Februar 2020 . 54

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10.02.2020–09.03.2020 | 54

Invisible

Heimliche Held*innen, Nicht-Orte und Tabus

Karin Meraner


Stein ist Ruhe und Kraft. La pietra è serenità ed energia.

Möltner Sandstein / Arenaria di Meltina Künstlerin / artista: Sandra Heidenwolf

www.suedtirol-stein.com Terlan/Terlano - +39 0471 205305


Ingredienti

03 – Ingredienti 04 – Drinnen und draußen 05 – Io vendo Lucky Mike

06 – Good News 08 – Punto di domanda 09 – Augeklaub 10 – Hauptsache Prevenzione al suicidio

Fo 15 – Auf der Straße 16 – Zahlen, bitte! Karin Meraner

Fo 18 – Snapshot 20 – Fotoreportage Fo 23 – Intervista Mo Asumang

Fo 26 – Biblio 27 – Questi giovani 28 – Speakers’ Corner 30 – Tu du’s! 31 – Schwarzweiß

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hkeit rgesslic e V s u a heraus. t . Ob aus uns r ht leich e ic m n ft im o llt icht gen. sagen fä n schaffen es n avon sin h sehen d e anke zu d b ie a L t s lic nf Buch ystem kann ein ich wirk lz, die fü ss ann es s k i inem e e b a in oder Sto ler Gesundheit allen rzem ein. D l u e K o g r ir ü t o r v eit, um d P h e r n d u r e n g u s Das Sü le w e Ge tu kt u f e r Pe r hier die ren stec Seit Jah er zebra.-Verkä treut. Er nutzt be ns eil einem r lassen. U rankenhaus top danken. haus, w n e u k K me h z n r a n le r im K Herze ch nicht als it li n Südtiro e k o Z ir v t w n h e ic alt ie r *inn ing t ja n Aufenth arin Meraner, d B e t r eue an verbr man um einen K M : ie n w . e t n b e nk Zugege nd wenn bar für Mensch erz able n Schm ig ist. U k e il n r stellt in e a e . d w d a r g n n b n a a la o de r ist m s – ze , u n t e b m a in en ins T e m e o vom d T he m , g ro ß in n e n t u herumk r w n O e lo e g C tun ngen. ieden haus, Einrich Hemmu n e e Kranken eld*innen, gem h h c c n s a n he H are Me h ja so m er die Lippen. Heimlic abe unscheinb tigen sic h c ü ke üb fl g r s e u ein Dan hing v h c c s o dieser A a n F h u licht. Z n ja doc Rampen ht kommt Ihne ic lle Und vie TREIFER DER ANS

Impressum

Ohne zebra.Ausweis geht nix Comprate il giornale di strada solo da venditrici e venditori muniti di apposito tesserino! zebra. ist eine Straßenzeitung und wird von der OEW – Organisation für Eine solidarische Welt in Brixen herausgegeben. Menschen, die es schwer im Leben haben, verkaufen sie zum Preis von drei Euro: 1,50 Euro bleibt ihnen, 1,50 Euro geht in die Produktion. Se notate delle irregolarità non esitate a contattarci al numero 334 1216413. 2020 | 54 3


Drinnen und draußen

news … è un giornale di strada Nel mondo esistono moltissimi giornali di strada, che si rifanno allo stesso principio e che danno l’opportunità alle persone ai margini della società di avere una degna occupazione e un piccolo guadagno. zebra. fa parte della rete internazionale del giornale di strada INSP (www.insp.ngo). … wird von Freiwilligen gemacht Die Inhalte von zebra. stammen zum Großteil von motivierten Freiwilligen. Monat für Monat bestücken sie die Zeitung mit Texten, Gedichten, Fotos und Illustrationen und orientieren sich inhaltlich an sozialen und gesellschaftskritischen Themen. … non è un lavoro fisso La vendita del giornale di strada non sostituisce un lavoro fisso e sicuro, ma permette di provare ad uscire da situazioni molto difficili. ll*la venditore*trice acquista il giornale a 1,50 euro e lo rivende, a sua volta, a 3 euro. … bleibt in Kontakt Das OEW-Team steht in ständigem Kontakt mit allen Verkäufer*innen, Verkaufsstellen, Behörden und Gemeinden. Für Fragen, Anregungen oder bei Unregelmäßigkeiten sind sie zur Stelle und unter der Nummer 334 1216413 erreichbar. … va oltre Che si tratti di una casa, del lavoro, della salute o di informazioni, per i venditori e le venditrici di zebra. la vita quotidiana rappresenta una sfida continua. zebra.Support offre loro un rapido aiuto in situazioni di emergenza e li segue passo passo nella ricerca di un lavoro sicuro.

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Grazie

A

fine gennaio ho subito un intervento chirurgico alla schiena e sono stato ricoverato per una settimana presso il reparto di Neurochirurgia dell’Ospedale di Bolzano. Vorrei ringraziare il personale dell’Ospedale, che mi ha curato e aiutato a guarire dopo anni di dolori. Un grazie in particolare alla squadra del dott. Paolo Rizzo, per la grande professionalità, precisione e gentilezza. Petru Lefter, venditore di zebra.

www.oew.org/zebra

zebra.Support setzt auf schnelle unkomplizierte Hilfe und die berufliche Weiterbildung von Verkäufer*innen. zebra.Support sostiene i*le venditori*trici con soluzioni semplici e veloci, offrendo anche opportunità di formazione.

Raiffeisenkasse Eisacktal | Valle Isarco IBAN: IT 68 S083 0758 2210 0030 0004 707 Südtiroler Sparkasse Brixen | Bressanone IBAN: IT 93 H060 4558 2200 0000 5004 219 Überweisungsgrund | causale: „zebra.Support“

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Io vendo 6 PLUS 1 VON 60 VERKÄUFER*INNEN

Isaac Aja

Emmanuel Emeribe

Geoffrey Onudu

„Als Kind habe ich auf dem Bau gearbeitet“

Emmanuel Oboh

Lucky Aretuemhen

Dieser Platz in, se könnte frei äufer rk e V in e weil nden hat. Arbeit gefu Suchen Sie ? e rb A eitskräft413 16 12 4 Tel. 33

Name: Lucky Mike Alter: 25 Mein Herkunftsland: Nigeria, Delta State Ich verkaufe: im Zentrum von Sterzing

Ich lebe seit zwei Jahren in Sterzing. Jeden Morgen und mittags bin ich als Schülerlotse in der Nähe der Grundschule im Einsatz. Am Vormittag verkaufe ich im Stadtzentrum die Straßenzeitung. Dadurch habe ich viele Leute kennengelernt und ich scherze gerne mit den Schulkindern. Ich selber konnte leider nie zur Schule gehen. Meine Eltern sind gestorben als ich noch sehr klein war und ich bin bei der Schwester meiner Mutter aufgewachsen.

Weil sie sehr arm war, musste ich schon als Kind arbeiten gehen. Ich habe auf dem Bau Ziegelsteine geschleppt und den Maurern geholfen. Meine Kindheit war nicht schön. Später habe ich als Maler gearbeitet, in Südtirol auch als Küchenhilfe. Als die Konflikte in meiner Heimat schlimmer wurden, floh ich nach Libyen, dann nach Italien. Bald muss ich aus der Flüchtlingsunterkunft ausziehen und bin daher auf der Suche nach einem festen Job und einer Wohnung. Ich würde gerne in Sterzing bleiben, ich mag die Ruhe und ich fühle mich hier sehr sicher. Das ist mir wichtig.

Das Gefühl von Sicherheit ist unendlich wertvoll. LUCKY MIKE

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NO ALLA DEFORESTAZIONE

DIMINUISCONO GLI OMICIDI

In quasi tutto il mondo il tasso di omicidi è calato negli ultimi decenni. Dal 1990 al 2015, il numero di vittime di omicidi in America del Nord e in Europa è calato del 46 percento. Nello stesso periodo, in tutto il mondo il calo è stato del 20 percento. Gli Stati Uniti stanno vivendo uno dei momenti con meno violenza della loro storia.

Il Perù è il secondo Paese latinoamericano dopo la Colombia a vietare la produzione di olio di palma che causa deforestazione. Dopo due anni di negoziati, Organizzazioni non governative, l’Associazione peruviana di produttori di olio di palma e il governo peruviano hanno annunciato di voler raggiungere quest’obiettivo entro la fine del 2021.

BUCKELWALE

Durch strikte Schutzmaßnahmen konnte die Anzahl an Buckelwalen weltweit fast wieder auf den gleichen Wert wie vor fast 200 Jahren gebracht werden. Durch die intensive Bejagung lebten 1955 im südlichen Atlantik nur mehr 450 Exemplare des Meeresgiganten. Heute leben dort wieder rund 25.000 Buckelwale.

FINALMENTE RICONOSCIUTI

Il Giappone ha riconosciuto il popolo degli Ainu, originario della regione di Hokkaido, come popolo indigeno. Dopo decenni di assimilazione la nuova legge vuole promuovere la cultura degli Ainu e rafforzare la loro economia.

RECHT AUF STREIK

Ab Jänner 2021 wird in Vietnam ein neues Arbeitsgesetz in Kraft treten. Dies geschieht aufgrund des Freihandelsabkommens, das der südostasiatische Staat mit der EU unterschrieben hat. Die Bildung von unabhängigen Gewerkschaften, Streiks und Kollektivverträge werden somit erstmals ermöglicht.

IN BICI E BUS

Copenhagen, Oslo e Vienna insegnano che il traffico cittadino può rinunciare a tante auto. Nel 2017, nella capitale danese il 41 percento dei percorsi lavorativi e il 29 percento di tutti i percorsi sono stati effettuati in bici. Nella capitale norvegese gli abitanti usano più i mezzi pubblici che i mezzi privati e con le bici a noleggio cittadine sono stati percorsi più di tre milioni di tragitti in un anno. Nella capitale austriaca, invece, la riduzione del prezzo dell’abbonamento annuale ai trasporti pubblici ne ha raddoppiato la vendita. Tutto ciò ha portato a più spazio per i pedoni e maggiore attrattività ai centri delle città.

Es ist alles eine Frage der Sichtweise Bei den Landkarten sind wir die Mercator-Karte gewohnt: Europa befindet sich oben in der Mitte, rundherum der Rest der Welt. zebra. entscheidet sich für die ungewohnte Peters-Karte, da bei ihr die Flächen stimmen, und stellt sie noch dazu auf den Kopf. Denn: Im Kopfstand ändert sich unsere Sichtweise auf die Welt.

