Brand Relations (D)

Page 1

Verlagsbeilage

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Zukunft Bauen #WhoIsWho der Schweizer Bau- und Immobilienbranche

LUMA TOWER VON FRANK GEHRY IM PARC DES ATELIERS IN ARLES (FRANKREICH); FOTO: ADRIAN DEWEERDT

CH-8021 ZÜRICH • TELEFON +41 44 258 16 98 • WWW.NZZONE.CH


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

2

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Inhaltsverzeichnis

#WhoIsWho der Schweizer Bau- und Immobilienbranche Ihre Unternehmen beziehungsweise Innovationen stehen für neue Wege in einem Wirtschaftszweig, der digitaler, nachhaltiger und agiler wird – das sind die klugen Köpfe dahinter. #InnovationIstChefsache

5

Avobis

«Immobilienbranche mit neuen Ideen aufmischen»

16

ConReal

«Es ist wie Parship für Neubauten»

20 Wie sich die Baubranche BKW

komplett digitalisieren lässt

Noah Schiller und Stefan Schärer von ConReal

Die beiden Co-CEOs von Avobis: Patrick Schmid und Sandro Sulcis

6

#TheNextBigThing

«Wir wollen begeistern» Mitglieder der ­Geschäftsleitung von V-ZUG

Steiner AG

«Wir stehen hier am Anfang einer neuen Entwicklung»

9

Blum&Grob / pom+

«Eine Investition in die Zukunft» David Schwaninger, Partner bei Blum&Grob Rechtsanwälte, und Simon Caspar, Partner bei pom+Consulting

OOS

Clever Architecture: Design mit Impact Christoph Kellenberger vom Architekturbüro OOS

17

Michael Schiltknecht, Head Real Estate der Steiner AG

14

#VorreiterDerImmobilienbranche

V-ZUG

Attila Castiglioni und Stephan Keller,

8

Eva Hörtnagl und Reto Grolimund von BKW

Dormakaba

Faszination Tür in einer Smart City wie «The Circle»

4

Daniel Ducrey, CEO von Mobimo

10 Bei grünen Hypotheken profitieren alle UBS

Matteo Bernardon von UBS Schweiz

Andreas Häberli, CTO der Dormakaba Gruppe

18

FTN AquaArt

Ökosystem mit der Natur zum Vorbild Die beiden Gründer der FTN AquaArt AG: Lukas Schneeberger und Pascal Stucki

Mobimo

Ein Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit

und Matthias Holzhey von UBS CIO

15

bonacasa

Geht nicht, gibt’s nicht Alain Benz, Geschäftsführer von bonacasa


3

#VorreiterDerBaubranche

12

Baumeisterverband

«Wir geben Bauunternehmen die Möglichkeit, den digitalen Reifegrad ihrer Betriebe zu bestimmen» Zafer Bakir, Leiter Digitalisierung beim SBV

FOTO: PD

Sarah M. Springman ist Rektorin der ETH Zürich.

#Editorial

19

Holcim

Zu 100 Prozent rezyklierbar Clemens Wögerbauer, Head Commercial & Sustainability bei Holcim Schweiz

#InvestmentsInRealEstate

Es liegt in unseren Händen, nachhaltiger zu bauen Ein Kommentar von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Sarah M. Springman, Rektorin der ETH Zürich.

13

Brickmark DSENT

Immobilienbesitz per Smartphone Stephan Rind, Unternehmer und Chef von BrickMark, und Daniel Rutishauser, verantwortlich für DSENT bei Inacta

Die Zukunft mit ihren grossen Heraus­ forderungen wie die globale Erwärmung hat schon begonnen. Wie diese anzupacken sind, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander, wie die Ablehnung des CO2-Gesetzes am 13. Juni 2021 gezeigt hat. Unbestritten sind aber drei handlungsleitende Prinzipien – sie lauten: «reduce, reuse, recycle!» Das heisst, die Menge an Abfall minimieren, Mate­ rialien und Produkte mehrfach gebrauchen und einer neuen Verwendung zuführen. Diese drei Imperative richten sich sowohl an die Bauherrschaften und Baufirmen als auch an die Ingenieur- und Architekturbüros.

«reduce, reuse, recycle!»

21

GenTwo

So wird ein Rechenzentrum handelbar Jörg Bode, CEO von GenTwo

Verbindung von Boden und Wasser faszinierte mich schon damals. Intuitiv war mir klar, dass die Stromversorgung mit einem Wasserkraftwerk viel umweltschonender ist als mit fossilen Energiequellen. Selbstverständlich sah ich auch den massiven Eingriff in die Landschaft durch Erdwall und Stausee. Dieser Eingriff schien mir aber auf die Dauer sehr viel schonender.

Ein vierter Imperativ

Die neue Generation von Studierenden und Berufsleuten hat ein grosses Interesse an Fragen der Nachhaltigkeit. Nach­ haltiges Bauen steht an der Schnittstelle zwischen einzelnen Disziplinen und Forschungsbereichen – Architektur, Bau­ ingenieurwissenschaft, Materialwissenschaft, Maschinenbau, Elektrotechnik etc. – und ist ein integraler Bestandteil der entsprechenden Bachelor- und Masterstudiengänge und insbesondere von Weiterbildungsangeboten der ETH Zürich. Es liegt in unseren Händen, nachhaltiger zu bauen. Dazu ist das Zusammenspiel aller Akteure der Bauwirtschaft, der Forschung und Lehre sowie der Politik notwendig. Es ist eine komplexe und zugleich faszinierende und kreative Aufgabe.

Zu den drei eingangs genannten Imperativen «reduce, reuse, recycle!» kommt ein vierter hinzu: «rethink!» Umdenken bedeutet überlegen, wie sich unser Handeln auf die Umwelt auswirkt. Hier sind alle Akteure der Bauwirtschaft gefragt – auch die Hochschulen, die sie aus- und weiterbilden. In meiner Ausbildung als Bauinge­ nieurin an der Universität Cambridge in den 1970er- und 1980er- Jahren war Nachhaltigkeit kaum ein Thema. Mein erster Berufseinsatz als Bauingenieurin erfolgte im Rahmen eines Staudamm-­ Projekts auf den Fidschi-Inseln. Ein ­gigantischer Erdwall – 85 Meter hoch, 1,7 Millionen Kubikmeter Erdmaterial – sollte die Stromversorgung der Hauptinsel sicherstellen und tut dies bis heute. Die

Aus- und Weiterbildung

Editorial: Sarah M. Springman

IMPRESSUM FOTO: ADRIAN DEWEERDT

TITELBILD

Wir brauchen in der Bauwirtschaft eine Forschungs- und Innovationskette, die der Umwelt Priorität gibt. So wird beispielsweise an der ETH Zürich geforscht über computergestützte Formfindungsmethoden und Optimierung von Tragwerken oder über innovative Herstellungsverfahren und nachhaltige Bautechnik – und vieles mehr. Die Innovation ist auch kostengetrieben, wenn diese umfassend berechnet werden. Ich denke konkret an das Planen, Realisieren, mehrmalige Nutzen, Demontieren und Rezyklieren von Bau-

ten und ihren Teilen nach den jeweiligen Lebenszyklen. Die Kosten müssen alle Lebensphasen eines Bauwerks abbilden. Plötzlich werden bestimmte lokale Materialien wie zum Beispiel Lehm wieder interessant. Oder es werden neue Substanzen, Verbindungen von Materialien oder Fertigelemente für den modularen Einsatz entwickelt, um die Lebenszykluskosten zu optimieren. Daraus entsteht ­eine ganze Industrie.

Zum #WhoIsWho der globalen Kunstwelt gehört Maja Hoffmann, Schweizer Kulturförderin und Erbin des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche. Im französischen Arles investiert sie Millionen in die Kunst sowie die dazugehörigen Bauwerke. Die letzte Etappe ihres ehrgeizigen Projekts Parc des Atelier ist nach zehnjähriger Bautätigkeit vor kurzem abgeschlossen worden – der Ausstellungsturm mit dem Namen Luma Tower des nordamerikanischen Stararchitekten Frank Gehry.

«Zukunft Bauen»

Projektmanagement

nzz.ch

ist eine Verlagsbeilage des Unternehmens NZZ in Kooperation mit Sarah Schlagenhauf, Inhaberin Brand Relations.

Inhalt: Norman Bandi, Head of NZZ Content Creation

QR-Code scannen und alle Storys sowie Interviews online erleben.

Inhalt realisiert durch NZZ Content Creation im Auftrag von Brand Relations.

