ZFF (D)

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ZURICH FILM FESTIVAL

Die Highlights vom 25. September bis 5. Oktober 2025

Hollywood meets Zurich: Am 21. ZFF werden Stars wie Dakota Johnson, Benedict Cumberbatch und Colin Farrell zu Gast sein.

Dakota Johnson eröffnet das Zurich Film Festival mit der Komödie SPLITSVILLE. (Karwai Tang/Getty Images)

Bühne bieten für die Stars von morgen

Das Zurich Film Festival startet mit neuen Besitzern ins dritte Jahrzehnt, die Mission aber bleibt gleich: Neue Talente entdecken.

Im Zentrum unseres rund 100 Filme umfassenden Festivalprogramms stehen der Spielfilmwettbewerb und der Dokumentarfilmwettbewerb. Darin konkurrieren je 14 Filme um den Hauptpreis, den Golden Eye Award. Zugelassen sind ausschliesslich erste, zweite und dritte Arbeiten von Regisseurinnen und Regisseuren. Zu sehen sind also nicht Steven Spielberg oder Quentin Tarantino, sondern die Kultregisseure von morgen.

Das Festival ist nun 21 Jahre alt – alt genug also, um zu prüfen, ob aus der Saat, die bisher ausgestreut wurde, etwas gewachsen ist. Die Ernte lässt sich sehen: Zahlreiche Stars von heute, wie etwa Schauspieler und Oscarpreisträger Eddie Redmayne, waren in Zürich zu Gast, bevor sie international bekannt wurden.

Auch die Schweizer Schauspielerinnen Ella Rumpf und Luna Wedler waren mit ihren ersten Filmen im ZFF­Wettbewerb vertreten und sind danach in eine internationale Karriere gestartet – Rumpf vor allem in Frankreich, Wedler in Deutschland.

Natürlich empfangen wir auch dieses Jahr wieder einige Hollywoodstars: Benedict Cumberbatch (THE THING WITH FEATHERS), Colin Farrell (BALLAD OF A SMALL PLAYER), Dakota Johnson (SPLITSVILLE) oder der brasilianische Schauspieler Wagner Moura (THE SECRET AGENT) kommen nach Zürich und stellen neue Filme vor, die später wohl auch Chancen bei den Oscars haben.

Zudem sind sie in den ZFF Masters zu erleben, wo sie aus dem Nähkästchen plaudern und Einblicke in ihre Karrieren geben.

Wir wünschen Ihnen tolle cineastische Entdeckungen.

Christian Jungen Festival Director und Mitinhaber ZFF

Der Vorverkauf für die Filme und das Rahmenprogramm startet am 15. September. QR-Code scannen und Tickets sichern.

Ein Hoch auf den Filmnachwuchs

Am Zurich Film Festival finden nicht nur Werke von etablierten Filmschaffenden eine Bühne. Auch Nachwuchstalente sind Bestandteil des Programms – insbesondere aus der Schweiz.

Schon früh hat sich das Zurich Film Festival der Förderung junger Talente verschrieben. Schliesslich haben auch Regiegrössen wie David Lynch oder Paolo Sorrentino einmal klein angefangen. Im Programm der 21. Ausgabe des ZFF stehen denn auch einige junge Schweizer Talente im Rampenlicht. Im Dokumentarfilmwettbewerb kommen gleich zwei Erstlingswerke Schweizer Filmschaffender auf die grosse Leinwand. Moris Freiburghaus begleitet in seinem Langfilmdebüt I LOVE YOU, I LEAVE YOU den Musiker Dino Brandão auf dessen Reise nach Angola, in das Heimatland seines Vaters, die bei ihm eine manische Episode auslöst. Entstanden ist ein Porträt über ihre Freundschaft und zugleich ein wichtiger Beitrag zum Umgang mit psychischen Erkrankungen im nahen Umfeld.

Spurensuche als Motiv

Die Genferin Dea Gjinovci greift in LA BEAUTÉ DE L’ ÂNE ebenso eine persönliche Geschichte auf: Mit ihrem Vater kehrt sie in dessen kosovarisches Heimatdorf zurück. Sein einstiges Zuhause wurde vom Krieg zerstört –

geblieben sind nur die Erinnerungen der Überlebenden. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Spurensuche in die Vergangenheit.

Ebenfalls Premiere feiert Jonas Ulrich am 21. ZFF mit seinem ersten Spielfilm. WOLVES erzählt die Geschichte von Luana, die sich in den Sänger einer Black­Metal­Band verliebt und dessen Radikalisierung nicht wahrhaben will. Ein hochaktuelles Drama über die Verführbarkeit durch extreme Ideologien.

Zwei Rückkehrerinnen

Dass aus vielversprechenden Nachwuchstalenten gefeierte Stars werden können, zeigen zwei Rückkehrerinnen besonders deutlich. Die Zürcher Schauspielerin Luna Wedler war bereits mit ihrem ersten Film AMATEUR TEENS vor genau zehn Jahren am ZFF zu Gast.

Jetzt ist sie an der Seite von Weltstars wie Léa Seydoux und Tony Leung in Ildikó Enyedis hypnotischem Film SILENT FRIEND zu sehen. Für ihre Darstellung einer jungen Frau, die 1908 als erste Studentin an ihrer Universität akzeptiert wird, erhielt Luna

Wedler erst vor Kurzem in Venedig die Auszeichnung als beste Nachwuchsschauspielerin. Der Film erzählt die Geschichte eines Ginkgobaums im Garten dieser Universität, der über ein Jahrhundert hinweg im Leben dreier Menschen eine Rolle spielt. Ella Rumpf startete ihre Karriere ebenfalls am ZFF, damals mit Simon Jaquemets CHRIEG. Heute ist sie insbesondere in Frankreich erfolgreich und wurde dort 2023 mit dem César als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Mit LOVE LETTERS kehrt sie nun nach Zürich zurück: Céline (Ella Rumpf) und Nadia (Monia Chokri) sind darin ein Paar, das ein Kind erwartet. Da die Schwangerschaft biologisch jedoch nicht auf beide Frauen übertragbar ist, muss Céline bis vor Gericht ziehen, um als Elternteil anerkannt zu werden. Der Film stellt damit bewusst die Frage: Wie kann Mutterschaft jenseits biologischer Zuschreibungen anerkannt werden? Elena Stern

Noch mehr filmische Perlen aus dem vielseitigen Festivalprogramm stellen wir in einer Übersicht auf den Seiten 6 und 7 vor. Viel Spass beim Auswählen!

PD
SILENT FRIEND mit Luna Wedler wird am Zurich Film Festival in der Sektion Signatures gezeigt.

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Hollywoodstar in dritter Generation: Dakota Johnson

2015 startete Dakota Johnson mit FIFTY SHADES OF GREY eine internationale Karriere, die sich als überraschend vielseitig und langlebig erweisen sollte. 2025 ist die Schauspielerin überall. Auch in Zürich, wo sie das ZFF mit ihrem Film SPLITSVILLE eröffnet.

