Zebra 25 kl

Marzo 2017 25

€ | 1 € Verkäu Poste italiane SpA. –Spedizione in abbonamento postale -70% -NE BOLZANO TAXE PERCUE - mensile

=2

in | vendito

2€

Die Straßenzeitung für Südtirol | Il giornale di strada per l’Alto Adige

produzione

* fer

1 € Produkt i

| on

+ re

Andreas Beck

Ein Mann im Kindergarten

S. 25

Cibo al banco

p. 9

Goldmädchen

S. 21

‰ Durch eine Unterschrift auf Ihrer Steuererklärung unterstützen Sie mit fünf Promille Ihrer Steuer die oew und zebra.

Für Sie kostenlos, für uns eine große Hilfe. Danke.

Con una semplice firma sulla dichiarazione dei redditi può destinare la quota del 5 per mille all’oew e zebra.

Non costa nulla ed è un grande supporto per noi. Grazie.

Steuernummer | Codice fiscale: 90009830218

oew.org

Intro

Z

Marocco, si parte! Anche nel 2017 l’oew e l’Ufficio Giovani, organizzano il progetto di scambio Hallo Ciao Maroc che é indirizzato a ragazzi di età compresa tra i 17 e i 22 anni. Il termine ultimo per iscriversi è il 31 marzo. Il soggiorno si terrà dal 29 luglio al 7 agosto. I partecipanti saranno ospiti di famiglie del posto e verranno accompagnati da rappresentanti dell’organizzazione. Per ulteriori informazioni: www.provincia.bz.it/arte-cultura/ giovani; jugendarbeit@provinz.bz.it; tel. 0471 413371 Ende Mai findet vor dem Haus der Solidarität in Milland wieder des beliebte Zugluftfest statt. Im Vorfeld treffen sich engagierte Freiwillige am 28. März und am 10. April jeweils um 17.30 Uhr in den HdSRäumlichkeiten zu Kreativabenden, um an der Gestaltung des Festes zu arbeiten. Interessierte melden sich bitte bei Katherina Strobl: ks@hds.bz.it; Tel. 0472 830441

ex. ten seit Schlernh estimm b ie d n ltete e d u n u ma rgab, wa O wei Fra o : v s r e lt t a a h v im Haus es Groß r jeden üt mein den Ton lnd, übe m e in e m h G u rc s a a ia b r tr jeher d kamme e als Ma r Vorrats d die ein e n d f e re p k h o c ä e K W n er D er seine re, von d l, der üb e g die ande inander, a e H n d nten, die tz un ten vo s li s B u te das r, w e er hier u n n t e t e u Don W er konn ra t F s a a e v d ß id e e t ro B h G og. ma mac Meinem hinwegz istanz: O tter dort oben.

D r chen e b a . s We Ruhe himmlis a e d hielten d n in e u e t s h n c e e h tt ex ma he er ha r häuslic oft Schlernh auptsac aters zu v H eiten, die ; ß h in ro is e G e s s t W e h n c in e e re n t je it m nur ebo en pruch zu iegenhe hn feilg s a r w b e h il c id e s r S W e Die V einem ahn und steht im r in Bus, B te, wenn tterlage u h ü m r f u s Wette s z t t Großwe m eine errgo u der da H d z r ir , e d w ll ir “ a w h c t schon in n „antris n vom gehauch r Peterli ins Ohr ast scho e F t it . e ie n z e r D h s rd e we jene U nheit ein örerisch Nüchter ie d d verschw t n k e ir hig . chwer gt. Da w ezu beru allem deshalb s d ra e g umschlä t ns or egen etterdie tter ist v idungsmäßig g w e s e W d s n a a d L um in chen kle ikmache Sportler ir inzwis w Die Pan il e w lgreiche r, fo hen a r ic b e h re ie r ie z an e ind. D m s s t a e este nachvoll w n r, p l dafü ewap nd das B g ie u r p t e is s t t e s e a B p alle W ser ist ein gebenheiten an enrolle.

Oberhau ine Neb Ge e n h e c d o Kathrin h n Jahr ur n sic Wetter n im vergangenen enn ma s w a , d n lt n a k spie putz hen acht. Da ühlings ßelterlic ro g r daraus m lich: Mit dem Fr e d s säch rnhex au . Von Und tat ie Schle d h umgeht c u ie a s d o n w a w iß h e w nach ihr versc r. Keiner ie einer e n ib. Und m h ic m s a t k m Verble ln ha re e t Vorrats k ih n u E z d t hex nich weig dern un r Schlern lbst sch e e s d den Kin a g n m a g ja t. Die O t der Ab ist ihm erkundig n schein acherin e m D r ? e r t t e t e va n. Eine W der Groß berühre u z h c li r sonde n. gebliebe TREIFER DER ANS

2017 25 3

Grundeinkommen und Spitzenleistungen La Costa Rica funziona con energia rinnovabile Nel 2016 la Costa Rica ha coperto il fabbisogno di elettricità al 98% con energia proveniente da fonti rinnovabili, uguagliando così il risultato dell’anno precedente. Le fonti di energia rinnovabili più importanti sono l’acqua, la geotermia e il vento.

Reiche zahlen, Arme essen In einem Restaurant in der spanischen Hauptstadt Madrid gibt es ein neuartiges Konzept: Tagsüber ist es für zahlende Kund*innen geöffnet und mit den Tageseinnahmen wird am Abend für obdachlose Menschen eine kostenlose Mahlzeit in einem schönen Ambiente ermöglicht.

Sperimentazione del reddito minimo garantito in Finlandia Dal 1 gennaio 2017 duemila disoccupati, selezionati a caso, riceveranno 560 euro al mese al posto dei normali sussidi. Il progetto durerà due anni e in questo periodo i beneficiari continueranno a essere pagati anche se troveranno un impiego o se decideranno di non cercarlo.

Leng Ouch aus Kambodscha hat mittels verdeckter und lebensgefährlicher Ermittlungen illegale Holzfällungen in seinem Land dokumentiert.

Durch den resultierenden Aufschrei der Öffentlichkeit entzog die Regierung folglich mehrere große Konzessionen. Ouch erhielt für seinen Einsatz den Goldman Umwelt Preis 2016.

Es ist alles eine Frage der Sichtweise Bei den Landkarten sind wir die Mercator-Karte gewohnt: Europa befindet sich oben in der Mitte, rundherum der Rest der Welt. Der Äquator liegt oft zu weit im Süden, so werden die „Länder da unten“ ganz klein. Auf der Mercator-Karte stimmen zwar die Winkel, auf der ungewohnten Peters-Karte dagegen die Flächen. Deshalb entscheidet sich zebra. für die Peters-Karte und stellt sie noch dazu auf den Kopf. Denn: Im Kopfstand ändert sich unsere Sichtweise auf die Welt.

Gegen illegale Abholzung

4 2017 25

GoodNews Nigeria verbietet Genitalverstümmelung Nigeria hat die Beschneidung von Mädchen und Frauen landesweit unter Strafe gestellt. Die Genitalverstümmelung hat häufig Unfruchtbarkeit, Infektionen oder Tod zur Folge und raubt Frauen die Möglichkeit, sexuelle Lust zu empfinden. Als bevölkerungsreichster und einer der einflussreichsten Staaten Afrikas, setzt das Land mit dem Verbot ein Zeichen, das auf Nachahmung hoffen lässt.

Un riconoscimento per la finanza etica Con la Legge di Bilancio 2016 il Parlamento italiano ha approvato un articolo che stabilisce i requisiti che una banca deve avere per essere “etica” e fissa alcuni incentivi per questo tipo di banche.

Questa misura rappresenta un’assoluta novità in Europa e un importante riconoscimento legislativo del valore sociale della finanza etica.

Boliviens Bildungssystem im Aufwind Bolivien hat in den letzten zehn Jahren große Erfolge im Kampf gegen den Analphabetismus und bei der Verbesserung des Bildungssystems errungen. Von der Erhöhung des Bildungsetats und dem Bau tausender neuer Schulen profitieren hauptsächlich die ländliche Bevölkerung und Frauen.

Canada accogliente Il governo canadese ha deciso che dal 1 dicembre 2016 i cittadini messicani non avranno più bisogno di un visto per entrare in Canada.

Flüchtlinge bringen Wirtschaftswachstum La Tanzania contro il land grabbing Il governo tanzaniano sta per varare una legge che riduce la durata delle concessioni da 99 a 33 anni e vieta l’acquisto di terre di proprietà dei villaggi e delle comunità locali.

Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird der Zustrom von Flüchtlingen zu einem erhöhten Wirtschaftswachstum in den Aufnahmeländern führen. Für die gesamte EU errechneten Experten eine Steigerung von 0,25 Prozent bis 2020, wobei die Hauptzielländer Deutschland, Schweden und Österreich mit einem Wachstum von 0,5 bis 1,1 Prozent rechnen können.

Weiß schon, wo er beim nächsten Besuch in Madrid essen wird. Nils Bertol 2017 25 5

Dentro e fuori Nur echt mit Ausweis: 12 von 60 Verkäufer*innen

Emmanuel Emeribe

Alom Kawtar

Petru Iulian Chiru

Kelvin Odion

Harun Jamir

Stefano Gerardo Rizzo

Jean Rouamba

Ingredienti

03 04 06 07 08 09 13 16 18 19 20 21 24 25 26 27 28 30 31

Intro Good News Dentro e fuori Augeklaub Punto di domanda Intervista Reportage Zahlen, bitte!

Io vendo Auf der Straße Eine Stück Heimat Porträt Eine Welt Na und?

Biblio Ausgecheckt Speakers’ Corner A tavola Schwarzweiß

Favoour Godstime

Attenzione!

Ohne zebra.Ausweis geht nix!

Comprate il nostro giornale di strada solo da venditrici e venditori muniti di apposito tesserino e numero di registrazione!

Sanni Akeem Olawale

Peter Okoroikpa

Palmer Efosa

Robert Okosodo

us. weis a er Aus s n u t So sieh

zebra. wird von motivierten Ver­käufer*innen auf der Straße verkauft. Trotzdem kann es zu Missverständnissen oder Problemen kommen: Eine unglückliche Wortwahl, ein ungünstiger Moment und schon läuft nicht alles perfekt. Haben Sie bitte Geduld, Respekt und Verständnis.

Vorremmo inoltre precisare che le venditrici e i venditori non possono chiedere l’elemosina o vendere sprovvisti di tessera. La tessera deve essere ben visibile. Per non incriminare il singolo e garantire buone condizioni a tutti non esitate a contattarci se notate delle irregolarità.

Kontakt - contatto: Tel. 334 121 6413

6 2017 25

Augeklaub

Eins, zwei, fünf, zehn, zwanzig ...

Ein amerikanischer Ureinwohner in der Stadt: Inmitten des unangenehmen Lärms hört er eine Grille zirpen. Trotz aller Skepsis folgt er dem Geräusch und findet sie tatsächlich. Er hatte sie als Einziger bemerkt. Dann lässt er eine Münze fallen und die Stadt verstummt. Bis einer sich bückt und sie aufhebt.

Von all den Dingen, die sonst noch auf der Straße herumliegen, wird wohl keines so häufig „augeklaub“.

Man findet es auch seltener. Wenn Geld auf der Straße liegt, geht niemand einfach daran vorbei. Geld hat uns konditioniert: Es wird geliebt, angehäuft, gehasst.

Es ist ein extrem emotionales Etwas. Man wird dazu gezwungen, es zu haben.

Doch je nach Kontext reagieren die Menschen unterschiedlich: Zwei Cent kann man ja liegenlassen, wenn man zum Zug rennen muss. Bei einem grünen oder Für Bill Gates violetten Schein, da verpasst man würde es sich liegen, damit sich das Büihn mal lieber. Über eine zwei-Euronicht auszahlen, Münze kann man sich auch ganz cken auszahlt. Er und sieeinen Hunderter unterschiedlich freuen: Die Auben andere Menschen auf der Erde besitzen heute so ßenseiter der heutigen finanziellen aufzuheben. viel wie die gesamte ärmere Herrschaft, in der für alles LebenserHälfte der Weltbevölkerung. haltende außer der Atemluft bezahlt werden Im Juni 1923 kostete in Berlin ein Liter Milch muss, wahrscheinlich mehr als du oder ich.

1440 Reichsmark, ein halbes Jahr später Vielleicht beschert sie jemandem eine wardann 360 Milliarden. Krieg kreiert katastme Mahlzeit, vielleicht die einzige an einem Tag? Für Bill Gates hingegen würde es sich rophale Kosten. Der Fund einer Deutschen nicht auszahlen, einen Hunderter aufzuheMark vor der Währungsreform 1923 wäre weniger erfreulich gewesen als der einer ben. Bei einem Besitz von 72 Milliarden Dollar Cent-Münze in heutiger Zeit. Auch wenn die verdient er sozusagen in jeder Sekunde mehr Herstellung der kleinsten Münze mehr kosals 100 Dollar, rechnet man seine Lebenserwartung auf 80 Jahre. Zeit ist Geld – auch für tet, als sie selbst wert ist, gilt sie als Glücksihn. Da müssten schon 300 Dollar am Boden bringer. Vielleicht gerade deshalb.

