsten ist das Pflegeteam im Quartier unterwegs, wobei die selbst auferlegte Begrenzung der eigentliche Clou des Modells ist, was es mittlerweile für alle Beteiligten zu einer echten Win-Win-Situation macht.

So profitieren die Betreuten von der personellen Kontinuität: Da sie immer mit den gleichen Mitarbeitenden Kontakt haben, kann eine vertrauensvolle Beziehung entstehen. Die Pflegekraft kennt ihre Kunden, die Kunden kennen ihre Pflegekraft. Und die erreicht die Menschen hier ohne Auto, stattdessen zu Fuß oder mit dem E-Bike. Da geht keine wertvolle Pflegezeit verloren, und es können auch Personen ohne Führerschein angestellt werden – bisher bei vielen Pflegediensten eine echte Einstellungshürde.

Doch das Team gewinnt durch die Festlegung auf ein Quartier nicht nur Zeit, sondern kann bei kurzfristigen Änderungen auch schneller und selbstständiger reagieren. Die Folgen, laut Andreas Schmidt vom Pflegdienst Rehbein: Die Angestellten sind insgesamt zufriedener, weil sie „Ihren“ Kiez haben, in dem sie bekannt sind, und ohne Auto deutlich stressfreier arbeiten können. Gute Argumente bei der Rekrutierung neuer Arbeitskräfte, zumal Rehbein auch ein Ausbildungsbetrieb ist.

Der Fokus auf Quartiersbetreuung scheint eine vielversprechende Antwort auf die demographischen und soziokulturellen Veränderungen unserer Gesellschaft zu sein. Dabei ist die Tendenz eindeutig, wie die Abteilung Grundsatz und Planung im Wiesbadener Amt für soziale Arbeit in einer Veröffentlichung aufgezeigt hat: „1999 waren in Wiesbaden etwa 5.500 Personen pflegebedürftig im Sinne der Pflegeversicherung.

Im Jahr 2021 waren es mehr als zweimal so viele (1.769). Allein innerhalb der letzten zwei Jahre konnten wir eine Zunahme um fast 2.000 Personen beobachten. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Bemerkenswert ist, dass die Anzahl der stationären Pflege-

Foto: Das Quartiersbüro bietet Beratung ohne bürokratische Hürden.

plätze in Wiesbaden seit 1999 nicht nennenswert gestiegen ist: Sie liegt bei etwa 2.00 Plätzen. Letztlich sinkt sogar die Anzahl der Pflegeplätze, weil immer mehr stationäre Einrichtungen aufgrund von Personalmangel ihre Häuser nicht mehr voll belegen können“.

Die Quote alleinlebender älterer Personen ist heute schon hoch und wird aller Voraussicht nach weiter anwachsen. Dabei werden die Menschen, die in ihrer eigenen Wohnung leben, zu zwei Dritteln von ihren Angehörigen und zu einem Drittel von ambulanten Pflegediensten betreut, von denen es zurzeit über 70 allein in Wiesbaden und Umgebung gibt.

Doch es geht mittlerweile nicht nur um häusliche Pflege, sondern darum, „die Quartiere als sorgende Gemeinschaft zu entwickeln“, wie es in der Veröffentlichung der Abteilung Grundsatz und Planung heißt.

Ein wichtiger Baustein für das Sozialleben im Quartier ist das Café „Son(n)derbar“, das in Räumen von EVIM untergebracht ist und mittlerweile gut frequentiert wird. Hier treffen sich die Menschen aus dem Quartier, es gibt eine Poststelle und regelmäßig Veranstaltungen – so ist im Laufe der Jahre ein echter sozialer Mittelpunkt entstanden.

Gleich nebenan befindet sich das zweite, das Quartiersbüro. Quartiersmanagerin Cornelia Baumbach (EVIM) sowie Fatma Turan und Stefanie Dewes vom Pflegedienst

Rehbein wissen, dass gerade die Älteren Hemmungen haben, über ihre Situation zu sprechen. Hier können sie vorbeikommen, um sich im direkten Gespräch zu informieren und Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen zu bekommen – ohne bürokratische Hürden.

Die Nachfrage ist riesig, denn viele sind unsicher. Doch hier muss keiner Angst haben, nicht mehr richtig versorgt zu werden. „Unsere Türen sind offen“, sagt Andreas Schmidt und ist zufrieden, dass die Menschen das Angebot annehmen. Insgesamt ein Quartiersprojekt, das aktive Daseinsvorsorge leistet, wie Peter Kiel, Leiter ServiceWohnen bei EVIM, betont.

Die Fragen, wie wir im Alter leben wollen, welche neuen Strukturen notwendig sind und wie man den Fachkräftemangel und die steigenden Kosten in den Griff bekommen kann, warten drängender denn je auf Lösungen. Das „Wiesbadener Modell – Quartier Eigenheim/Komponistenviertel“ scheint ein zukunftsweisender Weg zu sein.

Informationen und weiterführende Gedanken dazu finden sich in der erwähnten Broschüre der Abteilung Grundsatz und Planung unter: file:///C:/Users/info/Downloads/ Handreichung-QuartiershaeuserWiesbaden_02.2024-1.pdf

Weitere Infos unter: www.evim.de und www.pflegedienst-rehbein.de

„Hier ist kein Platz für Gewalt an Frauen und Mädchen!“ Angelehnt an die weltweite ZONTA-Initiative „Orange the world“, die Gewalt an Frauen sichtbar macht, hat die Martin Luther-Gemeinde vor der Lutherkirche Wiesbaden eine Sitzbank in leuchtendem Orange aufgestellt.

Die Scham muss die Seite wechseln!

Von Gewalt an Frauen und dem langen Atem der Gegenwehr

Unterdrückung und Gewalt an Frauen und Mädchen nimmt immer noch zu und muss deutlicher sichtbar werden. Das fängt an mit Straßenkreide der „Catcalls“ gegen dummdreist beleidigende Sprüche und Stalking (Catcallsofwiesbaden@gmail. com), mit blutroten Schuhen „gegen Partnerschaftsgewalt an Frauen“ in Eltville, der Aktion „Luisa ist hier“ in der Gastronomie oder „One Billion Rising for Freedom“ als weltweite TanzAktion.

In mehr als 90 Prozent aller Femizide kam es zu Stalking-Warnzeichen. Ergo wird von „Rise 4 Freedom Germany“ gefordert: „Stop Stalking“ mit dem Verweis auf § 28 StGB.

Jetzt hat die Martin Luther-Gemeinde Wiesbaden mal ein Zeichen gesetzt: Eine orangefarbene Sitzbank wurde auf dem Kirchenvorplatz

aufgestellt neben den Schaukästen. Hier wird aktuell für die Nacht der Kirchen geworben und für die Reihe „Tatort Bibel“ - der es an Crime-Stories bekanntlich nicht mangelt.

Mit der Predigt zu Tamar und Juda (Gen 8/Mt 1,) zeigte Pastorin Ursula Kuhn vor der Bankenthüllung die Bedeutung von Frauen, die sich unkonventionell und couragiert aus der Opferrolle herauswagen, aufdecken und aufklären. Sie geben damit eine Stimme vielen Geschlechtsgenossinnen, die Unrecht und Gewalt erlitten haben.

In höchstem Maße zu bewundern ist die Französin Giséle Pelicot, die sich im historischen „Prozess der Feigheit“ von Avignon gegen die Rolle als vielfaches Missbrauchsopfer verwahrte. Hoch erhobenen Kopfes wurde sie zum Vorbild und forderte: „Die Scham muss die Seite wechseln. Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie.“

Aus Frankreich stammt übrigens der Spruch „Schlag Deine Frau wie Du den Weizen drischst, Du wirst gutes Getreide und schöne Kinder haben.“

Das wetterfeste Möbelstück vor dem Wiesbadener Gotteshaus ist die erste orange Bank an einem nicht städtischen Ort wie das Rathausfoyer oder die Zulassungsbehörde. Leuchtendes Mahnmal und Infostelle für Betroffene: „Hier ist kein Platz für Gewalt an Frauen und Mädchen!“

Angelehnt an die weltweite ZONTAKampagne „Orange the world“, die Gewalt an Frauen sichtbar macht, wurde die Gemeinde aktiv.

Unterstützt von EVA LU, den Evangelischen Frauen der Lutherkirche und der kommunalen Frauenbeauftragten informieren Plaketten auf der Rückenlehne über das Hilfetelefon 116 016 (www.hilfetelefon), die Rufbereitschaft 0611-59 90 339 (Frauenhaus Nurdan Eker) und den Polizeiruf 110.

Der enervierend zähe Kampf gegen die Gewalt an Frauen und Mädchen fordert den ganz langen Atem. Schon 1977 wurde, vom Wiesbadener Frauenzentrum ausgehend, der gemeinnützige Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“, gegründet und ein autonomes Frauenhaus gefordert. Seit 1985 gibt es die „Beratungsstelle für Frauen* gegen Partnergewalt und Stalking“. Vorbeugung, Vermeidung und Beendigung der Gewalt gegen Frauen war das treibende Motiv der Vereinsgründerinnen. Vorbild war das aufrüttelnde Buch von Erin Pizzey und Sarah Haffner: „Schrei leise - Misshandlungen in der Familie“. Der Buchtitel bezog sich auf TäterÄußerungen wie „schrei leise, sonst hören es die Nachbarn“.

In London-Chiswick hatte Vorreiterin Pizzey in den siebziger Jahren (!) das erste Frauenhaus als Zuflucht für misshandelte Frauen und Kinder gegründet.

Text und Foto: Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin, Mitgründerin „Frauen helfen Frauen e.V.“ Wiesbaden

Auf der Straße gesucht, gefunden und ins Werk gebracht: die amerikanische Ausnahmekünstlerin gruppierte unterschiedliche Materialien zu neuartigen Bildwelten. Mit überraschenden Farbakzenten und originellen Formen trug Nevelson Werkstoffe zusammen und kreierte überraschende Objekte, minimalistisch und überbordend, feinfühlig, zurückhaltend und experimentell. Sie lud die Betrachtenden ein, in ihren Collagen immer wieder Neues zu suchen, finden und erkennen.

2025 ist es 5 Jahre her, dass Werke der amerikanischen Ausnahmekünstlerin Louise Nevelson (1899 bei Kiew—1988 New York) in der vielbesprochenen Ausstellung Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts in Wiesbaden gezeigt wurden. Nun wird ihrer einfühlsamen und materialstarken Kunst eine Einzelausstellung mit besonderem Fokus auf die bisher weniger bekannten Collagen gewidmet.

Vollständig besprüht in Schwarz, Weiß oder Gold schuf sie in ihren monochromen Skulpturen eine Art Gleichwertigkeit aller von ihr gefundenen und zusammengesetzten Elemente. In den kleinformatigeren Collagen arbeitete Nevelson hingegen mit überraschenden Farbakzenten, ließ die Struktur der verwendeten Materialien in den Vordergrund treten und fand sowohl minimalistische als auch experimentelle und auf die Skulpturen verweisende Formen. Neben etwa zehn großformatigen Assemblagen und Skulpturen werden mehr als 50 Collagen aus unterschiedlichen Schaffensperioden in einem spannenden Dialog präsentiert.

Luise Nevelson

Die Poesie des

Suchens

Louise Nevelson wurde als jüngste Tochter des orthodox-jüdischen russischen Ehepaares Isaac Berliawsky und Minna Sadie Smolerank in Perejaslaw südöstlich von Kiew geboren. Ihr Vater wanderte bereits 1902 nach Amerika aus, die Familie folgte 1905 nach.

1941 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in der Karl Nierendorf Gallery in New York. Sie war zudem Teilnehmerin der documenta III (1964) und der 4. documenta (1968) in Kassel und hatte mehr als 260 Einzelausstellungen, bis sie 1988 in New York starb.

Louise Nevelson - Die Poesie des Suchens

Museum Wiesbaden

Friedrich-Ebert-Allee 2 65185 Wiesbaden

Geöffnet Di, Mi, Fr, Sa und So 10—17 Uhr, Do 10—21 Uhr

www.museum-wiesbaden.de

Luise Nevelson: Night Fun I (Foto: Fabio Mategna)
Künstlerin Luise Nevelson

Am 28. September 2025 eröffnet im frauen museum wiesbaden die international besetzte Ausstellung „Fäden schaffen Welten“, in der Arbeiten von zwölf zeitgenössischen Künstlerinnen gezeigt werden, die mit textilen Materialien neue Bildsprachen entwickeln und aktuelle

Fragestellungen verhandeln – und dabei sowohl auf traditionelle Techniken zurückgreifen als auch experimentelle Formen entwickeln.