Um zum eigentlichen spannenden Kern der Schauspielkarriere von Dakota Johnson vorzudringen, müssen zunächst ein paar sehr grosse Namen fallen: Melanie Griffith, ihre Mutter, der Vater Don Johnson sowie ihre Grossmutter Tippi Hedren, die sich einst in Hitchcocks buchstäblich haarsträubendem Tierschocker THE BIRDS Weltruhm erspielte.

Ob deshalb oder doch eher trotz alledem: Der Berufswunsch Schauspielerin habe «von Tag eins an» festgestanden, sagt Johnson rückblickend. Den ersten, damals noch kleinen Auftritt hatte sie 1999 an der Seite ihrer Mutter in CRAZY IN ALABAMA, bei dem ihr Stiefvater Antonio Banderas Regie führte.

Kein Problem mit Nacktheit

Der vielbeachtete Durchbruch als Schauspielerin gelang ihr 2015 mit der Bestsellerverfilmung FIFTY SHADES OF GREY, in der sie die weibliche Hauptrolle übernahm. Als Johnson die Rolle bekam, war der Roman längst eine Marke. Es war eine mutige Wahl für eine junge Schauspielerin, sofern man Nacktheit und Sexszenen grundsätzlich als problematisch betrachtet. In jedem Fall war es keine ungute Entscheidung, denn der Film katapultierte Johnson weltweit in die Schlagzeilen und wurde, wie das Buch, ein riesiger kommerzieller Erfolg. Ähnlich verhielt es sich mit den beiden weiteren Teilen, die Johnson zusammen mit Jamie Dornan drehte. Darauf folgte eine Phase, die durch unangemessene Fragen bei Presseterminen und ein übermässiges Interesse an ihrer Familiengeschichte geprägt war. Mit der Wahl ihrer nächsten Rollen machte sie jedoch deutlich, dass sie eine eigenständige Person ist, deren Schauspiel durch leise, subtile Qualitäten besticht.

Dakota Johnson hat die Looks eines Hollywoodstars, doch dahinter scheint etwas verborgen, das verlässlich durchblitzt, sich aber weniger leicht greifen lässt. Erkannt haben das Arthouse­Regisseure wie Luca Guadagnino oder Maggie Gyllenhaal, die Johnson 2021 für ihr Debüt THE LOST DAUGHTER besetzte. In der Verfilmung von Elena Ferrantes komplexer und düsterer Erzählung über Mutterschaft überzeugte Johnson als junge Mutter neben Olivia Colman als Leda, die mit den emotionalen Fallstricken eines Lebens als Mutter vertraut ist. Dakota Johnsons Nina hingegen lernt diese gerade erst kennen. Man erlebt sie im liebevollen Umgang mit der kleinen Tochter, aber auch als angestrengte, leicht überforderte Frau mit wechselnder Gefühlslage. Das anziehende und zugleich rätselhafte Auftreten, mit dem Johnson ihr Spiel anreichert, setzt das Verhältnis zur älteren Leda merkwürdig unter Spannung. Von ihrer Nina scheint etwas Gefährliches auszugehen. Gleichzeitig hofft man, die ungleichen Frauen würden zu Freundinnen.

Keine Scheu vor grossen Namen

Schon in Luca Guadagninos freizügigem Thriller A BIGGER SPLASH (2015) komplettierte die Amerikanerin das illustre Figurenensemble rund um Ralph Fiennes und Tilda Swinton unter der sengenden Sonne Siziliens ohne Berührungsängste. In Guadagninos Horror­Remake SUSPIRIA bilden Swinton und Johnson als Tanzlehrerin und Schülerin gemeinsam das Kraftzentrum des Films. Auch hier zeigte sich, dass Johnson gerade an der Seite weiblicher Kolleginnen ihr volles Potenzial entfaltet und weitaus mehr zu spielen vermag als das Love Interest männlicher Protagonisten.

Auch hinter der Kamera hat die Texanerin ihre Karriere entschieden vorangetrieben. Mit Geschäftspartnerin Ro Donnelly gründete sie die Produktionsfirma TeaTime Pictures, die mit Filmen wie DADDIO, in dem Johnson mit Sean Penn Taxi fährt, oder den Coming­of­Age­ Geschichten AM I OK? und CHA CHA REAL SMOOTH von sich reden machte. Letzterer gewann 2022 den Audience Award auf dem Sundance Film Festival und zeigte die Schauspielerin erneut in der Rolle einer Mutter – wenn auch einer deutlich lässigeren. Mit AM I OK? konnte sie ihr komödiantisches Talent ausspielen, das sich bis dahin vor allem in Talkshows und Presseauftritten gezeigt hatte.

Die von TeaTime Pictures produzierte Dokumentation THE DISAPPEARANCE OF SHERE HITE, in der Dakota Johnson als Erzählerin zu hören ist, erhielt vier Preise, darunter den für die beste Dokumentation beim Newport Beach Film Festival. Die Spannbreite ihres Werks ist damit längst nicht erfasst. Johnson spielte in Blockbustern wie 21 JUMP STREET, in David Finchers THE SOCIAL NETWORK, im Feelgood­Roadmovie THE PEANUT BUTTER FALCON oder in der MarvelProduktion MADAME WEBB.

Keine Lust auf Konventionen

«Ein Filmset ist der Ort, an dem ich mich in der Welt am wohlsten fühle. Das ist das, was ich kenne.»

In der Romcom MATERIALISTS von Oscarpreisträgerin Celine Song (PAST LIVES) ist die 35­Jährige aktuell als professionelle Matchmakerin zu sehen, die sich zwischen Pedro Pascal und Chris Evans entscheiden und ihre Überzeugungen in Bezug auf romantische Beziehungen überdenken muss. Überhaupt scheint 2025 das Jahr zu sein, in dem Dakota Johnsons Karriere abermals entscheidend Fahrt aufnimmt. Während MATERIALISTS noch in den Kinos läuft, wurde die Premiere ihres neuesten Films SPLITSVILLE in Cannes gerade mit sechsminütigen Standing Ovations gefeiert. Die Komödie, ebenfalls eine TeaTime­Produktion, führt Dakota Johnson nun erstmals nach Zürich ans ZFF. Mit SPLITSVILLE wird sie das diesjährige Festival zusammen mit Regisseur und Ensemblepartner Michael Angelo Covino eröffnen und einen GOLDEN EYE AWARD entgegennehmen. Dakota Johnson hat sich längst von den Klischeevorstellungen emanzipiert, die den Anfang ihrer Karriere markierten. Heute weiss sie, das Publikum zu überraschen und zu unterhalten – vor und hinter der Kamera. Katharina Böhm

Dakota Johnson im Ensemblecast von SPLITSVILLE, gemeinsam mit Adria Arjona, Kyle Marvin und Regisseur Michael Angelo Covino (von rechts).
FOTOS: PD

TWINLESS

von James Sweeney

Um den Tod seines Zwillings zu verarbeiten, schliesst Roman (Dylan O’Brien) sich einer Selbsthilfegruppe an, wo er auf Dennis (James Sweeney) trifft. Witzig, aber auch berührend.