Am meisten wert wäre übrigens der Fund von Dollar oder Schweizer Franken. Besser keine Rupien, und schon bloß keinen vietnamesischen Dong finden! Das ist nämlich die wertloseste Währung der Welt. Ist Vietnam deshalb weniger wertvoll als Amerika? In Glück gemessen, sähe die Welt jedenfalls anders aus: Studien zufolge sind jene Bürger*innen am glücklichsten, in deren Staaten die Einkommensschere eng ist und es keinen allzu großen Unterschied zwischen den Lebensstandards der Besser- und Schlechterverdienenden gibt. Und eine verlorene Brieftasche wird von glücklichen Finder*innen eher zurückgebracht, wenn der Inhalt nicht zum Überleben benötigt wird.

Hält Geld für eine Münz- und Scheinrealität. Nadia Sorg 2017 25 7

Punto di domanda

Pulizie di primavera: Di che cosa vorresti liberarti?

Questa volta a Salorno: Aaron Ceolan ha 29 anni e lavora a Bolzano. Tuttavia rimane molto legato al suo paese d’origine – Salorno, dove si respira sempre un’aria allegra e gioiosa, a dimostrazione delle non poche attività pur essendo un comune dalle dimensioni ridotte. Per zebra. ha chiesto agli abitanti del paese di che cosa vorrebbero liberarsi con le pulizie di primavera.

„

Ursula Barbi Von falschen Freunden.

“

Elia Veronesi Sarebbe già un traguardo liberarsi della polvere. E poi le collane di libri sui minerali, non mi interessano più.

”

“

“

“

Lisa Dallapiccola Io mi libero dei sensi di colpa come fossero maglioni di lana vecchi.

Con il sole e le calde temperature proprio non mi servono.

”

“

Sebastian Solimando Ripongo nell’armadio i maglioni della nonna.

”

Alice Pomarolli In primavera vorrei liberarmi di alcuni pensieri che mi appesantiscono, preoccupazioni, delle cose superflue su cui sto lavorando…

”

„

“

Maria Zambiasi In primavera mi libero del cappotto.

”

Karin Simeoni Ich sorge das ganze Jahr dafür, dass es in meinem Haus sauber ist. Also fällt im Frühling bei mir auch kein besonderer Müll an.

“

“

Alice Caldani Mi libero del buio e faccio entrare il sole nella mia vita.

”

A Salorno il sole batte così di rado, che noi abitanti ce lo dobbiamo portare dentro. AARON CEOLAN 8 2017 25

Intervista I volontari di Banco Alimentare portano il cibo anche alla Casa della Solidarietà a Bressanone.

Cibo al banco Alla fine degli anni 60, in USA, John van Hengel, attivista, imprenditore ed ex playboy caduto in rovina, si ritrovò senza un soldo.

Decise quindi di andare a chiedere la carità in un convento di francescani, aiutandoli per riconoscenza nella distribuzione dei pasti alla mensa dei poveri. Leggenda narra che una donna che rovistava nei cassonetti sul retro dei ristoranti per procurarsi il cibo, vedendo van Hengel seguirla, gli abbia detto “ci vorrebbe una banca del cibo per i poveri”. Nasce così la prima “Food Bank”, precorritrice del moderno “Banco Alimentare”.

Ne parliamo con Luca Merlino, vicepresidente del Banco Alimentare del Trentino Alto Adige e responsabile provinciale dell’associazione.

Quando ha fatto il suo esordio il Banco Alimentare in regione?

Luca Merlino: Il Banco Alimentare è arrivato in Trentino - Alto Adige alla fine del 2003, ma l’attività più visibile e conosciuta, la “Colletta Alimentare”,che si tiene ogni anno a fine novembre, esiste già dal 1996.

Nella prima edizione si è raccolta circa una tonnellata di cibo. Oggi siamo arrivati a raccogliere, e dunque poi a distribuire, circa 266 tonnellate a livello regionale. È sempre

stato un crescendo, ogni anno un po’ di più, un andamento che non conosce crisi, dimostrando come la generosità delle persone va oltre i momenti di difficoltà economica che pure molte famiglie altoatesine patiscono.

Una bella soddisfazione per voi..

Decisamente sì. C’è anche da sottolineare il fatto che ogni anno aumentano i punti vendita nei quali siamo presenti per la raccolta.

Succede spesso che quel giorno, quando i nostri volontari si presentano con le buste per la raccolta davanti ai supermercati, trovino già persone che gli dicono: “vi stavamo aspettando”.

2017 25 9

Quanto riuscite a raccogliere annualmente e a chi distribuite concretamente gli alimenti quotidianamente raccolti?

A livello ragionale raccogliamo un totale di oltre 1200 tonnellate di alimenti. In Alto Adige sono 606,7 tonnellate, per un controvalore economico pari a oltre 2 milioni di euro. Siamo partiti nel 2005 con la raccolta di 200 tonnellate. Oggi riusciamo a raccogliere sei volte di più. Distribuiamo poi il tutto alle associazioni convenzionate. Loro devono distribuire gratuitamente i cibi che gli diamo. Le convenzioni vengono rinnovate ogni anno e gli statuti delle associazioni devono contemplare espressamente il fatto che esse seguono persone in stato di bisogno e che dispongono di locali adeguati per accogliere i prodotti donati e le persone che ne fruiscono.

3hochk.de

Il Banco Alimentare, però, è molto di più della colletta alimentare. Vi occupate anche della raccolta quotidiana – e della relativa distribuzione – degli alimenti. Come funziona concretamente la raccolta cibo? Da dove provengono gli alimenti donati e recuperati?

Circa un quinto deriva dalla giornata della Colletta Alimentare (22%). In quell’occasione però, per ovvie ragioni, si raccolgono unicamente prodotti a lunga scadenza. Un altro 22% viene raccolto presso aziende agroalimentari, l’ortofrutta è l’11% del totale, e poi ci sono i Luca prodotti dell’Unione Europea (AGEA) e la Merlino rete dei banchi alimentari. Ma il grosso sono i cosiddetti prodotti derivanti dal servizio “Siticibo” (31% del totale dei proÈ cambiata negli anni la tipologia di prodotti distribuiti). Si tratta del recupero degli dotto che voi raccogliete? alimenti freschi e freschissimi in scadenza No, andiamo avanti sempre con gli stessi presso supermercati o grossisti. Gli alimenti prodotti, anche per essere sicuri di quello recuperati vengono consegnati il giorno stesche distribuiamo. Basterebbe un solo piccolo errore per perdere la faccia e la fiducia delle so alle strutture caritative. Lavoriamo sopratpersone che fruiscono delle nostre raccolte. tutto con i supermercati Aspiag, Coop e Sait.

FREU DICH AUF ... NEUE FRISCHE.

hansgrohe

Das kühle Nass! Alles rund ums Wasser in den topp Bäderausstellungen von INNERHOFER. DAS BAD. Sehen, fühlen, erleben und gut beraten. Jetzt den Planungstermin sichern – schon rauscht das Wasser. www.innerhofer.it

Bäderausstellungen: St. Lorenzen (Tel. 0474 470-200) I Meran (Tel. 0473 272-400) I Bozen (Tel. 0471 061-970) I Trient · Cles · Arco · Rovereto · Castelnuovo I Belluno · Feltre

10 2017 25

Intervista

Il numero di associazioni convenzionate in regione è di 134, per un equivalente di 18740 persone assistite. 44 di queste associazioni hanno sede in provincia di Bolzano, per un totale di 8664 persone aiutate.

In Alto Adige le associazioni che beneficiano dei nostri prodotti sono distribuite omogeneamente su tutto il territorio: Bolzano, Bassa Atesina, Merano, Val Venosta, Val Passiria, val Gardena, Bressanone, Brunico e Vipiteno.

Si tende a pensare che i poveri nella nostra ricca provincia siano solo i ragazzi immigrati che vediamo chiedere l’elemosina fuori dai supermercati. In realtà, dato il grande numero di persone assistite, chi sono gli altri poveri in Alto Adige?

Sono molti di più di quello che si pensi.

Sono soprattutto disoccupati, divorziati, pensionati con la minima rimasti vedovi, contadini senza figli che subentrino nel maso, gente che non ha più la forza di lavorare la terra e non ha altre entrate.

Come funziona il rapporto con le associazioni beneficiarie?

Lo spreco di alimenti commestibili Grazie alla distribuzione di prodotti Ogni anno a livello mondiale 1,3 mrd tonnellate di freschi, abbiamo un cibo commestibile finiscono nella spazzatura ovvero rapporto settimana1/3 di tutti gli alimenti prodotti le con le associazioStatistica sugli alimenti che ni con le quali ogni finiscono nella spazzatura: anno rinnoviamo frutta e verdura (44%) prodotti cerealicoli (20 %) le convenzioni. A avanzi (12%) parte questo devo prodotti lattici (8 %) dire che non ho mai bibite (7 %) carne e salumi (6%) visto così tanta colaltro (3%) laborazione qui in Le famiglie e non Alto Adige come in Buttare via cibo commestibile oltre ad essere i supermercati, sono uno spreco alimentare, crea anche un danno questi ultimi anni. responsabili della all’ambiente in termini di terreni agricoli, acqua, maggior parte degli I volontari di tante energia, concime, pesticidi, e mangimi per animali sprechi. impiegati cui vanno aggiunti l’energia per la lavoraassociazioni del setzione, la conservazione ed il trasporto dei prodotti. tore qui in provincia Per evitare gli sprechi: danno una mano Prima di fare la spesa controllare nel frigorifero di quali alimenti si ha fondamentale nella realmente bisogno raccolta quotidiana Munirsi di lista della spesa e acquistare solo i prodotti necessari Evitare spese spontanee e offerte ingannevoli, non fare la spesa affamati del cibo. Da segna Consumare rapidamente gli alimenti deperibili lare inoltre che dal Conservare gli alimenti più deperibile nella parte superiore del frigo e 2015 è nata “Foquelli a lunga conservazione sul fondo Cucinare porzioni adeguate in modo che vengano consumate odNet BZ”, una rete Riutilizzare gli avanzi (esistono ricettari e siti internet dedicati) di soggetti no profit “Da consumarsi preferibilmente entro:“ non indica che il prodotto è andato a male nella data indicata ma ne garantisce il periodo minimo operanti nel settore di conservazione. sociale fondata da Se state per andare in vacanza o non riuscite a consumare i prodotti che avete in frigo, donateli per tempo ai vostri vicini o amici Banco Alimentare, Se siete al ristorante e il cibo è abbondante, potete farlo impacchettare Caritas, Santo Stee portare a casa fano, San Vincenzo e Volontarius. Ognuna di queste associazioni mette a disposizione Oltre a garantire cibo per migliaia di peril proprio know how e i propri strumenti per sone siete anche dei garanti della qualità un unico grande obiettivo: aiutare più perdella merce distribuita …

Assolutamente sì. Noi garantiamo la qualisone possibili. Un buon segno che lavorare insieme per uno stesso obiettivo, quando si tà degli alimenti, siamo gli interlocutori dei hanno ideali concreti in comune, non solo supermercati, anello di congiunzione tra le è auspicabile, ma concretamente possibile. catene e le associazioni.

!

Perché i supermercati dovrebbero regalarvi gli alimenti?

La cosiddetta legge del “buon samaritano”, fatta anche in collaborazione col Banco Alimentare (Legge n 155, entrata in vigore il 16 luglio del 2003), permette a chi dona alimenti di avere degli sgravi fiscali. C’è un risparmio in tasse e nelle spese di smaltimento. Dunque è conveniente anche per il supermercato stesso “disfarsi” della merce in eccedenza.

Dal 2016 una nuova legge (Gadda) dà la possibilità, tra le altre cose, di disfarsi anche degli alimenti scaduti da poco tempo. Ovviamente solo i cosiddetti prodotti secchi (olio, caffè, pasta) e non i prodotti freschi.

Avete avuto problemi con enti pubblici o privati? Qualcuno vi ha accusato di concorrenza sleale?

Assolutamente no. Anzi, il pubblico qui in Alto Adige è stato lungimirante perché ci ha sostenuto fin da subito. Distribuiamo il fresco fin dal 2006, tra i primi in Italia.

Siamo partiti con un progetto nel comune di Bolzano e poi ci siamo estesi. Ridistribuiamo 300 tonnellate di alimenti freschi all’anno solo in Alto Adige. Praticamente un valore complessivo di 2 milioni di euro di alimenti freschi e non scaduti, al prezzo di due stipendi. Ogni euro dato al Banco Alimentare equivale a circa 20 euro di alimenti recuperati e ridistribuiti alle persone bisognose. È interessante sottolineare come una realtà puramente italiana come il Banco Alimentare abbia preso piede e conquistato la fiducia anche nel mondo tedesco.

Quale filosofia si cela dietro all’atto concreto della donazione e della relativa distribuzione alle persone bisognose?

Condividere i bisogni per condividere il senso della vita. L’obiettivo primario del nostro lavoro è l’uomo. Noi abbiamo a che fare con persone, non seguiamo solo il criterio del recupero. Il cibo è un dono, ovvio, e non va sprecato, però il fine ultimo, oltre alla soddisfazione del bisogno primario per eccellenza, il cibo, è la compagnia. La povertà fa tante vittime, ma la cosa peggiore è la solitudine.

