Neustart: Die Wechseljahre als Chance für Frauen und
Unternehmen
In der Gesellschaft wird die Menopause bislang weitgehend tabuisiert. Die damit einhergehenden hormonellen Veränderungen bei Frauen können zu Produktivitäts- und Fachkräfteverlusten für Unternehmen führen. Dabei ist Abhilfe einfach und nicht teuer.

Viele Frauen S teuern ab deM Alter von 45 Jahren dem Höhepunkt ihrer Karriere zu. Führungserfahrung, ein reichhaltiges Netzwerk und strategischer Weitblick zeichnen sie aus. In diese eigentlich produk tivste Zeit im Leben einer Frau fallen die Jahre der Peri-, Meno- und Postmenopause. Teilweise mit Folgen: 2200 Schweizer Frauen wurden im Rahmen des Projekts Meno Support Suisse zu ihrem Arbeitsverhältnis während der Hormonumstellung befragt. Rund ein Drittel von ihnen gab an, dass sie ihr
Arbeitspensum aufgrund von Beschwerden reduzieren, die Stelle wechseln oder gar eine Auszeit nehmen.
Diese Resultate haben eine signifikante volkswirtschaftliche Relevanz. Während aus der Schweiz konkrete Zahlen noch fehlen, hat die renommierte US-Non-Profit-Organisation Mayo Clinic im Jahr 2023 eine Studie herausgegeben, die den volkswirtschaftlichen Verlust nicht behandelter menopausaler Symptome wie Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Stimmungsschwankungen und kognitive
Schwierigkeiten in den USA auf 1,8 Millionen Dollar jährlich beziffert. Werden auch die Gesundheitskosten miteinberechnet, steigt die Zahl auf 26,6 Milliarden Dollar jährlich an. Diese ökonomischen Auswirkungen zeigen: Die Menopause ist ein Thema von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Fehlende Unterstützung für Frauen in dieser Phase führt zu Produktivitätsverlusten, sowohl gesamtwirtschaftlich, für Unternehmen wie auch insbesondere für die betroffenen Frauen und ihre Familien.
Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag der Groupe Mutuel erstellt.
Höchste Zeit also, eine gesellschaftliche Diskussion zu etablieren. Denn Tabus führen zu Mythen, die mit evidenzbasierten Fakten leicht zu widerlegen sind. So hält sich etwa hartnäckig die Ansicht, nur «alte» Frauen seien von der Menopause betroffen, die dann zudem automatisch weniger leistungsfähig würden. Und die einzig mögliche Hilfe, eine Hormontherapie, steigere das Brustkrebsrisiko.
Unwissenschaftliche Mythen widerlegt
Prof. Dr. Petra Stute, Leitende Ärztin und Stv. Chefärztin für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Inselspital Bern, ist Initiantin und Präsidentin des gemeinnützigen Vereins Menoqueens. Sie kann mit solchen Fehlinformationen sofort aufräumen. «Die Menopause, die letzte reguläre Monatsblutung, ist ein normaler biologischer Übergang. Im Durchschnitt tritt sie mit rund 51 Jahren ein, also mitten im Berufsund Familienleben. Die Hormonumstellung, die zur Menopause führt, beginnt aber bereits Jahre früher – und ist mit der letzten Regelblutung nicht abgeschlossen. Sie betrifft also viele Frauen in einer aktiven Phase ihres Lebens, nicht erst im Alter», sagt Prof. Dr. Stute. Die damit einhergehenden Symptome können andauern: Bis zu 80 Prozent der Frauen erleben durchschnittlich mehr als sieben Jahre lang Hitzewallungen und Schweissausbrüche. 40 bis 60 Prozent berichten von Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit, bis zu 50 Prozent von Schlafstörungen und 70 Prozent erleben Stimmungsschwankungen.
