Zebra 21 kl

Ottobre 2016 21

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Die Straßenzeitung für Südtirol | Il giornale di strada per l’Alto Adige

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Pina Parisi

Vor dem Klo sind alle gleich

S. 21

Willkommen und Abschied in Marokko

S. 9

La plastica che scalda

p. 13

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ein Gemeinschaftsprojekt von

Intro

Liebe Leser*innen, Die Sozialgenossenschaft Haus der Solidarität (HdS) in Brixen organisiert in Zusammenarbeit mit der Benno Barth Stiftung erstmals einen Förderpreis für sozial engagierte Kunstprojekte und setzt damit einen neuen Akzent in der Südtiroler Kunstlandschaft.

Künstler*innen können sich bis zum 14. Oktober für den mit 15.000 Euro dotierten Benno-Barth-Award bewerben. Nähere Informationen unter www.bennobarthaward.it

ein kühler Wind weht wieder durchs Land und die ersten Blätter fallen schon – höchste Zeit, sich mit einer warmen Jacke für die kalte Jahreszeit zu wappnen. Im zebra.Interview erzählt der Unternehmer Lorenzo Minetti, warum seine Jacken ohne Pelz und Daunen auskommen und sogar einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Um Kälte geht es auch in der Rubrik „Auf der Straße“: Ein junger Mann berichtet, wie er den letzten Winter auf den Straßen von Bozen zugebracht hat. Viel Wärme fand zebra. hingegen an einem ungeahnten Ort und porträtierte die Reinigungskraft Pina Parisi. Sie hält im Parkhaus Mitte in Bozen die öffentliche Toilette in Schuss und macht dort regelmäßig sehr interessante Begegnungen. Von Austausch und Begegnung handelt die Foto-Reportage

3x über 16 Jugendliche aus Südtirol, die eine Zeitlang bei Familien in Marokko verbracht haben. Sie entdeckten dort, wie vielfältig Gemeinschaft sein kann. Auch auf dem Aspingerhof oberhalb von Kollmann herrscht Vielfalt: zebra. hat Petra Ottavi und Harald Gasser besucht. Sie verrenkten ihre grünen Daumen für „Zahlen, bitte!“!

So farbenfroh wie ihr Garten wird auch der Herbst, in den Sie hoffentlich gut starten.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Georg Hofer zebra.Vertrieb und Fotografie

Dal 7 al 14 novembre si terrà, tra Silandro, Brunico, Merano e Bressanone l’oew Film Festival „(Zu)Flucht-(Ri)fuggio“.

Cinque film in gara, una giuria di studenti e un tema più che mai attuale! Per info: Tel. 0472 208209, iscrizioni fino al 28.10.2016

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Bunte Paraden und bessere Bärengesundheit Referendum zum Friedensabkommen Am 2. Oktober nehmen die Bürger Kolumbiens am Referendum zum Friedensabkommen zwischen der Regierung und der Guerillaorganisation FARC teil. Nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg und mehreren Versuchen der Streitbeilegung soll diesmal unter Aufsicht von UN-Funktionären ein dauerhafter Frieden hergestellt werden.

Mense senza plastica Da settembre nelle mense delle scuole di Milano tutte le stoviglie saranno di materiali biodegradabili. In meno di due anni il capoluogo lombardo è riuscito a sostituire piatti e bicchieri di plastica con stoviglie prodotte con derivati di mais e grano.

Odessa Gay Pride Am 13. August fand die erste Gay Pride Parade in der Geschichte der Stadt Odessa und somit die erste derartige Parade in der Ukraine außerhalb Kievs satt.

Es ist alles eine Frage der Sichtweise Bei den Landkarten sind wir die Mercator-Karte gewohnt: Europa befindet sich oben in der Mitte, rundherum der Rest der Welt. Der Äquator liegt oft zu weit im Süden, so werden die „Länder da unten“ ganz klein. Auf der Mercator-Karte stimmen zwar die Winkel, auf der ungewohnten Peters-Karte dagegen die Flächen. Deshalb entscheidet sich zebra. für die Peters-Karte und stellt sie noch dazu auf den Kopf. Denn: Im Kopfstand ändert sich unsere Sichtweise auf die Welt.

Den Pandas geht es besser Die Weltnaturschutzunion IUCN hat den Gefährdungsstatus des großen Pandabären von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ herabgestuft. Die Bemühungen Chinas zum Schutz des Tieres und seines Lebensraums tragen erste Früchte.

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GoodNews Gratis Medikamente für Menschen mit HIV Seit dem 1. September 2016 erhalten HIV-Infizierte in Südafrika die antiretroviralen Medikamente unentgeltlich.

Die etwa vier Millionen Betroffenen können damit ein fast normales Leben führen.

Späte Gerechtigkeit Das Gericht von Cordoba in Argentinien hat nach einem vier Jahre andauernden Prozess 38 ehemalige MilitärFunktionäre wegen Menschenrechtsverletzungen wie Entführungen, Folter und Mord während der 70er und 80er Jahre zu hohen Haftstrafen verurteilt.

La più grande riserva marina del mondo Barack Obama ha annunciato la creazione di un’area protetta di 1,5 milioni di chilometri quadrati al largo delle isole Hawaii. La riserva naturale protegge più di settemila specie marine.

L’Argentina accoglie rifugiati siriani Durante una riunione a Bruxelles per discutere su nuovi accordi commerciali tra l’Argentina e l’UE, il presidente argentino Mauricio Macri ha dichiarato che il Paese sudamericano accoglierà tremila rifugiati siriani nei prossimi mesi.

Gegen Lebensmittelverschwendung

Pima unione gay in Alto Adige Con una grande festa il 10 settembre si è svolta la celebrazione della prima unione gay della provincia di Bolzano. Alla cerimonia a Sarentino hanno partecipato la banda del paese e, oltre ai parenti, anche molta gente del posto.

Am 14. September ist in Italien ein Gesetz in Kraft getreten, das die Weitergabe von Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung fördert. Durch die Spende an private und öffentliche Einrichtungen soll die Verschwendung dieser Produkte eingedämmt werden.

Möchte weniger Plastik, weniger Verschwendung und mehr unentgeltliche Kuren. Nils Bertol 2016 21 5

Dentro e fuori Nur echt mit Ausweis: 12 von 48 Verkäufer*innen

Felix Odighizuwa

Ioan Voion

Evans Ogbebor Eboigbe

Gokel Prasad Bundela

Joseph Ogbonna

Ionel Cirpaci

Janit Ogo

Osazee Ighagbon

Ingredienti

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Intro Good News Dentro e fuori Augeklaub Punto di domanda Reportage Intervista Zahlen, bitte!

Auf der Straße Io vendo Ein Stück Heimat Porträt Eine Welt Na und?

Biblio Experiment Speakers’ Corner A tavola Schwarzweiß

Attenzione!

Ohne zebra.Ausweis geht nix!

Comprate il nostro giornale di strada solo da venditrici e venditori muniti di apposito tesserino e numero di registrazione!

Petru Iulian Chiru

Hone Okoboh

Frank Friday

Harun Jamir

us. weis a er Aus s n u t So sieh

zebra. wird von motivierten Ver­käufer*innen auf der Straße verkauft. Trotzdem kann es zu Missverständnissen oder Problemen kommen: Eine unglückliche Wortwahl, ein ungünstiger Moment und schon läuft nicht alles perfekt. Haben Sie bitte Geduld, Respekt und Verständnis.

Vorremmo inoltre precisare che le venditrici e i venditori non possono chiedere l’elemosina o vendere sprovvisti di tessera. La tessera deve essere ben visibile. Per non incriminare il singolo e garantire buone condizioni a tutti non esitate a contattarci se notate delle irregolarità.

Kontakt - contatto: Tel. 334 121 6413

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Augeklaub

Das Aluminium für die Herstellung von Dosen ist ein Bestandteil von Bauxitgestein.

Voll in die Dose Wer erkennt sie nicht an ihrem Klang, wenn sie der kalte Herbstwind über das Pflaster holpern lässt? Mancherorts kann man die Größe eines vergangenen Festes an den zertretenen und zerquetschten leeren Dosen am Boden herauslesen.

So eine Dose, die achtlos im Gras liegen bleibt, kann sogar ein großes Tier töten.

Befinden sich die scharfen Splitter im Heufutter, kann das für eine Kuh tödlich enden.

Im Juli fiel die Schweizer Rekord-Kuh Bavona einer Alu-Dose zum Opfer. Dieses Land ahndet unsachgemäße Müllentsorgung übrigens mit Haftstrafen.

Im Jahr 1933, als man Haftstrafen verteilte wie wir heute unseren Müll auf dem Planeten und jedes noch so kleine Metallstückchen an die Rüstungsindustrie abgetreten werden musste, entwarf man in den USA die ersten Getränkedosen. Diese wurden damals noch samt Öffner verkauft. Als Deutschland in den 60er Jahren nachzog,

in Alu, bleibt Rotschlamm übrig. Auf eine nannte man diese Dosenöffner „KirchenTonne Alu kommen bis zu sechs Tonnen schlüssel“, so als würden die Dosen einen dieses gefährlichen Abfalls. Rotschlamm sakralen Inhalt bergen. Coca-Cola war da beinhaltet Giftstoffe wie ätzende Natronnatürlich vorne mit dabei: 1974 verpasste man auch der Cola-Dose eine aufreißerilauge und Schwermetalle.

Durch unzureichende Umweltsche Lasche und machte sie dadurch erst so richtig attraktiv. standards bei der Aluproduk1974 verpasste Doch woraus besteht so eine tion ist vielerorts der Schutz man auch Getränkedose? der Cola-Dose eine der Umwelt nicht gewährBekanntlich werden viele leistet. Auch nach dem aufreißerische Dosen aus Aluminium herverheerenden KolontárLasche.

Dammbruch im Jahr 2010 gestellt, das weiß jedes Kind. sind in Ungarn noch immer Aber es weiß fast niemand, dass viele Dammschutzwände undicht und GiftAlu nicht auf Bäumen wächst, sondern aus Bauxit gewonnen wird. Dieses Gestein lastoffe gelangen bis in die Donau. Im brasigert zu 90 Prozent unter dem grünen Gürtel lianischen Amazonasgebiet wird die giftige der weltweiten Wälder. Die müssen herhalBrühe oft direkt in die Flüsse geleitet und bringt vielerorts das gesamte Ökosystem ten und werden schonungslos gerodet und zum Erliegen. umgegraben. Für die Produktion von einem Das alles nimmt man in Kauf – für das kurKilogramm Aluminium sind 15 kw-Stunden an Energie nötig. Man müsste sechs Tage ze „Zisch“ und die elf Schlucke vom Glück. lang mit einem Rad treten, um genügend Also eigentlich ging das Projekt Dose ziemStrom zu erzeugen. Verwandelt man Bauxit lich in die Hose…

Die Welt ist längst schon over-Dosed, Leute! Nadia Sorg 2016 21 7

Punto di domanda

Cosa ti raccontavano i tuoi nonni?