2017 25 11

Spesso le persone aiutate, più che del pane o dello yoghurt, hanno bisogno di qualcuno che gli dica che quello che definisce il loro essere non è il loro stato di bisogno attuale, ma che loro valgono molto di più!

oltre ad essere ovviamente un gesto concreto di aiuto, è soprattutto un gesto di educazione alla carità. Quello che raccogliamo in regione rimane in regione e la gente lo sa. È un atto concreto e tangibile. La gente ormai si fida.

Che messaggio ha da dare a tutte quelle L’organizzazione di questo impegno sicurapersone che si impegnano come volontari mente richiederà l’aiuto di tante persone ... in opere caritatevoli?

Esatto. I nostri unici tre dipendenti in reVoglio ribadire come la dimensione del vogione si occupano dell’organizzazione e del coordinamento di tutte le atlontariato sia molto importante, tività. Dobbiamo trovare una “Ridistribuiamo senza di loro la nostra attività non quadra tra il punto vendita 300 tonnellate di potrebbe esistere. Però, cosa vuol dire lavorare in un’opera di carità e l’associazione che poi rialimenti freschi se non si sa cosa significhi questa ceverà gli elementi. Ma l’aall’anno solo in parola? Ci vuole impegno e un miiuto più grande ci viene dato Alto Adige.” dai nostri volontari e da quelli nimo di sacrificio anche per chi dona delle associazioni beneficiarie. il suo tempo per il prossimo. Il valore Ogni anno, solo per la colletta, ci avvaliamo della gratuità non lo impari leggendo, ma videll’aiuto di oltre 4000 persone. La colletta, vendolo, incontrando l’altro e mettendoci del

tuo. La carità è guardare la realtà per quello che è, senza preconcetti. Le persone in stato di bisogno, oltre che del pane, necessitano di essere guardate per quello che sono, essere contattate ed essere assistite.

L’aiuto alimentare va bene, ma il messaggio è che qualsiasi cosa ti sia capitata nella vita, questa situazione non è l’ultima parola. È nell’incontro con queste persone che forse qualcuno riconquista la fiducia in sé stesso. È una sfida per tutti, vecchie e nuove associazioni.

Il futuro come lo vede? Ci sarà ancora bisogno di voi?

“I poveri li avrete sempre tra voi”, diceva Gesù duemila anni fa. Non sono uno statista, ma tutti noi dobbiamo abituarci a guardare in faccia e affrontare questa realtà. Che non è destinata a finire, anzi.

La soluzione non é una maggiore produzione ma una piú equa distribuzione. ALFONSO GIANGRANDE

Die Gärtnerei für drinnen und draußen Floricoltura per casa e giardino Meraner Straße 75 A Via Merano Bozen - Bolzano T 0471 933006 Info: schullian.it & kultur.bz.it

DORA SOMVI FRÜHJAHRS KURSE CORSI PRIMAVERA Kostenlose Kurse in deutscher & italienischer Sprache mit Kursunterlagen Corsi gratuiti in lingua italiana e tedesca con documentazione del corso

FRÜHJAHRSPUTZ FÜR KÖRPER UND SEELE PULIZIA PRIMAVERILE PER IL CORPO E L’ANIMA

11-03-2017 10:00 GRÜNE SÄFTE SPREMUTE VERDI

18-03-2017 10:00 DELIKATESSEN UND ARZNEIMITTEL AM WEGESRAND PRELIBATEZZE E MEDICINE LUNGO IL SENTIERO

25-03-2017 10:00

12 2017 25

Reportage

Das Gebetshaus bildet das Zentrum des Guraní-Dorfes.

Das Leben feiern Rauchschwaden liegen in der Luft. Aus unzähligen Pfeifen steigt Qualm auf. Der Halbmondaltar leuchtet im Schein des pfeilförmig gelegten Feuers, das das ganze Gebetshaus erhellt. Dieses achteckige Gebäude bietet über hundert Menschen Raum und ist der wichtigste Ort des Dorfes. Durch das mit Bambusblättern gedeckte Dach lässt sich die nahende Dunkelheit erahnen. Wie auf ein geheimes Kommando werden plötzlich die Kerzen in den Ecken mit einem Federwink gelöscht. Gespenstische Stille legt sich über die versammelte Menge.

Die Zeremonie beginnt.

2016, auf einer Alm in Südtirol: Das Tipi und der Altar sind aufgebaut. Nach und nach treffen Menschen aus allen Landesteilen ein, um die vier Angehörigen des brasilianischen Guaraní-Volkes, Hyral, Santiago, Alex und Alan zu treffen. Durch glückliche Zufälle, den Einsatz von drei Südtirolerinnen und die tatkräftige Unterstützung vieler anderer konnte eine Gesandtschaft der Guaraní nach Südtirol kommen und in den

vier Wochen ihres Besuches viele Menschen zu Gesprächskreisen und Zeremonien empfangen. Auch ich stolperte in ein solches Treffen.

Vielleicht war es die Neugier und der Drang aus meinem Alltag auszubrechen, der mich nach dieser kurzen Bekanntschaft mit den Guaraní beschließen ließ, sie in ihrer Heimat zu besuchen. Im März 2016 flog ich nach Brasilien und was mich dort erwartete und wie sehr es mein zukünftiges Leben verändern würde, davon konnte ich nicht einmal träumen.

Das Dorf Yynn Moroti Wherá liegt in der Nähe der Touristenmetropole Florianópolis im Bundesstaat Santa Catarina am südlichsten Zipfel Brasiliens. Zwischen Strand, Meer und

Urwald verteilen sich die kleinen, einheitlichen Betonhäuser. Die durch ein Projekt finanzierten Gebäude sind in den traditionellen Farben Rot und Blau bemalt. Rot steht für die weibliche und blau für die männliche Kraft. Von der kleinen Anhöhe aus kann man eine Bucht überblicken. Die Idylle wird nur durch den Lärm einer Autobahn beeinträchtigt, die das Dorf in der Mitte teilt. Man baute sie mitten durch das Gebiet der Guaraní.

Eine weitere ist geplant. Gegen die großen Baulöwen können die Menschen im Dorf wenig ausrichten.

Die Guaraní leben zurückgezogen, nur selten sieht man Menschen auf der Hauptstraße und nachts scheint das Dorf beinahe ausgestorben. Die Bewohner*innen fürchten und ehren die Wesen der Nacht und bleiben daher lieber in ihren Häusern. An den Samstagen aber herrscht buntes Treiben, wenn sich Männer und Frauen zu Gemeinschaftsarbeiten treffen. Während die Männer sich um Arbeiten wie Holzhacken, Bambusschleppen oder Reparaturen kümmern, treffen sich die Frauen und leisten ihren Beitrag in der Familie und

2017 25 13

rund ums Haus. Gearbeitet wird in kurzen Intervallen: Regelmäßig legen sie eine Pause ein und greifen zu Tabak und Pfeife. Danach wird umso munterer weitergearbeitet.

Stress gibt es nicht, ganz nach dem Motto: Hast du Eile, dann setz dich erst mal hin.

Seit kurzem bepflanzen viele Guaraní wieder eigene Gärten und bauen Grundnahrungsmittel wie Reis, Bohnen und Mais selbst an, anstatt sie in der Stadt zu kaufen. Viele der Dorfbewohner*innen arbeiten in der Schule, die auf dem höchsten Punkt des Dorfes steht. Die Kinder bekommen dort regelmäßige Mahlzeiten und lernen neben klassischen Fächern wie Mathematik, Physik und Portugiesisch ebenso Sprache, Kultur, Medizinpflanzen und traditionelle Choräle der Guaraní. Jeden Tag vor dem Unterricht entzünden die Schüler*innen ein Feuer im Schul-Gebetshaus, rauchen und trinken schwarzen Kaffee oder Mate-Tee.

Es gibt keine Anleitung für das richtige Rauchen und Beten mit der Pfeife. „Es ist, als ob du mit Gott chatten würdest, wie bei Facebook! Jeder hat sein Profil, seine ganz eigene Art des Betens“, erklärt Santiago. Die Pfeife gehört zu den heiligsten Gegenständen der Guaraní und dient Santiago mit Gästen aus Südtirol gleichsam als Inspiration und Möglichkeit mit dem großen Schöpfergeist „NhandeDas große Gebetshaus, in dem Zeremonien ru“ und Mutter Erde „Nhandexy“ in Verbingefeiert werden und in dem immer ein kleidung zu treten. Vor großen Entscheidungen, wenn es um die Zukunft oder um Auseinannes Feuer brennt, bildet das heilige Zentrum des Dorfes. Dort trifft man sich zum Reden, dersetzungen geht, beten die Guaraní mit Beten, Rauchen, Lachen oder um zu schweider Pfeife und bitten um Rat. Doch auch im Alltag kommt die Pfeife zum Einsatz. Eine gen. Dahinter steht eine von den Kindern besondere Anwendung findet sie in Heilsitbemalte Schwitzhütte, die ebenso Teil des rituellen Lebens ist. zungen, wo Menschen mit Tabakrauch abgeblasen und besungen werden. Auch bei GePfeif drauf burten wird ordentlich gequalmt und schon Santiago, einer der spirituellen Führer des die Kleinsten haben ihr eigenes Pfeifchen.

Dorfes, sitzt am Feuer und reicht mir eine Scherzhaft erzählen Guaraní, dass sie bereits Pfeife aus Ton: „Schön, nicht wahr?“ Ich nimit der Pfeife geboren werden. “Mit der Pfeicke. „Wenn du möchtest, kann es von nun fe zu beten, gleicht einem heiligen Moment an deine sein!“, sagt er. und führt die Menschen in die Stille und zu

Wer über den Tellerrand blickt, hat mehr vom Leben.

Mein Vater kommt aus Slowenien, aufgewachsen bin ich in München und nun lebe ich in Südtirol. Das Leben in verschiedenen Kulturen habe ich stets als Privileg und Bereicherung empfunden, und es hat mich gelehrt, dass mit etwas Einfühlungsvermögen manche Probleme im Alltag gar nicht erst entstehen. Man muss sein Gegenüber einfach auch verstehen wollen. Als ich mein erstes eigenes Geld verdiente, begann ich, ein Patenkind in Guinea-Bissau zu unterstützen. Man kann mit geringen Mitteln so viel ausrichten, und als Menschen, denke ich, sollten wir einander nach besten Kräften helfen.

Brixen | Meran | München T +39 0472 831340 info@brandnamic.com brandnamic.com

Anita Stare | Interne Organisation

Full-Service-Marketing: Beratung | Advertising | Mediendesign | Texting | Web | Projektmanagement | Solutions

2017_02_zebra_anita.indd 1 24.02.17 14:3025 14 2017

Reportage Peru

Brasilien

Die Guaraní sind ein indigenes Volk Südamerikas, das in den Gebieten des heutigen Paraguay, Bolivien, Argentinien, Brasilien und Uruguay siedelte. Sie gehörten zu den ersten südamerikanischen Chile Paraguay Ethnien, die Kontakt mit den Europäern aufnahmen, als diese ihr Land betraten.

Gebiet der Guaraní Der Name Guaraní wurde ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit von den Jesuiten verliehen, sie selbst nannten sich zuvor „Abá“, was in ihrer Sprache „Mensch“ bedeutet. Die Jesuiten wollten die Integrität Uruguay der Indigenen schützen. Mit der Vertreibung der Jesuiten Argentinien durch die Spanier 1767 wurde die Schutzfunktion aufgehoben und die Völker zerstreuten sich.

Bolivien

sich selbst“, erklärt Santiago und gibt den Anwesenden eine Weisheit mit auf den Weg: „Wer weniger denkt, lebt länger!“ Das ganze Sein solle sich auf den Moment konzentrieren, auf „Nhemboeté“.

Nhemboeté „Seid achtsam!“, flüstert ein Mann neben mir.

Dieser scheinbar einfache Grundsatz birgt eine der tiefsten Weisheiten der Guaraní: Jeden Atemzug, jedes Wort bewusst wahrnehmen. Und Achtsamkeit kann man lernen.

Das tat auch die junge Generation, die in der Vergangenheit mit ihrem Erbe alles andere als achtsam umging. Der westliche Lebensstil ist verführerisch und viele junge Guaraní haben den Weg ihrer Vorfahren verlassen. Im Stillen bewahrten die Alten die Kultur und das Wissen und warteten. Heute suchen wieder mehr Junge die Alten auf und lauschen ihrem Schweigen, beobachten. Sie entdecken wieder die Pfeife und nehmen regelmäßig an Ritualen teil. Da stört auch das Smartphone nicht, mit dem schnell einige Fotos gepostet werden. Technik und alte Rituale widersprechen sich nicht zwangsläufig, sondern können sich auch ergänzen. Im Dorf gibt es Wi-Fi, in manchen Häusern auch Fernseher und beinahe jede*r besitzt ein Smartphone und ein Im Stillen Facebook-Profil. bewahrten die „Wir lassen unsere Alten die Kultur Traditionen nicht und das Wissen. verschwinden. Wir vergessen niemals, Guaraní zu sein!“, sagt Emmerson, ein junger Dorfbewohner. Neues Selbstvertrauen erwacht in der jungen Generation dieses alten Volkes. Sie hat beschlossen, auch in einer modernen Welt alte Rituale zu pflegen. Das erfordert ein starkes Rückgrat, denn wie viele andere indigene Völker, stehen auch die Guaraní oft im Abseits.