Kontakt: NZZone, c/o Neue Zürcher Zeitung AG, Postfach, 8021 Zürich

brandrelations.ch

nzzone.ch

Layout: Armin Apadana, Graphic Designer & Konzepter


4

Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

#VorreiterDerImmobilienbranche

Ein Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit

nehmen viel Erfahrung mit dem Bau von 2000-Watt-Arealen mit. Dieser SIA-Standard mit quantitativen und qualitativen Zielen etwa zu Gebäudemanagement, Arealnutzung, Entsorgung oder Mobilität kommt auf dem Baufeld F zusätzlich zur Anwendung. Zudem setzen die Bauherren auf dem Baufeld F auf eine Holzfassade, wie Angelsberger betont. Die Holzfassade wird dank der Photosynthese, bei der unter anderem Kohlendioxid in Sauerstoff umgewandelt wird, einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. «Für die Wärmeerzeugung verwenden wir Erdsondenwärmepumpen», erklärt der Projektleiter weiter. Dabei setze man ebenfalls auf ein Geocooling beziehungsweise Free Cooling, das die Regeneration des Erdreichs ermögliche und gleich­ zeitig ohne Kältemaschine und mit sehr geringem Stromverbrauch die Gebäude im Sommer kühle. Durch eine hoch­ wertige und kompakte Bauweise könne der Energiebedarf relativ tief gehalten werden.

FOTOS: PD

Verschiedene Bauherren realisieren in Köniz ein neues Quartier für 2500 Einwohner. Beim von der Immobiliengesellschaft Mobimo entwickelten Teilprojekt haben Nachhaltigkeit und insbesondere Klimaschutz einen hohen Stellenwert. Die Gebäude produzieren zum Beispiel mehr Energie, als sie verbrauchen.

Ökologische Ausrichtung

Visualisierung des Baufeld F, das Teil des neuen Quartiers namens Papillon in Köniz (BE) wird. Unmittelbar vor den Toren der Stadt Bern entsteht eines der grössten und ­interessantesten Wohnbauprojekte der Schweiz. In Niederwangen, einem Könizer Ortsteil, wird in Etappen ein park­ artiges Quartier erstellt. Dort werden nach Abschluss der Bauarbeiten auf den insgesamt acht Baufeldern im Jahr 2028 rund 2500 Menschen ihr neues Zuhause haben. Stadtnah und doch eingebettet mitten in der Natur eines Naherholungsgebiets. Der Name des Vorhabens lautet Papillon, und das hat seinen Grund: ­Einerseits sind die einzelnen acht Bau­ felder wie Schmetterlingsflügel angeordnet und tragen Schmetterlingsnamen, anderseits soll damit die Verbundenheit mit Flora und Fauna zum Ausdruck gebracht werden. Der Einklang mit dem Ökosystem und das Thema Nachhaltigkeit spielen denn auch eine wichtige ­Rolle – und ziehen sich durch das ganze Projekt durch. Exemplarisch zeigt sich dies beim gut 26 760 Quadratmeter grossen Baufeld F, wobei der Buchstabe F für den Schmetterling Feuerfalter steht: Dieses konzipierte die Immobilienentwicklerin Mobimo als eigentliches Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit: Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, Elektromobilität und Durchmischung sind Stichworte dazu. Die Baueingabe für das Baufeld F ist für den Zeitraum rund um den nächsten Jahreswechsel herum geplant. Voraus-

sichtlich im Frühling 2023 sollen dann die Bauarbeiten in Angriff genommen und zwei Jahre später abgeschlossen werden. Neben der Investorin und Gesamtprojektleiterin Mobimo hat die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft Logis Suisse AG Land von der Einwohnergemeinde Köniz für 100 Jahre im Baurecht übernommen. Als dritte Partnerin ist die Lycaena AG an Bord, die ihr eigenes Landstück einbringt.

«Bei einem Plus­energie-Quartier geht es vereinfacht gesagt darum, dass die Überbauung weitgehend klimaneutral ist.»

Durchmischung zentral Umgesetzt wird das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs, das von Bob Gysin & Partner AG Architekten aus Zürich stammt. Wie Marco Tondel, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der gesamten Entwicklungsaktivitäten von Mobimo, im Gespräch erklärt, sind insgesamt rund 240 unterschiedliche Wohnungen, sowohl Miet- als auch Stockwerkeigentumseinheiten, mit Balkon oder Loggia inklusive Aussensitzplatz auf dem Hof geplant. Mit der Vielfalt an Wohnformen biete man ein Angebot für unterschiedliche Ansprüche und fördere so die Durchmischung des Quartiers. Dazu kommen laut Moritz Angels­ berger, Projektleiter bei Mobimo, noch etwa 900 Quadratmeter Bruttogeschossfläche im Erdgeschoss für Nutzungen wie eine Kindertagesstätte, Ateliers, Studios, Gemeinschaftsräume und Home­ office-Module. Alle sechs Gebäude hät-

ten ein gemeinsames Untergeschoss und verfügten jeweils über vier Vollgeschosse. Die Überbauung auf dem Baufeld F eigne sich besonders gut für Familien mit ­Kindern, denn auf der Nachbarparzelle befänden sich die Unterstufenschule ­inklusive Sportanlage mit Turnhalle und Kunstrasenfeld, die als Teil des neuen Quartiers eigens gebaut und schon in ­Betrieb genommen worden seien. Eine Zentrumsfunktion mit Einkaufsmöglichkeiten, Café, Coiffeur und medizinischer Grundversorgung nimmt die Überbauung Prisma im Weiler Ried, in unmittelbarer Nähe zu Papillon, ein.

Zweifache Premiere «Für Mobimo handelt es sich hier gleichsam um ein Leuchtturmprojekt und in zweifacher Hinsicht um eine Premiere», sagt Mobimo-Entwicklungsleiter Tondel. Noch nie habe Mobimo Stockwerkeigen-

tum im Baurecht erstellt. Doch im Kanton Bern sei im Gegensatz zum Kanton Zürich der Verkauf von Stockwerkeigentumswohnungen im Baurecht weit verbreitet. Zudem entwickle Mobimo zum ersten Mal ein Bauprojekt nach dem Plus­energie-Quartier-Standard (PEQ). Dieser Standard ist vor allem in den Kantonen Bern, Freiburg, Neuenburg und Solothurn bekannt und wird durch die Hauptstadtregion Schweiz in Zusammenarbeit mit BKW, EWB, Swisscom und Post gefördert. Tondel ergänzt: «Bei einem Plusenergie-Quartier geht es vereinfacht gesagt darum, dass über das ganze Jahr hinweg gesehen mehr Energie produziert als verbraucht wird – und die Überbauung weitgehend klimaneutral ist.» Entscheidend für die Erfüllung des PEQ-Standards ist die Stromerzeugung auf dem Areal durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Laut Projektleiter Angelsberger ist es mit dieser Energielösung und dem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) möglich, den Strom günstiger als herkömmlich an die Bewohner auf dem ­Baufeld F abzugeben. «Und wenn ein Strom­überschuss entsteht, wird er ins Allgemeinnetz eingespeist.» Umgekehrt werde eine Lücke mit dem Zukauf von Strom aus zu 100 Prozent erneuerbarer Energie geschlossen. Während der PEQ-Standard auch für Mobimo relativ neu ist, bringt das Unter-

Das Mobilitätskonzept sieht nebst der reduzierten Anzahl von Parkplätzen eine Ausrichtung auf Elektrofahrzeuge vor. Bei jedem Parkplatz in der Tiefgarage hat es gemäss den Aussagen des Mobimo-Entwicklungsleiters Vorinstallationen, damit die Eigentümer oder Mieter ein Elektrotableau anbringen können. Der Ladezeitpunkt in der Nacht und die Verrechnung erfolgten dabei über ein Lastenmanagement. Einige der Besucherparkplätze würden ebenfalls mit einer Ladestation für Elektrofahrzeuge ausgestattet werden. Auch die Gestaltung der Umgebung soll einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Biodiversität leisten. So sind nebst Spielplätzen, gemeinsamen Aussenraumflächen und Begegnungszonen grosszügige Grünflächen mit unterschiedlichen Bäumen, Sträuchern, Stauden und Geophyten geplant. Der Anteil an versiegelten Flächen wird bewusst gering gehalten. Neben den Gebäuden bleibt genug Platz für Bäume, Büsche und Blumen, sodass sich dort nebst anderen Tieren auch möglichst viele der mehr als 200 Schmetterlingsarten der Schweiz ansiedeln können – getreu dem Namen des Projekts. Story: Michael Baumann

Mobimo Mit einem Immobilienportfolio im Gesamtwert von knapp 3,4 Milliarden Franken ist Mobimo mit Sitz in Luzern eine der bedeutenden Schweizer Immobiliengesellschaften. Das Portfolio besteht aus Wohn- und Geschäftsliegenschaften in der Deutsch- und Westschweiz, das von rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut wird. Zudem verfügt Mobimo über eine Pipeline mit Entwicklungsobjekten für das eigene Portfolio oder für Dritte. Zu den Kernkompetenzen der Firma zählt die Quartierentwicklung, wofür die Beispiele Quartier du Flon in Lausanne und Aeschbachquartier in Aarau stehen. Mobimo bewirtschaftet ihre Gebäude selbst und stellt bei gros­ sen Liegenschaften sowie Quartieren ein eigenes Quartier- und Facility Management. mobimo.ch

Nachgefragt

«Werthaltigkeit unseres Portfolios langfristig sichern» Daniel Ducrey, CEO von Mobimo, über Zertifizierungen, Ratings und den Dreiklang der Nachhaltigkeit. Das Projekt Papillon wird nicht nur die Zertifizierung als 2000-Watt-Areal erhalten, sondern auch den Vorgaben eines Plusenergie-Quartiers entsprechen. Sind Nachhaltigkeitszertifizierungen aus der Immobilienentwicklung nicht mehr wegzudenken?

