Hänsel und Gretel

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Hänsel und Gretel Engelbert Humperdinck

Hänsel und Gretel

Engelbert Humperdinck (1854–1921)

Märchenspiel in drei Bildern

Libretto von Adelheid Wette nach dem Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm

Ermöglicht von

Handlung

Erstes Bild

Hänsel und Gretel sind allein im Haus. Statt zu arbeiten, wie es ihnen die Mutter aufgetragen hat, vertreiben sie sich die Zeit mit Spielen. Das Erscheinen der Mutter unterbricht das ausgelassene Spiel. Aus Ärger über einen umgestossenen Topf schickt sie die Kinder fort in den Wald. Gut gelaunt kehrt der Vater nach Hause zurück. Als er erfährt, dass sich die Kinder in den Wald aufgemacht haben, berichtet er von einer Knusperhexe, die dort ihr Unwesen treibt. Besorgt machen sich Vater und Mutter auf die Suche.

Zweites Bild

Im Wald sammeln Hänsel und Gretel Erdbeeren. Sie hören den Ruf des Kuckucks. Da es bereits dunkel geworden ist, finden sie den Weg nach Hause nicht mehr. Die Dunkelheit lässt den vertrauten Wald plötzlich fremd und unheimlich wirken. Das Sandmännchen erscheint und beruhigt sie. Hänsel und Gretel beten den Abendsegen und schlafen ein.

Drittes Bild

Die Schlafenden werden vom Taumännchen geweckt. Noch halb im Traum erkennen Hänsel und Gretel auf einmal das Knusperhäuschen, das sie vollkommen in seinen Bann zieht. Als sie davon probieren wollen, erscheint die Knusperhexe. Durch einen Zauber verhindert sie die Flucht der Kinder. Sie droht, die beiden zu verspeisen, und feiert ihre Vorfreude ausgelassen. Durch eine List gelingt es Gretel, die Hexe in den angeheizten Backofen zu stossen. Der Ofen explodiert, und Hänsel und Gretel befreien die vielen Kinder, die sich in der Gewalt der Hexe befanden. Mitten im ausgelassenen Jubel finden Vater und Mutter sowie Hänsel und Gretel wieder zueinander.

Der Traum, der uns verschluckt

Regisseur Thom Luz im Gespräch mit Roman Reeger über seine Neuinszenierung von Engelbert Humperdincks «Hänsel und Gretel»

«Hänsel und Gretel» ist dein Operndebüt. Was hat dich an diesem Werk besonders gereizt – oder vielleicht auch zunächst abgeschreckt?

Die Geschichte von Hänsel und Gretel kennt jedes Kind. Und gerade weil sie so bekannt ist, eröffnet sich bei einer Inszenierung die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit nicht nur darauf zu richten, was in der Geschichte erzählt wird, sondern auch darauf, wie diese Geschichte erzählt wird. Mich fasziniert die Vorstellung des Opernhauses als einer Maschine mitten in der Stadt, die Illusionen, Bilder und Geschichten produziert. In meiner Inszenierung kann man dieser Theatermaschinerie bei der Arbeit zusehen – und sich zugleich die Frage stellen: Wer erzählt hier eigentlich wem was, und warum?

Ein zentrales Motiv des Märchens ist ja die Furcht – ihre Erzeugung, ihre Überwindung. Mich interessiert, wer für wen Furcht produziert, und zu welchem Zweck. Zugleich bringe ich meine eigene Kindheitserinnerung an diesen Ort mit: Ich war als Schuljunge einmal auf einer Führung im Opernhaus und war völlig fasziniert davon, wie hier viele scheinbar erwachsene Menschen mit grosser Ernsthaftigkeit daran arbeiten, Illusionen zu erschaffen – Feuer, Schnee, Sturm, Innen und Aussen. Diese Faszination trage ich bis heute in mir, und sie prägt auch den Blick dieser Inszenierung: den Blick eines Kindes, das in eine Maschine gerät, die unablässig Bilder produziert – und von ihnen zugleich verschluckt wird.

«Das Unheimliche ist das heimlich Vertraute», schreibt Sigmund Freud in seinem Aufsatz über «Das Unheimliche». Wie verbindet sich diese Realität des Theaters mit dem Märchen auf der Bühne?

In jedem Märchen geht es um Verwandlung – und Verwandlung ist das Hauptgeschäft des Theaters. In unserer Inszenierung verwandeln sich Bühnentechniker in Bäume, Sängerinnen in Hexen oder Feen, normale Menschen werden zu überlebensgrossen, archetypischen Figuren. Mich reizt der Gedanke, dass zwei Schulkinder, die sich auf einer Führung durchs Opernhaus verirren, von dieser Maschinerie

und von der Geschichte selbst eingesponnen werden. Dieses Eingesponnenwerden interessiert mich sehr: Man fällt als normale Person in eine Geschichte hinein und verwandelt sich. Das ist ein weiterer

Kern des Theaters: die spielerische Begegnung mit der eigenen Endlichkeit. Auch wenn das zunächst dunkel klingt, geht es in vielen Kunstformen genau darum: Wir beginnen, eine Geschichte zu erzählen, und werden allmählich selbst von ihr eingewickelt, bis wir vergessen, dass wir in dieser Geschichte leben. Und wer erzählt dann eigentlich die Geschichte? Angelehnt an ein Zitat des Regisseurs David Lynch könnte man sagen: Wir schlafen ein, wir träumen, wir beginnen, uns in diesem Traum einzurichten – aber wer sind dann die Träumenden? Für uns bedeutet das, dass wir den Mechanismus des Erzählens sichtbar machen: Man sieht den Wald, den Ofen, die Hexe – aber man sieht auch, wer den Wald aufbaut, wer den Ofen betreibt. Mir ist wichtig, dass wir lernen hinzuschauen: Wer erzählt uns eine Geschichte, die zur Wirklichkeit wird – und aus welchem Grund?

Du arbeitest in deinen Theaterinszenierungen sehr musikalisch. Wie gehst du nun mit einer Musik um, die – wie bei Humperdinck – schon so stark vorgibt, wie etwas klingt?

Die Musik ist wunderschön, und sie hat einen sehr eigenen, starken erzählerischen Willen. Man kann sich ihr nur hingeben – gegen sie anzukämpfen wäre sinnlos. Aber man kann versuchen, ihren Erzählungen neue Farben hinzuzufügen. Wir haben etwa entdeckt, dass es sehr interessant ist, wenn die Mutter in ihrer ersten Szene nicht der Musik entsprechend melodramatisch klagt, sondern ihr «müde bin ich, müde» mit einem Mona­Lisa­Lächeln singt, als würde sie sich über die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums heimlich freuen. Dann sieht man plötzlich mehr als nur die Mutter: man erkennt die Sängerin, die Diva, die Figur hinter der Figur. Später singt diese Diva dann die Hexe, in einer vergrösserten und verzerrten Kulisse des Elternhauses, das wir in der ersten Szene gesehen haben. Solche Vielschichtigkeiten interessieren mich – wenn Musik, Bild, Spiel und

Imagination des Publikums zusammen ein mehrdimensionales Bild ergeben. Es ist eine Einladung zum Perspektivenwechsel: ein vertrautes Märchen einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. So entstehen phantasmagorische, magische Momente. Ich mag diese kleinen Verschiebungen – wenn ein alltäglicher Gegenstand durch einen Schatten oder eine andere Art, ihn anzufassen plötzlich etwas Unheimliches oder Wundersames bekommt.

Wie habt ihr euch gemeinsam mit dem Ensemble den Figuren angenähert?

Wir erzählen die Geschichte so, dass die Sängerinnen von «Hänsel und Gretel» wie neugierige Schutzengel erscheinen – Begleiterinnen jener Kinder, die sich in der Theaterwelt verirrt haben. Es ist, als würden sie mit seiner eigenen Kindheit an der Hand durch eine Traumwelt gehen. Hänsel und Gretel sind also immer zu viert unterwegs, und im Lauf der Inszenierung drehen sich die Rollen um: Dann sind die Sängerinnen hilflos, und die Kinder eilen ihnen zu Hilfe. Die Musik legt den Ablauf exakt fest, das eröffnet auch Räume für Phantasie; die eine Hirnhälfte der Sängerinnen folgt der Partitur, die andere darf spielen, entdecken, reagieren. Dabei kann eine grosse spielerische Klarheit entstehen, die gleichzeitig nicht unterkomplex ist. Es ist eine Freude, mit einem Ensemble zu arbeiten, das sich mit solcher Lust auf diese doppelte Herausforderung einlässt – und dabei noch den ganzen Tag wunderschön singt.

Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit der Dirigentin Giedrė Šlekytė?

Als ein grosses Geschenk. In der Regieposition ist man oft allein, umgeben von fragenden Blicken – umso schöner, jemanden an der Seite zu haben, der aus einem anderen Blickwinkel auf die Materie schaut und einen noch tieferen Einblick in die Musik hat. Giedrė hat mir etwa einmal gesagt: «Vorsicht, da gibt es in der Musik eine kleine Drehung – wenn das Orchester dabei ist, wird sich das Klangbild hier verändern, das bedeutet etwas für die Figur.» Das sind Momente, die

das Verständnis einer Szene völlig verändern können. Diese Art des gemeinsamen Arbeitens empfinde ich als sehr bereichernd.

Zürich ist deine Heimatstadt. Was bedeutet es dir, gerade hier am Opernhaus zu inszenieren?

Ich bin tatsächlich mit Geschichten über das Opernhaus aufgewachsen. Mein Vater erzählte oft, wie er als Student oben auf den günstigen Plätzen sass. Und ich erinnere mich an meine eigene Schulführung hier – das Staunen, die Faszination, dass das alles ein Beruf sein kann. Jetzt hier selbst zu inszenieren, ist für mich ein grosser Kreis, der sich schliesst. Ich ertappe mich oft dabei, sehr erwachsene Dinge zu sagen – aber eigentlich staune ich immer noch wie damals als Kind. Diese Arbeit ist also auch ein Dialog mit dem eigenen inneren Kind, das immer noch über die Magie dieses Hauses staunt.

«Hänsel und Gretel» gilt als wichtigste «Märchenoper» und wird sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen besucht. Was bedeutet das für dich als Regisseur?

Ich sehe «Hänsel und Gretel» nicht als Kinderoper. Ein Kunstwerk spricht im besten Fall Menschen in allen Lebensabschnitten an. Ich habe für meine Version von «Hänsel und Gretel» versucht, ein vielschichtiges, mehrdimensionales Bühnenerlebnis zu ermöglichen. Meine Hoffnung ist, dass das Publikum eine vertraute Geschichte aus einem neuen Blickwinkel sieht – dass sich dadurch neue Welten öffnen. Das ist die Freiheit und Schönheit des Theaters: Alle entdecken etwas Eigenes darin.

Kann man sagen, dass die Inszenierung auch eine Hommage an das Spielerische im Theater ist?

Ja, absolut. Es ist eine grosse Liebeserklärung an die Freiheit dieser Kunstform. Auf der Bühne können magische Vorgänge geschehen: Töne werden zu Licht, Menschen zu Bäumen, ein Pinselstrich zu einem

fliegenden Kuckuck. Eine weitere Kindheitserinnerung: Ich sah «Rotkäppchen» im Theater, und am Ende stand der tote Wolf plötzlich wieder auf und sprach noch einen Text. Ich war verwirrt und fassungslos über diese unlogische Verschiebung, und dachte sehr lange darüber nach, was das bedeutet haben könnte. Dadurch sah ich plötzlich die Geschichte in einem anderen Licht, meine Phantasie wurde angeregt, mein Horizont erweitert. So entdeckt man neue Wege, die Welt zu betrachten. Wenn eine bekannte Geschichte so erzählt wird, dass man kurz innehält und denkt: «Moment, was geschieht hier» –, dann kann man etwas Neues entdecken. Das ist es, was mich am Theater immer wieder antreibt.