Auf verlorenen Posten Für die Guaraní ist das Land, auf dem sie leben, heilig. Deshalb schützen, pflegen und ehren sie es. Ihnen gegenüber stehen die Großgrundbesitzer. Die steigende Nachfrage nach Fleisch, Biodiesel und Palmöl verspricht große Gewinne. Dazu brauchen sie Land und besonders jenes der indigenen Bevölkerung eignet sich bestens. In der brasilianischen Regierung sitzen viele dieser Großgrundbesitzer und seit Jahrzehnten versuchen sie „legal“ den Guaraní und anderen Völkern ihr Land zu rauben. Und ihre Strategie geht auf: Immer wieder werden Initiativen zur Änderung der Verfassung gestartet, mit welchen Ländereien neuen Prüfungen unterzogen werden. Durch unfaire Kontrollen verlieren Indigene oft von einem Tag auf den anderen ihr Land. Wenn es nicht auf „legalem“ Weg gelingt, wird Gewalt angewendet: Menschen werden auf Lastwagen verladen und hunderte Kilometer weiter wieder ausgesetzt. Wer zurückkehrt, riskiert sein Leben. Söldner überfallen Dörfer und bedrohen die Bewohner*innen. Immer wieder gibt es Tote. Besonders die spirituellen Führer, die den Zusammenhalt einer Gemeinschaft garantieren, werden oft zu Opfern.

Viele Guaraní wollen sich diesen Machenschaften widersetzen. Sie organisieren sich in „retomadas“ (Wieder-in-Besitz-Nehmer) und begeben sich dadurch in große Gefahr. Hyral, der spirituelle Führer des Dorfes bei Florianópolis, hat einen anderen Weg gewählt: Federschmuck und Rassel tauscht er regelmäßig gegen Anzug und Auto. Er ist Anwalt. Nur wenige der Indigenen wagen sich auf dieses Parkett. Hyrals Position ist

Im Frühling 2017 wird wieder eine Gesandtschaft der Guaraní Südtirol besuchen. Wer sie kennenlernen möchte, kann sich bei Roland Ladurner (rolad00@yahoo.com) melden.

für viele Guaraní-Gemeinschaften überlebenswichtig. Auf dem Rechtsweg kann er so manchem Widersacher die Stirn bieten.

Obwohl die Guaraní seit der Ankunft der Konquistadoren immer wieder ihrer Rechte beraubt wurden, haben sie nie aufgegeben, für den Erhalt ihrer Kultur zu kämpfen und das Leben zu feiern.

Dabei können sie jede Bestärkung gut gebrauchen und suchen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern vor allem auch Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen und ihre Geschichte zu erzählen. Der Kontakte zu Südtirol und damit zu einem Land, das in der Vergangenheit selbst traumatische Erfahrungen gemacht hat, birgt viele Chancen: Regelmäßige Besuche, Begegnungen auf Augenhöhe, Respekt und Austausch geben Kraft.

Das Leben feiern Das Gebetshaus ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Funken des Feuers tanzen bis an die Decke. Santiago steht auf, bindet sich den Federschmuck um sein Haupt, entzündet seine Pfeife und geht gemächlich bis an die Spitze des halbkreisförmigen Altars. Auf der linken Seite sitzen fünf Frauen und zwei Männer aus Südtirol. Er beobachtet sie aus dem Augenwinkel und lächelt. Dann beginnt er langsam zu sprechen, zieht dazwischen immer wieder gemächlich an seiner Pfeife: „Danke, dass ihr den weiten Weg auf euch genommen habt und jetzt hier seid, um mit uns das Leben zu feiern. Wir sind alle das erste Mal hier, immer wieder.“ Nach zehn Stunden des rhythmischen Tanzens und Singens blitzen erste Sonnenstrahlen durch das leicht löchrige Dach. Einer der Feuermänner formt den immensen Gluthaufen zu einem Adler, der nun tiefrot leuchtet. Das Gebetshaus leert sich langsam. Santiago gesellt sich zu den Gästen aus Südtirol und verabschiedet sich: „Wir sehen uns bald wieder – in Italien!“

Die Guaraní nennen ihn Karai Ywy Dju Mirim. FLORIAN RALSER 2017 25 15

Wie viele böse Mails bekommen Sie im Durchschnitt nach einer Fehlprognose?

#

2

Mit allen Wettern gewaschen Landesmeteorologe Dieter Peterlin hat seine Berufung gefunden. Das Funkeln in seinen Augen, während er auf Wetterkarten zeigt oder die Funktionen einer Wetterstation erklärt, verraten es: Dieser Mann fühlt sich auf seinem Posten so wohl wie ein Frosch im Wasser. Auch die Unmenge an Daten, durch die er sich Tag für Tag wühlen darf oder die eine oder andere böse Mail nach einer Fehlprognose nimmt er dafür in Kauf. Schon als kleiner Bub haben ihn Wetterphänomene und Naturgewalten fasziniert. An unserem Planeten, den er so oft aus der Satelliten-Perspektive betrachtet, schätzt er besonders seine unendliche Vielfältigkeit – sowohl im Hinblick auf die Klimazonen, als auch auf die atemberaubenden Landschaften. Was er sich von der guten Fee wünschen würde? Die Antwort hat er schnell parat: immer zu 100 Prozent korrekte Prognosen.

Wie oft im Jahr träumen Sie nachts vom Wetter?

#

10

Dieter Peterlin

16 2017 25

Zahlen, bitte!

20 5 30 0 10 25 9 80

Wie hoch ist die prozentuale Wahrscheinlichkeit, dass wir Ostern im Schnee feiern?

#

Auf wie viele Satelliten haben Sie Zugriff?

#

Welche Rolle spielt bei der ganzen Wissenschaft noch Ihr Gefühl bei einer Wetterprognose (in Prozent)?

Wie viele Stunden rechnet ein Hochleistungscomputer an einer globalen Wetterprognose?

#

Wie oft haben Sie sich beim Wort „Landesmeteorologe“ bereits die Zunge gebrochen?

#

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie sehr vermissen Sie den Schnee im heurigen Winter?

Wie hoch ist Ihre Lieblingstemperatur?

#

Auf einer Skala von 1 bis 10: Für wie dramatisch stufen Sie das Phänomen Klimawandel für uns Menschen ein?

#

Für wie wahrscheinlich halten Sie es in Prozent, dass der Mensch künftig das Wetter regelmäßig aktiv beeinflusst?

#

#

7

#

120 3.400 65.000 29 40

Wie viele Wetterstationen gibt es in Südtirol?

#

Auf welcher Meereshöhe befindet sich die höchste Wetterstation des Landes?

#

Wie oft wird der online Wetterbericht pro Tag abgerufen?

#

Was war die niedrigste, was die höchste Temperatur, die Sie für Südtirol prognostiziert haben?

-

oC

oC

/+

Weiß jetzt, dass das Reden über das Wetter auch spannend sein kann. MATTHÄUS KIRCHER 2017 25 17

Io vendo

Sanjay Kumar Bundela Etá: 33 Nazionalità: Indiana Strategia di vendita: Gentilezza, gentilezza, gentilezza…

Domicilio: Bolzano Interesse: Nel mio tempo libero disegno.

Opinione sull’Alto Adige: Io vengo dal Rajasthan, dove ci sono tante pianure e zone desertiche, ma poche montagne alte come in Alto Adige, per questo il paesaggio qui mi offre sempre cose nuove da scoprire. Mi piacciono la natura e il colore verde dei prati e dei boschi che ritorna dopo l’inverno.

La prima persona che ha comprato zebra. da me: Il mio primo cliente è stato un uomo vestito elegantemente, a Bressanone. Mi ricordo bene il suo viso e il sorriso che mi ha rivolto quando gli ho dato zebra.

Sono nato in un paese vicino alla città di Churo nello stato del Rajasthan. La lingua più parlata nell’area è l’hindi, ma riesco anche a capire l’urdu, perché la grammatica e anche la pronuncia sono simili in entrambe le lingue – tutte e due infatti si sono sviluppate dalla lingua indostana.

Mi ricordo bene del cibo in India, noi utilizziamo molto curry e altre spezie che rendono i piatti molto piccanti. La cucina altoatesina non è così piccante come quella indiana, ma mi piace ugualmente. In India mangiavo spesso il “chapati”, un tipo di pane tipico della cucina indiana, ma in Italia mi sono abituato a mangiare anche pizza e pasta.

Ama la cucina indiana. ELIAS HOFMANN

Die geologischen Besonderheiten machen Südtiroler Natursteine zum einzigartigen Erlebnis. Entdecken Sie die Gestaltungsmöglichkeiten in unserer Steindatenbank und besuchen Sie uns in Terlan.

Le peculiarità geologiche rendono le pietre naturali dell’Alto Adige un’esperienza unica. Scoprite le loro possibilità di utilizzo nella nostra banca dati e venite a trovarci a Terlano.

www.suedtirol-stein.com

Frei & Zeit, www.freiundzeit.it

Passeirer Gneis Granat / Gneiss della Val Passiria - Granato, Projekt / Progetto: Pedevilla, Bilder / Immagini: A. Willeit

18 2017 25

Auf der Straße

Ein Bett auf dem Kirchenboden „Ich heiße Alvin und komme aus Nigeria.

Dort lebte ich mit meiner Mutter und meinen kleineren Geschwistern zusammen.

Ich konnte mir nie vorstellen, meine Familie zu verlassen. Doch die Sicherheitslage verschlechterte sich in den letzten Jahren so sehr, dass ich eines Tages fliehen musste.

Vor 7 Monaten stellte der 28-jährige Nigerianer in Bozen einen Asylantrag.

T

Da ich weder in meiutti i richiedenti asilo hanno diritto, fin dal momento della prene Heimat zurückkehsentazione della richiesta di protezione internazionale, ad essere inseriti in un sistema di accoglienza. A stabilirlo è la legge 142/2015 ren, noch in Italien (nonché la direttiva 2013/33/UE), che parla molto chiaro: ai richiedenbleiben konnte, schlug ti spettano vitto, alloggio, assistenza sanitaria, permesso di soggiorich mich bis nach no di sei mesi rinnovabile fino alla decisione sulla domanda. Inoltre Deutschland durch. gli stessi possono lavorare già dopo due mesi dalla richiesta.

Dort konnte ich endNonostante questo, la Provincia di Bolzano ha recentemente decilich einen Asylantrag so di inserire nel sistema di accoglienza solo i soggetti vulnerabili. stellen und ein wenig Anche se questa disposizione è stata parzialmente rivista, vi sono Im November 2015 erreichte ich Sizilien, wo Fuß fassen. Nach einiancora molte persone richiedenti asilo costrette a vivere in strada o ich drei Tage in einer Erstaufnahmestätte für gen Monaten stellten presso sistemazioni di fortuna.

Flüchtlinge verbrachte. Hier wurde mein Gedie Behörden aber fest, dass mein Asylantrag sundheitszustand überprüft und ich mussProzeduren oft lange dauern. Trotzdem entte meinen elektronischen Fingerabdruck in die Zuständigkeit von Italien falle. Ich abgeben. Obwohl ich gut Englisch spreche, wurde ausgeflogen. Am Flughafen konfronschied ich mich dazu, einen neuen Asylangeschah all dies, ohne dass ich etwas von tierte man mich mit demselben Schreiben, trag in Bozen zu stellen. Seitdem habe ich den Vorgängen verdas schon einmal zu meiner Abschiebung nur Dank der freiwilligen Helfer*innen von hätte führen sollen.

Binario 1 und der evangelischen Kirche einen stand. Als mir ein „Ich konnte Durch die Hilfe von Bekannten in Schlafplatz. Viele Nächte habe ich schon, italienisches Domir nie vorstellen, Deutschland kam ich mit Aktivisten zusammen mit anderen Flüchtlingen – kument vorgemeine Familie und Mitarbeiter*innen der Caritas manchmal sogar neben Familien mit kleinen legte, bat ich um in Bozen in Kontakt. Sie erklärten mir, Kindern – im Vorraum der Kirche verbracht. eine Übersetzung. zu verlassen.“ dass auch in Italien jedem Menschen das Ab und zu schlafe ich bei Bekannten. In der Doch die Mitarbeiter Recht auf Schutz zukommt – vorausgeKirche legen wir die Kissen, die früher auf antworteten nur, ich den Bänken lagen, zu Schlafplätzen aus. Und könne ja nach meiner Entlassung – „drausetzt er musste berechtigterweise befürchauch wenn ich keine Privatsphäre habe, fühle ßen“ – jemanden danach fragen. Ich wurde ten, in seiner Heimat aus bestimmten Grünich mich dort ein wenig geborgen. Ich habe zur Unterschrift gedrängt. Kurz darauf setzte den verfolgt zu werden. Allerdings wusste Mitmenschen gefunden, die mich, ganz egal man mich mit dem Hinweis vor die Tür, dass ich auch, dass in Südtirol nicht alle Asylbewelche Hautfarbe ich habe oder welcher Reliich meine Abschiebung unterschrieben hätwerber in einer Flüchtlingsunterkunft aufte und nun das Land verlassen müsse. genommen werden und die administrativen gion ich angehöre, respektieren.“

Farbe ist nur Farbe – sie macht keinen wahren Unterschied aus. Alvin 2017 25 19

Ein Stück Heimat

Haut trifft Rinde: der Olubugo

© BARK CLOTH_europe

Textilien aus Rindenstoff sind heute wieder gefragt.