Questa volta a Sinigo Otto persone pensano alla saggezza che i nonni hanno tramandato loro. Questo numero di zebra. è stato presentato il 10 ottobre a Sinigo. I bambini della scuola elementare “Giovanni XXIII” assieme ai loro nonni ed alcuni anziani di Sinigo hanno pensato che cosa augurare in futuro alle persone. Questi auguri li hanno scritti su una striscia colorata in piazza per lasciarli così ai posteri.

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Thomas Spechtenhauser Aufstehen und nit faul umerliegen!

Elsa Gross El teis nol scouta el famà – sono ladina e mia nonna mi ripeteva sempre: Il sazio non ascolta l’affamato!

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“

”

Zanaga Luca Non piangere che quando ti sposi passa tutto.

“ „

Gloria Endrizzi Meine Oma sagt immer, dass es schade ist, etwas im Teller übrig zu lassen, weil viele Kinder auf der Welt nichts zum Essen haben.

„

“

Rebecca Endrizzi Und auch, dass wir Glück haben, weil wir zur Schule gehen, Sport machen und ans Meer fahren können.

“

Luciana Milanello Mia nonna ogni giorno mi raccomandava tre cose: essere onesta, perdonare e voler bene. Solo con l’amore si supera tutto.

”

“

“

”

Najah Jallabi Mia nonna mi diceva sempre di fare il bene e dimenticare.

Mi ha insegnato ad aiutare chi ne ha bisogno e rispettare gli altri e che così si trova il bene degli altri sulla propria strada.

Stefano Magnabosco Nonna Maria aveva sempre un proverbio per ogni evenienza: La pietra che non si ferma sulla riva se la porta via il fiume!

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”

”

Mia nonna non sarebbe orgogliosa di me… non lavoro in banca. Daniela Cavagna 8 2016 21

Reportage Im August 2016 reisten Jugendliche aus Südtirol für zehn Tage nach Marokko.

Willkommen und Abschied in Marokko Seit mittlerweile sechs Jahren bringt das Austauschprogramm „Hallo Ciao Maroc“ Jugendliche aus Südtirol und Marokko zusammen. Das Projekt wird vom Amt für Jugendarbeit und der oew in Zusammenarbeit mit dem marokkanischen Verein Bassma organisiert. Im August verbrachten 16 Jugendliche und zwei Begleitpersonen zehn Tage in Rabat, wo sie bei Gastfamilien mit gleichaltrigen Kindern wohnten.

„Koul, Koul!“, Iss, iss! Unermüdlich fordert Oussamas Mutter mit schelmischer Miene dazu auf, doch noch mehr zu nehmen und zu essen. Die Teller türmen sich am üppigen Buffet auf dem Tisch. Die Familie von Oussama Zalghi lebt in einem der

weniger wohlhabenden Viertel von Rabat, der Hauptstadt von Marokko. Ihre Wohnung ist zehn Tage lang das Zuhause in der Ferne für zwei der 18 Südtiroler*innen, die am Austauschprogramm „Hallo Ciao Maroc“ teilnehmen.

Das gemeinsame Essen bildet den Mittelpunkt des marokkanischen Familienlebens und auch der süße Minztee – Chai – ist allgegenwärtig, beides immer liebevoll zubereitet und in ausgezeichneter Qualität. Oussama, der Gastbruder, hat sich eigens Urlaub genommen, um die Gäste in seinem Zimmer zu beherbergen und um sie dann rund um die Uhr zu begleiten und ihnen sein Marokko zu zeigen. Er hat vier Geschwister, sein

Vater ist pensioniert, seine Mutter arbeitet in der öffentlichen Verwaltung. Alle kümmern sich mit viel Aufmerksamkeit um ihre Gäste aus Südtirol. Die Marokkaner*innen sind für ihre Gastfreundschaft bekannt, trotzdem übertrifft die Warmherzigkeit von Oussamas Familie alle Erwartungen. Sie geht so weit, dass es manchmal schon fast zu viel wird. Eine Frage der Perspektive, wie so vieles in diesem für die Besucher*innen aus Südtirol sehr ungewohntem Land.

Der August in Marokko ist glühend heiß.

Den kurzen, dunstigen Nächten setzt der Muezzin ein jähes Ende. Tag für Tag um fünf Uhr früh räuspert sich der Gebetsrufer zum ersten Mal, seine Moschee liegt keine 30 Meter vom Haus der Familie Zalghi entfernt und der Lautsprecher am Minarett scheint auf die maximale Lautstärke

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Man nehme:

des Tages zu einem Erlebnis. „Good Morning!“, sagt Oussamas Mutter. Die Kommunikation mit ihr und ihrem Ehemann ist nur sehr eingeschränkt möglich. Sie und ihre Besucher*innen verbindet keine gemeinsame Sprache, aber aus ihren Augen strahlt Wärme und Herzlichkeit.

Während ihres Aufenthalts treffen sich die Jugendlichen aus Rabat und aus Südtirol jeden Morgen zu einer Gesprächsrunde. Die Treffen finden bei Kamal, einem Mitorganisator des Programms, statt. Man sitzt beisammen im Hof oder in seinem Garten, unter den Orangenbäumen. Der Weg dorthin führt an bunten Marktständen und geschäftigen Händlern vorbei. Am Straßenrand reihen sich übervolle Müllcontainer aneinander, die ihren Inhalt schon von weitem kundtun. Verderbendes Gemüse und Obst sammelt sich darin an und fließt in Rabat, die Hauptstadt von Marokko klebrigen Rinnsalen über die Straße und hat 620.000 Einwohner*innen. die Gehwege. Wer von weiter kommt, nimmt eines der zahlreichen Taxis, auf denen sich stets irgendwo ein Aufkleber eingestellt zu sein. Sekunden findet. Manche sind klein, andere groß: „Gespäter setzen drei weitere Muezzins ein. Das Singen und lobt sei der König“, bedeutet der arabische Schriftzug.

Beten aus den blechernen LautKamals Haus gleicht einer kleinen Oase. sprechern schwillt zu einer schaurig schönen Disharmonie von Gastbruder Oussama mit seinen Eltern und seiner Nichte.

Tönen an – zu Ehren Allahs. Der morgendliche Weckruf macht andächtig, er wirkt magisch und zugleich ein wenig beängstigend. Ein reich gedeckter Frühstückstisch rückt das unsanfte Erwachen schnell in den Hintergrund: Frisches Fladenbrot, duftender Tee und Marmeladen aus Zitrusfrüchten machen schon die erste Mahlzeit

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Reportage

Seine Familie hat den Vorbau eigens für die Gesprächsrunden umgestaltet: Der Raum unter freiem Himmel ist mit Teppichen ausgelegt, mit farbigen Tüchern bespannt und hat die Anmut eines Festsaals.

In dieser lieblichen Atmosphäre treffen Jugendliche aus sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten aufeinander, um zu diskutieren, sich kennen und verstehen zu lernen. Die Gespräche sind hitzig. Die jungen Im Hintergrund der Promenade am Fluss Menschen debattieren, ereifern Bou-Regreg trohnt die Altstadt von Rabat. sich, die Themen sind vielfältig und es geht oft um die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen einer Sache zu überzeugen. Im Mittelpunkt den beiden Ländern: Lebensstil, Sexualität, stehen die vielen verschiedenen Perspektidie Rolle der Frau, die Bedeutung der Famiven, aus denen ein Thema beleuchtet werlie, Kleidungsvorschriften, Religion. den kann. Es gibt Unterschiede, darüber Ein großes Thema ist das unterschiedsind sich alle einig. Trotzdem kann ein Gemeinschaftsgefühl entsteliche Zeitempfinden. Besonders in Es gibt Sachen Pünktlichkeit sind sich hen, man kann Spaß haben, Unterschiede, die Jugendlichen bei weitem lachen, den Souk oder den nicht einig: „Sie versteht, Hamam besuchen, Ausflüge darüber sind sich dass wir uns beeilen sollten, machen, einkaufen, Billard alle einig. aber dann trödelt sie trotzspielen, Tee trinken oder sich am Strand fläzen. dem und sieht sich in aller Ruhe So verfliegt die Zeit in Rabat in Windeseinoch etwas auf dem Handy an“, sagt eine Teilnehmerin über ihre Gastschwester und le. An einem der letzten Tage ist Oussamas lacht. Es gibt Kopfschütteln auf beiden SeiHaus noch voller als üblich: Die Großeltern sind von weit her angereist, Tanten und ten. Die Anschauungen gehen auseinander.

Onkel sind mit ihren Kindern gekommen, Aber es geht nicht darum, die anderen von

Freunde und Nachbarn schauen vorbei, um einem ganz besonderen Moment beizuwohnen: Oussamas Mutter begibt sich auf den Haddsch – die Pilgerreise nach Mekka.

Jede*r Muslim*a sollte einmal im Leben diese Reise unternehmen. In Marokko entscheiden nicht die Menschen selber, ob und wann sie nach Mekka reisen. Oussamas Mutter ist eine der Glücklichen, die durch das Zufallsprinzip einen der beliebten Plätze zugewiesen bekam. Saudi Arabien teilt den einzelnen islamischen Staaten jedes Jahr ein bestimmtes Kontingent an Plätzen zu. In Marokko werden diese Plätze verlost.

Den Haddsch zu begehen, ist eine große Ehre für gläubige Muslime. Der ganze Bekanntenkreis freut sich mit Oussamas Familie und verabschiedet die Frau feierlich. Die zahlreichen Menschen in der kleinen Wohnung sitzen in unterschiedlichen Gruppierungen beisammen, am Tisch und auf den vielen Sofas.

Sie plaudern und lachen und während im Hintergrund der Fernseher läuft, wird wieder reichlich gegessen und getrunken.

Tags darauf unternehmen die meisten Jugendlichen aus der Gruppe gemeinsam mit ihren GastgeDie Themen sind vielfältig und die schwistern einen Ausflug

Meinungen bei den morgendlichen Gesprächsrunden gehen auseinander.