Es ist eine Oper, die Hoffnung schenkt

Roman Reeger im Gespräch mit der Dirigentin Giedrė Šlekytė

«Hänsel und Gretel» gilt als Märchenoper par excellence. Hattest du eine besondere Verbindung zu diesem Werk in deiner Kindheit?

Eigentlich nicht. Ich bin in Litauen aufgewachsen, und dort gehören «Hänsel und Gretel» oder «Die Zauberflöte» nicht automatisch zum Kulturerbe, wie das im deutschsprachigen Raum der Fall ist. Ich glaube, ich habe die Oper als Kind gar nicht gesehen. Die Verbindung kam erst später, als ich in Österreich lebte und studierte – inzwischen bin ich seit siebzehn Jahren dort. Mein erster Kontakt mit «Hänsel und Gretel» war während meines Studiums an der Oper Leipzig, in einer verkürzten Fassung. Seitdem liebe ich das Stück. Es ist wunderbar komponiert und verbindet das Volksliedhafte, Kindliche und Märchenhafte mit einer hochromantischen, fein gearbeiteten Instrumentation. Für mich besteht gerade in der Verbindung dieser verschiedenen Ebenen der Reiz. Es ist nicht verwunderlich, dass es seit der Uraufführung ununterbrochen Erfolg hat. Kinder spricht es ebenso an wie Erwachsene. Ich werde nie müde von dieser Musik.

Die Oper hat eine eigenwillige Entstehungsgeschichte: Aus einigen Liedern und Texten von Adelheid Wette, Engelbert Humperdincks Schwester, entwickelte sich schliesslich eine durchkomponierte Opernform, die an Richard Wagner und Richard Strauss erinnert. Wie blickst du auf diese Form des Werkes?

Für mich ist die Form gar nicht so ungewöhnlich – es ist ein abendfüllendes Werk mit rund zwei Stunden Spieldauer, also eine richtige Oper. Ursprünglich war das ja gar nicht so geplant, aber Humperdinck hat erkannt, dass die Idee trägt. Besonders spannend finde ich die Instrumentation: Sie ist unglaublich einfallsreich, fast sinfonisch dicht. Genau darin liegt aber auch die Schwierigkeit – die Balance zwischen der kindlichen Welt und dem üppigen, kontrapunktischen Orchestersatz zu halten. «Hänsel und Gretel» ist in dieser Hinsicht eines der anspruchsvollsten Werke überhaupt.

Der Komponist Engelbert Humperdinck wurde oft als Wagner­Epigone bezeichnet. Wie siehst du das?

Natürlich hört man seine Bewunderung für Wagner, aber Humperdinck hat einen eigenen Ton. Schon das Libretto – ein Märchen! –führt ihn in eine völlig andere Richtung. Ich finde auch seine Oper «Königskinder» fantastisch, ein zu selten gespieltes Werk mit wunderschöner, tief berührender Musik. Sie steht auf meiner Wunschliste ganz oben.

Die Oper lebt stark vom Gegensatz zwischen dem Einfachen und dem Dramatischen. Wie empfindest du diesen Wechsel?

Ich finde, er ist Humperdinck hervorragend gelungen. Gleich in der Ouvertüre entfalten sich prachtvolle Orchesterfarben, und, wenn der Vorhang sich erstmals hebt, erklingt das Volkslied «Suse, liebe Suse». Diese Einfachheit hat er mit grosser Ehrlichkeit beibehalten – das macht den Zauber aus. Auch das «Männlein im Walde» bleibt ganz schlicht, und gerade dadurch berührt es. Es ist erstaunlich, wie gut dieser Wechsel zwischen üppiger Romantik und volksliedhafter Naivität funktioniert.

In «Hänsel und Gretel» singen normalerweise erwachsene Sängerinnen Kinderrollen. Wie gehst du damit um?

Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Aber wir haben ein wunderbares Ensemble gefunden – Stimmen, die jugendlich klingen und trotzdem tragfähig sind. Wenn das Casting stimmt, entsteht diese Natürlichkeit ganz von selbst. Dann muss man nicht künstlich verstellen, sondern findet eine ehrliche stimmliche Balance.

In der Oper kippt die Stimmung oft – von heiterer Naivität in dunkle, fast furchtsame Welten. Wie spiegelt sich das in deiner musikalischen Arbeit wider?

Es geht eher darum, die verschiedenen Ebenen – Realität, Traum, Märchen – musikalisch durch Nuancen zu gestalten: durch Artikulation, Farbe, Dynamik. Die Musik selbst bleibt natürlich unverändert, aber man kann sie in ihrer Erzählung unterschiedlich beleuchten.

Die Oper beginnt und endet mit grossen musikalischen Bögen – was ist dir dabei besonders wichtig?

Mir gefällt Humperdincks Beschreibung der Hörner zu Beginn der Ouvertüre: Er nannte sie den «Schutzengel­Choral». Dieses Thema zieht sich durch die ganze Oper – am Anfang, zwischen den Kindern, und am Ende wieder. Es vermittelt eine hoffnungsvolle Botschaft: Egal, wie schwierig die Situation ist – am Ende findet sich ein Licht. Das ist eine universelle Idee, ganz unabhängig von Religion. Und in einem Opernhaus, in dem wir oft tragische Schicksale erzählen, ist es schön, ein Werk zu haben, das mit Zuversicht endet.

Du bist zum dritten Mal am Opernhaus und dirigierst erstmals eine Premiere. Wie fühlt sich das an?

Ich freue mich riesig. Zürich ist für mich auch persönlich ein besonderer Ort – ich habe hier ein Austausch­Semester verbracht, viele Erinnerungen an meine Studienzeit und an Abende im Opernhaus. Damals hat mir Julie Fuchs oft eine Taxkarte überlassen – ich bin ihr bis heute dankbar! Ich habe dieses Haus immer geliebt: Es ist prachtvoll, aber dennoch intim. Diese Mischung, verbunden mit musikalischer Exzellenz, macht es einzigartig.

Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit dem Orchester?

Sehr angenehm. Das Opernhaus Zürich ist ein unglaublich gut organisiertes Haus, mit positiver Atmosphäre und einem grossartigen Ensemblegeist. Ich habe hier als Assistentin gearbeitet und eine Wiederaufnahme dirigiert und leite hier nun meine eigene Premiere. Ich bin sehr glücklich, das hier zu erleben.

Die aufgeregten Sinne zauberten später mich Träumenden in eine herrliche Waldgegend, deren Schönheit eigentümlicher Weise jedoch weniger vom Auge als vom Ohre empfunden zu werden schien. Gemäss meinem merkwürdigen Hange zur Verquickung von Musik und (Landschafts­) Malerei glaubte ich den Wald wie ein grosses Orchester klingen zu hören. Herrliche Streichquartettharmonien winkten mir Buchen und Tannen zu, untermischt mit dem flöten­ und fagottartigen Gemurmel der Waldbäche, den langgezogenen Posaunenklängen eines nahen Wasserfalles und den sanften Trompeten­ und Hornstössen der durchs Laub fallenden Sonnenstrahlen.

Tagebuchnotiz von Engelbert Humperdinck (1879)

Ein Lied, das zum Wald wurde

Zu Engelbert Humperdincks «Hänsel und Gretel»

Es gehört zu den schönen Ironien der Musikgeschichte, dass aus ein paar häuslichen Liedern für die Kinder der Familie ein Werk entstehen konnte, das seither als Inbegriff der deutschsprachigen Märchenoper gilt. «Hänsel und Gretel» nahm seinen Ausgangspunkt als beiläufige Idee: Im Jahr 1890 bat Adelheid Wette ihren Bruder Engelbert Humperdinck, einige Verse zu vertonen, die sie für ein weihnachtliches Puppenspiel nach dem Märchen der Brüder Grimm geschrieben hatte. Humperdinck, der wenige Jahre zuvor als Assistent Richard Wagners bei der «Parsifal»­Produktion in Bayreuth gearbeitet hatte, war zu dieser Zeit ein Komponist auf der Suche nach einer eigenen Stimme. Zwischen der wagnerischen Klangfülle, die er bewunderte, und der Volksliednähe, die ihm aus seiner rheinischen Herkunft vertraut war, tat sich ein Spannungsfeld auf. «Hänsel und Gretel» sollte zu einem Werk werden, dass diese beiden Pole miteinander verbindet. Aus den ursprünglich vier Liedern, die für die häusliche Aufführung gedacht waren, entstand zunächst ein kleines Singspiel. In Adelheid Wettes Text verweben sich Anleihen aus Goethes «Faust», den Volksliedsammlungen von Arnim und Brentano sowie den Märchenstoffen der Brüder Grimm und Ludwig Bechstein. Neue Figuren treten hinzu – das Sandmännchen, das Taumännchen, die Lebkuchenkinder – und Humperdinck komponiert sechzehn Lieder, die bereits die spätere Oper ahnen lassen.

Je weiter die Arbeit fortschritt, desto deutlicher wurde Humperdinck, dass das Material einen grösseren Bogen verlangte. An seine Verlobte Hedwig Taxer schrieb er: «Mit Hänsel und Gretel bin ich wieder beschäftigt und arbeite das Flickwerk aus. Jedes Mal, wenn ich darangehe, kann ich kaum der Versuchung widerstehen, das Stück ganz durchzukomponieren.» So formte er aus der privaten Märchenstube eine Oper von sinfonischer Dichte, deren Orchesterfarben zwischen Traum und Bedrohung changieren. Währenddessen überarbeitete Adelheid Wette das Libretto. Sie nahm dem Grimm’schen Märchen seine grausamsten Züge – die vorsätzliche Aussetzung der Kinder durch die Eltern wird zu einer unglücklichen Folge von Armut und Überforderung. Statt Schuld und Strafe stehen nun Angst, Mut und Zärtlichkeit im Zentrum. Die Mutter ist keine böse Stiefmutter mehr, sondern eine erschöpfte Frau. Das Märchen wird

zur Parabel über Entbehrung, Hoffnung und zwei Geschwister, die die Furchtwelt der Hexe überwinden. Humperdincks Musik ist von einer Einfachheit, die immer wieder ins Kunstvolle kippt. Volksliedhafte Motive – etwa das berühmte «Brüderchen, komm tanz mit mir» – werden in einen sinfonischen Kontext gestellt, der an Wagner erinnert, ohne je prätentiös zu wirken. Der Komponist selbst sprach von einer «Märchenoper» – und meinte damit keine Kinderoper, sondern eine Kunstform, in der das Einfache und das Erhabene, das Kindliche und das Abgründige einander durchdringen. Augenzwinkernd bezeichnete er sein Werk als «Kinderstubenweihfestspiel». Und tatsächlich: In kaum einer Oper stehen der häusliche Klang des Wiegenliedes und die orchestrale spätromantische Wucht so dicht beieinander. Der berühmte «Abendsegen», den die Geschwister im Wald singen, ist ein Moment, in dem Zeit stillzustehen scheint: die Terzen der Kinderstimmen, die schwebenden Harfenfiguren, das anschwellende Orchester – alles strebt auf eine Geborgenheit zu, die zugleich brüchig bleibt.

Die Uraufführung am 23. Dezember 1893 im Weimarer Hoftheater – dirigierte von keinem Geringereren als Richard Strauss – wurde ein grosser Erfolg. Seither ist «Hänsel und Gretel» zu einer Art musikalischem Weihnachtsritual geworden. Kaum ein anderes Werk verbindet so unmittelbar Familien­ und Theatererlebnis. Doch der vermeintliche Zauber birgt auch Ambivalenz: Unter der Zuckerkruste des Lebkuchenhauses lauern Kälte und Verführung. Die Hexe ist keine reine Schreckfigur, sondern eine verzerrte Gestalt – zugleich Ausdruck projizierter menschlicher Sehnsüchte. Nicht zuletzt handelt das Werk, wie jedes Märchen, von Übergängen: von der Kindheit in die Erfahrung der Angst, vom Zustand des Ausgesetztseins zur eigenen Stärke. Musikalisch findet Humperdinck dafür eine Sprache, die das Unbewusste vorwegnimmt: helle Stimmen, die Bilder von Kindheit beschwören, über einem dichten Orchester, das zugleich Schutzraum und Bedrohung ist. Es spiegelt die Sehnsucht nach einer Welt, die heil sein möge – und das gleichzeitige Wissen, dass sie es nie ganz sein kann. Eine Oper, die kindlich beginnt und erwachsen endet. Ein Märchen, das im Dunkel des Theaters den Spiegel hinhält.