Haben Sie schon mal ein Kleidungsstück Herstellung: Die innere Rinde des Baumes aus Baumrinde getragen? Ich nicht! Ich wird heute noch, wie schon von den Handhabe zwar ein T-Shirt und Boxershorts aus werkern zur Zeit des Ngonge Clans im KönigBambusfasern im Kleiderschrank, reich Buganda, während der RegenDer Stoff zeit abgetragen und anschließend aber ein Kleid aus Rinde kann ich mir nicht wirklich vorstellen. in einem langwierigen Prozess gilt als mit verschiedenen Holzschlägeln ältestes In Uganda ist das anders. Dort geklopft. Das verleiht der Rinde Textil der gehört der Olubugo, ein Togaeine weichere Textur sowie eine Menschheits- gleichmäßige Terrakotta-Farbe. ähnliches Gewand aus der geschichte.

Baumrinde des Mutuba Baumes Für Königsfamilien und Stammezur Tradition. Heute wird es aber soberhäupter wird der Stoff außermeist nur noch von Stammesoberhäuptern dem noch weiß oder schwarz eingefärbt, um und Königen bei Totenfeiern, Krönungen und ihren Status zu unterstreichen. Das ist sehr Heilungsritualen getragen. Wohl auch wegen viel Arbeit! Da liegt es auf der Hand, dass die seiner Verbindung mit der Hexerei, dem Tod Ugander zur Zeit der Kolonialisierung durch und der Spiritualität. Das Kleid ist aber auch die Briten auf pflegeleichtere und einfacher aus anderen Gründen aus dem Alltag verzu verarbeitende Baumwoll- und Seidenstofschwunden: Der Stoff ist nur schwer waschfe umgestiegen sind. Händler aus Arabien und Indien brachten sie damals ins Land. Die bar und durch seine Rauheit – es handelt Handwerkskunst der Olubugo-Herstellung sich immerhin um Baumrinde – ziemlich ungeriet über die Jahre beinahe in Vergessenangenehm auf der Haut. Ein weiterer Grund ist sicherlich auch die äußerst aufwendige heit. Dabei gilt der Stoff als ältestes Textil

der Menschheitsgeschichte und wurde 2008 von der UNESCO in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen. Um dieses Erbe und Stück Identität zu bewahren, begann die Regierung von Uganda in den letzten Jahren damit, die Herstellung des Rindenstoffes zu fördern: Junge Künstler*innen wurden beispielsweise im Rahmen der Ausstellung „olubugo reloaded“ in der Fas Fas Galerie in Kampala dazu angeregt, den Rindenstoff zu transformieren und zu neuem Leben zu erwecken. Die entstandenen Kleider, Wandteppiche und Skulpturen wurden im Februar 2012 präsentiert. Der alten Tradition verlieh man so eine neue Sinnhaftigkeit.

Und sollten Sie sich um die Bäume Sorgen machen: Keine Angst! Diese werden nach der „Rindenernte“ mit Bananenblättern verarztet. So überstehen sie unbeschadet die etwa sechs Monate, die sie für die Bildung einer neuen Rinde benötigen.

Manchmal muss man Neues schaffen, um Altes zu bewahren. PATRICK TASCHLER 20 2017 25

Porträt

Ein goldgelber Glücksbringer begleitet die Sportlerin zu allen Wettkämpfen.

Goldmädchen Frisch aus Bormio sind sie grad zurück, Kathrin Oberhauser und ihre Mutter Marlene. Und zwar mit einigem an Gold im Gepäck. Dreimal ist Kathrin mit der Nummer 555 auf ihren Skiern bei den Special Olympics angetreten und dreimal stand sie ganz oben auf dem Siegertreppchen. Für Kathrin ist das nichts Neues: Dort steht sie seit Jahren regelmäßig, mal im Bade-, dann im Skianzug. Jetzt ist sie wieder zuhause und hält Hundedame Mela am Halsband zurück, während sie schüchtern, aber freundlich, die Tür öffnet.

In den letzten Wochen ist Kathrin einige Rennen gefahren, vor Bormio trat sie Mitte Januar bei der FISDIR (Federazione Italiana Disabilità Intellettiva Relazionale) Italienmeisterschaft an. Im Gegensatz zu den Special Olympics

messen sich dort nur die Besten. Und Kathrin ist die Beste der Besten: Die sechs Medaillen, die sie auf den Tisch hievt, schimmern golden in der Nachmittagssonne. Die beiden Silbernen lässt sie erstmal auf ihrem Schoß liegen. „Die brauchst du nicht zu verstecken“, sagt ihre Mutter Marlene, „der zweite Platz ist keiner, für den man sich schämt!“ Kathrin schiebt die beiden Silbermedaillen verschmitzt zu den Goldenen. Am Ende von unserem Gespräch wird sie den Medaillenstrauß wieder sorgfältig entwirren und mit der dazugehörigen Startnummer – damit sie weiß, welche Medaille zu welchem Wettkampf gehört – in die kleinen, unauffälligen Plastiktüten packen. Mit ihren Trophäen ist Kathrin bescheiden, die werden nicht an die Wand genagelt. Dafür wäre auch gar kein

Platz mehr: Das Medaillenmeer, das sich allein in den letzten vier Wochen bei den Oberhausers angesammelt hat, ist beachtlich.

Seit ihrem ersten Wettkampf 2008 hat Kathrin insgesamt schwindelerregende 45 Mal Gold und vier Mal Silber in den beiden Disziplinen Schwimmen und Skifahren geholt. „Das Wasser hat Kathrin immer schon fasziniert“, erzählt Marlene. Als Kind stand sie einmal mitten im Winter mit Mäntelchen und Winterschuhen im Brixner Lido. Kathrin sprang ins Wasser, bevor sie schwimmen konnte und als sie es dann konnte, war sie erst fünf Jahre alt. Kathrins wasserblaue Augen funkeln vergnügt, als ihre Mutter die Geschichte erzählt. Mehr als Familienausflüge und sporadische Freizeitbeschäftigung war der Sport in Kathrins früher Kindheit allerdings nicht. Dann ging der Sportlehrer der Mittelschule mit der Klasse schwimmen und Kathrin bewegte sich im Wasser mit

2017 25 21

Mit der Nummer 12 ging sie beim letzten Rennen an den Start.

der Selbstverständlichkeit, die ihr im Alltag manchmal so schwerfällt. Er riet den Eltern, Kathrin zum Schwimmtraining anzumelden.

Und Kathrin begann zu schwimmen. „Ein Geschenk!“, sagt Marlene. Denn im Wasser ist Kathrin den anderen um Längen voraus. Und das in einem Leben, in dem sie gewohnt ist, mit den anderen nicht mithalten zu können. Im Alltag ist Kathrin auf die Hilfe anderer angewiesen, auf der Piste und im Schwimmbecken kann ihr keiner das Wasser reichen. Hier gibt sie den Takt vor, hier ist sie in ihrem Element, hier spielt sie ganz vorne mit. Hier kommt sie nicht nur gut zurecht, sondern ist sogar besser als alle anderen. Der Sport hat Kathrin verändert: Erfolg bedeutet für die junge Frau weit mehr als die Medaillen, die vor ihr auf dem Tisch liegen. Es ist nicht das Gold, das glänzt, es ist eine neue Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die neue Rolle, die Wertschätzung bringt und den Ehrgeiz anspornt. Es sind die Trainer*innen und das Team, die Reisen und die Erfahrungen, das Trainieren und die Bewegung, die Stück für Stück Kathrins Selbstbewusstsein stärken und Vertrauen ins eigene Können geben.

2007 schrieb die Lebenshilfe die Landesmeisterschaften im Schwimmen aus und Kathrin nahm erstmals teil. „Wir dachten damals, wir probieren es mal, es ist ja nichts verloren und immer eine Erfahrung wert“, erinnert

sein konnte. Bezahlt haben für das falsche sich Marlene. Verloren hat Kathrin Spiel die, die nichts dafür können: Sämtliche nicht, sondern auf Anhieb gewonnen.

Sportler*innen mit mentaler BeeinträchtiUnd zwar Gold. Dann ging es Schlag auf Schlag: Ein Jahr später trat sie bei gung wurden für einen Zeitraum von zwölf der FISDIR an und holte wieder Gold, Jahren von den Paralympics ausgeschloseinmal im Brustschwimmen und einsen. Klassifizierungen im Wettkampfsport, vor allem im Behindertensport, sind notmal im Kraulen. Seit fast neun Jahren ist Kathrin nun im Team der Natiowendig, damit die Leistungen der so unterschiedlichen Sportler*innen untereinander nalmannschaft und schwimmt auf vergleichbar sind und allein Fitness, Kraft, der Höhe des Erfolgs. Nebenbei hat Ausdauer und taktisches Geschick über Sieg sie in ihrem Heimbecken in der Brixoder Niederlage entscheiden – und eben ner Acquarena im Rahmen der FISDIR nicht, ob man jetzt ein Bein weniger hat oder Italienmeisterschaft vor einem Jahr in lebenspraktischen Bereichen nicht ganz den Italienrekord im Rückenschwimso unabhängig ist. Dass dies nicht so einfach men aufgestellt. Für die 50 Meter hat ist und zu andauernden Diskussionen führt, sie 42 Sekunden und 49 Hundertstel sieht man bei den paralympischen Spielen: gebraucht – das hat vor ihr noch kein 2004 gab es 519 Wettbewerbe in 20 SportSportler mit einer mentalen Beeinträchtigung geschafft. Das Skifahren arten, 2008 nur noch 472 und 2012 wieder hingegen hat Kathrin erst vor drei Jah503. Wenn jeder einzelne Teilnehmer einzigren angefangen, mit einer Gruppe aus Sterartig ist, fällt das Klassifizieren eben schwer.

In einigen Wochen findet die Weltmeisterzing um Trainer Matthias Haller. Auch hier war ihre Karriere ähnlich steil wie die Bergschaft statt. Team Kathrin bleibt gelassen: Was auch immer passieren wird – hänge, die sie jetzt hinunterrauscht.

Dabeisein ist schon ein Gewinn.

Aus Freizeitspaß wurde WettkampAuf der Dabeisein wird auf jeden Fall fernst und Kathrin fand sich Piste und im ruckzuck in der NationalmannSchwimmbecken auch wieder Kathrins Löwe.

Der faustgroße Glücksbrinschaft wieder. kann ihr keiner Mit ihrer Goldplatzierung bei ger, eine Reminiszenz an die das Wasser der FISDIR Italienmeisterschaft Igelbälle der 90er, scheint seireichen. hat sie ein Ticket für die Weltnen Job gut zu verstehen und begleitete Kathrin seit der Mittelmeisterschaft in der Tasche. Ende März wird sie nach Frankreich fahren. Was schule. Bis er eines Tages aus der Schwimmihr da bevorsteht, kann keiner wirklich abtasche fiel und weg war. „Eine wahre Traschätzen: Denn während bei körperlichen gödie!“, erinnert sich Marlene. Alle haben Beeinträchtigungen akribisch nach Art der Kathrins Glückslöwen gesucht, der aber blieb Behinderung unterschieden wird, gibt es für unauffindbar. Die Mittelschullehrerin war mentale Beeinträchtigungen im Sport kein es dann, die einen neuen alten Löwen fand Klassifizierungssystem. Das führte in der und Kathrin ein Päckchen schickte. Kathrin Vergangenheit dazu, dass auch Menschen, knetet den Löwen, die gelben Silikonschnüdie eigentlich keine Beeinträchtigungen hare sind geduldig und eine haptische Beruhigung in Kathrins ausgefülltem Leben. Denn ben, an den Start gingen: Wenige Tage nach Sportler mit einer Beeinträchtigung haben den Paralympics 2000 in Sydney musste ungleich schwierigere Rahmenbedingungen etwa die Goldmedaille im Basketball zurückals ihre nicht-beeinträchtigten Kolleg*innen: gegeben werden. Spanien war mit einem Sie werden nicht bei den Sportgruppen der Kader angetreten, in dem nur zwei von zwölf Finanzpolizei oder der Carabinieri angestellt Spielern tatsächlich mental beeinträchtigt und sind auf private Sponsoren angewiesen waren. Ein kenianischer Läufer war bereits – und hier hat der Behindertensport noch während der Spiele disqualifiziert worden, nicht denselben Stellenwert wie der „normaweil sein Sieg über 5000 m in 15,5 Sekunden allzu deutlich werden ließ, dass er nicht blind le“ Sport. Kathrin hat keine Sponsoren. Geld