Trotzdem müsse aber die Leistungsfähigkeit nicht leiden, erklärt die Endokrinologin: «Die Menopause führt nicht automatisch zu einer verminderten Leistungsfähigkeit.» Denn während all diese Symptome den Alltag beeinflussen können, seien sie gut behandelbar: «Bereits Massnahmen wie Lebensstiloptimierung und Stressmanagement, also genug Bewegung, ausgewogene Ernährung und eventuell ein Achtsamkeitstraining oder Hypnose, können Symptome lindern. Natürlich ist insbesondere auch eine hormo -

Sind die Symptome behandelt, gewinnen viele Frauen gemäss Experten eine neue Klarheit.
nelle Therapie wirksam.» Die leitende Ärztin geht sogar noch einen Schritt weiter und betont das Positive dieses Lebensabschnitts: «Ich erlebe häufig, dass Frauen, sobald Symptome behandelt sind, eine neue Klarheit, Stabilität und Energie gewinnen.»
Und was hat es mit der Hormontherapie und dem Brustkrebsrisiko auf sich? Dies müsse differenziert betrachtet werden: «Es hängt von Präparat, Dosierung, Dauer und individuellen Faktoren ab. Während eine ÖstrogenAlleintherapie (bei Frauen ohne Gebärmutter) laut WHI-Daten das Brustkrebsrisiko sogar leicht senkt, kann eine kombinierte Therapie mit Östrogen und Gestagen das Risiko geringfügig erhöhen – meist aber erst nach mehreren Jahren und in relativ kleinem Ausmass», sagt Dr. Stute. Ein günstigeres Risikoprofil würden hierbei moderne Präparate mit körperidentischem Östrogen und Progesteron aufweisen. Und um das Ganze in Relation zu setzen: «Insgesamt ist das Therapierisiko vergleichbar oder gar geringer als bekannte Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, regelmässiger Alkoholkonsum oder Bewegungsmangel», erklärt die Expertin.
In Zeiten des Fachkräftemangels kann es nur im Interesse der Unternehmen sein, Frauen, die oftmals ab dem Alter von 40 Jahren Schlüsselund Führungspositionen einnehmen,
in den Wechseljahren zu unterstützen, sich so ihre Expertise und ihr Netzwerk zu sichern und Austrittsrisiken zu minimieren. Die gute Nachricht: Niederschwellige Massnahmen wie eine offene Gesprächskultur und die Sensibilisierung von Führungspersonen zeigen bereits grosse Wirkung. Flexible Arbeitszeiten, HomeofficeOptionen oder die Möglichkeit, Raumtemperaturen individuell zu regeln, schaffen betroffenen Frauen zusätzlich grosse Erleichterung und tragen zur Produktivitätssicherung bei.
Unterneh M en können strategische Vorteile schaffen Idealerweise ergänzen Unternehmen dies mit Zugang zu medizinischer Beratung, Bewegungsangeboten und psychologischer Unterstützung. Solche Angebote müssen nicht teuer sein; entscheidend ist es, das Thema als Bestandteil von Gesundheitsstrategien zu verankern. Es sind aber natürlich nicht nur Unternehmen in der Pflicht. Für Frauen lohnt es sich, ihr Wissen zu vertiefen, ärztliche Beratung zu nutzen und präventive Massnahmen zu ergreifen. Zugleich ist Selbstvertretung am Arbeitsplatz wichtig — ein offenes Gespräch über sinnvolle Anpassungen kann Karrieren sichern. In der Schweiz entwickelt sich hierfür bereits ein Bewusstsein. Das Förderprogramm Tech4Eva der Groupe Mutuel und des EPFL Innovation Park unterstützt Startups im Bereich FemTech, die innovative Lösungen für die Frauengesundheit entwickeln. Und auch im betrieblichen Gesundheitsmanagement kommt das Thema langsam an. In Programmen wie dem Corporate Care der Groupe Mutuel unterstützen Unternehmensversicherer Firmen bei der Umsetzung ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Die gute Nachricht ist also: Es tut sich etwas. Und wenn sich Frauen informieren und weiterbilden, wenn Unternehmen eine proaktive Haltung einnehmen, wenn gesamtgesellschaftlich Forschung, Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren, dann kann sich ein bisheriges Tabuthema in strategische Chancen für Unternehmen und Private verwandeln. ■
Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag der Groupe Mutuel erstellt.