Obschon die Kunst ohne Berührungsängste mit wirklich jedem Material gearbeitet hat – selbst Müll, Fett und Schrott fanden ihren Weg in Ausstel-

lungen – blieb Textiles lange eher Nebensache und vor allem weiblich konnotiert. Avantgardistische Kunstrichtungen änderten dies allmählich. Künstlerinnen wie Sheila Hicks oder Annegret Soltau leisteten immer noch Pionierinnenarbeit und nutzten textile Techniken, die Frauen traditionell oftmals im häuslichen Bereich ausübten, um die Grenzen von Kunst zu hinterfragen, um Körperlichkeit und Verletzlichkeit ebenso wie Identität und kollektives Gedächtnis zu thematisieren.

Das Bedeutungsspektrum des Textilen in dieser Ausstellung greift aber auch politische Themen auf, die das subversive Potential der sinnlichtaktilen Werke nutzen, denn mit der einzigartigen Fähigkeit, verschiedene Fäden immer wieder neu zu verknüpfen, waren und sind textile Techniken vielfach Trägerinnen revolutionärer Inhalte, Medien politischen Protests und Ausdruck künstlerischer wie gesellschaftlicher Selbstermächtigung. Die Künstlerinnen kombinieren Textiles mit High Tech, schaffen hybride Objekte mit geklöppelten Kabeln, vernähen oder verarbeiten textilfremde Materialien oder entwerfen piktogrammartige Designs im stofflichen wie auch im digitalen Raum. Wer denkt heute noch bei „Internet“ an eine Netzstruktur aus Faden?

Die Textilkunst bleibt dennoch oft genug eine Grenzgängerin zwischen

Hoda Tawakol: Mummy No. 8

Kunst und Handwerk, zwischen Intimität und Öffentlichkeit, zwischen funktionalem Objekt und symbolischem Träger, zwischen Tradition und Innovation. Gerade diese vermeintliche Ambivalenz hat sie zu einem kraftvollen Ausdrucksmittel für Künstler:innen gemacht. Ein Ausdrucksmittel, das aktuelle politische und gesellschaftliche Diskurse verhandelt und (kollektive) Identität(en) sichtbar macht. Die Materialität von textilen Kunstwerken macht den Stoff – wobei »Stoff« sowohl den Inhalt als auch das Material bezeichnet – dabei geradezu körperlich erfahrbar.

Die Ausstellung Fäden schaffen Welten vereint unterschiedlichste Arbeiten, die zeigen, dass Textil kein passives Trägermaterial, sondern ein aktiver Ort künstlerischer und politischer Auseinandersetzung ist. Sie erzählen Geschichten, verweben Kulturen und berühren Themen, die Gesellschaften prägen.

Fäden werden vernäht, gewoben, verknüpft, gehäkelt, geflochten, versponnen, gestrickt, verknotet, verdreht, gewunden, geklöppelt, gefilzt. Aus einem Faden entstehen Stofflichkeiten, Gewebe, Muster, ganze Räume. Der Faden ist filigran, zeichnerisch, linear und doch immer dreidimensional. Er verbindet, repariert, hält zusammen.

Gleichzeitig kann er sich lösen, fesseln, oder reißen. Fäden schaffen Welten.

frauen museum wiesbaden Wörthstraße 5, 65185 Wiesbaden www.frauenmuseum-wiesbaden.de

vom 28.09. bis 11.12.2025

Eröffnung: Sonntag, 28.09.2025, 12 Uhr

Constanza Camila Kramer Garfias kelluwün 2025

Die gute Nachricht zuerst: Die seit über 40 Jahre laufenden „Filme im Schloss“ und das im Vorjahr silberjubilierende „Internationale Trickfilmfestival Wiesbaden“ machen weiter. Das angekündigte „Aus“ der 1951 im Biebricher Schloss gegründeten FBW mit Schließung des Filmvorführsaals Ende 2025 hatte Alarm ausgelöst. (vgl. Heft 1/2025).

„Es ist wichtig, dass die „Filme im Schloss“ Biebrich überleben. Die Stadt Wiesbaden kann nur gewinnen mit einem dezentralen Kulturangebot im größten Stadtteil.“

Vorschau: Die „Filme im Schloss“ zeigen im FBW-Saal am 26. September 2025 (20 Uhr) Mascha Schilinskis „In die Sonne schauen“, überraschender Jurypreisträger Cannes 2025.

Zwei Oskar-Preisträger und

trickreiche Hochkaräter satt

26. Internationales Trickfilm-Festival Wiesbaden vom 6. bis 9. November 2025 im Biebricher Schloss und im Caligari / „Filme im Schloss“ laufen weiter

Aus dem Kunst-Ministerium kam frohe Kunde - der Kinosaal bleibt unabhängig von der FBW-Schließung erhalten. Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl gab die Zusicherung der weiteren Existenz der „Filme im Schloss“ - die ortsbezogen auf das Biebricher Schloss existieren - und des „Trickfilmfestivals“. Für das Festival seien Caligari FilmBühne oder Murnau-Kino eine Option.

Vier Tage im November

Das Internationale Trickfilm-Festival Wiesbaden feiert vom 6. bis 9. November 2025 die Kunst der Animation. Der Clou im Jahr Eins nach dem Silberjubiläum mit US-Stargast Bill Plimpton: So viel Oscar war nie im El Dorado der „trickreichen“ Hochkaräter. „Wiesbaden ist unter den internationalen Trickfilmfestivals das einzige mit

Bundesfilmpreisträger und 2010 mit dem Kulturpreis der Stadt Wiesbaden gewürdigt: Der 90jährige Jubilar Joachim Kreck „backstage“ beim Internationalen Trickfilmfestival Wiesbaden auf Schloss Biebrich. Foto: Gesine Werner

GratulARTion

einem wandelnden Filmlexikon zum 90. Geburtstag:

Joachim Kreck, in Frankfurt geborener Bundesfilmpreisträger und Eintracht Frankfurt-Fan seit über 50 Jahren, peilt die 100 Lenze an. Der vielfach ausgezeichnete Filmpublizist, Produzent und Regisseur ist Gründervater der „Filme im Schloss“ (1984) und des Internationalen Trickfilmfestivals Wiesbaden (1999(. Stellvertretend für sein Filmschaffen sei „Larry“ genannt - seine auch im legendären Szene-Café Cicero gedrehte furiose Hommage an „den größten Mundharmonikaspieler der Welt“. Larry Adler war Ehrengast der „Filme im Schloss“.

den Hauptpreisträgern der wichtigsten Festivals und Trickfilmwettbewerbe. Es ist ein hervorragendes Programm, das Beste vom Besten der mehrfach preisgekrönten Filme“, betont Detelina GrigorovaKreck. Die Filmexpertin ist eine wichtige Zeitzeugin und in der Oral History-Anthologie „Erlebte Geschichte & Geschichten“ - Herausgeber Stadtarchiv-Förderverein, Autorin G. Werner - gemeinsam mit Filmkoryphäe Joachim Kreck prominent vertreten.

Als kulturpreisgekrönte „Freunde der Filme im Schloss“ präsentieren die Krecks im Trio mit dem „Dritten Mann“ Michael O. Fechner „nur eingeladene Filme mit mehreren Preisen. Wir zeigen die aktuelle Entwicklung des Trickfilms.“

Heuer gilt: So viel Oscar war nie. Schon das Festival-Plakat zeigt ein Motto aus „Der perfekte Tag“ der Oscarpreisträger Wolfgang & Christoph Lauenstein, 1990 für „Balance“ mit dem Goldjungen samt Bundesverdienstkreuz geehrt. „FRAME BY FRAME“: Zum Auftakt in der Caligari FilmBühne kommt Christoph Lauenstein aus Kassel, der mit seinem Zwillingsbruder seit 5 Jahren für klassische Handarbeit mit diffiziler Stop-Motion-Technik steht. Er bringt mit „People in Motion“ (2022 Preis der deutschen Sektion in Biebrich) und „Waiting for Harold“, neben „Points of View“ auch „The Fall“ und „Der perfekte Tag“. Sein Blick hinter die Kulissen bezieht das Publikum gerne mit ein.

Der Oscargewinner 2025 - „In the Shadow of the Cypress“/Iran - und

vier Oscar-Nominierungen laufen als „Best of Animation 2“.

Der zweimalige Oscarpreisträger, Regisseur/Drehbuchautor Dr. Jan Pinkava („Geri`s Game“/ „Ratatouille“) reist aus Ludwigsburg an und nimmt den Preis des Kulturamtes 2025 entgegen für das Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit „Flow“ (Europäischer Filmpreis 2024) ist erstmals ein Oscar -Langfilm an Bord.

Das international bekannte Festival fußt auf Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Wiesbaden, der FBW, der Omnimago GmbH - der für ihre unschätzbare Unterstützung spezieller Dank gebührt - und HessenFilm und Medien. In vier Programmen laufen 44 Filme aus 18 Ländern inklusive Baltikum. Eine eigene Sektion gilt 1 Preisträgern und Highlights des Silberjubiläums inklusive Studi-Oscar „Boom“ und „Our Uniform“, der oscarnominierte Publikumspreis 2024 Wiesbaden.

Das Publikum ist per Stimmzettel die Jury. Publikumspreise fördern Katholisches Filmwerk (1000 Euro und SV SparkassenVersicherung (500 Euro). Weitere 1000 Euro spendiert der Ortsbeirat Biebrich für den besten deutschen Trickfilm. Zum Programm „Best of German Animation 202/24“ kommt Besuch.

Ein Herz für Kinder

Detelina Grigorova-Kreck hat erstmals ein Doppelprogramm kuratiert: Bei den „Tricks für Kids“ für die lieben Kleinen (ab  Jahren)

sind in der traditionellen Sonntags-Matinée Autorin Elena Walf und Studio Film Bilder zu Gast mit „Lenas Hof“. Mit dem Goldenen Spatz gewürdigt und GrimmePreis-nominiert ist der Vierteiler „Fritzi & Sophie - Grenzenlose Freundschaft“ (für Schulkinder ab 6 Jahren), der Sonntagnachmittag läuft. „Lost Sheep“-Scherenschnitte und „Vlni“-Sandbilder auf Glas gibt es zum Finale mit Bekanntgabe der Publikumspreise.

www.filme-im-schloss.de

Gesine Werner
Flow, DreamWellStudio, Sacrebleu Productions,TakeFive

den Landeshauptstädte auf eine besondere Art und Weise. Dabei orientieren sie sich an den Grundgedanken der ursprünglichen Salons: dem freien Austausch von Kunst, Musik und Literatur. Bereits zwei Jahre vorher starte Michaela Hoffmann mit der Salonkultur in der Mainzer Neustadt.

Das Programm ist vielfältig: Es umfasst Konzerte, vor allem im Bereich Jazz, Lesungen, Theaterstücke und Kleinkunst.

Etwa sechs- bis siebenmal im Jahr öffnen sich an Wochenenden die Türen zu privaten Räumen, in denen die Veranstaltungen stattfinden. Michaela Hoffmann sucht dafür passende Wohnungen, Hinterhöfe oder andere spannende Orte der Mainzer Neustadt (willkommen sind auch immer Interessierte, die ihre Örtlichkeiten für die Kultur zur Verfügung stellen möchten), während Bärbel KneipDeubel hierfür die eigenen Räume und den wundervollen Garten in Wiesbaden-Kohlheck öffnet.

So entsteht eine intime Atmosphäre, die das Erlebnis unvergesslich macht.Die Veranstaltungen finden jeweils am Samstag in Wiesbaden-

Kulturbrücke zwischen Mainz

Die Veranstaltungen bieten ein hautnahes Erlebnis, begleitet von kleinen kulinarischen Leckereien, die von den Gästen gestiftet werden und das kulturelle Event abrunden. Die Atmosphäre in privaten Wohnzimmern macht jeden Abend zu etwas Besonderem – ein echtes Erlebnis, das lange in Erinnerung bleibt.

Für die kommenden Monate sind bereits weitere Termine geplant, unter anderem im November und Dezember. Auch für 2026 wird das Programm vorbereitet, wobei bereits Künstler wie der britische Bluesmusiker Eddie Angel feststehen.

Die Salonkultur lebt somit weiter und verbindet auf charmante Weise Tradition und Gegenwart, indem sie Kunst und Kultur in einem privaten Rahmen erlebbar macht.

Am 15.11. und 16.11.2025 gastiert: „MME BRELL & DIE FILOUS“ mit Melodien und Geschichten vom Sommer am Meer und vor allem „der Sehnsucht nach dem Süden“

Susanne Brell: Gesang

Erik Buhne: Akkordeon, Saxophon Jürgen Dorn: Kontrabass, Gesang Jens Mackenthun: Gitarre 15.11. in Wiesbaden-Kohlheck, 16.11. in der Mainz Neustadt

und Wiesbaden

Die Salonkultur verbindet die Menschen zweier Landeshauptstädte

Die Salonkultur ist eine faszinierende soziale und kulturelle Praxis, die im 18. und 19. Jahrhundert in Europa, vor allem in Frankreich, Deutschland und Österreich, ihre Blütezeit erlebte. Ursprünglich waren es private Zusammenkünfte in Salons, die oft von Frauen organisiert wurden.