MĀRAMA von Taratoa Stappard

Geplagt von rätselhaften Visionen, wird eine junge Māori­Frau mit der Kolonialvergangenheit Englands konfrontiert. Ein einzigartiges Debüt, angelehnt an die Gothic­Horror­Filmtradition.

FIGHTER

von Sunniva Sundby, Mari Bakke Riise

Nach einem schweren Unfall fasst der ehemalige norwegische Mixed ­ Martial ­Arts ­ Kämpfer Geir Kåre alias GK neuen Lebensmut und erkennt, was ihn über seinen Körper hinaus ausmacht.

I LOVE YOU, I LEAVE YOU von Moris Freiburghaus

Als der Schweizer Musiker Dino Brandão in das Heimatland seines Vaters reist, wird bei ihm eine manische Episode ausgelöst. Ein essenzieller Film über psychische Krankheit im eigenen Umfeld.

UNIDENTIFIED von Haifaa Al-Mansour

Nach einem ungeklärten Mord an einer Teenagerin findet sich eine Frau zwischen Wahrheitssuche und gesellschaftlichem Umbruch wieder. Modernes Kino aus Saudiarabien.

THE

PRESIDENT’S CAKE

von Hasan Hadi

Die 9 ­jährige Lamia muss den Geburtstagskuchen für Saddam Hussein backen. Ein Roadmovie, das den Irak der 1990er Jahre durch die Augen eines Kindes zeigt.

RETREAT

von Ted Evans

Als Eva in der vermeintlich idyllischen Gehörlosengemeinschaft ankommt, beginnt deren Fassade zu bröckeln. Britisches Spannungskino vom Feinsten mit einem vollständig gehörlosen Cast.

SINGING WINGS

von Hemen Khaledi Kahdijeh findet in ihrem kurdischen Dorf einen verletzten Storch. Sie möchte ihn gesund pflegen, bevor sein Schwarm weiterzieht. Eine berührende Geschichte über das Bleiben und Gehen.

LA BEAUTÉ DE L’ÂNE

von Dea Gjinovci

Die Schweizer Regisseurin Dea Gjinovci kehrt mit ihrem Vater in sein vom Krieg zerstörtes Dorf im Kosovo zurück, wo nur die Erzählungen der Überlebenden geblieben sind.

HEDDA von Nia DaCosta

Eine spannungsgeladene Nacht zieht Hedda und alle um sie herum in einen Strudel aus Manipulation, Leidenschaft und Verrat. Eine Neuinterpretation von Henrik Ibsens Klassiker.

40 Perlen aus dem

LOVE LETTERS von Alice Douard

Als nichtbiologisches Elternteil muss Céline um die Anerkennung ihrer Mutterschaft kämpfen. Eine urbane Liebesgeschichte in Paris mit der Schweizerin Ella Rumpf in der Hauptrolle.

BABYSTAR von Joscha Bongard

Ein packendes Drama über ein Leben, in dem die Smartphone ­Kamera selbst Teil der Familie ist und jeden Moment begleitet. Ein schonungsloser Blick hinter die Kulissen der Influencer­Welt.

THE DATING GAME von Violet Du Feng

In China, wo es mehr ledige Männer als Frauen gibt, hoffen drei Junggesellen in einem Dating­ Camp auf die grosse Liebe. Witziger und empathischer Dokumentarfilm.

LE CHANT DES FORÊTS von Vincent Munier

Mitten in den stillen Wäldern der Vogesen, wo die Tiere frei umherziehen, begleitet Vincent Munier seinen Vater, den Naturschützer Michel, auf dessen Streifzügen.

EAGLES OF THE REPUBLIC von Tarik Saleh

Ägyptens beliebtester Schauspieler gerät in die Fänge des Staates und muss ein Angebot annehmen, das er nicht ablehnen kann. Eine Politsatire im Film­noir­Stil mit Fares Fares in der Hauptrolle.

ON VOUS CROIT von Charlotte Devillers, Arnaud Dufeys Alice muss sich vor Gericht für das Sorgerecht ihrer Kinder einsetzen und deren Vater zur Rede stellen. Ein packendes Gerichtsdrama, das von der ersten bis zur letzten Minute fesselt.

WOLVES von Jonas Ulrich

Auf der Suche nach Zugehörigkeit findet Luana Halt in der Heavy­Metal­ Szene und gerät in den Sog radikaler Ansichten. Ein gelungenes Debüt des Schweizer Regisseurs Jonas Ulrich.

AUF DER SUCHE NACH DER GESTOHLENEN ZEIT von Konrad Wakolbinger «Zeit ist Geld.» Wie beeinflusst dieser Satz unsere Gesellschaft und was macht er mit uns? Der kurzweilige Dokumentarfilm sucht Antworten.

LA VIE APRÈS SIHAM von Namir Abdel Messeeh Nach dem Tod seiner Mutter versucht der Filmemacher Namir Abdel Messeh ihre Erinnerung lebendig zu halten. Ein warmherziges Familienporträt aus Ägypen über den Lauf der Zeit.

THE BALLOONISTS von John Dower

Der Dokumentarfilm begleitet Bertrand Piccard und Brian Jones bei dem Versuch, die Welt in einem Heissluftballon zu umrunden. Ein Meilenstein der Luftfahrtgeschichte, eindrücklich fürs Kino erzählt.

dem ZFF-Programm

TO NEW BEGINNINGS

von Paprika Steen

Mit wenig Gespür für angemessene Fragen und heikle Themen rüttelt Finn an der Fassade einer vertrauten Freundesgruppe. Eine typisch dänische Komödie voller grosser Gefühle.

TUNER

von Daniel Roher

Das Leben eines begabten Klavierstimmers (Leo Woodall) gerät aus den Fugen, als er entdeckt, dass sich sein feines Gehör nicht nur für Flügel, sondern auch fürs Knacken von Safes bestens eignet.

ANIMAL FARM

von Andy Serkis

Mit prominenten Stimmen, wie denen von Seth Rogen und Kieran Culkin, adaptiert Andy Serkis George Orwells gleichnamigen Kultroman als Animationsfilm, angepasst an die heutige Zeit.

MELODIE

von Anka Schmid

Ein filmischer Streifzug der Zürcher Regisseurin Anka Schmid, der die Kraft des Singens und seine Wirkung auf unsere Gefühle erkundet.

TATTI, PAESE DI SOGNATORI von Ruedi Gerber

Das Städtchen Tatti in der Toskana ist vom Aussterben bedroht, bis der Schweizer Regisseur Ruedi Gerber auftaucht. Ein berührendes Porträt über die Wiedergeburt verlassener Gemeinschaften.

SPLITSVILLE

von Michael Angelo Covino Als Carey erfährt, dass seine Freunde eine offene Beziehung führen, stürzt dies ihre Freundschaft in ein Chaos. Indie ­Komödie voller Wendungen mit Dakota Johnson in der Hauptrolle.