Hat schöne Erinnerungen an den South Luangwa National Park. NILS BERTOL 6

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GoodNews SÜDTIROLS ERSTE SCHULGENOSSENSCHAFT

Seit 19. November gibt es die erste Schulgenossenschaft Südtirols. Sie wurde von 22 Schüler*innen der Fachanstalt für Hauswirtschaft und Ernährung gegründet und nennt sich „hondgmocht – hausgmocht“. Die Drittklässler der Tisner Schule möchten mit selbst hergestellten Wachstüchern aus Baumwollresten und Bienenwachs, genähten, upgecycelten Einkaufstaschen und Catering-Angeboten mit saisonalen, regionalen und möglichst biologischen Produkten einen konkreten Beitrag zum Schutz der Umwelt und Stärkung der regionalen Kreisläufe leisten.

SCHUTZ DER WILDNIS

Nur ein Drittel der längsten Flüsse weltweit können noch ungestört fließen. Einer der längsten Flüsse im südlichen Afrika darf das weiterhin. Die Regierung Zambias hat sich gegen ein riesiges Staudammprojekt am Luangwa ausgesprochen. An diesem Fluss befinden sich zwei der beeindruckendsten Nationalparks des Landes. Außerdem hat dieselbe Regierung erklärt, dass kein Bergbau am unteren Zambesi genehmigt wird. Dadurch wird der dort liegende Nationalpark und seine fast unberührte Wildnis bewahrt.

CHI INQUINA RISPONDE

La Commissione filippina dei diritti umani ha deciso che le aziende del settore fossile potranno essere chiamate a rispondere di fronte a un giudice della violazione dei diritti dei cittadini causati dal cambiamento climatico. Le aziende potrebbero pagare risarcimenti economici per i danni causati e rischiano anche condanne penali. Dovranno, inoltre, effettuare investimenti nell’energia pulita.

Solidarische Grenzgemeinden Am Internationalen Tag der Migrant*innen haben sieben europäische Gemeinden, die sich an heißen Punkten der Migrationsrouten befinden, ein „Grenzgemeinden und -inseln Netzwerk“ ins Leben gerufen. Agios Athanasios (Zypern), Grande-Synthe (Frankreich), Lampedusa und Linosa (Italien), Marsa (Malta), Pesaro (Italien), Siklósnagyfalu (Ungarn) und Strass in der Steiermark wollen in Zukunft für eine solidarische Migrationspolitik zusammenarbeiten. Der Zweck des Netzwerks ist es, die Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung der Gemeinden zu fördern und ihre Stimme von den Grenzen in die EU-Hauptstädte

und Mitgliedsstaaten zu bringen. Gemeinsam sollen unter Beachtung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung verbesserte Aufnahmebedingungen für Migrant*innen und geteilte Verantwortung der EU-Mitgliedsstaaten erreicht werden.

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Punto di domanda

Wann hast du dich unsichtbar und missverstanden gefühlt? Dieses Mal in Oberbozen: Jan Unterhofer hat im vergangenen Jahr die Oberschule abgeschlossen und sammelt derzeit verschiedene Praktikumserfahrungen. Er sagt: „Nur durch ehrliche Kommunikation werden Missverständnisse vermieden.“ In seinem Heimatdorf hat er sich dazu umgehört.

Doris Gatterer Bei meiner Arbeit als Hausärztin werde ich manchmal missverstanden und fühle mich von Patient*innen hintergangen, die glauben, alles besser zu wissen.

Ugo und Valeria Demetz Missverständnisse passieren im Alltag oft, meistens aufgrund fehlender Kommunikation oder schlechter Erklärungen.

Sasha Vella I am doing my Erasmus here and I feel that there is a big language barrier if you don’t speak German or Italian.

Claudia Lanzidei Stavo studiando in Danimarca, dove ogni documento era in lingua danese, e non c’era nessuno che mi poteva aiutare. Mi sentivo trattata diversamente perché non conoscevo la loro lingua.

Hannes Burger Das passiert schon öfter und vor allem dann, wenn man gesehen werden will.

Akash Kambampati I worked in a BnB and I always had to look after things that weren’t my task area. If I once forgot I got yelled at by my boss.

Florian Schmidt Das Organisieren eines Hüttenlagers für die Jungschar bereitet extrem viel bürokratischen Aufwand, der kaum gesehen wird. Dabei sollte ehrenamtliche Arbeit auch Spaß machen.

Marius Oberrauch Einmal hat ein Busfahrer nicht angehalten, obwohl er mich genau gesehen hat.

Als Jugendlicher lässt man sich oft von Erwachsenen einschüchtern, obwohl die eigene Meinung genau gleich viel zählt. JAN UNTERHOFER 8

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Augeklaub

Spuren der Klimakrise: Das Eis verschwindet.

Glatt zu heiß für Eis Sein Vorhandensein war lange selbstverständlich. Nun hat es sich vielerorts in Luft aufgelöst. Dadurch rückt es uns mehr ins Bewusstsein, als uns lieb ist. Ewiges Eis? Nicht mehr! Tiefster Winter, alles eisfrei. Auch wenn es daran Positives gibt - da Rutschgefahr und Frost uns klar herausfordern - drückt es die Stimmung auch bei klarem Wetter: Die 0°C-Grenze lag in Südtirol in letzter Zeit öfters auf über 3.000 Metern Meereshöhe. Der Klimawandel wird fühlbar, und das bedeutet nichts Gutes. Die Gletscherflächen der Alpen gehen jährlich im Schnitt um 2 Quadratkilometer zurück. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs: im Inneren der Berge verschwindet der Permafrost, der als Kitt zwischen Fels und Gestein fungiert. 2017 ließ sich in Bondo beobachten, was die Folgen davon sind, als sich in jenem August am Piz Cengalo ein massiver Felssturz ereignete. Das poröse Gestein ist aber noch nicht alles. Der Boden unter einigen Schutzhütten

der Schweiz, Norditalien und Frankreich ist bereits so instabil, dass sie im Sommer beziehen ihr Trinkwasser aus den Alpen. gesperrt bleiben müssen. Wege erodieren Heute schon versiegen Quellen und Fischebenso. bestände schrumpfen. In Bayern und der Laut der Öko-Klimatologin Anette MenSchweiz zeigen sich bereits Merkmale einer zel ist die durchschnittliche Temperatur einsetzenden Wüstenbildung. im Alpenraum schon um zwei Grad angeFalschmeldungen versuchen das ungestiegen. Die Winter machen’s nicht mehr wett: Jeder Gletscher schrumpft im Durchübte Auge zu blenden. Dieses sieht nur einen Bruchteil. Die Veränderungen, die schnitt um einen Meter im Jahr, und das wir heute sehen, haben ihre Ursache in selbst dann, wenn im Winter fünf Meter den Klimaveränderungen dichtester Neuschnee daDie Alpengletscher der 90er-Jahre. Weltweit rauf liegen. Wenn die Klimaerwärmung wie sind Europas größtes sind die Resultate eindeutig: Das Eis schmilzt nicht nur, es bisher voranschreiSüßwasserreservoir. schmilzt immer schneller in imtet, wird bis 2085 die Schließung von 80 Prozent der über 600 mer kürzerer Zeit. In den Polargebieten vorhandenen Skigebiete in den Alpen progeht es besonders rapide: Diese erwärmen sich zwei- bis dreimal so schnell wie der gnostiziert. Das ist aber noch das kleinste Rest der Welt. Durch ihre Schmelze allein Problem. Gletscher und Eisflächen sind mit steigt neben dem Meeresspiegel das Risiko einem Anteil von 70 Prozent die größten für Überschwemmungen und WetterkaSüßwasserspeicher der Erde. Ein Drittel der Weltbevölkerung ist von diesem Wasser priolen auf der ganzen Welt. Zu retten ist abhängig. Die Alpengletscher sind Euroscheinbar nichts mehr. Das Ende für das Ewige Eis steht uns bevor. Außer vielleicht: pas größtes Süßwasserreservoir. Mehrere Wir handeln. Jetzt! Großstädte in Süddeutschland, Österreich,

Unsere Ignoranz sollte endgültig eingefroren werden. NADIA SORG 2020 | 54 9


Dort gibt es diesen Artikel auf Deutsch:

Guardare l’invisibile

www.oew.org/sichtbarmachen

Dal 2004 al 2018 sono stati 731 i suicidi registrati in Alto Adige. Una cifra preoccupante che, se da un lato negli ultimi anni sembra essere fortunatamente in calo, dall’altro ci pone davanti ad un fenomeno che non può più essere ignorato, né considerato un tabù.

“Nella malattia psichica io stesso divento la malattia”, racconta Richard Santifaller, 58 anni, di Bressanone. In passato l’uomo ha sofferto di depressione e bipolarismo, disturbi che lo hanno trascinato in un tunnel buio da cui, per qualche tempo, ha pensato non sarebbe mai potuto uscire. Fino ai 25 anni la sua sembrava una vita tutto sommato normale, malgrado una costante sensazione di inferiorità nei confronti degli altri e l’incapacità di mantenere la concentrazione. Per molto tempo ha taciuto il suo malessere. “Fino a quando non si ammette a sé stessi di stare male e di aver bisogno di aiuto, la cosa non emerge”, sottolinea l’uomo che ha ignorato il problema fino a che la sofferenza si è fatta insopportabile. Quando la malattia emerge “le persone vicine non riescono a comunicare con chi soffre, che a sua volta non riesce a trovare una via d’uscita da sé stesso” racconta Richard, che descrive una situazione in cui

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Hauptsache

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Dal 2004 al 2018 si sono verificati 731 suicidi in Alto Adige, di cui 558 uomini e 173 donne.

