September 2018

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Poste italiane SpA. –Spedizione in abbonamento postale -70% -NE BOLZANO TAXE PERCUE - mensile

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10.09.–09.10.2018 | 40

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On the road

S. 10

Vom Aufbrechen und Unterwegssein

Johannes Abart



Ingredienti

03 – Ingredienti 04 – Drinnen und draußen 05 – Io vendo Ioan Voion

06 – Good News 08 – Punto di domanda Ausrasten in Freienfeld

09 – Augeklaub Erdöl

10 – Hauptsache

Freiheit unterm Hut

15 – Auf der Straße 16 – Zahlen, bitte! Johannes Stötter

18 – Zwischentöne Ein Hoch

19 – Intervista

Paula Maria Ladstätter

23 – Focus

Una vita per gli altri

26 – Biblio 27 – Questi giovani

Educare con videogiochi

28 – Speakers’ Corner 30 – A tavola!

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l t einma innen och nich sten Besucher * n t is g er un e Wohn sich schon die Brixen eine neu n e enz aus Schlafsack, ll e in t s m o a r d p , ik n t e einen Poli zog g t gar s onat be chauen vorbei, in M r b m r e e t n seit ein Irland s n. r Bekan nde aus ein gute stes zu entgehe ein: Freu ekündig t und e f n ema e ß , ang zum Th leich n Stra g e g u d n z il u s w g s a s hat sich u e M er T r te, Lärm ein ileg und f Jahren bei ein s referie , u um dem zu sein, ist Priv n m ü f is r r o u u To . Als v eg s nur daz ber den Unter w ensumständen mt man innen ü m * r o e k b n e ie d L e W R je nach en: ereitet. lfte der stellen? n die Hä pfzerbrechen b f eine Stufe zu wie in Krisenzeit io t a r ig M r au e Ko gilt das lang Fremdenverkeh asselbe Prinzip hat mir d d b n u u erung im Urla ne r e s . Einwand aber klar, dass unser In orschen. t. in ib e le is ir b e t m R ie zu f Res Jetzt ist n uns: d eidenschaften eht; der o g v r r e * d e , d L n me n . Wer kan ise, die macht je ren wirklichen gzukom e wiederum e w in ih e h R h z r Nur eine cht sie, um nac r einen Schmer it, ande a iedenhe e h b m c ü s e e in m g e u b Die lter A ht sie, n zebra. stgewäh ere mac sgabe vo u A Der and chen sie in selb Mitmenschen. r e s ma von Sie in die Manche r Wärme egsseins finden e d in t e tt rw es Unte eingebe ormen d nserer Reise! F e s ie d Alle s auf u n Sie un Begleite DER ANS

TREIFER

Beef Rendang

31 – Schwarzweiß Impressum

Ohne zebra.Ausweis geht nix Comprate il giornale di strada solo da venditrici e venditori muniti di apposito tesserino! zebra. ist eine Straßenzeitung und wird von der oew – Organisation für Eine solidarische Welt in Brixen herausgegeben. Menschen, die es schwer im Leben haben, verkaufen sie zum Preis von zwei Euro: Ein Euro bleibt ihnen, ein Euro geht in die Produktion. Se notate delle irregolarità non esitate a contattarci al numero 334 1216413. 2018 | 40 3


Drinnen und draußen

news … è un giornale di strada Nel mondo esistono moltissimi giornali di strada, che si rifanno allo stesso principio e che danno l’opportunità alle persone ai margini della società di avere una degna occupazione e un piccolo guadagno. zebra. fa parte della rete internazionale del giornale di strada INSP (www.insp.ngo).

zebra. kommt in die Schule

… wird von Freiwilligen gemacht Die Inhalte von zebra. stammen zum Großteil von motivierten Freiwilligen. Monat für Monat bestücken sie die Zeitung mit Texten, Gedichten, Fotos und Illustrationen und orientieren sich inhaltlich an sozialen und gesellschaftskritischen Themen. … non è un lavoro fisso La vendita del giornale di strada non sostituisce un lavoro fisso e sicuro, ma permette di provare ad uscire da situazioni molto difficili. ll*la venditore*trice acquista il giornale a 1 euro e lo rivende, a sua volta, a 2 euro.

www.oew.org/zebra

… bleibt in Kontakt Das oew-Team steht in ständigem Kontakt mit allen Verkäufer*innen, Verkaufsstellen, Behörden und Gemeinden. Für Fragen, Anregungen oder bei Unregelmäßigkeiten sind sie zur Stelle und unter der Nummer 334 1216413 erreichbar.

zebra.Support setzt auf schnelle unkomplizierte Hilfe und die berufliche Weiterbildung von Verkäufer*innen.

… va oltre Che si tratti di una casa, del lavoro, della salute o di informazioni, per i venditori e le venditrici di zebra. la vita quotidiana rappresenta una sfida continua. zebra.Support offre loro un rapido aiuto in situazioni di emergenza e li segue passo passo nella ricerca di un lavoro sicuro.

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b sofort können Lehrpersonen bei der oew den neuen zebra.Workshop für Mittel-, Berufs- und Oberschüler*innen buchen. Im Zentrum stehen das Sozialprojekt zebra., Straßenzeitungen aus aller Welt, Konstruktiver Journalismus, Mitmachmöglichkeiten für junge Schreibbegeisterte und die Begegnung mit einem Verkäufer oder einer Verkäuferin. Nähere Informationen auf der Webseite www.oew.org/bildung

zebra.Support sostiene i venditori*trici con soluzioni semplici e veloci, offrendo anche opportunità di formazione.

Raiffeisenkasse Eisacktal | Valle Isarco IBAN: IT 68 S083 0758 2210 0030 0004 707 Südtiroler Sparkasse Brixen | Bressanone IBAN: IT 93 H060 4558 2200 0000 5004 219 Überweisungsgrund | causale: „zebra.Support“

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Io vendo 6 plus 1 von 60 Verkäufer*innen

Petru Lefter

Nicolae Bumbu

„Zwei Jahre muss ich noch durchhalten“

Janit Ogo

Osariyekemwen Obasuyi

Aretuemhen Godspower

Robert Okosodo

Name: Ioan Voion Alter: 63 Mein Herkunftsland: Rumänien Ich verkaufe: in Vahrn bei Brixen

In Rumänien arbeitete ich 30 Jahre lang als Zugführer in der Region Timişoara. Ich war verheiratet und habe drei Kinder. Die EU-Osterweiterung, Scheidung und private Probleme führten dazu, dass ich 2008 beschloss, im Ausland neu anzufangen. Ich arbeitete in England, Deutschland und Montenegro, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir. 2012 kam ich nach Südtirol. Ich hatte gehört, dass es hier Arbeit in der Landwirtschaft gibt. Aber niemand wollte mich beschäftigen, ich war zu alt. Seit 2014 verkaufe ich daher zebra.

In den Wintermonaten war ich in einer Einrichtung der Caritas untergebracht, im Sommer schlief ich unter einer Brücke. Vor drei Jahren erhielt ich eine schlimme Diagnose: Lungenkrebs. Der Tumor hat gestreut und sich bis in meinen Kopf ausgebreitete. Die Chemotherapie war sehr schwer für mich, doch sie hat angeschlagen und derzeit ist mein Zustand stabil. Dank zebra.Support konnte ich vor einigen Wochen in ein Zimmer einziehen und schlafe nun nicht mehr auf der Straße. Zwei Jahre muss ich noch durchhalten, dann kehre ich nach Rumänien zurück. Mit 65 Jahren habe ich dort Anrecht auf die Rente, für die ich immerhin als Angestellter der Bahn eingezahlt habe.

Wünscht sich, bald seine Kinder wiederzusehen. IOAN VOION

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Kokos statt Plastik

Die Regierung des Inselstaates Samoa wird mit Anfang nächsten Jahres alle Wegwerf-Plastiktaschen und Strohhalme verbieten. Auch Styroporbehälter für Lebensmittel sollen so bald wie möglich durch nachhaltige Alternativen ersetzt werden. Mögliche Rohstoffe dafür sind Kokosnussblätter, Hanf oder Maniok.

Aiuto per le vittime

Il parlamento della Nuova Zelanda ha approvato una legge che garantisce 10 giorni aggiuntivi di ferie pagate e il diritto di maggiore flessibilità nell’orario di lavoro per le vittime di violenza domestica. L’obiettivo è dare alle vittime il tempo di andare in tribunale, traslocare in un posto sicuro e così fuggire alla violenza che subiscono.

Aumentano i giaguari

Grazie alle misure intraprese per proteggere la specie, il numero di giaguari in Messico è aumentato del 20 per cento negli ultimi anni arrivando a un totale di 4.800 esemplari.

Meno discriminazione

Nella nuova versione della classificazione internazionale delle malattie l’Organizzazione mondiale della sanità (Oms) ha definito che essere transgender non è più una malattia mentale. Si spera che questo favorisca l’accettazione sociale dei transgender e garantisca loro l’accesso all’assistenza sanitaria per terapie ormonali e interventi chirurgici.

Positive Auswirkungen

Wissenschaftler des École d’Économie in Paris haben die Daten zu Migration und Asylansuchenden aus 15 europäischen Ländern, darunter auch Italien, im Zeitraum zwischen 1985 und 2015 analysiert. Sie haben herausgefunden, dass durch neue Mitbürger*innen das Bruttoinlandsprodukt zugenommen und die Arbeitslosigkeit abgenommen hat. Weiteres verursachen die Menschen mit Migrationshintergrund dem Staat keine zusätzlichen Ausgaben, da die Spesen für ihre Aufnahme durch die Zunahme an Steuereinnahmen und eingezahlten Beiträgen gedeckt werden.

Es ist alles eine Frage der Sichtweise Bei den Landkarten sind wir die Mercator-Karte gewohnt: Europa befindet sich oben in der Mitte, rundherum der Rest der Welt. zebra. entscheidet sich für die ungewohnte Peters-Karte, da bei ihr die Flächen stimmen, und stellt sie noch dazu auf den Kopf. Denn: Im Kopfstand ändert sich unsere Sichtweise auf die Welt.

Geht immer wieder gerne in Bibliotheken. Nils Bertol 6

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GoodNews

Offene Bibliotheken

In Irland wird die Mehrheit der öffentlichen Bibliotheken demnächst sieben Tage in der Woche geöffnet sein und das mit längeren Öffnungszeiten von 8 bis 22 Uhr. Dafür werden 100 zusätzliche Bibliothekar*innen angestellt. Außerdem werden die Strafen für verspätete Rückgaben abgeschafft. So sollen die Besucherzahlen verdoppelt werden, und den Menschen sollen mehr Möglichkeiten geboten werden, um in den Bibliotheken zu lernen, zu arbeiten, das Internet zu nutzen oder Sitzungen abzuhalten.

Arriva il servizio civile

Dal 1953 si stima che in Corea del Sud quasi 20.000 persone siano finite in prigione per aver rifiutato, per ragioni di coscienza o religiose, di fare la leva militare. A fine giugno la Corte Costituzionale del Paese asiatico ha stabilito che il governo deve introdurre per gli obiettori di coscienza forme di servizio civile alternativo al posto della leva obbligatoria di due anni.