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nach Casablanca. Zwei von ihnen begleiten Oussamas Mutter zum Flughafen von Rabat.

sind sie in weiß gekleidet – der Farbe der Pilger. Alle sind aufgeregt, festlich gestimmt und zugleich ein bisschen traurig: Einen ganzen Monat lang wird Oussamas Mutter wegbleiben. Mittendrin in dieser feierlichen Verabschiedung sind auch Menschen aus Südtirol: Man macht ein Erinnerungsfoto für die FamiUnter Gastschwestern: Timea lie, scherzt kurz mit den KinCampedelli, Habchi Afnan, Lena Neuwirth und Habchi dern der Verwandten. Am Gate Fadwa in traditionellen macht Oussamas Mutter die marokkanischen Kleidern.

Runde und drückt jede*n noch einmal kräftig zum Abschied – genauso fest wie ihre eigenen Kinder, als Wieder ist die ganze Großfamilie mit damache es keinen Unterschied. bei und wie es der Tradition entspricht,

Hier sagen manche: „Ein Gast ist wie Fisch, nach drei Tagen stinkt er“.

Dort sagen sie: „Wenn ein Gast drei Tage unter deinem Dach verbracht hat, gehört er zur Familie“. Das ist ein Unterschied. GEORG HOFER

SKI IN – SKI OUT

HOTEL

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Intervista

Le giacche e i giubbotti di Quagga sono prodotti interamente con poliestere riciclato.

La plastica che scalda Lorenzo Minetti è il cofondatore dell’azienda “Quagga”, che dal 2010 produce giacche e cappotti in maniera sostenibile ed ecologica. Il tessuto utilizzato deriva dal riciclo della plastica e la produzione avviene completamente in Italia: un buon esempio di moda sostenibile.

Come e quando è nata l’idea di Quagga?

Lorenzo Minetti: Il mio socio Stefano Bonaventura e io eravamo da poco diventati

papà ed avevamo intenzione di cambiare il mondo che avrebbe accolto i nostri figli. Volevamo ridurre l’inquinamento e fare contemporaneamente qualcosa di bello, etico, sostenibile e divertente, che cambiasse un po’ le regole del gioco.

In effetti Quagga, secondo chi ci conosce, è un’azienda etica e responsabile verso ambiente e società. I nostri prodotti sono giovanili, comodi, realizzati completamente in Italia e per quanto possibile cerchiamo di sostenere delle giuste cause.

Quagga: che cosa significa questo nome e perché l’avete scelto?

Il quagga era un equino che popolava il Sudafrica, una sottospecie della zebra delle pianure che venne sterminata verso la metà dell’Ottocento. L’ultimo esemplare morì nello zoo di Amsterdam nel 1883. Questa specie è stata riportata recentemente in vita in seguito ad un procedimento di selezione chiamato “breeding back”, coordinato dal Dott. Reinhold Rau e da altri ricercatori che sono riusciti a reintrodurre questo animale nel suo habitat naturale.

Una storia a lieto fine, nella quale vincono

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Lorenzo Minetti

tutti, in particolare l’ecosistema e la biodiversità e non a caso, il quagga, è diventato l’emblema del nostro marchio.

Che cosa hanno di speciale le vostre giacche?

Quagga propone capi spalla (giubbotti e giacche imbottite) dal design sofisticato e contemporaneo e, al tempo stesso, con virtù etiche ed ecologiche. Qualità inedite in un settore complesso e controverso, quello del techno-fashion, che suscita l’interesse di moltissimi speculatori, fornitori e sub-fornitori, pubblicitari e testimonials. Riuscire a soddisfare questi intermediari implica la realizzazione di prodotti in Paesi con manodopera flessibile e non tutelata, a costi bassissimi e l’utilizzo di ausiliari chimici altamente tossici per l’uomo e per l’ambiente. Quagga offre un’alternativa socialmente responsabile ed ecologicamente sostenibile a questo sistema così deleterio e infatti tutti i capi della collezione Quagga sono 100% prodotti in Italia in laboratori ispezionabili senza preavviso, con tessuti ed imbottiture italiane composte da poliestere 100% riciclato.

L SÜDTIROL A MIL CULËURES.

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Come mai avete deciso di intraprendere questa strada?

Ci piacciono molto le sfide e, come già detto, abbiamo deciso di agire concretamente per tentare di migliorare il mondo, nel nostro piccolo ovviamente…se non si inizia da qualche parte…

Le vostre giacche sono vegane, cosa vuol dire?

Che rispettano i principi del mondo vegano, gli stessi cui molti dei nostri collaboratori si ispirano anche nella vita quotidiana.

Dalle bottigliette di plastica alle giacche come funziona?

La bottiglietta di plastica viene raccolta normalmente da un consorzio che poi delega ad aziende specializzate nella rilavorazione della stessa per la produzione di cosiddetti chips di PES riciclato. Questi vengono poi trasformati in filati e successivamente in tessuti. Noi acquistiamo filati e/o tessuti, li rendiamo impermeabili e nei nostri laboratori avviene il confezionamento di giacche.

100% plastica non suona molto sostenibile: cosa si nasconde nelle vostre giacche e perché questa scelta?

L’aggettivo miracoloso, affiancato a plastica, è “riciclata”, che fa si che il tutto si trasformi non solo in sostenibile, ma addirittura in un esempio positivo di riutilizzo delle risorse a nostra disposizione. Invito tutti a guardare il nostro video che spiega, meglio di tante parole, la filosofia alla base del progetto Quagga.

Indubbiamente, riciclare un prodotto è un’ottima cosa, ma il dubbio rimane sulle sostanze chimiche contenute nella materia prima utilizzata e sulla fase di tintura… puoi spiegarci meglio queste procedure?

Noi possiamo controllare solo le fasi conseguenti al nostro acquisto, poiché ad oggi non esiste un processo che prepari le fibre per la filatura che sia esente da processi chimici e purtroppo non possiamo ancora influire su questo passaggio. Posso garantire che lavoriamo continuamente per migliorare questi processi, ancora presenti a livello di impermeabilizzazione dei capi stessi (esiste un studio spagnolo a tal proposito circa l’utilizzo di sostanze non dannose, però non ancora utilizzabile), tanto è vero che non stampiamo più i tessuti in modo tradizionale, ma li sublimiamo con inchiostri migliori dal punto di vista della sostenibilità ambientale.

La moda, con i suoi nuovi lanci o rilanci, tende sempre a proporre come capi invernali i classici piumini o pellicce. Lo scopo di Quagga è anche proporre un’alternativa a questo modello?

Come detto Quagga ha come caposaldo la scelta vegana, quindi evita qualsiasi derivato animale. Ad oggi siamo gli unici al mondo a dichiarare, per ogni capo, la filiera produttiva, indicando il nome delle aziende fornitrici, le certificazioni di qualità da queste conseguite, la percentuale di materiale riciclato e riciclabile nel capo stesso, la distribuzione del profitto e i laboratori che hanno collaborato alla ricerca scientifica.

Quagga si impegna affinché i capi vengano realizzati in un contesto produttivo leale verso le persone e l’ambiente e ripudia l’idea di speculare in modo sproporzionato.

WWW.CENTAURUS.ORG

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Intervista

Tutto avviene senza delega a terzi, in piena autonomia, dalla selezione delle fibre dei tessuti al controllo qualità del prodotto finito ed alla vendita diretta, dalla progettazione stilistica alla comunicazione ed alle

grazie a quanti credono ancora nel nostro progetto: non siamo ancora arrivati ai 3000 capi, ma ci stiamo avvicinando a questa cifra e questo testimonia lo sviluppo che il marchio sta avendo.

Oggi il mercato risponde positivamente alla vostra proposta?

Molto, dai 1740 “mi piace” sul sito nel 2014, siamo arrivati a quasi 5600 in soli due anni.

Le persone iniziano ad essere più sensibili ai temi che voi proponete?

Sì, anche se secondo noi c’è ancora molto da fare. Mi piace citare la puntata di Report sullo spiumaggio di Moncler dopo la quale, in due settimane, siamo diventati “famosi” per aver adottato un approccio diverso alla produzione.

I prodotti Quagga non contengono pellicceria, piume, pelle o lana.

Quanto può durare una vostra giacca?

Ad oggi non ci sono ancora ritornate le prime… quindi oserei dire: almeno più di cinque anni! La nostra stima è di almeno una decina d’anni e, fra l’altro, per nostra po“È l’unica litica, sostituiamo i collezione di imbottiti invernali capi che riportano difetti dovuti alla ad aver mai produzione.

pubbliche relazioni. Questo comportamento è stato premiato con un riconoscimento che rappresenta il primo, vero traguardo di Quagga: attualmente è l’unica collezione di imbottiti invernali ad aver mai conseguito la prestigiosa certificazione ICEA (l’autorevole Istituto di Certificazione Etica ed Ambientale).

Com’era la vostra prima giacca e conseguito la come siete riusciti a svilupparvi necertifiazione Quali sono state le gli anni? difficoltà all’inizio della La prima collezione è stata una sfida ICEA.” vostra produzione? nella sfida, visto che ci siamo affidati La novità del concetto: esad un laboratorio del vercellese che poi è fallito, creandoci problemi nella continuità sendo una start up innovativa in un setaziendale e che però abbiamo voluto fortetore molto tradizionalista abbiamo fatto fatica ad introdurre un nuovo modo di mente sostenere. Siamo sopravvissuti grapensare. zie agli sforzi dei nostri soci e soprattutto

Operando anche all’estero, trovate differenze tra il consumatore straniero e quello italiano?

Purtroppo sì, soprattutto per quanto riguarda i consumatori tedeschi o scandinavi, che sono molto più preparati e abituati ad uno stile di vita più consapevole.

Quali sono i progetti futuri per Quagga?

Stiamo avviando un progetto definitivo per una collezione bimbo e abbiamo recentemente cambiato modello di business passando alla distribuzione tradizionale nei negozi, che affiancherà i nostri canali usuali (es. GAS) poiché non eravamo più in grado di sostenere i nostri progetti di crescita. C’è molto da fare, ma ci si diverte!

Cosa ti auguri per il futuro di Quagga?

Mi piacerebbe vedere molti più giubbotti Quagga in giro, per rilanciare soprattutto l’idea che, come diciamo nel video, le alternative esistono e sono fantastiche.

In questo modo potremmo sostenere altre iniziative che ad oggi, per motivi meramente economici, non riusciamo a sostenere.

Le nostre scelte quotidiane sono una goccia nell‘oceano, ma fanno la differenza. ROBERTO DI FELICE 2016 21 15

Wie oft hätten Sie in der Schädlingsbekämpfung gerne zur Spritzpumpe gegriffen?