22 2017 25

Porträt Auch im Skisport ist sie auf Goldkurs.

und Zeit für Begleitung, Fahrten und AusEin bisschen sei sie rüstung bringt die Familie auf. Zudem wird schon aufgeregt vor der Behindertensport immer professioneller: den Wettkämpfen, Ohne Trainingsprogramm, Mentaltrainer, meint Kathrin. Dann Ernährungscoach wird die Luft weiter oben isst sie ein Stück immer dünner. Noch hangelt sich Kathrin Schokolade. Gelasohne diese Notwendigkeiten durch – und senheit und Ruhe sind arbeitet zudem halbtags in der Küche eines unter WettkampfbeKindergartens. Nachmittags ruht sie sich dingungen wohl für ein bisschen aus, bevor es dann zum Traidie Wenigsten selbstning geht. Fünf Mal in der Woche trainiert verständlich und für sie das Schwimmen, einmal das Skifahren, Kathrin manchmal insgesamt sechs Mal Training pro Woche. eine besondere HerDa ist Kathrin diszipliniert, das lässt sie sich ausforderung: Veränderte Bedingungen und nicht nehmen. Denn Training ist nicht nur neue Situationen können sie rasch aus dem Anstrengung, Training Gleichgewicht bringen. Wird etwa ist für Kathrin in ersTraining bedeutet für kurz vor Start ihre Schwimmbahn geändert, kann sie das ter Linie ihre Freizeit, Kathrin in erster Linie sehr irritieren. Skifahren hinihre Freundschaften, Freizeit, Freundschaften, gegen ist kein ungefährliihre Förderung. Es ist Förderung. ihre Möglichkeit zum cher Sport: „Da ist man froh, sozialen Austausch, um wenn sie gut unten angekommen Neues zu lernen. Etwas, das für Kathrin soist“, sagt Marlene. Und Marlene zittert imwie für viele andere Menschen mit mentaler mer mit, denn alleine kann Kathrin nicht Beeinträchtigung nach dem Ende der Schulzu den Wettkämpfen fahren. Kann Marlene mal nicht dabei sein – weil sie etwa keinen zeit nicht mehr selbstverständlich ist.

Urlaub nehmen kann – fährt eine Trainerin für Kathrins Rundumbetreuung mit. In Island, in Schweden, in Frankreich lassen sie ihr Goldmädchen nicht alleine. Die Betreuung der sportlichen Tochter mit den großen Talenten und den besonderen Bedürfnissen ist zeit- und kostenintensiv. Siegertreppchen und Medaillenregen, viel mehr aber die Wertschätzung und die Aufmerksamkeit entlohnen Kathrin und ihre Familie für die sportlichen Anstrengungen. So wie bei der Sportlergala 2016, als Kathrin als einzige Sportlerin mit Beeinträchtigung ins Finale gewählt wurde. Die Bilder, die vor uns auf dem Tisch liegen, zeigen eine strahKathrin Oberhauser lende Kathrin in Abendrobe mit ihrer hält den Italienrekord Schwester und ihrer Trainerin. „Sportler im Rückenschwimmen. des Jahres“ steht auf der Trophäe, die sie in der Hand hält. „Das war schon ein Erlebnis, Kathrin im Finale zu sehen und die Videoausschnitte ihres Lebens auf der großen Leinwand“, sagt Marlene leise über ihre Tochter. Eine Tochter, die auf der Bühne steht und strahlt, die Gold gewinnt und der man doch auch helfen muss, die Tasche zu packen und den Weg zur Halle zu finden. Eine Tochter, die man nicht mit Fremden allein lassen kann und die sich in der italienischen Nationalmannschaft nicht auf Italienisch unterhalten kann. Eine Tochter, die trotz vieler Entbehrungen eiserne Disziplin und Ehrgeiz zeigt, eine Gewinnerin ist, weil sie – obwohl sie besonders ist – vor allem auch ganz besonders begabt ist.

Brauchte für 50 Meter Rückenschwimmen 3 Minuten und ist zweimal mit dem Kopf gegen den Beckenrand gekracht. BARBARA PLAGG 2017 25 23

Eine Welt

Fair, feurig, farbenfroh: Gewürze aus Sri Lanka Der Sitz der Fair Trade Organisation PODIE liegt 30 Kilometer nördlich von Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka. Die Organisation vermarktet biologisch angebaute Gewürze und Tee von Kleinbauern aus den umliegenden Dörfern, die gleichzeitig auch die Hauptmitglieder der Genossenschaft sind. Im Hauptsitz in Negombo verarbeiten und verpacken 58 Vollzeitangestellte, großteils Frauen, die kostbaren Produkte. PODIE exportiert nach Europa, Australien, Hong Kong und Neuseeland und ist Mitglied von WFTO (World Fair Trade Organisation). Zu den Exportschlagern innerhalb der Vielzahl an Gewürzen zählen Kurkuma und Chili – aus guten Gründen!

La storia di Nill Nill Upuli, in italiano Fiore Blu, è il nome della bimba ritratta nella foto di Beatrice de Blasi scattata nel 2006. La mamma della bambina è membro di un gruppo di piccoli produttori di spezie di PODIE. Il papà di Nill era deceduto un anno prima di quello scatto, vittima di un attacco terroristico in cui una sessantina di persone furono uccise dallo scoppio di una bomba. Grazie al lavoro svolto dalla sua mamma e grazie al supporto di PODIE, oggi Nill è una brillante studentessa d’arte di diciannove anni.

Kardamom wirkt stimmungsaufhellend und regt die Verdauung an.

Chili – das scharfe Früchtchen Die Chilifrucht stammt ursprünglich aus Südamerika, wo sie schon vor 3000 Jahren angebaut wurde. Gekochter Chili schenkt unserem Körper Vitamin A, B1, B2, B3 und E sowie Eisen und Calzium. Seine Schärfe erhält der Chili vom Capsaicin. Dieses Alkaloid wärmt unseren Körper und schützt gleichzeitig unsere Magenschleimhaut. Chili unterstützt den Blutkreislauf und fördert die Blutgerinnung. Capsaicin löst sich nicht im Wasser auf. Daher hilft Wassertrinken nicht, wenn das Essen einmal zu scharf ist. Stattdessen schaffen einige Löffel Joghurt oder Quark Abhilfe. Da Bakterien und Pilze Schärfe meiden, wird Chili unter anderem zur Konservierung von Lebensmitteln verwendet und auch bei verspannten Muskeln oder Gelenksentzündungen findet Chili Anwendung: Für einen Chili-Wickel wird ein Handtuch in warmes Wasser getaucht. Darin wickelt man kleingeschnittene Chilischoten ein und legt das Tuch dann auf die schmerzende Stelle.

Chilischoten kann man übrigens auch zu Hause anpflanzen. Aus den Chilisamen in einem Topf mit Erde sprießen bald kleine Pflanzen. Im Frühjahr kann man sie nach draußen stellen und im Herbst die Chilischoten ernten.

Kurkuma – die goldene Sprosse Kurkuma, auch Gelbwurz oder indischer Safran genannt, wird aus den Rhizomen der gleichnamigen Pflanze gewonnen und erhält seine intensive gelbe Farbe vom enthaltenen Curcumin. Rhizome sind unterirdisch oder dicht über dem Boden wachsende Sprossteile, die fälschlicherweise oft als Wurzeln bezeichnet werden. Frisch geerntet hat der Sprossenstock einen harzigen, leicht brennenden Geschmack, getrocknet schmeckt er mildwürzig und etwas bitter. Das Pulver wird vor allem wegen seiner Färbekraft verwendet. In Indien ist die Verwendung von Kurkuma seit 4000 Jahren belegt. Kurkuma galt als heilig und gehörte bereits damals zu den wichtigsten Gewürzen. In der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda wird es zu den „heißen“ Gewürzen gerechnet, denen eine reinigende und energiespendende Wirkung zugesprochen wird. Kurkuma wirkt anregend auf die Magensaft- und Gallensäureproduktion und sein Farbstoff Curcumin weist krebshemmende, antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen auf.

Heute ist Indien das weltgrößte Anbauland und verbraucht gleichzeitig auch rund 80 Prozent der Welternte. In der westlichen Küche spielt Kurkuma eine untergeordnete Rolle, etwa in Currypulver, als Safranersatz oder als Farbstoff. Da Kurkuma kostengünstig ist, wird es häufig auch von Fälscher*innen zum Strecken von Safran verwendet.

Fad wäre die Welt ohne Gewürze! Sabine vinatzer 24 2017 25

Na und?

Wir alle haben Bilder im Kopf, die für Gelerntes und Erfahrenes stehen und im Alltag Orientierungshilfen sind. Diese Bilder können uns aber auch daran hindern, die Wirklichkeit unvoreingenommen so wahrzunehmen, wie sie ist: vielfältig. Nur durch das Hinterfragen unserer Bilder im Kopf können Verständnis und Offenheit entstehen.

Es war einmal ein Kindergärtner „Kindergärtner gibt’s doch gar nicht!“, sagte die sechsjährige Tochter einer Freundin neulich zu mir, als ich ihr eröffnete, dass ich im Kindergarten arbeite.

Und es gibt sie doch: Ich war bereits in sechs Kindergärten tätig und momentan arbeite ich in einem italienischen Kindergarten an einem Projekt, das die deutsche Sprache fördert. „Wie kommt Mann auf die Idee, Kindergärtner zu werden?“, diese Frage begegnet mir oft. „Folge deinem Herzen“, so lautet mein Motto. Ich bin nach meinem Abitur dem inneren Impuls gefolgt, dass ich mit Kindern arbeiten möchte. Also habe ich eine Ausbildung zum Kindergärtner absolviert. Die Kindergärten, in denen ich gearbeitet habe, waren sehr verschieden. Eines blieb aber gleich: eine sehr gute Beziehung zu den Kindern.

Ein weiterer Herzensentschluss war es, als ich Südtirol zu meiner neuen Heimat wählte. Es war schon länger mein Traum, in den Bergen zu leben. Und nun arbeite ich also in Bozen als Kindergärtner.

So gut mein Verhältnis zu Kindern und Eltern war, anders war es zu manchen Kolleginnen.

Für einige war es schwierig, einen Mann im

Arbeitet bald im eigenen Kindergarten: Andreas Beck

Kindergarten anzutreffen. Ich begegnete Im vergangenen Jahr habe ich mit zwei Ängsten und auch dem Vorurteil, dass MänKollegen die Vernetzung von männlichem Kindergartenpersonal initiiert und so eine ner diese Arbeit nicht können. Vielleicht wäre Austauschplattform ins Leben gerufen. Als es sinnvoll, wenn Vorgesetzte ihre MitarbeiteMitorganisator wurde mir bald klar, dass rinnen auf die Arbeit mit einem männlichen männliche Mitarbeiter in den deutschsprachiKollegen vorbereiten würden: „Ich weiß, es ist eine neue Situation für euch, aber bitte gebt gen Kindergärten kaum vorkommen. Im itaihm etwas Vertrauensvorschuss“, ein Satz lienischen Kindergarten geht man hingegen wie dieser könnte vielleicht viel bewirken. lockerer damit um und es gibt in Südtirol rund Das Gegenteil war leider der Fall. Eine Kollegin zehn aktive, italienische Kindergärtner. eröffnete mir eines Tages, dass sie an meinem Für mich fühlt sich die Rolle als Mann im ersten Arbeitstag von der Direktorin Kindergarten manchmal den Auftrag erhalten hatte, mich zu „Ich begegnete an wie ein Schwimmen beobachten und über mein Verhalten gegen den Strom. Das BeÄngsten und Buch zu führen. Man hatte mich unter kämpfen der Vorurteile hat Vorurteilen.“ mich viel Kraft gekostet. „Generalverdacht“ gestellt. Das war eine schmerzhafte Erfahrung für mich. Dabei Kraft, die ich lieber für die hatten politische Vertreter im großem Stile Kinder aufgebracht hätte. Trotzdem möchte verkündet, dass man sich in Südtirol auch ich meiner Berufung auch weiterhin folgen Männer im Kindergarten wünsche: Zweimal und mit Kindern arbeiten – weil ich es gerlas ich solche Zitate von Herrn Achammer in ne mache und gut kann. Daher werde ich in der Zeitung. Es besteht ein akuter Mangel an Zukunft nicht mehr in Landeskindergärten Kindergartenpersonal und es wurde öffentarbeiten. Ich habe beschlossen, den Kinlich oft erwähnt, dass männliches Personal im dergarten, den ich mir wünsche, selbst zu Kindergarten erwünscht sei. Aber ist das ehrschaffen und habe einen Waldkindergarten in Eppan gegründet. lich gemeint? Oder sind es nur leere Worte?

Es genügt nicht zu verkünden, man wolle Männer im Kindergarten. Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden. ANDREAS BECK 2017 25 25

Biblio

Ferne Welten, andere Teddys und beste Brüder Teddy Tilly Bilderbuch von Jessica Walton, Dougal MacPherson Sauerländer, 2016 Thomas möchte kein Teddybär mehr sein. Er möchte lieber Tilly heißen, denn schon lange fühlt er, dass er eigentlich eine Teddybärin ist. Eine liebevolle Geschichte zum Thema Anderssein.