H IS FOR HAWK von Philippa Lowthorpe

Um den Tod ihres Vaters zu verarbeiten, nimmt

Helen den Habicht Mabel bei sich auf. Nach dem autobiografischen Bestseller von Helen Macdonald, eindrucksvoll verkörpert von Claire Foy.

GIRLS & GODS

von Arash T. Riahi, Verena Soltiz Können Frauenrechte und Religion nebeneinander bestehen? Femen­Aktivistin Inna Schewtschenko sucht in Gesprächen mit verschiedenen, gläubigen Frauen nach Antworten.

PREDATORS

von David Osit

Ein packender Dokumentarfilm über Aufstieg und Fall der umstrittenen Reality­TV­Show TO CATCH A PREDATOR, die gesellschaftliche Empörung mit der Faszination für True Crime verband.

THE SOUFFLEUR

von Gastón Solnicki

Als Manager Lucius Glanz (Willem Dafoe) erfährt, dass seinem Nobelhotel der Abriss droht, startet er einen Rachefeldzug gegen den Investor. Stilvoll inszeniert, mit einem Hauch von Absurdität.

THE

LAST VIKING von Anders Thomas Jensen

Die Brüder Manfred (Mads Mikkelsen) und Anker (Nikolaj Lie Kaas) machen sich auf die Suche nach der Beute eines Raubüberfalls. Eine verrückte Verfolgungsjagd voller schwarzem Humor beginnt.

DOSSIER 137 von Dominik Moll

Ein packender Thriller mit Léa Drucker, inspiriert von der Gelbwestenbewegung in Frankreich, der aufzeigt, wie schnell Rechtssysteme ins Wanken geraten können.

PROMIS LE CIEL

von Erige Sehiri

Drei unterschiedliche Frauen aus Subsahara­Afrika bilden in Tunesien eine Schicksalsgemeinschaft. Eine Migrationsgeschichte über Zugehörigkeit und Würde jenseits der gängigen Europa­Perspektive.

MEMORY OF PRINCESS MUMBI

von Damien Hauser

Kuve soll im Jahr 2093 einen Film ohne KI drehen. Der schweizerisch­kenianische Regisseur Damien Hauser zeigt grosses Kino trotz kleinem Budget.

VON DEM, WAS BLEIBT von Lisa Blatter

Nach einer Fehlgeburt will Nori seine Partnerin Selma (Carla Juri) im Spital abholen. Er findet sich jedoch verletzt in einem Park wieder, ohne Erinnerung. Beziehungsdrama vor der Kulisse Zürichs.

C’EST QUOI L’AMOUR? von Fabien Gorgeart

Der Versuch, ihre Ehe kirchlich annullieren zu lassen, führt Fred und Marguerite auf eine emotionale Reise voller Erinnerungen. Charmante Familienkomödie über alte Liebe und Neuanfänge.

VOICE OF MY PEOPLE von Lorenzo Oschwald, Ansgar Wörner, Nico Gerspacher

Der Film begleitet den SP­Politiker Islam Alijaj auf seinem Weg in den Nationalrat und zeigt seinen Kampf für Inklusion und Teilhabe.

DANDELION’S ODYSSEY von Momoko Seto

Vier Samen einer Pusteblume begeben sich nach einer Atomexplosion auf die Suche nach einer neuen Heimat. Ein Film ganz ohne Worte, dafür mit einem beeindruckenden Sounddesign.

GAVAGAI von Ulrich Köhler

Als in Westafrika eine Medea­Verfilmung gedreht wird, verlieben sich die beiden Hauptdarsteller ineinander. Doch die Dreharbeiten sind geprägt von Konflikten und kulturellen Missverständnissen.

TEREZA – O ÚLTIMO AZUL

von Gabriel Mascaro

Als Tereza in eine Seniorenkolonie ziehen muss, will sie sich einen letzten Wunsch erfüllen. Ein bildgewaltiger Film über die stille Kraft des Widerstands und die Resilienz in jedem Alter.

Beziehungsstatus: kompliziert

Mit vier deutschen Weltpremieren wartet das diesjährige Zurich Film Festival auf. Drei von ihnen werden als Galas präsentiert, der Debütfilm OBHUT läuft im Rahmen des Spielfilmwettbewerbs.

Ob als Partner, Mutter, Bruder oder mit sich selbst: Wer je eine längere Beziehung geführt hat oder führt, versteht genau, was die Redewendung «die Beziehung wird auf die Probe gestellt» meint. Um intensive Beziehungsarbeit drehen sich auch vier deutsche Weltpremieren, die am ZFF gezeigt werden. Besonders eindrücklich werden Ulrich Tukur und Anke Engelke als alterndes Ehepaar in dem Drama DANN PASSIERT DAS LEBEN auf die Probe gestellt. Der Film von Neele Leana Vollmar, die mit dem Kinohit MARIA, IHM SCHMECKT’S NICHT grosse Bekanntheit erreichte, ist tragisch und komisch zugleich und vor allem sehr gut beobachtet. Wer noch daran zweifelt, dass die Komikerin Anke Engelke auch eine

feinfühlige Charakterdarstellerin ist, weiss es nach diesem Film besser. Auf eine andere Art heikel wird es für die Geschwisterbeziehung in Veronika Hafners Spielfilmdebüt OBHUT. Darin vertraut Lukas seiner Schwester Mara nach langem Ringen an, dass er wegen einer pädophilen Neigung in Therapie ist. Hafner, die nicht nur Regie studierte, sondern auch Kinder­ und Jugendtherapeutin ist, scheint prädestiniert, dieses Drama mit der nötigen Sensibilität zu inszenieren. Sie drehte schon den preisgekrönten Kurzfilm WOULD YOU LISTEN?, der für ein entsprechendes Therapieprogramm der Berliner Charité wirbt. Die Schauspielerin Luise Heyer, die momentan im deutschen Oscar­Beitrag, Cannes­ Gewinner IN DIE SONNE

SCHAUEN zu sehen ist, überzeugt in OBHUT in der Rolle der Mara. An Luise Heyer führt gerade kein Weg vorbei: Auch in der deutschen Weltpremiere zu DAS LEBEN DER WÜNSCHE von Regisseur Erik Schmitt kann man sie beim ZFF erleben. In der Romanadaption spielt Heyer an der Seite von Matthias Schweighöfer. Bianca (Heyer) ist die Frau von Felix (Schweighöfer) und die Ehe der beiden steckt in der Krise. Auch seine Kinder sind nicht gut auf ihn zu sprechen. Komplizierte Beziehungen, wohin man auch schaut. Die Wendung bringt ein geheimnisvoller Fremder, der Felix drei Wünsche anbietet. Was zunächst ganz märchenhaft klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als gar

nicht so wünschenswert. Vielleicht kennen Sie ja auch die Redewendung «Be careful what you wish for»? In MOMO ist es eine geheimnisvolle Schildkröte, die der Geschichte eine entscheidende Wendung bringt. Die Handlung von Michael Endes Klassiker der Kinder­ und Jugendliteratur dürfte zumindest dem älteren Publikum noch bekannt sein. Fast 40 Jahre nachdem MOMO erstmals verfilmt wurde, bringt Regisseur Christian Ditter den Film zurück auf die Leinwand – und zeigt, wie treffend sich die Erzählung von der gestohlenen Zeit heute interpretieren lässt. Eine gute Gelegenheit, auch die eigene Beziehung zum Thema Zeit zu überdenken. Und diese künftig vielleicht öfter im Kino zu verbringen.

