Ausgabe 131 Februar + März 2021

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Suche und finde Kunst im öffentlichen Raum Folge 16: Ulla Scholl, Hundegruppe, 1963 TEXT: THOMAS GEORG BLANK | FOTO: NOUKI EHLERS, NOUKI.CO

Mit deutlich über zwei Metern in Höhe und Breite zählt die Hundegruppe alleine ihrer beeindruckenden Dimensionen wegen zu den großen Wer­­­ken im öffentlichen Raum Darmstadts. Die Köpfe der Tiere zeigen in verschiedene Richtun­ gen, doch kein Hund aus der Gruppe scheint sich gänzlich aus der in Beton gegossenen Gesamtmasse herauslösen zu wollen. Jeder einzelne ist für sich deutlich erkennbar und bleibt doch Teil des Ganzen.

lebt in Dachau und auch sie ist Bildhauerin. Derartige Künstlerfamilien sind selten. Die Geschichte der Familie Scholl fordert unser heutiges Verständnis vom Künstler als singuläres Genie, das permanent mit Traditionen bricht, heraus. In Anbetracht der großen Umwälzungen und Herausforderungen, denen derzeit jeder von uns ausgesetzt ist, hat eine künstlerische Konstante wie diese Familie etwas erstaunlich Beruhigendes. ❉

Inspiration für diese formale Lösung fand die Künstlerin vielleicht mit Blick auf ihre eigene Geschichte. Ulla Scholl wurde in eine Familie von Bildhauern geboren, die für mehr als 150 Jahre in Darmstadt tätig war. Etliche Werke im öffentlichen Raum und an Gebäuden in der ganzen Stadt ent­ stammen der Arbeit ihrer Vorfahren. Begründet wurde diese Darmstädter Bildhauersippe von Jo­­­hann Baptist Scholl dem Älteren, der 1817 von Großherzog Ludwig I. zum Hofbildhauer ernannt wurde. Diesen Titel trugen nach dessen Ableben sowohl sein Sohn Johann Baptist Scholl der Jüngere als auch sein Enkel Karl Scholl.

Kunst im öffentlichen Raum

Auch heute noch ist die Familientradition leben­dig, wenn auch nicht mehr in Darmstadt. Die Toch­ter der Künstlerin, deren Name ebenfalls Ulla Scholl ist, P | 12

—­ Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jeden sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.


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