Daniel Ducrey: Was die Entwicklungsaktivitäten von Mobimo anbelangt, ist die Antwort: Ja. Bei all unseren Neuentwicklungen setzen wir die Vorgaben von etablierten Gütesiegeln wie 2000-Watt-Areal, Minergie oder Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) um. Wir sind überzeugt, dass diese Konsequenz die Werthaltigkeit unseres Portfolios langfristig sichert. Zertifizierte Objekte machen bereits knapp einen Drittel des Marktwerts unseres Anlageportfolios aus. Tatsächlich stellen Ratings wie der Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) oder Carbon Disclosure Project

(CDP) Mobimo ein gutes Zeugnis aus. Wie wichtig ist Ihnen das? Es ist eine wichtige, da objektive Bestätigung. Besonders der GRESB ist wertvoll, weil er das weltweit anerkannte Rating der Immobilienbranche ist. Dank solcher Ratings wissen unsere Anspruchsgruppen, wo wir im nationalen und internationalen Vergleich stehen. Ist Nachhaltigkeit ein Trendthema, das wieder an Popularität verlieren wird, und werden zum Beispiel bei einer Rezession als Folge der Pandemie Nachhaltigkeitsaktivitäten gestrichen? Im Gegenteil. Die Pandemie hat uns

doch vor Augen geführt, wie stark Einflüsse aus der Umwelt – in diesem Fall ein Virus – unser Leben bestimmen oder gar verändern. Und wie wichtig eine funktionierende Gesellschaft – vom Gesundheitssystem bis zur Nachbarschaftshilfe – ist und wie wertvoll eine resiliente Wirtschaft. Dieser Dreiklang der Nachhaltigkeit ist von immenser Bedeutung für uns alle. Unternehmen, die wie Mobimo Nachhaltigkeitsfragen in ihr Geschäftsmodell und in ihre Strategie integriert haben, sind für künftige Herausforderungen deutlich besser gewappnet. Interview: Michael Baumann


NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Verlagsbeilage Zukunft Bauen

5

Die beiden Co-CEOs des Hypotheken- und Immobiliendienstleisters Avobis: Patrick Schmid und Sandro Sulcis (rechts).

FOTO: MICHELE LIMINA

Avobis

#InnovationIstChefsache

«Immobilienbranche mit neuen Ideen aufmischen» Patrick Schmid und Sandro Sulcis, Co-CEOs des Zürcher Immobiliendienstleisters Avobis, verbinden das traditionelle Geschäft zunehmend mit einem innovativen Denkansatz. Dabei werden nicht einfach analoge Prozesse digitalisiert. Vielmehr soll die Branche dank der Kombination von menschlicher Expertise und technischer Intelligenz in ein neues Zeitalter geführt werden. Herr Sulcis und Herr Schmid, Sie beide sind Co-CEOs von Avobis. Das ist für ein KMU eine eher ungewöhnliche Führungslösung. Wie ist es dazu gekommen? Sandro Sulcis: Durch die Integration des Finanzierungspezialisten Pro Ressource, des Proptechs ImmoSparrow und der Verit Immobilien sowie starkes organisches Wachstum in den letzten zwei Jahren zählen wir heute über 300 Mitarbeitende zu unserem diversifizierten Team. Zudem haben wir uns zum Ziel gesetzt, das analoge Geschäft weiter auszubauen und gleichzeitig die Immobilienbranche mit neuen Ideen aufzu­ mischen. Dies hat uns dazu bewogen, das Thema Innovation mit Patrick Schmid als Co-CEO auf Geschäftsleitungsstufe zu stärken. Wie schaffen Sie es, dass dieses Konstrukt funktioniert? Patrick Schmid: Wir haben bei Avobis die beiden Bereiche traditionelles Geschäft und Innovation, die wir unter­ einander aufgeteilt haben. Sandro Sulcis kümmert sich um die Kunden und den Markt. Ich bin dafür zuständig, dass wir unsere Kunden und Berater durch innovative Lösungen noch besser unterstützen können, beispielsweise im Bereich der Marktpotenzialanalyse. Wir tragen also gemeinsam die Gesamtverantwortung, haben die gleichen Kompetenzen und könnten überall Einspruch erheben. Wir haben ein hohes Vertrauen zueinander aufgebaut und für die unterschied­ lichen übergreifenden Aufgaben einen von uns als Hauptverantwortlichen bestimmt. Sollten wir mal nicht einer Meinung sein, stimmen wir uns vorher ab und treten gegen aussen als Einheit auf. Warum hat das Thema Innovation bei Avobis einen derart hohen Stellenwert und ist zur Chefsache erklärt worden? Sulcis: Startups sind schnell und agil. Es fehlt ihnen aber oft an Kapital und Marktvertrauen. Grössere Firmen hin­ gegen haben andere finanzielle Möglichkeiten, sind aber bezüglich Innovationen eher träge. Wir als KMU haben uns gesagt, wir brauchen das Beste aus beiden Welten. Das heisst, wir verbinden unser

traditionelles Geschäft mit der Dynamik eines Startups. Innovation wurde in unserem Unternehmen schon immer ­ grossgeschrieben. Es geht hier nicht nur um technische Innovation, sondern um einen neuen Denkansatz. Um diesen fest in der DNA unseres Unternehmens zu verankern, kümmert sich Patrick Schmid um Innovationen. Warum hat sich ein Immobilienunternehmen auf die Fahne geschrieben, innovativ zu sein? Sulcis: Die Immobilienbranche ist seit vielen Jahren von steigenden Preisen und tiefen Zinsen geprägt. Wir wollen jetzt schon – intrinsisch motiviert – die Weichen stellen, um bereit zu sein, wenn die Zinsen wieder steigen. Deshalb fragen wir uns jeden Tag: Wie können wir uns verbessern und effizienter werden? Was können wir disruptiv angehen, um ein Umdenken zu fördern und die Immobilienwelt etwas aufzurütteln? Dabei ist es besonders spannend, wie sich die analoge und die digitale Welt miteinander verbinden lassen. Und wie können die Kunden von all dem profitieren? Schmid: Durch neues Marktpotenzial, weniger Risiko, messbaren Mehrwert ­sowie unsere langjährige Erfahrung und unser umfassendes Marktverständnis. Wir möchten unsere Kunden dabei unterstützen, neues Marktpotenzial zu erkennen und zu realisieren, aber auch Risiko besser einzuschätzen und zu reduzieren. Unser Innovationsteam schaut über den Tellerrand hinaus. Natürlich geht es auch um Effizienz- und Qualitätssteigerung. Das ist die Basis. Langfristig spannender sind aber die Themen, an die andere ­heute noch gar nicht denken. Letztendlich stellen wir uns auch der Herausforderung und haben uns zum Ziel gesetzt, die Leistung von uns als Dienstleister messbar zu machen. Durch die herbeigeführte Transparenz können wir Markttrends besser verstehen und antizipieren. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir unseren Kunden zukunftsfähige ­Investitionsentscheide ermöglichen, um ihre Rendite zu optimieren.