Hier tauschte man sich frei über Kunst, Literatur, Philosophie und Politik aus und schuf so eine lebendige Plattform für gesellschaftliche Teilhabe, Emanzipation und Vernetzung. Besonders für Frauen bot die Salonkultur eine wichtige Gelegenheit, sich kulturell und gesellschaftlich zu engagieren und Wissen zu verbreiten.

Seit 2019 verbinden Michaela Hoffmann und Bärbel Kneip-Deubel mit ihrer Initiative „Salonkultur“ die bei-

Kohlheck und am Sonntag in der Mainzer Neustadt statt. Damit verbinden die Initiatorinnen auf kulturelle Weise beide Städte miteinander.

Die Künstlerinnen und Künstler werden für zwei Auftritte gebucht, was die regionale Vernetzung stärkt und den Ihnen gleich zwei Auftritte sichert. Da es sich um private Veranstaltungen handelt, werden sie mit Hutgeld honoriert – die Besucherinnen und Besucher geben am Ende der Darbietung einen freiwilligen Obolus.

Da die Salonkultur ausschließlich im privaten Rahmen stattfindet, wird das Publikum in der Regel per Mail über die Verteilerliste eingeladen. Man kann sich ebenfalls per Mail anmelden und wird eingeladen, wenn man in die Verteilerliste aufgenommen wurde.

Am 6.12. und 7.12.2025 gibt es: „Harlemnächte - ein Bessie Smith - Abend„ eine literarisch - musikalische Hommage zum 10. Geburtstag der „Empress of the blues“ Sängerin Sandra Beddegenoots und Autorin Miriam Spies 6.12. in Wiesbaden-Kohlheck 7.12. in der Mainzer Neustadt

Wer sich für die Veranstaltungen interessiert, und in die Verteilerliste aufgenommen werden möchte, melde sich bei:

Mainz: Michaela Hoffmann

Tel.: 016-6 49 506

Email: mipiho@gmail.com

Wiesbaden: Barbara Kneip-Deubel

Tel.: 0176-9 00 858

Email: bkneip@gmx.de

Die „Salonlöwinnen“ Bärbel Kneip-Deubel und Michaela Hoffmann sind nicht nur durch die Kultur verbunden.

Die siebte ARTe Kunstmesse Wiesbaden findet vom 2. bis 5. Oktober 2025 im RheinMain CongressCenter statt und zeigt auf ca. 5.000 m² zeitgenössische Kunst von rund 150 Künstler:innen und Galerien aus Deutschland und dem benachbarten Ausland.

Erstmals präsentiert die ARTe im ca. 1.000 m² großen Foyer den kuratierten „Pavillon Wiesbadener Künstler:innen“ – mit über 20 zusätzlichen Flächen für ortsansässige Kunstschaffende. Unterstützt wurde die Auswahl von Projekt-Initiator und Galerist Björn Lewalter.

Die Verkaufsmesse wird in diesem Jahr von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende mit einer Schirmherrschaft unterstützt: „Besonders erfreulich ist, dass die ARTe Kunstmesse erstmalig vier Tage in unserer Stadt gastiert. So bleibt genug Zeit für Austausch, Inspiration und Begeisterung für die Kunst. Ich bin mir sicher, dass die beeindruckende Vielfalt des Kunst-

ARTe Kunstmesse Wiesbaden | © Liss Nau
ARTe Kunstmesse Wiesbaden | © Liss Nau

angebotes auch in diesem Jahr ein breites Publikum anlocken wird.“

Zu den ausstellenden Einzelkünstler:innen gehören unter anderen Claudia Lingen aus Bad Kreuznach, die ihre Kunst auf Seide präsentiert, Monika Geisbüsch aus Mainz, deren Werke dem urbanen Realismus zuzuschreiben sind, sowie der Wiesbadener Künstler Wolfgang Blanke, dessen Werke durch selbst hergestellte Farben und den gezielten Einsatz von Licht und Perspektive geprägt sind.

Unter den Galerien findet sich beispielsweise gräfe art.concept aus Berlin, die unter anderem Werke von Enam Bosokah, Petra RösNickel und Gregor Kalus zeigt.

Die KUEMMEL.GALLERY präsentiert Arbeiten von Chagall, Picasso und Rohlfs und mehr. Aus Südhessen kommt CRELALA Kunst mit Werken von beispielsweise Tigran Grigoryan, Ralf Löhr und Reinhard Riedel.

Auch das Bildungsprojekt AME wird auf der ARTe Kunstmesse Wiesbaden mit einem Stand vertreten sein. Das von der ARTe unterstützte Social Business finanziert Bildung durch Fotografie.

Neben einem breiten künstlerischen Angebot – durch die Präsentation von Skulpturen, Gemälden, Zeichnungen, Fotografien, Collagen und Objekte – stehen Besucher:innen Verweilbereiche mit Gastronomie und Livemusik, sowie kostenlose Services zur Verfügung. Kostenfreie Führungen, ein Einpackservice für erworbene Kunst, bargeldloses Bezahlen und barrierefreier Zugang runden das Einkaufserlebnis Kunst auf der ARTe Kunstmesse Wiesbaden ab.

Öffnungszeiten

02.10.2025: 17:00 – 21:00 Uhr 03./04./05.10.2025: 11:00 – 18:00 Uhr

Eintritt & Tickets

• Ermäßigter Online-VVK: 4-Tages-Pass – 12 € (1 Pers.) / 2 € (2 Pers.)

• Tageskasse: Tagesticket – 15 € (regulär) / 12 € (ermäßigt)

• Vernissage (Do, 2. Okt): 17–18 Uhr freier Eintritt, danach regulärer Einlass

Kostenfreier Eintritt gilt für begleitende Kinder unter 16 Jahren, ermäßigte Eintrittspreise gelten für Schüler, Studenten, Rentner und Menschen mit Einschränkungen (inklusive Begleitperson bei Merkzeichen B).

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass Tiere leider nicht in das RheinMain CongressCenter mitgebracht werden dürfen.

Führungen

03./04./05. Oktober 2025: Jeweils um 1 Uhr und 15 Uhr Anmeldung unter:

https://arte-kunstmessen. de/fuehrung-buchen/ ?veranst=wiesbaden-2025

Veranstaltungsort

RheinMain CongressCenter Friedrich-Ebert-Allee 1 65185 Wiesbaden

Alle Informationen zur Messe finden Sie unter: https://arte-kunstmessen.de/ veranstaltung/wiesbaden-2025/

ARTe Kunstmesse Wiesbaden | Ein Kunstwerk von Wolfgang Blanke | © Liss Nau

Vom 25. bis 26 Oktober öffnen Kunstschaffende ihre Ateliers und Ausstellungsräume für den diesjährigen Kunstrundgang Tatorte Kunst. Die Öffnungszeiten sind von 12-18 Uhr.

Das Ausstellungswochenende versteht sich als Einladung zum Austausch, denn Kunst lebt vom Dialog – mit sich selbst und vor allem mit dem Publikum.

Was ist Kunst, diese Frage treibt das Publikum und die Künstler um: Dazu meint Bernd C. Kuhnt: Kunst bedeutet für mich, sich persönlich auf eine Weise auszudrücken, was wörtlich und intellektuell anders kaum darstellbar sind.

Kunst im Dialog:

Die Besucher:innen sollen solche und ähnliche Aha-Momente und neue Erfahrungen, Eindrücke und Einsichten aus dem Kunst-Wochenende der kreativen Viertel Wiesbadens mitnehmen.

Im vergangenen Jahr zählte Tatorte Kunst ca.1000 Gäste – darunter Kunstliebhaber, Sammler und Neugierige aus der Stadt und der Region. Auch dieses Jahr wird mit großem Interesse gerechnet. Der Eintritt ist frei.

Einige Beispiele zeigen die große Bandbreite von Tatorte Kunst neben Malerei und Fotografie:

Textilkunst

Das Frauenmuseum in der Wörthstraße zeigt: Fäden schaffen

Welten. Die Textilkunst ist seit jeher eine Grenzgängerin zwischen Kunst und Handwerk. Gleichzeitig kann sie Bindeglied zwischen Tradition und Innovation sein. Gerade diese vermeintliche Ambivalenz hat sie in den letzten Jahrzehnten zu einem kraftvollen Ausdrucksmittel für Künstler:innen gemacht, die sich mit kollektiven Identitäten, Geschichte, ökologischen Fragen oder feministischen Perspektiven auseinandersetzen. Das Material selbst ist dabei unfassbar vielseitig.

Installation

Passend und ergänzend dazu gibt es bei Birgit Reimann, tagtraumtragen in der Eltvillerstraße 14 Installationen, die zum Innehalten einladen: Sie fragt: Wie entstehen Bindung und Wertschätzung für Kleidung? Wann verliert ein Stoff seine Bedeutung und wann beginnt sein zweites Leben?

Skulptur

Meggi Hörter modelliert kleine, handtellergroße Tiere in ihrer Bewegung, sie hält ihre Eigenart fest. Eine Momentaufnahme, die für das ganze Wesen steht. Katja Rosenberg kreiert skulpturale und bildhafte Zeitzeugnisse in steter Veränderung.

Das Projekt Tatorte Kunst gibt es seit 17 Jahren und fördert zeitgenössische Kunst in den schönen und kreativen Wiesbadener Vierteln, das Projekt schafft Begegnungsräume für Kunst und Gesellschaft. Geschäfte und Gastronomie werden unterstützt.

Finanzielle Unterstützung gibt es vom Kulturamt, den Ortsbeiräten

Kunstrundgang Tatorte Kunst 2025

Wiesbaden-Mitte, Dichterviertel und Rheingauviertel-Hollerborn laden zum Perspektivwechsel ein

Meggi Hörter: Skulptur

Wiesbaden-Mitte und Rheingauviertel-Hollerborn sowie der SV Sparkassenversicherung und der NASPA.

Die Ringkirche und die Tangoschule TangoNJ unterstützen mit Ausstellungsmög-lichkeiten die Künstlerinnen und Künstler, die derzeit ohne Atelier sind.

Das Team: Andrea Frank, Christa Goeppert, Martina Stehmeier, Christiane Jungkenn, Bernd Kuhnt, Dieter Knobloch, Jochen Schnepf, Bernd Schneider sowie Petra von Breitenbach

Zu jeder Zeit finden sich Informationen zu früheren und aktuellen Ausstellungen aller Künstler:nnen unter www.tatorte-kunst.de und auf Social Media –Instagram und Facebook.

Eine Karte mit eingezeichneten Ateliers und Künstlern ist auf den Flyern in den Ateliers zu finden sowie auf der Homepage zum Runterladen.

Weitere Infos unter: www.tatorte-kunst.de

Interessierte können sich an team@tatorte-kunst.de wenden.

Bernd Kuhnt
Hoda Tawakol: Sarkophagus No. 1

Erwin Wurm im Ludwig Museum:

Wenn Skulpturen schmelzen, tanzen und denken lernen

Mit der Ausstellung „Life, Beat, Soft, Melt“ verwandelt der österreichische Künstler Erwin Wurm (*1954 Bruck an der Mur, Steiermark in Österreich) das Ludwig Museum Koblenz in ein pulsierendes Gesamtkunstwerk – und setzt dabei neue Maßstäbe für die Idee von Skulptur.

Wurm, der als einer der international bekanntesten Konzeptkünstler unserer Zeit gilt, betritt Neuland: Erstmals gestaltet er eine Wandarbeit, basierend auf seinen textbasierten Gemälden – und mit ihr auch gleich einen ganzen Raum. Eine Kompilation aus „One Minute Sculptures“, Zeichnungen, Aquarellen und Installationen entfaltet sich wie ein mehrstimmiger Chor, der eine einfache, aber radikale Botschaft trägt: Kunst ist nicht statisch. Sie atmet.

Seit den 1990er Jahren macht Wurm mit scheinbar absurden, oft komisch wirkenden Kunstwerken von sich reden: Menschen, die sich mit einem Pullover über dem Kopf als Skulptur begreifen. Autos, die dick geworden sind. Häuser, die schmaler sind als ein Flur. Seine Werke irritieren – und eröffnen neue Denkweisen.

Sein „Narrow House“, eine verzerrte Kindheitserinnerung, thematisiert die Enge des Aufwachsens in der Nachkriegszeit mit einer Mischung aus Humor, Trauma und Reflexion: „In der Schule sind wir geschlagen worden. Und dass wir eine Watschn gekriegt haben und der Mathelehrer uns über den Tisch gelegt und mit dem Zirkel gehauen hat, war alles normal“, erzählt Wurm nüchtern. „Erst im Nachhinein bin ich darauf gekommen, dass das eben nicht normal war. Oder mindestens sehr speziell. Und dann wollte ich darüber arbeiten. Dann habe ich mein Elternhaus genommen und habe es schmal gemacht, auch die Möbel und die Räume. Sobald man hineingeht, tritt Klaustrophobie auf und Beengung und das packt einen ziemlich an der Gurgel.“ So steht das schmale Haus als Sinnbild dafür, wie tief sich gesellschaftliche Normen in Körper und Raum einschreiben können.

