so gut wie möglich mitzumachen und weitere Kollisionen zu vermeiden. Eine grosse Hilfe sind die Italienerinnen, die ihre Hemmungen schon in den ersten Sekunden abgelegt haben, jubelnd, kreischend, singend. Bald fängt es an zu fliessen, irgendwann geht es fast wie von selbst, und auch ich singe lauthals mit: «Oh I wanna dance with somebody, I wanna feel the heat with somebody.»
Unglaublich, wie die sogenannte «Psychologie des Grooves» zuschlägt, schiesst es mir durch den Kopf wie das Adrenalin durch die Adern. Auf der Zugreise hierher hatte ich darüber gelesen, was in Körper und Geist passiert, wenn wir von der Musik mitgerissen werden – so wie ich jetzt. Die Beats erobern erst das rhythmische Zentrum im Gehirn und dann den Bewegungsapparat, der fast nicht anders kann, als mitzuschwingen. Es ist ein Wunder der Neurobiologie – oder vielleicht Gott persönlich, der in meinem Gehirn die Glückshormone grooven lässt: Dopamin und Endorphine. Mehr davon, sagt mein Körper, trotz Anstrengung, trotz Hitze. Eine Frau leert sich einen Krug Wasser über den Kopf. Gute Idee. Und weiter geht’s. Zwischen den Liedern gibt Justin Lebensweisheiten à la Paolo Coelho von sich, die mich sonst nerven würden, aber mir nun sehr passend erscheinen. «Mach dich bereit, verrückt zu sein», sagt er etwa. «Verrückt im positiven Sinne, geniesse jeden Moment, du bist hier, um Spass zu haben, du verdienst es, glücklich zu sein.» Ja genau, recht hat er.
Irgendwann glüht, klebt, pulsiert alles. Ich bin nicht mehr in diesem schwarzen Innenhof, sondern in einer anderen
Dimension, in der nur noch Beat, Bewegung und Verbindung zählen Bei Lady Gagas «Bad Romance» lache ich die Hotelangestellten an, die sich am Rande über uns lustig machen Bei Flashdance, «Maniac» teile ich meinen Schattenplatz von Herzen gerne. Und bei Abbas «Dancing Queen» liegen wir uns alle in den Armen, jung, alt, dick, dünn, käseweiss, braungebrannt, vereint in dem Gefühl, endlich wieder verbunden zu sein in dieser gottverdammten Welt
im rhythmus bleiben
Jetzt, Monate später, ist es wie nach einer wilden Party: Hat sich das wirklich alles so zugetragen? War ich in jenem Zustand, den Psychologinnen Flow nennen, oder einfach im Neto-High?
«Meine Mission ist, die Menschen wieder miteinander zu verbinden», sagte er, als wir nach der Klasse in den Hotelsofas fläzten, ausgepowert und zufrieden. «Wir müssen nicht einmal dieselbe Sprache sprechen und sind trotzdem verbunden, durch die Musik, die Bewegung, die Energie.»
Zurzeit überlege ich mir, ein Online-Abo bei ihm zu lösen. Das gibt es nämlich inzwischen. Und wer weiss, vielleicht gehe ich sogar mal mit meinen Freundinnen ins 5-Rhythmen. ■ ANZEIGE

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Allen Tanzmuffeln empfiehlt carole koch «Tanzen ist die beste Medizin», das Buch der Neurowissenschafterin Julia F. Christensen.