FOTOS: PD
MOMO von Christian Ditter.
OBHUT von Veronika Hafner.
DANN PASSIERT DAS LEBEN von Neele Leana Vollmar.
DAS LEBEN DER WÜNSCHE von Erik Schmitt.

«Da braucht es ein bisschen Mut»

Die Produzentin Anne Walser, Partnerin bei der C-Films AG, macht sich seit über 20 Jahren stark für den Schweizer Film. Am diesjährigen Zurich Film Festival erhält sie den Career Achievement Award und feiert die Premiere von STILLER. PD

Seit 26 Jahren prägt Anne Walser die Schweizer Filmbranche: Jetzt bringt sie mit

Anne Walser, Sie sind seit 26 Jahren in der Filmbranche tätig. Was waren die prägendsten Veränderungen in dieser Zeit und wie haben sie sich auf Ihren Job ausgewirkt?

Für mich persönlich war das der Wechsel vom Angestelltsein bei einer Filmproduktionsfirma dazu, Teilhaberin zu werden. Plötzlich sind deine Nächte kürzer und du trägst diese ganze Verantwortung, auch für dein Team. Wir hatten zwar immer Glück in all den 26 Jahren und durften uns immer über eine spannende Pipeline glücklich schätzen. Aber du musst in diesem volatilen Business vier, fünf Jahre vorausdenken, weil die Herstellung eines Filmprojekts seine Zeit dauert. Manchmal geht es acht Jahre, mal sogar zehn. Das heisst, es ist schwierig, in die Zukunft zu planen.

Gab es weitere entscheidende Veränderungen, etwa von ausserhalb? Ein wichtiger Einschnitt war sicherlich Corona. Danach ist die ganze Serienlandschaft und die Zusammenarbeit mit Streamern extrem gewachsen. C­Films war anfangs eher klassisch orientiert am Kinospielfilm. Heute würde ich sagen, dass unsere Pipeline fast zu 50/50 zwischen Serien und Kinofilmen aufgeteilt ist. Und bei der Serienentwicklung muss man noch langfristiger denken. Und dann ist da das Wunderschlagwort Zoom! Ich muss glücklicherweise kaum mehr reisen, was bisweilen doch anstrengend war.

Sie haben die Entwicklung des ZFF von Anfang an miterlebt und sind selbst oft dabei gewesen, als Jurorin, Expertin in Talks oder mit Produktionen wie 180 GRAD. Welchen Stellenwert messen Sie dem Festival heute bei?

Film ist eine Kunstform, in erster Linie aber sind wir Unternehmerinnen und Unternehmer und brauchen einen Markt, den wir mit einbeziehen in unsere künstlerischen Überlegungen. Das ZFF macht da sehr gute Arbeit, indem man sehr publikumsorientiert agiert. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass das ZFF Stars nach Zürich holt, was die Leute freut. Das Publikum sind diejenigen, für die wir das alles überhaupt machen.

ZWINGLI war mit sechs Millionen Franken eine der teuersten Schweizer Produktionen und mit einer Viertelmillion Besuchern in der Deutschschweiz auch eine der erfolgreichsten. War es danach leichter, mit STILLER Ihren zweiten Film mit Regisseur Stefan Haupt zu machen?

Max Frisch und STILLER … das ist eine Marke. Frisch hat in Deutschland fast denselben Stellenwert wie in der Schweiz. Daher stand relativ schnell fest, wir kriegen diese Art von Finanzierung auch aus Deutschland und sind nicht allein auf die Schweiz gestellt. Und wenn man nachweisen kann, dass sich ein Buch zigtausendmal in Frankreich oder Italien verkauft hat, ist ein Weltvertrieb relativ schnell interessiert. Insofern war es wirklich etwas einfacher mit STILLER.

Was war der wichtigste Meilenstein in der Produktion des Films?

Dass wir entschieden haben, uns relativ stark vom Roman zu entfernen. Da braucht es ein bisschen Mut. Man muss aufpassen, dass man die Leserschaft nicht verärgert und will diesem Meisterwerk unbedingt auch treu bleiben. Trotzdem muss ein Kinofilm immer ein eigenständiges Werk sein. Wir haben uns dazu entschieden, den ganzen Epilog, der bei

Max Frisch relativ lang ist, wegzulassen und ein hoffnungsvolleres Ende erzählen. Eine andere wichtige Entscheidung war, der Figur der Julika eine wichtige Perspektive zu geben. Unser Film ist eine moderne Interpretation eines Romans, der vor 70 Jahren geschrieben wurde.

Oft heisst es, dass nur noch FranchiseProduktionen oder Romanverfilmungen den grossen Erfolg brächten. Wie schätzen Sie das ein?

In der Tat leben wir in einer Zeit, in der der Kinomarkt sehr übersättigt ist. Dazu hat man die riesige Konkurrenz durch die Streamingdienste. Ich kriege pro Woche drei, vier Stoffe angeboten und muss den Leuten leider oft sagen: Allein eine schöne Geschichte reicht nicht mehr aus. Man muss für einen Film zwingend einen Aufhänger finden, um ihm in der Öffentlichkeit einen Platz zu sichern. Romane eignen sich natürlich, denn du beginnst nicht bei Null, sondern kannst auf einem Brand aufbauen.

Was braucht es, um eine gute Produzentin zu werden?

Das Wichtigste ist Begeisterungsfähigkeit. Film ist, mal zynisch gesagt, kein überlebensnotwendiges Element, sondern etwas, das man sich gönnt, wenn es einem gut geht, wenn man Musse hat und Geld. Leute dafür zu begeistern, da zu investieren, ist natürlich was sehr Schönes. Und wenn du ein Team hast, das du anstecken kannst mit dieser Liebe für einen Stoff, ist das auch wahnsinnig erfüllend.

Was, denken Sie, liesse sich in der Schweiz verbessern, um das Filmemachen noch attraktiver zu gestalten, auch für jüngere Leute?

Wir nehmen die Ausbildung junger Filmemacher sehr ernst. Wir bieten Praktika an und empfinden es als Grundvoraussetzung, dass die Leute nicht als billige Arbeitskräfte verheizt werden. Unsere letzten 15 Praktikanten sind heute alle fix in der Filmindustrie tätig. Es ist schön, das mitzuverfolgen und es obliegt der Verantwortung einer Produktionsfirma, ein Auge darauf zu haben. Natürlich wäre es auch begrüssenswert, wenn man die Standortförderung der Schweiz ausbauen könnte. Die gibt es zwar, aber gerade im Bereich Serienproduktion ist sie noch nicht wirklich vorhanden.