a rinchiudersi in “Nel 2008 il progetto europeo e i finansé stessa, creando ziamenti sono venuti meno”, racconta il una sorta di muro dottor Pycha e aggiunge che “le attività attorno a sé che di prevenzione al suicidio sono dimiperò può essere nuite fino a quando, nel 2017, è nata la scavalcato e abRete di prevenzione del suicidio, com558 battuto. Il dottor posta da numerosi attori – dalla sanità Nel 2016 il tasso Pycha racconta alle organizzazioni del terzo settore, dai di suicidi è stato come, negli ultimi consultori telefonici alle intendenze sco173 di 10,8 ogni 100.000 abitanti, dieci anni, in Alto lastiche”. Ad oggi la Rete organizza corsi secondo posto in Italia dietro la Valle d’Aosta. Adige si sia assidi “pronto soccorso per l’anima” volti a stito non solo ad diffondere le regole basilari per protegFonte: Astat, Istat un calo dei sucidi, gere chi si trova in uno stato di forte crisi ma anche ad un e a rischio suicidio, promuovendo anche “è impossibile incontrarsi”. L’isolamento graduale aumento dell’interesse nei conl’auto protezione. La Rete mira a una rappresenta molto spesso la normalità fronti della malattia mentale e della prelegge provinciale per la prevenzione del per chi soffre di disturbi psichici e, anche venzione del disagio psichico, così come suicidio e a ottenere costanza e continuiper questo, è difficile parlarne e ammetdella marginalità che ne deriva. “La protà nell’informazione e nella sensibilizzatere di esserne colpiti. “Quando si soffre vincia ha sovvenzionato dal 2004 al 2008 zione grazie a fondi dedicati e a personadi depressione si entra in una spirale che l’iniziativa “Alleanza europea contro la le qualificato. diventa sempre più avvolgente, in cui si depressione” per sensibilizzare la cittadiTuttavia, una decisione così definitiva perde il controllo dei propri sentimenti e nanza rispetto a questo disturbo e riuscire come quella di togliersi la vita, non trova dei pensieri”, afferma l’uomo, che sottolia curarlo in maniera efficace” sottolinea la sua causa solo in disturbi di tipo psinea la distanza incolmabile che si crea tra lo psichiatra, che aggiunge “combattere cologico o nelle dipendenze, ma anche in chi soffre e il resto del mondo. “Da un lato questi due fattori, depressioc’era la depressione, volevo scomparire e ne e alcolismo, può aiutare a ogni contatto mi causava dolore” e allo ridurre di molto il tasso dei La prevenzione del suicidio & i media – stesso tempo, l’uomo si trovava a vivere suicidi”. Nel 2007, a seguito Alcune linee guida dell’OMS “momenti di massima euforia in cui mi di queste misure, il tasso dei sentivo catapultato in cielo direttamente suicidi in Alto Adige era ca1. Trasferire al pubblico corrette informazioni dall’inferno”. Richard ha tentato il suicilato significativamente. In sul tema del suicidio. dio, poiché in quel momento quella semquegli anni, inoltre, l’allora 2. Evitare un linguaggio sensazionalistico brava l’unica opzione per porre fine alla vescovo Wilhelm Egger ino normalizzante. sua sofferenza. vitò i parroci di tutta la pro3. Evitare la descrizione esplicita del metodo di suicidio o tentato suicidio. vincia a recitare un’omelia Crisi e prevenzione su crisi e depressione alme4. Evitare le descrizioni particolareggiate sul luogo dove è avvenuto. “Dal punto di vista medico la depressiono una volta l’anno, con il 5. Prestare attenzione all’utilizzo delle parole ne è senza dubbio la maggiore causa di supporto de “La pastorale nel titolo: l’uso della parola “suicidio” suicidio, seguita dall’alcolismo”, afferma per una situazione di crisi” nel titolo dovrebbe essere evitato. il primario del reparto di Psichiatria di da usare durante la messa e 6. Prestare attenzione all’utilizzo di fotografie Bressanone, Roger Pycha. Questi dati nel caso di bisogno. Un ale/o riprese video. Se riferiti alla scena derivano da un’“autopsia psicologica” tro ambiente in cui è stato di un suicidio, non dovrebbero essere proposti dai media. che ha voluto indagare il passato clinico necessario agire, racconta e psicologico delle persone che avevano Pycha, è stato quello sco7. Prestare attenzione per le persone in lutto a causa del suicidio di un parente completato il suicidio in Alto Adige. La lastico. Pubblicato solo in o un conoscente. depressione, che secondo le previsioni lingua tedesca il libro “Alti 8. Fornire informazioni su centri dell’OMS entro il 2030 sarà il disturbo e bassi, la crisi come materia di prevenzione e aiuto. più diffuso nel mondo, è caratterizzata scolastica”, nasce nello stesda tono dell’umore depresso, perdita di so periodo per supportare Fonte: Organizzazione Mondiale della Sanità energia fisica e mentale e di interesse per gli insegnanti nella gestione le proprie passioni. La persona comincia di situazioni complesse.

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Alto Adige in cifre – suicidi momenti di crisi che derivano Fonte: Astat 63 da situazioni complicate e 60 da momenti decisivi nella 55 53 vita di chiunque. “Stai bene? 52 52 52 51 Tutto ok?”: queste sono le 47 46 45 42 domande, semplici e dirette, 42 38 che si trovano sull’opuscolo della “Rete di prevenzione 32 del suicidio”. Guido Osthoff lavora alla Caritas di Bolzano ed è uno dei membri della Rete: un’unione di competenze ed esperienze sparse sul territorio che si pone come alternativa 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 concreta all’inferno descritto da Richard Santifaller. “La Rete di prevenzione telefonico o l’aiuto di specialisti, il tutto cenno al tema. “Oggi sui giornali il tema propone attività di sensibilizzazione ed coordinato da vari enti che collaborano non viene quasi mai trattato direttameneducazione per aiutare le persone a non per lo stesso obiettivo. Ovviamente l’apte” afferma Koler, che sottolinea come voltarsi dall’altra parte quando, nel conproccio telefonico è solo un primo passo, “c’è una discussione tutt’ora sull’approctesto familiare e amicale, qualcuno si ma può fare la differenza nei momenti più cio nei media, da un lato c’è il rischio di trova in crisi” afferma Osthoff, che sotdifficili e di sconforto. emulazione, ma dall’altra c’è la necessità tolinea l’importanza di “fornire gli strudi superare questo tabù in maniera acmenti per affrontare il discorso e offrire Parliamone, ma come? corta e fornendo tutte le informazioni la possibilità ad una persona di aprirsi”. Peter Koler, psicologo e direttore del Foper aiutare chi vive una condizione di Molti sono i servizi gestiti dalla Rete, rum Prevenzione, a sua volta parte della forte crisi”. come ad esempio il servizio di ascolto “Rete di prevenzione del suicidio”, racUno degli avvenimenti che più scosse l’oconta di quanto sia difficile parlare di pinione pubblica locale fu l’improvviso questa tematica e di come, molto spesso, suicidio di Alexander Langer nel 1995 di nei media tutto ciò che riguarda lo stato fronte al quale fu impossibile tacere, tutdi crisi e l’eventuale suicidio venga taciutavia ci vollero anni affinché in Alto Adito. Questo fatto, in Alto Adige, è dovuto ge il suicidio e soprattutto la prevenzione alla serie di suicidi avvenuti cominciassero a diventare Un tabù da negli anni ’90 e riportati su nuovamente un tema. Di tutti i media nei minimi questo argomento è necessasuperare dettagli con un taglio rio parlare, ma facendo leva su quasi spettacolare. Quegli articoli sortiun effetto opposto a quello “Werther”, rono un effetto indesiderato e spinsero ovvero l’“effetto Papageno” che si fonda molti giovani ad uccidersi con lo stesso su storie di realizzazione raccontate in metodo, “addirittura ascoltando le stesprima persona da chi ha attraversato un se canzoni”, sottolinea Koler. Di fronte a momento buio, ma è riuscito a superarlo questo fenomeno, si stipulò un accordo e a rifarsi una vita. con i media e si decise di non parlare più Per quanto sia un argomento tabù, il suidel suicidio, così da evitare il rischio di cidio in realtà è molto discusso anche su emulazione. Questo “effetto Werther”, internet e nei social media in generale che, ispirato dalla serie di suicidi che seguì come spesso accade, divengono un’arma a alla pubblicazione de “Il dolori del giovadoppio taglio. Koler, inoltre, afferma che ne Werther” di Goethe, ha fatto sì che per “il suicidio è un tema chiave, ad esempio molti anni non si facesse minimamente nel mondo musicale” e ribadisce come

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Hauptsache

“soprattutto nell’adolescenza la vita e la morte sono temi centrali, ci si chiede ad esempio “Come mai sono qui? Che cosa succederebbe se non ci fossi più?” e tutto questo è piuttosto normale”. Parlare di questo tema è necessario, ma da una prospettiva di prevenzione non solo del suicidio, ma anche della depressione, dell’alcolismo e della marginalità affinché si possano fornire le informazioni corrette e offrire prospettive, senza lasciar spazio ai rischi della spettacolarizzazione.

Un compito per l’intera comunità

Le statistiche parlano chiaro: “Gli uomini che si suicidano sono quattro volte più delle donne” afferma Roger Pycha. “Da un lato abbiamo persone anziane che decidono di togliersi la vita e lo fanno in silenzio, senza alcun preavviso”, mentre “l’altro gruppo è quello delle ragazze

giovani che se ne andrebbero senza volerLa prevenzione al suicidio è un compito sene andare, sopravvivono e ottengono che non chiama in causa solo il sistema l’attenzione che prima non c’era e che è sanitario o il servizio psicologico, ma ha socialmente utile” sottolinea lo psichiaa che fare con l’intera comunità e con il tra. Le richieste d’aiuto e di attenzione modo in cui ci si rapporta a queste temavanno ascoltate e accolte e, soprattutto, tiche e a chi soffre. Il modo migliore di richiedono un cambiamento strutturafare prevenzione secondo lo psicologo le nel clima famigliare, arrivando Koler “è offrire una relazione sefino al clima scolastico e lavoraQuali sono ria e chiara, usare le parole che tivo. Certe azioni non vanno puoi, oppure anche solo passegle parole sottovalutate e, soprattutto, giare in silenzio”. La forza della pregiuste? dimostrano quanto sia imvenzione sta soprattutto nella capaportante avere una forte rete di relazioni cità di costruire un ponte con chi, nella su cui poter contare. Il primario sottolicrisi, non si sente compreso e capito. Ma nea come la miglior protezione, in questi come si fa ad approcciare una persona casi, sia rappresentata dalla “connessione che soffre? Quali sono le parole giuste da con il futuro, cioè avere progetti e prodire? “Il primo passo è chiedere ad una grammi, sentire che la propria vita ha persona come sta” afferma Roger Pycha, un significato” e in secondo luogo dalla “ciò che vorremmo ottenere è un cam“connessione sociale, che si basa su buone biamento di atteggiamento nei confronti relazioni con i figli, con i genitori, con il di chi pare sofferente dal punto di vista partner e con gli amici”. psichico”. Una delle cose più complicate Bisogna guardare meglio.