Brüder für immer Jugendroman von Rindert Kromhout Mixtvision, 2016 Julian und Quentin sind Brüder, aber auch beste Freunde. Als Julian in den spanischen Bürgerkrieg zieht, verspricht Quentin ihm: Wenn du stirbst, schreibe ich ein Buch über dich!

In meinem Kopf ein Universum (DVD) Tragikomödie von Maciej Pieprzyca Polen, 2013 Oft lehnt Mateus nachts am Fenster und blickt ins Universum. Immer wieder fragt er sich: „Wie kann ich den anderen zeigen, dass ich nicht zurückgeblieben bin?“ Und es kommt der Tag, an dem er es allen beweist...

Vom Aussteigen & Ankommen Sachbuch von Jan Grossarth Goldmann, 2011 Einfach leben und unabhängig sein: Das ist eine Sehnsucht, die viele Menschen teilen.

Einen Sommer lang hat Jan Grossarth Aussteiger besucht und wurde selbst zum Aussteiger auf Zeit.

A cavallo del vento: Fiabe d’Armenia raccontate da Sonya Orfalian Argo, 2014 “C‘era e non c‘era una volta” è la porta d‘ingresso per mondi lunari che appaiono durante i tempi del sonno, oltre i cancelli della veglia, dove tutto può accadere e nulla è come sembra...

È la vita, dolcezza Gabriella Kuruvilla Morellini, 2014 Quattordici racconti sulla vita di chi si trova in bilico fra due mondi e due culture diversi, racconti a volte duri, a volte estremamente ironici per narrare la ricerca della propria identità in una quotidianità incerta e precaria di un mondo globalizzato ...

In der oew-Fachbibliothek „Eine Welt“ im Jakob-Steiner-Haus am Vintlerweg 34 in Milland/Brixen dreht sich alles um das Leben außerhalb Europas, um alternative Wirtschafts- und Lebensformen, um das Schicksal von Menschen in und aus den Ländern des globalen Südens.

Schwerpunkt: Kinder- und Jugendbücher.

Telefon: 0472 833950. Öffnungszeiten: Mo. 8.30-17 Uhr, Di.+Do.+Fr. 8.30-12.30 Uhr, Mi. 8.30-12.30 Uhr + 15-18 Uhr.

La Biblioteca Culture del Mondo (BCM) onlus è una biblioteca specialistica per le culture e la narrativa del mondo, i diritti umani, la cooperazione allo sviluppo e le molte aree tematiche collegate, come i rapporti economici nel mondo, la sostenibilità, la cultura di pace, l’intercultura e le religioni. La biblioteca si trova in via Macello 50, a Bolzano, ma trovate tutto il nostro materiale anche sul sito www.bibmondo.it.

Sonja Cimadom

Sabrina Bussani

26 2017 25

Ausgecheckt Jedes Jahr sammeln weltoffene Menschen aus Südtirol Erfahrungen als freiwillige Praktikant*innen in den Partnerprojekten der oew und der youngCaritas. In „Ausgecheckt“ teilen sie mit zebra. eine Episode ihres Praktikums, an die sie gerne zurückdenken.

Herz in der Hose, Avocados auf dem Dach Tags zuvor noch bei der Traubenernte in den Weinbergen, saß ich im Oktober des vergangenen Jahres plötzlich im Zug und meine Schwester verabschiedete mich winkend am Bahngleis. Mein Ziel: Ein ‚Health Center‘ In Uganda. Mit dem Herz in der Hose betrat ich den Flieger nach Birongo.

Während der letzten zehn Minuten vor der Landung, erhaschte ich einen ersten Blick auf die „rote Erde“ Ugandas. Dörfer zogen unter mir vorüber und mein Herz war mittlerweile bei den Zehenspitzen angelangt. Am Flughafen empfingen mich die Schwestern freudig und redeten auf mich ein. Schon war alle Nervosität verflogen. Das St. Monica Health

Shop.

Bistro.

Vinothek.

Museum.

Center liegt in Birongo, einem Teil im District von MaHanna Pliger aus saka. Drei Brixen verbrachte drei Monate verMonate in Uganda. brachte ich in diesem Dorf in einer Gegend, wo sich Löwe und Giraffe zu haben. Am Mittagstisch fragte mich eine gute Nacht sagen, an einem wunderschönen der Schwestern nach der Predigt. Ich antworFleck Erde mit herzlichen Menschen, der mir tete stolz: „Sehr schön, endlich habe ich etwas lustige sowie tieftraurige Momente bescherverstanden: ‚Yesu akwagula‘ – Jesus liebt mich, war die heutige Botschaft.“ Sofort brachen alle te, der mich an meine Grenzen brachte und Anwesenden in schallendes Gelächter aus. Ich mich gleichzeitig unendlich bereicherte. verstand nicht, bis sie mir schmunzelnd erMeine erste Nacht war unruhig und ich hörte sogar drei Schüsklärten, dass meine Worte „Jesus kratzt mich“ bedeutet hatten. Schwester Silvia gab mir anse. An Schlaf war nicht zu denken. Erst am nächsten Morgen schließend eine neue Sprachlektion, in der ich sah ich, dass der Avocadobaum lernte, dass ‚akwagula‘, kratzen und ‚akwagaüber dem Blechdach meiner la‘, lieben bedeutet. Noch bis zu meiner AbreiUnterkunft die vermeintlichen se bereitete es den Kindern Freude, mir diese Schüsse abgefeuert hatte. Die beiden Worte zuzurufen und daraufhin wie nächsten Wochen waren geprägt kleine Wildkatzen auf mich los zu gehen. Und von Einarbeiten, Akklimatisieren, es blieb nicht der letzte lustige Versprecher.

Schwitzen, Sprache lernen und Die Wochen verstrichen und nach dem Weihvom Ablegen meiner „europäinachtsfest unter Bananenpalmen freute ich mich wieder auf meine Heimkehr schen Denkweise“.

Vor allem bei mei„Als Hebamme und ehe ich mich versah, saß ich auch wieder im Flugzeug ner Arbeit als Hebvertraute ich nach Hause. Die Ernte dort amme lernte ich wieder meinen war mittlerweile beendet, die wieder, meinen Händen.“ Temperaturen unter null Grad Händen vollkomgesunken und irgendwie war alles men zu vertrauen. wie immer. Nur in meinem Kopf blieb besteNach drei Wochen in Uganda und den ersten Sprachlektionen hen: Erlebnisse, Begegnungen, Geburten und kam ich zum ersten Mal aus der die Bilder der Frauen, die vor ihren Häusern Sonntagsmesse und hatte das Bohnen schälen während die feuerrote SonGefühl, auch etwas verstanden ne am Horizont untergeht.

www.capriz.it Pustertalerstraße/via Pusteria 1 b I-39030 Vintl / Vandoies

A mind that is stretched by a new experience can never go back to its old dimensions. HANNA PLIGER

2017 25 27

Kein Mensch ist illegal

Im Herbst fragte ich einen Schafbauern, was er mit der Wolle seiner Schafe macht. Er sagte, dass er sie an eine Genossenschaft verkauft. Aber das, was er dem Scherer für das Scheren der Tiere zahlen muss, würde den Preis für die Wolle um einiges übersteigen. Das machte mich sehr nachdenklich. Das darf doch nicht so weiter gehen! Die Wolle unserer Schafe ist für mich das Beste, was es gibt. Mein Vater war ein Schafliebhaber und das habe ich wohl geerbt. Ich bin sehr froh, dass ich schon in jungen Jahren gelernt habe, wie ich mir einen

warmen Janker aus Schafwolle stricken kann. Selbstgestricktes aus heimischer Schafwolle wärmt gut bei Kälte und wenn es draußen wärmer wird, verträgt die Wolle auch die heiße Sonne. Man schwitzt nicht, weil Schafwolle luftdurchlässig ist. Zugleich ist sie bei Regen auch wasserabweisend. Die Wolle unserer Schafe ist ein wertvolles, heimisches Produkt und ich bin froh, dass immer mehr junge Leute das auch so sehen und wieder damit beginnen, Wolle zu spinnen, zu filzen und zu stricken.

Antonia Fischnaller

traumwerk.it

BUNTE SCHÄFCHEN in FREMDEN WELTEN brauchen mit LEEREN TASCHEN auch ihren PLATZ. mit GROßER HOFFNUNG Sie sehen Hier treffen sie meistens KEINE ZUKUNFT mehr nur auf TRAUEN HASS, ihren AUGEN NICHT, KEINER WILL SIE KEIN WASSER gibt es MENSCHEN SIND NICHT und ILLEGAL KEIN BROT. VORURTEILE Ganze HÄUSER bringen eben nichts, stehen SCHIEF denn kommen tun sie und FAMILIEN FLÜCHTEN sowieso. vor TRÜMMERN, HANDELN müssen WIR .

KÄLTE, HILFE ANBIETEN. CHAOS, LIEBE SCHENKEN. ÜBERQUEREN HOFFNUNG GEBEN. OZEANE, KONTINENTE, LEBEN LASSEN. LÄNDER suchen NEUE UFER Lea Schatz Abram

...wenn das Gute liegt so nah.

Natural e t h i k a

D A S

AND

F A C H G E S C H a f t

FAIR

F u r

N A T U R B E K L E I D U N G

ETHIKA Laubengasse 23 - Neumarkt T 0471 813227 - E ethika.bz@gmail.com www.ethika.it - follow us on Facebook

28 2017 25

Speakers’ Corner

Iranomagia Mai un viaggio mi ha portato tanta fortuna quanto quello in Iran. Chi lo avrebbe mai detto!?

Premessa: Quando dicevamo di voler andare in Iran, l’espressione del volto di chi ci ascoltava cambiava dallo stupore all’interesse, allo spavento, all’ansia.

Certo non avrei mai pensato che, al ritorno, avrei goduto di uno status speciale e di tanta ammirazione. Le persone mi fermavano per strada per dirmi quanta stima avessero di me per quello che avevo fatto, che coraggiosa, ma anche che matta, ero stata. Secondo alcuni dovrei evitare in futuro questi luoghi pericolosi e non rischiare la vita così inutilmente.

In realtà ho provato tristezza e sbalordimento a queste reazioni.

Ho fatto un viaggio bellissimo con l’intenzione soprattutto di staccare un attimo dalla mia quotidianità e ci sono riuscita alla grande. Ero circondata da persone splendide, sorridenti, colte e interessate a sentirmi parlare del paese da dove provenivo, tante domande, tanta curiosità, persone pronte ad aiutarmi in ogni momento, sostituendosi alla mia famiglia e agli amici, soltanto per farmi stare bene. In questo Paradiso (termine che deriva dal persiano) sono stata accolta calorosamente e io per questo li ringrazio molto. Inoltre non mi sono mai sentita in pericolo; certo in Iran ci sono tante cose da migliorare, soprattutto a livello politico, ma ciò non toglie che non si possa andare a visitarla per conoscerne anche l’altra faccia, quella positiva, per scoprire che ci sono molte cose che funzionano e che, soprattutto, l’assetto della società occidentale non è l’unico possibile, che ce ne sono altri altrettanto interessanti e funzionali. Andate in Iran senza paura, viaggiate, viaggiate! L’Iran fa magie!

Azra Fetahovic

Umver-teilen?

Die Organisation Oxfam hat kürzlich ihren Ungleichheichtsbericht veröffentlicht und prangert an: Die acht reichsten Männer der Welt besitzen mehr als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Für viele bedeutet dies, dass acht Personen schuld daran sind, dass so viele Menschen in Armut leben. Jedoch müssen wir zwischen Armut und wirtschaftlichen Ungleichheiten unterscheiden.

Paradoxerweise ist die Zahl der Menschen, die von weniger als zwei Dollar am Tag leben, in den letzten 20 Jahren um 20 Prozent gesunken, während sich wirtschaftliche Ungleichheiten in den meisten Ländern

Samantha Schneider. Sketch Crawl Bolzano

weiterhin zuspitzen. Statistiken zeigen klar, dass diese Ungleichheiten in vielen europäischen Ländern, unter anderem auch in Italien, in den letzten Jahren zugenommen haben. Wie lassen sich diese Ungleichheiten in den westlichen Demokratien erklären?

Statt unseren Finger auf die Reichsten zu richten, müssen wir unsere Marktwirtschaft kritisch hinterfragen. Unser Wirtschaftssystem ist nämlich kein System, das sich am Gemeinwohl orientiert. Vielmehr ist es auf kurzfristige Profitmaximierung ausgerichtet, auch wenn dies zu einer immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich führt. Dabei könnten einfache Maßnahmen neue Rahmenbedingungen für unsere Marktwirtschaft schaffen und sie somit

sozialer gestalten. Solche Maßnahmen wären zum Beispiel die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, eines Höchstlohns oder die Festlegung eines maximalen Lohnunterschiedes zwischen den am höchsten und am niedrigsten bezahlten Arbeiter*innen eines Unternehmens. Diese Lösungsansätze sind bekannt und werden in einigen Ländern schon angewendet. Für eine erfolgreiche Implementierung muss aber zuerst ein Paradigmenwechsel in der Gesellschaft passieren: Wir Bürger müssen damit beginnen, unsere Wirtschaft partizipativ mitzugestalten!