«Mit ImmoSparrow haben wir die umfassendste Immobilien- und Parzellensuchmaschine der Schweiz aufgebaut.» Patrick Schmid

«Wir verbinden unser traditionelles Geschäft mit der Dynamik eines Startups.» Sandro Sulcis

Welche konkreten Innovationsprojekte haben Sie bereits umgesetzt? Schmid: Mit ImmoSparrow haben wir auf Basis von über 100 Datenquellen über die letzten zehn Jahre die umfassendste Immobilien- und Parzellensuchmaschine der Schweiz aufgebaut. Darin ist jede Parzelle und jede Immobilie in der Schweiz, die auf einer beliebigen Plattform ausgeschrieben ist oder war, verzeichnet. In Kombination mit künst­ licher Intelligenz sind daraus auch ein Bewertungs- und Analyse-Tool sowie ein eigenes Mikrolage-Rating entstanden. So wissen wir beispielsweise genau, welche Gebäude wo stehen, wie gut die Lage und die Steuersituation sind, welche Bau­ vorhaben geplant und welche Objekte zu welchen Preisen auf dem Markt sind oder waren. Das dahinter­stehende Data-­ Warehouse ist die Basis für viele weitere Anwendungen. Haben Sie weitere Beispiele? Sulcis: Mit Loanone haben unsere ­Hypothekarspezialisten zusammen mit dem Technologieteam eine Softwarelösung für die digitale Abwicklung des kompletten Hypothekarprozesses ent­ wickelt. Damit wollen wir einen neuen Industriestandard im Hypothekarprozess setzen. Und auch bei Verit steht das Digitale und Innovative hoch im Kurs. Verit hat den ersten E-Mietvertrag auf den Markt gebracht und den führenden KI-Algorithmus für Dokumente des Mietprozesses entwickelt. Auch der Post­ eingang und die Dossiers sind selbstverständlich digital abgebildet. Dies steigert die Effizienz und Qualität für die Kunden. Neben all diesen Innovationen ­stehen aber bei Avobis nach wie vor die persönliche und direkte Beratung und Betreuung unserer Kunden im Zentrum. Wir verbinden also die menschliche und künstliche Intelligenz. Klingt beeindruckend. Wie viele Mitarbeitende sind im Innovationsbereich tätig? Schmid: Zu unserem Innovationsteam gehören zurzeit mehr als 60 Spezialisten. Das ist rund jeder fünfte Mitarbeitende. Das Team besteht aus erfahrenen Produkt-Owners, Frontend- und Backend-­

Die Avobis Group AG mit Sitz in Zürich ist ein aus dem Zusammenschluss der Hypotheken Servicing Schweiz AG und der Rodrigo & Abegg Immobilien AG entstandener Hypotheken- und Immobiliendienstleister mit 25-jähriger Tradition. Mehr als 300 Mitarbeitende an 13 Standorten betreuen Kunden in den Bereichen Immobilienanlagen, -finanzierung und -bewirtschaftung. Mit über 60 Spezialisten im Bereich Innovation und dem von Avobis mitinitiierten Swiss Immo Lab ist das Unternehmen ein bedeutender Innovationstreiber der Schweizer Immobilienbranche. avobis.ch

Software-Entwicklern, Data-­Scientists, GIS-Fachleuten, UX-Designern, Business-Analysten, Marketingexperten und Venture-Architekten. Gerade sind wieder 15 Spezialistinnen und Spezialisten zum Team gestossen, um ein neues Venture voranzutreiben. Sie investieren viel Kapital in Innovation. Welche Rolle spielt das Swiss Immo Lab, bei dem Sie als Gründungspartner dabei sind? Sulcis: Bei den eben erwähnten ­Beispielen handelt es sich um interne ­Innovationen. Um uns Zugang zu Zukunftstechnologien und digitalen Talenten zu ermöglichen, haben wir zusammen mit der Hypothekarbank Lenzburg, der Gebäudeversicherung Bern (GVB) und der Berner Kantonalbank das Swiss ­Immo Lab gegründet. Dieses stellt Jung­ unternehmen Kapital für die Weiter­ entwicklung ihrer innovativen Ideen zur Verfügung, und die Partner agieren im Idealfall als Pilotkunden. Es ist eine Win-win-Situation: Die Proptechs, Con­ techs und Fintechs profitieren vom Know-how etablierter Unternehmen. Gleichzeitig ist sichergestellt, dass wir keinen Innovationszug verpassen. Wohin geht die Reise in Ihrem Unter­ nehmen, haben Sie weitere Innovationen in der Pipeline? Schmid: Langweilig wird es uns zum Glück nie. Aktuell arbeiten wir sehr intensiv an einer Lösung, die es Investoren erlaubt, neues Marktpotenzial zu erkennen und ihr Portfolio zu analysieren und zu optimieren. So ist es beispielsweise für Immobilieninvestoren möglich, Parzellen zu finden, die über Ausnützungsreserven verfügen, oder zu analysieren, ob Port­ folioelemente mit Leerstand gewisse Muster wie etwa eine Kombination aus Alter, Lage, Objektart aufweisen. Für die Kreditgeber sowie unsere Asset-Management-Kunden fokussieren wir uns zurzeit auf Risiko- und Reporting-Themen. Daneben arbeiten wir auch intensiv an ­einem Projekt, das aber erst nach den Sommerferien spruchreif wird. Interview: Michael Baumann


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

FOTOS: MICHELE LIMINA

6

Attila Castiglioni (links), Service- und Marketingdirektor, und Stephan Keller, Entwicklungsdirektor: Die beiden Mitglieder der Geschäftsleitung der V-ZUG Gruppe gewähren einen Blick hinter die Kulissen am Produktions­ standort in Zug.

#InnovationIstChefsache

«Wir wollen begeistern» V-ZUG hat eine neue Gerätegeneration auf den Markt gebracht: die Excellence-Linie – Backöfen und­­­­­­­­­­­­­ Steamer im Premiumsegment. Hinter den verspiegelten Glasfronten steckt viel Hightech mit innovativen Funktionalitäten. Entwicklungsdirektor Stephan Keller und Service- und Marketingdirektor Attila Castiglioni erklären, worin die Geheimnisse liegen. Beim Bauen steckt der Teufel bekanntlich im Detail. Vor allem, wenn es um eine neue Küche geht. In Ihrer Werbekampagne zur neuen Excellence-Linie ist es aber nicht der Teufel, sondern pure «Magie», die im Detail steckt. Was heisst das? Attila Castiglioni: Wir haben den Begriff ganz bewusst gewählt, denn wir sind davon überzeugt, dass unseren Geräten eine gewisse Magie innewohnt. Sie liegt in der einfachen Bedienung bei gleichzeitig komplexen Funktionalitäten. Wir haben Programme und Kochhilfen, welche die Bedienung spielerisch machen, und «übersetzen» damit die ­Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden in unsere Geräte. Stephan Keller: Ich möchte hier anknüpfen: Wir investieren bei der Entwicklung sehr viel Zeit in eine detaillierte Analyse, um zu verstehen, wie genau die Anwenderinnen und Anwender unsere Produkte im Alltag tatsächlich nutzen. Dabei ist es unser Ziel, so etwas wie eine verblüffende Begeisterung bei der Nutzung und Bedienung auszulösen. Zum Beispiel dadurch, dass genau in dem Moment, im dem ich etwas tun möchte, diese Funktion auf dem Display erscheint, weil sie durch die enthaltene Logik antizipiert wird. Das sind magische Momente, wenn man so will. Sie werben mit drei Neuerungen: mit ­Präzision, puristischem Design und komplexen Technologien. Wo steckt – salopp gesagt – am meisten «brain» drin? Keller: Ein Grossteil der Arbeit steckt in der Marktforschung, um ein erstes Layout des Geräts definieren zu können. Dann folgt das, was man als Hightech ­bezeichnen könnte: Unsere Excellence-­

Linie kann sehr komplexe Aufgaben lösen. Dies erfordert ein erhebliches ­ Mass an Technologie und Innovation. Wir ­beginnen mit der wissenschaftlichen Vorentwicklung. Mithilfe der neuesten Engineering-Design-Werkzeuge werden verschiedene Entwürfe erstellt. Zum Einsatz kommen Computersimulationen, die zum Teil in Kooperation mit externen Spezialisten zur Anwendung kommen. Darunter sind Thermodynamiker, Strömungstechniker, Materialwissenschaftler und viele andere. Wir tauchen sehr tief in die wissenschaftlichen Fragestellungen ein – ähnlich der Automobilindustrie entwickeln wir mit den gewonnenen Erkenntnissen technologische Produktplattformen, auf denen unterschiedliche Produkte aufgebaut werden können. Bei unserer Excellence-Linie für Backöfen und Steamer sind das mehrere 100 Modelle mit unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen für verschiedene Märkte. Das Plattformkonzept sorgt vor allem für konstante Qualität und ermöglicht auch die Kommerzialisierung bei ­einer Produktion in der Schweiz. Und worin besteht die grösste Heraus­ forderung? Keller: Das «Geheimnis» liegt in der Verbindung von einer maschinenbautechnischen Produktkonzeption, die einem Roboter sehr nahekommt, mit dem Knowhow der Lebensmittelwissenschaft, angereichert mit immer mehr Möglichkeiten aus der Digitalisierung. Unsere Kernkompetenz ist genau diese Verbindung zwischen beiden Welten: Die einen Spezialisten programmieren Regelungstechnik, andere kümmern sich darum, wie ein Lebensmittel auf bestimmte Energieeinträge

im Zeitverlauf reagiert. Ein ganzes Stockwerk mit Laboren und Prozessingenieuren beschäftigt sich bei uns mit dem Thema der Lebensmittelapplikation. Diese Kompetenz erachten wir bei V-ZUG als branchenführend. Mit unserem Verbund an Technologien wie etwa Dampfeintrag, Wärmeverteilung und optimale Prozesssteuerung können unsere Geräte das schaffen, was sonst der Profiküche vorenthalten ist. Damit eben eine Brotkruste nicht zu dick und hart, sondern genauso knusprig wie beim Bäcker wird. V-ZUG hat kürzlich zwei internationale Preise für die neue Excellence-Linie erhalten: den IF Design Award und den RedDot Award. Hier hat V-ZUG es sogar als «Best of the Best» in die «Hall of Fame» geschafft. Bei beiden Auszeichnungen legen die Jurys zahlreiche Kriterien an. Was sind für Sie die drei wichtigsten? Castiglioni: Heute steht die «User Experience» im Zentrum der Design­ ­ entwicklung – eine Wissenschaft für sich, die sich mit einer Gesamtlösung bei der