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Tasso dei suicidi dei Paesi UE, 2015

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Fonte: Eurostat

(suicidi ogni 100.000 abitanti) 21

19 19

17 17

16

14 14 14 14

13 13 13 13

12 12 12 11 11 10 10 10

9 9 8 8

UE = 11 7

6

5

4

2

Lituania Slovenia Lettonia Ungheria Belgio Croazia Estonia Francia Austria Polonia Lussemburgo Repubblica Ceca Finlandia Islanda Svizzera Norvegia Germania Svezia Olanda Romania Danimarca Irlanda Portogallo Bulgaria Slovacchia Spagna Malta Regno Unito Italia Grecia Cipro Liechtenstein

è senza dubbio chiedere ad una persona se ha mai considerato di togliersi la vita, come sottolinea Osthoff “ci vuole coraggio per porre questa domanda, perché la paura sta nel pensare a cosa fare se la persona risponde di sì”. A rifletterci bene sono molti i casi in cui, nella vita di tutti i giorni, si preferisce voltarsi dall’altra parte anche e forse soprattutto per proteggere sé stessi. Provare a rendere visibile l’invisibile dovrebbe essere un compito dell’intera comunità: interessarsi all’altro, prestare ascolto, prendersi del tempo e magari mettere una mano sulla spalla di chi soffre quando serve. Questi sono gesti che possono fare la differenza, soprattutto in una società come quella attuale dove lo stress, l’ansia da prestazione e la precarietà costante rendono le relazioni più numerose, ma spesso più fragili. Una comunità pronta ad accogliere la vulnerabilità e la fragilità dell’altro, è una comunità che può prevenire il suicidio e che può rendere visibili le problematiche che, se ignorate, possono diventare rischiose.

Un’altra vita

Arrivare a considerare la propria morte come opzione plausibile, significa aver perso di vista tutte le alternative. Fare prevenzione, dare ascolto e soprattutto togliere lo stigma dalla malattia mentale e dal disagio psichico sono i primi passi

Se sei in difficoltà e vuoi parlare con qualcuno o sei preoccupato*a per un*a amico*a, puoi ottenere supporto qui: In caso di emergenza

! Numero di emergenza 112 ! Pronto soccorso di un ospedale ! Medico di base

Consulenza telefonica e online anonima

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per rendere visibile chi soffre e la sua possibilità concreta di avere nuove prospettive di vita. Richard Santifaller, oggi uscito dalla depressione, è convinto che “è importante sapere che la malattia esiste, che non si è colpevoli quando se ne soffre e, soprattutto, che esistono degli aiuti per stare meglio”. Ad oggi, guardando indietro, l’uomo si rende conto di quanto “la depressione è stata una scuola dura per imparare a concentrarsi sul qui e ora”, ma anche di come sia stata proprio la consapevolezza del presente a salvarlo. Per l’uomo esistono due stanze: “la stanza del passato, dove si rischia di rimanere imprigionati, e quella del futuro, in cui è possibile andare avanti e continuare a scrivere la propria storia”. In cinese “crisi” è composto dalle parole “pericolo” e “possibilità” e Richard Santifaller lo sa bene. “Il pericolo è che la persona arrivi a togliersi la vita” afferma l’uomo, “la possibilità però sta nel riuscire ad imparare qualcosa del mondo e di se stessi” per riuscire così a darsi un’altra opportunità.

Se a volte non ci accorgiamo subito di una cosa, non vuol dire che non ci sia. ASIA RUBBO . ALESSIO GIORDANO 14

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Auf der Straße

Ricomincio da qui Andrea Amadori guarda al futuro.

Sono nato a Cesena e mi sono trasferito a Bolzano cinque anni fa. Dopo la fine del mio matrimonio ho vissuto a lungo in strada. Ho viaggiato tanto nella mia vita, sia da bambino con i miei genitori, sia da adulto. L’ultima tappa del mio percorso è l’Alto Adige, dove ho intenzione di restare a vivere. Sono stato sposato. Mia moglie e io abbiamo vissuto molto tempo in Italia. Nove anni fa ho venduto tutto e siamo andati a vivere in Marocco, suo paese di origine. Fino allora andava tutto bene, guadagnavamo bene. Del Marocco mi sono sempre piaciute le città, erano molto internazionali e ne ho visitate diverse: Casablanca, la capitale Rabat, Tangeri. In campagna, dove vivevamo, però non mi sono mai trovato bene. Mia moglie e io abbiamo avuto dei problemi e ci siamo poi separati. Era il 2011. Sono ritornato in Italia, dove non avevo più nulla. Per qualche tempo mi ha ospitato una zia ma non sono potuto restare a lungo da lei. Gli altri parenti avevano già i loro

problemi e non me la sono sentita di chiemiei genitori. Ci ero stato anche durante il dere aiuto. Allora mi sono ritrovato fuori, mio “giro d’Italia”. Conoscevo alcuni sersulla strada. I primi due anni li ho vissuti vizi per persone senza dimora ed è lì che a Rimini. Momenti difficili ne ho pasmi sono recato. Oggi lavoro “Chi vive in un centro di abilitazione sati tanti. La polizia puntualmente sgomberava la stazione in cui dorin strada è al lavoro, vivo in un apparmivo insieme ad altre persone. tamentino in centro che divido invisibile.” Proprio al bar della stazione con altre quattro persone. una volta è stato commesso un furto. Il Chi vive in strada è invisibile agli occhi di proprietario ha incolpato noi che dortante persone “normali”, ma è importante andare avanti, senza farsi contagiare dalla mivamo lì fuori. È arrivata la polizia che loro energia. Io ho conosciuto tante perquasi subito ha scoperto il colpevole. Non era stato nessuno di noi. Il proprietario sone buone. Perciò bisogna cercare di midel bar, che non aveva esitato ad additarci gliorare giorno per giorno. Non è facile, dall’inizio, è sbiancato e in gesto di scuse vivere in strada non lo è affatto. Quest’eci ha portato dei vassoi pieni di paste. sperienza molto dura mi ha però insegnaHo poi deciso di intraprendere un viagto a capire la gente, a essere più empatico e a guardare le persone in profondità. Il mio gio in giro per l’Italia con una mia amica. futuro lo vedo qui. Mi piacerebbe vivere Abbiamo girato tutto il nord e il centro in a Sarentino. Ho cinquantaquattro anni e cerca di lavoro. In seguito le nostre strade finalmente ho trovato la mia dimensione. si sono separate. Ero ad Ancona, dove ho Ho diverse amiche e amici, però a volte incontrato un francese. Anche lui viveva cerco la solitudine. Penso sia necessario per strada e abbiamo deciso insieme di vestare bene con se stessi per poter star bene nire a Bolzano. Conoscevo la città perché anche con gli altri. tempo prima avevo vissuto in zona con i

Il mio futuro è in Alto Adige. ANDREA AMADORI

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Wie oft wurden Sie als Clown zur Verabschiedung eines Verstorbenen eingeladen?

#

1 Der Nase nach

Clownin Maria Luise (Karin Meraner) und Dr. Lorenz Larcher

Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie viel Humor haben Ärzt*innen?

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8

#

Was dem Arzt das Stethoskop, ist dem Clown die rote Nase. Karin Meraner verwandelt sich seit 18 Jahren in Maria-Luise, die Clown-Doktorin. Mit den Kolleg*innen des Vereins Comedicus besucht sie sämtliche Krankenhäuser unseres Landes. „Mit jeder Zimmertür stehe ich vor einer neuen Herausforderung“, weiß sie. Auch nach all den Jahren sei sie daher froh, dass die Clowns meist zu zweit auftreten, das eröffne große Spielräume und erleichtere den Zugang zu den Menschen. Auch wenn humorvolles Spiel die Sprache der Clowns ist, so geht es im Krankenhaus nicht immer darum, die Patient*innen zum Lachen zu bringen. Gefühle haben sehr viele Ausdrucksformen. „Lachen und Weinen liegen oft eng beieinander. Wir helfen dabei, Emotionen freizusetzen und schwierigen Momenten Leichtigkeit zu verschaffen“, sagt die Clownin und pustet eine Reihe Seifenblasen in die Krankenhausluft.

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Zahlen, bitte!

Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie viel lachen Sie über sich selbst?

10

#

Wie viele rote Nasen verschleißen Sie in einem Jahr? #

500 2 130 3

Wie viele Jahre dauerte Ihre Clown-Ausbildung? # Wie viele Mitglieder hat der Verein Comedicus? #

Wie oft hat sich ein Kind schon vor Ihnen gefürchtet? #

2-3 15 100 80 100

Wie viele Auftritte haben Sie in einer Woche? #

In Prozent: Wie viel Narrenfreiheit haben Sie als Clown im Vergleich zu Ihrem Leben als Privatperson? #

Wie viele Minuten dauert Ihre Verwandlung in einen Clown? # Wie viel Prozent Ihrer Arbeit ist Improvisation? #

Kinder lachen täglich rund 20 Mal öfter als Erwachsene. Ihre Empfehlung: Wie oft sollten wir am Tag lachen? #

Macht einen Luftsprung und verneigt sich vor den roten Engeln! MATTHÄUS KIRCHER 2020 | 54 17


Die Proteste gehen weiter.

Ein Land in Flammen Im Herbst 2019 brennen in Bolivien die Wälder der Chiquitanía. Mit dem Herannahen der nationalen Wahlen vom 20. Oktober erhitzen sich auch die Gemüter der bolivianischen Bevölkerung. Über einen schwelenden Konflikt, von dem hierzulande wenig berichtet wird. 2019 kandidiert Evo Morales, seit Dezember 2005 gewählter Präsident von Bolivien, zum vierten Mal für dieses Amt – entgegen der Verfassungsbestimmungen und trotz des Ergebnisses der Volksabstimmung von 2016. Obwohl seine Anhänger*innen, hauptsächlich Angehörige der ärmeren Bevölkerungsschichten, diese Entscheidung unterstützen, gewinnt nach und nach

eine andere Gruppe an Zulauf. Diese lehnt eine neuerliche Kandidatur ab. So brennen nach den Wahlen im Oktober auch einige Wahlgerichte in Bolivien, angezündet von jenen Gruppen, die immer lauter von Wahlbetrug reden. Bei der Auszählung der Stimmen gab es eine Reihe von Unregelmäßigkeiten. Obwohl die verschiedenen internationalen Wahlberichte zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen, sind die Gegner von Evo Morales nicht bereit, dessen „offiziellen“ Wahlsieg im ersten Wahlgang zu akzeptieren. Sie gehen auf die Straße, errichten Blockaden, fordern Neuwahlen und später den Rücktritt. Nach ihrem Selbstverständnis tun sie all dies zur Verteidigung der Demokratie.