Ausstellung oder Labor?

Die Schau im Ludwig Museum ist in zwei Kapitel gegliedert – und wirkt dennoch wie ein organisches Ganzes. Wurm macht das Museum zum Labor. Einem Ort, an dem ausprobiert, deformiert, dekonstru-

iert wird. Besucher sollen nicht nur sehen, sondern erleben. Manche Arbeiten kann man sogar – buchstäblich – bewohnen.

„Life, Beat, Soft, Melt“ ist dabei mehr als ein Titel: Es ist ein poetisches Destillat dessen, was Wurm seit Jahrzehnten umtreibt. Leben, Rhythmus, Sanftheit, Auflösung. Alles fließt. Nichts bleibt, wie es ist. Und vor allem: Nichts darf zu ernst genommen werden.

Konsumkritik mit Augenzwinkern

Sein berühmter „Fat Car“ etwa – ein Auto, das aussieht, als hätte es eine Fast-Food-Diät hinter sich – ist nicht nur eine humorvolle Skulptur, sondern ein Statement. Gegen Maßlosigkeit. Gegen Statussymbole. Gegen das Aufblasen des Selbst.

Auch seine „Würste“ – ja, Würste – sind mehr als Spielerei. In ihnen steckt Wurms Selbstbild, seine ironische Auseinandersetzung mit dem Künstler-Ego, mit Form und Funktion. „Ich liebe das Banale“, sagt Wurm einmal. „Denn dort steckt oft die Wahrheit.“

Erwin Wurm/VG Bild-Kunst-Bonn, 2025
Erwin Wurm: Die Disziplin der Subjektivität (One Minute Sculptures), 2000

Erwin Wurm: Waste and Devastation (Flat Sculptures), 202

Zwischen Skulptur, Malerei – und Unsinn

Was ist überhaupt eine Skulptur? Wo endet sie, wo beginnt der Raum? Erwin Wurm sprengt diese Fragen – mit ironischer Präzision. In seinen „One Minute Sculptures“ etwa bittet er Menschen, für 60 Sekunden groteske, absurde Posen mit Alltagsgegenständen einzunehmen. Ein Telefon am Fuß, ein Joghurtbecher auf dem Kopf – plötzlich wird der Mensch selbst zur Skulptur. Flüchtig. Unbequem. Witzig. Unerschrocken manipuliert und deformiert Wurm seine melancholisch wirkenden Protagonisten, deren paradoxe Aktionen, groteske Grimassen oder strapaziöse Posen grundsätzliche Fragen nach Normalität, Sinn oder Unsinn künstlerischer Konventionen wie menschlichen Handelns stellen.

Wurm schafft es, die Grenze zwischen Kunst und Leben zu verwischen, zwischen Tiefsinn und Nonsens. Und vielleicht liegt genau darin seine größte Stärke: Er macht sichtbar, was wir sonst übersehen. Und er bringt uns zum Lachen – oft über uns selbst.

Fazit: Mit „Life, Beat, Soft, Melt“ gelingt Erwin Wurm ein Kunstereignis, das irritiert, berührt und begeistert. Die Ausstellung im Ludwig Museum ist nicht nur ein Besuch wert – sie ist ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. Denn wer einmal durch ein schiefes Haus gelaufen ist, auf einem Kühlschrank balanciert hat oder einem Auto beim Schmelzen zugesehen hat, weiß: Kunst kann vieles sein. Aber langweilig ist sie bei Erwin Wurm nie.

Die von Jérôme Sans und Prof. Dr. Beate Reifenscheid, Direktorin Ludwig Museum Koblenz, kuratierte Ausstellung wird von der Peter und Irene-Ludwig-Stiftung gefördert.

Erwin Wurm: „Life, Beat, Soft, Melt“ bis 2.11.2025

Ludwig Museum im Deutschherrenhaus

Esther-Bejarano-Str. 1 ꟾ 56068 Koblenz www.ludwigmuseum.org

Öffnungszeiten: Di – Sa 10.0 – 17 Uhr, So 11 – 18 Uhr

Anna Bieler: Die Kraft der Farben und die Tiefe des Menschseins

Anna Bieler ist bekannt für ihre großformatigen, farbigen Gemälde, die surreale Szenen zeigen, wie die Kunsthistorikerin Vivien Rathjen die Arbeitsweise der Künstlerin treffend zusammenfasst. Wie Rathjen bemerkt, hätten selbst Größen wie Marc Chagall an Bielers Bildern Freude gefunden. Auf der Bildfläche begegnen sich Menschen, Tiere und Mischwesen, die eine seelisch-geistige

Dimension des Menschseins abbilden – aus philosophischer und psychologischer Perspektive, aber auch im sozialen Miteinander und Gegeneinander.

Ein zentrales Geheimnis ihrer Kunst liegt in der Kraft der Farben. In ihrer farbenstarken Malerei erzählt Bieler Geschichten über den Menschen und seine inneren Zustände – mal poetisch, mal beunruhigend, doch immer intensiv.

Auch in diesem Jahr präsentiert sie eine Auswahl ihrer Werke auf der Kunstmesse ARTe in Wiesbaden. Besucherinnen und Besucher haben dort die Gelegenheit, Arbeiten zu erwerben. Begleitend dazu stellt sie ihren aktuellen Katalog „LARGE PAINTINGS – Großformatige Arbeiten“ vor, der 0 großformatige, farbgewaltige Werke aus den Jahren 2010 bis 2025 zeigt.

Anna Bieler, in Thessaloniki (Griechenland) geboren, arbeitet als freischaffende Künstlerin in Wiesbaden und Südportugal.

2021 gründete sie, nach Erfahrungen in verschiedenen Gemeinschaftsateliers das ATELIEReins in WiesbadenBiebrich.

Sie ist Mitglied im Kunstverein Bellevue-Saal, bei der Gedok und VG Bild-Kunst. Außerdem ist sie seit 2022 im BBK Hessen, in dessen Landesvorstand aktiv.

Anna Bielers Arbeiten ziehen den Betrachter in Bann und laden zum Verweilen ein – manchmal auch zum Träumen. Trotz der meist leuchtenden Farben ist die Stimmung ihrer Bilder nicht zwingend heiter; vielmehr unterstreichen die intensiven Farbkaskaden die thematischen Aussagen und die emotionale Tiefe.

Die Auseinandersetzung mit Bielers Bildwelt lohnt sich zweifellos. Ein Messebesuch oder ein Atelierbesuch bietet ein ausgesprochen spannendes Erlebnis und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck: Wer sich auf die Farbenkraft, die ausdrucksstarken Figuren und die psychologischen Perspektiven einlässt, begibt sich auf eine Reise durch das menschliche Innenleben, sichtbar gemacht in großformatigen, intensiven Bildern.

Mehr zur Künstlerin unter: www.annabieler.de

Kunst auf der ARTe Wiesbaden (siehe auch S. 16 im Magazin) 2.-5. Oktober 2025 RheinMain CongressCenter Friedrich-Ebert-Allee 1 65185 Wiesbaden Stand C6/3 und im Foyer

Foto: Reinhard Berg
Die Erkenntnis, 2025, Öl auf Leinwand, 10×100 cm, Foto: Anna Bieler

Discovery Art Fair

Internationale Bühne für zeitgenössische Kunst

Vom 6. bis 9. November wird die Halle 1 der Messe Frankfurt erneut zum Treffpunkt für Kunstschaffende, Sammler:innen und neugierige Kunstfans.

Mit ihrer achten Ausgabe gehört die Discovery Art Fair längst zu den wichtigsten Plattformen für zeitgenössische Kunst im deutschsprachigen Raum und verspricht auch in diesem Jahr wieder jede Menge künstlerische Highlights.

Über 100 Galerien, Projekträume und Einzelpositionen aus dem Inund Ausland machen die Messe zu einem Treffpunkt, der weit über die Region hinausstrahlt. Präsentiert werden Gemälde, Skulpturen, Installationen, Fotografie und digitale Kunstformen.

Das Spektrum reicht von aufstrebenden Talenten bis zu international gefeierten Künstlern. Arbeiten von Markus Lüpertz, Georg Baselitz oder Tony Cragg sind ebenso vertreten wie Werke junger Vertreterinnen und Vertreter der Urban Art Szene.

So entsteht ein spannender Dialog zwischen Generationen, Stilen und Medien, der den besonderen Reiz dieser Veranstaltung ausmacht.

Plattform für künstlerische Nachwuchsförderung

Aufgrund des großen Erfolgs wird es auch in diesem Jahr wieder die „Discover a Talent“-Förderkojen geben. Damit stärkt die Messe ihren Anspruch als Entdeckungsplattform und gibt Galerien die Möglichkeit, herausragende Talente ohne finanzielles Risiko einem breiten Publikum vorzustellen.

Über die Vergabe entscheidet eine hochkarätige Jury, bestehend aus Gerard Goodrow, Kunstexperte und ehemaliger Direktor der Contemporary Art Christies Germany sowie der Art Cologne, Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf von 2010 bis 2025, Silke Hohmann, Redakteurin des Kunstmagazins Monopol, der Frankfurter Galeristin Barbara von Stechow sowie Bernd Kracke, Kunst- und Medienexperte und Präsident a.D. der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main.

Discovery Art Fair, Impressionen, Foto: Holger Peters
Foto: Holger Peters

Messeerlebnis mit Mehrwert Besucher:innen können nicht nur Kunstwerke erwerben, sondern auch in Dialog mit den Ausstellenden treten und neue Impulse gewinnen.

Ein Höhepunkt sind die täglich angebotenen, kostenfreien Kuratorenführungen. Sie eröffnen Einblicke in Hintergründe ausgewählter Werke, beleuchten unterschiedliche künstlerische Positionen und ordnen Trends in größere Zusammenhänge ein.

Wer seine Sammlung erweitern oder den ersten Schritt in den Kunstmarkt wagen möchte, erhält so eine fundierte Orientierung. Der Rundgang über die Messe wird damit zu einem Erlebnis, das über die ästhetische Wirkung hinaus auch Wissen und Perspektiven vermittelt.

Damit die Messe noch mehr Menschen erreicht, ist der Eintritt am Freitag erneut frei. Diese Gelegenheit eröffnet ein niederschwelliges Angebot für alle, die spontan vorbeikommen möchten, um sich von der Qualität und Vielfalt der ausgestellten Arbeiten begeistern zu lassen. Ob als Inspiration, als Marktplatz für Neuanschaffungen oder als Ort lebendiger Begegnungen, die Discovery Art Fair Frankfurt 2025 ist ein Ereignis, das Kunstfreunde nicht verpassen sollten.

Discovery Art Fair Frankfurt 06. – 9. November 2025

Opening 06. November 2025

Messe Frankfurt Halle 1

Ludwig-Erhard-Anlage 1 60327 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten:

Freitag – Samstag: 11:00 bis 20:00 Uhr

Sonntag: 11:00 bis 18:00 Uhr

Online Tickets & weitere Informationen: discoveryartfair.com

DISCOVER A TALENT Gewinner 2024: Moritz Koch, Foto: Holger Peters
Discovery Art Fair, Foto: Holger Peters
Foto: Holger Peters
exground filmfest 38: Themenschwerpunkt „Mut zur Utopie“, erste feststehende Filme, Arthouse at its best

Vom 14. bis 23. November 2025 präsentiert exground filmfest in seiner 38. Ausgabe wieder ein vielfältiges Film- und Rahmenprogramm aus aller Welt – das Beste, was der Independent Film aktuell zu bieten hat.

Gezeigt werden lange und kurze Werke in den Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm, Animation und Experimentalfilm. In den Sektionen European und World Cinema flimmern Festivalhighlights und Preisträgerfilme aus Berlin, Cannes, Locarno, Rotterdam und Venedig über die Leinwände in der Caligari FilmBühne, im Murnau-Filmtheater und in der Krypta der Marktkirche.