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Null Bock auf Einfalt Petra Ottavi und Harald Gasser bewirtschaften den Aspingerhof oberhalb von Kollmann. Feld und Garten bergen dort einen Artenreichtum, wie er in Südtirol kaum ein zweites Mal vorhanden ist. Zur Kundschaft von Aspinger Raritäten zählen gehobene Gastronomiebetriebe genauso wie Liebhaber*innen seltener Gemüsesorten.

Obwohl das Ehepaar bereits auf den Begriff „Spritzmittel“ allergisch reagiert und eine vollkommen ökologische Anbauweise praktiziert, sind ihre Produkte nicht Bio-zertifiziert. „Wir fallen aus allen Bewertungskriterien und die von Bioland waren schließlich froh, uns los zu sein“, sagt Harald Gasser. Der junge Landwirt ist ein Perfektionist. Darauf reagiert seine Partnerin Petra mit rollenden Augen: Das Streben nach Perfektion ist für sie die Krankheit unserer Gesellschaft schlechthin. Vielleicht können die indischen Frauen, die singend den Acker bestellen und die sich Harald Gasser so sehr für seinen Hof wünschen würde, einen Konsens erwirken.

Sie arbeiten als Ehepaar im selben Betrieb.

Wie viel Reibung mussten Sie auf einer Skala von 0 bis 10 auf Ihrem Weg bis heute aushalten?

9

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16 2016 21

Zahlen, bitte!

Von wie vielen Menschen wurden Sie direkt als Spinner bezeichnet?

Wie benoten Sie die derzeit boomende Vegan-BioRegionalBewegung? 5

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Wie viele Kilometer legen Ihre Produkte maximal zurück, bis sie beim Verbraucher ankommen? 600

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Wie viele Menschen, die Sie als Spinner bezeichnet haben, sind heute anderer Meinung? 3

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Wie groß (m2) muss Ihre Anbaufläche sein, damit Sie und Ihre Kinder davon leben können? 5.000 m2

5.000 3 9 10.000 4 #

Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie bewerten Sie die Qualität des Gemüses in unseren Supermärkten? 2

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Wie viele Empfehlungen hätten Sie spontan für unseren Landesrat Schuler? 8

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Wie oft pro Jahr kaufen Sie Gemüse im Supermarkt? 5

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Wie viele Bauern und Bäuerinnen von Ihrem Format würde Südtirol noch brauchen?

10.000

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5

Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie realistisch halten Sie einen umfassenden Umstieg auf biologischen Anbau in Südtirol? 9

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Wie oft am Tag sprechen Sie mit Ihren Pflanzen? 4

600 4

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Welche Schulnote geben Sie der Südtiroler Landwirtschaftspolitik? 4

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Viele haben von einem Natur-Bauernhof eine romantische Vorstellung.

Wie viele Momente der Idylle gibt es tatsächlich im Monat? 23

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23

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Zweifelt keinen Augenblick an ihrer Antwort zur Bauernhof-Romantik. MATTHÄUS KIRCHER 2016 21 17

Auf der Straße

Derzeit arbeitet Izhar beim VKE in Bozen.

Es war Winter und es war kalt „Ich heiße Izhar, ich wurde in Pakistan an der Grenze zu Afghanistan geboren. Um arbeiten zu können, sagte ich meinen Arbeitgebern dort ich sei im Jahr 1991 geboren. Das steht nun in meinen Dokumenten. In Wirklichkeit bin ich wohl erst 22 oder 23 Jahre alt, genau weiß ich es nicht. Die Situation verschlimmerte sich, ich war nicht länger sicher in Pakistan und musste meine Heimat verlassen. Ich floh in den Iran, dann weiter in die Türkei, nach Bulgarien und über den Balkan nach Europa.

Mit dem Zug gelangte ich nach Aachen in Deutschland, aber ich wollte nach Italien. Ein Landsmann besorgte mir ein Ticket. Am Brenner wurde ich von der Polizei aufgehalten, ich hatte keinen Pass und wurde dort registriert.

Ein Polizist nahm meine Fingerabdrücke. Ich frage ihn: „Und jetzt? Wohin soll ich gehen?“ Es sagte, ich sei frei und könne gehen. Ich fuhr nach Gorizia, dort kannte ich jemanden.

Aber ich konnte nicht bleiben. Die Polizei sagte mir, dass ich nach Bozen zurückkehren muss, weil ich dort meine Fingerabdrücke abgegeben hatte. In Bozen hatte ich keine Unterkunft und ich kannte niemanden. Viele Menschen waren dort in einer ähnlichen Situation wie ich. Es war Winter und schrecklich kalt. Am Bahnhof bekam ich eine Decke

Zwischendurch übernachtete ich in der Notund in den alten Gebäuden dahinter fand ich etwas Schutz vor Regen. Viele andere waren schlafstelle in der Schlachthofstraße, aber auch dort. An kleinen Feuern wärmten sich ich konnte immer nur für ein paar Tage dort die Menschen. Ich hatte kein Geld mehr und bleiben, dann musste ich wieder hinaus in die ständig war ich hungrig. Manchmal bekam Kälte. Es waren zu viele Menschen dort. In der ich Brote am Kleiderkammer bekam ich ein paar Bahnhof, aber warme Kleider, doch warm wurde „In der Kleiderkammer sie reichten mir nie. Eine Zeitlang wohnte bekam ich ein paar warme nur für ein ich unter einer großen Brücke.

Kleider, doch warm paar Stunden.

Dort waren noch viele andere und wurde mir nie.“ Einmal ging ich sie sammelten von jedem etwas Geld, in einen Gebetsraum. kauften Lebensmittel, machten Feuer Dort gab es Äpfel und ich aß drei Äpfel um und kochten. Aber meistens hatte ich kein den Hunger zu stillen. An einem anderen Tag Geld. Ein Freund hat manchmal etwas für streifte ich hungrig durch die Stadt und kam mich gegeben und ich konnte mitessen. Aber an einem Restaurant vorbei. Durch das Fensdas war nicht immer möglich.

Menschen aus Südtirol setzten sich für uns ter sah ich einen Mann, der aß und trank. ein und organisierten verschiedene VeranUnsere Blicke trafen sich. Er stand auf, kam zu mir und fragte: „Bist du hungrig?“ Ich staltungen, brachten Essen und Decken. Ich nickte und er gab mir etwas Geld. Das war lernte eine Frau kennen und sie sagte, wenn ein großes Glück. Ich habe gute und schlechich möchte, könnte ich bei ihrer Mutter wohte Menschen in Bozen getroffen. Große nen. Dort lebe ich jetzt. Diese Frau ist wie eine Schwierigkeiten machte mir die Sprache. Ich zweite Mama für mich. Sie sagt mir immer: konnte kaum ein Wort Italienisch sprechen. „Iss, iss! Du sollst nie mehr Hunger haben!“ Einmal bekam ich eine Strafe und sollte 17 Jeden Samstag besuche ich einen ItalienischEuro zahlen. Ich wollte mit dem Polizist auf Kurs und ich habe auch eine Arbeit gefunden.

Englisch sprechen, aber er sagte nur: „Sprich Jetzt hoffe ich, dass auch mein Antrag um Italienisch oder sei still!“ Asyl angenommen wird.“

Ich habe hier eine zweite Mama gefunden. Dafür habe ich keine Worte, außer „Danke!“. IZHAR ULLAH 18 2016 21

Io vendo

Miloudi El Abidi Età: 55 Paese d’origine: Marocco Strategia per vendere: Gentilezza. La gentilezza è la cosa più importante per le persone che si incontrano per strada. Vendo soprattutto alle persone che mi conoscono.

Domicilio: Bolzano Interessi: Quando ho tempo cerco lavoro perché sogno un buon lavoro che sia sicuro e che mi permetta di vedere la mia famiglia in Marocco. Il mio tempo libero lo passo con gli amici che abitano sparsi per l’Alto Adige.

Opinione sull’Alto Adige: Prima avevo difficoltà come marocchino in terra straniera, ma col tempo ho trovato tanti amici e sto abbastanza bene.

Special skill: Sono molto bravo a guidare la gru, in generale sono in grado di lavorare in modo concentrato e attento.

Trent’anni fa sono arrivato in Sud Italia e ho lavorato in un cantiere. Poi mi sono trasferito in Alto Adige e qui, noi pochi immigrati, non piacevamo molto ai residenti. Una volta sono entrato in un bar e mi hanno guardato con sospetto: questo non accadeva nel Sud Italia. Ma nel corso del tempo, l’atteggiamento degli altoatesini nei confronti di noi stranieri è cambiato, sono diventati più gentili e amichevoli. Quando si conoscono meglio delle persone e si capisce che non daranno problemi, è anche possibile aprirsi nei confronti di quelli, che prima erano considerati solo stranieri.

Un gesto amichevole non costa molto, ma ha un grande valore. ELIAS HOFMANN

Wer über den Tellerrand blickt, hat mehr vom Leben.

Auf meinen Reisen lerne ich jedes Mal interessante Menschen kennen.

Menschen, die mich mit offenen Armen begrüßen und mir von ihrem Leben erzählen. So unvoreingenommen wie sie es tun, geht bei uns kaum einer auf den anderen zu. Aber genau diese Offenheit ist nötig, damit Integration funktionieren kann. Wer vorurteilslos auf Flüchtlinge zugeht und sich auf ein Gespräch mit ihnen einlässt, um sie wirklich kennenzulernen, der verliert seine Berührungsängste und kann sie als die Menschen akzeptieren, die sie sind – Menschen wie du und ich.

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Ein Stück Heimat

Zu besonderen Anlässen trägt man in Japan nach wie vor den Kimono.

Der Kimono „Ein Ding zum Anziehen!“ – das klingt erstmal wie eine schlabberige Turnhose oder ein altes T-Shirt, nicht aber wie einer der wichtigsten japanischen Identitätsträger: der Kimono.

Hinter den Wörtern Kiru und Mono verstecken sich aber tatsächlich die Begriffe „anziehen“ und „Ding“, denn ursprünglich wurde jegliche Art von Kleidungsstück als „Kimono“ bezeichnet. Das war aber vor sehr, sehr langer Zeit.