Vergangenen Sonntag habe ich auch die Ouvertüre niedergeschrieben, die ein ziemlich ausgedehntes Musikstück geworden ist, eine Art symphonischer Prolog, den man «Kinderleben» betiteln könnte. Er beginnt mit dem Schutzengelchoral, von Hörnern vorgetragen, geht dann über in das ‹Hokus pokus›, welches wiederum der Melodie «Die Englein haben’s uns im Traum gesagt» weichen muss, woran sich nun lustig «Die Hexerei ist nun vorbei» in fröhlichem E­Dur anschliesst. Dann klingt wieder der Choral hinein, der sich nun mit der Melodie «Die Englein haben’s etc.» organisch verbindet und mit dem triumphierenden «Die HokusPokus­Hexerei ist nun vorbei» glanzvoll in C­Dur abschliesst. Es geht etwas lärmend darin zu, aber «sunt pueri pueri, pueri puerilia tractant» [ deutsch: Jungen sind Jungen, und Jungen treiben sich mit kindischen Dingen herum ] und für die derbe Knabenstimme passt eben nur die Trompete.»

Engelbert Humperdinck an Hermann Wette, 16. Dezember 1891

Das Unheimliche

Sigmund Freud

Der Psychoanalytiker verspürt nur selten den Antrieb zu ästhetischen Untersuchungen, auch dann nicht, wenn man die Ästhetik nicht auf die Lehre vom Schönen einengt, sondern sie als Lehre von den Qualitäten unseres Fühlens beschreibt. Er arbeitet in anderen Schichten des Seelenlebens und hat mit den zielgehemmten, gedämpften, von so vielen begleitenden Konstellationen abhängigen Gefühlsregungen, die zumeist der Stoff der Ästhetik sind, wenig zu tun. Hie und da trifft es sich doch, dass er sich für ein bestimmtes Gebiet der Ästhetik interessieren muss, und dann ist dies gewöhnlich ein abseits liegendes, von der ästhetischen Fachliteratur vernachlässigtes. Ein solches ist das «Unheimliche». Kein Zweifel, dass es zum Schreckhaften, Angst­ und Grauenerregenden gehört, und ebenso sicher ist es, dass dies Wort nicht immer in einem scharf zu bestimmenden Sinne gebraucht wird, so dass es eben meist mit dem Angsterregenden überhaupt zusammenfällt. Aber man darf doch erwarten, dass ein besonderer Kern vorhanden ist, der die Verwendung eines besonderen Begriffswortes rechtfertigt. Man möchte wissen, was dieser gemeinsame Kern ist, der etwa gestattet, innerhalb des Ängstlichen ein «Unheimliches» zu unterscheiden.

Man kann nun zwei Wege einschlagen: nachsuchen, welche Bedeutung die Sprachentwicklung in dem Worte «unheimlich» niedergelegt hat, oder zusammentragen, was an Personen und Dingen, Sinneseindrücken, Erlebnissen und Situationen das Gefühl des Unheimlichen in uns wachruft, und den verhüllten Charakter des Unheimlichen aus einem allen Fällen Gemeinsamen erschliessen. Ich will gleich verraten, dass beide Wege zum nämlichen Ergebnis führen, das Unheimliche sei jene Art des Schreckhaften, welche auf das Altbekannte, Längstvertraute zurückgeht.

Das deutsche Wort «unheimlich» ist offenbar der Gegensatz zu heimlich, heimisch, vertraut und der Schluss liegt nahe, es sei etwas eben darum schreckhaft, weil es nicht bekannt und vertraut ist. Natürlich ist aber nicht alles schreckhaft, was neu und nicht vertraut ist; die Beziehung ist nicht umkehrbar. Man kann nur sagen, was neuartig ist, wird leicht schreckhaft und unheimlich; einiges Neuartige ist schreckhaft, durchaus nicht alles. Zum Neuen und Nichtvertrauten muss erst etwas hinzukommen, was es zum Unheimlichen macht.

Tragen wir noch etwas nach, dass es nämlich oft und leicht unheimlich wirkt, wenn die Grenze zwischen Phantasie und Wirklichkeit verwischt wird, wenn etwas real vor uns hintritt, was wir bisher für phantastisch gehalten haben, wenn ein Symbol die volle Leistung und Bedeutung des Symbolisierten übernimmt und dergleichen mehr. Hierauf beruht auch ein gutes Stück der Unheimlichkeit, die den magischen Praktiken anhaftet. Das Infantile daran, was auch das Seelenleben der Neurotiker beherrscht, ist die Überbetonung der psychischen Realität im Vergleich zur materiellen, ein Zug, welcher sich der Allmacht der Gedanken anschliesst.

Beim Unheimlichen aus infantilen Komplexen kommt die Frage der materiellen Realität gar nicht in Betracht, die psychische Realität tritt an deren Stelle. Es handelt sich um wirkliche Verdrängung eines Inhaltes und um die Wiederkehr des Verdrängten, nicht um die Aufhebung des Glaubens an die Realität dieses Inhalts.

Zu den vielen Freiheiten des Dichters gehört die, seine Darstellungswelt nach Belieben so zu wählen, dass sie mit der uns vertrauten Realität zusammenfällt, oder sich irgendwie von ihr entfernt. Wir folgen ihm in jedem Falle. Die Welt des Märchens z. B. hat den Boden der Realität von vornherein verlassen und sich offen zur Annahme der animistischen Überzeugungen bekannt. Wunscherfüllungen, geheime Kräfte, Allmacht der Gedanken, Belebung des Leblosen, die im Märchen ganz gewöhnlich sind, können hier keine unheimliche Wirkung äussern, denn für die Entstehung des unheimlichen Gefühls ist der Urteilsstreit erfordert, ob das überwundene Unglaubwürdige nicht doch real möglich ist, eine Frage, die durch die Voraussetzungen der Märchenwelt überhaupt aus dem Wege geräumt ist.

Anders nun, wenn der Dichter sich dem Anscheine nach auf den Boden der gemeinen Realität gestellt hat. Dann übernimmt er auch alle Bedingungen, die im Erleben für die Entstehung des unheimlichen Gefühls gelten, und alles was im Leben unheimlich wirkt, wirkt auch so in der Dichtung. Aber in diesem Falle kann der Dichter auch das Unheimliche weit über das im Erleben mögliche Mass hinaus steigern und vervielfältigen, indem er solche Ereignisse vorfallen lässt, die in der Wirklichkeit nicht oder nur sehr selten zur Erfahrung gekommen wären. Er verrät uns dann gewissermassen an unseren für überwun­

den gehaltenen Aberglauben, er betrügt uns, indem er uns die gemeine Wirklichkeit verspricht und dann doch über diese hinausgeht. Wir reagieren auf seine Fiktionen so, wie wir auf eigene Erlebnisse reagiert hätten; wenn wir den Betrug merken, ist es zu spät, der Dichter hat seine Absicht bereits erreicht, aber ich muss behaupten, er hat keine reine Wirkung erzielt.

Sogar ein «wirkliches» Gespenst wie das in O. Wildes Erzählung «Der Geist von Canterville» muss all seiner Ansprüche, wenigstens Grauen zu erregen, verlustig werden, wenn der Dichter sich den Scherz macht, es zu ironisieren und hänseln zu lassen. So unabhängig kann in der Welt der Fiktion die Gefühlswirkung von der Stoffwahl sein. In der Welt der Märchen sollen Angstgefühle, also auch unheimliche Gefühle überhaupt nicht erweckt werden. Wir verstehen das und sehen darum auch über die Anlässe hinweg, bei denen etwas Derartiges möglich wäre. Von der Einsamkeit, Stille und Dunkelheit können wir nichts anderes sagen, als dass dies wirklich die Momente sind, an welche die bei den meisten Menschen nie ganz erlöschende Kinderangst geknüpft ist. Die psychoanalytische Forschung hat sich mit dem Problem derselben an anderer Stelle auseinandergesetzt.

Märchen und Erzählung

Das Märchen, das noch heute der erste Ratgeber der Kinder ist, weil es einst der erste der Menschheit gewesen ist, lebt insgeheim in der Erzählung fort. Der erste wahre Erzähler ist und bleibt der von Märchen. Wo guter Rat teuer war, wusste das Märchen ihn, und wo die Not am höchsten war, da war seine Hilfe am nächsten. Diese Not war die des Mythos. Das Märchen gibt uns Kunde von den frühesten Veranstaltungen, die die Menschheit getroffen hat, um den Alp, den der Mythos auf ihre Brust gelegt hatte, abzuschütteln. Es zeigt uns in der Gestalt des Dummen, wie die Menschheit sich gegen den Mythos «dumm stellt»; es zeigt uns in der Gestalt des jüngsten Bruders, wie ihre Chancen mit der Entfernung von der mythischen Urzeit wachsen; es zeigt uns in der Gestalt dessen, der auszog das Fürchten zu lernen, dass die Dinge durchschaubar sind, vor denen wir Furcht haben; es zeigt uns in der Gestalt des Klugen, dass die Fragen, die der Mythos stellt, einfältig sind, wie die Frage der Sphinx es ist; es zeigt uns in der Gestalt der Tiere, die dem Märchenkinde zu Hilfe kommen, dass die Natur sich nicht nur dem Mythos pflichtig, sondern viel lieber um den Menschen geschart weiss. Das Ratsamste, so hat

das Märchen vor Zeiten die Menschheit gelehrt, und so lehrt es noch heute die Kinder, ist, den Gewalten der mythischen Welt mit List und mit Übermut zu begegnen. (So polarisiert das Märchen den Mut, nämlich dialektisch: in Untermut [d.i. List] und in Übermut.) Der befreiende Zauber, über den das Märchen verfügt, bringt nicht auf mythische Art die Natur ins Spiel, sondern ist die Hindeutung auf ihre Komplizität mit dem befreiten Menschen. Diese Komplizität empfindet der reife Mensch nur bisweilen, nämlich im Glück; dem Kinde aber tritt sie zuerst im Märchen entgegen und stimmt es glücklich.

Über das Märchen

Novalis

Das Märchen ist gleichsam der Kanon der Poesie. Alles Poetische muss märchenhaft sein. Der Dichter betet den Zufall an. Nichts ist mehr gegen den Geist des Märchens als ein moralisches Fatum, ein gesetzlicher Zusammenhang. Im Märchen ist echte Naturanarchie – abstrakte Welt, Traumwelt. Sonderbar, dass eine absolute, wunderbare Synthesis oft die Achse oder das Ziel des Märchens ist. Wird eine Geschichte ins Märchen gebracht, so ist dies schon eine fremde Einmischung.

Eine Reihe artiger und unterhaltender Versuche, ein abwechselndes Gespräch, eine Redoute – das sind Märchen. Ein höheres Märchen wird es, wenn, ohne den Geist des Märchens zu verscheuchen, irgendein Verstand (Zusammenhang, Bedeutung) hineingebracht wird. Sogar nützlich könnte vielleicht ein Märchen werden. In einem echten Märchen muss alles wunderbar, geheimnisvoll und unzusammenhängend sein; alles belebt – jedes auf eine andere Art. Die ganze Natur muss auf wunderliche Weise mit der Geisterwelt vermischt sein: die Zeit der allgemeinen Anarchie, der Gesetzlosigkeit, der Freiheit, der Naturstand der Natur, die Zeit vor der Welt. Diese Zeit vor der Welt liefert die zerstreuten Züge der Zeit nach der

Welt, wie der Naturstand ein sonderbares Bild des ewigen Reiches ist.