Bei diesen Demonstrationen, zumeist von jungen Leuten aus der Stadt angeführt, wird oft ein rassistischer und diskriminierender Ton angeschlagen. Es kommt – auf beiden Seiten – zu gewalttätigen Ausschreitungen: Brandstiftung, Plünderungen, Menschen werden öffentlich gedemütigt, bedroht, geschlagen und manche kommen ums Leben. Neben dem konjunkturbedingten Konflikt zwischen den Anhängern von Evo Morales und seinen Gegnern erwacht auch wieder der Konflikt zwischen historisch benachteiligten (vor allem indigene, bäuerliche Bevölkerungsgruppen, Bewohner*innen der städtischen Armenviertel) und privilegierten Bevölkerungsgruppen (städtische Mittel- und Oberschicht).

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Snapshot

Evo Morales tritt angesichts des Polizeiaufstands und unter dem Druck der Streitkräfte zurück und flüchtet mit hochrangigen Staatsleuten ins Ausland. Es entsteht ein Machtvakuum, in dem sich die zweite Vizepräsidentin des Senats, Jeanine Añez, selbst zur Präsidentin Boliviens erklärt. Gemeinsam mit anderen Evo-Gegnern und mit der Bibel in der Hand zieht sie in den Regierungspalast ein. Gott und die Demokratie seien nach Bolivien zurückgekehrt, so die selbsterklärte Übergangsregierung. Noch in derselben Nacht rückt das Militär aus, um „die soziale Ordnung wiederherzustellen“. Es wird durch eine staatliche Verordnung von jeglicher strafrechtlichen Verantwortung befreit. Es kommt zu Exzessen durch Polizei und Armee, angefangen bei der öffentlichen Verbrennung von Symbolen der indigenen Völker bis hin zu den Massakern von Sacaba-Cochabamba am 15. November und Senkata in El Alto/ La Paz am 19. November. Erst angesichts eines drohenden Bürgerkriegs, und nachdem es bereits 34 Tote und 832 Verletzte gibt, kommt Bolivien mit der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der Übergangsregierung und verschiedenen

Blumen erinnern an die Opfer.

mit Ankündigung der Neuwahlen schnell sozialen Organisationen Ende November untergegangen. Es gibt viele, die jetzt die 2019 zumindest scheinbar wieder etwas Hand nach dem Präsidentenamt ausstrezur Ruhe. cken: Kandidaten, die bereits zu den WahDie Verhaftungen und Entlassungen len im Oktober 2019 angetreten sind oder von Personen, die der MAS-Partei nahe jene, die erst durch ihre Rolle während der stehen, gehen jedoch weiter. Das Recht sozialen Unruhen im Oktober im Licht auf freie Meinungsäußerung ist stark der Öffentlichkeit stehen. Auch Politiker eingeschränkt. Immer wieder werden der alten Garde sind aus der Versenkung Regierungskritiker*innen wegen Aufaufgetaucht und wittern eine Chance, um ruhrstiftung und Terrorismus angeklagt einstige Privilegien wieund verhaftet. Weiterhin beKönnen historische derzuerlangen. stehen jene bewaffneten Milizen, die der ÜberAbgesehen von dem ErgebProbleme gelöst gangsregierung nahenis, das die Wahlen im Mai werden? 2020 bringen werden, stellen sich stehen und während für Bolivien grundlegende Fragen: Wird der Unruhen Funktionen übernommen die extrem polarisierte Bevölkerung das haben, die eigentlich der Polizei zusteWahlergebnis respektieren oder werden hen. Die große Mehrheit der bolivianijene, die mit dem Ergebnis nicht zufrieschen Medien schweigt angesichts der allgegenwärtigen Gewalt. Es herrscht ein den sind, wieder auf die Straße gehen, um Klima von Angst, und Unsicherheit. „ihrer Stimme zum Recht zu verhelfen“? Vor diesem Hintergrund werden am 3. Mai Können historische Probleme, insbeson2020 Neuwahlen stattfinden. Von Seiten dere jene, die mit der Ausgrenzung ganzer der MAS-Partei sollen Ex-WirtschaftsmiBevölkerungsgruppen zusammenhängen, gelöst werden? Wie können die Wunden nister Luis Arce Catacora und Ex-Kanzler der vergangenen Monate heilen und MeiDavid Choquehuanca als Kandidaten antreten. Auf Seiten der MAS-Gegner ist nungsverschiedenheiten friedlich ausgedie zunächst vielbeschworene „Einheit, tragen werden? um die MAS-Partei zu Fall zu bringen“ Diesen Herausforderungen müssen sich nicht nur die nächste Regierung, sondern auch alle Bolivianer*innen stellen. Es braucht ein Bewusstsein dafür, dass Vielfalt trotz ihres Konfliktpotentials Boliviens größter Reichtum ist. *Sofia Mair, Tochter einer Österreicherin und eines Bolivianers, ist in Cochabamba geboren und aufgewachsen. Im Rahmen des OEW-Partnerprojekts „Vida y Esperanza“ arbeitet die Studentin gemeinsam mit ihrer Mutter Marga regelmäßig mit jungen Auslandspraktikant*innen aus Südtirol zusammen.

Diese Wunden werden noch lange nicht verheilt sein. SOFIA UND MARGA MAIR 2020 | 54 19


„Bestenfalls nimmt uns niemand wahr“ Martin Überegger und Tino Delogu lassen das verschwinden, was andere loswerden wollen.

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Fotoreportage

Unser Job bei der Müllabfuhr der Brixner Stadtwerke ist eine gute Arbeit. Von Montag bis Freitag fangen wir um 5.30 Uhr an und um 13.15 Uhr ist Schluss. So hat man noch was vom Tag. An das zeitige Aufstehen haben wir uns gewöhnt. Wir zwei sind ein gutes Team und arbeiten gerne zusammen. Wir sind aufeinander eingespielt. Die Arbeit geht uns gut von der Hand. Morgens, wenn es noch dunkel ist und wir die Mülltonnen über die Straße schieben, müssen wir sehr konzentriert sein. Da muss alles reibungslos und schnell gehen. Wir dürfen uns keine Fehler leisten. Wir machen unseren Job gut, wenn uns niemand wahrnimmt. Mittwoch ist der anstrengendste Tag, da fahren wir bis nach Lüsen und zum Würzjoch: 120 Kilometer Stop and Go. An einem Wochentag laden wir nur Kartons auf, die werden recycelt. An den anderen Tagen sammeln wir den Restmüll ein und laden ihn dann im Kompostwerk in Schabs ab. Von dort wird er mit größeren Sattelzügen nach Bozen zum Verbrennungsofen gebracht. Das Wetter ist manchmal eine Herausforderung: Kälte, Wind und Regen sind unangenehm. Im Sommer, wenn es richtig heiß ist, kann der Geruch sehr heftig sein. Das muss man aushalten. Schlimm ist es, mit anzusehen, was alles an Lebensmitteln weggeworfen wird – vor allem von Supermärkten. Die Mengen sind beträchtlich und nehmen ständig zu. MARTIN ÜBEREGGER UND TINO DELOGU

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Fotoreportage

“Das Wetter ist manchmal eine Herausforderung.�

Hat eine Menge Neues gelernt. GEORG HOFER 22

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Intervista

Mo Asumang zu Besuch in Südtirol

Mo und die Arier Nach einer Morddrohung stellte sich Mo Asumang ihren Ängsten und suchte für ein Filmprojekt den Dialog mit Rechtsradikalen. Auf ihrer Reise begegnete sie Neonazis, Anhängern des Ku-KluxKlans, Verschwörungstheoretikern und der Volksgruppe der Arier. zebra. traf sie zum Gespräch: über ihren Film und verhängnisvolle Mythen.

Mo Asumang wurde 1963 als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers in Kassel geboren. Sie arbeitete als Sprecherin, Moderatorin und Schauspielerin im deutschen Fernsehen. Als Gründerin einer Produktionsfirma führt sie heute Regie für Dokumentarfilme. Mit ihren Filmen hält sie in Schulen und Universitäten weltweit Vorträge zum Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Im Herbst 2019 war sie zu Besuch in Südtirol.

Die Morddrohung einer NeonaziBand war der Beginn Ihrer direkten Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus. Was hat Sie motiviert? Mo Asumang: Ängste zu überwinden, war eine große Motivation. Ich musste etwas verändern, weil ich nach der Morddrohung nicht mehr normal weiterleben konnte. Ich hatte ständig Angst, konnte eigentlich nicht mehr ich selbst sein.

Angst wird im Film auch im Gespräch mit Rechtsradikalen angesprochen. Die meisten betonten, sie kennen keine Angst. Stimmt das? Man muss zwischen Populisten und Mitläufern unterscheiden: Erstere füttern die Angst, die anderen fressen sie. Populisten schüren Angst und einige fallen darauf rein. Der ganze Rassismusapparat, das Hetzen gegen andere Menschen, und die

Behauptung, dass wir angeblich nicht miteinander können, das alles ist ein Geschäft mit der Angst. Viele Mitläufer leiden darunter, entwickeln durch diese Negativität mitunter sogar Depressionen oder Essstörungen, wie mir ein damals noch aktiver Neonazi einmal erzählte. Der Populist sitzt im Warmen, der Mitläufer nicht.

Was hilft gegen die Angst? Es muss etwas mit Emotionen zu tun haben. Wenn jemand etwa Angst vor Menschen mit „anderer“ Hautfarbe hat, wäre es das Klügste, man trifft mal jemanden und spricht mit ihr oder ihm, um sich selbst ein Bild zu machen. So kann man mit seinen Ängsten vor dem „Fremden“ umgehen. Selbst habe ich das auch gemacht. Ich hatte Angst vor den Nazis und der nächste Schritt war dann eben die Begegnung: Von der ersten Nazidemonstration mit 3000 Nazis, als ich fast in Ohnmacht gefallen wäre vor lauter Angst, bis hin zu

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einem Treffen mit einem der bekanntesten Nationalsozialisten, bei dem ich einfach nur dort saß und mir die Anfeindungen angehört habe, ohne mit der Wimper zu zucken. Mir hat sehr geholfen, dass ich wusste: Sie wollen mich aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn man das weiß, kann man auch ruhig bleiben und seine Mitte nicht verlieren.

Was bringen Begegnungsräume? Es ist wichtig, Begegnungsräume zu schaffen. Es ist nicht natürlich, dorthin zu gehen, wovor man Angst hat. Da wäre die Politik gefragt, Förderprogramme zu unterstützen, die sich darum kümmern. Es ist eines der wichtigsten Themen, die wir weltweit zu behandeln haben. Es passiert was, wenn Menschen sich ihre Geschichten erzählen. Gehen die mit demselben Gefühl aus dem Gespräch raus, wie sie reingegangen sind? Ich glaube nicht. Es kann Empathie entstehen, die eben nicht entsteht, wenn man nur über „die Anderen“ redet. Lassen Rechtsradikale den Dialog zu? Rassisten wollen nicht reden. Ich habe erlebt, dass einer zum anderen gesagt hat: „Wir dürfen nicht mit der reden.“ Sie wissen, dass man Probleme lösen kann, wenn man ins Gespräch kommt. Und da sie das nicht wollen, versuchen sie das Gespräch

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Beim Ku-Klux-Klan

zu unterbinden. Das machen sie entweder durch Hetze oder sie sagen ihren Leuten: „Sprecht nicht mit den anderen!“ Zu Menschen mit Migrationshintergrund sagen sie: „Geht zurück nach Afrika!“ Dann ist das Gespräch beendet. Es gibt viele Arten, Kommunikation zu zerstören.

Wie kann die Kommunikation gefördert werden? Fragen sind essenziell. Am Anfang war es mein Ziel, ins Gespräch zu kommen, um mir abends auf die Schulter zu klopfen und dann zu sagen: „Ich habe die bessere Rhetorik, den habe ich an die Wand geredet.“ Aber dann bin ich selbst überheblich und mache genau dasselbe wie sie, die auch überheblich sind und denken, sie wären besser als andere Menschen. Später habe ich gemerkt, dass die Leute verblüfft

waren, weil ich genau nachgefragt habe. Ich habe Fragen gestellt, die ungemütlich waren und dadurch die anderen unter Zugzwang gebracht. Das hat etwas geöffnet. Ungemütliche Fragen werden in geschlossenen Gruppen, etwa rassistischen Gesellschaften, IS, Boko Haram, niemals gestellt. So bleiben sie im Alten verhaftet und es gibt keine Weiterentwicklung.

Geschlossene Gesellschaften stellen sich keine Fragen. Woher sollen die Fragen kommen? Die müssen von außen kommen und diese Menschen in die Reflexion bringen. Wie oft hört man zum Beispiel Sätze wie: „Die Flüchtlinge sollen im Meer ertrinken.“ Einfach so daher gesagt, – ohne Herz – wie ein abgelesener Satz, der in die Runde geschmissen wird. Anhänger lachen dann auch noch. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: Einerseits könnte ich hingehen und ihnen irgendwelche Zahlen, Statistiken oder sonst was um die Ohren hauen – oder aber ich könnte sie fragen: „Ertrinken: Könntest du mir das mal erklären? Wie sieht das denn aus, wenn ein Mensch ertrinkt?“ Mit so einer Frage bist du schon auf einer komplett anderen Ebene. Dann bist du auf der Ebene von Realität und nicht mehr auf jener des Sprüche-Klopfens. Die Realitätsebene schaut jedoch ganz anders aus.

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Intervista

Da kannst du gar nicht anders, als zu denken „Wahnsinn!“ Da bist du Mensch. Es wird oft gesagt, Rassismus hat was mit Bauchgefühl zu tun. Ich glaube, es ist umgekehrt – es ist eingetrichterte Ideologie, ein Hirngespinst, dem man nachjagt und das die Realität ausklammert.

Teetrinken mit Holocaustleugner

Welche Rolle haben Frauen im Kampf gegen rechts? Als Schwarzer Mann hätte ich mich nicht unter die Nazis begeben, weil Männer untereinander nochmal gewalttätiger und rücksichtsloser sind. Als Frau hatten die keine Angst vor mir und haben sich eher auf das Gespräch eingelassen. Wobei ich denke, dass ich viel gefährlicher bin. Eben deshalb, weil ich durch das Gespräch vielleicht auch an ihrer Ideologie kratze. Hat sich seit der Veröffentlichung von „Die Arier“ etwas getan? Für mich schon. Aber überall, wo ich hinkomme, ist es für die Leute Neuland. Dann fange ich wieder bei null an. Ich sehe, dass die Gesellschaft zwar gegen Nazis kämpft aber nicht sieht, dass Probleme nur gelöst werden, wenn man ins Gespräch kommt. Und damit meine ich nicht, dass man AfDler in eine Talkshow einlädt!!! Drei Ausrufezeichen! Da breiten Populisten nur ihre Ideologie aus. Das bringt niemanden was. Man muss mit jenen Leuten reden, die Sprüche klopfen, die in der Mitte der Gesellschaft sind und dann vielleicht RasDVD sismus wählen. Diese Die Arier Menschen darf man Deutschland, 2014 nicht aufgeben.

kommt. Ohne unsere Fragen wird sich nichts ändern. Was ich auch gelernt habe: Ich muss nicht die ganze Welt verändern. Wenn ich den pöbelnden Nachbarssohn wieder ein Stück in die demokratische Gesellschaft zurückhole, habe ich 100 Prozent erreicht.

Das klingt einfacher als es ist, oder? Man könnte sagen, die sind sowieso verloren. Wenn ich einen Hassposter auf meinem Facebook-Account sehe, drücke ich auf eine Taste und er ist weg. Aber wo ist er hin? Wohin schiebt man die Leute dann? Man schiebt sie nur noch mehr in diese Hassgesellschaft hinein, wo sie immer weiter abdriften und von morgens bis abends mit ihrem Smartphone in ihrer Blase sind. Die Leute sind in dem Moment verloren, in dem wir sie aufgeben. Kann jede*r Rassisten zum Umdenken bewegen? Es ist seltsam, wenn wir an Rassisten denken, fallen uns sofort Springerstiefel und Baseballschläger ein. Das hält uns dann davon ab, ein Gespräch anzufangen. Aber der Rassist sitzt in der Mitte der Gesellschaft, trägt gebügelte Hosen und Schlips oder ein Kostüm und Pumps. Man kann an jeder Straßenecke oder im Bus einer rassistischen Äußerung mit einer klugen einfachen Frage begegnen: „Seit wann trägst du diesen Hass in dir?“ Vielleicht ist die spontane Antwort „na wegen der Flüchtlinge“, und dann zu Hause fällt der Person ein, dass der Hass von ganz wo anders

Sie bieten Menschen die Möglichkeit, an Ihnen zu lernen und geben sich als Projektionsfläche her. Wie geht es Ihnen dabei? Es ist anstrengend und ich habe zwischenzeitlich sogar Traumatherapie gemacht deswegen. Aber ich glaube einfach, dass mehr Leute in diese Richtung gehen müssen. Ich muss mir jetzt überlegen, wie andere für mich mit dem Film und dieser Haltung an Schulen gehen und Vorträge machen können. Alleine schaffe ich es nicht mehr. Haben Sie schon eine konkrete Idee wie das Projekt weitergehen könnte? Das Schöne am Ende des Films ist, dass ich dort mit einem jungen Mann spreche, der inzwischen aus der Szene ausgestiegen ist. Das zeigt: Es geht. Man könnte zwei Leute zusammenbringen, der eine ist vielleicht ein Aussteiger und der andere ist ein Mensch mit Migrationsgeschichte und die beiden könnten mit dem Film durch die Gegend touren. Da könnte man mehrere Paare überall losschicken. Das ist meine Idee. Sie waren kürzlich in Südtiroler Schulen unterwegs. Wie war es da? Ich habe schöne Gespräche geführt. Die Jugendlichen haben mucksmäuschenstill den Film angeschaut und waren dann erst mal platt von so vielen Eindrücken, neuen Aspekten und Blickwinkeln. Sie wollten wissen, wie ich mit der Angst umgegangen bin, welche Motivation ich hatte, diesen Film zu machen. Und sie wollten herausfinden, wie sie sich einbringen können. Diese Begegnungen machen mir Mut.

Inspiriert von der Stärke des Fragens und Zuhörens. JUDITH WALDBOTH 2020 | 54 25


Biblio

Sotto i riflettori Uli Unsichtbar von Astrid Frank Urachaus, 2019 Auf Zahlen kann sich Uli immer verlassen. Eine Rechenaufgabe kann nie so oder so ausgehen. Der Schulwechsel ist anders: Der kann so oder so ausgehen. Uli wird immer stiller. Niemand nimmt ihn mehr richtig wahr. Nur Ulrike sieht ihn so wie er ist. Und sie ist nicht still! Mama und das schwarze Loch 100 Karten, die von Leonora Leitl deine Sicht auf die Tyrolia, 2015 Welt verändern Von Lottis Papa Hoffmann und gibt es nur ein Campe, 2019 Foto. Er hat sich Manchmal müssen vor ein paar Jahren wir unsere Persaus dem Staub gemacht. Eines Tages beginnt Mama zu rauchen. pektive ändern, Sie brennt von oben bis unten um die Welt besser zu verstehen. ab und verschwindet in einem Die Realität ist nicht schwarz und schwarzen Loch. „Burn-out“ – weiß, sie ist kompliziert. Und das ist gut! 100 Karten, die deine so die Diagnose. Was nun? Sicht auf die Welt verändern, Überraschend leichtfüßig und liefern Fakten für alle Zweifler, ernsthaft behandelt das KinderWissbegierigen und Nerds. buch ein schwieriges Thema.

Black Brown White (DVD) Österreich, 2011 Pedro schmuggelt in seinem LKW Flüchtlinge nach Europa. Sein Geschäftsmodell ist riskant, aber ausgesprochen ertragreich. Die Probleme beginnen, als sich eine Frau weigert, in den Hohlraum des LKWs zu kriechen. Stattdessen nimmt sie mit ihrem kleinen Sohn in der Fahrerkabine Platz.