Der Kimono, wie man ihn heute kennt, geht auf die Heian-Zeit vor etwa 1000 Jahren zurück, wo er zum Alltagsgewand avancierte und aus verschiedensten bunten Stoffen, aus Seide, Baumwolle und Leinen gefertigt wurde. Die T-förmige und geradlinige Robe, die bis zu den Knöcheln reicht, weite Ärmel hat und mit einem schärpenartigen Gürtel, dem Obi, am Rücken geknotet wird, besteht dabei für Männer aus fünf und für Frauen oft sogar aus mehr als elf Einzelteilen. Deshalb

ist meist eine professionelle Anlegehilfe – das bedeutet soviel wie Badegewand und oder zumindest der Besuch eines offiziellen erinnert wegen seiner Einfachheit tatsächKurses notwendig, um das Anziehen zu erlich an einen Bademantel. Männer dürfen ihn mit einem schmalen Obi zuknöpfen. lernen. Solche Kurse sind auch bei Touristen Wie vielerorts, tendiert auch die jüngere sehr beliebt.

Generation Japans zum Bruch mit den TraGerade aber wegen des umständlichen Anziehens ist der Kimono heute großteils aus ditionen. Sie macht das aber stets mit dem dem japanischen Alltag verschwunden und nötigen Respekt vor der Geschichte und ihdurch praktische Jeanshosen und T-Shirts ren Vorfahr*innen. So begegnet man aber ersetzt worden. Nichtsauch Kimonos in Komdestotrotz spielt in bination mit kurzen Der weiße Shiromuku Japan der Kimono Hosen, abgeschnitwird bei Trauungen getragen als Tracht bei offitenen Ärmeln oder und der schwarze Mofuku mit Turnschuhen an ziellen Anlässen und bei Beerdigungen. den Füßen anstatt der Festen in seinen vertraditionellen Zehensandaschiedenen Formen weiterhin eine Hauptrolle und wird vom Kleinkind len, den Zori. Mal glänzen sie in Pink oder bis zu Oma und Opa mit Stolz getragen. sind mit ein bisschen Rock&Roll oder auch Der weiße Shiromuku beispielsweise wird bei Glamour aufgepeppt. Und da im Land der offiziellen Trauungen getragen und der vollStreichel-Cafés auch Haustiere einen ganz besonderen Stellenwert haben, darf natürkommen schwarze, musterlose Mofuku bei Beerdigungen. Bei sommerlichen Straßenlich der passende Minikimono für MiniBello nicht fehlen. festen bevorzugt man einen leichten Yukata

Denkt über die japanische Weisheit „Jeder nimmt die Farbe seiner Umwelt an“ nach. Patrick Taschler 20 2016 21

Porträt

Seit sechs Jahren arbeitet Pina Parisi als Reinigungskraft in der öffentlichen Toilette im Parkaus Mitte in Bozen.

Vor dem Klo sind alle gleich „Premere - Drucken“, steht auf einem plastifizierten Blatt Papier, das über dem roten Knopf am Ausgang der Toilette im Parkhaus Bozen Mitte klebt. Hauptsächlich hochgewachsene Männer übersehen den Hinweis regelmäßig und laufen gegen das Drehkreuz, das sich nur bewegt, sobald der Druckknopf betätigt wird.

Für Pina Parisi ist das ein Rätsel: „La gente non vede!“, sagt die zierliche Frau im blauen Kittel. Tagein tagaus dasselbe: Menschen stoßen gegen die Metallstangen. 50 Cent kostet der Eintritt ins WC – so steht

es auf drei großen Schildern.

Sie hängen auf beiden Seiten des Eingangs und noch einmal hinter Pina Parisis Tisch.

Trotzdem fragt man sie nahezu im Minutentakt danach, wieviel der Toilettenbesuch kostet. Sie nimmt es mit Humor. Seit nunmehr sechs Jahren arbeitet sie als Reinigungskraft in der öffentlichen Toilette im Parkhaus Bozen Mitte. Von Montag bis Freitag zwischen 8.30 und 15 Uhr sorgt sie dafür, dass die Besucher*innen im Parkhaus saubere und funktionstüchtige Sanitäranlagen vorfinden. Die Toilette ist der Ort,

den die Menschen nach einer längeren Autofahrt gleich aufsuchen und oft das Erste, was Reisende von einer neuen Stadt sehen.

Dieser erste Eindruck bleibt. Sobald sich die Menschen erleichtert, die Hände gewaschen und sich frisch gemacht haben, fragen sie bei der Reinigungskraft nach dem schnellsten Weg ins Zentrum oder nach einem netten Lokal für das Mittagessen.

Das WC sei gleichzeitig eine Art Infopoint für Tourist*innen, sagt sie schmunzelnd und deutet auf die Faltblätter und Stadtpläne auf ihrem Schreibtisch. Geschäftig schiebt sie den Stapel Papier zur Seite und wischt mit einem blauen Tuch über die Tischplatte. Überhaupt sei sie viel eher ein

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„tuttofare“ denn eine bloße Reinigungskraft: Sie tauscht Glühbirnen aus, fixiert lockere Schrauben, löst verstopfte Abflüsse, wechselt Geld, bringt Hinweisschilder an und gibt Auskunft.

Eine Toilette hat weder Stammkundschaften noch Zielgruppen.

Die Leute, die zu Pina Parisi kommen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie mag die Menschen.

Einige sind unfreundlich, andere aber sehr nett. Manche bedanken sich bei ihr für die sauberen Toiletten und geben ihr ein paar Münzen.

Die schmeißt sie dann in die Blechdose mit dem schwarzen Mops, Der Schauspieler Christian De Sica zählt zu ihren prominentesten Toiletten-Besuchern. die auf ihrem Tisch steht. Es ist ihr ein Anliegen, dass die Kund*innen mit dem Toilettenbesuch zufrieden sich nicht leisten. Wenn Missgeschicke sind. Dazu gehören nicht nur Sauberkeit Urinstein, kein Mief nach Abflussrohr. Ein passieren, hilft sie auch mal beim Sauberund ausreichend Toilettenpapier, sondern angenehmes Aroma liegt in der Luft. Dafür auch Improvisationstalent und Hilfsbemachen der Hose, trocknet sie unter dem bringt sie gerne ihr eigenes wohlriechendes Händetrockner und die Sache hat sich erreitschaft. Es gibt diese Momente, in deReinigungsmittel von Zuhause mit. nen alles sehr schnell gehen muss: Wenn ledigt. So schnell bringt sie nichts aus der Gleich am Eingang zwischen den ToilettenMenschen herbeistürmen, mit panischem Fassung. Wo Andere ein türen steht ein Schreibtisch. An der Blick und zusammengepressten Schenkeln „Fuori-Servizio“-Schild an Wand neben der Tür zum DamenWo Andere ein – da weiß Pina Parisi Bescheid. Dann drückt die Tür des verstopften WC hängen ein Kalender und ein „Fuori-Servizio“sie schon mal ein Auge zu und schnell auf Klos hängen, schreitet paar Fotos: Persönlichkeiten von Schild an die Tür den roten Knopf, damit sich das Drehkreuz sie selbst zur Tat: Mit Rang und Namen haben in diedes verstopften Klos gleich öffnet. Hin und wieder ist es aber Gummihandschuhen ser Toilette schon ihre Geschäfhängen, schreitet bereits zu spät und etwas geht daneben, und Müllbeutel hat sie te erledigt. Mit einem schelmisie selbst zur Tat. schen Grinsen zählt Pina Parisi auf den Boden oder sprichwörtlich in die schon so manches MalHose. „Queste cose succendono!“, sagt sie einige prominente Klo-Besucher heur eigenhändig beseipragmatisch. Da helfen weder Ärger noch auf: Arno Kompatscher, Luis Durnwalder, tigt. Ihr Arbeitsplatz soll in einem tadelloEkel, nur Gelassenheit und eine ordentliChristian De Sica. Früher oder später muss sen Zustand sein. Besonders großen Wert jeder bei ihr einkehren, da nutzt sie die Gelegt sie auf den Geruch im WC. Pina Parisi che Portion Humor. Einen empfindlichen hat eine feine Nase: Üble Gerüche kann sie Magen und Berührungsängste kann sie legenheit für ein schnelles gemeinsames Ernicht ausinnerungsfoto. „Non uscite di qua senza una foto!“, sagte sie zum Landeshauptmann. stehen. „Qui Das Foto, ein Selfie, hat Arno Kompatscher dentro puzpersönlich für sie gemacht. Den bekannten za non ce Schauspieler Christian De Sica erkannte n’è!“, sagt sie sie nicht sofort, als er an ihr vorbei ins WC entschieden. huschte. Erst sobald er ein paar Worte mit Und tatseinem Begleiter wechselte, wurde die Reinisächlich: Es riecht frisch gungskraft hellhörig: Diese Stimme kannte und sauber sie. „No, guardi! Me lo dicono tutti, ma non in dieser Tosono io!“, so wollte De Sica sich davonstehlen. Doch Pina Parisi blieb stur und beharrte ilette, keine auf einem Foto. Der Schauspieler hatte es Brise von

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Porträt

aber sehr eilig und ließ sie mit dem bloßen Versprechen zurück, später noch einmal vorbeizukommen. Sie konnte es kaum glauben, als Christian De Sica, der zu den beliebtesten TV-Stars Italiens zählt, tatsächlich ein paar Stunden später wieder bei ihr auftauchte, um sein Versprechen einzulösen.

Aus dem Raum nebenan ertönt das laute Föhn-Geräusch des Händetrockners. Eine elegant gekleidete Frau tritt heraus und grüßt freundlich. Sie betätigt den roten Knopf und geht davon. Der Tag, an dem Christian De Sica in der Toilette in Bozen einkehrte, war bei weitem nicht der aufregendste Arbeitstag von Pina Parisi: Schüsse, Polizei und ein wildes Tier jagten ihr im Juli 2008 einen ordentlichen Schrecken ein. Ein verstörter Hirsch irrte an diesem Tag durch die Bozner Innenstadt und gelangte in das Parkhaus an der Schlachthofstraße. Dort trabte er ziellos durch die Garage, sprang meterhoch über Fahrzeuge und kam auch an der Toiletten-Anlage vorbei. Pina Parisi riss die Tür zur Toilette auf: Wäre der Hirsch hineingelaufen, hätte sie ihn eingefangen.

Mit ihrem Arbeitskollegen Bam Alakbir trinkt Pina Parisi gelegentlich Kaffee.

Motorradunfall ums Leben kam. Nichts war Doch Carabinieri, Hundestaffel und Finanzmehr wie zuvor. Ihre Ehe zerbrach. Sie hielt polizei rannten bereits durch das Gebäude es nicht länger aus und beschloss, mit ihrem und versuchten das in Panik geratene Tier neuen Partner nach Deutschland aufzuhalten. Am Ende hörte Schüsse, zu gehen. In Frankfurt wollten Pina Parisi die Schüsse, die den sie von vorne beginnen. Aber gewaltigen Geweihträger zur Polizei und ein Strecke brachten. wildes Tier jagten ihre Reise endete in München.