Viktoria Cologna

2017 25 29

A tavola!

Jollof-Reis aus Ghana Zutaten für 6 Personen: 1 Zwiebel 3 Dosen Tomatensauce 1 ½ EL Tomatenmark 1 TL Chili-Pulver ½ TL Currypulver ½ Suppenwürfel 1 grüne Paprika 3 Karotten Salz, Zimt Ca. 1 kg Fisch (Seehecht) 3 Tassen Thai-Reis Oliven- und Sonnenblumenöl

Gloria Amoah mit Jonathan

Reis Reis, Baby!

Gloria Amoah hat sich für den Abend schick gemacht: In schwarzem Rock und weißer Schürze steht sie am Herd, die Haare unter einem eleganten Haarnetz zusammengerafft. Ihr Mann Ben kümmert sich um die vier Kinder, während Gloria mit ganzem Körpereinsatz das Rezept erklärt: Jollof-Reis wird in großen Teilen Westafrikas gekocht, „aber so wie wir ihn in Ghana machen, schmeckt der Reis natürlich am besten“, erklärt Gloria und verzieht ihre Mundwinkel zu einem schelmischen Grinsen.

Die Familie stammt aus Tema in der Greater Accra Region an der Goldküste Ghanas. Ben ist Schiffsmechaniker und hatte schon in Dänemark und Japan gearbeitet, bevor es ihn nach Südtirol verschlug. Dort wollte er bleiben und holte vor sechs Jahren seine Familie nach. Heute arbeitet er in Naturns und wohnt mit seiner Frau und den vier Kindern in Plaus. Gloria kümmert sich um die Kinder und schmeißt den Haushalt.

Kochen ist eine ihrer großen Leidenschaften.

Begeistert erzählt sie von den Essgewohnheiten in ihrer Heimat und von ihren Experimenten mit der hiesigen Küche: „Meine Kinder lieben Knödel!“, sagt sie und reißt die Kühltruhe auf. Erst kürzlich hat sie Knödeldrehen gelernt

und auch gleich schon einen Vorrat angelegt.

In der Truhe befinden sich auch verschiedene Blätter und Wurzelstücke, die kleingeschnitten oder zusammengerollt in kleinen Plastiksäcken eingefroren sind. Diese Zutaten braucht sie für verschiedene ghanaische Gerichte.

Im Hintergrund singt Don Moen sanfte Gospelmusik, die gute Laune macht. Als Gloria damit beginnt, Olivenöl in einer großen Pfanne zu erhitzen, wird es plötzlich dunkel. Ben stürmt aus der Küche. Durch die vielen eingeschalteten Geräte fällt kurzweilig der Strom aus. Gloria lacht und erklärt in der Zwischenzeit im Dunkeln die Zutaten für das Abendessen. Den Reis kauft die Familie in Verona. Dort gibt es Lebensmittel, die sie aus ihrer Heimat kennen, in größeren Mengen. „Wir brauchen viel Reis und da kaufen wir dann gleich eine große Packung“, erklärt Ben, der den Strom wieder eingeschaltet hat und nun mit einem großen Sack Thai-Reis in die Küche kommt.

Der durch das Tomatenmark rot gefärbte Jollof-Reis ist in Ghana als Nationalgericht bekannt und wird auch gerne mit Fisch kombiniert. Gloria verrät dazu ein paar ihrer Kochtricks: Damit der Fisch nicht am Pfannenboden kleben bleibt, streut sie dünn Mehl über das erhitzte Öl. Erst dann legt sie die Fischstü-

Zwiebel in große Stücke schneiden und in heißem Olivenöl anschwitzen, Chili und Tomatensauce dazugeben und etwa eine halbe Stunde einkochen lassen. Tomatenmark, Currypulver und Suppenwürfel dazugeben und großzügig Zimtpulver über die Sauce streuen. Fisch putzen, in Stücke schneiden und mit Salz und Limettensaft marinieren. In einer Bratpfanne Sonnenblumenöl erhitzen, die Fischstücke hineinlegen und auf jeder Seite 15 Minuten lang frittieren. Sobald die Tomatensauce eingekocht ist, Salz und Reis dazugeben. Wasser nachgießen und den Reis kochen lassen bis er gar ist. Kurz davor Karotten und Paprika kleinschneiden und zum Tomatenreis geben. Nach wenigen Minuten Reis mit Fisch anrichten und heiß servieren.

cke hinein. Damit der Reis die richtige Feuchtigkeit im Topf behält, legt sie ein ausgewaschenes Geschirrtuch unter den Deckel.

Als das Essen bereitsteht, rufen wir den Rest der Familie herbei. Ben kommt mit dem einjährigen Jonathan, der noch etwas verschlafen schaut, in die Küche. Michelle, dreieinhalb Jahre alt, spaziert neugierig aus dem Wohnzimmer. Sie versteht und spricht auch südtiroler Dialekt, so wie die anderen Kinder Paula und Benjamin, der wie sein Vater heißt. Alle versammeln sich um den Tisch und nach dem gemeinsam gesungenen Tischgebet, schlagen alle eifrig zu: Was für eine Gaumenfreude!

Ist neugierig darauf, wie Tiroler Knödel nach Glorias Art schmecken. Cornelia Unterweger 30 2017 25

Schwarzweiß Robert Asam

Böse Worte … an die Graubündner*innen Also, so geht das nicht, liebe Freund*innen!

Einmal Nein sagen, das kann man noch als Missverständnis werten, aber zweimal? Jetzt habt ihr euch doch tatsächlich auch gegen eine Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2026 ausgesprochen. Müsst ihr alles nachmachen? Nur weil München, Stockholm und Oslo euch das vorgemacht haben? Und Boston. Die Amis hätte ich jetzt beinahe vergessen. Man kann sich ja auf gar niemand mehr verlassen.

Ganz ehrlich, ihr hättet diese Winterspiele doch mit links gemacht. Natürlich hätten die vom IOC ganz toll abkassiert, aber dafür bietet das Internationale Olympische Komitee auch einiges. Fragt doch die Menschen in Russland oder Brasilien, was für sie alles besser geworden ist, seit sie mit Olympia zwangsbeglückt wurden.

Die Brasilianer*innen tanzen immer noch Samba vor lauter Freude, dass sie innerhalb von zwölf Monaten eine Fußball-WM und

Die Gutmenschin „Wunderschöne Blondine massiert Sie voller Leidenschaft.“

Olympische Sommerspiele gestemmt haben.

In Rio de Janeiro gibt es ein halbes Jahr nach dem Ende der Spiele immerhin noch eine olympische Sportstätte, die in Gebrauch ist.

Die anderen 31 – einschließlich des Fußballstadions Maracanã – rotten vor sich hin.

Nachhaltigkeit, liebe Bündner, darum geht es. Rio de Janeiro ist nachhaltig pleite. Lehrende und Angestellte der Universitäten haben seit Monaten keine Gehälter mehr bekommen. Die Kriminalitätsrate ist wieder auf Rekordhöhe gestiegen. Aber das ist halt Brasilien, und außerdem waren das Sommerspiele. Bei euch in Graubünden wäre es ja nur um Winterspiele gegangen.

Winterspiele, so wie 2014 in Sotschi, wo nachhaltig Flüsse begradigt und Wälder gerodet

Impressum Herausgeberin | editore oew-Organisation für Eine solidarische Welt, Organizzazione per Un Mondo solidale, St.Nr. | c.f. 90009830218 Hubert Pörnbacher (Vorsitzender | presidente) Redaktion | redazione Verantwortung und Koordination | responsabilità e coordinazione Lisa Frei (lisa.frei@oew.org, Tel. 0472 208206) Satz und Gestaltung | impaginazione e grafica Alias Idee und Form, Irmi Unterfrauner Layout-Relaunch www.brandnamic.com Mitwirkende dieser Ausgabe | per questa edizione hanno collaborato Aaron Bertoli, Aaron Ceolan, Ablie Marong, Adrian Luncke, Alfonso Giangrande, Andreas Beck, Annelies Senoner, Asia Rubbo, Antonia Fischnaller, Azra Fetahovic, Barbara Plagg, Brigitte Gritsch, Cornelia Unterweger, Elias Hofmann, Florian Ralser, Georg Hofer, Hanna Obletter, Hanna Pliger, Lea Katharina Schatz Abram, Linda Maria Zito, Lisa Frei, Marta Larcher, Matthäus Kircher, Monika Thaler, Nadia Sorg, Nils Bertol, Patrick Taschler, Philipp Frener, Robert Asam, Sabine Vinatzer, Sabrina Bussani, Sarah Watschinger, Sonja Cimadom, Verena Gschnell, Viktoria Cologna Foto 1: Georg Hofer, 3: Georh Hofer, HdS, 4-5: pixabay.com/de/windkraftwindr%C3%A4der-1837623pixabay.com/de/mutter-tochter-liebe-familie-434355/; pixabay.com/de/euro-bill-banknoten-wirtschaft-1863441; wikipedia.org/wiki/File:Giuramento_Mattarella_Montecitorio.jpg; pixabay.com/de/urwald-myanmar-wald-b%C3%A4ume-natur-1029330; pixabay.com/de/tisch-restaurant-m%C3%B6bel-glas-wein-71380; pixabay.com/de/br%C3%BCcke-regenbogenbr%C3%BCcke-niagara-1032399; pixabay.com/de/mine-arbeit-australien-sommer-1564518; pixabay.com/de/klassenzimmer-h%C3%B6rsaal-hochschule-1699745;

pixabay.com/de/geld-bank-anzahlung-wachsen-549161; 6-7: Georg Hofer; 8: Tourismusverein Castelfeder/ Marion Lafogler, Aaron Ceolan; 9: Georg Hofer; 10: Luca Merlino; 13: Aline Antunes Moreira; 14: Roland Ladurner; 16-17: Georg Hofer; 18: Georg Hofer; 19: Andrian Luncke; 20: Fa. BARK CLOTH_europe; 21-23: Jörg Oschmann; 25: Georg Hofer, Beatrice de Blasi; 26: Georg Hofer; 27: Hanna Pliger; 30: Georg Hofer Verantwortlicher Direktor | direttore responsabile: Wolfgang Penn Registrierung | registrazione: Landesgericht Bozen | Tribunale di Bolzano N6/94 R.ST.6.8.94 Werbung I pubblicità Matthäus Kircher (matthaeus.kircher@oew.org, Tel. 0472 208204) Druck | stampa: Athesiadruck GmbH | srl, Bozen | Bolzano Kontakt | contatto:

oew zebra.

Vintlerweg 34 Via Vintler – 39042 Brixen | Bressanone Tel. 0472 833950 | zebra@oew.org | facebook.com/oew.org www.oew.org Mit freundlicher Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit des Landes Südtirol | Con il gentile sostegno della Cooperazione allo sviluppo della Provincia Autonoma di Bolzano:

„Zio! A sella Haufn Ungibote fir Massagen und decht sein olle versponnt!“

wurden und alle Bewohner*innen der Region seither ein sorgenfreies Leben führen. Na ja, nicht alle, aber ziemlich viele. Vielleicht nicht ganz so viele, aber einige ganz sicher. In einem knappen Jahr brennt das olympische Feuer in Pyeongchang, Südkorea. Die fleißigen Koreaner haben für die Abfahrtsstrecke eine Schneise in einen Wald gefräst, wo Jahrhunderte alte Bäume im Weg waren. Aber wenn Bäume einmal hundert Jahre alt sind, dann ist es höchste Zeit, sie umzuhauen.

Ganz unter uns, liebe Bündner, warum habt ihr Nein gesagt? Ich hoffe, nicht nur, aber auch aus Solidarität mit denen, die nicht gefragt wurden oder nie gefragt werden. Pyeongchang bedeutet übrigens Friede und Gedeihen. Na dann, viel Spaß, liebes Südkorea.

Abbonamento Seit Jänner 2016 erscheint zebra. monatlich, jeweils am 10. – außer mit Doppelnummern im Juli/August und Dezember/Jänner.

Ich möchte die Straßenzeitung erhalten und unterstütze sie jährlich als: Freund*in (30 Euro) oder Förderer*in (40 Euro) Desidero ricevere il giornale di strada e lo sostengo annualmente in qualità di: Amico*a (30 Euro) o promotore*trice (40 Euro) Überweisen Sie den Betrag an: Effettuate il bonifico sul seguente conto: Raiffeisenkasse Eisacktal | Valle Isarco IBAN: IT 68 S 08307 58221 000300004707 Südtiroler Sparkasse Brixen | Bressanone IBAN: IT 93 H060 4558 2200 0000 5004 219 Überweisungsgrund|causale: zebra.abo Bitte senden Sie Ihre Anschrift an info@oew.org oder rufen Sie uns an: Telefon 0472 833 950.

La invitiamo ad inviare i Suoi dati a info@oew.org o a chiamarci al numero 0472 833 950.

Online: www.oew.org

2017 25 31

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL