PASTA! Dezember ’16 / Januar ’17- Schöne Bescherung!

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PASSAUER STADTMUSIKANTEN

ICH HATTE ZWISCHENZEITLICH EINE AFFÄRE MIT EINER FENDER TELECASTER, IN DEN LETZTEN JAHREN BIN ICH MEINER GIBSON ABER TREU GEBLIEBEN. — DA N I E L W I L DN E R

wildner Zusammen mit Chrissi Pfeifer, Gerald Braumandl und Andreas Fährmann hatte ich in letzter Zeit zwei Auftritte im Quartett, bei denen wir viele Eigenkompositionen gespielt haben. Die Rückmeldungen aus dem Publikum waren sehr positiv. Deswegen werden wir versuchen, die Formation weiter auszubauen. pasta! Dank Gitarristen wie B.B. King wurde der Gitarren-Ton deutlich länger. Bis dahin klangen Gitarrentöne auch aufgrund der mangelnden technischen Möglichkeiten nur kurze Zeit. Wie stehst Du zu langen Gitarrentönen? wildner Ich habe früher viel Rock-, Pop- und Indie-Musik gespielt, mit langen Tönen und extrem vielen Effekten. Gitarren-Soli wie im Jazz waren da jedoch nicht erwünscht. Wenn ich mal eines spielte, kam gleich Kritik von den Bandkollegen (lacht). Die Rock-, Pop- und Indie-Musik lebt einfach stark vom produzierten elektrischen Sound. Im Jazz geht es dagegen spontaner und akustischer zu: viele Noten, viele Akkorde, kompliziertere Akkordgriffe. Ich habe lange Zeit versucht, das mit Effekten zu kombinieren. Aber man muss sich sehr genau überlegen, wo und wie man sie im Jazz einsetzt. Denn der Sound ist an sich schon komplex. Wenn man nicht sensibel vorgeht, wird es schnell zu viel. Mein Setup ist daher sehr geschrumpft. Meistens habe ich nur noch ein 44

Kabel zwischen Gitarre und Verstärker – und die Töne halte ich kurz. Mir geht es nicht um Effekthascherei. pasta! Al Di Meola gilt als ein besonders fingerfertiger und schneller Jazzgitarrist. 2014 konnte man sich in Vilshofen bei seinem Auftritt mit dem kubanischen Pianisten Gonzalo davon überzeugen. Wie hältst Du es mit der Geschwindigkeit? wildner Geschwindigkeit kann natürlich beeindruckend sein. Manche Musikstile leben von ihr, Gipsy-Jazz zum Beispiel. Sie hat also durchaus ihre Berechtigung. Für mich ist Geschwindigkeit jedoch nicht das Wichtigste. Mir geht es mehr darum, den Tönen und Klängen auch mal nachhören zu können. pasta! Jimi Hendrix sprach von seiner Gitarre wie von einer Geliebten. Er schlug sie allerdings auch, zertrümmerte und verbrannte sie. Es war eine Hassliebe. Welche Beziehung hast Du zu Deiner Gitarre? wildner Meine Gitarre, eine Gibson ES 175, spiele ich mittlerweile seit zehn Jahren. Ich hatte zwischenzeitlich mal eine Affäre mit einer Fender Telecaster, aber im Grunde bin ich meiner Gibson die letzten Jahre treu geblieben. Man wächst eben zusammen. Ihr Hals ist zum Beispiel etwas dicker als der einer Telecaster. Dadurch lässt sie sich etwas schwieriger spielen,

aber man wird dafür mit einem ganz besonderen Klang belohnt. Sie gibt einem also etwas zurück für die ganze Mühe. Nichtsdestotrotz hat man auch Phasen, in denen man sich nicht so mag (lacht). pasta! Dezember und Januar sind Monate der Wünsche, der Rückschau und des Ausblicks. Was wünschst Du Dir in musikalischer Hinsicht? wildner Was ich mir in erster Linie wünsche, sind Erfüllung und Zufriedenheit. Wenn man viel und lange miteinander spielt, entwickeln sich ja auch Freundschaften. Mir ist wichtig, dass diese Beziehungen halten, man sich gemeinsam weiterentwickelt und an neuen Stücken arbeitet. Denn ich empfinde es als Privileg, wenn jemand eine Eigenkomposition mitbringt und fragt, ob man sie gemeinsam spielt. Deswegen wünsche ich mir solche Momente und nicht zehn 300-Euro-Jobs (lacht). Die wären natürlich auch nicht schlecht, aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre die Sache klar. pasta! Abschließend die obligatorische Frage: Welcher Stadtmusikant ist Dir besonders sympathisch? wildner Der Esel. Denn ich fühle mich nicht nur als Solist. Außerdem glaube ich, eine Verlässlichkeit zu haben, auf die sich ganz gut aufbauen lässt. PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN


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