In der OEW-Fachbibliothek Eine Welt im Jakob-Steiner-Haus am Vintlerweg 34 in Milland/Brixen dreht sich alles um das Leben außerhalb Europas, um alternative Wirtschafts- und Lebensformen, um das Schicksal von Menschen in und aus den Ländern des Globalen Südens mit Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendbüchern. Telefon: 0472 833950. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr, Montag und Mittwoch auch 14 bis 17 Uhr. Unter bibkat.de/oew gibt es unser Medienangebot online.

SONJA CIMADOM 26

Nessun amico se non le montagne: prigioniero nell’isola di Manus di Behrouz Boochani Add, 2019 Boochani racconta cinque anni di carcere ed esilio nel centro di detenzione per immigrati irregolari di Manus Island, la lotta per la sopravvivenza, la salute e la dignità in un intreccio di generi tra giornalismo, commento politico, riflessione filosofica, miti, poesia e folclore.

Ogni giorno è per il ladro di Teju Cole Einaudi, 2014 Il narratore torna in Nigeria dopo quindici anni vissuti a New York. È fuggito da Lagos per motivi misteriosi, e ora, in un misto di rabbia e amore ritrova la sua città, una metropoli brulicante di vite e di storie, avamposto della modernizzazione globale e allo stesso tempo calviniana città invisibile.

La Biblioteca Culture del Mondo (BCM) onlus è una biblioteca specialistica per le culture e la narrativa del mondo, i diritti umani, la cooperazione allo sviluppo e le molte aree tematiche collegate, come i rapporti economici nel mondo, la sostenibilità, la cultura di pace, l’intercultura e le religioni. La biblioteca si trova in via Macello 50, a Bolzano, ma trovate tutto il nostro materiale anche sul sito www.bibmondo.it.

SABRINA BUSSANI 2020 | 54


Questi giovani

Die soziale Alchemistin Als in ihrer Heimatstadt ein Schwarzer Jugendlicher von einem weißen Polizisten erschossen wird, ist Mallory Nezam erschüttert. Sie konzipiert mit einem Künstlerkollektiv einen Spiegelsarg, in dessen Splittern sich jede*r selber sehen kann. Seitdem reaktiviert die 33-jährige Stadtplanerin und PerformanceKünstlerin jene Orte, die niemand sieht: gemiedene Zwischenräume, leerstehende Gebäude, vernachlässigte Plätze. Warum hat dich deine Heimatstadt so sehr inspiriert? Mallory Nezam: St. Louis in Missouri war einst die größte Stadt Amerikas und bekannt für ihre Musikkultur. Heute hat sie nur noch etwa 300.000 Einwohner. Nach jahrzehntelanger Abwanderung stehen 20 Prozent der Häuser leer. Ich habe so viel Einsamkeit auf öffentlichen Straßen und Orten beobachtet, und für mich war immer klar: Ich will Menschen dazu bringen, wieder in Kontakt miteinander zu treten. Siehst du in dieser Hinsicht einen Unterschied zu Südtirols Städten? Hier gibt es überall öffentliche und zentrale Plätze. Es gibt eine Infrastruktur, die Menschen die Möglichkeiten bietet, miteinander in Kontakt zu treten. In amerikanischen Städten gibt es diese Plätze nicht, Öffis werden kaum genutzt und zum Betreten einiger Einkaufszentren muss man inzwischen sogar seine Identitätskarte vorzeigen. Die Infrastruktur ist vorwiegend so konzipiert, dass jede*r in den eigenen vier Wänden bleibt. Das ist kulturell bedingt, ein Teil davon ist aber systematisch geplant.

Mallory Nezam hielt vor kurzem einen Vortrag in Brixen.

Was macht es mit einer Gesellschaft, der Stadt. Beim Ohne-Hosen-Tag fahren wenn sich Nachbarn nicht mehr kennen? Menschen nur mit Unterhosen im StadtIsolierte Menschen „funktionieren“ besbus. Anfangs ist es komisch, aber sobald es losgeht, gibt es keine Barriere mehr. Ich ser, sie schließen sich nicht zusammen. weiß von Leuten, die sich auf einer der Kaum jemand ist heute auf seine NachbarKissenschlachten kennengelernt und geschaft angewiesen. Für das System mag das vorteilhaft sein, für die Einzelnen nicht. heiratet haben. Wenn man dauernd gegen Sich beim Vorbeigehen zu streifen, etwas kämpft, schreckt „Menschen wollen ist nicht dasselbe wie miteinandas ab. Wenn wir in ein Spiel verwickelt werden der zu leben. Wir haben uns interagieren“ und zusammenkommen, entschieden in Gemeinschaft öffnen sich neue Kommunikationsräume. zu leben, obwohl wir auch irgendwo als Das nenne ich soziale Alchemie. Einsiedler*innen hausen könnten. Das beweist, dass Menschen interagieren wollen. Der Moment, in dem dir jemand hilft, den Was, wenn diese Begegnung nicht zuKoffer die Treppe hinaufzutragen, kann stande kommt? der schönste deines Tages sein. Wenn Menschen ihr gewohntes Umfeld nie verlassen und spontane Begegnungen die Ausnahmen bleiben, werden sie intolerant Auf solch „bewegende“ Momente zielen deine oft sehr verrückten Aktionen ab. und entwickeln Angst vor dem Neuen. DaSpiel und Spaß sind die besten Eisbrebei ist die Begegnung das Gesündeste, was passieren kann: Sie inspiriert, überrascht cher. Ich organisiere jährlich eine Kissenund macht optimistisch. schlacht mit rund 300 Menschen mitten in

Sucht doch lieber das Weite. ANNA MAYR 2020 | 54 27


Il padrone del Waal Il Waalweg, il sentiero che viene percorso dal custode dell’acqua per fare la manutenzione della canaletta, è diventato in Sudtirolo una specie di istituzione, palestra per schiere di marciatori e passeggiatori all’aria aperta. Il Waal è ottenuto scavando i fianchi della montagna, per convogliare le acque di un ruscello fino alle piccole chiuse di ripartizione che servono i campi coltivati, i quali altrimenti sarebbero secchi ed improduttivi. Data anche la minima pendenza e la facilità di percorrerli, sono molto frequentati in tutte le stagioni da locali e turisti di tutte le età. Una sana passeggiata magari in attesa di raggiungere qualche Buschenschank dove appagare l’appetito e gustare quanto offerto dalla Bäuerin. Quella mattina stavo percorrendo un tratto di sentiero nel bosco di cespugli con mia moglie quando appare lui: il padrone del Waal! Si era messo proprio in mezzo al percorso e la sua decisione di non volermi far passare era tutta nel suo atteggiamento di sfida, impettito nella sua livrea rosso-bruna.

Untertitel

Il suo atteggiamento non poteva dar adito ad equivoci: non sarei dovuto passare su quel sentiero! Mi imposi pazienza e mi fermai quindi ad osservarlo attentamente, cercando di impostare con sguardi pacifici una certa pretesa sul mio diritto di transitare su un percorso pubblico: aveva occhi scuri vividi e senza alcuna tensione apparente, agiva con movimenti sicuri ben conscio di essere osservato, il rosso della pettorina brillava sul resto di color bruno. Non aveva fretta, mi osservava anche lui senza un segno di timore o preoccupazione. Non sarei stato certo io a fargli paura! Al mio lento e pacifico avvicinamento rispose con alcuni passi indietro, come a stabilizzare una posizione conquistata più che a rinunciare ad un palmo di terreno in mio favore. La sfida silenziosa andò avanti per alcuni minuti e, così com’era apparso improvvisamente, sparì nel folto della rada selva, come usano fare i pettirossi.

GIORGIO PISETTA

gesummtes Tête-á-Tête im Vorfrühlingsrausch Endlich atme ahnend rieche zartes grün Gewissheit JANINA NIEMANN-RICH

Selbsttäuschung Narren zischen im Publikum trotz beifallswerter Aufführung Narzissen wahnfeiern sich als schönste Frühlingsblumen JÜRGEN RIEDEL

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Speakers’ Corner

Ma quale mafia? Che cos’è la mafia? E soprattutto, dove sta? Molti direbbero che sta a Palermo o a Reggio Calabria. Di certo, però, le mafie in Trentino – Alto Adige non ci sono. È impossibile. D’altronde, la nostra è una provincia modello, invidiata da tutta Italia, con una forte prospettiva europea e dove i soldi ci sono e vengono gestiti bene. Solo chi non ha letto i giornali di recente però, può continuare a pensarla così. Lo diceva Giovanni Falcone, giudice del pool antimafia di Palermo: la mafia segue i soldi. E negli ultimi decenni, le mafie si sono spinte molto oltre le loro regioni di origine, arrivando ad infiltrarsi in Lombardia, Piemonte e Valle d’Aosta già dai primi anni ’60. Poi si sono accesi i riflettori sull’Emilia-Romagna e la Toscana e, da qualche anno, anche il Nord Est è stato costretto a scendere a patti con il fatto che le mafie sono presenti sul territorio, anzi, che ormai si può parlare di vero e proprio radicamento. La consapevolezza di questo fenomeno al Nord è giunta grazie alle recenti e numerose indagini ed inchieste, ma questo non significa che le famiglie e i clan siano arrivati solo da qualche anno. Certi legami e certe presenze non si instaurano dall’oggi al domani. Nella nostra regione, forse più che nelle altre, la convinzione di essere immuni a questo tipo di criminalità è piuttosto radicata. Benché “circondati”, continuiamo a pensare che le mafie qui non possano attecchire, quasi come fossero un fenomeno culturale e non economico, sociale e strutturale. Eppure, gli ultimi articoli sui giornali locali e la recente visita di Rosy Bindi dovrebbero suonare come un campanello d’allarme, perché pensare alle mafie come un problema visibile ed eccezionale, rischia di lasciarci indifferenti di fronte alla pericolosità del fenomeno e alla sua normalità. Riconoscere le mafie oggi richiede molto più sforzo, anche perché spesso sono gli imprenditori e i politici ad andare a cercarle, a chiedere aiuto, consiglio e finanziamenti. Raramente oggi si spara: le mafie sono state capaci di adattarsi e mimetizzarsi e la società dell’Italia settentrionale, negli ultimi quarant’anni, non si è dimostrata in grado di sviluppare sufficienti anticorpi per evitare il radicamento delle mafie sul proprio territorio. Il fenomeno è stato sottovalutato, ma bisogna ammettere che le mafie hanno trovato un ambiente inaspettatamente ospitale e sono riuscite ad espandersi e infiltrarsi più o meno a tutti i livelli della società.