Das Ersparte war schnell aufAmüsiert schüttelt sie den ihr im Juli 2008 Kopf: „È un parcheggio gebraucht, es blieb nur die einen ordentlichen dove se ne vedono e se Rückkehr nach Italien. Dort Schrecken ein. ne sentono di tutti i colostrandeten sie schließlich in Bozen – ohne Geld und ohne ri!“ Ihr beherztes Lachen hallt Unterkunft. Parisi und ihr Partner waren auf durch den Raum und zwei ältere Herren die Unterstützung von verschiedenen Eindrehen sich verwundert um, während sie ihre Hände mit Seife einreiben. Dabei gab richtungen angewiesen. Sie hatten Glück: es im Leben der Sizilianerin Zeiten, in denen Nach zwei Wochen begann Pina Parisi bei ihr ganz und gar nicht zum Lachen zumudem Unternehmen zu arbeiten, das sie bis heute beschäftigt. Bald darauf bezogen sie te war. Bevor sie nach Bozen kam, musste eine kleine Wohnung. Das war im Jahr 2002. sie einen Schicksalsschlag nach dem andeHeute ist sie froh darüber, in Bozen zu sein. ren hinnehmen. Sie war 16 Jahre alt, als sie In den Ferien besucht sie ihre Eltern in Siziliihr Elternhaus in der Nähe von Palermo für immer verließ. Über 30 Jahre lang lebte und en. Einmal möchte sie noch eine große Reiarbeitete sie in Genua, war verheiratet und se machen – nach Spanien vielleicht. hatte zwei Kinder. Ihr Leben änderte sich Pina Parisi ist eine begnadete Erzählerin. schlagartig, als einer ihrer Söhne bei einem Ihre Stimme wird lauter und ihre Augen funkeln, wenn sie lebhaft gestikulierend Episoden aus ihrem Leben schildert.

Sie kann aber auch zuhören: Es gibt viele Menschen, die einsam sind.

Manche schauen regelmäßig bei ihr im Parkhaus vorbei, auch wenn sie gar kein Auto haben. Sie kommen, um mit ihr ein paar Worte zu wechseln, um ein wenig zu scherzen und zu lachen. Erst kürzlich brachte eine Frau ein Stück Kuchen mit. Wenige Meter den Gang hinunter gibt es einen Kaffeeautomaten.

Die Toilette in der Bozner Parkgarage ist alles andere als ein stilles Örtchen, sie ist ein Ort der Begegnung – „un pò come una piccola piazza!“, beschreibt ihn Pina Parisi trefflich. Dann dreht sie sich zu einem jungen Mann um, der verdutzt auf das unbewegliche Drehkreuz am Ausgang starrt: „Drucken, drucken!“, ruft sie ihm zu und schon geben die Metallbalken den Weg nach draußen frei.

Gemütlichkeit, Gastfreundschaft und gute Gespräche sind keine Frage des Ortes. Lisa Frei 2016 21 23

Eine Welt

Faires Handwerk prägt Lebenswege Chiri Nani Shrestha lebt in Kirtipur bei Katmandu in Nepal und durfte als Kind nicht in die Schule, weil sie ein Mädchen war. Ihr Vater schickte nur die Söhne zur Schule. Als Chiri verheiratet werden sollte, wies sie ihr zukünftiger Ehemann aufgrund ihrer schlechten Bildung zurück.

Diese Demütigung wollte Chiri nie wieder erleben. Damit sie nicht noch einmal erniedrigt werden konnte, lehnte sie jeden weiteren Heiratsantrag ab. Hinzu kamen familiäre und landwirtschaftliche Probleme. Für eine sehr geringe Entschädigung enteignete die Regierung der Familie das Land.

Das Überleben wurde schwierig. Als ihr Vater starb, verschärfte sich die Situation.

Chiri und ihre Mutter waren auf das Einkommen des Bruders angewiesen. Als ihr Bruder mit seiner Frau auszog, unterstützte er sie weiterhin aus der Ferne. Dafür musste sie sich oft Vorwürfe der Schwägerin anhören. Als Chiri durch einen Freund im Dorf von ACP erfuhr, sah sie darin eine große Chance. Sie war 25 Jahre alt, als sie begann Der Lohn der Kunsthandwerkerinnen von ACP liegt 50 Prozent über dem Mindestlohn.

für die Organisation zu arbeiten. Anfangs arbeitete sie als Spinnerin, dann wurde sie Weberin. Heute ist sie in der Filzproduktion tätig. Sie verdient 150 Rupien am Tag, das sind 1,25 Euro – das Zehnfache von dem, was sie zum Einstieg Keramik und andere handgearbeitete erhalten hat. Von ihrem Produkte von ACP Gehalt kann ihre Famisind in den Südtiroler Weltläden erhältlich. lie, einschließlich der Schwägerin und deren Kinder, gut leben. Heute wohnt sie mit ihrer inzwischen 93-jähriweiter besuchen. Chiri befürchtet, dass ihre Nichte dadurch dieselben Erniedrigungen gen Mutter und dem jüngsten Bruder, der erleiden könnte wie sie. Chiri konnte sich arbeitslos ist. Chiri fühlt sich unabhängig ein unabhängiges Leben aufbauen und ihre und ist stolz auf sich, denn in der patriarMitmenschen bringen ihr nun Anerkenchalen Gesellschaft Nepals ist es eigentlich üblich, dass der Sohn für die Mutter sorgt. nung entgegen. Für ihre Nichte wünscht sie Dass sie nie geheiratet hat, bereut Chiri sich das auch. nicht. Einzig ihre Nichte bereitet ihr Sorgen, aufgrund der hohen SchulACP - Association for Craft Producers gebühren kann sie die Schule nicht Die Fair-Trade-Organisation ACP wurde 1984 in Nepal gegründet. Derzeit arbeitet ACP mit rund 1000 Produzent*innen, vor allem Frauen. Die Produzent*innen aus den unterschiedlichsten Handwerksbereichen arbeiten individuell oder in Gruppen und stellen Keramik, Stickereien, Filzprodukte, Strick- und Lederwaren her. In zwei Läden in Kathmandu und Pokhara bietet ACP Kunsthandwerk zum Verkauf an, der Großteil geht in den Export.

Der Monatslohn der Produzent*innen liegt ungefähr 50 Prozent über dem Mindestlohn.

Filzprodukte, Keramiken, Heimtextilien und handgeschöpftes Papier von ACP sind in den Südtiroler Weltläden erhältlich.

Bewundert die Willenskraft und Zielstrebigkeit von Chiri. CORNELIA UNTERWEGER 24 2016 21

Na und?

Wir alle haben Bilder im Kopf, die für Gelerntes und Erfahrenes stehen und im Alltag Orientierungshilfen sind. Diese Bilder können uns aber auch daran hindern, die Wirklichkeit unvoreingenommen so wahrzunehmen, wie sie ist: vielfältig.

Nur durch das Hinterfragen unserer Bilder im Kopf können Verständnis und Offenheit entstehen.

Magische Welten ganz real „Mit Bäumen sprechen und die Schwingungen von Blumen spüren, nach Gefühl handeln und das Jetzt leben. Als Mutter zweier Kinder, ausgebildete Lebens- und Sozialberaterin und „Schamanin“ bin ich genauso normal wie ein*e Architekt*in oder Maler*in.

Schamanismus ist eine uralte Lebensweise, das älteste der Menschheit bekannte Heilungssystem. Seit 1980 ist es von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell anerkannt. Sich der Natur und der gesamten Schöpfung verbunden zu fühlen, ist natürlich und alltäglich. Dort, wo es Disharmonien gibt, gilt es, eine gesunde Harmonie zu schaffen. Die individuelle Gesundheit ist gleich wesentlich und wichtig wie die der Gemeinschaft. Zur alltäglichen Lebensweise gehören eine offene Wahrnehmung, authentisch gelebte Haltungen, spirituelle Elemente, praktizierte Rituale.

Der Raum zwischen Menschen oder Gegenständen ist kein belangloses Nichts, keine unfassbare Leere, sondern ein Raum, der erforscht werden kann.

Schamanen sind geübt darin, zu sehen und wahrzunehmen. Sie erweitern das Bewusstsein auf nichtphysische Realitäten und wandern mithilfe verschiedener Techniken zwischen der greifbaren, alltäglichen Welt und der nicht-alltäglichen Welt. Das Bewusstsein, „Schamanin“ zu sein, ist für mich vertraut geworden und zugleich eine große Lebensaufgabe.

Dem Empfinden nach habe ich von klein auf Dinge gesehen, die für die Erwachsenen unsichtbar oder fremd waren. Ich habe Christina Lechner fand im mich in die Stille Schamanismus ihre Berufung. zurückgezogen und mein „so Sein“ eine lange Zeit verdrängt. Mit 25 Jahren war ich Erkenntnis oder heilsame Veränderung an einen Wendepunkt in meinem Leben bringen Herzen und Augen zum Strahlen. angelangt. Als junge Mutter schrieb ich Und wenn es Tränen gibt? Nicht schlimm, Tagebuch und mein Innenleben weinen ist eine ehrliche Reiwurde wacher denn je. Ich ent„Für viele wirkt nigung der Seele. Es ist eindeckte ein schamanisches Buch zigartig schön, zu sehen, Schamanismus und fand im Schamanismus womöglich irreal, wie Menschen und Tiere mein lebendiges Zuhause. Ich gesunden und im Herzen für mich ist es suchte nicht nach einem Lehglücklich werden. So hat alltäglich und es Sinn, zu sein, was mir rer, sondern dachte, er oder sie natürlich.“ in die Wiege gelegt wurde. würde mich schon finden. Schritt Jedes Blatt einer Pflanze ist für Schritt gingen Türen auf. Ich einzigartig und anders, so auch ich und begegnete Schamanen aus vielen Erdteijede*r von uns. Für viele wirkt Schamanislen, die mittlerweile enge Freunde sind. Ein spannender, abenteuerlicher und gehaltmus womöglich irreal, für mich ist es allvoller Lernweg öffnete sich. Ich bin hineintäglich und natürlich. Zu oft habe ich Dingewachsen in eine innere Stärke und Weisge wahrgenommen, die mir dann bestätigt wurden. Dies hat mich Respekt und Urverheit. Meine Aufgabe bedeutet mir viel, sie lässt mich lebendig und kreativ sein. trauen gewinnen lassen und mir gezeigt, Ich bin heute dankbar für meine Gaben, mit verschiedenen Kräften zu kooperieren. feinfühlig zu sein, Dinge zu sehen, SchwinDie Wahl, das zu sein und zu tun, was mich über alles erfüllt, stimmt mich glücklich. gungen und Energien zu erspüren. So oft Jede*r sollte das sein und tun, womit er*sie ist mein Herz jetzt glücklich, weil mein glücklich ist. Das wäre in meinen Augen der Weg mitsamt meinen Fähigkeiten Mengrößte Beitrag für den Weltfrieden.“ schen und Tiere unterstützt. So manche

Sich selbst mit all seinen Fähigkeiten ganz zu lieben, ist wesentlich. CHRISTINA LECHNER 2016 21 25

Biblio

Aufbruch, Begegnung und Wiedersehen Wenn Menschen flüchten Susan Schädlich Carlsen Verlag, 2016 Warum müssen Menschen fliehen? Wie organisiert man eine Flucht? Wie kommen Flüchtlinge nach Europa? Ein Buch, das viele Kinderfragen beantwortet.

Zafira, ein Mädchen aus Syrien Ursel Scheffler Hase und Igel Verlag, 2016 Alles ist neu für Zafira: Schule, Menschen, Sprache. Wie kann sie da etwas verstehen?

Aber oft geht es auch ohne viele Worte.

Io cammino con i nomadi Elena Dak Corbaccio, 2016 I pastori Wodaabe si spostano per tutto il Sahel, fino a quando in autunno, dopo le grandi piogge, si ritrovano con i loro zebù in pascoli verdeggianti e ricchi di sale, pronti a festeggiare la bellezza.

Bloß nicht weinen, Akbar!

Frauke Kässbohrer Hase und Igel Verlag, 2016 Um ein besseres Miteinander in seiner neuen Heimat zu ermöglichen, erzählt Akbar die Geschichte von seiner Flucht nach Deutschland.

er Lesung in d ek th o li ib b oew-Fach Am 4. November um 18.30 Uhr liest Klaus Pumberger im Jakob-SteinerHaus in Milland aus dem Buch „Worüber wir nicht geredet haben“.

Der Autor mit Südtiroler Wurzeln begibt sich auf die Spuren der Vorbesitzer seines Elternhauses, einer jüdischen Familie aus Wien.

Kalevala: il grande poema epico finlandese Elias Lönnrot Mediterranee, 2010 Nella terra di Kaleva, un saggio, un fabbro e un guerriero sono in lotta contro Louhi, signora di Pohjola, per il possesso di un magico mulino portatore di benessere e prosperità.

In der oew-Fachbibliothek „Eine Welt“ im Jakob-Steiner-Haus am Vintlerweg 34 in Milland/Brixen dreht sich alles um das Leben außerhalb Europas, um alternative Wirtschafts- und Lebensformen, um das Schicksal von Menschen in und aus den Ländern des globalen Südens. Schwerpunkt: Kinder- und Jugendbücher. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr, montags und mittwochs von 15 bis 18 Uhr, Tel. 0472 833950.

La Biblioteca Culture del Mondo (BCM) onlus è una biblioteca specialistica per le culture e la narrativa del mondo, i diritti umani, la cooperazione allo sviluppo e le molte aree tematiche collegate, come i rapporti economici nel mondo, la sostenibilità, la cultura di pace, l’intercultura e le religioni. La biblioteca si trova in via Macello 50, a Bolzano, ma trovate tutto il nostro materiale anche sul sito www.bibmondo.it.

Marta larcher

Sabrina Bussani

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Experiment Im Rahmen eines Bachelorseminars an der Architekturfakultät der Uni Innsbruck beschäftigten sich Elisabeth Schatzer und Robert M. Veneri mit der Verbesserung von Flüchtlingsunterkünften. Unter ihrer Leitung entwarfen die Studierenden am konkreten Beispiel der Bahnhofsbaracken in Meran 39 architektonische Lösungsvorschläge.

XENIA – Architektur der Flucht Oktober – Ende des Sommers, Ende der Ferien. Im Herbst beginnt das neue Schulund Studienjahr, jedes Jahr ein Neubeginn: Mit viel Engagement werden anstehende Aufgaben angegangen und Lösungen für aktuelle Probleme gesucht. Vor genau einem Jahr haben 39 Studierende der Architekturfakultät Innsbruck das aktuelle Thema Flucht zum Anlass genommen, um im Rahmen ihrer Bachelorarbeit Lösungsvorschläge zur Verbesserung von Flüchtlingsunterkünften auszuarbeiten.

Als konkreten Schauplatz für die Umsetzung der Aufgabe wurden die Bahnhofsbaracken in Meran gewählt, ein ehemaliges Lagergebäude, das einst zur Unterbringung von Bauarbeitern behelfsmäßig adaptiert worden war und nun von der Gemeinde als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt wurde.

Um die Situation dieser Menschen besser zu verstehen und ihre Bedürfnisse zu erfassen, sollten die Studierenden als Vorbereitung zur Entwurfsaufgabe eine persönliche Flüchtlingsgeschichte erzählen. Ausgehend von Erfahrungen durch das Vorhandensein von Migrationshintergrund, durch Freiwilligenarbeit, durch Begegnungen und Erlebnisse oder Interesse an Fluchtursachen sollte in der Geschichte der eigene Bezug zum Thema dargestellt werden. Die Sammlung dieser Geschichten verdeutlichte, dass jede*r in irgendeiner Weise mit dem Thema Flucht verbunden ist.

Die in der Folge vorgeschlagenen Projekte befassten sich mit den verschiedensten Aspekten der Thematik: mit denen der Minimalunterkunft, der temporären Unterkunft, der kostengünstigsten und seriellen Herstellbarkeit von Wohncontainern, die bei Bedarf auch an andere Orte verlegt werden können, mit der Effizienz der Einheiten im Sinne der Nachhaltigkeit bis hin zu Partizipationsmöglichkeiten.

Die Gratwanderung zwischen Effizienz und Qualität von Minimalunterkünften ist ein Thema, das aktuell an sehr vielen Institutionen behandelt wird. Die Architektur sieht sich verpflichtet, über die technischen und ökonomischen Aspekte des „nachhaltigen Bauens“ hinaus, auch in der städtebaulichen und sozialen Dimension „nachhaltig“ zu sein.

In diesem Sinne haben die Arbeiten einen weiteren, wichtigen Aspekt aufgezeigt, der für die meisten Areale, die für Flüchtlingsunterkünfte ausgewiesen werden, zutrifft: die Bedeutung von Architektur für Integration.

Wie kann ein Areal, das sich am „Rande“ einer urbanen Realität befindet, der zu erwartenden Ausgrenzung entgegenwirken? Wie kann die Begegnung mit der Stadt begünstig werden und wie kann ein Zusammenleben stattfinden? Die soziale Komponente der Entwürfe versucht über die reine Gestaltung der Unterkunft hinaus, auch ein Angebot an Räumen, Einrichtungen und Funktionen zu schaffen, die Raum für Begegnungen bieten. Ängste sollen so überwunden werden.

Die Architektur ist dazu angehalten, einstige Errungenschaften, gesellschaftliche Regelwerke, Gewohnheiten und Typologien, Wohnformen und gebaute Lebensräume durch die Auseinandersetzung mit dem „Anderen“ oder dem „Fremden“ neu zu denken und unverrückbar erscheinende Werte in Frage zu stellen. Was dadurch entsteht, wird Spuren hinterlassen und kann neben dem „karitativen“ Zweck auch einen Mehrwert für eine Stadt bilden.

Das Ergebnis der Lehrveranstaltung an der Uni Innsbruck: 39 Entwürfe von Flüchtlingsunterkünften.

Krisen sind Auslöser und Motor kreativer Prozesse. ELISABETH SCHATZER . ROBERT M. VENERI 2016 21 27

Es ist genug für alle da Die Dominanz von Supermärkten steigt.

Mit überquellenden Regalen und reizender Werbung spielen sie den Konsument*innen eine unendliche Ressourcenvielfalt vor.

Fastfood-Ketten locken mit Mahlzeiten zu niedrigsten Preisen und das Thema „Hunger“ ist Bewohner*innen der „entwickelten“ Länder fremd. Wir lassen uns entführen in eine Welt, in der es scheinbar unendlich viele Ressourcen gibt, in der Preise nicht hinterfragt, sondern gerechtfertigt werden. In dieser Welt ist es „günstiger“, die Probleme unserer Zeit zu verdrängen, als sie mit Empörung anzugehen. Während 795 Millionen Menschen weltweit unterernährt sind, entsorgen wir im Globalen Norden 30 bis 50 Prozent unserer Lebensmittel.

Tief lassen wir uns gleiten in den konsumistischen Sog, der unsere Gesellschaft so sehr prägt. Unsere ach so „super“ Märkte

schmeißen 15 bis 20 Prozent ihrer Waren in den Müll. Die Disparität zwischen Globalem Norden und Süden manifestiert sich besonders stark in unserem Essverhalten: Es gibt heute mehr als doppelt so viele Übergewichtige als HunMoustapha Dieng . taffa1120@yahoo.fr gernde. Dabei sind sich Wissenschaftler seit Jahren einig: Es gäbe genug Nahrungsmittel für sieben Mildie wir alle schon zu lange und zu selbstliarden Menschen auf der Erde. Das Problem verständlich tragen. ist nicht Verfügbarkeit, sondern die Verteilung. Diese Tatsache sollte uns dazu ermutigen, die Konsumismus-Brille abzusetzen, Viktoria Cologna

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Speakers’ Corner

Una campanella di convivenza Due mesi fa ho terminato un tirocinio presso una scuola elementare in un paese chiamato Wahat al-Salam Neve Shalom (Oasi di Pace), in Israele. Questa scuola è diversa dalla maggior parte delle scuole del Paese: bambini israeliani ebrei e palestinesi, musulmani e cristiani, frequentano la scuola insieme, imparano, giocano e litigano – e così iniziano a conoscere “l’altro”.

Questo incontro tra bambini di diversi gruppi etnici e religiosi purtroppo è ancora un esempio raro.