Die älteste Festivalreihe, die American Independents, widmet sich wie eh und je dem unabhängigen US-Kino. Zudem vergibt exground filmfest in neun Wettbewerben Geld- und Sachpreise von über 19.000 EUR – darunter im Deutschen Langfilm-Wettbewerb, im Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb, im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb und im Wiesbaden-Special, dem Wettbewerb für lokale Kurz-

filme. Neben einem spannenden Filmprogramm und diversen Rahmenveranstaltungen wie der legendären exground-Gong-Show und dem traditionellen Filmquiz präsentiert das weit über die Stadtgrenzen renommierte Filmfest erstmals ein umfangreiches Film- und Rahmenprogramm zum Themenkomplex „Mut zur Utopie“, der auch 2025 großzügig unterstützt wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

In der vergangenen Festivalausgabe setzte sich exground filmfest in seinem Themenschwerpunkt mit den multiplen Gründen für Flucht und Vertreibung auseinander – mit Krisen und Katastrophen und deren Auswirkungen, nicht zuletzt auf die teils langsam erodierenden Demokratien. Hieran anknüpfend, soll der neue Themenschwerpunkt „Mut zur Utopie“ konkrete Gegenentwürfe sichtbar machen, die diesen permanenten Krisenzuständen etwas entgegensetzen. Die Filme und das Rahmenprogramm des Themenschwerpunkts werden sich mit den bereits im Kleinen gelebten Alternativentwürfen im Alltag ebenso beschäftigen wie mit dem großen solidarischen Miteinander,

mit Verteilungs- und Teilhabefragen und dem zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen Korruption, Diskriminierung und Repressionen. Unser Mobilitätspartner stadtmobil Rhein-Main stiftet den mit 1.000 EUR dotierten Publikumspreis für den besten Langfilm in dieser Sektion.

Auch wenn die Programmplanung erst Mitte September abgeschlossen sein wird, stehen einige Filme schon fest: im Deutschen Langfilm-Wettbewerb Made in Germany gehen die Spielfilme DAS GLÜCK DER TÜCHTIGEN von Franz Müller, SCHWESTERHERZ von Sarah Miro Fischer, DANKE FÜR NICHTS von Stella Marie Markert und der Dokumentarfilm des in Mainz lebenden Regisseurs Michael Schwarz, DER TOD IST EIN ARSCHLOCH, in Rennen um den mit .000 EUR dotierten Publikumspreis. Thematisch drehen sich die Werke um Konflikte und das Zusammenleben in der Familie – sowie um alternative Formen von Trauer und Abschied.

Besonders am Herzen liegt exground filmfest der Jugendfilm.

LITTLE TROUBLE GIRLS ® SPOK Films

Mit den „youth days“ bietet das Festivalteam seit 2004 ein Forum, um Jugendliche an das Medium Film heranzuführen – mit Werken, die sonst kaum im deutschen Kino zu sehen sind! Die exground youth days umfassen zum einen den Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb, zu dem einheimische Regietalente ihre Einzel- oder Gruppenarbeiten noch bis zum 22.9.2025 unter exground.com/youth-dayseinsendungen einreichen können. Es winken Geld- und Sachpreise von 700 EUR. Zum anderen gehen im Internationalen JugendfilmWettbewerb sechs Langfilme ins Rennen um die Preisgelder von .500 EUR. Über den Hauptpreis von 2.500 EUR entscheidet eine Wiesbadener Jugendjury, für die sich Interessenten noch bis zum 15.10.2025 unter exground.com/ Jugendjury bewerben können.

Viele Kandidaten für den Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb stehen schon fest: die irisch-britische Koproduktion CHRISTY von Brendan Canty rund um einen 17-Jährigen, der von seiner Pflegefamilie zu seinem Bruder zieht, das belgische Trauerdrama TÊTES BRÛLÉES von Maja-Ajmia Yde Zellama, die belgisch-französische Koproduktion WILD FOXES von Valéry Carnoy rund um einen einschneidenden Vorfall in einer Boxgruppe und LITTLE TROUBLE GIRLS von Urška Djukić aus Slowenien, worin erste Liebe und erwachende Sexualität thematisiert werden. Zudem geht als Deutschland-Premiere das französische Drama MUM DON‘T LOVE ME NO MO’ von Grégory Lucilly ins Rennen, in der die Welt des 15-jährigen Thomas und seiner Schwester aus den Fugen gerät, nachdem sie ihre Mutter in La Réunion auf die Straße geworfen hat.

Und im Rahmen der Kooperation von exground filmfest mit dem Medienzentrum Wiesbaden läuft der deutsche Dokumentarfilm WOHIN MIT MIR? von Marvin Menné in der Reihe „Kino macht Schule“. Darin begleitet der Regisseur die beiden minderjährigen Geflüchteten Majd aus Syrien und Shahfaisal aus Afghanistan bei ihrem Versuch, ein permanentes Bleiberecht in Deutschland zu erhalten. Das Beste: Regisseur und Protagonisten werden zur Aufführung als Gäste erwartet!

Ab 29. Oktober 2025 ist das komplette Festivalprogramm unter www.exground.com zugänglich

– und der Ticketverkauf startet, ebenfalls über die Homepage von exground filmfest.

Motiv: © Wiesbadener Kinofestival e.V.
YOUNG HEARTS, © Thomas Nolf

Dieses Jahr findet „Tarbut – Zeit für jüdische Kultur“ zum 18. Mal in Folge statt. Eine Zahl mit besonderer Bedeutung im Hebräischen: Dort entspricht der Zahlenwert der Buchstaben dem Wort חי (Chai) – Leben. In Kooperation mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden möchte die Jüdische Gemeinde Wiesbaden jüdisches Leben „erlebbar“ zu machen und hat dafür erneut ein spannendes und unterhaltsames Programm zusammengestellt.

Die Eröffnung durch Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende am 9. September findet traditionell im Wiesbadener Rathaus im Rahmen einer Ausstellung statt, die in diesem Jahr den Titel trägt: „Besa – Ein Ehrenkodex“.

Trotz NS-Besatzung verweigerten albanische Behörden und Bürger die Herausgabe jüdischer Namen, fälschten Dokumente und versteckten Verfolgte – unabhängig von deren Herkunft oder Religion. Grundlage dieser Hilfe war Besa, ein zentraler albanischer Ehrenkodex. Besa bedeutet wörtlich „ein gegebenes Versprechen halten“ – und steht für die unbedingte Verpflichtung, einem Schutzsuchenden beizustehen, selbst unter Lebensgefahr.

Fast alle Jüdinnen und Juden, die sich in dieser Zeit in Albanien aufhielten, überlebten. 69 Albanerinnen und Albaner wurden später als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

LECHAIM BAND
Sistanagila, Special Guest: Maria (Gesang)

Der Fotograf Norman H. Gershman (192–2019) porträtierte über vier Jahre hinweg muslimische Familien, die während der Shoah Juden retteten. Damit machte er ein kaum bekanntes Kapitel europäischer Zeitgeschichte sichtbar. Seine eindrucksvollen Porträts sind heute in internationalen Sammlungen zu sehen (bis 18. September).

Den musikalischen Part eröffnet am 14. September das Daniel Weltlinger Quartett, geleitet vom international bekannten australischen Geiger, Komponisten und Produzenten Daniel Weltlinger, der seit vielen Jahren in Berlin lebt. Er arbeitete unter anderem mit Lulo Reinhardt, Karsten Troyke und dem Moka Efti Orchestra zusammen. Die Musik des Ensembles basiert auf Originalkompositionen und Improvisationen, die reale Geschichten in Klang übersetzen und Elemente aus Klezmer, osteuropäischer Volksmusik, Jazz und freier Improvisation vereint.

Am 20. September ist dann die Gruppe Sistanagila in Wiesbaden zu Gast. Die israelischen und iranischen Musiker greifen auf folkloristische und religiöse Elemente aus der Klezmer-, sephardischen und traditionellen persischen Musik zurück und verbinden diese mit modernen und klassischen Kompositionen. So entstehen Klangbilder, die ebenso vielschichtig sind wie die Identitäten ihrer Urheber – geprägt von Spiritualität, Herkunft und Gegenwart. Einflüsse aus Flamenco, Jazz und sogar progressivem Metal erweitern das musikalische Spektrum und verleihen dem Projekt einen zeitgenössischen Charakter.

Als Special Guest wird Maria das Ensemble begleiten – eine der bekanntesten Stimmen der iranischen Exil- Community. In ihrer Heimat wurde sie durch Pop- und Rockmusik bekannt, musste den Iran jedoch aufgrund ihres Engagements für die Frauenbewegung verlassen.

Zum Abschluß von „Tarbut“ tritt am 7. Dezember die Lechaimband auf – sie spielt internationale Klassiker ebenso wie beliebte israelische Tanzmusik – garantiert mitreißend vom ersten bis zum letzten Lied. Seit fünf Jahren tourt die LeChaimBand bereits durch Deutschland und sorgt überall für ausgelassene Stimmung – nun auch in Wiesbaden.

Ein besonderer Fokus liegt in diesem Jahr auf unseren Lesungen: So begibt sich Sara Klatt am 5. November auf die Suche nach den Spuren ihres Großvaters und ihrer eigenen Verortung in Israel. „Wo der Name wohnt“ ist der Titel der Lesung mit Ricarda Messner im Literaturhaus Villa Clementine am 12. November. Die Autorin setzt sich ebenfalls mit ihrer Familiengeschichte auseinander.

Schön und humorvoll verspricht am 19. November die Lesung mit Eldad Stobezki zu werden, der das Publikum mit seinen launigen, aber auch nachdenklichen Alltagsbeobachtungen konfrontiert.

Am 9. Oktober werden Interessierte zu einem „Tag der offenen Tür“in

der Synagoge empfangen und haben dort nach kurzer Einleitung die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Und am darauffolgenden Sonntag wird es eine Führung über den Friedhof „Schöne Aussicht“ geben. Aufgrund der umfangreichen Sanierungsarbeiten in der Caligari FilmBühne wird es dort leider keine Filmvorführungen geben können. Dafür läuft am 25. September im Murnau-Filmtheater der Beitrag „A Real Pain“, zwei jüdische Cousins aus New York auf der Suche nach ihren polnischen Wurzeln.

Alle Infos finden sich unter: https://www.jg-wi.de/tarbut/

Das KiEZ Westend in der Walramstraße 1 ist ein Angebot der Awo für Familien aus dem Stadtteil und bietet niedrigschwellige Beratung. Die Anlaufstelle mit Elterncafé, offener Spiel- und Spaßgruppe und Bewegungsangebot ist offen für Familien in jeder Lebenslage.

Frohe Botschaft auf dem Weg in die Zukunft Arbeiterwohlfahrt Wiesbaden erstattet verlorene Bezüge

Ob Frankfurt oder Wiesbaden - mit dem Aufräumen und Aufarbeiten der skandalösen Awo-Misere geht es voran. Die positive Wendung einer dritten Rückzahlungsquote gab es für die treuen Beschäftigten des Awo-Kreisverbandes Wiesbaden zu vermelden. Die Insolvenz war sie teuer zu stehen gekommen. Rund 420 Vollzeit- und Teilzeitkräfte hatten zunächst auf die Jahressonderzahlung verzichtet, die vereinbarte Tariferhöhung war ausgesetzt worden. Im Rahmen des von der Gewerkschaft Verdi vereinbarten „Zukunftssicherungsvertrages“ begannen sechs Monate später die drei Raten der Nacherstattung. Die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Johanna Domann-Hessenauer und Christa Enders bedankten sich kürzlich bei ihren Angestellten, die in der Krise nicht gekündigt hatten, für die Treue und waren „sehr froh, dass ein weiteres Kapitel der unseligen Vergangenheit abgeschlossen werden konnte.“ Denn „nach mehrjährigen, schwierigen Verhandlungen“ war in Zusammenarbeit mit dem Treuhänder und der zeitweiligen Sanierungsmanagerin Andrea Piro aus Schadensersatzzahlungen (!) eine zweite Besserungsquote erzielt worden. So konnten immerhin zwei Drittel des zuerst eingebüßten Weihnachtsgeldes nachgezahlt werden und die unbeteiligten „Kleinen“ mussten nicht für die Sünden der schamlos agierenden „Großen“ büßen.

Jetzt wurde der lang erwartete Strafprozess gegen den ExSozialdezernenten Christoph Manjura, dem die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft „Beihilfe zur Untreue in einem besonders schweren Fall“ zur Last legt, auf Anfang Oktober terminiert. Die Anklage war im März 202 vom Landgericht zugelassen worden.

In Frankfurt ist der ehemalige Vize-Chef der Awo vor Gericht endgültig gescheitert. Panagiotis Triantafillidis hatte vor dem Oberlandesgericht keinen Erfolg mit der Klage auf Vergütungsansprüche. Der 19. Zivilsenat des OLG gab der Berufung der Awo-Kreisverbandes Frankfurt statt und hob das Landgerichts-Urteil im Sinne des Klägers in letzter Instanz auf. Laut OLG bestand kein Dienstverhältnis und kein Anspruch auf Jahresgehälter in Höhe von 780.000 Euro. Revision ausgeschlossen. Die Kosten des Rechtsstreits trägt der Kläger.

Text und Foto: Gesine Werner

Bühnen-Urgestein Gottfried Herbe beglückt im Salon-Theater Taunusstein als selbstironisch plaudernder Casanova mit einem köstlichen Kabinettstückchen der Schauspielkunst.