ARMIN BARDUCCI. SKETCH CRAWL BOLZANO

Nella nostra Provincia non si contano ancora beni confiscati, ma la DIA ha denunciato alcune transazioni sospette nell’ultimo anno. Viviamo in una regione chiave, zona di passaggio e ponte verso l’Europa, dove l’economia funziona. Credere che nel benessere le mafie non trovino spazio è il primo passo per renderle ancora più invisibili. L’insicurezza provocata da queste organizzazioni non si percepisce, eppure inquina l’intero sistema danneggiando la politica, la sanità, l’istruzione, le infrastrutture e l’ambiente. È arrivato il tempo di parlare e spiegare le mafie, anche in Alto Adige. Prima che sia troppo tardi. ASIA RUBBO

Unsichtbar Unsichtbar der Schmerz unsichtbar das verletzte Herz unsichtbar die tiefen Wunden die vergessen lassen viele schöne Stunden nur zu sehen was man sehen will nur zu sehen was man zeigen will der Rest bleibt still stumm verborgen unsichtbar CHRISTINE WEITHALER

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Tu du’s!

My Valentine: Jeans-Liebe Um „in“ zu sein, muss ich mir nicht eine neue kaputte Hose kaufen. Ich führe Langzeitbeziehungen mit meinen Jeans. Gemeinsam haben wir viel erlebt. Das darf man auch zeigen und wo nötig, ein bisschen nachhelfen. Meine Jeanshosen und ich wir haben Geschichte. Uns verbinden unzählige Erlebnisse: Die Knie aufgerissen, weil ich gestürzt bin; im Schritt kaputt, weil ich zu beherzt auf das Rad gestiegen bin; am Hintern abgewetzt, weil ich Sitzfleisch habe. Diese Erinnerungen möchte ich nicht missen. Und ich will nicht die Illusion von Erlebtem kaufen, um heute trendy zu sein. Vor allem wenn ich daran denke, wie diese Jeans entstehen. Die allerorts gesichteten nackten Knie zeigen leider

Auch so geht „used look“.

keine Ronja Räubertöchter oder Robin Hoods, sie zeigen das Ergebnis eines Verarbeitungsprozesses. Ein rauer, für harte Arbeit entwickelter Stoff wird zum weichgemachten Gebrauchsstoff: Denim.

Besticktes fängt den Blick.

Sogenannte pre-washed Jeans sind beim Kauf die Norm, da wir Konsument*innen sonst jahrelang auf die schönen Abnützungserscheinungen an Taschen, Knien und Hintern warten müssten. Dafür werden die gefertigten Jeans mit Bimssteinen gewaschen, an den „wichtigen“ Stellen von Hand geschliffen, und sogar mit Chemikalien und Sandstrahlern (höchst schädlich!) behandelt. Mit dem CutterMesser werden Löcher eingearbeitet. Alles in Handarbeit – Arbeitssicherheit und Schutzvorkehrungen in den Produktionsstätten? Meist nicht gegeben!

Diese Missstände und die Ressourcenverschwendung sind mir nicht egal. Deshalb kaufe ich secondhand und verlängere das Leben meiner langgetragenen Jeans durch Flicken. Ich nehme einen Stoff in einem ähnlichen oder kontrastierenden Farbton, ein bisschen größer als die kaputte Stelle und setze mich an die Nähmaschine oder auf die Couch. Meistens lege ich das Stoffstück unter das Loch und befestige es mit ein paar Stecknadeln, damit es beim Nähen nicht verrutscht. Danach nähe ich es mit vielen Vor- und Rückstichen an der Hose fest. Beim Sticken setze ich auf eine andere Art etwas Altes neu in Szene: Ich nehme knallige Stickgarne und probiere Stiche aus dem alten Handarbeitsbuch aus. Wenn ich das Stoffstück drauf nähe, bügle ich die Stoffkanten ein und nähe den Stoff nur an den Kanten fest. Profis trennen die Hose an den kaputten Stellen auf, schneiden das Loch großflächig aus und fügen einen neuen Stoff ein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, oder?

Repariert ist das neue schwarz. JULIA VONTAVON 30

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Schwarzweiß ROBERT ASAM

Böse Worte...

Die Gutmenschin

… an die Nachhaltigen Nur damit Sie vorgewarnt sind, liebe Leser*innen, ich schreibe Ihnen diesmal besonders nachhaltige Böse Worte ins Stammbuch. Und überhaupt: Alles was nicht nachhaltig ist, wird nicht mehr berücksichtigt. Die Haushaltsrede des Landeshauptmannes hat mir die Augen geöffnet und die Ohren verstopft. Ich hörte nur noch nachhaltig, nachhaltig, nachhaltig. Ich war nachhaltig beeindruckt. Ich finde es wunderbar, wie nachhaltig wir plötzlich sind. Was früher einfach sinnvoll oder vernünftig war, ist jetzt nachhaltig: Strom sparen oder bewusster konsumieren zum Beispiel. Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip, und schon allein deshalb ziemlich anstrengend. Lieber verzichten wir auf den chemischen WC-Reiniger als auf das Auto, nicht wahr? Besonders nachhaltig sind italienische Politiker*innen. Sie erneuern sich zwar nicht selbst, haben aber dafür ein wahnsinnig langes Ablaufdatum. Manche von ihnen sitzen seit 30, 40 Jahren im Parlament. Impressum Herausgeberin | editore

Vintlerweg 34 Via Vintler – 39042 Brixen | Bressanone T. 0472 833950 – zebra@oew.org facebook.com/oew.org – www.oew.org St.Nr. | c.f. 90009830218 Sabrina Eberhöfer (Vorsitzende | presidente) Redaktion | redazione Verantwortung und Koordination | responsabilità e coordinazione Lisa Frei (lisa.frei@oew.org, Tel. 0472 208207) Satz und Gestaltung | impaginazione e grafica Alias Idee und Form, Irmi Unterfrauner Werbung I pubblicità Matthäus Kircher (matthaeus.kircher@oew.org, Tel. 0472 208204) Verantwortlicher Direktor | direttore responsabile Wolfgang Penn Registrierung | registrazione Landesgericht Bozen | Tribunale di Bolzano N6/94 R.ST.6.8.94 Druck | stampa Athesiadruck GmbH | srl, Bozen | Bolzano AUTONOME PROVINZ BOZEN SÜDTIROL

„Pärig! De weissn SkiWochn sein eh schun Schnee von geschtern.”

„Im Februar feiert der Black History Month die Errungenschaften Schwarzer Menschen für die Weltgeschichte.“

Ihr ökologischer Fußabdruck ist nicht weiter erwähnenswert, aber der Abdruck ihres Hinterteils hat sich millimetertief in den Parlamentssitz eingegraben. Die Nachhaltigkeit hat inzwischen auch den letzten Winkel der Erde erobert. Alle Wirtschaftsbereiche sind nachhaltig, ob Tourismus, Landwirtschaft, produzierendes Gewerbe. Selbst die Pharmakonzerne sind imstande, irgendetwas mit nachhaltig zu machen. Nachhaltige Werbeagenturen haben sich darauf spezialisiert, uns nachhaltig auf die Nerven zu gehen. Ich warte darauf, dass uns auch der Plastikmüll irgendwann als nachhaltiges Produkt angepriesen wird, weil er uns ja Millionen Jahre erhalten bleibt.

Mitwirkende dieser Ausgabe | per questa edizione hanno collaborato Adrian Luncke, Alessio Giordano, Andrea Amadori, Anna Mayr, Annelies Senoner, Armin Barducci, Asia Rubbo, Christine Weithaler, Claudia Lanzidei, Dana Dorigatti, Georg Hofer, Giorgio Pisetta, Jan Unterhofer, Janina Niemann-Rich, Judith Waldboth, Julia Vontavon, Jürgen Riedel, Lisa Frei, Lucky Mike, Luise Bacher, Marga Mair, Margareth Pallua, Marta Larcher, Martin Überegger, Matthäus Kircher, Monika Thaler, Moustapha Dieng, Nadia Sorg, Nils Bertol, Petru Lefter, Robert Asam, Sabrina Bussani, Sofia Mair, Sonja Cimadom, Tino Delogu, Verena Gschnell Foto 1: Georg Hofer, 4: Anna Mayr, 5: Georg Hofer; 6-7: wikipedia.org/wiki/File:Gulf_Offshore_Platform.jpg; wikipedia.org/wiki/File:%22Police_Tape.jpg; wikipedia. org/wiki/Man%C3%BA_National_Park/Manu_National. jpg; wikipedia.org/wiki/File:AinuSan.jpg; pixabay.com/ Pexels; wikipedia.org/wiki/cyclists.jpg; Fachschule Frankenberg; wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ac/ Luangwa_River.jpg; wikipedia.org/wiki/Buckelwal.jpg; Marco_Snapshots, 8: Jan Unterhofer, 9: torange.biz, 1013: Georg Hofer, 15: Alessio Giordano, 16-17: Georg Hofer, 18: Sofia Mair, 20-23: Georg Hofer, 24-25: Mo Asumang, 27: Mallory Nezam, 28: Julia Vontavon PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN SÜDTIROL

Nur beim Verkehr stößt die Nachhaltigkeit an ihre Grenzen: Wenn zum Beispiel Tirols Landeshauptmann dem Transitverkehr nachhaltig zu Leibe rückt, ist plötzlich die freie Marktwirtschaft in Gefahr. Dann wird nachhaltig gejammert. Aber das können wir ja besonders nachhaltig. Also noch einmal: Nachhaltig ist nur, was sich selbst erneuert und was nachwächst. Deshalb hat – völlig zurecht – die Forstwirtschaft den Begriff zuerst für sich entdeckt. Ich spiele mit dem Gedanken, eine Partei zu gründen: Die Nachhaltigen! So etwas fehlt uns noch. Wenn Sie mitmachen wollen, gerne. Ich glaube, wir bekämen viel Zuspruch. Bis dahin, bleiben Sie mir nachhaltig gewogen.

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