Was kann der europäische Filmmarkt, das der amerikanische etwa nicht kann? Grundsätzlich ist das europäische Kino traditionell sehr viel stärker auf das Drehbuch fokussiert. Beim amerikanischen Film wird das ganze Drumherum – das Package – vielleicht etwas stärker gepflegt. Was natürlich auch richtig ist, aber stark von den Mitteln abhängt. Guter Kommerz ist wahnsinnig schwierig. Ich finde das ehrlich gesagt bewunderns­ und erstrebenswert.

Worauf freuen Sie sich beim diesjährigen ZFF besonders?

Auf die Internationale Premiere von STILLER! Es freut mich so, dass wir das dieser europäischen Grossproduktion ermöglichen können. Natürlich will man mit jedem Film die Welt erobern (lacht), aber am Schluss des Tages ist Max Frisch natürlich Zürich und C­Films ist Zürich. Die Hälfte der Leute, die da mitgearbeitet haben, stammen aus Zürich. Insofern ist Zürich der perfekte Ort für die Premiere.

Interview: Katharina Böhm

STILLER Max Frisch neu auf die Leinwand.

Ein Abend für die Filmmusik

Beim Filmmusikwettbewerb am 2. Oktober in der Tonhalle wird der Kurzfilm WILD LOVE live vertont. Über den Gewinner entscheidet eine Jury unter dem Vorsitz der Komponistin und Oscarpreisträgerin Hildur Guðnadóttir.

Längst ist der Internationale Filmmusikwettbewerb ein fester Bestandteil des Zurich Film Festival. Auch bei der 21. Ausgabe des ZFF spielt das Sinfonieorchester der Tonhalle Zürich die Kompositionen der drei Finalisten wieder live und vor grossem Publikum als Uraufführung. Die Teilnehmenden hatten die Aufgabe, den Kurzfilm WILD LOVE von Paul Autric zu vertonen. Darin entspinnt sich vor idyllischem Bergpanorama ein unerwartetes Drama. Aus rund 170 anonymen Einreichungen haben sich die Komponisten Mikal Grigorowitsch, Antonio Di Iorio und Gary Hirsche als Finalisten durchgesetzt. Aus den Soundtracks, die die Finalisten zu dem siebenminütigen Film komponiert haben, wählt die fachkundige Jury im Rahmen des «Cinema in Concert»­Abends am 2. Oktober schliesslich den Preisträger. Er darf sich über das Goldene Auge für die «Beste Internationale Filmmusik 2025» sowie 10 000 Franken Preisgeld freuen. Der Jury gehören in diesem Jahr der Dirigent Frank Strobel, Komponist Balz Bachmann und die Schweizer Regisseurin Jasmin Gordon an, die letztes Jahr ihren Debütfilm LES COURAGEUX am ZFF präsentierte.

Als Vorsitz der vierköpfigen Jury konnte das ZFF diesmal keine geringere als die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir gewinnen. Durch ihre Scores prägte Guðnadóttir die Wirkung von Filmen wie TÁR, WOMEN TALKING oder A HAUNTING IN VENICE so subtil wie entscheidend mit. Für ihre Kompositionen zu Todd Phillips’ JOKER wurde sie 2020 – unter anderem – mit dem Oscar für die Beste Filmmusik geehrt, als vierte Frau in der Geschichte der Academy Awards. Für die eindringliche Musik zur HBO ­Serie CHERNOBYL verwendete die 1982 in Reykjavík geborene Musikerin fast ausschliesslich ihre «Field Recordings» aus dem Inneren eines Kraftwerks. Guðnadóttir wurde dafür mit einem Emmy und einem Grammy ausgezeichnet, um wieder nur einige Auszeichnungen zu nennen.

Fathi aus dem Detailhandel lernt mit Leidenschaft.

Marc aus der Elektronik arbeitet am liebsten ganz genau.

Christina aus der Flechterei flechtet mit Feingefühl.

Ob Ausbildung, Arbeit oder Integration – bei uns steht der Mensch und seine Fähigkeiten im Zentrum.

Morena aus dem Atelier verpackt mit Herz.

Liam aus dem Facility Services & Gartenunterhalt kümmert sich mit Hingabe.

Eine erstaunliche Karriere für eine Filmkomponistin, die erst relativ spät damit begann, Musik für Filme zu schreiben. Einen Einblick in ihre eindrucksvolle Karriere und ihr Schaffen wird sie dem Zürcher Publikum auch in einem ZFF Masters geben.

Im Rahmen des «Cinema in Concert» wird Hildur Guðnadóttir nun mit dem Career Achievement Award für ihr Lebenswerk geehrt – das die 43­Jährige hoffentlich noch lange fortführen wird. Während dazu Filmszenen aus den von der Jurypräsidentin vertonten Werken über die Leinwand laufen, wird Frank Strobel diese sowie Filmszenen des ausgezeichneten Schweizer Komponisten Balz Bachmann dirigieren. Das Publikum erwartet ein sicherlich bewegender Abend.

FAIR. VIELFÄLTIG. ZUKUNFTSORIENTIERT. Entdecke deine Möglichkeiten – wir freuen uns auf dich!

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FOTOS: PD
Live in der Tonhalle: Der internationale Filmmusikwettbewerb.
Hildur Guðnadóttir.

Gala-Premieren mit Oscar-Potenzial

Bemerkenswerte Persönlichkeiten, eindrückliche Performances und grosses Kino. Fünf herausragende Gala-Premieren am 21. Zurich Film Festival, die jetzt schon als Oscar-Anwärter gelten.

Jedes Jahr markieren die Herbstfestivals den Startschuss für die «Award­Season» – die Zeit, in der sich entscheidet, welche Filme bei den Academy Awards im Frühjahr die besten Chancen haben. Neben den grossen internationalen Festivals wie Venedig und Toronto zählt mittlerweile auch das Zurich Film Festival zu den wichtigsten Stationen, um einen Film für die

JAY KELLY von Noah Baumbach

Mit George Clooney, Laura Dern, Adam Sandler

Der Schauspielstar Jay Kelly (George Clooney) reist in die Toskana – eigentlich, um dort einen Ehrenpreis auf einem Filmfestival entgegenzunehmen. Doch aus dem glamourösen Ausflug wird schnell ein turbulenter Roadtrip quer durch Europa an der Seite seines Managers Ron (Adam Sandler). Dabei holen Jay die Geister seiner Vergangenheit ein und er muss sich mit alten Entscheidungen und seinem eigenen Vermächtnis auseinandersetzen. Mit einem Starensemble rund um George Clooney, Adam Sandler und Laura Dern ist Noah Baumbach (MARRIAGE STORY) eine der unterhaltsamsten Komödien des Jahres gelungen, die mit einem Augenzwinkern auf das Filmgeschäft blickt.