Die Welt des Märchens ist die durchaus entgegengesetzte Welt der Welt der Wahrheit – und eben darum ihr so durchaus ähnlich, wie das Chaos der vollendeten Schöpfung.

Das echte Märchen muss zugleich prophetische, idealische, absolut notwendige Darstellung sein.

Der echte Märchendichter ist ein Seher der Zukunft.

Ein Kind ist weit klüger und weiser als ein Erwachsener.

Mit der Zeit muss die Geschichte wieder Märchen werden; sie wird, wie sie anfing.

Die Welt muss romantisiert werden – so findet man den ursprünglichen Sinn wieder.

Romantisieren heisst: dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein geben. So romantisiere ich die Welt.

Hänsel und Gretel

Engelbert Humperdinck (1854–1921)

Märchenspiel in drei Bildern

Libretto von Adelheid Wette nach dem Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm

Uraufführung: 23. Dezember 1893, Weimar

Personen

Peter Besenbinder

Gertrud / Knusperhexe

Hänsel

Gretel

Sandmännchen

Taumännchen

Chor: Kinder

Die vierzehn Engel

Erstes Bild

Daheim

Erste Szene

Kleine, dürftige Stube. Im Hintergrund eine niedrige Tür, daneben ein kleines Fenster mit Aussicht in den Wald. Links ein Herd mit einem Rauchfang darüber. An den Wänden hängen Besen in verschiedenen Grössen. Hänsel, an der Tür mit Besenbinden, Gretel, am Herde mit Strumpfstricken beschäftigt, sitzen einander gegenüber.

GRETEL

Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh? Die Gänse gehen barfuss und haben kein’ Schuh!

Der Schuster hat’s Leder, kein’ Leisten dazu, drum kann er den Gänslein auch machen kein…

HÄNSEL unterbrechend

Ei, so gehn sie halt barfuss!

GRETEL fortfahrend …Schuh!

HÄNSEL

Eia popeia, das ist eine Not! Wer schenkt mir einen Dreier für Zucker und Brot?

Verkauf’ ich mein Bettlein und leg’ mich aufs Stroh, sticht mich keine Feder und beisst mich kein…

GRETEL unterbrechend Ei, wie beisst mich der Hunger!

HÄNSEL fortfahrend …Floh!

wirft seine Arbeit fort und steht auf

Ach, käm’ doch die Mutter nun endlich nach Haus!

GRETEL erhebt sich

Ach ja, auch ich halt’s kaum noch vor Hunger aus!

HÄNSEL

Seit Wochen nichts als trocken Brot; ist das ein Elend, potz, schwere Not!

GRETEL

Still, Hänsel, denk daran, was Vater sagt, wenn Mutter manchmal so verzagt: «Wenn die Not auf’s Höchste steigt, Gott, der Herr, die Hand euch reicht!»

HÄNSEL

Jawohl, das klingt recht schön und glatt, aber leider wird man davon nicht satt.

Ach Gretel, wie lang ist’s doch schon her, dass wir nichts Gut’s geschmauset mehr?

Eierfladen und Butterwecken, kaum weiss ich noch, wie die tun schmecken. Ach Gretel, ich wollt…

GRETEL hält ihm den Mund zu

Still, nicht verdriesslich sein!

Gedulde dich fein, sieh freundlich drein! Dies lange Gesicht – Hu, welcher Graus! Siehst ja wie der leibhaftige Griesgram aus! Sie nimmt einen Besen zur Hand. Griesgram hinaus, fort aus dem Haus! Ich will dich lehren, Herz zu beschweren, Sorgen zu mehren, Freuden zu wehren!

Griesgram, Griesgram, greulicher Wicht, griesiges, grämiges Galgengesicht, packe dich, trolle dich, schäbiger Wicht!

HÄNSEL fasst mit an den Besen Griesgram hinaus!

GRETEL

Griesgram hinaus!

HÄNSEL

Halt’s nicht mehr aus!

GRETEL

Fort aus dem Haus!

HÄNSEL

Immer mich plagen. Hungertuch benagen! Muss ja verzagen, kann’s nicht vertragen! Griesgram…

GRETEL

Knurrt auch der Magen, werd nicht verzagen, nicht darnach fragen, schnell dich verjagen!

BEIDE

…Griesgram, Griesgram, greulicher Wicht, griesiges, grämiges Galgengesicht, packe dich, trolle dich…

GRETEL

…schäbiger Wicht!

HÄNSEL

…du Wicht!

GRETEL

So recht! Und willst du nicht mehr klagen, so will ich dir auch ein Geheimnis sagen!

HÄNSEL

Ein Geheimnis! Wird wohl was rechtes sein!

GRETEL

Ja, hör nur, Brüderchen, darfst dich schon freu’n!

Guck her in den Topf: Milch ist darin, die schenkte uns heute die Nachbarin. Die Mutter kocht uns, kehrt sie nach Haus, gewiss einen leckeren Reisbrei daraus.

HÄNSEL jubelnd Reisbrei! Hei!

tanzt im Zimmer umher

Reisbrei, Reisbrei, herrlicher Brei!

Gibt’s Reisbrei, da ist Hänsel dabei! Wie dick ist der Rahm auf der Milch, lass schmecken!

Er leckt den Rahm vom Finger. Herrjemine! den möcht’ ich ganz verschlecken!

GRETEL

Wie, Hänsel, naschen? Schämst du dich nicht? gibt ihm eins auf die Finger

Fort mit den Fingern, du naschhafter Wicht! Und jetzt an die Arbeit zurück, geschwind! Dass wir beizeiten fertig sind!

Kommt Mutter heim und wir taten nicht recht, dann, weisst du, geht’s den Faulpelzen schlecht!

HÄNSEL

Arbeiten? Wo denkst du hin?

Danach steht mir nicht der Sinn. Immer mich plagen, fällt mir nicht ein, jetzt lass uns tanzen und fröhlich sein.

GRETEL

Tanzen! Tanzen! Das wär’ auch mir eine Lust! Dazu ein Liedchen aus voller Brust!

Was uns die Muhme gelehrt zu singen: Tanzliedchen soll jetzt lustig erklingen! klatscht in die Hände Brüderchen, komm tanz mit mir, beide Händchen reich’ ich dir, einmal hin, einmal her, rund herum, es ist nicht schwer!

Hänsel versucht’s, jedoch ungeschickt.

HÄNSEL

Tanzen soll ich armer Wicht, Schwesterchen, und kann es nicht. Darum zeig mir, wie es Brauch, dass ich tanzen lerne auch!

GRETEL

Mit den Füsschen tapp, tapp, tapp, mit den Händchen klapp, klapp, klapp,

einmal hin, einmal her, rund herum, es ist nicht schwer!

HÄNSEL

Mit den Füsschen… usw.

GRETEL

Ei, das hast du gut gemacht!

Ei, das hätt’ ich nicht gedacht!

Seht mir doch den Hänsel an, wie der tanzen lernen kann! klatscht fröhlich in die Hände

Mit dem Köpfchen nick, nick, nick, mit dem Fingerchen tick, tick, tick, einmal hin, einmal her, rund herum, es ist nicht schwer!

HÄNSEL

Mit dem Köpfchen… usw.

GRETEL

Brüderchen, nun gib mal acht, was die Gretel weiter macht!

Lass uns Arm in Arm verschränken, unsre Schrittchen paarweis’ lenken! Komm!

HÄNSEL

Ich liebe Tanz und liebe Fröhlichkeit, bin nicht gern allein…

BEIDE

Ich bin kein Freund von Leid und Traurigkeit, und fröhlich will ich sein!

Ich liebe Tanz… usw.

GRETEL

lässt Hänsel fahren, umtanzt ihn

Tra la la, la la la…

Drehe dich herum, mein lieber Hänsel, dreh dich doch herum, mein lieber Hans! Komm her zu mir, komm her zu mir zum Ringelreigentanz!

HÄNSEL barsch

Geh weg von mir, geh weg von mir, ich bin der stolze Hans!

Mit kleinen Mädchen tanz’ ich nicht, das ist mir viel zu dumm!

GRETEL

Geh, stolzer Hans, geh, dummer Hans, ich krieg’ dich doch herum.

Tra la la, la la la…

Drehe dich herum, mein lieber Hänsel, dreh dich doch herum, mein lieber Hans! umtanzt Hänsel und gibt ihm einen Stoss

HÄNSEL tanzt um Gretel

Tra la la, la la la…

Ach Schwesterlein, ach Gretelein, du hast im Strumpf ein Loch!

GRETEL

Ach Brüderlein, ach Hänselein, du willst mich hänseln noch?

Mit bösen Buben tanz’ ich nicht, das wär’ mir viel zu dumm!

HÄNSEL

Nicht böse sein, lieb’ Schwesterlein, ich krieg dich doch herum!

GRETEL

Tra la la, la la la… usw. Drehe dich herum… usw.

HÄNSEL

Tra la la, la la la… usw.

BEIDE

Tanz lustig, heissa, lustig tanz, lass dich’s nicht gereu’n!

Und ist der Strumpf/Schuh auch nicht mehr ganz…

GRETEL

…die Mutter strickt dir’n neu’n!

HÄNSEL

…der Schuster flickt dir’n neu’n! Tra la la… usw.

GRETEL

Drehe dich herum usw.

HÄNSEL

Tra la la usw.

BEIDE

Tra la la usw.

Sie fassen sich bei den Händen und drehen sich immer schneller im Kreise, bis sie schliesslich das Gleichgewicht verlieren und übereinander auf den Boden hinpurzeln.

Zweite Szene

In diesem Augenblick geht die Türe auf:  die Mutter wird sichtbar, worauf die Kinder schnell vom Boden aufspringen.

DIE MUTTER

Holla!

GRETEL

Die Mutter!

HÄNSEL

Himmel, die Mutter!

DIE MUTTER

Was ist das für eine Geschichte!

GRETEL

Der Hänsel…

HÄNSEL

Die Gretel…

GRETEL …er wollte…

HÄNSEL …ich sollte…

Die Mutter tritt herein, schnallt ihre Kiepe ab und setzt sich nieder.

DIE MUTTER

Wartet, ihr ungezogenen Wichte! Nennt ihr das Arbeit, johlen und singen?

Wie auf der Kirmes tanzen und springen?

Indes die Eltern vom frühen Morgen bis in die Nacht sich mühen und sorgen. gibt Hänsel einen Puff

Dass dich!

Lasst sehn, was habt ihr beschickt? sich umwendend

Wie, Gretel? Den Strumpf nicht fertig gestrickt?

Und du, du Schlingel, in all’ den Stunden nicht mal die wenigen Besen gebunden? Ihr unnützes Volk, den Stock will ich holen und euch den Faulpelz weidlich versohlen!

In ihrem Eifer hinter den Kindern her, stösst sie den Milchtopf vom Tisch, so dass er klirrend zu Boden fällt.

Jesses! nun auch den Topf noch zerbrochen! weinend

Was nun zum Abend kochen?

Sie besieht sich ihren mit Milch begossenen Rock.

Hänsel kichert verstohlen.

Was! Bengel, lachst mich auch noch aus?

Mit dem Stock hinter Hänsel her, der zur offenen Türe hinausrennt.

Wart, kommt nur der Vater nach Haus!

Mit plötzlicher Heftigkeit einen Korb von der Wand reissend und ihn Gretel in die Hand drängend.

Marsch! Fort in den Wald!

Dort sucht mir Erdbeeren! Wird es bald?

Und bringt ihr den Korb nicht voll bis zum Rand, so hau’ ich euch, dass ihr fliegt an die Wand! Die Kinder laufen in den Wald.

Die Mutter setzt sich erschöpft an den Tisch. Da liegt nun der gute Topf in Scherben!

Ja, blinder Eifer bringt immer Verderben! ringt die Hände.

Herr Gott, wirf Geld herab! schluchzend

Nichts hab’ ich zu leben, kein Krümchen den Würmern zu essen zu geben!

Kein Tröpfchen im Topfe, kein Krüstchen im Schrank, schon lange nur Wasser zum Trank!

Sie stützt den Kopf mit der Hand. Müde bin ich, müde zum Sterben! Herrgott, wirf Geld herab!

Sie legt den Kopf auf den Arm und schläft ein.

Dritte Szene

DER VATER von weitem

Ral-la-la-la, ral-la-la-la, heissa Mutter, ich bin da!

Ral-la-la-la, ral-la-la-la, bringe Glück und Gloria! etwas näher

Ach, wir armen, armen Leute, alle Tage so wie heute:

In dem Beutel ein grosses Loch, und im Magen ein gröss’res noch.

ral-la-la-la, ral-la-la-la, Hunger ist der beste Koch!

Am Fenster wird der Kopf des Vaters sichtbar, der in angeheitertem Zustand mit einer Kiepe auf dem Rücken in die Stube tritt.

Ja, ihr Reichen könnt euch laben; wir, die nichts zu essen haben, nagen ach, die ganze Woch’ sieben Tag’ an einem Knoch’!

Ral-la-la-la usw.

Er setzt seine Kiepe nieder.

Ja, ja, der Hunger kocht schon gut, sofern er kommandieren tut; allein, was nützt der Kommandeur, fehlt euch im Topf die Zubehör?

Ral-la-la-la, ral-la-la-la, Kümmel ist mein Leiblikör!

Ral-la-la-la-la-la, ral-la-la-la, Der Vater schwankt tänzelnd zu der Schlafenden und gibt ihr einen derben Schmatz.

Mutter, schau, was ich bescher’!

DIE MUTTER reibt sich die Augen

Ho ho! Wer spek-spektakelt mir da im Haus und ral-la-la-lakelt aus’m Schlaf mich heraus?

DER VATER lallend

I wo!

Das tolle Tier im Magen hier, das bellte so, das glaube mir!

Ralla-la, ral-la-la-la

Hunger ist ein tolles Tier!

Ral-la-la-la, ral-la-la-la, beisst und kratzt, das glaube mir!

DIE MUTTER

So, so!

Das tolle Tier, es ist wohl schier stark angezecht, das glaube mir!

DER VATER

Nun ja!

’s war heut’ ein heiterer Tag, fandst du nicht auch, lieb’ Weib? will sie küssen

DIE MUTTER stösst ihn ärgerlich von sich

Ach geh!

Du weisst, nicht leiden mag ich Wirtshaus-Zeitvertreib!

DER VATER

Auch gut! wendet sich zu seiner Kiepe

So seh’n wir, wenn’s beliebt, was es für heut’ zu schmausen gibt.

DIE MUTTER

Höchst einfach ist das Speisregister, der Abendschmaus, zum Henker ist er!

Teller leer, Keller leer, und im Beutel ist gar nichts mehr!

DER VATER

Ral-la-la-la, ral-la-la-la, lustig, Mutter, bin auch noch da, bringe Glück und Gloria! Er nimmt die Kiepe und kramt aus. Schau, Mutter, wie gefällt dir dies Futter?

DIE MUTTER

Mann, Mann, was seh’ ich! Speck und Butter –hilft ihm beim Auspacken

Mehl und Würste –– vierzehn Eier –(Mann, die sind jetzunder teuer!) Bohnen – Zwiebeln – und – Herrjeh! gar ein Viertelpfund Kaffee!

Er kehrt die Kiepe vollends um. Ein Haufen Kartoffeln rollt zur Erde.

DER VATER

fasst die Mutter am Arm und tanzt mit ihr in der Stube herum Ral-la-la-la, ral-la-la-la, ral-la-la-la-la, hop-sas-sa, heute woll’n wir lustig sein.

BEIDE

Ral-la-la-la usw.

DER VATER

Ja, hört nur, Mütterchen, wie’s geschah! Setzt sich. Die Mutter kramt inzwischen die Sachen ein, zündet Feuer im Herd an, schlägt Eier in eine Pfanne usw.

Drüben hinterm Herrenwald, da gibt’s prächt’ge Feste bald: Kirmes, Hochzeit, Jubiläum, Böllergeknall und gross’ Tedeum!

Mein Geschäft kommt nun zur Blüte, dessen froh sei dein Gemüte! Wer will feine Feste feiern, der muss kehren, schrubben und scheuern; bot drum meine Waren aus, zog damit von Haus zu Haus: «Kauft Besen! Kauft Besen! Gute Feger, feine Bürsten, Spinnejäger!»

Sieh, da verkauft’ ich massenweise meine Ware zu dem höchsten Preise! Schnell nun her mit Topf und Pfanne, Er stösst geräuschvoll einige blecherne Gefässe vom Herd hinunter. her mit Schüssel, Kessel und Kanne! Vivat hoch...

DIE MUTTER

Vivat hoch...

BEIDE

...die Besenbinder!

Der Vater setzt die Kümmelflasche an den Mund, hält jedoch plötzlich inne.

DER VATER

Doch halt, wo bleiben die Kinder? Hänsel, Gretel, wo steckt der Hans?

DIE MUTTER

Wo er steckt? zuckt verlegen die Achseln.

Ja, wüsste man’s!

Doch das weiss ich klar wie Tag, dass der Topf zu Scherben brach.

DER VATER

Was? Der neue Topf entzwei?

DIE MUTTER

Und am Boden quoll der Brei!

DER VATER

wütend mit der Faust auf den Tisch schlagend Donnerkeil! So haben die Rangen wieder Unfug angefangen?

DIE MUTTER hastig

Unfug viel und Arbeit keine hatten sie getrieben hier alleine; hörte schon draussen sie johlen, hopsen und springen wie wilde Fohlen, na, da wusst’ ich nicht, wo mir stand der Kopf,...

DER VATER

Und vor Zorn...

DIE MUTTER

...und vor Zorn zerbrach...

DER VATER

...brach...

BEIDE

...der Topf!

Beide lachen aus vollem Hals.

DER VATER

Na, Zornmütterchen, nimm mir’s nicht krumm, solche Zorntöpfe find’ ich recht dumm! Doch sag, wo mögen die beiden denn sein?

DIE MUTTER schnippisch

Meinethalben am Ilsenstein!

DER VATER entsetzt

Am Ilsenstein! Ei, juckt dich das Fell? holt einen Besen von der Wand

DIE MUTTER weicht erschrocken zurück

Den Besen, den lass nur an seiner Stell’!

DER VATER

lässt den Besen fallen und ringt die Hände Wenn sie sich verirren im Walde dort, in der Nacht ohne Stern’ und Mond!

DIE MUTTER

O Himmel!

DER VATER

Kennst du nicht den schauerlich düstern Ort, weisst nicht, dass die Böse dort wohnt?

DIE MUTTER betroffen

Die Böse? Wen meinst du?

DER VATER mit geheimnisvollem Nachdruck

Die Knusperhexe!

DIE MUTTER zusammenfahrend

Die Knusperhexe!

Der Vater nimmt den Besen wieder vom Boden.

Nein! Sag doch, was soll denn der Besen?

DER VATER

Der Besen, der Besen, was macht man damit, was macht man damit?

Es reiten drauf, es reiten drauf die Hexen!

Eine Hex’, steinalt, haust tief im Wald, vom Teufel selber hat sie Gewalt.

Um Mitternacht, wenn niemand wacht, dann reitet sie aus zur Hexenjagd. Zum Schornstein hinaus, auf dem Besen, o Graus, über Berg und Kluft, über Tal und Schlucht, durch Nebelduft, im Sturm durch die Luft: ja, so reiten, ja so reiten, juchheissa, die Hexen!

DIE MUTTER

Entsetzlich! Doch die Knusperhex?

DER VATER

Ja, bei Tag o Graus, Zum Hexenschmaus im Knisper-Knasper-Knusperhaus die Kinderlein, Armsünderlein, mit Zauberkuchen lockt sie hinein. Doch übel gesinnt ergreift sie geschwind das arme Kuchen knuspernde Kind, in den Ofen, hitzhell, schiebt’s die Hexe blitzschnell, dann kommen zur Stell’, gebräunet das Fell, aus dem Ofen, aus dem Ofen die Lebkuchenkinder!

DIE MUTTER

Und die Lebkuchenkinder?

DER VATER

Sie werden gefressen!

DIE MUTTER

Von der Hexe?

DER VATER

Von der Hexe!

DIE MUTTER die Hände ringend O Graus!

Hilf Himmel! Die Kinder! Ich halt’s nicht mehr aus! rennt aus dem Hause

DER VATER

He, Alte, wart doch, nimm mich mit! nimmt die Kümmelflasche vom Tisch und eilt ihr nach Wir wollen ja beide zum Hexenritt!

Hexenritt (Vorspiel)

Zweites Bild

Im Wald

Erste Szene

Tiefer Wald. Im Hintergrund der Ilsenstein, von dichtem Tannengehölz umgeben. Rechts eine mächtige Tanne, darunter sitzt Gretel auf einer mit Moos bedeckten Wurzel und windet einen Kranz von Hagebutten, neben ihr liegt ein Blumenstrauss. Links abseit sim Gebüsch Hänsel, nach Erdbeeren suchend. – Abendrot.

GRETEL leise vor sich hinsummend

Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um. Sagt, wer mag das Männlein sein, das da steht im Wald allein mit dem purpurroten Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde auf einem Bein und hat auf seinem Kopfe schwarz Käpplein klein. Sagt, wer mag das Männlein sein, das da steht auf einem Bein mit dem kleinen schwarzen Käppelein? Sie hält das Hagenbuttenkränzchen in die Höhe und betrachtet es von allen Seiten. Mit dem kleinen schwarzen Käppelein!

HÄNSEL kommt hervor und schwenkt jubelnd sein Körbchen Juch-he!

Mein Erbelkörbchen ist voll bis oben! Wie wird die Mutter den Hänsel loben!

GRETEL aufstehend

Mein Kränzel ist auch schon fertig! Sieh, so schön wie heute ward’s noch nie! will den Kranz Hänsel auf den Kopf setzen.

HÄNSEL barsch abwehrend

Buben tragen doch so was nicht!

Passt nur für ein Mädchengesicht! setzt ihr das Kränzlein auf Hei, Gretel, fein’s Mädel!

Ei der Daus!

Sieh’st ja wie die Waldkönigin aus!

GRETEL

Seh ich wie die Waldkönigin aus, so reich’ mir auch den Blumenstrauss!

Hänsel gibt ihr den Strauss. Waldkönigin mit Szepter und Kron’, da nimm auch die Erbeln, doch nasch’ nicht davon!

Er gibt ihr das Körbchen voll Erdbeeren in die andere Hand und lässt sich gleichsam huldigend auf die Knie vor ihr nieder. In diesem Augenblick ertönt der Ruf eines Kuckucks.

HÄNSEL mit der Hand deutend Kuckuck, Kuckuck, Eierschluck!

GRETEL schalkhaft

Kuckuck, Kuckuck, Erbelschluck!

Gretel nimmt eine Beere aus dem Körbchen und schiebt sie Hänsel in den Mund, der sie schlürft, als ob er ein Ei austränke.

HÄNSEL aufspringend

Hoho! Das kann ich auch, gib nur Acht! nimmt einige Beeren und lässt sie in Gretels Mund rollen

Wir machen’s wie der Kuckuck schluckt, wenn er in fremde Nester guckt!

Es beginnt zu dämmern.

HÄNSEL greift wieder zu Kuckuck, Eierschluck!

GRETEL ebenso Kuckuck, Erbelschluck!

HÄNSEL

Setzest deine Kinder aus!

GRETEL zugreifend

Kuckuck, gluck gluck!

HÄNSEL

Trinkst die fremden Eier aus!

GRETEL

Kuckuck, schluckschluck!

Hänsel lässt sich eine Hand voll Erdbeeren in den Mund rollen.

Sammelst Beeren schön zu Hauf!

HÄNSEL zugreifend

Kuckuck, gluck gluck!

GRETEL

Schluckst sie, Schlauer, selber auf!

HÄNSEL

Kuckuck, schluckschluck!

Im Übermut raufen sie sich schliesslich um die Beeren. Hänsel trägt den Sieg davon und setzt den Korb an den Mund, bis er leer geworden.

GRETEL

entsetzt die Hände zusammenschlagend

Hänsel, was hast du getan, o Himmel! Alle Erbeln gegessen, du Lümmel! Wart’ nur, das gibt ein Strafgericht! Denn die Mutter, die spasst heute nicht!

HÄNSEL ruhig

Ei was, stell dich doch nicht so an!

Du, Gretel, du hast’s ja selber getan!

GRETEL

Komm, wir wollen rasch neue suchen!

HÄNSEL

Im Dunkeln wohl gar, unter Hecken und Buchen?

Man sieht ja nicht Blatt, nicht Beere mehr! Es wird schon dunkel rings umher!

GRETEL

Ach, Hänsel, Hänsel, was fangen wir an? Was haben wir törigen Kinder getan! Wir durften hier nicht so lange säumen!

HÄNSEL

Horch, wie es rauscht in den Bäumen! Weisst du, was der Wald jetzt spricht? «Kindlein, Kindlein,» fragt er, «fürchtet ihr euch nicht?»

Hänsel späht unruhig umher. Endlich wendet er sich verlegen zu Gretel. Gretel, ich weiss den Weg nicht mehr!

GRETEL bestürzt

O Gott! Was sagst du? Den Weg nicht mehr?

HÄNSEL

Was bist du für ein furchtsam’ Wicht! protzig

Ich bin ein Bub’ und fürcht’ mich nicht!

GRETEL

Ach Hänsel, gewiss geschieht uns ein Leid!

HÄNSEL

Ach Gretel, geh, sei doch gescheit!

GRETEL

Was schimmert denn dort in der Dunkelheit?

HÄNSEL

Das sind die Birken im weissen Kleid.

GRETEL

Und dort, was grinset daher vom Sumpf?

HÄNSEL stotternd

Das ist ein glimmernder Weidenstumpf!

GRETEL hastig

Was für ein wunderlich Gesicht macht er soeben, siehst du nicht?

HÄNSEL sehr laut

Ich mach’ dir ’ne Nase! Hörst du’s? Du Wicht!

GRETEL ängstlich

Da sieh! Das Lichtchen, es kommt immer näh’r!

HÄNSEL

Irrlichtchen hüpfet wohl hin und her. Gretel, du musst beherzter sein! Wart, ich will einmal tüchtig schrein!

Hänsel geht einige Schritte zum Hintergrund und ruft durch die hohlen Hände.

Wer da?

ECHO

Er da! Er da! Er da! Er da!

Die Kinder schmiegen sich erschreckt aneinander.

GRETEL etwas zaghaft Ist jemand da?

ECHO

Ja! Ja!

Die Kinder schaudern zusammen.

GRETEL

Hast du’s gehört? ‘s rief leise «Ja!» Hänsel, sicher ist jemand nah! weinend

Ich fürcht’ mich, ich fürcht’ mich, o wär ich zu Haus!

Wie sieht der Wald so gespenstisch aus!

HÄNSEL

Gretelchen, drücke dich fest an mich, ich halte dich, ich schütze dich!

Ein dichter Nebel steigt auf und verhüllt den Hintergrund gänzlich.

GRETEL

Da kommen weisse Nebelfrauen!

Sieh, wie sie winken und drohend schauen! Sie kommen, sie kommen, sie fassen uns an! eilt entsetzt unter den Baum und verbirgt sich, auf die Knie stürzend, hinter Hänsel Vater, Mutter! Ah!

In diesem Augenblick zerreisst der Nebel links: ein kleines Männchen mit einem Säckchen auf dem Rücken wird sichtbar.

HÄNSEL

Sieh dort, das Männchen!

GRETEL

Ach!

HÄNSEL Schwesterlein!

Was mag das für ein Männlein sein?

GRETEL

Ach!

Das Männchen nähert sich mit freundlichen Gebärden den Kindern, die sich nach und nach beruhigen.

Zweite Szene

SANDMÄNNCHEN

den Kindern Sand in die Augen streuend Der kleine Sandmann bin ich, st! und gar nichts Arges sinn’ ich, st! euch Kleinen lieb’ ich innig, st! bin euch gesinnt gar minnig, st! Aus diesem Sack zwei Körnelein euch Müden in die Äugelein: die fallen dann von selber zu, damit ihr schlaft in sanfter Ruh’; und seid ihr brav und fein geschlafen ein: dann wachen auf die Sterne, aus hoher Himmelsferne; gar holde Träume bringen euch die Engelein! Drum träume, träume, Kindchen, träume, gar holde Träume bringen euch die Engelein!

HÄNSEL schlaftrunken Sandmann war da!

GRETEL schlaftrunken

Lass uns den Abendsegen beten! Sie kauern sich nieder und falten die Hände.

GRETEL, HÄNSEL

Abends, will ich schlafen gehn, vierzehn Englein um mich stehn: zwei zu meinen Häupten, zwei zu meinen Füssen, zwei zu meiner Rechten, zwei zu meiner Linken, zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken,...

GRETEL

...zweie, die mich weisen zu Himmels Paradeisen!

HÄNSEL

...zweie, die zum Himmel weisen!

Sie sinken aufs Moos zurück und schlummern, Arm in Arm verschlungen, unter der Tanne ein. Gänzliche Dunkelheit. Hier dringt plötzlich von oben heller Schein durch den Nebel, der sich alsbald wolkenförmig zusammenballt und die Gestalt einer in der Mitte der Bühne hinabführenden Treppe annimmt.

Dritte Szene (Pantomime)

Vierzehn Engel, in lichten, lang herabwallenden Gewändern, schreiten paarweise, während das Licht an Helligkeit zunimmt, in Zwischenräumen die Wolkentreppe hinab und stellen sich, der Reihenfolge des «Abendsegens» entsprechend, um die schlafenden Kinder auf; das erste Paar zu den Häupten, das zweite zu den Füssen, das dritte rechts, das vierte links; dann verteilen sich das fünfte und das sechste Paar zwischen die andern Paare, so dass der Kreis der Engel vollständig geschlossen wird. Zuletzt tritt das siebente Paar in den Kreis und nimmt als «Schutzengel» zu beiden Seiten der Kinder Platz. Die übrigen Engel reichen sich nunmehr die Hände und führen einen feierlichen Reigen um die Gruppe auf. Die ganze Bühne ist von intensivem Licht erfüllt. Während die Engel sich zu einem malerischen Schlussbilde ordnen, schliesst sich langsam der Vorhang.

Drittes Bild Das Knusperhäuschen

Erste Szene

Szene wie am Schluss des zweiten Bildes. Der Hintergrund noch vom Nebel verhüllt, der sich während des folgenden langsam verzieht. Die Engel sind verschwunden. Der Morgen bricht an. Das Taumännchen tritt auf und schüttelt aus einer Glockenblume Tautropfen auf die schlafenden Kinder.

TAUMÄNNCHEN

Der kleine Taumann heiss’ ich, und mit der Sonne reis’ ich, von Ost bis Westen weiss ich, wer faul ist und wer fleissig, kling! klang! kling! klang!

Ich komm’ mit gold’nem Sonnenschein und strahl’ in eure Äugelein, und weck’ mit kühlem Taue, was schläft auf Flur und Aue, dann springet auf, wer munter in früher Morgenstunde, denn sie hat Gold im Munde; drum auf, ihr Schläfer, erwachet! der lichte Tag schon lachet, drum auf, ihr Schläfer, erwacht, erwacht! eilt singend davon. Die Kinder regen sich.

GRETEL

reibt sich die Augen, blickt um sich und richtet sich ein wenig auf, während Hänsel sich auf die andere Seite legt, um weiter zu schlafen.

Wo bin ich? Wach’ ich? Ist es ein Traum? Hier lieg’ ich unterm Tannenbaum! Hoch in den Zweigen da lispelt es leise, Vöglein singen so süsse Weise, wohl früh schon waren sie aufgewacht und haben ihr Morgenliedchen dargebracht.

Ihr lieben Vöglein, liebe Vöglein, guten Morgen! wendet sich zu Hänsel Sieh’ da, der faule Siebenschläfer! springt auf Wart nur, dich weck’ ich!

Ti-re-li-re-li, ’s ist nicht mehr früh! Die Lerche hat’s gesungen und hoch sich aufgeschwungen

Ti-re-li-re-li usw.

HÄNSEL

plötzlich mit einem Satz in die Höhe springend

Ki-ke-ri-ki! ’s ist noch früh!

Ki-ke-ri-ki! ’s ist noch früh!

Ja, hab’s wohl vernommen: Der Morgen ist gekommen!

GRETEL

Ti-ti-ti-ti-ti-re-li-re-li usw.

HÄNSEL

Ki-ke-ri-ki! Ü-ü-ü-ü-ü usw.

Mir ist so wohl, ich weiss nicht wie! So gut wie heute schlief ich noch nie!

GRETEL

Doch höre nur: Hier, unterm Baum, hatt’ ich ’nen wunderschönen Traum!

HÄNSEL nachdenklich

Richtig! Auch mir träumte was!

GRETEL

Mir träumte, ich hör’ ein Rauschen und Klingen, wie Chöre der Engel ein himmlisches Singen. Lichte Wölkchen in rosigem Schein wallten und wogten ins Dunkel hinein.

Siehe: Helle ward’s mit einem Male, lichtdurchflossen vom Himmelsstrahle, eine gold’ne Leiter sah ich sich neigen, Engel herniedersteigen, gar holde Englein mit gold’nen Flügelein.

HÄNSEL

der ihrer Erzählung mit Zeichen lebhafter Zustimmung gefolgt ist, ausplatzend Vierzehn müssen’s gewesen sein!

GRETEL erstaunt

Hast du denn alles dies auch gesehen?

HÄNSEL

Freilich, ’s war wunderschön! Und dorthin sah ich sie gehn.

Zweite Szene

Hänsel wendet sich nach dem Hintergrund: in diesem Augenblicke zerreisst der letzte Nebelschleier. Anstelle des Tannengehölzes erscheint glitzernd im Strahl der aufgegangenen Sonne das «Knusperhäuschen» am Ilsenstein. Links davon in einiger Entfernung befindet sich ein Backofen, diesem rechts gegenüber ein grosser Käfig, beide mit dem Knusperhäuschen durch einen Zaun von Kuchenmännern verbunden.

GRETEL hält Hänsel betroffen zurück

Bleib stehn, bleib stehn!

HÄNSEL überrascht

O Himmel, welch Wunder ist hier geschehn? in höchster Erregung

Nein, so was hab’ ich mein Tag nicht gesehn! Beide blicken wie verzaubert auf das Knusperhäuschen.

GRETEL gewinnt allmählich die Fassung wieder Wie duftet’s von dorten, o schau nur diese Pracht! Von Kuchen und Torten...

BEIDE

...ein Häuslein gemacht, mit Fladen und Torten ist’s hoch überdacht, die Fenster wahrhaftig, wie Zucker so blank,

Rosinen gar saftig den Giebel entlang, und traun! rings zu schau’n gar ein Lebkuchenzaun!

O herrlich Schlösschen, wie bist du schmuck und fein! Welch Waldprinzesschen mag da wohl drinnen sein! Ach, wär’ doch zu Hause die Waldprinzessin fein, sie lüde zum Schmause bei Kuchen und Wein, zum herrlichsten Schmause uns beide freundlich ein!

HÄNSEL

Alles bleibt still, nichts regt sich da drinnen! Komm, lass uns hineingehn!

GRETEL ihn erschrocken zurückhaltend

Bist du bei Sinnen? Junge, wie magst du so dreist nur sein? Wer weiss, wer da drin wohl im Häuschen fein?

HÄNSEL

O sieh nur, sieh, wie das Häuslein uns lacht! begeistert

Ha! Die Englein haben’s uns hergebracht!