Mittelschule für Geflüchtete

Ab September besuchen in Bozen, Brixen und Meran wieder Asylsuchende und eingewanderte Menschen eine Abendschule, die sie auf die Mittelschulprüfung im Juni 2019 vorbereitet. Für diese Menschen bedeutet der Mittelschulabschluss größere berufliche Möglichkeiten. Außerdem lernen sie so die Kultur ihrer neuen Heimat besser kennen und werden dadurch selbstbewusster und selbstständiger.

Riconciliazione tra vicini Dalla fine della guerra nel 2000 che ha coinvolto due Paesi vicini, l’Eritrea e l’Etiopia non hanno più avuto relazioni ufficiali. Le frontiere erano chiuse con gli eserciti schierati, le linee telefoniche interrotte, non c’erano voli diretti da un paese all’altro e le famiglie divise tra i due Paesi avevano grandi difficoltà a comunicare e incontrarsi. Con il nuovo governo etiope, in carica da pochi mesi, il 9 luglio i leader dei due Paesi hanno firmato una dichiarazione di pace e amicizia. Nel giro di pochi giorni ha riaperto l’ambasciata eritrea ad Addis Adeba, è partito il primo volo di linea tra le capitali dei due paesi, l’Eritrea ha annuncia-

to il ritiro delle sue truppe dal confine con l’Etiopia e le linee telefoniche tra i due paesi sono tornate a funzionare creando grande gioia nei due paesi.

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Punto di domanda

Wann rastest du (aus)? Dieses Mal in Freienfeld: Auf der Raststätte zwischen LKW-Stellplätzen, Kiosk, Tankstelle, Motel und Campingplatz kreuzen sich die Wege von Lasterfahrer*innen und Reisenden aus ganz Europa. Es ist ein Nicht-Ort, an dem ein ständiges Kommen und Gehen herrscht und sich kaum jemand länger aufhält als unbedingt notwendig. Die pulsierende Rastlosigkeit und der Hauch von Ferne, die den Autohof umgeben, bergen aber auch etwas Faszinierendes.

Aleksandr Polischuk Ich habe keine Zeit auszurasten, bin sechs Wochen am Stück auf Achse quer durch Europa und fahre dann wieder nach Hause in die Ukraine zu meiner Familie.

Glarise Milenkovíc During my breaks I often go for walks. Sport is important for me not only on the road but also at home in Serbia.

“ „

Lucio Moscotto Una bella sauna dopo tutto il giorno in macchina è perfetta per rilassarsi!

Christine Saxl Ich arbeite hier im Büro im Container und kann am besten etwas rasten, wenn ich ein paar Schritte gehe und frische Luft schnappe.

Gabriele Lunardi Mentre lavoro non faccio pause ma dopo vado a trovare gli amici.

Rudi van Breen Ich transportiere hoch entzündlichen Wasserstoff. Wenn Kollegen auf der Raststätte neben meinem Wagen ihren Grill aufbauen – dann raste ich aus!

Hätten gerne mit der blonden Lasterfahrerin und ihren vierbeinigen Beifahrern geplaudert. LISA FREI . KARIN HOCHRAINER 8

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Augeklaub

Ziemlich raffiniert Vorsicht, Rutschgefahr! Ein farbenschillernder Film aus ausgetretenem Öl ist die Ursache für dieses Verkehrsschild. Es kommt aus einem Fahrzeug, das mithilfe von Öl teilweise aus Öl produziert wurde und von einem Destillat aus Öl auf einer Fahrbahn aus einem Nebenprodukt von Öl angetrieben wird. Erdöl umgibt uns wie den Fisch das Wasser. Öl ist Macht. Ölfirmen und Raffinerien sind die weltweit reichsten Konzerne. Das viele Geld der Rockefellers gründet auf Öl. Es war Auslöser für Wirtschaftskrisen und für illegale Kriege. Seit etwa 150 Jahren wird Öl systematisch gefördert. Vorher trat es von selbst aus der Tiefe empor. Schon die Babylonier hatten asphaltierte Straßen. Der Codex Hammurabi schrieb die staatliche Regulierung dieses Stoffes vor. Im Mittelalter stellte man damit Arzneien her und bekämpfte Schädlinge im Garten. Düngemittel und Medizin sind genauso wie Kunststoffe Fast 100 schwere Ölpesten gab es seit 1950 und Elektrizität bis heute zu einem groaufgrund von Unfällen, Materialermüßen Teil erdölbasiert. dung und Kriegen. Native People sind Für die meisten von uns wäre kein Tag neben der Umwelt die ersten Opfer dieohne Erdöl vorstellbar. 53 Prozent der ser Epidemien. Immer noch Gesamtförderung gehen in die MobiliIn Westsibirien werden Pipelines gelangen jährlich tät, fast 25 Prozent in die Industrie, schätzungsweise 15 12 Prozent werden verheizt. Die durch sensible Millionen Tonnen in die Welt konsumiert täglich etwa ökologische Ökosphäre. Das Gebiet um 95 Millionen Barrel davon, Zonen verlegt. Nischnewartowsk wurde für die Industrienationen sind ökologisch tot erklärt. Am stärksten bean der Spitze. Der Verbrauch steigt jährtroffen ist der Lebensraum der Chanten lich um zwei Prozent. Aber nur noch bis und Mansen. Im Nigerdelta sind bisweizum „Peak Oil“. Dann ist das globale Förlen mehr als zwei Millionen Tonnen Rohdermaximum erreicht und das Angebot sinkt. Dessen unbeachtet macht derweil öl in die Umwelt gelangt. Lebensgrunddas Ökosystem nicht mehr mit. lagen und Lebenswerke wurden zerstört.

Der bunte Schein trügt: Ist Erdöl bald mehr Fluch als Segen?

Die Lebenserwartung der Menschen dort sank um zehn Jahre. Der nigerianische Bürgerrechtler Ken Saro Wiwa forderte einst eine gerechte Verteilung der ErdölEinnahmen und die Reparation des Ökosystems. 1995 wurde er hingerichtet. Und immer noch werden Pipelines durch sensible ökologische Zonen verlegt. Im Amazonasgebiet genauso wie in den Reservaten der Sioux in Nordamerika. Laut Experten wird trotz innovativer Technologien kaum Öl eingespart. Der Grund dafür ist der wirtschaftliche Wachstumszwang. Dabei könnte jeder*r etwas weniger konsumieren und somit auch den Ölverbrauch reduzieren. Es geht, wenn wir wollen.

Zählt den Verbrauch von Barrel statt jenen von Kalorien. Nadia Sorg 2018 | 40 9


Per Anhalter durch Europa: Tischlerin Meru, Fliesenleger Johannes, Konditorin Tina und Polstererin Helene

Freiheit unterm Hut Zwei Jahre ist Johannes schon unterwegs, ohne Handy, ohne Auto und fast ohne Geld. Was so mancher Backpacker über OnlinePlattformen wie Couchsurfing und BlaBlaCar versucht, macht der junge Südtiroler strikt nach den Regeln einer jahrhundertealten Handwerkstradition: Johannes ist auf der Walz. Mit jedem metallenen Klirren, den sein Wanderstock auf dem Kopfsteinpflaster verursacht, lenkt der junge Mann neue Blicke auf sich. Immer wieder bleiben Menschen am Straßenrand stehen und

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immer wieder drängt sich die Linse einer Kamera in sein Sichtfeld. Wäre Johannes vor etwa fünfhundert Jahren durch die Laubengasse in Bozen gelaufen, wäre er wohl kaum beachtet worden. Dann wären sein verschnörkelter Wanderstock, sein Filzhut und seine schnürelsamtene Kluft im mittelalterlichen Getümmel nicht weiter aufgefallen. Heute hingegen erregt sein Äußeres oft mehr Aufsehen, als Johannes recht ist. Dennoch gehört das altertümliche Gewandt zu seiner bisher zweijährigen Wanderschaft einfach dazu. Genauso wie das Verbot, sich seinem Heimatort Schleis bei Mals auf mehr als 50 Kilometer zu nähern, ein Handy zu besitzen oder auch nur einen Cent für

Transport und Unterkunft auszugeben. Selbst seine Freund*innen und Familie hört er deshalb nur ab und zu übers Telefon oder trifft sie eher zufällig an einer Straßenecke. All dies entspricht den strikten Regeln des „Freien Begegnungsschachts“, dem Johannes angehört. Der Schacht ist einer von sieben Gesellenvereinigungen in Deutschland, der noch den alten Brauch der Walz fördert und junge Handwerksgesell*innen zu einer mehrjährigen Wanderschaft verpflichtet. Unter den etwa siebenhundert Handwerker*innen, die derzeit unterwegs sind, ist Johannes der einzige Südtiroler. Auch er hat es sich zur Aufgabe gemacht, im vorgeschriebenen Zeitraum

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Hauptsache

von drei Jahren und einem Tag in den verschiedensten Handwerksbetrieben und an den verschiedensten Orten so viel Berufs- und Lebenserfahrung wie nur möglich zu sammeln. Die Grundregeln: Nie länger als drei Monate in einem Betrieb bleiben und das Honorar nur für Nahrungsmittel und das Nötigste ausgeben. Da die Handwerker*innen auf der Walz besonders Wert auf Gleichheit legen, hat der 26-jährige Vinschger für die Dauer seiner Wanderschaft sogar seinen Nachnamen abgelegt – um Vorurteile aufgrund von Nationalität oder Kultur zu vermeiden. Niemand von den Gesell*innen soll aufgrund von Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft diskriminiert werden. Anfangs begleitete Johannes für einige Zeit eine erfahrene Wandergesellin. Diese weihte den 26-jährigen Vinschger in das Regelwerk der Gesellenvereinigung ein und half ihm, seine erste Arbeitsstelle als freireisender Fliesenleger in Duderstadt in Norddeutschland zu finden. Seitdem hat Johannes in unzähligen Betrieben gearbeitet und ist seine Reiselust nicht mehr losgeworden. „Ich freue mich auf jeden neuen Ort, den ich kennenlerne“, erzählt er, „aber auch über jeden, den ich wieder verlassen kann. Spätestens nach fünf Wochen fängt mein Wanderstock wieder an zu naggln.“ Dann weiß er, er muss wieder los und neue Abenteuer erleben, neue Erfahrungen sammeln. Das

Sprichwort „Wenn der Nachbarshund nicht mehr bellt, dann ist es für den Wanderburschen Zeit für den Aufbruch“, hat Johannes stark verinnerlicht. Das Abenteuer ist zwar nicht der alleinige Grund für die Wanderschaft, doch für viele junge Handwerker*innen wie Johannes der Ansporn schlechthin. Einige umrunden auf der Walz die Welt, andere reisen im deutschsprachigen Raum umher. Johannes selbst ist in den vergangenen zwei Jahren, ausgerüstet mit einer Straßenkarte und einem kleinen Büchlein mit den wichtigsten Floskeln auf Spanisch und Französisch, vom Reschen aus bis nach Marokko gereist. Geholfen wurde ihm auch da, wo niemand etwas von der Walz wusste: „Ich erinnere mich noch an einen Tag, an dem ich ohne Geld

und ohne Unterkunft mitten in der Wüste stand. Zwei deutsche Touristen haben mich im Auto mitgenommen und mir zwei Tage lang das Hostel bezahlt“, erzählt er. Am nächsten Tag drückte ihm ein alter, zahnloser Mann einige Münzen in die Hand, eine Gruppe sehr armer Feldarbeiter lud ihn zum Teetrinken in ihre Hütte ein. Ein Erlebnis, das ihn sehr bewegte: „Die Männer hatten selbst nie das Stück Land verlassen, das sie bearbeiteten. Als ich mit Händen und Füßen meine Geschichte erzählte, da haben sie gejubelt.“ Aber auch sonst wurde Johannes fündig. An Arbeitgebern, interessanten Bekanntschaften und Freundschaften mangelte es ihm nie. Sein Credo: Anspruchslosigkeit und Optimismus.