NOUVELLE VAGUE

von Richard Linklater

Mit Zoey Deutch, Guillaume Marbeck

Paris, Ende der 1950er Jahre. Die Strassen vibrieren im Takt des Jazz, Zigarettenrauch liegt in der Luft, und in den Cafés reden junge Cineasten von Revolution – nicht politisch, sondern filmisch. NOUVELLE VAGUE erzählt die Geschichte von Jean­Luc Godard und der Entstehung seines Debüts und späteren Kultfilms BREATHLESS, inszeniert von Richard Linklater im Stil der titelgebenden «Nouvelle Vague» selbst: innovativ, unabhängig, rebellisch. Mit Guillaume Marbeck als JeanLuc Godard und Zoey Deutch in der Rolle von Jean Seberg ist der Film eine Liebeserklärung an das kreative Chaos, das Kinogeschichte schrieb.

FRANKENSTEIN

von Guillermo del Toro

Mit Oscar Isaac, Mia Goth, Christoph Waltz, Jacob Elordi

Getrieben von rastlosem Ehrgeiz und besessen von der Idee, neues Leben zu erschaffen, erweckt der Wissenschaftler Victor Frankenstein (Oscar Isaac) eine Kreatur (Jacob Elordi) zum Leben. Eine Schöpfung, die zugleich sein Untergang ist. Die Geschichte von Frankenstein wurde unzählige Male erzählt, adaptiert und neu interpretiert. In den Händen des Oscar­prämierten Regisseurs Guillermo del Toro wird sie zu weit mehr als einer blossen Nacherzählung. Nach jahrelanger Auseinandersetzung mit Mary Shelleys Klassiker wagt del Toro in seiner Adaption Freiheiten und formt einen Film, wie ihn nur er, ein Meister des Monströsen, erschaffen kann.

Oscars ins Rennen zu bringen. Besonders in der Sektion der Gala­Premieren wurden in den letzten Jahren immer wieder Produktionen gezeigt, die später bei den Academy Awards als Sieger hervorgingen. Auch beim 21. ZFF sind Filme vertreten, denen beste Chancen auf eine Oscar­Nominierung zugesprochen werden.

THE

SECRET AGENT von Kleber Mendonça Filho

Mit Wagner Moura, Maria Fernanda Cândido, Gabriel Leone

Brasilien, 1977: Der 40 ­jährige Akademiker Marcelo (Wagner Moura) ist auf der Flucht. Während der Karnevalswoche landet er in Recife, in der Hoffnung, seinen Sohn wiederzusehen. Doch schnell merkt er, dass die Stadt nicht der gewaltfreie Zufluchtsort ist, den er sich erhofft hatte. Regisseur Kleber Mendonça Filho inszeniert ein raffiniertes Katz­undMaus­Spiel – mit NARCOS­Star Wagner Moura in der ideal besetzten Hauptrolle. Ein ästhetisch brillanter Politthriller, der die brutale Realität des brasilianischen Militärregimes der 1970er Jahre spürbar macht.

NUREMBERG

von James Vanderbilt

Mit Rami Malek, Russell Crowe

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollen führende Nationalsozialisten im Nürnberger Prozess zur Rechenschaft gezogen werden. Der junge amerikanische Armeepsychiater Douglas Kelly (Rami Malek) erhält den Auftrag festzustellen, ob die Angeklagten zurechnungsfähig sind, um vor Gericht zu stehen. Dabei gerät er in ein komplexes Kopf­an­Kopf­Duell mit Hermann Göring (Russell Crowe), einst Hitlers engster Vertrauter. Inspiriert vom Roman «The Nazi and the Psychiatrist» inszeniert Regisseur James Vanderbilt einen packenden Thriller, in dem Oscar­ Gewinner Rami Malek und Russell Crowe in einem intensiven Spiel zwischen Moral und Manipulation aufeinandertreffen.

Movies, Monster und Magie

Von wegen Kinderkram: Auch die ZFF-Filme für Kinder erzählen von den ganz grossen Themen. Vom Mutigsein und Lösen monströser Probleme, vom Überwinden von Vorurteilen und Finden der eigenen Stimme.

Die Kindersektion des 21. Zurich Film Festival zeigt nicht nur herausragende Filme für junge Kinofans, sie nimmt ihr Publikum auch hinter die Kulissen und lädt es zum Selbermachen ein. Die Mitglieder der Kinderjury beraten über die gezeigten Beiträge und küren gemeinsam einen Gewinnerfilm. Im «ZFF für Kinder»­Studio, das längere Kurse zu Schauspiel, Kamera oder Drehbuch anbietet, können Achtbis Zwölfjährige mithilfe erfahrener Profis einen eigenen Kurzfilm drehen, der am ZFF auf der grossen Leinwand gezeigt wird. Gleich zwei Filme im diesjährigen «ZFF für Kinder»­Programm sind so entstanden: Der aufregende Social Media­Thriller FOLLOW ME in Zusammenarbeit mit der Hull’s School Zurich und MELODIE DER ANGST, in dem ein Mädchen seine Panik vor Menschenmassen überwinden muss – noch dazu an einer neuen Schule. Wovor auch immer man sich fürchtet, die Angst ist eine Angelegenheit, die uns alle irgendwann befällt. In DER LETZTE WALSÄNGER kann der Buckelwal Vincent ein Lied von der Angst singen. Aber genau das, also zu singen, will er sich einfach nicht trauen. Dabei wäre es überlebenswichtig, nicht nur für Vincent selbst, sondern für den gesamten Ozean. Mit einem Freund an der Seite wirken grosse Aufgaben gleich etwas kleiner. LILLY UND DIE KÄNGURUS erzählt von der unverhofften Freundschaft zwischen der elfjährigen Lilly und dem in die Jahre gekommenen Wetteransager Chris. Gemeinsam versuchen sie, verwaiste Känguru­Babys zu retten. Klingt verrückt, basiert aber auf einer wahren Geschichte! Vom echten Alltag des Jungen Santino handelt die Dokumentation ZIRKUSKIND. Dafür haben die Regisseurinnen Santinos Familie, die seit fast 200 Jahren einen Zirkus betreibt, lange begleitet. Entstanden ist ein Porträt über ein Leben auf Reisen.

Weitere Filme im diesjährigen Kinderprogramm:

MOMO

VON CHRISTIAN DITTER

Als ein mächtiger Konzern beginnt, die Zeit zu stehlen, liegt es an Momo und Meister Hora, die Welt zu retten.

DER PRANK

VON BENJAMIN HEISENBERG

Ein harmloser Aprilscherz gerät aus dem Ruder und endet in einer wilden Verfolgungsjagd durch die Grossstadt.

DAS GEHEIME STOCKWERK VON NORBERT LECHNER

Ein mysteriöser Hotelaufzug katapultiert Karli ins Jahr 1938 und mitten in einen rätselhaften Fall.