GRETEL sinnend

Die Englein? Ja, so wird es wohl sein!

HÄNSEL

Ja, Gretel, sie laden freundlich uns ein! Komm, wir knuspern ein wenig vom Häuschen!

BEIDE

Komm, ja knuspern wir, komm, ja knuspern wir wie zwei Nagemäuschen!

Sie hüpfen Hand in Hand nach dem Hintergrund, bleiben wiederum stehen und schleichen dann vorsichtig auf den Zehen bis an das Häuschen.

Nach einigem Zögern bricht Hänsel an der rechten Kante ein Stückchen Kuchen heraus.

Dritte Szene

EINE STIMME AUS DEM HÄUSCHEN

Knusper, knusper Knäuschen, wer knuspert mir am Häuschen?

Hänsel stutzt und lässt erschrocken das Stückchen Kuchen fallen.

HÄNSEL

Hast du’s gehört?

GRETEL etwas zaghaft Der Wind...

HÄNSEL ...der Wind...

BEIDE ...das himmlische Kind!

GRETEL

hebt das Stück Kuchen wieder auf und versucht es Hm!

HÄNSEL Gretel begehrlich anschauend Wie schmeckt das?

GRETEL lässt Hänsel beissen Da hast du auch was!

HÄNSEL

legt entzückt die Hände auf die Brust Hei!

BEIDE

Hei! usw.

O köstlicher Kuchen, wie schmeckst du nach mehr!

Mir ist ja, als wenn ich im Himmel schon wär!

HÄNSEL

Ha, wie das schmeckt!

GRETEL

’s ist gar zu lecker!

HÄNSEL Wie süss!

GRETEL Wie köstlich!

GRETEL Wie süss!

HÄNSEL

Ha, wie lecker!

GRETEL

Vielleicht gar wohnt hier ein Zuckerbäcker!

HÄNSEL ruft

He! Zuckerbäcker! Nimm dich in Acht!

Ein Loch wird jetzt dir vom Mäuslein gemacht!

Er bricht ein grosses Stück Kuchen aus der Wand.

EINE STIMME AUS DEM HÄUSCHEN

Knusper, knusper Knäuschen, wer knuspert mir am Häuschen?

GRETEL, HÄNSEL

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!

Der obere Teil der Haustüre öffnet sich leise und der Kopf der Hexe wird sichtbar. Die Kinder bemerken sie nicht und schmausen lustig weiter. Dann öffnet sie vollends die Türe, schleicht behutsam auf die Kinder zu und wirft Hänsel, der ihr ahnungslos den Rücken wendet, einen Strick um den Hals.

GRETEL

Wart, du näschiges Mäuschen, gleich kommt die Katz’ aus dem Häuschen!

HÄNSEL weiter kauend

Knusp’re nur zu und lass mich in Ruh!

GRETEL

ihm das Stück aus der Hand reissend Nicht so geschwind, Herr Wind, Herr Wind!

HÄNSEL nimmt es ihr wieder Himmlisches Kind, ich nehm’, was ich find! beide lachen lustig

HEXE grell

Hi hi, hi hi usw.

HÄNSEL entsetzt

Lass los! Wer bist du?

Lass mich los!

HEXE die Kinder an sich ziehend Engelchen!

Und du mein Bengelchen! Sie streichelt die Kinder. Ihr kommt mich besuchen? Das ist nett! Ihr lieben Kinder, so rund und fett!

HÄNSEL

macht verzweifelte Anstrengungen, sich loszumachen

Wer bist du, Garstige? Lass mich los!

HEXE

Na, Herzchen, zier’ dich nicht erst gross! Wisst denn, dass euch vor mir nicht graul’. Ich bin Rosina Leckermaul, höchst menschenfreundlich stets gesinnt, unschuldig wie ein kleines Kind!

Drum hab’ ich die kleinen Kinder so lieb! so lieb, so lieb, ach! zum Aufessen lieb! Sie streichelt Hänsel.

HÄNSEL barsch abwehrend Geh, bleib mir doch aus dem Gesicht!

Er stampft mit dem Fuss. Hörst du, ich mag dich nicht!

HEXE grell lachend

Was seid ihr für leckere Teufelsbrätchen, besonders du, mein herziges Mädchen! Kommt, kleine Mäuslein, kommt in mein Häuslein! Ihr sollt’s gut bei mir haben, will drinnen köstlich euch laben!

Schokolade, Torten, Marzipan, Kuchen, gefüllt mit süsser Sahn’, Johannisbrot und Jungfernleder, und Reisbrei, auf dem Ofen steht er, Rosinen und Feigen und Mandeln und Datteln sich zeigen: ’s ist alles im Häuschen eu’r eigen, ja, alles eu’r eigen!

HÄNSEL

Ich geh’ nicht mit dir, garstige Frau!

GRETEL

Du bist gar zu freundlich!

HEXE

Schau, schau!

Schau, wie schlau!

Ihr Kinder, ich mein’s ja so gut mit euch, ihr seid ja bei mir wie im Himmelreich!

Kommt, kleine Mäuslein, kommt in mein Häuslein! Ihr sollt’s gut bei mir haben, will drinnen köstlich euch laben.

GRETEL

So sprich: was willst du meinem Bruder tun?

HEXE

I nun...

Ich will ihn futtern und nudeln, mit allerhand vortrefflichen Sachen ihn zart und wohlschmeckend machen. Und ist er dann recht zahm und brav und fügsam und geduldig wie ein Schaf, dann, Hänsel, ich sag’ dir’s in’s Ohr, dir steht eine grosse Freude bevor!

HÄNSEL

So sag’s doch laut und nicht ins Ohr:...

HEXE He?

HÄNSEL

Welch grosse Freude steht mir bevor?

HEXE

Ja, liebe Kinder, Hören und Seh’n wird euch bei diesem Vergnügen vergehn!

HÄNSEL

Ei, meine Augen und Ohren sind gut! Haben wohl acht, was Schaden mir tut! entschlossen

Gretel, trau nicht dem gleissenden Wort! Komm, Schwesterchen, wir laufen fort. Er hat sich mittlerweile von der Schlinge befreit und läuft mit Gretel zum Vordergrund. Hier werden sie von der Hexe zurückgehalten, die gebieterisch ein am Gürtel hängendes Stäbchen mit wiederholten Gebärden des Festbannens gegen die beiden erhebt.

HEXE

Halt!

Die Bühne verfinstert sich allmählich.

Hokuspokus, Hexenschuss!

Rühr’ dich und dich reisst der Fluss! Nicht mehr vorwärts, nicht zurück!

Bann’ dich mit dem bösen Blick!

Kopf steh’ starr dir im Genick

Hier beginnt der Knopf des Stäbchens intensiv zu leuchten.

Hokuspokus, nun kommt jocus:

Kinder, schaut den Zauberknopf, Äuglein stehet still im Kopf!

Nun zum Stall hinein, du Tropf!

Neue Gebärde; dann leitet sie Hänsel, dessen Blick starr auf den leuchtenden Knopf gerichtet ist, zum Stalle und schliesst hinter ihm die Gittertür.

Hokuspokus, bonus jocus. malus locus, hokuspokus!

Bonus jocus, malus locus!

Hokuspokus, bonus jocus, malus locus, hokuspokus!

vergnügt zu Gretel, die noch immer regungslos dasteht

Nun Gretel, sei vernünftig und nett, der Hänsel wird nun balde fett.

Wir wollen ihn, so ist’s am besten, mit süssen Mandeln und Rosinen mästen. Ich geh’ ins Haus und hole sie schnell, du rühre dich nicht von der Stell’!

Sie droht grinsend mit dem Finger und geht ins Haus.

GRETEL starr und unbeweglich

Hu! Wie mir vor der Hexe graut!

HÄNSEL hastig flüsternd

Gretel, pst! sprich nicht so laut!

Sei hübsch gescheit und gib fein acht auf jedes, was die Hexe macht.

Zum Schein tu alles, was sie will –da kommt sie schon zurück – pst! Still!

Die Hexe kommt hervor, überzeugt sich, ob Gretel noch still steht, worauf sie dem Hänsel aus einem Korb Mandeln und Rosinen hinstreut.

HEXE

Nun, Jüngelchen, ergötze dein Züngelchen! steckt Hänsel eine Rosine in den Mund Friss, Vogel, oder stirb!

Kuchenheil dir erwirb! wendet sich zu Gretel und entzaubert sie mit einem Wacholder Hokuspokus Holderbusch!

Schwinde Gliederstarre, husch! Gretel rührt sich wieder. Nun wieder kregel, süsses Kleinchen, rühr mir geschwind die runden Beinchen! Geh, mein Püppchen, flink und frisch, decke drinnen hübsch den Tisch: Schüsselchen, Tellerchen, Messerchen, Gäbelchen, Serviettchen für mein Schnäbelchen; nun mach alles recht hurtig und fein, sonst sperr’ ich dich auch in den Stall hinein! Sie droht ihr kichernd; Gretel eilends ab.

Hi

hi!

zu dem sich schlafend stellenden Hänsel

Der Lümmel schläft ja, nun sieh mal an, wie doch die Jugend schlafen kann.

Na, schlaf nur brav, du gutes Schaf, bald schläfst du deinen ew’gen Schlaf!

Doch erst die Gretel muss mir dran, mit dir, mein Mädel, fang’ ich an: bist so niedlich, zart und rund, wie gemacht für Hexenmund!

Sie öffnet die Backofentüre und riecht hinein, wobei ihr Gesicht grell von dunkelrotem Feuerschein beleuchtet wird.

Der Teig ist gar, wir können voranmachen.

Hei, wie im Ofen die Scheite krachen!

Sie schiebt noch ein paar Scheite unter; die Flammen schlagen hoch hinaus und sinken wieder zusammen.

Die Hexe reibt sich vergnügt die Hände.

Ja, Gretelchen, wirst bald ein Brätelchen! Schau, schau! Schau, wie schlau!

Sollst gleich im Backofen hucken, und nach den Lebkuchen gucken!

Bist du dann drin, schwaps! geht die Tür, klaps!

Dann ist fein’ Gretelchen mein Brätelchen!

Das Brätlein, das soll sich verwandeln in Kuchen mit Zucker und Mandeln!

Im Zauberofen mein wirst du ein Lebkuchen fein!

Schau, schau, wie schlau! Hi hi, hi hi usw.

In wilder Freude ergreift sie einen Besen und setzt sich rittlings darauf. Hurr hopp hopp hopp, Galopp hopp hopp, mein Besengaul, hurr hopp nit faul!

Sie reitet ausgelassen auf dem Besen umher. So wie ich’s mag, am lichten Tag spring’ kreuz und quer um’s Häuschen her!

Sie reitet wiederum; Gretel steht währenddem lauschend am Fenster. Bei dunkler Nacht, wenn niemand wacht, zum Hexenschmaus am Schornstein raus! Aus fünf und sechs, so sagt die Hex’, mach sieb’n und acht, so ist’s vollbracht, und neun ist eins und zehn ist keins und viel ist nichts, die Hexe spricht’s! So reitet sie bis morgens früh!

Mit tollen Sprüngen reitet sie dem Hintergrunde zu und verschwindet zeitweilig hinter dem Knusperhäuschen. Wiederum sichtbar geworden, kommt die Hexe zum Vordergrund, wo sie plötzlich anhält und absteigt.

Prr! Besen, hüh!

Sie hinkt zum Stall zurück und kitzelt Hänsel mit einem Besenreis wach.

Auf! Wach auf, mein Jüngelchen, zeig mir dein Züngelchen!

Hänsel streckt die Zunge heraus.

Schlicker, schlecker!

Die Hexe schnalzt mit der Zunge. Lecker, lecker!

Kleines leckeres Schlingerchen, zeig mir dein Fingerchen!

Hänsel steckt ein Stöckchen heraus.

Jemine! O je!

Wie ein Stöckchen, o weh!

Bübchen, deine Fingerchen sind elende Dingerchen! ruft

Mädel! Gretel!

Gretel zeigt sich an der Tür.

Bring Rosinen und Mandeln her, Hänsel meint, es schmeckt nach mehr!

Gretel springt ins Haus und kehrt mit einem Körbchen voll Rosinen und Mandeln zurück.

GRETEL

Da sind die Mandeln!

Sie stellt sich, während die Hexe den Hänsel füttert, hinter sie und macht mit dem Wacholder die Entzauberungsgebärde. leise Hokuspokus Holderbusch!

Schwinde, Gliederstarre, husch!

Hänsel regt sich wieder.

HEXE sich rasch umwendend

Was sagtest du, mein Gänselchen?

GRETEL etwas verwirrt

Meint’ nur: Wohl bekomm’s, mein Hänselchen!

HEXE He?

GRETEL lauter

Wohl bekomm’s, mein Hänselchen!

HEXE

Hi hi hi! Mein gutes Tröpfchen, da steck dir was ins Kröpfchen!

Steckt Gretel eine Rosine in den Mund. Friss, Vogel, oder stirb!

Kuchenheil dir erwirb!

Sie öffnet die Backofentüre, die Glut hat scheinbar nachgelassen. Hänsel gibt Gretel währenddessen lebhafte Zeichen.

HÄNSEL leise die Stalltüre öffnend

Schwesterlein, hüt dich fein!

HEXE Gretel gierig betrachtend

Wie wässert mir das Mündchen nach diesem süssen Kindchen! Komm, Gretelchen, Zuckermädelchen!

Gretel tritt heran.

Sollst in den Backofen hucken und nach den Lebkuchen gucken.

Sorgfältig schaun, ja! ob sie schon braun da, oder ob’s zu früh ’s ist kleine Müh! Gretel zaudert.

HÄNSEL aus dem Stalle schleichend

Schwesterlein, hüt’ dich fein!

GRETEL sich ungeschickt stellend

Ei, wie fang’ ich’s an, dass ich komme dran?

HEXE

Musst dich nur eben ein bisschen heben!

Kopf vorgebeugt, ’s ist kinderleicht!

HÄNSEL Gretel am Kleide zurückhaltend

Schwesterlein, hüt’ dich fein!

GRETEL schüchtern

Bin gar so dumm, nimm mir’s nicht krumm!

Drum zeig mir eben: Wie soll ich mich denn heben?

HEXE

macht eine ungeduldige Bewegung Kopf vorgebeugt, ’s ist kinderleicht!

Sie schickt sich murrend an, in den Backofen zu kriechen; indem sie sich mit halbem Leibe vorbeugt, geben ihr Hänsel und Gretel einen derben Stoss, so dass sie vollends hineinfliegt, und schlagen dann rasch die Tür zu.

GRETEL, HÄNSEL ihr nachspottend

«Und bist du dann drin, schwaps! geht die Tür, klaps!»

Du bist dann statt Gretelchen ein Brätelchen!

Hänsel und Gretel fallen sich jubelnd in die Arme.

Knusperwalzer

Juch-hei! Nun ist die Hexe tot, mausetot, und aus die Not!

Juch-hei! Nun ist die Hexe still, mäuschenstill, Kuchen gibt’s die Füll’! Nun ist zu End’ der Graus, Hexengraus, und der Spuk ist aus! Sie fassen sich bei der Hand. Ja, lass uns fröhlich sein, tanzen im Feuerschein, halten im Knusperhaus herrlichsten Freudenschmaus. Hei! juch-hei, juch-hei! usw. Sie umfassen sich und walzen miteinander, erst im Vordergrund, dann allmählich in Richtung auf das Knusperhäuschen zu. Als sie beim Knusperhäuschen angekommen sind, reisst sich Hänsel von Gretel los, eilt ins Häuschen, indem er die Türe hinter sich zuschlägt, und wirft Gretel durch die obere Luke Äpfel, Birnen, Apfelsinen, vergoldete Nüsse und allerlei Zuckerzeug in die aufgehaltene Schürze. Mittlerweile fängt der Hexenofen gewaltig an zu knistern; die Flamme schlägt hoch empor.

Dann gibt’s einen starken Krach, und der Ofen stürzt donnernd zusammen. Hänsel und Gretel, die vor Schreck ihre Beute fallen lassen, eilen bestürzt herbei und stehen wie erstarrt da. Ihre Verwunderung steigt aufs Höchste, als sie die Kuchenkinder um sich herum gewahr werden, deren Kuchenhülle mittlerweile abgefallen ist.

Vierte Szene

KUCHENKINDER regungslos wie zuvor die Kuchenfiguren, mit geschlossenen Augen Erlöst, befreit, für alle Zeit!

GRETEL

Geschlossen sind ihre Äugelein; sie schlafen und singen doch so fein!

KUCHENKINDER

O rühre mich an, dass ich erwachen kann!

HÄNSEL verlegen

Rühr du sie doch an, ich trau’ mir’s nicht!

GRETEL

Ja, streicheln wir dies hübsche Gesicht! Sie streichelt das nächste Kind, dieses öffnet die Augen und lächelt.

KUCHENKINDER

O rühr auch mich an, auch mich rühr an, dass ich die Äuglein öffnen kann!

Gretel geht streichelnd zu den übrigen Kindern, die lächelnd die Augen öffnen, ohne sich zu rühren, inzwischen ergreift Hänsel den Wacholder.

HÄNSEL

Hokuspokus Holderbusch!

Schwinde, Gliederstarre, husch!

Die Kinder springen auf und stürzen von allen Seiten herbei.

KUCHENKINDER

Hei! Habt Dank, habt Dank eu’r Leben lang! Die Kinder schliessen sich zu einem Ringelreihen um Hänsel und Gretel. Die Hexerei ist nun vorbei, nun singen und springen wir froh und frei! Kommt, Kinderlein, zum Ringelreih’n! reicht alle euch die Händchen fein!

Drum singt und springt, drum tanzt und singt, denn Kuchenheil uns allen winkt, Drum singt und springt, drum tanzt und singt, dass laut der Jubelruf durchdringt den Wald, und rings erschallt von Lust der Wald! zurücktretend

Habt Dank! Habt Dank!

HÄNSEL

Die Englein haben’s im Traum gesagt in stiller Nacht...

Je vier Kuchenkinder umringen Hänsel und Gretel und verbeugen sich zierlich vor ihnen. …was nun so herrlich der Tag hat wahr gemacht.

KUCHENKINDER

Lob und Dank!

GRETEL, HÄNSEL

Ihr Englein, die uns so treu bewacht bei Tag und Nacht, euch sei Lob und Dank für all die Pracht, die hier uns lacht, die uns so wonnig lacht!

HÄNSEL

Ihr Englein, die uns so treulich bewacht bei Tag und Nacht, habt Lob und Dank, habt Lob und Dank für all die Pracht, die so wonnig uns lacht!

KUCHENKINDER

Habt Lob und Dank für all die Pracht die hier uns lacht!

Habt Dank eu’r Leben lang! usw. Alle drängen sich hinzu, um Hänsel und Gretel die Hände zu schütteln.

ALLE

Habt Lob und Dank usw.

DER VATER hinter der Szene

Ral-la-la-la, ral-la-la-la, wären doch uns’re Kinder da!

Ral-la-la-la, ral-la-la-la-la, Juch!

Na, da sind sie ja!

Der Vater erscheint mit der Mutter im Hintergrund und hält an, als er die Kinder erblickt.

HÄNSEL ihnen entgegeneilend

Vater! Mutter!

GRETEL ebenso

Vater! Mutter!

DIE MUTTER

Kinderchen!

DER VATER

Da sind ja die armen Sünderchen!

Frohe Umarmung.

Unterdessen haben zwei Knaben die Hexe als grossen Lebkuchen aus den Trümmern des Zauberofens gezogen.

Bei ihrem Anblick bricht alles in ein Jubelgeschrei aus.

Die Knaben stellen die Hexe in die Mitte der Bühne.

DER VATER

Kinder, schaut das Wunder an, wie die Hexe hexen kann, wie sie hart, knusperhart selber nun zum Kuchen ward!

ALLE ÜBRIGEN

Schaut, o schaut das Wunder an, wie die Hexe hexen kann, wie sie hart, knusperhart selber nun zum Kuchen ward!

Die beiden Knaben tragen die «Hexe» ins Knusperhäuschen.

DER VATER

Merkt des Himmels Strafgericht:

Böse Werke dauern nicht!

Wenn die Not aufs höchste steigt, Gott, der Herr, sich gnädig zu uns neigt!

Ja, wenn die Not aufs höchste steigt, Gott, der Herr, die Hand uns reicht!

ALLE

Wenn die Not aufs höchste steigt, Gott, der Herr, die Hand uns reicht!

Indem die Kinder einen lustigen Reigen um die Gruppe tanzen, fällt der Vorhang.

Impressum

Textnachweise:

Die Handlung sowie die Gespräche mit Thom Luz und Giedrė Šlekytė sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Weitere Quellen: Tagebuchnotizen und Briefe aus Hans-Josef Irmen: Hänsel und Gretel, Studien und Dokumente zu Engelbert Humperdincks Märchenoper, Mainz 1989. / Sigmund Freud, Das Unheimliche, Erstdruck in: Imago. Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften V (1919). / Walter Benjamin, Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Nikolai Lesskow; in: Gesammelte Schriften Bd. 5, Frankfurt a. M. 1980. / Novalis, Fragmente. Erste vollständige, geordnete Ausgabe, Dresden 1929.

Bildnachweise:

Herwig Prammer fotografierte die Klavierhauptprobe am 06. November 2025.

Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.

Programmbuch

Hänsel und Gretel Märchenspiel in drei Bildern von Engelbert Humperdinck Premiere: 16. November 2025, Spielzeit 2025 / 26

Herausgeber Opernhaus Zürich Intendant  Matthias Schulz Zusammenstellung, Redaktion  Roman Reeger Gestaltung  Carole Bolli

Anzeigenverkauf Opernhaus Zürich, Marketing Telefon 044 268 66 33, inserate@opernhaus.ch

Corporate Design  Herburg Weiland

Druck  Fineprint AG

Unsere Vorstellungen werden ermöglicht dank der Subvention des Kantons Zürich sowie der Beiträge der Kantone Luzern, Uri, Zug und Aargau im Rahmen der interkantonalen Kulturlastenvereinbarung und der Beiträge der Kantone Nidwalden, Obwalden, Schwyz und Schaffhausen.

Partner:innen

Produktionssponsor:innen

AMAG

Atto primo

Freunde der Oper Zürich

Kühne-Stiftung

Projektsponsor:innen

American Friends of the Zurich Opera House

Baugarten Stiftung

René und Susanne Braginsky-Stiftung

Freunde des Balletts Zürich

Ernst Göhner Stiftung

Hans Imholz-Stiftung

International Music and Art Foundation

Max Kohler Stiftung

Margarita Louis-Dreyfus

Ellen + Michael Ringier Stiftung

Elisabeth Schaller

Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung

Prof. Dr. Karin Stüber

Hans und Edith Sulzer-Oravecz-Stiftung

Swiss Life

Swiss Re

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Gönner:innen

Josef und Pirkko Ackermann

Alfons’ Blumenmarkt

Familie Thomas Bär

Bergos Privatbank

Maximilian Eisen, Baar

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Stiftung Melinda Esterházy de Galantha

Fitnessparks Migros Zürich

Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG

Egon-und-Ingrid-Hug-Stiftung

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KPMG AG

Die Mobiliar

Annina und George Müller-Bodmer

StockArt – Stiftung für Musik

Else von Sick Stiftung

Elisabeth Weber-Stiftung

Förder:innen

Art Mentor Foundation Lucerne

Bossi Stiftung

Theodor und Constantin Davidoff Stiftung

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Elisabeth K. Gates Foundation Stiftung LYRA

Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft

Luzius R. Sprüngli

Ernst von Siemens Musikstiftung

Madlen und Thomas von Stockar

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