«Bei V-ZUG gibt es keine Produktentwicklung, in der nicht von Anfang an Nachhaltigkeits­ kriterien berücksichtigt werden.» Stephan Keller

Interaktion zwischen Mensch und Maschine beschäftigt. Um die Frage nach den drei wichtigsten Kriterien zu beantworten, sind diese für uns: die Funktionalität, die Ästhetik und auch die Kombinierbarkeit. Unsere Geräte stehen ja nicht für sich alleine, sondern müssen in unterschiedlichen Küchen passen. Keller: Ein Beispiel vielleicht zur Funktionalität: Ästhetisch stört die Digitaluhr auf der Backofenfront der Excellence-Linie die Symmetrie des Geräts. Aber eine Zeitanzeige ist nun mal unter dem Gesichtspunkt der Nutzerfreundlichkeit unverzichtbar. Also haben wir sie dort belassen. Wer will, kann die Uhr aber ausschalten. Wie lange dauert so eine Designentwicklung? Keller: Bei der neuen Linie haben wir vor fünf Jahren damit angefangen … Wenn man am Ende das Produkt als ganzheitliches Konzept wahrnimmt und die vielen bewussten einzelnen Design­ entscheidungen als solche nicht mehr ­erkennt, dann haben wir unseren Job richtig gemacht. Wir sprechen häufig von Simplexity: komplexe Technologie im Hintergrund, die spielerisch einfach per App oder auch manuell zu bedienen ist. Während der Entwicklungsphase prüfen wir die Zielerreichung in dieser Beziehung permanent über «Consumer Panels». Sie bewerben die neue Gerätegeneration in Verbindung mit der Natur. Wie «grün» sind denn Features wie ein personalisierbares grosses Touchdisplay? Keller: Das ist ein wichtiger Punkt. Schliesslich steckt hinter der Excellen-

ce-Linie ein Computer, ein 4-Core-CPU plus Grafikkarte ähnlich einem Smartphone, und es wird eine minimale Datenverbindung aufrechterhalten. Wir haben viel Aufwand betrieben, um die strengen Standby-Regulierungen einzuhalten. Im Standby leuchtet nur die Digitaluhr – der Rest der Elektronik ist dann nicht in Betrieb. Damit sind die neuen Geräte sogar besser als die bestehende Linie. Im Übrigen gibt es bei V-ZUG keine Produktentwicklung, in der nicht von Anfang an Nachhaltigkeitskriterien wie Energieoder Wasserverbrauch berücksichtigt werden. Das geschieht für das einzelne

V-ZUG Seit 1913 entwickelt und vertreibt das Schweizer Traditionsunternehmen mit Sitz in Zug Haushaltapparate für Küche und Waschraum. 2020 wurde die V-ZUG Gruppe mit mehr als 550 Millionen Franken Jahresumsatz von ihrer Muttergesellschaft, der Metall Zug, abgespalten und separat an der Schweizer Börse kotiert. Heute beschäftigt die V-ZUG Gruppe rund 2000 Mitarbeitende in mehreren europäischen Ländern sowie in Australien, China, Hongkong und Singapur. Es ist das einzige Unternehmen in der Branche, das nach wie vor einen Grossteil des Küchengerätesortiments hierzulande produziert. Die V-ZUG Gruppe veröffentlicht regelmässig einen Nachhaltigkeitsbericht. v-zug.com


7

«Im Neubaugeschäft sehen wir eine Seitwärtsbewegung, das Renovations- und Sanierungsgeschäft boomt aber weiterhin. Der Markt dürfte sich damit nach wie vor positiv entwickeln.» Attila Castiglioni

Vorbilder Entwicklungsdirektor Stephan Keller und Service- und Marketingdirektor Attila Castiglioni haben bei V-ZUG jeden Tag mit Neuheiten zu tun. Doch was sind ihre persönlichen Favoriten, wenn es um Innovationen geht? Für Stephan Keller ist die Sache klar: «Ich habe ­grössten Respekt vor medizinischen Entdeckungen wie die Entwicklung von Antibiotika oder Krebstherapien. Ich selbst bin ein Tüftler, mein Herz hängt an der Robotik.» Und Attila Castiglioni kann sich für vermeintlich kleine Inno­ vationen begeistern, die im Alltag aber grosse Wirkung entfaltet haben: den selbständigen Rasenmäher etwa oder den Reissverschluss. Produkt aber auch in der Produktion − die Rückverfolgung von Prozessen und Materialien in der Lieferkette sind essenziell. Wie hoch ist denn die Wertschöpfungstiefe? Castiglioni: Das hängt natürlich vom jeweiligen Produkt ab und liegt in der Regel bei 70 bis 85 Prozent. Um ein Gerät als «Swiss made» labeln zu dürfen, braucht es in der industriellen Produktion grundsätzlich eine Wertschöpfung von 60 Prozent in der Schweiz. Die Tatsache, dass wir weitgehend hier fertigen und ver­ arbeiten, ist Kern unserer «Swissness» und ein wichtiger Teil der Nachhaltigkeit, zu der sich V-ZUG seit Jahrzehnten bekennt. Wir sparen so Transportwege und Arbeitsschritte, die Ressourcen verbrauchen, und leisten mit der Verfügbarkeit von Ersatzteilen bis zu 15 Jahre lang zusätzlich einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Wie wird bei V-ZUG der Prozess von der Idee zum nachhaltigen Produkt gemanagt? Keller: Entscheidend für einen erfolgreichen Innovationsprozess ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit in unserem Mikrokosmos. Im Zentrum steht dabei nicht irgendeine Idee, die in einer akademischen Wolke schwebt und schwer vermarktbar oder industrialisierbar ist. Es geht vielmehr um einen lebendigen Prozess im gegenseitigen Austausch. Es sollen bewusst Diskussionen entstehen. Das Erfolgsrezept für Innovationen ist häufig die menschliche Interaktion. Und welche Rolle spielt dabei das Innovation Lab von V-ZUG? Keller: Dieses Labor versucht – los­ gelöst von eher starren Prozessen, dafür mit agilen Ansätzen – diesen lebenden Innovationsprozess quasi von der Seite zu befeuern. Hier findet auch externes Scouting von Trends und Technologien statt. Wir sind zudem sehr gut vernetzt mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Bauwirtschaft, ebenfalls im Rahmen des Schweizerischen Innova­ tionsparks. Die Arbeit im Lab ist sehr ­offen und agil. In dem Moment aber, in dem wir uns entschieden haben, in welche Richtung die Realisierung laufen soll, verändert sich der Innovationsprozess. Inwiefern? Keller: Dann kommt es darauf an, die Innovationsidee hocheffizient und fehlerfrei in einem geordneten Prozess in die Industrialisierung und Vermarktung zu bringen. Denn bei einem Produktlaunch muss alles perfekt funktionieren. An dieser Stelle ist unsere Kompetenz im Engineering gefragt, was ganz viel mit Erfahrung, Präzision und Stringenz in