THE SONGBIRDS‘ SECRET

VON ANTOINE LANCIAUX

Mit der Hilfe von zwei besonderen Vögeln deckt Lucie ein verborgenes Familiengeheimnis tief unter der Erde auf.

Hinter die Kulissen blicken können die Kinder auch während dem Festival mit der Auswahl an Workshops!

Jetzt entdecken unter: zff.com/kinder

LILLY UND DIE KÄNGURUS von Kate Woods.
FOLLOW ME von Daniel Bellani, Lynn Blume, Sara Shamsaie.
DER LETZTE WALSÄNGER von Reza Memari.
MELODIE DER ANGST von Alexandra Günthard, Aline Rubenov.

Die vielen Gesichter von Benedict Cumberbatch

Kaum ein Schauspieler seiner Generation wechselt so mühelos zwischen Genres und Universen. Im Rahmen eines ZFF Masters nimmt Benedict Cumberbatch den Golden Eye Award entgegen.

Gross, hager, mit hohen Wangenknochen und durchdringendem Blick: Als Benedict Cumberbatch im Jahr 2010 erstmals in den langen Mantel des wohl bekanntesten aller literarischen Verbrecherjäger schlüpfte, war das ein Besetzungscoup. Ein Charakterschauspieler, auf Nebenrollen abonniert, stand da plötzlich im Rampenlicht und faszinierte das Publikum in dieser Kombination aus getriebenem Genie, scharfzüngigem Sarkasmus und einer an Hellsichtigkeit grenzenden Beobachtungsgabe. Da war Cumberbatch bereits 34 Jahre alt. SHERLOCK war seine Eintrittskarte in die Welt von Hollywood, der Beginn einer globalen Karriere und zugleich eine Bürde. In der Folge kaprizierte sich die Blockbustermaschine nämlich darauf, den schnell sprechenden Briten immer wieder als eine Art Überwesen zu inszenieren: als genetisch verbesserten Khan in STAR TREK, als intergalaktischen Zauberer in DOCTOR STRANGE, als von Gold besessenen Drachen Smaug in THE HOBBIT. Dazu kamen reale Vorbilder: der geniale Mathematiker Alan Turing in THE IMITATION GAME, WikiLeaks­ Gründer Julian Assange in THE FIFTH ESTATE oder der junge Stephen Hawking. Über alle diese Rollen sagte er einmal: «Wie zeigt man eigentlich Intelligenz? Keine Ahnung, vielleicht habe ich das von meiner Mutter. Ich glaube, es liegt in den Augen.» Reduziert auf solche Figuren wollte er sich nicht mehr sehen

und gründete 2013 eine eigene Produktionsfirma, Sunnymarch. Mit der Idee, Stoffe zu verfilmen, die er selber gern auf der Leinwand sehen würde, die aber kein grosses Studio finanzieren würde, sagt Cumberbatch. Für ihn bedeutete es die Freiheit, Stoffe abseits des Mainstreams umzusetzen und auch neue Rollen zu erkunden.

Eigenes Studio, eigene Projekte

In diesem Jahr zeigt sich die Spannbreite seines Schaffens besonders deutlich. In THE THING WITH FEATHERS gibt er einen trauernden Witwer. Die eindringliche Literaturverfilmung, die Cumberbatch auch produzierte, basiert auf einer Novelle von Max Porter und wird im Rahmen des Zurich Film Festival in einer exklusiven Aufführung ausserhalb des Wettbewerbs gezeigt. Der Film erzählt von einem Vater, der den Tod seiner Frau nicht überwinden kann. Als sich seine Trauer zunächst nur in Träumen, dann auch buchstäblich in der Gestalt einer unförmigen Krähe zu manifestieren beginnt, droht er auch den Verstand zu verlieren.

Cumberbatch bezeichnete die Rolle als ein Festessen, auf das man sich als Schauspieler nur stürzen könne: «Ich bin 48, ich habe schon einiges erlebt, auch Trauer, und doch hat es mich überrollt. Eine Szene, in der ich die Kleidung meiner verstorbenen Frau zusam­

menlege und in eine Schachtel lege, hat mich völlig unerwartet getroffen. In der Kunst geht es darum, etwas echt wirken zu lassen. Man darf es nicht kontrollieren – man muss es geschehen lassen.»

Trittsicher auf

Comedy-Parkett

ZFF Masters

Alexander Vitolić

Parallel dazu läuft THE ROSES in den Kinos, eine schwarze Komödie unter der Regie von Jay Roach (AUSTIN POWERS), in der Cumberbatch an der Seite von Olivia Colman in die Fussstapfen von Michael Douglas und Kathleen Turner (WAR OF THE ROSES, 1989) treten darf. Ein grotesker Ehekrieg, in dem er sein komisches Talent auslebt. Zum ersten Mal ist das nicht, doch selten hat man ihn so souverän auf Screwball­Territorium erlebt. Für seine Leistungen wurde Benedict Cumberbatch mehrfach ausgezeichnet. Für SHERLOCK erhielt er einen Emmy, für THE IMITATION GAME wurde er für den Oscar nominiert und gewann einen BAFTA. Später folgte eine weitere Oscarnominierung für THE POWER OF THE DOG. 2015 wurde er von Königin Elizabeth II. zum Commander of the Order of the British Empire ernannt. Privat lebt Cumberbatch zurückgezogen mit seiner Frau, der Regisseurin Sophie Hunter, und den drei gemeinsamen Kindern abwechselnd in London und auf dem Land in Dorset. Auf Social Media ist er nicht präsent. Wenn er sich privat zu öffentlichen Themen äussert, dann gezielt: für Geflüchtete, für Klimaschutz, für Gleichstellung. Und wenn er bei «Letters Live» auftritt, einer von Sunnymarch koproduzierten Bühnenshow, in der Komiker und Schauspieler historische oder einfach schräge Briefe vorlesen, zeigt er, dass seine Stimme nicht nur für Genies taugt, sondern auch für vermeintliche Spiessbürger. Mehr über seine Karriere und Beweggründe gibt es am 29. September bei einem ZFF Masters, bei dem Benedict Cumberbatch der Golden Eye Award überreicht wird, aus erster Hand – gefolgt von einer Vorführung von THE THING WITH FEATHERS. Vielleicht verrät er da auch etwas über künftige Vorhaben. Denn während die Welt darüber rätselt, wer der nächste James Bond sein wird, stellt sich doch vielmehr die Frage, wann Benedict Cumberbatch endlich einen ikonischen Bond­Bösewicht spielen darf – natürlich mit seinem eigenen Namen.

Die Veranstaltungen des Rahmenprogramms sind öffentlich. Tickets für das ZFF Masters mit Benedict Cumberbatch oder mit anderen Grössen der Filmindustrie sind ab dem 15. September unter zff.com/masters erhältlich.

PD
Am 21. Zurich Film Festival erhält Benedict Cumberbatch den Golden Eye Award für seine vielseitige Karriere.

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