Amüsant erinnerungsselige Nacht mit Casanova Bühnen-Urgestein Gottfried

Herbe brilliert im SalonTheater Taunusstein

Alles Theater! Neues, Bekanntes & Vertrautes vor den Toren der Stadt: Der erfahrene Regisseur und Theatermacher Klaus-Dieter „KD“ Köhler, Mitgründer der Jungen Bühne Schlangenbad und des Kartenhaus-Ensembles in Strinz-Margarethä, hat das von Viktoria Alexander gegründete Salon-Theater Taunusstein im November 2024 übernommen. Kishon & Jules Verne, Kästner & Schubert. Der Intendant und Geschäftsführer der gGmbH offeriert im früheren Dorfgemeinschaftshaus Hambach ausgesuchte Bühnenschmankerl der Klassik (Shakespeare) und aktuelle Stücke („Exekutor 14“) als Eigenproduktion oder Gastspiel. Das Junge Salon-Theater JST lädt zum Theater für Kinder & Jugendliche ein. Der „Junge Salon“ macht dem Nachwuchs die Bühne frei und „der besondere Dienstag“ ist für „Ungewöhnliches“ reserviert. Rares Vergnügen bietet das Salon-Theater auch: Szenenapplaus, „Bravo“-Rufe und Beifall satt für die Uraufführung von „Casanovas Nacht“. Venedig, Prag, Wien, Paris. Der philosophierende Alt-Verführer Giacomo strandet in einer Absteige und flaniert mit Selbstironie und Augenzwinkern durch sein Nähkästchen. „Frauen wollen nicht nur begehrt, sondern auch als Partnerin gesehen werden.“ Von Autorin Jutta Schubert kenntnisreich humorvoll auf den Leib geschrieben, kredenzt Gottfried Herbe als charismatischer Venezianer ein hinreißendes Kabinettstückchen der Schauspielkunst. Chapeau auch an Carsten Steuwer (Regie) und Franziska Harbort (Ausstattung). Der langjährige Publikumsliebling Herbe hatte am Staatstheater Wiesbaden seit der „goldenen“ Intendanz-Ära Leininger die Klassiker rauf und runtergespielt, amüsierte beim „Floh im Ohr“ und heimste in Tom Gerbers berührend intensiver „Cabaret“-Version Szenenapplaus ein. Singen kann Herbes Casanova natürlich auch und rät uns als „inspirierende Gesellschaft“ zum Abschied, „furchtlos, leidenschaftlich und verschwenderisch“ zu sein.

www.salon-theater.de

Text und Foto: Gesine Werner

Sopranistin Mary Lou Sullivan-Delcroix, die Prinzipalin des HinterhofPalazzos, feierte mit ihrer Werkstatt für Gesang, Spiel & Sprache“ schon das 40Jährige und arbeitet mit Profis und Interessierten an der „Stimme als Instrument“.

Bunte Bühne mit Loriot & Co.

Der Hinterhof-Palazzo bereichert die Kulturtage Westend mit einem kurzweiligen Streifzug durch Oper & Musical

„Heiahaheiaheiaha!“ Seine „Lieblingsmenschen“ waren Ortlinde, Schwertleite, Helmwige, Grimgerte & Roßweiße“, als „militärische Leistung“ bewunderte er den Walkürenritt. Den „Ring“ dampfte er auf „einen Abend“ mit Wagner im Schnelldurchlauf ein. Als Wagner-Experte berichtet er in seinem „Bayreuther Pausengespräch“ von „Erwin Wagner, der auch sehr gut Gitarre spielt“. Und nach einem Termin beim Bayreuther Hals-NaseOhrenarzt Dr. Rudolf Wagner hörte er bereits im ersten Akt von Lohengrin „sechs ganz neue Leitmotive“. Der Meister der Hochkomik wird reinstes Plaisier bereiten.

Der Hinterhof-Palazzo der Sopranistin und Gesangspädagogin Mary Lou Sullivan-Delcroix und deren „Werkstatt für Gesang, Spiel & Sprache“ bereichern heuer die Kulturtage Westend mit einem klangvollen Schmankerl: Am 21. September beginnt um 17 Uhr die „Bunte Bühne mit Loriot und Co. - ein kurzweiliger Streifzug durch Oper & Musical“. Bühne frei für „Dramma lirico“ nach Noten.

Als Goldkehlchen sind Ingrid Ujj-Conrad & Omar Sbei, Amal Belhassen & Kiara Amedick, Veronika List, Marie Hartmann & Barbara Menges mit von der Partie. Jürgen Schmidt begleitet feinfühlig am wohltemperierten Flügel. Doris Greiner bringt Loriot, der schon als junger Vicco von Bülow in Statistenfunktion am Theater Stuttgart Bühnenluft schnupperte, zu Gehör.

Vielfach engagiert, ist Mary Lou eine wichtige Zeitzeugin der Anthologie „Erlebte(r) Geschichte(n)“ des Stadtarchiv-Fördervereins. Die Prinzipalin hat als künstlerische Leiterin einen charmant „bunten“ Streifzug mit Pique Dame & Eugen Onegin sowie La Boheme geschaffen. Der „mozärtliche“ Puccini trifft seinen selten gespielten Zeitgenossen Alfredo Catalani bei Tschaikowsky. La Boheme, Figaro, Tosca sowie die Geier-Wally (alias La Wally) sind bei Cole Porter zu Gast. Jekyll & Hyde kommen auch ins Westend.

Text und Foto: Gesine Werner

„Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise“ Zarte Barcarole, das Lied der Schnitter, Karneval & Jagdlied: Schauspieler Uwe Kraus-Fu lädt mit Pianist Wolfgang Stifter zum musikliterarischen Doppel im Hinterhof-Palazzo ein: Kästner trifft Tschaikowsky.

Es tickt die Zeit –das Jahr dreht sich im Kreise

Schauspieler Uwe Kraus-Fu und Pianist Wolfgang Stifter mit Kästner & Tschaikowsky zu Gast im HinterhofPalazzo

Musikalische Lesung oder literarisches Konzert? Mit einer „kühnen Kombination“ von Text und Musik aus zwei Jahrhunderten hat ein neues Dreamteam (wie die Probe zeigte) Premiere im Hinterhof-Palazzo: „Es tickt die Zeit, das Jahr dreht sich im Kreise.“ Kästner meets Tschaikowsky und „die 1 Monate“ treffen auf die als Klavierkonzert selten gespielten „Jahreszeiten“. Text und Musik kontrastieren oder ergänzen sich gleichwertig. Schneeglöckchen sind für Komponist wie Dichter ein Motiv der Wahl. „Es ist eine Reminiszenz an den Jahresablauf und das eigene Leben, ein Kreislauf-Zyklus auch. Und es geht wieder von vorne los“, sind sich Wolfgang Stifter und Uwe Kraus-Fu einig.

Durch Mitwirkung an der Buchpremiere der Wiesbaden-Anthologie „Erlebte Geschichte(n) Wiesbadener Zeitzeug*innen“ des Stadtarchiv-Fördervereins lernten sich Schauspieler Uwe Kraus-Fu und Pianist Wolfgang Stifter kennen, kamen schnell auf die Idee des gemeinsamen Abends: „Die Balance stimmt“, ist Prinzipalin Mary Lou Sullivan-Delcroix voll Vorfreude.

Im Januar „liegt“ das kleine Jahr „noch in der Wiege“ und der fiktive 1. Monat ist ein heiter finaler „Schaltmonat“. Kästner-Fan Uwe Kraus-Fu ist von den Gedichten „eines Großstädters für Großstädter“ fasziniert. „Am Kamin“ & „Karneval“ oder „Lied der Schnitter“ und die „Troika“, die Rachmaninoff auf seinen Klavierabenden durch den Schnee fahren ließ. „Für mich ist er der Größte, ohne kompositorisches Brimborium konnte er alles“, ist Wolfgang Stifter von Pjotr Iljitsch begeistert.

Nachtrag: Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann hatte Uwe Kraus-Fu, feinsinnig-humorvoll moderiert von der früheren WK-Feuilletonchefin Dr. Viola Bolduan, im Literaturhaus mit der unter die Haut gehenden Lesung „Der Tod in Venedig“ das Kopfkino angekurbelt. Termin: Am 16. November um 17 Uhr lädt der Hinterhof-Palazzo ein zur Begegnung mit Kästner & Tschaikowsky.

www.hinterhof-palazzo.de

Text und Foto: Gesine Werner

Inside Sport-Arena: „Ein Tanzhaus für Hessen“ sollte in der früheren SportArena realisiert werden. Das gefeierte Hessische Staatsballett und die Freie Profi-Tanzszene könnten unter angemessenen Bedingungen arbeiten.

Ein Tanzhaus für Hessen in der Sportarena?

Die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG richtet den Blick in Richtung Zukunft

Der Sportpark Rheinhöhe wird Realität: Mit der feierlichen Grundsteinlegung haben Eigenbetrieb mattiaca, die Stadtentwicklungsgesellschaft SEG und die Kommune „ein zukunftsweisendes Kapitel ihrer Sport- und Freizeitentwicklung aufgeschlagen.“

Das zweitgrößte Bauprojekt der Stadt mit Freizeitbad, Eissportfläche und Saunalandschaft ist auf 15 Millionen Euro veranschlagt, von Bund und Land gefördert. „Einen lebendigen Treffpunkt für alle Generationen, stadtnah, barrierefrei und nachhaltig gebaut“, sieht OB Gert-Uwe Mende in der Investition. Der künftige Kulturort Walhalla ist mit der Installation „Inside Out“ Kooperationspartner des World Design Capital 2026 und bekommt an der Brandmauer in der Hochstättenstraße einen Anbau. „Unsere Walhalla steht für kulturelle Entwicklung in der City“, betont SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum als Wiesbadener Eigengewächs.

Zum Jahreswechsel 24/25 überraschend erworben, bietet die frühere Kaufhalle und Sportarena rund 6.000 Quadratmeter Fläche im Herzen der City. Die Eignung für das Stadtmuseum sam wird per Machbarkeitsstudie eruiert. Die Forderung „Ein Tanzhaus für Hessen!“, in dem das exzellente Hochleistungssport-Ensemble des Hessischen Staatsballetts ebenso wie die Freie Tanzszene endlich angemessenen Probe- und Produktionsraum nutzen könnte, wird untermauert (Heft 4/2024). HSRMStudierende am FB Architektur & Bauingenieurwesen legten „Visionen für diesen Unort“ vor, die das Staatsballett „aus dem Keller“ ohne Fenster, ohne Tageslicht, ohne Frischluft in geeignete Räume führen. Für Ballettdirektor Bruno Heynderickx wäre das Tanzhaus „ein Ort, der auch ein junges Publikum für die Tanz-Kunst begeistern kann und neues Leben in die Innenstadt zieht.“

Der Clou: Dann wäre Hessen kein Schlusslicht mehr.

Text und Foto: Gesine Werner

Die Wiesbaden-Biennale 2025 kann inklusiv: Die Kaiserfahrt wird zum „Tal der Schatten“, verborgene Räume werden bespielt vom Theater Anders“ mit Kulturpreisträgerin Priska Janssens (links), Special Olympics-Siegerin Chloé Beloin (mit Handpuppe Dennis) und CoLeiterin Christine Rupp-Kuhl (hinten).

Im Dunkeln ist gut munkeln

Wiesbaden-Biennale 2025: Das inklusive Theater Anders im „Tal der Schatten“ mit Tourette-Shero „Platz machen!“ ist die Devise der Wiesbaden-Biennale 2025, kuratiert von Rebecca Ajnwojner und Carolin Hochleichter. Das Festival kann auch inklusiv, wie das Theater anders im „multisensorischen Fest“ der britischen Performerin Jess Thoms, alias „Tourette-Shero“, zeigt. Erstaunlich, dass mit diesem Pfund nicht gewuchert wird. Im Programm wird „Im Fokus: Valleys of the Shadows - Rituals of Resistance“ als „performative Installation für alle Generationen“ in der Kaiserfahrt von Willem Zwo angekündigt. Premiere am Eröffnungstag. Augen-Klänge und Ohren-Bilder.

Als „Tal der Schatten“ wird die ganze Kaiserfahrt bespielt. Im Dunkeln ist gut munkeln. Schneeflöckchen, weiß Röckchen… Türen zu verborgenen Räumen öffnen sich und eine Parade gibt es auch. Eine immersive Reise für die Sinne. Licht und Schatten, Dunkel und Hell, Farben, (Tanz-)Bewegungen, Gerüche, Geräusche, Projektionen und eine geheimnisvolle Soundcollage, die unter die (Gänse-)Haut geht.

Spielwitz & knochentrockener Humor: Die „anders theatralen“ Wiesbadener Eigengewächse sind seit 2002 eine muntere Truppe unter Leitung von Kulturpreisträgerin Priska Janssens, Christine Rupp-Kuhl, Helga Freitag, Cornelia Ringenberg & Rüdiger Schmitt im gemeinnützigen Semiramis-Verein für interdisziplinäre Kunst und Bildung. Improvisation ist Trumpf. Kreativität hat Hochkonjunktur. Motto: „Volle Kraft voraus!“ Alle sind voller Ideen dabei, mit Handicap oder ohne. Special Olympics-Siegerin Chloé Beloin mit Handpuppe Dennis mittenmang. In den SchulTheaterTagen werden sie immer bejubelt.