Quest’anno ho iniziato a lavorare come educatrice sociale in un distretto scolastico in Alto Adige. Non appena sentivo il suono della campanella alla fine di ogni ora e alle pause, mi sono immediatamente ricordata della campanella della scuola elementare in Israele: quando era l’ora, suonava una canzone per circa 30 secondi e ogni volta era in una lingua diversa: una canzone era in ebraico, l’altra in lingua araba e l’ultima in inglese perché queste erano le lingue che i bambini imparavano alla scuola primaria dell’ Oasi di pace. Penso spesso a quella campanella e all’idea di un’educazione alla pace, alla convivenza e co-esistenza di diverse religioni che vuole rappresentare. Quanto sarebbe bello, se anche nelle nostre scuole si sentissero delle canzoni in diverse lingue, invece del suono acuto della solita campanella.

Verena Massl

Samantha Schneider. Sketch Crawl Bolzano

Wenn sich Macht konzentriert Der deutsche Pharmakonzern Bayer hat für rund 66 Milliarden Dollar den US Konzern Monsanto übernommen. Was dadurch entsteht, ist der weltgrößte Konzern für Saatgut und Agrochemikalien. Die Zustimmung der betroffenen Aktionäre sowie der Kartellbehörden steht noch aus. Monsanto, der Saatgutvertreiber Nummer Eins auf der Welt, war in der Vergangenheit unter anderem in Schwierigkeiten geraten, weil sein „Allheilmittel“, das Herbizid „Roundup“, zunehmend mit Resistenzen zu kämpfen hatte. In der jüngsten Vergangenheit gab es

bereits weitere Fusionen von AgrochemieUnternehmen. Es scheint, dass in Zeiten, in denen die Machtkonzentration von Konzernen eigentlich verhindert werden sollte, gerade das Gegenteil passiert: Es läuft auf eine Zukunft der Monopole im Agrarsektor hinaus. Zahlreiche Umwelt- und Bauernverbände kritisieren diese marktbeherrschende Stellung in den Bereichen Saatgut, Gentechnik und Pflanzenschutz. Die Landwirt*innen befürchten Preissteigerungen und eine Art Marktdiktatur. Der Konzern Bayer wird in Zukunft auch mit einem Imageproblem zu

kämpfen haben: Monsanto vertreibt gentechnisch verändertes Saatgut und das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Die beiden Konzerne aber sprechen von einer neuen Ära in der Landwirtschaft, die mit dem Austausch von Know-how einhergeht.

Bleibt also zu hoffen, dass die Fusion eine Pflanzenzüchtungs-Ära einleitet, die mit weniger Wasser und versalzenen Böden auskommt.

Katharina Alverà

2016 21 29

A tavola!

Arroz verde de pollo Per 5 persone: 60 gr. aglio 1 cipolla 1 carota 1 peperone 200 gr. spinaci 200 gr. coriandolo 200 gr. piselli 5 coscette di pollo 1 kg di riso basmati pepe bianco, sale, olio Bollire un litro d’acqua con una coscia di pollo, versare un goccio d’olio in una casseruola e far dorare le altre cosce. Una volta rosolato, togliere il pollo dalla casseruola ancora crudo. Nello stesso olio far soffriggere la cipolla tagliata a quadratini con un pizzico di pepe bianco e sale. Dopo aver dorato la cipolla, aggiungere l’aglio, il coriandolo e gli spinaci frullati insieme.

Versare poi il brodo, il peperone tagliato a julienne, la carota tagliata a quadratini e i piselli. Lasciar cucinare il tutto per 15 minuti, togliere il pollo e versare il riso. Lasciar cuocere a fuoco lento per 15 minuti e infine aggiungere il pollo al riso. Questo piatto si accompagna con un’insalata di pomodori, condita con limone e olio.

Un riso tutto verde Entrare a casa di Yris, significa immergersi in un ambiente allegro, pieno di risate e sorrisi! I suoi due bambini giocano felici e lei mi accoglie a braccia aperte, pronta ad insegnarmi i segreti del suo piatto preferito: il riso verde di pollo!

Malgrado gli impegni è riuscita a trovare un momento libero, ha già preparato gli ingredienti e, con la scusa, si è anche portata avanti con la cena. Yris viene da Arequipa, una città nel sud del Perù e vive a Bolzano dal 2004.

Ha due figli, lavora e la sua giornata è sempre piena, quindi riesce a cucinare questo piatto solo una volta al mese.

Il riso verde è un piatto creolo, quindi non di tradizione inca, ma fatto con ingredienti importati dagli spagnoli (es. pollo). Prima della colonizzazione, infatti, in Perù si mangiava carne di lama. La tradizione precoloniale è ancora presente, anche se la lingua autoctona, il quechua, viene parlata prevalentemente nelle campagne e in montagna.

La sua lingua madre è lo spagnolo e ora parla perfettamente anche l’italiano! Venire in Italia è stata per lei una grande avventura, infatti è salita sola su un aereo per raggiungere sua sorella a Bolzano. Non si sarebbe mai aspettata di rimanere qui, di sposarsi

Jenet Yris Carpio

con un italiano e di formare una famiglia: la vita è imprevedibile! Mentre il riso cuoce, racconta che in Perù si fa un’abbondante colazione, si pranza nel primo pomeriggio e a cena invece si preferisce stare leggeri, mentre gli ingredienti più usati sono il coriandolo, la cipolla, le patate e lo zenzero. Il tempo vola, il riso è pronto e ne mangiamo un piatto intero tutti assieme. Condivisione, risate e cibo peruviano: questa sì che è vita!

Il coriandolo non c’entra nulla con il Carnevale. ASIA RUBBO 30 2016 21

Schwarzweiß Robert Asam

Böse Worte …an den BUA

Mensch, Andreas, da hast du es der Kirchenführung im Land aber gegeben! Während der Schönborn – hauptberuflich Kardinal – schon wieder die Türken vor Wien sieht, so wie vor 333 Jahren, schläft Südtirols Kirche den Schlaf der Gerechten. Und weil Wien weit weg ist und der Schönborn vermutlich nicht laut genug vor der neuen Islamisierung Europas gewarnt hat, hat uns der BürgerUnion-Andreas wachgerüttelt. Ich darf doch BUA sagen, oder?

Man macht sich ja keine Freunde hierzulande, wenn man den Herrn Bischof kritisiert.

Da hat sich der BUA quasi geopfert. Sie, die Kirche in Südtirol, kusche vor dem Islam, hat der BUA gesagt. Gut, dass es den BUA gibt.

Wie viele Züge würden vorüberfahren, ohne dass jemand aufspringt. Der BUA lässt keinen aus. Immer am Bahnhof, wachsam und allzeit bereit.

Der Kardinal hat zwar auch gesagt, dass „600.000 Muslime im Land zu Österreich gehören“ und präzisiert, seine Predigt wäre „kein

Die Gutmenschin „Die eingewanderte Kirschessigfliege bedroht den heimischen Wein.“

Aufruf zur Abwehr gegenüber Flüchtlingen“ gewesen. Aber da war der Zug mit dem BUA schon weg. Wer auf einen Zug aufspringt, hat keine Zeit zum Überlegen, da geht es um Sekundenbruchteile. Das nur für den Fall, dass jetzt jemand auf die Idee kommt, die Aussagen des Kardinals hätten eine differenziertere Auseinandersetzung verdient. Übrigens: Auch der belgische Justizminister hat vor einer Islamisierung Europas gewarnt.

Nicht schon wieder aufspringen BUA. Lass gut sein und den italienischen Justizminister in Ruhe. Da sind viel interessantere Züge im Anrollen: Beckenbauer und das Ehrenamt – hat Südtirol mitgezahlt? Bayer kauft Monsanto – bleibt Mals trotzdem pestizidfrei?

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Satz und Gestaltung | impaginazione e grafica Irmi Unterfrauner (irmi@alias-grafik.com)

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Mitwirkende dieser Ausgabe | per questa edizione hanno collaborato Abdelouahed El Abchi, Annelies Senoner, Armin Barducci, Asia Rubbo, Barbara Plagg, Christina Lechner, Christoph Ambach, Cornelia Unterweger, Daniela Cavagna, Elias Hofmann, Elisabeth Schatzer, Evi Ploner, Georg Hofer, Izhar Ullah, Katharina Alverà, Luise Bacher, Lisa Frei, Maria Lobis, Marta Larcher, Matthäus Kircher, Monika Thaler, Moustapha Dieng, Nadia Sorg, Nils Bertol, Patrick Taschler, Robert Asam, Robert M. Veneri, Roberto Di Felice, Sabrina Bussani, Samantha Schneider, Verena Gschnell, Verena Massl, Viktoria Cologna

Kontakt | contatto:

Foto 1: Georg Hofer, 3: oew; hds, 4: pixabay.com/de/h%C3%A4ndedruckhandschlag-gesch%C3%A4ft-hand-1513228; pixabay.com/de/ besteck-plastikbesteck-messer-gabel-8188; de.wikipedia.org/ wiki/Datei:Rainbow_flag_and_blue_skies.jpg; de.wikipedia.org/ wiki/Datei:Grosser_Panda.JPG 5: https://de.wikipedia.org/wiki/ Datei:Red_Ribbon.svg; https://pixabay.com/de/gef%C3%A4ngniszelle-knast-1652896/; de.wikipedia.org/wiki/Datei:Red_pencil_urchin_-_Papah%C4%81naumoku%C4%81kea.jpg; https://pixabay. com/de/boot-wasser-fl%C3%BCchtling-flucht-asyl-998966; com-

oew zebra.

Vintlerweg | Via Vintler 34, 39042 Brixen/Milland | Bressanone/Millan E-Mail: zebra@oew.org | facebook.com/oew.org www.oew.org Tel. 0472 833950 | Fax 0472 838133

Mit freundlicher Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit des Landes Südtirol | Con il gentile sostegno della Cooperazione allo sviluppo della Provincia Autonoma di Bolzano:

„Des isch jo kriminell.

De soll wieder oschiabn und sell dalli!“

Kompatscher und seine Denkanstoß- Wahlrechtsreform – Krieg im Landtag? Ach so, die angedrohte Kriegserklärung ist von dir.

Mein lieber BUA, da warst du wieder einmal schneller als die Polizei erlaubt.

Vom bayerischen Kabarettisten Gerhard Polt stammt das Wort „Ich brauche keine Opposition, ich bin bereits ein Demokrat“.

Ganz im Vertrauen, liebe Leser*innen, wenn ich mich in Europa so umschaue, was da so alles an Opposition heranwächst, könnte ich manchmal gern darauf verzichten. Den BUA allerdings lasse ich mir nicht nehmen.

Den brauche ich, um ständig daran erinnert zu werden, wie überflüssig Opposition sein kann, wenn sie sich selbst genügt.

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2016 21 31

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