Johannes hat für die Dauer seiner Wanderschaft sogar seinen Nachnamen abgelegt.

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Hauptsache

Einmal schlief er sogar mehrere Wochen alterliche Kluft der in der Werkstatt, in der er arbeitete, da Wandergesell*innen, es sonst nirgendwo einen Schlafplatz für allerdings in der ihn gab. „Einen kürzeren Arbeitsweg Farbe ihres eigenen hatte ich nie!“, erzählt der Fliesenleger Handwerks, dem lachend. Polstern. Optimismus zeigt er auch, wenn er einZur Kluft der mal keine Lust hat, allein zu reisen. Wandergesell*inDann kontaktiert er über Email einige nen gehört auch der anderen Wandergesell*innen seider Stenz, ein genes Schachts und begleitet sie ein Stück wundener Wandes Weges. Derzeit zeigt er drei Wanderstock, das dergesellinnen aus Norddeutschland Wandertagebüchseine Südtiroler Heimat: Meru, eine lein mit dem Wapfreie Tischlerin, Helene, eine freie Polspen des Schachts, tererin und Tina, eine freie Konditorin das ihnen als Ausreisen mit ihm. „Wir haweis gilt, das traditionelle Als „Schlitzohr“ ben uns auf einem der Rucksackbündel mit den galt ein unehrlicher regelmäßigen Gewenigen Habseligkeiten sellentreffen kenGeselle, dem man den und ein Ohrring, der früher nengelernt und das einzige Wertstück der FreiOhrring herunterriss. seitdem sehen reisenden darstellte. „Schlitzohr“ wir uns immer wieder Mal irgendwo“, wurden deshalb Gesellen genannt, deerklärt Helene. Auch sie trägt die mittelnen man den Ohrring heruntergerissen

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Unterwegs wie vor hundert Jahren.

hatte, da sie sich nicht „ehrbar“ verhalten hatten. Und auch das Sprichwort „Er ist mir auf den Schlips getreten“ stammt aus einer Zeit, in der Wandergesell*innen nicht immer gut behandelt wurden und ihnen auch wörtlich auf das um den Hemdkragen gewickelte Tüchlein getreten wurde.

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Hauptsache

Den Teil der Kluft, den Johannes am meisten hütet, ist sein Hut. Diesen zieht er vor niemandem, nicht einmal vor dem Papst, denn er ist das wichtigste Symbol seiner Freiheit: „Wir Wandergesellen sind frei, das heißt, wir beugen uns vor keiner Obrigkeit. Nur wenn es darum geht, Respekt zu zeigen, besonders beim Essen, ziehen wir symbolisch unsere Kopfbedeckung.“

Der Hut ist auch etwas, das andere Wandergesellen in anderen Kulturräumen teilen. So trifft das geübte Auge auf Reisen auch mal den einen oder anderen französischen „Compagnon“ auf Wanderschaft, skandinavische „Naver“ und ab und zu einen australischen „Swagman“ auf der Straße an. Johannes selbst setzte 2016 das erste Mal seinen Wanderhut auf. Durch Zufall

hatte er wenige Monate zuvor einen freireisenden Bäckergesellen ein Stück mit dem Auto mitgenommen und von ihm erfahren, dass nicht nur Zimmerleute auf die Walz gehen konnten. Selbst Instrumentenbauer*innen und Käser*innen, die jünger als dreißig Jahre alt waren und ihre Gesellenprüfung abgelegt hatten, waren mit von der Partie. Von diesem Moment an war der junge

Franzosen in Pfitsch?! Seine Angestellten mussten sich erst daran gewöhnen, als Compagnon Alexandre Lepand und Peter Trenkwalder Unternehmer Peter Trenkwalder vor einigen Jahren den ersten französischen „Compagnon“ im Spenglerei- und Dachdeckerbetrieb Trenkwalder & Partner in Pfitsch anstellte. Obwohl er selbst kein Französisch sprach, war ihm der Gesellen-Austausch mit dem Handwerkerbund der französischen Compagnons* von Anfang an „Gold wert“: Der Betrieb, der sich vor allem auf die Arbeiten an Schutzhütten spezialisiert hat, profitiert seitdem nicht nur von einem großen Netzwerk an Handwerker*innen, sondern auch vom kulturellen Austausch mit den Wandergesell*innen. Wie viele Gesell*innen der Compagnons stellen Sie jedes Jahr ein? Jedes Jahr einen für die Dauer von etwa neun Monaten.

Wie ist die Situation inzwischen: Sind die französischen Gesell*innen „integriert“? Ja, die sind zu 100 Prozent integriert. Wir suchen für sie eine Wohnung, sie arbeiten mit einem befristeten Vertrag in Vollzeit im Betrieb mit und später halten wir auch noch über Facebook Kontakt zu ihnen. Wie handhaben Sie die kulturellen Unterschiede und Vorurteile im Betrieb? Ich habe gemerkt, dass kulturelle Unterschiede kein Problem sind, solange sie nicht zu groß sind. Wenn es zum Beispiel große religiöse Unterschiede gibt oder das Frauenbild völlig anders ist, dann gibt es Konflikte. Am Arbeitsplatz müssen beide Seiten lernen, den anderen zu verstehen und zu akzeptieren. Wenn das nicht klappt, kann man auch nicht gut miteinander arbeiten. Wenn es aber klappt, steigert das die soziale und sprachliche Kompetenz aller Beschäftigten im Betrieb.

Warum ist Ihnen der kulturelle Austausch im eigenen Betrieb wichtig? Ist die sprachliche Barriere ein Problem? „Die Welt hört Wir in Südtirol tendieren dazu, in unserem Land Nicht wirklich. Die Gesellen, die zu mir komnicht am zu bleiben - weil es schön ist und weil es genug Armen, sprechen zwar meist nur ein paar Brocken beit gibt. Umso wichtiger ist der Austausch direkt im Deutsch, aber mit der Zeit lernt jeder von ihBrenner auf!“ Betrieb. Für mich ist es wichtig, dass meine Lehrlinge und nen, sich zu verständigen. Was wirklich zählt, Gesellen sehen, dass sie viel konkurrenzfähiger sind, wenn sie ist ihr handwerkliches Geschick. Ich sage immer: Für einen weltoffen auf andere Leute zugehen. Die Welt hört nicht am Handwerker sind seine Hände sein wichtigstes Sprachrohr. Brenner auf! Wie haben ihre Mitarbeiter*innen reagiert, als Sie den ersten französischen Gesellen anstellten? *Die Compagnons sind ein französischer Handwerkerbund, ähnAm Anfang war es nicht leicht. Ich habe es auch nicht an die lich den deutschen Wandergesellenvereinigungen. Die Compagnons große Glocke gehängt, weil ich wusste, dass jetzt alle sagen: schicken ihre Gesell*innen fünf Jahre lang auf eine „Tour du monde“ Der Peter spinnt ja komplett mit dieser Idee einen Franzos‘ in fünf verschiedene Länder, wo sie bis zur ihrer Meisterprüfung ihr Handwerk perfektionieren. hierher ins Tal zu bringen!

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Mann aus Schleis nicht mehr zu halten: „Mein Vater hätte mich lieber ganz traditionell in einem Betrieb gesehen. Und mein damaliger Schweizer Arbeitgeber fand, dass die Idee völlig verrückt war“, erzählt Johannes. Schlussendlich aber unterstützten ihn alle auf seiner etwas ungewöhnlichen Suche nach Abenteuern und Wissen. Dafür ist er dankbar. Denn auch wenn die Regeln der Walz sehr strikt und teilweise veraltet wirken, sind sie für Johannes eine

Möglichkeit, die Welt aus einer Perspektive kennenzulernen, die heute viele jungen Menschen nicht mehr erleben:

aus der nicht digitalen Sicht. Etwas, das der 26-Jährige auch allen anderen Südtiroler Handwerksgesell*innen ans Herz legen möchte. Johannes hat noch genau ein Jahr und einen Tag der Wanderschaft vor sich. Alles, was der Für alle EventualitäWandergeselle zum Leben ten ist er mit seinem braucht, trägt Schlafsack, seiner er auf seinen Schwimmhose und Schultern. seinem Allzwecktaschenmesser gewappnet. Und – nicht zu vergessen – gut versteckt unter seinem Hut: mit jeder Menge Freiheit.

Spürt das Reisekribbeln unter den Sohlen. ANNA MAYR

WOHLFÜHLEND DURCH DEN HERBST www.weltladen.bz.it

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Auf der Straße

„Als Schiffskommandant bereiste ich die ganze Welt“ Mamon Fahsas Heimat ist die syrische Hafenstadt Baniyas. Von dort bereiste er einst die ganze Welt. Krieg, Folter und Krankheit trieben den 60-Jährigen nach Italien. Heute fühlt er sich wie ein Schiffsbrüchiger und hat nur noch einen Wunsch: seine Familie bald wiederzusehen. Vor zwei Jahren kam ich nach Italien. Nachdem ich in Syrien einfach so ins Gefängnis gesteckt und gefoltert wurde, ging es mir sehr schlecht. Ich hatte Probleme mit den Augen, Diabetes und wegen der erlittenen Elektroschocks gelangte das Blut nicht mehr in meinen Kopf. Mein Bruder lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Südtirol und er half mir dabei, nach Italien zu kommen. In Syrien gibt es kein Gesundheitssytem mehr und kaum Medikamente. Vor dem Krieg war ich Schiffskommandant und bereiste fast 40 Jahre lang mit großen Frachtschiffen die Welt. Ich kenne alle großen Häfen von Südamerika bis Nordeuropa. Ich habe gut verdient, und ich bin über einen humanitären Korridor mit dem Flugzeug nach Italien gekommen, um wieder gesund zu werden. Ich war viele Monate im Krankenhaus. Irgendwann waren auch meine Ersparnisse aufgebraucht. Mein Bruder hat mir sehr geholfen, doch die Situation wurde immer schwieriger. Ich wollte ihm nicht zur Last fallen, also bin ich gegangen. Nirgends gab es eine Unterkunft oder Hilfe für mich. Ich habe in Italien politisches Asyl bekommen, aber keinen Platz, wo ich schlafen konnte. Eine zeitlang schlief ich in der Notschlafstätte in Bozen.

Diese ist nur bis April geöffnet und jeden Tag um Heute leidet sieben Uhr Mamon unter morgens müsgesundheitlichen sen die Leute Problemen. wieder auf die Straße. Die kalten Tage waren sehr hart, ich konnte nicht nach Syrien zurückkehren. Sofort wegen meiner Diabetes und meinem ofwürden die Behörden mich wieder ins fenen Fuß kaum laufen. Durch die Kälte Gefängnis stecken oder noch schlimmer. wurden meine Probleme mit den Augen Ich möchte, dass meine Familie zu mir schlimmer und ich ging in die erste Hilfe kommt, aber derzeit ist das nicht möglich. im Krankenhaus. Dort habe ich auf dem Ich kann nicht arbeiten, ich bin über 60 Boden geschlafen. Die Jahre alt und schwer Jeden Tag telefoniere ich krank. Jeden Tag telefoPolizei kam und hat mich gefragt: „Was niere ich mit meiner Frau mit meiner Familie. machst du hier?“ und den Kindern. Meine Ich habe geantwortete: „Ich habe kein Söhne sind 17, 16 und 13 Jahre alt. In SyZuhause, ich bin krank und draußen ist rien können sie nicht zur Schule gehen. es kalt. Was soll ich tun?“ Im vergangeMeine Verwandten unterstützen sie dort mit Lebensmitteln, aber für die Schule nen Frühling schlief ich in Parks und in haben wir kein Geld mehr. So viele junge den Gärten hinter Kirchen. Mit nichts als Menschen haben das Land schon verlasden Kleidern, die ich am Leib trug. Seit einigen Monaten lebe ich nun im Haus sen. Sie haben keine Perspektive mehr, der Solidarität in Brixen. Derzeit habe ich der Krieg hat alles zerstört. Die Tage hier monatlich 200 Euro zur Verfügung, den sind sehr lang für mich und ich fühle Großteil davon gebe ich für die Fahrt zu mich wie gelähmt. Ich kann nichts tun, den Arztvisiten in Meran aus. Ich kann außer zu beten.

Der Krieg kennt nur Verlierer. MAMON FAHSA 2018 | 40 15


Wie oft im Jahr sehen Sie Menschen und denken: „Die oder den möchte ich bemalen“?

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Das geht auf die Haut

In Ihren Werken verschmelzen Mensch und Natur. Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie sehr setzen Sie sich für den Umweltschutz ein?

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Johannes Stötter

Als 14-Jähriger hat er die Musikschule geschmissen. Heute spielt er vier Instrumente und tourt mit seiner Band „Burning Mind“ durch die Lande. Das Zeichnen und Malen hat sich Johannes Stötter selbst beigebracht. 2012 wurde er BodypaintingWeltmeister. Der Sterzinger geht seinen ganz eigenen Weg, und während die meisten ihren Künstlertraum eher früher als später wieder begraben, ist er hartnäckig geblieben. Für seine einzigartigen Camouflage-Bodypaintings lässt er den menschlichen Körper in der Landschaft verschwinden oder zum Tier werden. Fotos und Videos seiner Arbeiten werden im Internet millionenfach angeklickt und seine Aufträge kommen mittlerweile aus der ganzen Welt – er malt in den USA, in Japan oder auf dem Karneval in Rio. Wenn es ihm zu viel wird, zieht er sich bewusst zurück: „Irgendwann ist die Energie aufgebraucht, dann fehlt die Kreativität und du machst nur mehr halbe Sachen. Das will ich nicht!“, sagt Johannes. Neue Kraft und Ideen tankt er in den heimischen Bergen und in der Musik.

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Zahlen, bitte!

Wie viele Stunden am Stück haben Sie maximal an einem Menschen gemalt?

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30 26 230 0,03 4 15 4 18 8 15 >150

Aus wie vielen Menschen besteht Ihre größte BodypaintingKomposition? #

Wie viele Konzerte hat Burning Mind bis heute gegeben?

Wie viel Kilo Farbe kommen auf einen Menschen?

In wie vielen Ländern haben Sie bereits Menschen bemalt? #

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Wie oft standen Sie bei der Bodypainting-WM schon auf dem Stockerl?

Auf einer Skala von 0 bis 10: Welchen Anteil hatte die Schulbildung an Ihrer Karriere? #

Wie viel Prozent Ihrer Kunst ist politisch beeinflusst? #

Wie viele Anfragen erhalten Sie pro Monat? #

Wie viele Jahre mussten Sie kämpfen, bis Sie von der Kunst leben konnten? #

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Wie viele internationale Zeitschriften haben Ihre Kunstwerke bereits abgedruckt?

Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie wichtig ist es für Sie, einen gutaussehenden Körper zu haben?

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Tauscht gerne Kleidung gegen Farbe. MATTHÄUS KIRCHER 2018 | 40 17


Zwischentöne

Ein Hoch auf den Hochsommer Über kaum ein Thema spricht man so höchst gerne wie über das Wetter. Höchste Eisenbahn also, dass ich das an dieser Stelle auch einmal tue. Der Hochsommer 2018 bietet sich dafür an. Im Sommer 2018 folgt auf jeden Polterabend (= Gewitter) eine weitere Hoch-Zeit. Hochaktuelle Unwetterwarnungen werden auf hochauflösenden Monitoren häufig aktualisiert. Hochseilgärten haben Hochkonjunktur. Hochglanzbroschüren raten vom Genuss hochprozentiger Getränke ab. Hoch konzentrierte, unter Hochdruck gemixte Hochklasse-Smoothies versprechen stattdessen einen hochgradigen Hochgenuss. Auch Hochleistungssportler*innen legen lieber einen Ruhetag ein, als mit Höchstgeschwindigkeit auf dem Hochrad unterwegs zu sein. Hochmut kommt vor dem Fall… Vor den hohen Temperaturen kann man in der Hochsaison in die Höhe fliehen (besser Hochalm als Hochhausdach) – oder in den hohen Norden. Ob Hochgebirge oder schottisches Hochmoor – wer der Hitze entfliehen kann, der flieht. Außer den Eisverkäufer*innen, bei denen herrschen Hochbetrieb und Höchstumsätze.

Dieser Sommer war echt der Gipfel.

Hochbrisante Meldungen beherrschen das Sommerloch: In Schweden brennen Wälder, in Deutschland vertrocknen Felder, in Kalifornien verenden Kälber. Hitze hoch drei, wohin man auch schaut. Die Geister, die man nach dem langen Winter mit Hochspannung erwartet hatte, wird man nicht mehr los. Ob Hochadel, Hochschulabsolvent*in, Hochseefischer*in, Hochsicherheitstraktinsass*in oder Hochtief-Bauarbeiter*in: Alle schwitzen. Die Hitze schweißt zusammen. Ein Hoch auf das nächste Tief! Als was wird dieser Sommer 2018 in die Geschichte eingehen? Als einmaliger Ausrutscher? Als Beginn einer neuen Realität? Als der Zeitpunkt, an dem auch der letzte hochnotpeinliche Depp kapiert hat, dass der hochgefährliche Klimawandel keine Erfindung der hochbegabten chinesischen Hochkultur ist? Ausgangspunkt der Hitzewelle war im Übrigen eine blockierende Omegalage, die zu einem Abreißen der Westwinddrift führte. Europa muss also – vom Hochlohnland Schweden bis ins hoch verschuldete Griechenland – solidarisch zusammenhalten und gemeinsam die Brände löschen, weil aus dem Westen keine verlässliche Hilfe mehr zu erwarten ist. Wie gesagt, ich rede hier über das Wetter.

Beendet Briefe manchmal „Hochachtungsvoll“. Markus Belz 18

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Intervista

Dieser Dienst gehört den Kindern Die Juristin und Sozialpädagogin Paula Maria Ladstätter leitet die Kinder- und Jugendanwaltschaft in Bozen. Wer die Rechte von Kindern und Jugendlichen in Gefahr sieht, kontaktiert sie, vereinbart ein Beratungsgespräch oder schreibt ihr eine Facebook-Nachricht. Ihre „Klient*innen“ sind Jugendliche in Gewaltsituationen und Scheidungskinder genauso wie Mobbingopfer oder unbegleitete Minderjährige.

Wie kam es zur Einrichtung der Kinderund Jugendanwaltschaft in Südtirol? Paula Maria Ladstätter: Es gab eine lange Vorphase: Vor allem der Jugendring hat auf die Einrichtung einer solchen Stelle gedrängt. Zehn Jahre lang wurde auf politischer Ebene diskutiert, eine Arbeitsgruppe entwickelte bis 2009 das notwendige Landesgesetz, das auf Erfahrungen aus Italien und Österreich zurückgreift. Und so konnte die Anwaltschaft schließlich in Bozen eingerichtet werden.

Immer ein offenes Ohr für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen: Paula Maria Ladstätter

Was ist das besondere an der Kinderund Jugendanwaltschaft? Wichtig ist, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft unabhängig ist. Sie ist niemandem hierarchisch untergeordnet und agiert überparteiisch. Die Kinder- und Jugendanwältin genießt das volle Vertrauen der Landesregierung, die sie mit Zweidrittelmehrheit wählt. Ich kann Gutachten zu bestimmten Themen schreiben und im Landtag zu kinder- und jugendspezifischen Themen angehört werden. Einmal im Jahr veröffentlichen wir einen

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Das Büro der Kinder- und Jugendanwaltschaft befindet sich in Bozen, Cavourstraße 23/c. Für alle Anliegen betreffend die Rechte von Kindern und Jugendlichen sind die Mitarbeiter*innen des Dienstes unter der Nummer 0471 946050 oder via Mail an info@kinder-jugendanwaltschaft-bz.org erreichbar. Weitere Infos online: www.kinder-jugendanwaltschaft-bz.org

Ihr Büro befindet sich in Bozen, wo gut ein Fünftel der Südtiroler Bevölkerung lebt. Wie erreichen Sie die Kinder im restlichen Land? Tätigkeitsbericht mit einem Forderungskatalog. Der Bericht wird jedem*r Wir arbeiten viel mit Schulen zusammen, Politiker*in im Landtag ausgehändigt. machen Vorträge und beraten auch via Telefon, WhatsApp oder Facebook. Diese Gespräche auf Distanz haben aber auch Anwaltschaft ist ein starker Titel. Bedeuihre Nachteile. Deshalb ist es mir wichtet er, dass Sie Kinder und Jugendliche als Mandanten vor Gericht vertreten? tig, die Betroffenen direkt vor mir zu haNein, ich vertrete keine Kinder ben. Denn hinter „Wir hören Kinder auch einer ersten Frage vor Gericht. Die italienische ohne Einverständnis Bezeichnung „garante per stecken oft sehr viel l’infanzia e l’adolescienza“ komplexere Situatioder Eltern an.“ trifft es besser: Wir stellen nen. Dafür kommen wir sicher, dass die Kinder- und Jugendrechte in auch zu den Kindern. Südtirol respektiert werden. Wenden sich auch Eltern an Sie? Was gehört zu den Aufgabenfeldern? Nicht nur! Auch Großeltern, Beamte, Sozialassistent*innen, Psycholog*innen, Im Landesgesetz sind die Aufgaben der Lehrpersonen, Nachbarn oder die Polizei Kinder- und Jugendanwaltschaft verankert. klopfen an unsere Tür. Wenn es um KinSie lassen sich in vier großen Säulen zusammenfassen: Beratung und Vermittlung, der geht, sind viele Personen involviert. Interessensvertretung, Vernetzung mit verFür ihre Anliegen sind wir da. schiedenen Diensten und Sensibilisierung. Die Kinderrechte sind in der UN-KinderWas heißt das konkret? rechtskonvention von 1989 verankert. Im Vergleich zu anderen Konventionen Die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist ist sie noch ziemlich jung. eine niederschwellige Ombudsstelle für Menschen bis zu ihrem 18. Lebensjahr. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es VerNiederschwellig bedeutet, dass der Zusuche gegeben, Kinderrechte zu verangang zu uns so leicht und unbürokratisch kern. Richtig gelungen ist es den Vereinwie möglich sein soll. Die Kinder- und ten Nationen aber erst später. Ich denke, Jugendanwaltschaft gehört den Kindern das hat auch damit zu tun, wie Kinder und Jugendlichen, die wir auch gegen das und Jugendliche gesellschaftlich wahrgeEinverständnis der Eltern anhören könnommen werden: Hält man sie für kleine Erwachsene oder für eine Personengrupnen. Bei einem Sozialdienst ist das beispielsweise gesetzlich nicht möglich. pe mit besonderen Bedürfnissen, die geschützt werden müssen? Können Sie ein Beispiel nennen? Wir hatten einmal einen Fall, bei dem der Die UN-Konvention verleiht dem Thema also Sichtbarkeit? Vater seine Tochter misshandelt hat. Als das Mädchen all ihren Mut zusammenDie Vereinten Nationen sind eine weltumnahm und zum Sozialsprengel ging, sagte fassende Organisation und die Konvention man ihr dort, sie müsse mit ihren Eltern lenkt den Blick auf Kinder und Jugendliche wiederkommen. Man kann sich vorstellen, als eigene Träger*innen von Rechten. dass das Kind dann keine Institution mehr Im Sprachgebrauch benutzen wir im Zubetreten hat – bis es den Weg zu uns fand. sammenhang mit Kindern oft das Wort

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„mein“: Das sind „meine“ Kinder, das ist „mein“ Sohn. So bezeichnen wir normalerweise Dinge, die uns gehören. Aber bei Kindern und Jugendlichen ist das nicht der Fall. Es sind Menschen mit eigenen Rechten, die ich als Elternteil begleiten darf. Für den Schutz der Kinderrechte braucht es aber die Mithilfe von Erwachsenen.

Einer der 54 Artikel der Kinderrechtskonvention betrifft das Recht auf Gleichheit. Was ist damit gemeint? Im Kern ist dies ein Diskriminierungsverbot. Jedes Kind hat dieselben Rechte, unabhängig von Religion, Ethnie oder Geschlecht. Welche Rechte werden in Südtirol besonders wenig geachtet? Ich habe meist mit sehr vielschichtigen und sehr komplexen Situationen zu tun. Werden Kinder zum Beispiel in Heimen untergebracht, kann es zu unterschiedlichen Problemen kommen: Schwierigkeiten in der Schule, Schwierigkeiten in der Unterkunft, die Mutter kommt mit der Sozialassistentin nicht klar, das Kind nicht mit dem Erzieher. Statt kategorisch von Rechten zu sprechen, ist es da besser sich die Besonderheiten dieser Einzelfälle anzuschauen. Womit haben Sie sich letzthin beschäftigt? Im vergangenen Jahr hatten wir besonders viel mit Familienproblemen zu tun, danach kamen Schule, Mobbing und Diskriminierungsfälle – auch von Menschen mit Beeinträchtigung. Besonders wichtig war auch das Thema Jugendschutz für nicht begleitete Minderjährige. Was bedeutet das genau? Bei jungen Menschen zwischen 14 und 18 Jahren sprechen wir rechtlich von Jugendlichen. Unbegleitet bedeutet, dass sie auf keine Erziehungsberechtigten zurückgreifen können. Unter diese Bezeichnung fallen Personen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten. 99 Prozent der unbegleiteten Jugendlichen in Südtirol sind zwischen 16 und 17,5 Jahre alt. Sie benötigen Rundumschutz.

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Intervista

Wie viele unbegleitete Minderjährige halten sich derzeit in Südtirol auf? Das kann man nicht sagen, denn es gibt verschiedene Quellen und natürlich auch Dunkelziffern. Nur um eine der offiziellen Zahlen zu nennen: 2017 sprach man von 384 unbegleiteten Minderjährigen in Südtirol. Die Zahl ist nicht eindeutig belegbar. Was passiert mit diesen Jugendlichen? Es gibt unbegleitete Minderjährige, die Südtirol nur als Transitland betrachten. Unterstützung gibt es beim sogenannten „SIS“, dem „Servizio Integrazione Sociale“ in Bozen. Nach Erstgesprächen und der Unterbringung in einer Erstaufnahmestruktur werden die Jugendlichen in sozialpädagogischen und sozialtherapeutischen Wohngemeinschaften oder im betreuten Wohnen untergebracht. Das Aufnahmeverfahren ist gut strukturiert. Wo liegen die Knackpunkte? Wenn ein Jugendlicher jahrelang auf der Flucht war und in dieser Zeit schnell erwachsen werden musste oder traumatisiert ist, kann es schwierig sein, ihn in einer sozialpädagogischen Wohnung unterzubringen, wo strenge Regeln gelten. Wir benötigen mehr Psycholog*innen, die Erfahrungen in der Traumaarbeit haben. Ein wichtiger Schritt war 2017 die „Legge Zampa“, die einen freiwilligen Vormund vorsieht. Bisher übernahmen meist die Verantwortlichen eines Sozialsprengels diese Vormundschaften. Sie hatten dann 30 oder auch 40 Vormundschaften inne und konnten sich natürlich nur schwer um die Jugendlichen kümmern. Was ist ein freiwilliger Vormund? Freiwillige Vormunde sind Privatpersonen, die sich für unbegleitete Minderjährige engagieren möchten. Dabei können sie bis zu drei Vormundschaften übernehmen, außer es handelt sich um Geschwisterpaare. Genau wie das Gesetz es auch verlangt, können so persönliche Beziehungen

aufgebaut werden. Jede*r kann freiwilliger Vormund werden, da es aber um die Arbeit mit Jugendlichen geht, prüfen wir gemeinsam mit dem Jugendgericht die Eignung dieser Personen sehr genau nach.

Wofür sind die Vormunde zuständig? Es ist wichtig, dass eine Vertrauensbasis zu unbegleiteten Minderjährigen aufgebaut wird. Die Betreuung im Alltagsleben übernimmt aber eine betreute Wohnungseinrichtung, in der auch Erzieher*innen arbeiten. Die Jugendlichen wohnen nicht beim Vormund. Das Gesetz sieht viel mehr vor, dass der Vormund die Wohnsituation seines Schützlings überprüft und auch jene Bürokratie erledigt, die Eltern sonst übernehmen. Wie werden die Freiwilligen auf diese Aufgabe vorbereitet? Das neue Gesetz sieht vor, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft die freiwilligen Vormunde ausbildet, ernannt werden sie dann vom Jugendgericht. Im Moment sind 36 Tutor*innen registriert – alles sehr fähige Personen, zwei Drittel von ihnen sind Frauen, mit verschiedenen Berufen, aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten. Begleitet die Kinder- und Jugendanwaltschaft auch die Vormunde? Wir sind der Bezugspunkt für die Vormunde und bieten Aus- und Weiterbildungen sowie Sprechstunden an. Für Fragen sind wir telefonisch erreichbar. Nach sechs Monaten schreiben die Vormunde einen Bericht, den wir im Sinne eines Monitorings entgegennehmen. Wir sprechen auch mit den Jugendlichen und sind so im Bilde, wie der jeweilige Vormund sein Amt ausführt.

„Besonders wichtig ist derzeit der Schutz von unbegleiteten Minderjährigen.“

Das hört sich nach Verantwortung und vielen Regeln an. Was sind die schönen Seiten des Engagements? Ich bin da sehr klar: Es geht hier um Ehrenamt. Oft erwarten sich Freiwillige eine Art Gegenleistung – ein Lob oder ein Dankeschön. Doch gerade bei unbegleiteten Minderjährigen geht diese Rechnung nicht immer auf. Diese jungen Menschen haben viel durchgemacht und sind nicht immer auf der Suche nach persönlichem Kontakt. Deshalb brauchen die Vormunde eine Art Herzensenergie, eine große Freude am Geben. Einige der Vormunde haben mir erklärt: „Meine Kinder sind groß. Ich habe so viel bekommen und möchte jetzt etwas zurückgeben.“ Natürlich gibt es schöne Seiten. Ein Jugendlicher stellte mir seinen Vormund als „meine Mama“ vor. Es ist klar, dass diese Beziehungen auch nach der Volljährigkeit weiter bestehen. Vor welchen Herausforderungen steht die Kinder- und Jugendanwaltschaft? Unbegleitete Minderjährige werden uns weiterhin beschäftigen und ihre Zahl wird noch zunehmen. Ich wünsche mir, dass in diesem Bereich neue Projekte erdacht und verschiedene Unstimmigkeiten im Gesetz behoben werden. Und es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass die Rechte von allen Kindern und Jugendlichen in der Gesellschaft anerkannt und hochgehalten werden.

Hat sich das Wort „Herzensenergie“ aufgeschrieben und an den PC geheftet. ADRIAN LUNCKE 2018 | 40 21



Focus

Una vita per gli altri In una società che invecchia, sempre più famiglie hanno bisogno di loro. Le incrociamo per strada mentre spingono una carrozzella o danno il braccio ad una persona anziana, oppure sedute a chiacchierare su una panchina al parco. Di loro non si parla quasi mai, restano in ombra, sebbene per molti siano diventate essenziali: sono le assistenti familiari o, comunemente dette, badanti. Se penso ad una badante, immagino immediatamente la sfilza di annunci e siti di cui internet è pieno. “Trova badante”, “agenzia badanti” sono solo alcune delle scritte blu che riempiono la pagina aperta di Google. Richiede un certo sforzo immaginare le storie che si nascondono dietro a quelle disponibilità, dietro a quelle persone a cui affidiamo la quotidianità dei nostri parenti più anziani. È proprio dalle loro storie però, che bisognerebbe partire per tentare di capire l’epoca in cui stiamo vivendo, il bisogno capillare di assistenza e di pari passo, quello di lavoro. Le badanti provengono per lo più dall’Est Europa e spesso sono vittima di discriminazione riguardo a diritti e protezione sociale. La loro è una migrazione particolare, poiché solitamente la loro famiglia resta nel Paese d’origine. È come se si trovassero in due luoghi contemporaneamente: con il corpo impegnate nella vita quotidiana di assistenza all’anziano, ma con il cuore e la mente proiettate verso la famiglia e verso i figli, a cui mandano ogni mese i soldi guadagnati affinché si costruiscano un futuro migliore.

Anna lavora da sette anni come badante a Bolzano.

Questa è anche la storia di Anna, che da e una volta arrivata nel nostro Paese si è vent’anni lavora come badante in Italia. Mi dovuta confrontare con la difficoltà di imparare la lingua e di cercare un lavoro. Per accoglie con il sorriso, mentre aiuta la sua qualche tempo ha fatto la baby-sitter a Naassistita a sedersi. Sono sette anni che vive poli, dove si prendeva cura di due gemelli. a Bolzano e ne aveva 36 quando è venuta I genitori però non le concedevano mai del in Italia per la prima volta. In Ucraina, il tempo per tornare in Ucraina a trovare i suo Paese di origine, lavorava in un pasuoi, di figli. Quando pensa ai suoi bamnificio perché “prima che cadesse il muro andava tutto bene, c’era lavobini, ormai adulti, gli A malincuore ha ro”, ma dopo qualche tempo occhi le cominciano ha dovuto fare i conti con affidato i suoi bambini a brillare. Racconta di la crisi. Sua sorella ha quando le si è spezzato il a sua madre. deciso di cercare fortucuore, perché “dopo essere stata in Italia per un po’ sono tornata in na in Italia e Anna l’ha seguita, anche se Ucraina e mio figlio più piccolo non mi non avrebbe mai pensato che il suo futuro aveva riconosciuto”. Al tempo aveva camsarebbe stato lontano dai suoi figli. A malincuore, infatti, ha affidato i suoi bambini, biato colore di capelli e data la lontananza uno di 13 e l’altro di tre anni, a sua madre il bambino ne era rimasto confuso.

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Dopo Napoli è stata a Milano, dove ha iniziato a lavorare come badante e infine a Bolzano dove si prende cura della stessa signora da quasi dieci anni. “La mia vita gira attorno a lei” mi racconta sorridendo. In effetti è proprio così, dato che Anna sta con la signora 24 ore al giorno, sette giorni su sette. Provo a immaginarmi la sua quotidianità mentre me la descrive, dettaglio per dettaglio. Ogni giorno si sveglia, prepara la colazione, aiuta la signora a lavarsi e a vestirsi, poi la porta a passeggiare, a mangiare un gelato o a bere un caffè, perché “è importante portarla fuori, farle respirare un po’ d’aria fresca”. Le sue giornate hanno una routine ben precisa e, oltre a prendersi cura della signora, si occupa anche della casa. “All’inizio non sapevo cucinare i piatti italiani, ma poi ho imparato nuove ricette!” mi racconta felice. Stupita le domando se ha mai un giorno libero e lei mi risponde di no, ma che però può tornare in Ucraina per un mese a dicembre e trascorrere le vacanze con la sua famiglia. Che cosa può spingere una persona lontana da casa, dai figli e dagli affetti? Le chiedo di parlarmi della situazione ucraina oggi e, di fatti, subito il suo viso si spegne. “Laggiù si prende poco stipendio e non

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„È importante farle respirare aria fresca.“

resta nulla di cui vivere” e continua “ho visto molte persone con i soldi contati andare al supermercato e togliere qualche cosa dal carrello perché non ne avevano abbastanza”. Rimango ad ascoltarla interessata e lei incalza, dicendomi che molti non credono a quello che racconta, che sembra un’invenzione. Di colpo gli occhi tornano lucidi “in Ucraina non è come qui, lì c’è povertà e non c’è speranza”. La cosa positiva però è che lì i soldi guadagnati in Italia diventano improvvisamente tanti. È per questo che Anna ha continuato a lavorare qui, per dare un futuro ai suoi figli, rinunciando ad essere presente perlomeno fisicamente. Le chiedo se abbia mai qualche momento di sconforto e mi risponde che, qualche volta, la sera sdraiata nel letto si trova a pensare ai suoi figli, al suo Paese e al

suo presente e le scende qualche lacrima. “Però la mattina dopo la vita ricomincia, come sempre” mi risponde, scacciando via in pochi secondi quel velo di tristezza che le aveva incupito il viso. Ma che cosa vuol dire essere una badante? Anna comincia ad elencarmi delle qualità secondo lei essenziali: “Bisogna avere tanta pazienza, essere disposti a fare tutto e ci vuole tanto sacrificio”. La guardo, sorrido e mi accorgo che un abbraccio è la cosa più spontanea che ho da darle in cambio per avermi raccontato la sua storia. Il destino di Anna è condiviso da tante altre donne, ma per Maria invece, una donna minuta e sorridente incontrata a Bressanone presso l’ufficio nella casa della solidarietà. La questione è un po’ diversa. Nata in un paesino della Romania, è venuta a vivere in Italia 14 anni fa. La sua migliore amica viveva in provincia di Venezia e aveva trovato lavoro, quindi Maria si è decisa a partire spinta dall’entusiasmo dell’amica e dalla curiosità. La donna non aveva né famiglia né figli quando è partita, ma mentre la intervisto attorno a noi ridono e giocano felici due bambine: sono le sue figlie.

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Focus

Quando era più giovane nella sua testa sai che una cosa non fa c’era spazio solo per una profondissima per te” ammette convinspiritualità che l’ha spinta, appena magta. Il sorriso di Maria è la cosa che più rimane imgiorenne, ad entrare in convento. Dopo tre anni però, pur non smettendo mai di crepressa. È grintosa, emodere, Maria ha abbandonato quella strada. tiva e con molto da racPer spiegarmi tutto ciò che le è accaduto contare. Fare la badante avrebbe bisogno di giorni, mi dice, perché per lei non è mai stato “di un chilometro di vita ti sto raccontanfaticoso, anche se spesso In Italia sono almeno Il numero di si è dovuta confrontado solo 2 centimetri”. La metafora mi dianziani assistiti si aggira attorno al verte e sono curiosa di saperne di più. re con anziani nervosi Le chiedo della sua esperienza da badante e che non la trattavano (2017) le assistenti familiari. . e, per un momento, è come se tirasse fuobene, “ma io rispondevo col sorriso, se loro mi diri il suo curriculum. Si concentra, fa menQuasi di queste te locale e comincia a parlarmi di luoghi cevano qualcosa di brutnon hanno La maggior parte regolare contratto. diversi e persone di ogni tipo. C’era un ex to, io dicevo il contrario” sono donne e straniere, direttore di banca, un ex candidato sine questo portava buonuprovenienti soprattutto daco, una donna nervosa e poi un uomo more e risate. Per Maria da Ucraina, Romania e attaccato al respiratore, una donna che “la vita è piena di sorMoldavia, ma anche dal Sud America e soffriva di Alzheimer…la vita di Maria prese”, d’altronde “anche dall‘Asia. non è stata certo una passeggiata. Bressagli avvenimenti brutti mi hanno insegnato tanto”. none è la sua ultima tappa, ma ha vissuto Le chiedo se avrebbe mai un po’ ovunque, barcamenandosi tra lapensato che sarebbe divori diversi e molto spesso non potendo permettersi una vera e propria casa. Oggi ventata una badante in fa la badante a ore, perché con due figlie Italia, quando viveva in Fonte: INPS di quasi 10 anni non potrebbe fare diverconvento in Romania. Mi risponde di no, ridensamente. Crescerle da sola non è stato semplice e, molte volte, è stata costretta do, però mi racconta che sin da quando ruoli come colf o infermiere, sopperendo ad affidarle ad altri per poter lavorare. era piccola le piace aiutare le persone più a mancanze non solo del nostro servizio Cinque anni fa, appena arrivata in Alto anziane. “Mi dà soddisfazione!” ammetsanitario nazionale ma, probabilmente, Adige, aveva già trovate, perché mettersi a anche di tipo culturale. Non troppo temIl cuore di Anna è rimasto disposizione degli alto un impiego. Voleva po fa le persone anziane erano considein Ucraina, mentre Maria tri e prendersene cura è prendere la residenrate come una ricchezza e mai si sarebbe sempre stato naturale per pensato di affidarle a qualcuno che non za e si era messa a in Romania non ci torna lei, come bere un bicchiere fosse della famiglia, ma il panorama solavorare 24/7 per quasi mai. d’acqua. una donna anciale è profondamente cambiato e tocca Il cuore di Anna è rimasto in Ucraifarci i conti: Gli anziani sono sempre di ziana sola e non autosufficiente. Le bimpiù e la vita delle famiglie è sempre più be vivevano con una signora e, visto che na, mentre Maria nel suo Paese non ci distaccata dalla “casa” come centro della aveva due ore libere al giorno, riusciva a è quasi più tornata. Queste donne, così vita. Tutto è decisamente più frenetico, vederle solo per un’ora, perché l’altra la diverse tra loro, si prendono cura degli veloce e “non c’è tempo”. utilizzava per raggiungerle a piedi. altri e lo fanno per lavoro. Viene da chieIl ruolo dell’assistente familiare è così imLa vita di Maria rimane per me ancora dersi quanti italiani sarebbero disposti a un’incognita, ci sono troppe cose che non trascorrere 24 ore su 24 assieme ad una portante proprio per questi motivi, anche mi racconta e forse è dovuto alla manpersona anziana e se, in fondo, la frenesia se spesso tendiamo a dimenticarlo. Chi si della nostra società non ci abbia spinto a prende cura dei nostri anziani, si prende canza di tempo. Una cosa però è chiara, vedere la vecchiaia da un’altra prospetticura della nostra memoria ed è necessaha viaggiato in lungo e in largo. “Ho ricevuto tanti schiaffi e ho dovuto sbatterci la va, non per forza giusta. Sempre più asrio dare una voce anche a queste persone testa, finché non sbagli per conto tuo non oggi così essenziali. sistenti familiari finiscono col ricoprire

840 mila 2/3

milione

Arricchita dalle storie di queste donne così forti. ASIA RUBBO 2018 | 40 25


Biblio

Alle, Mond und Abenteuer

Radikale Alternativen von Alberto Acosta und Ulrich Brand oekom Verlag, 2018 Der Politologe Ulrich Brand und der Ökonom Alberto Acosta verbinden das europäische DegrowthKonzept mit dem lateinamerikanischen PostExtraktivismus und zeigen einen Ausweg aus dem Gegenwartskapitalismus.

Bekas: Das Abenteuer von zwei Superhelden (DVD) Schweden/ Finnland/Irak, 2012 Die Waisenbrüder Zana und Dana leben im Irak. Sie lieben Superman und brechen mit ihrem Esel „Michael Jackson“ nach Amerika auf, um dort auf ihren Helden mit dem roten Umhang zu stoßen.

Green Parenting von Kate Blincoe oekom Verlag, 2016 Was ist ein Schmetterlingsgarten? Wie wird der Einkauf zum Erlebnis? Machen Geburtstagsfeiern auch ohne Müllberge Spaß? Diese Fragen beantwortet der praxistaugliche Ratgeber für Familien.

Alle, außer mir von Francesca Melandri Klaus Wagenbach Verlag, 2018 Eines Abends steht ein junger Äthiopier vor Ilarias Wohnungstür und behauptet ihr Neffe zu sein. Sie begibt sich auf eine Reise in die nie aufgearbeitete Faschismus- und Kolonialgeschichte Italiens.

In der oew-Fachbibliothek Eine Welt im Jakob-Steiner-Haus am Vintlerweg 34 in Milland/Brixen dreht sich alles um das Leben außerhalb Europas, um alternative Wirtschafts- und Lebensformen, um das Schicksal von Menschen in und aus den Ländern des Globalen Südens mit Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendbüchern. Telefon: 0472 833950. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr, Montag und Mittwoch auch 14 bis 17 Uhr. Unter bibkat.de/oew gibt es unser Medienangebot online.

Karin Hochrainer 26

Io cammino con i nomadi di Elena Dak Corbaccio, 2016 Se si è nomadi dentro non si può far altro che andare. Disperdersi, andare lontano per lunghi mesi e, dopo l’estate, ritrovarsi e danzare...

Solo la luna ci ha visti passare: il mio viaggio a 14 anni dalla Siria alla libertà di Maxima con Francesca Ghirardelli Mondadori, 2016 Un cammino attraverso l’Europa – oltre i limiti della paura, del coraggio e della determinazione – che Maxima vive come un bruttissimo sogno ma anche come un’indimenticabile avventura che ha cambiato il corso della sua vita.

La Biblioteca Culture del Mondo (BCM) onlus è una biblioteca specialistica per le culture e la narrativa del mondo, i diritti umani, la cooperazione allo sviluppo e le molte aree tematiche collegate, come i rapporti economici nel mondo, la sostenibilità, la cultura di pace, l’intercultura e le religioni. La biblioteca si trova in via Macello 50, a Bolzano, ma trovate tutto il nostro materiale anche sul sito www.bibmondo.it.

Sabrina Bussani 2018 | 40


Questi giovani

Strange New World: un videogioco per educare Alex Gatterer ed alcuni personaggi del suo videogioco.

Alex Gatterer appartiene a “Mad Mc Clausch Production”, un gruppo di ragazzi che condivide la passione per i videogiochi e la voglia di avere un impatto educativo positivo sulle persone. Com’è nata l’idea del gioco? È partita dall’università e dalla materia “Media Education”. Ci siamo resi conto che ogni cosa può rappresentare un mezzo per educare le persone: un libro, uno show, internet e anche i videogiochi. Così, pazzo come sono, ho programmato un videogioco a casa e l’ho presentato al professore e l’idea gli è immediatamente piaciuta e mi ha proposto di svilupparlo. Grazie ad internet ho trovato altri ragazzi e ragazze pronti a collaborare e insieme abbiamo cercato un’idea che potesse aiutare ad educare e formare le persone; così è nato “Strange New World”. Quali figure e ruoli sono presenti nel vostro team? Siamo in 8 e ciò che ci accomuna è sicuramente la passione per i videogiochi. Abbiamo il responsabile per la grafica, l’ortografia, la musica, la programmazione, i testi, il controllo e tutto ciò che permette la realizzazione di un gioco. Io sono un educatore, una ragazza studia scienze della formazione primaria, un’altra studia lingua tedesca, un’altra ancora comunicazione e uno lavora per il sindacato. Abbiamo, dunque, una varietà molto ampia di professioni e competenze.

In cosa consiste il vostro videogioco? Questo gioco verrà venduto e distribuIl nostro è un gioco di ruolo con la grafica ito? nostalgica degli anni ’90. Il focus princiSe avremmo un riscontro positivo da pale verte sui comportamenti sociali neparte delle persone ci sarà anche la possigativi, infatti si affrontano le tematiche bilità di venderlo. Anche se, sinceramendel mobbing, del razzismo, della xenofote, mi sembra più sensato distribuirlo e farlo conoscere gratuitamente. Per ora bia, della pirateria informatica. Ci siamo cerchiamo di promuoverlo attraverso concentrati su tutto ciò che è compreso interviste su giornali, radio, attraverso nel mondo di internet e tutto ciò che di la pagina facebook e il passaparola. Al negativo può accadere online, come il momento la demo è cyber bullismo e la diffusione di “Il videogioco è disponibile e scaricafake news. Attraverso la storia perfetto anche ed il personaggio principale bile gratuitamente sulla vengono affrontate le diverper i novantenni.” pagina facebook Mad Mc Clausch Production. Purse tematiche dando anche numerose possibilità di scelta al protagotroppo, per il momento, l’unica versione nista. Il giocatore, infatti, può scegliere di del gioco è in tedesco, ma ci stiamo muorispondere ad una provocazione in modo vendo per tradurlo anche in italiano ed timido, violento, riflessivo o empatico. È inglese. importante dire che non esiste mai “giusto” o “sbagliato”, semplicemente in base Cosa consigliereste ad altri giovani che come voi vorrebbero creare un videoalle risposte date viene influenzato l’andamento del gioco. Il videogioco è adatgioco? to anche ai giovani perché è ironico e in Motivazione, interesse, perseveranza, alcuni punti “trash”, durante la creazione passione per i videogiochi, occhio per i abbiamo pensato a ciò che piaceva a noi dettagli. Non soffermarsi solo sulla graquando avevamo 15 anni. Ad ogni modo fica, ma sul contenuto. Provare senza il videogioco è perfetto anche per i notimore di sbagliare, non mollare e avere una visione a 360 gradi. vantenni!

L’educazione è l’arma più potente che si possa usare per cambiare il mondo. ILARIA PERRI 2018 | 40 27


Swagen, Alter! Vielleicht habe ich mit meinen 17 Jahren schon die mentalen 80er geknackt, aber als mein Bruder mir erzählte, unser Cousin habe seinen Ciao zu einem Motorrad aufgemotzt und ich erstaunt fragte, was er dazu gelesen hatte, gab er mir spottend zur Antwort: „Er hat sich natürlich YouTube-Videos angesehen?!“ Gewiss werden YouTube-Videos in den nächsten Jahren auch das Medizinstudium ersetzen. Es kann gut sein, dass ich den Einstieg in ein neues Zeitalter nicht mitbekommen habe, weil ich zu beschäftigt damit war auf meinem schwarz-weißen Nokia die Sonderzeichen zu finden, aber können Sie all den Veränderungen folgen? Können Sie sich alle Trends und Umgangsformen erklären, oder bin ich der einzige, der letztens kaum noch durchblickt? Vor einiger Zeit begegnete ich auf meinem Weg in die Stadt einer Gruppe älterer

Damen, die kichernd auf einer Bank saßen und Chips aßen. Als ich an ihnen vorbeiging und höflich „Guten Tag!“ sagte, begrüßte mich die mit den weißesten Haaren mit „Hey, Alter!“ Ich frage mich bis heute, was sie damit meinte. Soll ich jetzt während des nächsten Urlaubs in der Jugendherberge oder im Bürgerheim übernachten? Soll ich mein Essen weiterhin kauen oder Brei genießen? Soll ich mir Sorgen um meine Cholesterinwerte machen? Zugegeben, ich konnte mich noch nie wirklich mit „der heutigen Jugend“ identifizieren. Meine Kassettensammlung hege und pflege ich schon seit geraumer Zeit, der Walkman hat einen Ehrenplatz in meinem Zimmer, ich besitze Kalligraphie-Bücher, Pink Floyd hat meine gesamte Entwicklung geprägt und für lange Zeit war „Mord ist ihr Hobby“ meine Lieblingsserie. Aber muss ich des-

wegen schon den Überblick verlieren? Es kann natürlich auch gut sein, dass Untermais dermaßen von der Außenwelt abgeschottet ist, dass ich von der Liebe zu kaputten Hosen und zu großen Pullis nichts abbekommen habe und deshalb eine kleine Auffrischung in Sachen „jugendliches Leben“ bräuchte. Möglicherweise sollte ich anfangen, mich mit YouTube fortzubilden und mir so Aufklärung verschaffen, wie das so geht, mit dem „Swagen“. Vielleicht habe ich wirklich schon die mentalen 80er geknackt und sollte mich auf eine Bank in den Park setzen und Tauben dabei helfen, durch Brotkrümel zu platzen. Leider erlaubt es mir meine zeitgemäße Handysucht nicht

NOAH ENNEMOSER

Oh, boy. SPRACHEN ERLEBEN VIVERE LE LINGUE www.alphabeta.it info@alphabeta.it Tel. 0471 978600 Tel. 0473 210650

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Ich habe einen Jungen bekommen. Wenn Sie nun „Hauptsache gesund“ denken, dann teilen Sie den Wunschgeschlechtgeschmack vieler. Ich habe auch eine Tochter. Bei der Tochter riefen die Leute: „Oh, wie süß!“ Was natürlich stimmt, die Tochter ist sehr süß. Nur, der Junge ist es auch. „Gender Disappointment“ nennt man es, wenn man das bekommt, was man sich nicht gewünscht hat. Früher waren das meistens Mädchen, jetzt sind es oft Jungs. Das Internet quillt über mit Tipps, wie man Mädchen zeugt und es sind Jungs, die weniger häufig adoptiert werden. Das sagt viel über unsere genderfixierte Kultur aus, die das Geschlecht in den Mittelpunkt unserer Wahrnehmung rückt und es stereotypisch mit Charakterzügen füllt. Bevor man eine Persönlichkeit ist, ist man erstmal nur Junge oder Mädchen. Und damit schon eine ganze Menge in den Köpfen der Menschen. Sie sei so froh, nur Mädchen zu haben, sagte mir eine Krankenschwester und ich wäre fast aus dem Wochenbett gekippt. Mit denen könne man einfach mehr machen. Vor allem, wenn die dann mal größer sind. Und es war erst der Anfang: Auf dem Spielplatz, in Mütterrunden, bei Freunden - boys bashing ist salonfähig. Wir müssen unsere Töchter zu starken Frauen

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Speakers’ Corner

In viaggio

Karin Colombi. sketch crawl bolzano

AZRA FETAHOVIC

erziehen und für Jungs müssen wir uns erstmal rechtfertigen. Vor dem verfahrenen Geschlechterverständnis, vor Prinzessinnen und Lillifeen und deren Müttern. Der Junge ist aufgeweckt, mit sieben Monaten fand er es spannender, Huckepack und laut juchzend den Berg hochgetragen zu werden, als im Wagen zu liegen. Anstrengend, so ein Junge, sagte eine Freundin dazu mit ihrem Mädchen im Wagen. Wirkt phlegmatisch, sagte eine Bekannte, als der Junge ruhig in der Ecke spielte. Einem Jungen werden negative Eigenschaften eher zugeschrieben: er wäre aggressiv, laut und anstrengend. So ganz stimmt das übriges nicht: In einer Studie waren Jungs zwar aggressiver gegen eine Puppe, wenn es ihnen vorgemacht wurde – sobald den Kindern

Torno da Bolzano a Vienna. Ho lasciato il capoluogo altoatesino inondato di sole, con la natura in fiore e felice di aver trascorso una settimana in questo idillio. Ma sono anche felice di tornare a Vienna, di tuffarmi nel grande mare di persone che popola la città, di essere un nessuno e fare finta di essere una turista. Torno in treno perché è sempre piacevole, nonostante i piccoli e insignificanti ritardi. Siamo al Brennero, c’è il primo blocco di polizia, conto gli agenti uno per uno, ce ne sono otto, no mi sbaglio sono in nove e dietro all’angolo si nascondono tre alpini, nemmeno loro lì per caso. So bene che svolgono soltanto il loro dovere, ma non c’è nessuno di quelli che loro stanno cercando. Davvero nessuno, infatti sono tutti rilassati e chiacchierano del più e del meno, cercando di far passare il tempo. Di profughi in transito nemmeno l’ombra, sono finiti i tempi delle grandi ondate che attraversavano il confine dirette verso il nord Europa. Nonostante il bel tempo la stazione è vuota. Ora li lasciamo morire molto prima che arrivino al Brennero. Nemmeno una decina di chilometri più avanti, a Gries, ci attendono altri tre poliziotti austriaci. Loro più grintosi. Entrano con un obiettivo ben preciso. Hanno pochi minuti per perquisire il treno, fanno uno scan veloce degli uomini e delle donne presenti, nessuna persona sospetta, nessun individuo di colore, nessun bambino minaccioso in cerca di serenità, nessuno da umiliare. Scendono. E ancora una volta mi sono dimenticata di chiedere se almeno volessero vedere il mio documento. Lo farò a Innsbruck, anche lì ci attenderà un’altra pattuglia, in cerca di altri esseri umani da “eliminare”, almeno da questo treno.

eine Belohnung für ihre Gewalt in Aussicht gestellt wurde, waren allerdings Mädchen gewaltbereiter. Mein kleiner Junge ist in erster Linie eine Persönlichkeit und nicht nur sein Geschlecht. Er ist liebevoll, witzig und kommunikativ. Er ist perfekt wie er ist, sein ganzes Wesen, jedes Härchen und sein Y-Chromosom. Und wenn er mal ein großer Mann ist, der mich drei Köpfe überragt, werde ich ihn genauso lieben und was werden wir für einen Spaß haben, wenn er mich Huckepack den Berg hochträgt!

BARBARA PLAGG

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A tavola!

I segreti di Sumatra caffè di Luwak funge da maschera anti-età rendendo la pelle soffice e liscia. Quando obietto che alla mia età non penso di averne bisogno, l’energica signora non sembra farci caso e rimboccandosi le maniche con aria di sfida mi chiede di esaminare la sua pelle e dedurne la sua età. Dopo la mia (ovvia) sottovalutazione sembra essere soddisfatta e con un sorriso aggiunge che la prevenzione è sempre meglio della cura. “E poi qui tutto è naturale, niente Umul chimica” ripete fiera per l’ennesima volsorridente nella sua ta in un inglese semplice, ma sufficientecucina. mente chiaro per capirci. In attesa che la mia maschera faccia il suo L’energica signora mi accoglie nella effetto e l’aiutante, Umi, arrivi con gli sua casa, dietro alla piccola moschea ingredienti per la mia lezione di cucina del villaggio, con una tazza di caffè. locale iniziamo a chiacchierare. Di proQuesto però non è un caffè qualunque, posito mi fingo un turista ignaro e le facma Luwak: i “chicchi” di caffè usati nel cio presente il mio stupore per la diverprocesso di torrefazione sono in realtà sità di questa parte d’Indonesia. Lei mi escrementi di un animale, lo zibetto, racconta dei Minangkabau, detti anche raccolti nella giungla ai confini delMinang: una società islamica ma male piantagioni di caffè. L’animaletto si triarcale. Infatti, secondo la tradizione, ciba esclusivamente dei migliori chicle proprietà vengono passate seguendo chi che, nel suo stomaco, subiscono la linea materna: la sorella maggiore fa un processo di fermentazione. Umul da mater familias e suo fratello maggiore, da pater familias. Molto interessante sottolinea l’altissima qualità della mapenso, ma per i dettagli teria prima, visto che lo zibetto Qui il mortaio non c’è tempo: gli ingrenon è addomesticato. Le bacche sostituisce dienti sono pronti e la levengono raccolte in una ventizione comincia. na di villaggi nei dintorni e il mixer, la Qui si cucina all’antica: il morla produzione annuale si legna il gas. taio sostituisce il mixer, la legna aggira attorno ai cinque il gas. Anche il latte di cocco non è in quintali all’anno. La differenza si sente. scatola, ma viene strizzato a mano da Infatti, io che al caffè aggiungo sempre trucioli di cocco con l’aggiunta di un po´ un cucchiaino di zucchero, resto colpid’acqua. Dopo quasi due ore mi godo il to dal suo gusto naturalmente dolce e mio Beef Rendang, carne di manzo, che delicato, ma non per questo meno formescolo ad un pugno di riso fra le dita – te. La giornata non poteva cominciare cosa che consiglio a chiunque di provare. meglio. È risaputo in tutta l’Indonesia e l’hanno Con mio iniziale stupore e devo amconfermato anche i miei amici locali: mettere reticenza, la padrona di casa buono come l’originale Minang non lo comincia ad applicare i fondi del caffanno da nessuna parte. fè sulla mia faccia, spiegandomi che il

Umul, una signora del posto, ed io ci siamo dati appuntamento alle dieci di mattino in un paesino sperduto, non troppo distante dalla costa occidentale dell’isola di Sumatra, o Sumatera, come viene chiamata qui. Vorrei imparare qualcosa di più sulla storia dell’isola e sulla cucina locale.

Beef Rendang Ingredienti per 4 persone: 1 kg carne di bovino a dadini 50 g aglio 100 g cipolla 70 g zenzero 100 g galanga 2 foglie di lime 2 foglie di alloro 2 pezzi di citronella 1 foglia di curcuma 100 g di chilli rosso Almeno 1 litro di latte di cocco Ridurre in purea (con mortaio o frullatore) aglio, cipolla, zenzero, galanga e chilli fino a creare una massa omogenea. Versare mezzo bicchiere di acqua in una padella tipo “wok”. Man mano aggiungere gli ingredienti passati. A fuoco alto, aggiungere al soffritto la carne tagliata a dadini, il latte di cocco ed infine il chilli aggiustando di sale. Fare sobbollire il tutto e poi cuocere a fuoco lento finché la massa non risulti asciutta. Servire il Beef Rendang accompagnato da riso bianco e verdure. Per un’esperienza autentica gustare la pietanza con le mani!

Tornato a Bolzano si è dovuto riabituare ad una cucina ”insipida”. FRANCESCO GIANOLA 30

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Schwarzweiß Robert Asam

Böse Worte …

Die Gutmenschin

…von meiner Insel Ich sitze auf meiner kleinen Insel der Seligen und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Der Kühlschrank ist gut gefüllt, und meine einzige Sorge ist, dass ich noch nicht weiß, wo ich meinen nächsten Urlaub verbringen soll. Aber vielleicht fahre ich gar nicht weg. Zuhause ist es doch am schönsten. Sagt man. Außerdem sind die Zeiten unsicher, und da ist es besser, man bleibt daheim. Man weiß ja nie, wer alles kommt, wenn man gerade nicht da ist. Ich spreche jetzt nicht von Touristen. Natürlich kommen auch von denen immer mehr. Obwohl: Im August herrschte zeitweise Großalarm auf meiner Insel. Einige Betten drohten, leer zu bleiben. Leere Betten über ferragosto! Um Himmels willen! Dann die nächste Hiobsbotschaft: Die Lira stürzt ins Bodenlose. Dann ist mir eingefallen, dass wir ja seit fast 20 Jahren keine Lira mehr haben. Es war nur die türkische. So ein Glück! Die Betten waren dann auch im August alle belegt. Fehlalarm! Aber besser so als umgekehrt. Warum habe ich mir überhaupt Sorgen gemacht? Ich müsste doch Impressum Herausgeberin | editore

Vintlerweg 34 Via Vintler – 39042 Brixen | Bressanone T. 0472 833950 – zebra@oew.org facebook.com/oew.org – www.oew.org St.Nr. | c.f. 90009830218 Hubert Pörnbacher (Vorsitzender | presidente) Redaktion | redazione Verantwortung und Koordination | responsabilità e coordinazione Lisa Frei (lisa.frei@oew.org, Tel. 0472 208207) Satz und Gestaltung | impaginazione e grafica Alias Idee und Form, Irmi Unterfrauner Werbung I pubblicità Matthäus Kircher (matthaeus.kircher@oew.org, Tel. 0472 208204) Verantwortlicher Direktor | direttore responsabile Wolfgang Penn Registrierung | registrazione Landesgericht Bozen | Tribunale di Bolzano N6/94 R.ST.6.8.94

eigentlich wissen, dass ich dazu keinen Grund habe. Ich lebe schließlich auf der Insel der Seligen, was soll da schon passieren. Am Horizont entdecke ich einen kleinen Punkt. Gefällt mir überhaupt nicht. Man wird doch als glücklicher Inselbewohner einen Horizont ohne störende schwarze Punkte erwarten dürfen! Der Punkt wird größer und – ich glaub es nicht! – ist ein Schiff. Kommt da etwa schon wieder…? Meine Inselpolizei hat mir doch hoch und heilig versichert, dass wir jetzt in der Sahara FünfsterneAufnahme-Resorts haben, in denen Reisende so lange bleiben können, bis ihnen langweilig wird und sie freiwillig wieder dorthin zurückkehren, von wo sie her-

Mitwirkende dieser Ausgabe | per questa edizione hanno collaborato Adrian Luncke, Alessio Giordano, Anna Mayr, Annelies Senoner, Asia Rubbo, Armin Barducci, Azra Fetahovic, Barbara Plagg, Francesco Gianola, Georg Hofer, Ilaria Perri, Karin Colombi, Karin Hochrainer, Lisa Frei, Luise Bacher, Markus Belz, Marta Larcher, Matthäus Kircher, Max Großrubatscher, Monika Thaler, Nadia Sorg, Nils Bertol, Noah Ennemoser, Philipp Frener, Robert Asam, Sabrina Bussani, Verena Gschnell Foto 1: Anna Mayr, 5: Georg Hofer; 6-7: pixabay. com/ estevesbae; flickr.com/ Vinayak Das; RajatSakhiya; flickr.com/Jeff Attaway; wikipedia. org/ Blumenwiese_005-2.jpg; flickr.com/ William Murphy; pixabay.com/stafichukanatoly; pixabay. com/jarmoluk; pixabay.com/osan; Alex Nitz; wikipedia.org/wiki/Archivo:Joint_declaration_2. jpg; 8: Lisa Frei, 9: wikimedia.org/Dieselrainbow. jpg; 10-12: Anna Mayr, 13: Peter Trenkwalder; 14-15: Anna Mayr; 16-17: Georg Hofer; 18: Markus Belz; 19-21: Georg Hofer, 23-24: Anna Mayr; 27: Alex Gatterer/ McClousch Production; 30: Francesco Gianola

Druck | stampa Athesiadruck GmbH | srl, Bozen | Bolzano AUTONOME PROVINZ BOZEN SÜDTIROL

“Bene, meglio che pensino meno ai muri e più ai ponti!”

“Dopo Genova il dibattito sulla sicurezza dei ponti continua.”

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gekommen sind. Einmal Sahara und zurück sozusagen. War nur Spaß. Wird ja wohl erlaubt sein. Aber jetzt hört sich der Spaß auf. Da kommt doch tatsächlich ein Schiff auf meine Insel zu. Und was für ein Schiff! Überhaupt nicht überfüllt. Die kenn ich doch, die Typen, die da vorne an der Reling stehen und winken. Freundliche Menschen. Ich winke zurück. Das ist doch tatsächlich Herr Salvini und neben ihm Herr Seehofer. Und der Österreicher ist auch dabei. Und der ganz rechts, das ist doch Herr Orban. Zu blöd, dass unsere Häfen gesperrt sind. Durchhalten, Freunde. Ich bin sicher, irgendwo werdet ihr schon aufgenommen. Irgendwann.

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