Wiesbaden-Biennale und die Kaiserfahrt wird Bühne. Abenteuer & Schabernack, Geister & Geborgenheit. Premiere: 14.9.25 um 14 Uhr, weitere Termine sind buchbar.

www.wiesbaden-biennale.eu

Text und Foto: Gesine Werner

Der als Musikdirektor der Staatsoper Prag abgewanderte GMD Herrmann Bäumer (links) bleibt auch mit dem schwungvollen Dirigat des spannenden Tanzstücks „TAMBORA“ von Choreograf Giuseppe Spota (Ballettchef in Gelsenkirchen, Musiktheater im Revier) in bester Erinnerung.

Der Musentempel der Domstadt geht mit einem neuen GMD in die Saison 2025/26 (wir berichteten). Gabriel Venzago startet als “Maestro von morgen” schon “heute”.

Sein niederschwelliges Angebot richtet sich auch an Kinder und Jugendliche. Sein Konzertprogramm “Farbenspiel” ist breit gefächert mit herausragenden Sinfoniekonzerten (Mel Bonis!) und der exclusiven “Walzertraum”-Uraufführung der Murnaustiftung. Die Opernsparte landet einen Coup: Die international renommierte Kammersängerin Angela Denoke, als Marie gefeiert und als Regisseurin ausgezeichnet, inszeniert die „Tote Stadt“. Korngolds Meisterwerk kommt in Mainz erstmals auf die Bühne als Premiere von Chefdirigent Venzago. Vorgänger Herrmann Bäumer hatte sich nach 14 Jahren als GMD und Chefdirigent mit einem fabelhaften Dirigat von Leos Janaceks „Das schlaue Füchslein“ aus Mainz verabschiedet. Seine „Wunschoper“ war vom kaufmännischen Geschäftsführer Erik Raskopf (Regie und Kostüme) hochkarätig besetzt, als anrührende Fabel inszeniert worden.

Der preisgekrönte Regisseur Krystian Lada, in Saarbrücken für seine originelle Version von „Hoffmanns Erzählungen“ gefeiert, bringt Missy Mazzolis „Breaking the waves“ heraus. Alexander Nerlich setzt Nino Haratischwilis „Das achte Leben (für Brilka)“ in Szene.

Die international renommierte Kammersängerin Angela Denoke (rechts) veredelte den Bühnenabschied von Publikumsliebling Uwe Kraus-Fu am Wiesbadener Musentempel. Jetzt inszeniert die preisgekrönte Regisseurin, selbst eine gefeierte Marie, in Mainz Korngolds „Tote Stadt“. Der neue GMD Gabriel Venzago steht als Chefdirigent erstmals am Pult.

“Grenzenlose” Kultur, ein Maestro von morgen und eine Regie führende Kammersängerin

Staatstheater Mainz mit prallem Programm

Grenzenlos Kultur

„Forever Young?“ fragt das 27. Inklusive Theaterfestival, das letztmals von Andreas Meder geleitet wird. „Grenzenlos Kultur“ bietet Tanz und Theater aus Europa, Südafrika und einen humorvollen „Hamlet“ aus Peru. Das belgische Theater Stap zeigt den Freiheitsdrang der „Carmen“ mal anders. „Mord im Regionalexpress“ kommt als Krimikomödie des RambaZamba-Theaters daher, Regie Milan Peschel. Theater Thikwa mit „glanz&krawall“ nimmt die „Tüten aus der Verwaltung“ hoch. „What we can do together“ loten MonkeyMind/Belgien und Unmute Dance Company/Südafrika aus.

Das tanzmainz-festival UPDATE #5 lädt im Frühjahr ein. Bei „tanzmainz“ steht ein Wechsel an: Der erfolgreiche Ensemblegründer Honne Dohrmann gibt den Stab weiter an Annabelle Bonnery, Chefin von Norwegens Staatsballett „Carte blance“. www.staatstheater-mainz.com

Text und Fotos: Gesine Werner

Gabriel Venzago aus Heidelberg ist ein „Maestro von morgen“, der schon „heute“ als neuer GMD und Chefdirigent des Staatsorchesters in Mainz durchstartet. Er will die „4. Wand“ einreißen und steht für ein niederschwelliges Angebot.

Eva Mattes verkörperte Monique Belleguele in „die Freiheit einer Frau“, die anrührende Held*innenreise mit ihrem Befreiungsschlag aus toxischer Provinzfamilie nach dem autofiktionalen Roman von Edouard Louis. Die Fortsetzung der Geschichte seiner Mutter „Monique bricht aus“ bringt WiesbadenDebütantin Sara Ostertag als Deutsche Erstaufführung heraus.

Judith trifft King Arthur mit Lenz im „Theater des Jahres“

Musentempel Wiesbaden ist „Theater des Jahres“

Wiesbaden-Biennale und TheaterDonner in Darmstadt

Das Staatstheater Wiesbaden wurde von „Theater heute“ zum „Theater des Jahres“ gekürt und teilt sich Platz 2 mit der Volksbühne Berlin.

Passend zur „Weltuntergangs-Tafel“ markierte die Funken sprühende „Feuerwerkswerks-Torte“ den fulminanten Start in eine neue Ära. Die beiden IntendanzNovizinnen Beate Heine und Dorothea Hartmann (von links) schneiden zum Aufgalopp in der Theaterkolonnade beherzt das leckere Backwerk an und verteilen die begehrten Stücke an Naschkatzen und Süßmäulchen.

Nachwuchsschauspieler des Jahres ist Timur Frey und Teresa Vergho ist Kostümbildnerin des Jahres - die Produktion „Double Serpent“ (Ersan Mondtag) war zum Theatertreffen eingeladen.

CHAPEAU! Die beiden IntendanzNovizinnen Dorothea Hartmann und Beate Heine starten im September 2025 mit fulminantem Rückenwind in ihre zweite Saison.

Wiesbaden ist Partnerhaus des europaweiten Nachwuchsprogramms MASCERADE OPERA Florenz.

Der europaweit tätige Pianist und Chorleiter Aymeric Catalano folgt auf Chordirektor Albert Horne, der nach Düsseldorf wechselte. Dirigent Paul Taubitz (Nachwuchskünstler 2022) ist neuer 1. Kapellmeister und Stellvertreter von GMD Leo McFall.

Wiesbaden-Biennale

Die „Wiesbaden-Biennale 2025“ unter Leitung von Rebecca Ajnwojner & Carolin Hochleichter fordert mehrdeutig: „Platz machen!“ Vom 12. September bis 21. September 2025 sehen die Kuratorinnen die Stadt mit frischem Blick von außen und machen sie zum „Denk-Ort“. Das Festival geht aus dem Wilhelminischen Prachtbau in die Stadt und nimmt „Orte in den Fokus,

die viel mehr sind, als sie scheinen.“. Internationale Kunstschaffende erkunden die Kaiser Friedrich-Therme und beleben repräsentative Theaterkolonnaden ebenso wie die WilhelmArcade und Schau-Fenster des Hotels Nassauer Hof.

Die Kuratorinnen können auch Inklusion (im Programm verschwiegen) und bauen auf die Mitwirkung von Wiesbadener Eigengewächsen: Die Londoner „Tourettshero“-Performerin Jess Thoms ist „der festen Überzeugung, dass Kunst, die wir zugänglich machen und inklusiv gestalten, bessere Kunst ist.“ (Diversity Arts Culture) Jess Thoms bittet barrierearm zur „immersiven Sinnesreise“ in die Kaiserfahrt unter dem Musentempel: „Tal der Schatten - Rituale des Widerstands“. Das von Kulturpreisträgerin Priska Janssens 2002 gegründete „Theater Anders“ belebt die Kaiserfahrt.

WIESBADEN

Nach gut 20 Jahren ist der Orchestergraben im Kleinen Haus „in Aktion“: Aus der barocken Semi-Oper „King Arthur“ macht Choreograf Chris Jäger (Regie, Choreo, Bühne) ein bildstarkes Gesamtkunstwerk „frei nach Henry Purcell & John Dryden“, das drei Sparten gleichwertig verbindet.

Als wär´s ein Exponat von Eva Hesse, das der faszinierenden Klangtheater-Uraufführung von Giulia Giammona den adäquate Bühnen-Raum bietet: In Mariella Maiers sinnlichem Bühnen-Bild nimmt Evelyn M. Fabers prägnant verkörperte JUDITH von Leonora Carrington den Atem. Anhaltender Beifall belohnt ein Gesamtkunstwerk mit Nachhall.

Korrepetitor Tim Hawken (musikalischer Leiter, Cembalo) und der Pop-Elektrosound von Paul Frick & Tobias Schwencke holen Bierbank-Tafelrunde mit Gartenschlauch-Excalibur ins Heute. Tanzendes Schauspiel, singender Tanz. Mythischer King, Sachsenanführer Oswald und die wehrhaft progressive Emmeline im fiktiven Hessendorf. Alle können tanzen, sprechen, singen. Chapeau an Sarah Yang, Sam Park, Tabea Buser, Jonas Grundner-Culemann, Peng Chen, Kenedy Kallas, Rita Winder & Co. für ein rares Bühnenereignis.

„Judith“ Ein Schmankerl mit Seltenheitswert. Als wär´s ein Exponat von Eva Hesse, das der faszinierenden Klangtheater-Uraufführung von Regiedebütantin Giulia Giammona den adäquaten Bühnen-Raum bietet: In Mariella Maiers sinnlichem BühnenBild (Licht: Joachim Schmitz) nimmt Evelyn M. Fabers prägnant verkörperte Judith gefangen - nach dem Drama der Surrealistin Leonora Carrington, die Bibelfigur und Biografie verschmilzt. Der väterlichen Machogewalt (Off-Stimme: Martin Plass), die Benjamin Viziotis ausleben soll, stellt Judith (Gesang Alyona Rostovskaya) gerechten Zorn entgegen. Anhaltender Beifall für ein Bühnenereignis mit Nachhall.

Eine erfrischend andere „Schöpfung“ von Joseph Haydn unter dem packenden Dirigat von GMD Leo McFall, der dem bestens aufgelegten Staatsorchester Höchstleistung abverlangte, hat Franziska Angerer ins mehrstöckig bespielte Große Haus

gebracht. Grandios. Stetiger Wandel im faszinierend verästelten Bühnenbild von Mirjam Stängl, Kreislauf von Werden und Vergehen. Die „Höhenchöre“ (Bachchor Wiesbaden & Singakademie: Niklas Sikner, Opernchor: Albert Horne) sowie brillante Soli von Galina Benevich, Katleho Mokhoabane, Hovhannes Karapetyan ertönen vom Rang. Spektakuläres Erlebnis für Auge und Ohr. Finale: (Paradies-)Äpfel für Alle. Verdienter Applaussturm.

DARMSTADT

„Ist das echt?“ Fake oder nicht Fake ist in der Büchnerstadt die Frage. Sind wir nicht alle ein bisschen Lenz? Die

Schweizer Regisseurin & Performerin Rebekka Bangerter will mit ihrer installativen „Lenz“- Inszenierung nach Georg Büchner die Kammerspiele „neu vermessen“.

Die neue Operndirektorin Nicola Raab wird als preisgekrönte Regisseurin mit Verdis „Aida“ großformatig loslegen. Das furiose Hessische Staatsballett bietet Spektakuläres mit Sharon Eyals „Corps de Walk“. Nach vier Jahren Sanierung im Kleinen Haus geht Schauspieldirektor Alexander Kohlmann mit Shakespeares „Was Ihr wollt“ an den Neustart.

Text und Fotos: Gesine Werner

King Arthur als Tanz, Schauspiel & Musiktheater: In der Theaterkantine wird die höchst gelungene Premiere des spartenverbindenden Barockopern-Vergnügens gebührend gefeiert: Chris Jäger (Inszenierung, Choreografie, Bühne), musikalischer Leiter Tim Hawken (Cembalo) und Komponist Tobias Schwencke (von links) holten die Tafelrunde ins Heute.

„Für jede Frau, die sich jemals als Nebenrolle in einer männlichen Farce wiedergefunden hat.“ Die tollen „Schattenpräsidentinnen“ von Mannheim brennen mit perfektem Timing ein Gag-Feuerwerk ab, fegen ´rasant durch den ganzen Saal und haben - „Wow!“ - in Musiker Falk Effenberger vierbeinige Unterstützung.