den Prozessen zu tun hat. Das ist logisches Projektmanagement und hat mit Inspiration weniger zu tun.   Wie viele Personen arbeiten in der Entwicklung? Keller: Allein im Engineering sind es ungefähr 160 Festangestellte, dazu kommen die Spezialisten aus dem Marketing, dem Produktmanagement, der Fertigung, des Qualitätsmanagements. Die Innova­ tionstätigkeit ist hochinterdisziplinär. Und wer darf im Innovation Lab arbeiten? Der Job dort klingt nach grossen Freiheiten und viel Spass? Keller: So ist es. Es gibt einen Stamm von drei bis vier Experten aus verschiedenen Bereichen – IT, Betriebswirtschaft oder Applikation – und dann noch weitere, bewusst auch externe, die temporär mitarbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen im Lab müssen keine vergleichbare Umsetzungsquote zur regulären Produktentwicklung erreichen. Das ist wichtig. Sie müssen aber mit dieser Offenheit umgehen können und den Drang haben, immer wieder alles in Frage zu stellen. Das ist nicht für jede und jeden das Richtige. Neben der Freiheit muss man ebenso ein Mass an Frustrationstoleranz mitbringen, weil nicht alles umgesetzt wird, was ausgedacht wurde. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) bei dieser Entwicklungs­arbeit? Keller: KI ist ein Sammelbegriff für viele Leistungen. In der gesamten Garund Rezeptautomatik mithilfe von Sensoren ist beispielsweise die Intelligenz unseres Wissens mit abgebildet, und das bieten wir ja schon seit längerer Zeit an. Wenn heute von KI gesprochen wird, stehen eher Assoziationen an einen ­ Sprachassistenten oder Bild- und Audiosignal-Verarbeitung im Blick, zum Beispiel «Natural Language Processing». ­Dabei geht es häufig um Algorithmen, die in sogenannten Daten-Lakes Regelmässigkeiten beziehungsweise Muster erkennen. Wir sind in diesem Bereich aktiv und arbeiten dabei global mit grossen Firmen an gemeinsamen digitalen Produkten. Innovative Produkte orientieren sich an gesellschaftlichen Entwicklungen. Welche Trends sehen Sie? Castiglioni: Unser Market-Inside-Team, das sich aus Mitarbeitenden mit hoher Marktnähe zusammensetzt, beschäftigt sich intensiv mit den Kundenbedürfnissen, mit gesellschaftlichen Entwicklungen und auch psychologischen Aspekten. Wir sehen hier, grob gesagt, drei grosse Trends. Erstens die Individualisierung: Die Zeit zu Hause wird immer wichtiger, Kochen ist im Trend. Das spüren wir deutlich. Dabei gibt es starke Unterschiede zwischen den Wohnbedürfnissen der Babyboomer oder jenen der Generationen Y und Z. Singles fragen beispielsweise eher nach kompakten Küchen. Die Pandemie hat diesen Trend – sich auf die eigenen vier Wände als Wohlfühloase zu besin­nen – massiv verstärkt. Der zweite Trend: Kochen wird zu einem kreativen Prozess. Die Menschen legen mehr Wert auf gesundes und qualitativ gutes Essen. Und drittens: der Trend zur Nachhaltigkeit. Gefragt sind nicht nur ressourcenschonende Produkte. Man will Geräte reparieren können. Unser Service stellt dies in hohem Masse sicher. Und Digitalisierung? Keller: Wir sehen das nicht mehr so stark als abgesetzten Trend, sondern eher als etabliertes Faktum. Digitale Produkte fügen sich ideal in das Angebotsportfolio ein und können den Nutzen des Gesamtangebots ergänzen. Digitale Services sind heute breit etabliert – im Haushalt, im ­Auto, im Büro … Das Traditionsunternehmen V-ZUG hat sich klar zum Werkplatz Schweiz und den Standorten Zug und Arbon (TG) sowie ab 2022 Sulgen (TG) bekannt – trotz des hohen Lohn- und Preisniveaus. Findet man in der Schweiz bessere Mitarbeitende als im Ausland? Castiglioni: Wahrscheinlich nicht. Aber wir schätzen an Mitarbeitenden in der Schweiz und in Mitteleuropa konstruktives Mitdenken und die Identifikation mit dem, was auch in der DNA von V-ZUG verankert ist: Innovation, Qualität, Präzision, Verlässlichkeit, Langlebigkeit. Diese Attribute finden sich in unseren Produkten

und letztlich in unserer Marke wieder, was im Ausland, insbesondere in Asien, sehr geschätzt wird. In der Schweiz gibt es derzeit zehn Flag­ ship-Stores, die Zugoramas. Im Ausland werden neue in Metropolen wie Paris, London, Singapur und Schanghai eröffnet. Steht die Marke V-ZUG bald nur noch für Lifestyle-Produkte im Premium- und Luxus­segment? Castiglioni: Mit der Excellence-Linie haben wir tatsächlich den Fokus eher auf

dieses Segment gelegt. Aber wir haben parallel dazu auch unsere Advanced-Linie, die für das klassische Kochen im mittleren Segment respektive im sogenannten Mietersegment steht. Diese Linie wird zum Beispiel in Genossenschaftsüberbauungen stark nachgefragt. Zu diesen Produkten bekennen wir uns gleichermassen. V-ZUG profitiert von Neubauten und Sanierungen. Das Wachstum in der Immobilienbranche scheint nach einer Boom­phase zu stagnieren. Wie sehen Sie die Zukunft?

Castiglioni: Der Markt spricht seit Jahren von der Tendenz zu einer Immobilienblase. Wir beobachten eine weiter positive Entwicklung, die Kurve ist aber tatsächlich etwas weniger steil geworden. Im Neubaugeschäft sehen wir eine Seitwärtsbewegung, das Renovations- und Sanierungsgeschäft boomt aber weiterhin. Der Markt dürfte sich damit nach wie vor positiv entwickeln. Interview: Cornelia Glees

Ein Blick hinter die Kulissen bei V-ZUG In der «Innovationsküche» Schulterblick in die Welt der Hardware-Entwicklung und Regelungstechnik: Hier arbeiten diejenigen, die neue Funktionalitäten für Küchengeräte von morgen entwickeln. Innovationen haben allerdings weniger mit genialen Ideen, als mit interdisziplinärer Zusammenarbeit und strukturierten Prozessen zu tun – vor allem der Austausch mit der Wissenschaft und mit anderen Unternehmen ist wichtig. V-ZUG kann auf ein umfassendes Ökosystem zurückgreifen, in dem laufend neue Ideen, Experimente und zukunftsweisende Lösungen entstehen. Wenn der Backroboter so intuitiv und einfach zu bedienen ist, dass man das technische Design hinter dem Spiegelglas gar nicht wahrnimmt, dann haben die Entwickler alles richtig gemacht.

CircleSlider (Nahaufnahme) Er ist der Eye Catcher der Excellence-Line: der sogenannte CircleSlider, ein neues und «revolutionäres» Steuerelement, wie V-ZUG es formuliert. Dieser Drehgeber befindet sich in der Mitte des grossen TouchDisplays und ist ins Glas eingeschliffen. Sein puristisches Design lässt allenfalls ahnen, wie viel technische Perfektion sich dahinter verbirgt. Es genügt, einfach mit dem Finger auf der leicht angerauten Oberfläche des Circle­ Slider entlangzu­ fahren, um beispiels­ weise Temperatur oder Gardauer zu ­regulieren, schnell und intuitiv – ein haptisches Erlebnis.

Vier hängende Backbleche Gut abgehangen: Backbleche mit Pulverbeschichtung im Verlauf der automatisierten Produktionslinie von V-ZUG. Im Emaillierwerk gehen die Bleche buchstäblich durchs Feuer bei exakt 863 Grad Celsius, um als Backhilfe mit dem perfekten Überzug den Brennofen zu verlassen. Dank der speziellen emaillierten Beschichtung liefert das Backblech eine gleichmässige Wärmeverteilung – und lässt sich auch einfacher reinigen.

Lebensmittelingenieurin In der Testküche wird unter kontrollierten Bedingungen gekocht, gebacken und streng bewertet: Sind wirklich alle Cup Cakes auf einem Blech gleichmässig gebräunt? Schliesslich ist Uniformität beim Backen eine Frage der richtigen Wärmeverteilung im Ofen. Ein ganzes Stockwerk mit Laboren und Prozessingenieuren beschäftigt sich bei V-ZUG mit dem Thema der Lebensmittelapplikation. Ein USP des Unternehmens. Innovative Premiumentwicklungen wie Gelinggarantie, Garautomatik oder Vacuisine (Garen ­unter Vakuum) müssen sich eben in der Praxis bei jedem Gericht bewähren. Und am Ende aller Tests fällt in der Küche auch immer etwas Gutes für die Kolleginnen und Kollegen ab.