Keil erntet einen Applaussturm. Schillers Diktum „Nur im Spiel ist der Mensch ganz frei“ setzen die Mädels mit famos improvisiertem Stand-Up und „Skorpions-stichigem Witz“ in furiose Bühnenaktion um. Szenenapplaus. Assoziationen satt: „Reh-Animation“ und „Karl-Auer“, ein „Menschengesicht“ und Karl Moor als singende Entertainerin. Die selbst-bewusste „Räuberinnen“-Band agiert ohne Scheu, barfuß bis zum Hals wird erkennbar lustvoll durchs (Regen-)Wasser über die ganze Bühne geglitscht - bis zur ersten Reihe. Toll. An den Münchner Kammerspielen inszeniert, vom Gorki Theater übernommen und als Gästinnen aus Berlin gekommen, bieten Regisseurin Leonie Böhm und die grandios aufspielenden Gro Swantje Kohlhof, Sophie Krauss, Eva Löbau (auch TVbekannt), Julia Riedler und Musikerin Fritzi Ernst ein Bühnenereignis der Sonderklasse. Sie sind so frei.

Spannende „Schillertage 2025“ am Nationaltheater Mannheim

„Queens“: Regisseurin Jessica Weisskirchen, mit Marie Senf & Christopher-Fares Köhler. Autorin der faszinierenden Überschreibung, hat mit Choreograf Hannes-Michael Bronczkowski Schillers „Maria Stuart“ beherzt ins Heute geholt.

„Wenn Menschen nur Menschen sind“ ist es das Motto der 23. Internationalen Schillertage Mannheim, stammt aus „Kabale und Liebe“ und ist gleich doppelt vertreten: Der poppigen NTMProduktion von Charlotte Sprenger mit Shirin Ali als „Grünkäppchen“Luise zum Auftakt folgt „mit anderem Text und auch anderer Melodie“ die Lesart von Barbara Bürk & Clemens Sienknecht, Schauspielhaus Hamburg. „Queens“ oder „Game of Thrones“ mal anders. Das junge Regietalent Jessica Weissknecht kam mit inspiriert überschriebener und bildgewaltig auftrumpfender „Maria Stuart“ ans NTM zurück. Alles so blut-wut-Rot hier, Bühne und Kostüme opulent (Günter H.W. Lemke), Choreografie prägnant (Michael Bronczkowski). Zwei ebenbürtige Schwestern als Machthabende aus einem XXLUterus, per Nabelschnur-Strick „verbunden“. Feminine Doppelspitze als Option? Das exzellente Ensemble vom Theater Dortmund um Linda „Elizabeth“ Elsner & Marlena „Mary“

Nebenrolle einer männlichen Farce statt womenpower for president. Selina Fillingers multitasking-starke „Schattenpräsidentinnen“ (oder „Hinter jedem großen Idioten gibt es sieben Frauen, die versuchen, ihn am Leben zu halten“) sind schmerzhaft aktuell. Hausregisseur Christian Weise (Bühne-Kostüm Annika Lu, Licht Robby Schumann) lässt das fabelhafte Ensemble im SlapstickModus auf Hochtouren eskalieren. Ein Karussell des Wahnsinns. Jubelapplaus für Shirin Ali, Annemarie Brüntjen, Camille Dombrowsky, Almut Henkel, Jessica Higgins, Maria Munkert, Rahel Weiss & White House Music-Dog Falk Effenberger.

Text und Foto: Gesine Werner

„Wozu ich mich machen will, ist meine Sache nun.“ Schliddern und Glitschen: Die Mädels lassen es als „Räuberinnen“ nach eigenem Gusto „schillern“. Sie sind so frei. Nach ihrem buchstäblich feucht-fröhlichen Auf-Tritt blickt Regisseurin Leonie Böhm mit Eva Löbau (links) und Kollegin ins Nähkästchen.

Cirque Bouffon entführt mit neuer Show CARROUSEL

Zu seinem 20. Geburtstag erfindet sich der Cirque Bouffon wiedereinmal neu. Mit der europaweit gefeierten Kompanie Cirque Bouffon präsentiert der französische Regisseur und künstlerische Leiter Frédéric Zipperlin seine neueste Inszenierung CARROUSEL. Die Jubiläumsshow gastiert vom 10.September bis zum 5. Oktober 2025 an der Reduit in MainzKastel/Wiesbaden.

CARROUSEL entführt das Publikum in eine magische Welt, in der sich alles um die Kreisläufe des Lebens, die Schönheit des Moments und die Kunst des Träumens dreht. Wie ein Karussell, das sich sanft im Takt der Musik dreht, verschmelzen unter der Regie von Frédéric Zipperlin wieder einmal Akrobatik, Musik und Poesie zu einem sinnlichen Gesamtkunstwerk.

CARROUSEL ist keine übliche Zirkus-Produktion, sondern eine Show im Stile der französischen Theaterkunst Nouveau Cirque, ein buntes Kaleidoskop an Eindrücken, Bildern und Emotionen, wie immer begleitet von der sinnlichen und rauschhaften Musik des ukrainischen Komponisten Sergej Sweschinski. Die Geschichte: Ein CARROUSEL mit fest verbauten Figuren, die plötzlich ihre Freiheit entdecken!

Farbenfrohe Gestalten, atemberaubende Akrobatik und melancholisch schöne Klänge führen durch ein Universum voller Fantasie und Magie.

CARROUSEL ist eine Show der internationalen Extraklasse mit Künstlerinnen und Künstlern aus Kanada, Frankreich, Deutschland, Russland, der Ukraine und Belarus. Als ehemaliges Mitglied des weltbekannten Cirque du Soleil

realisiert Frédéric Zipperlin mit seiner Kompanie Cirque Bouffon eine neue Art des Artistik Theaters mit der Philosophie des französischen Nouveau Cirque.

„Folgen Sie unserer poetischen Einladung, die Welt mit staunenden Augen zu betrachten. Ein Besuch ist ein Erlebnis für alle, die sich auf das Abenteuer einlassen möchten, das Leben in all seiner Poesie und Zartheit zu feiern. Ein zauberhaft- unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie“, sagt Frédéric Zipperlin.

Die neue Show: CARROUSEL Spielort: Zirkuszelt, An der Reduit Kasteler Museumsufer 55252 Wiesbaden/Mainz-Kastel 10.09. bis 5.10.2025

Alle weiteren Infos und Tickets unter: www.cirque-bouffon.com

Das Haus bleibt ein Ort der Begegnung: Kulturministerin Christine Streichert-Clivot dankt „mit großer Vorfreude“ dem gesamten Team für Herzblut, Können und Hingabe. Raum für Analyse und freien Dialog: Vor seinem Amtsantritt lädt Generalintendant Michael Schulz mit Oper, Schauspiel, Tanz, Konzert und Puppentheater (!) ein, sich am Puls der Zeit gemeinsam „aktiv mit der Gegenwart auseinanderzusetzen.“

O Lust des Beginnens!

Michael Schulz lässt als neuer Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken die Puppen tanzen / Vorgänger Bodo Busse mit prachtvoller Gala verabschiedet

Ganz große Oper. Vor seinem Wechsel nach Hannover wurde General-Intendant Bodo Busse im Staatstheater Saarbrücken in einer prachtvoll emotionalen Gala verabschiedet - Schlüsselübergabe an Nachfolger Michael Schulz, standig ovations und manche Träne im Knopfloch.

OLust des Beginnens! Ein Stabwechsel im Flow: „Voller Spaß, voller Perspektiven und voller Neugier“ will Neu-Intendant Michael Schulz „in den Kosmos der Spielzeit und die Kraft des Theaters eintauchen.“ Und am Musentempel Saarbrücken sind die Puppen los. „Theater ist Nah-Sehen“ und das Theater-Fenster wird noch weiter aufgestoßen, um „Weitblicke“ zu offerieren wie „Osmans Töchter“. In der „Kochshow wider Willen“ bürstet Das Helmi „King Lear“ gegen den Strich und serviert ein deutschtürkisches Puppen-Musical. Bühne frei! Generalintendant Michael Schulz gründet mit der „unendlich faszinierenden Kunstform Puppen- und Figurentheater“ erfrischend innovativ ein festes Ensemble. Den Auftakt markiert: „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ mit „sensiblen Tierpuppen“. Innovation Zwo: Der Saarbrücken-

Debütant installiert Chefautor und Chefdramaturg in Personalunion. Die am deutschsprachigen Theater singuläre Position besetzt Dr. Ulf Schmidt. Sein neues Stück „Käsch und Naziss“ wird am 20. September 2025 uraufgeführt. Hausherr Schulz, ausgezeichneter Regisseur und Musikspartenleiter, sorgt im Februar 2026 mit seiner preisgekrönten Inszenierung der PoulencOper „Dialogues des Carmélites“ (Aalto Theater Essen 1998) und GMD Sébastien Rouland am Pult für Gänsehaut. Prägnanter Schauspieler und feinfühliger Regisseur („Wallenstein“/Cabaret“/ „Mord auf Schloss Haversham“): Tom Gerber bringt den schillernden „Käfig voller Narren“ mit Myriam Lifka (Choreografie) an die Saar. Komponistin, Autorin, Dirigentin, Suffragette und „weißer Rabe“: Dem „Sturmvogel“ Ethel Smyth widmet sich ein hauseigenes Streichquartett. Franziska Angerers kluge szenische Uraufführung der brillanten Smyth-Symphony „The

„A day at the Proms“: Zum Jubiläum wurde der „Sound of Space“ stilecht flankiert vom sozial engagierten Cosplay-Team der „Imperial Order Saar“: Darth Vader, Boba fett, Chewbacca, Mandolorianer sowie Scouttrooper in black and white gaben sich und dem hellauf begeisterten Publikum im Saarbrücker Musentempel die Ehre.

Prison“ in Darmstadt war für den FAUST 24 nominiert worden.

A Day at the Proms London kann einpacken. Zum Jubiläum ihres zehnten „Day at the Proms“ gönnte sich die ehrwürdige Stadtkapelle Saarbrücken mit der Bergkapelle St. Ingbert - beide unter dem humorvoll packenden Dirigat von Matthias Weißenauer - beherzt den „Trip to Universe“. Ein Griff nach den Sternen. An Bord des „Sounds of Space“ waren die stimmgewaltige Sue Lehmann, der muntere CineChoir und der großartige Wurlitzer-Allrounder Joshua Fuchs. „Doc Enterprise“ alias Dr. ing. Hubert Zitt grüßte per Video. Breitwandsound mit „2001“ und Hans Zimmer, im Gustav Holst-Jahr dessen „Planets“. Die „Raumpatrouille Orion“ wurde flankiert von der „Imperial Order Saar“. Stilechte Union Jack-flags waren auf den Plätzen bereit. Szenenapplaus vom bewegungsfreudig aufgekratzten Publikum, das „very british“ in der „Royal Albert Hall am Saarufer“ mitspielte: „Rule, Britannia!“ Da capo next summer.

Zauberflöte

Liebe, Macht und Rachelust: Mozart und Schikaneders Opernhit- Dauerbrenner „Zauberflöte“ begeistert mit sparsam dosiertem Freimaurer-Appeal und freigelegter

Mysogynie: „Ein Weib tut wenig, plaudert viel“. Szenenapplaus für starke Stimmen (Tamino: Angel Macias, Königin der Nacht: Marie-Pierre Roy), Stefan Neuberts packendes Dirigat des brillanten Orchesters, ein düsteres Märchenwald-Bühnenbild mit Kühlschrank samt kleinem Zelt (Aurel Lenfert). „Erzählende“ Kostüme von Jasna Bosnjak. Regisseurin Susanne Lietzow zeigt schonungslose Bilder mit Nachhall. Der Vogel-„Fänger“ (Tobias Lusser) mit Sehnsucht nach Papagena (Laura Beceic) hat angekettetes Gefieder im Schlepptau. Fiesling Monostatos (Dustin Drosdziok) lässt Pamina (Bettina Maria Bauer) durch Men in black mit Knarren durch den Saal jagen und wird gewalttätig. Beim sinister wirkenden Männerbund von Sarastro (Markus Jaursch) bleibt „Weibersinn“ außen vor. Zum Happy End wirft Tochter Pamina ihrem Vater Sarastro das Sonnenstrahlen-Bijou vor die Füße. Ein starkes Bild.

Die „Zauberflöte“ als finales Präsent für Generalintendant Bodo Busse, der mit einer fulminanten Jubel-Gala und stehenden Ovationen verabschiedet wurde, steht weiter auf dem Spielplan.

„Alles auf Anfang“ in Saarbrücken. Möge diesem Anfang „ein Zauber“ innewohnen und „die Übung gelingen!“

Als Schauspieler („Wallenstein“) ein Pfund und als Regisseur („Cabaret“) für feinfühlige Personenführung bekannt: Tom Gerber bringt in Saarbrücken das schillernde Musical „Ein Käfig voller Narren“ heraus. Das Bild zeigt den Regisseur bei der Probe zur rasanten Komödie „Mord auf Schloss Haversham“ am Staatstheater Wiesbaden.

Text und Fotos: Gesine Werner

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