8

Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

#InnovationIstChefsache

Gemäss Steiner Office-Barometer möchten 91 Prozent der Studien- teilnehmer weiter im heimischen Büro arbeiten. Viele wünschen aber zugleich einen Arbeitsplatz an zentraler Lage, so Michael Schiltknecht, Head Real Estate bei der Steiner AG. Laut Ihrer aktuellen Studie wollen die Schweizer verstärkt im Homeoffice arbeiten, aber nicht nur. Das erschwert die Planung für Arbeitgeber. Was raten Sie den Unternehmen? Michael Schiltknecht: Es wird viel diskutiert, welcher Mix von Homeoffice und Büropräsenz am besten ist: 40 zu 60, 50 zu 50, 80 zu 20? Dafür gibt es kein Patentrezept. Die eigentliche Herausforderung ist die Organisation. Dazu ist eine wöchentliche Planung wichtig, um zu analysieren, ob und wann es zu Spitzenzeiten in den Büros kommen könnte. Wenn man das weiss, kann man sich entsprechend auf die Situation vorbereiten und gegebenenfalls sanft ­ ­regulieren. Ist die Performance im Unternehmen besser, wenn die Mitarbeitenden physisch vor Ort sind? Generell heisst es meist, Homeoffice sei sehr effizient. Aber es fehlt dazu die Langzeiterfahrung. Wir werden erst in Zukunft erkennen, für welche Aufgaben die physische Präsenz besser ist als eine aus der Distanz. Man muss sich darüber im Klaren sein, welche Anforderungen das Homeoffice genau erfüllen soll. Und: Ist das Umfeld zu Hause wirklich dafür geeignet, lässt es sich dort ungestört arbeiten? Bleibt auch eine gewisse Firmen­ identität spürbar? Ein anderer Trend ist Desksharing: Mehrere Beschäftigte teilen sich einen Schreibtisch im Büro. Das ist meist ein unbeliebtes Thema. Viele grosse Unternehmen haben keine guten Erfahrungen mit Desksharing gemacht. Vielleicht funktioniert das nur, wenn sich Teams, die sich gut kennen, gewisse Arbeitsplätze teilen. In jedem Fall muss man Mitarbeitende dafür ­motivieren. Sie wollen ja auch nicht nur einen bestimmten Arbeitsplatz, sondern ein «Multiraumerlebnis». Wir haben in unserer Homeoffice-Studie gesehen: Die meisten Befragten möchten konzen­ triert arbeiten – dazu braucht es eher ­Einzelbüros. Sie wollen aber auch Kommunikationsbereiche, in denen man sich treffen und austauschen kann.

FOTO: MICHELE LIMINA

«Wir stehen hier am Anfang einer neuen Entwicklung»

Wie schätzen Sie den künftigen Flächenbedarf für Arbeitsplätze ein? Wird er in ländlichen Regionen eher zunehmen und in der Stadt abnehmen? Das interessiert jeden, denn es ist ja wichtig zu wissen, wo künftig mit Büroleerstand zu rechnen ist und wo nicht. Die Stadt ist nach wie vor beliebt – auch als Arbeitsort. Die entscheidende Frage ist aber: Wird künftig überhaupt noch so viel Bürofläche gebraucht? Und wie lautet Ihre Antwort? Ausgangspunkt ist der einzelne Arbeitnehmer mit seinen Bedürfnissen: Er will sowohl im Homeoffice arbeiten als auch einen Büroplatz im Unternehmen haben. Das ist keineswegs ein neues Phänomen. Viele Firmen haben bereits vor Corona begonnen, die Bürokapazitäten in ihren Gebäuden zu reduzieren. Mit ­Corona hat sich das Homeoffice stärker etabliert, auch bei den Chefs. Inzwischen wird mehr und länger von zu Hause aus gearbeitet. Demnach könnten Unternehmen jetzt noch mehr Schreibtische in den Büros einsparen und dafür mehr flexible Arbeitsplätze vorsehen, die mehrere Beschäftigte sich teilen. Wie weit kann eine Firma dabei gehen? Wenn sich zum Beispiel in einer Firma ein Mix von Homeoffice zu Büro von 50 zu 50 eingependelt hat, kann ich nicht nur 50 Prozent Büroarbeitsplätze vor­ sehen. In Spitzenzeiten würde es dann zu Engpässen kommen. Ich müsste den Mitarbeitenden sagen, wann sie ins Büro kommen dürfen und wann nicht. Vielleicht gibt es Unternehmen oder Branchen, die sich dies leisten können. Es ­besteht dann aber die Gefahr, dass Arbeitnehmer bei einer Zwangsregulierung beginnen, für den Arbeitsplatz zu Hause Geld einzufordern. Teuer wird dies, wenn Mitarbeitende an exklusiven Lagen wohnen. Will man dies vermeiden, könnte man bei einem Mix von 50 zu 50 wohl nur rund 25 Prozent der Büroarbeits­ plätze einsparen. Wenn das alles so neu nicht ist, sondern nur ausgeprägter: Hat Corona grundsätzlich etwas verändert?

Michael Schiltknecht ist Head Real Estate bei der Steiner AG.

«Wir werden erst in Zukunft erkennen, für welche Aufgaben die physische Präsenz besser ist als eine aus der Distanz.» Ja, wir haben uns eine neue Arbeitsweise angeeignet. Die Anzahl an Videomeetings hat enorm zugenommen. Diese effizienten digitalen Möglichkeiten werden wir in Zukunft noch viel mehr ausschöpfen. Das bedeutet aber auch, dass wir viel mehr Einzelbüros als Rück­ zugsräume ohne lästige Umgebungs­ geräusche benötigen. Aber nicht nur das: Wir haben durch die Pandemie auch ein anderes Distanzgefühl entwickelt. Wir möchten nicht mehr unbedingt so nahe mit Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten, sondern wünschen uns mehr Abstand.

Arbeit im Homeoffice – Austausch im Büro Mit Corona kam das flächendeckende Homeoffice über Nacht. Für die Zukunft nach Corona stellt sich die Frage, wie Arbeit idealerweise organisiert sein soll. Das Steiner Office-Barometer, eine breit angelegte Studie mit mehr als 1000 Berufstätigen in der Deutsch- und Westschweiz, hat dazu Interessantes zutage gefördert: Neun von zehn Befragten sprachen sich fürs Homeoffice aus. Viele vermissen jedoch die sozialen Kontakte im Büro. Darum zieht es nicht wenige von ihnen auch wieder zurück in die Firma – vorzugsweise in Räumlichkeiten an zentraler Lage und mit eigenem Arbeitsplatz. Fazit: Arbeitnehmende in der Schweiz bevorzugen das Beste aus beiden Welten, sprich «dä Foifer und s’Weggli».

Was ebenfalls auffällt: Bereits vor der Homeoffice-Pflicht hatten 39 Prozent der Befragten die Möglichkeit, ihrer Arbeit im häuslichen Büro nachzugehen. Zum Zeitpunkt der Umfrage arbeiteten mit 48 Prozent nur unwesentlich mehr von zu Hause aus – bei einem maximalen ­Potenzial von 56 Prozent. Tendenziell ­arbeiten in der Stadt und bei grossen Firmen mehr Menschen zu Hause als auf dem Land und in KMU-Betrieben. Auch wer im Homeoffice arbeitet und nur tageweise ins Büro pendelt – eine zentrale Lage soll der Arbeitsplatz schon haben, das ist der Mehrheit der Befragten wichtig. Viele Arbeitnehmende wollen eben schlicht beides: die Freiheit des Homeoffice, aber trotzdem weiterhin das vertraute Umfeld im Büro.

Was bedeutet dieser Wunsch für den Bau von neuen Wohn- und Geschäfts­ häusern, in der Stadt wie auf dem Land? Wie aus der Steiner-Studie hervorgeht, werden urbane, innerstädtische Arbeitsplätze weiterhin begehrt sein, Büros in Randlagen dagegen vermutlich auf weniger Nachfrage stossen. Wer aber nach ­einer langen Homeoffice-Phase wieder an seinen Schreibtisch im Büro zurückkehrt, dürfte höhere Ansprüche an Rückzugsräume haben – der Platzbedarf wächst. Folglich wird auch der Druck zunehmen, etwas an der bestehenden Arbeitsplatz­ situation zu ändern. Gefragt sind innovative Lösungen, die mehr Flexibilität ermöglichen (siehe Interview). steiner.ch/officebarometer

Das alles führt am Ende zu einem Mehr­ bedarf an Fläche? Sicher. Einerseits können wir vielleicht geschickt mehr Desksharing einführen, aber zugleich gibt es einen höheren Bedarf an Fläche pro Person. Ob sich das am Ende ausgleicht, ist jeweils abhängig vom Unternehmen. Firmen, in denen die Mitarbeitenden schon heute eng beieinandersitzen und die in den letzten Jahren zunehmend verdichtet haben, werden jedenfalls ein Problem bekommen. Wenn Konjunktur und Standortattraktivität der Schweiz gleichbleiben, wird der Corona-Effekt zu einem erhöhten Verbrauch an Arbeitsflächen führen, insbesondere in den Städten. Wir stehen hier am Anfang einer neuen Entwicklung. Mit welchen Konzepten reagieren Sie darauf ? Gibt es konkrete Lösungen? Die Steiner AG hat schon vor vier Jahren das Konzept «Manufakt» entwickelt, das modular nutzbare Flächen und ­attraktive Shared Spaces umfasst. Es gibt dazu ein sogenanntes White Book – eine Anleitung für die Entwicklung, den Bau und Betrieb solcher urbanen Gewerbe­ immobilien. Das Konzept ist zukunftsweisend und passt gut in die aktuelle ­Debatte zum neuen Arbeiten. Und wie sieht es beim Wohnungsbau aus? Hier braucht man ja gute Bedingungen für Homeoffices ... Die Lösung kann längerfristig nicht darin bestehen, einfach grössere Wohnungen zu bauen, um mehr Platz fürs Homeoffice zu schaffen. Die Herausforderung der Zukunft wird auch hier sein, neue, unkonventionelle Lösungen zu entwickeln. Denn Bauland bleibt ja ein knappes Gut, erst recht in den Städten. Deshalb muss es in erster Linie darum gehen, effizientere, flexiblere Grundrisse zu planen. Interview: Elmar zur Bonsen

Manufakt: ein flexibles Gebäudekonzept Als einer der Ersten in der Branche hat die Steiner AG mit Sitz in Zürich ein nachhaltiges, mehrdimensionales Konzept für Büro- und Gewerbebauten entwickelt: «Manufakt». Es soll mit geringerem Ressourcenverbrauch mehr Nutzwert bieten. Anders als bei bisherigen Gewerbehäusern erhält der Mieter ein hochwertiges Raumangebot an geteilten und ganz nach Bedarf nutzbaren Sitzungszimmern, Flex Offices und Begegnungszonen. Damit sinken die direkten Raumkosten sowie die Betriebskosten für Zusatzflächen. Das Bürogebäude kommt ohne tragende Wände aus und bietet ein optimales Raumraster, eine grosse Tiefe und eine gute Höhe. Alle Leitungen sind sichtbar und lassen sich je nach Bedarf verlegen. Zudem hat Steiner «Raumboxen» für Einzelarbeitsplätze entworfen, die man modular zusammenstellen kann. Der erste solche Gebäudekomplex wurde vor kurzem in Zürich-Altstetten eröffnet: «Manufakt8048». In Wädenswil und Winterthur entstehen in den kommenden Jahren mit dem «Manufakt8804» und dem «Manufakt8409» zwei weitere innovative Gewerbeparks nach diesem Konzept. FOTO: PD


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

9

#TheNextBigThing

Clever Architecture: Design mit Impact Das Architekturbüro OOS hat für das Hightech-Unternehmen Sonova in Murten eine Lowtech- Niederlassung realisiert. Als eines der ersten Null-Energie-Firmengebäude der Schweiz setzt dieses neue Massstäbe bezüglich Raumqualität, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. FOTOS: MICHELE LIMINA

Mit seinen zwei Flügeln erweckt der ­lange, ganz in Weiss gehaltene Neubau eingangs Murten den Eindruck, Mitarbeitende und Besucherinnen umarmen zu wollen. «Schön, fällt das sofort auf», lacht Christoph Kellenberger, «denn die Wirkung ist durchaus gewollt.» Grundsätzlich sei der konkave Gebäudekörper der Topografie geschuldet, aber: «Wir wollten gleichzeitig eine einladende Geste kreieren. Wer hier ein- und ausgeht, soll sich willkommen fühlen.» Kellenberger und sein Zürcher Architekturbüro OOS verantworten den Bau des Wireless Competence Center der Sonova-Tochtergesellschaft Phonak Communications.

Details machen den Unterschied

500 Jahre Erfahrung Bereits beim Betreten des Gebäudes wird klar: Hier ist alles ein bisschen anders, als man es sich von herkömmlichen Bürobauten her gewohnt ist. Keine durchgehenden Fensterfronten, keine Klimaanlage, kaum künstliche Lichtquellen – dafür viel Raum, viel Luft, viel natürliches Licht. Imposant auch die breite Holztreppe, die vom Erd-

Christoph Kellenberger und Raf Dauwe von OOS gemeinsam mit Felix Frei von Anex Ingenieure (von rechts nach links) im Wireless Competence Center der Sonova-Tochtergesellschaft Phonak Communications in Murten (siehe Bild unten).

«Ästhetik, Effizienz und Nachhaltigkeit bestimmen unser Tun.» geschoss in den ersten Stock führt. Die in unterschiedlicher Höhe und versetzt angebrachten Stufen dienen bei Bedarf als Sitzgelegenheit und machen aus der zen­ tralen Erschliessung ein Auditorium. «Die Treppe ist wahrscheinlich das augen­ fälligste Beispiel dafür, dass wir hier konsequent nach Clever Architecture vorgegangen sind», betont Raf Dauwe, der das Projekt seitens OOS geleitet hat. Clever Architecture: Die Philosophie des cleveren Entwerfens und Bauens verfolgt das Ziel, Ästhetik und Funktionalität mit architektonischem Wissen und nicht mit technischen Apparaturen zu lösen. Clever Architecture könne durchaus als Kampfansage an die «Smart-Cities-Marketingmaschine» erachtet werden, die sämtliche Herausforderungen auf technologischer Ebene zu lösen gedenke, betont Christoph Kellenberger. Im Zuge dessen würden Erfahrung, Wissen und bewährte Methoden oftmals in den Hintergrund rücken. «Wenn man so will, bauen wir im Sinne der cleveren Architektur so, wie man bereits vor fünfhundert Jahren gebaut hat – einfach mit höherem Nutzerkomfort.»

Klimaadaptiv und sowieso Hausherr Evert Dijkstra, Managing Director von Phonak Communications, ist be-

geistert von den besonderen Eigenschaften, die mit dem Bau und dem Betrieb des Gebäudes verbunden sind. «Ästhetik, Effizienz und Nachhaltigkeit bestimmen unser Tun. Und genau das widerspiegelt sich in diesem Gebäude – aussen wie innen.» Bereits bei der Erstellung wurde denn penibel darauf geachtet, den Verbrauch an grauer Energie zu minimieren. «Auf eine Unterkellerung etwa haben wir ­ ­verzichtet, damit nicht zu viel Erdreich ­verschoben werden musste», führt Raf ­Dauwe aus. Die Architektur per se ermög-

licht letztlich ein nahezu energieautarkes Gebäude, das im Betrieb das Klimaziel Netto-Null-CO2-Emission bereits heute erfüllt. Die Hülle ist kompakt gehalten und der Fensteranteil optimiert. Mit den hochstehenden Fenstern und Oberlichtern wird natürliches Tageslicht in die hohen Räume geleitet. Das Zusammenspiel von Fenstern, Sonneneinstrahlung und Beschattung schafft zusammen mit den eingesetzten Materialien und Oberflächen ein angenehmes Raumklima, das nahezu ohne Kühlung oder Heizung auskomme, erklärt Felix Frei von Anex Ingenieure in

Zürich, Gesamtprojektleiter Energie. Er verweist auf die hölzernen Flügel, die in die Fensterpartien eingebracht sind. «Alle 90 Minuten öffnen sich diese automatisch und sorgen für die Frischluftzufuhr. Eine einfache, aber geniale Lösung.» Massive Wände und Decken dienen des Weitern als Dämm- und Speichermasse, das auf dem Flachdach verdunstende Regenwasser sorgt für einen zusätzlichen Kühleffekt. Um das Gebäude zu beheizen, wird die Sonnenenergie genutzt sowie die Abwärme von Computern, Maschinen und Menschen – sogenannte «Sowieso»-Energie,

Die Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert mehr erneuerbaren und CO2-neutralen Strom, als für den Betrieb benötigt wird. Die Überkapazität wird über die Einspeisung in das Stromnetz auch anderen Nutzern zur Verfügung gestellt. Doch nicht nur in ökonomischer und ökologischer Hinsicht zeigt sich Dijkstra überzeugt von der cleveren Architektur – auch was die Funktionalität anbelangt, gebe es viele Pluspunkte (siehe Nachgefragt). Architekt Christoph Kellenberger streicht diesbezüglich die räumliche ­Organisation hervor, die über zwei Stockwerke hinweg intuitiv den betrieblichen Abläufen folgt: Unten Empfang, Bistro, Versorgung, Testräume, Labors und Logistik, oben Forschung und Entwicklung, die sich über 2000 Quadratmeter Grossraumbüros, Arbeitskojen und Sitzungszimmer erstrecken. Dabei gebe es ganz logische Raumbezüge, so Kellenberger. Zudem seien es häufig die berühmten Details, die den kleinen, aber wichtigen Unterschied ausmachten. Er schmunzelt und weist in Richtung Toilettentrakt. «Wir haben beispiels­ weise bewusst nicht an jeder Ecke Tee­ küchen und WCs installiert, sondern ­diese an einer einzigen zentralen Stelle realisiert.» Das habe neben der infrastrukturellen Entlastung den praktischen Nebeneffekt, dass sich die Leute – immerhin um die derzeit 150 Angestellte – aktiv bewegen würden, ab und an zwangsläufig auch bewegen müssten. «Wir kennen es doch alle selber: Auf dem Weg zur oder von der Toilette kommt es stets zu Begegnungen und zum Austausch, was wiederum der Produktivität und der Unternehmenskultur zuträglich ist.» Und so steht das weisse Gebäude ­eingangs Murten, das mit seinen zwei Flügeln zur einladenden Geste ansetzt, für eine neue Art und Weise, wie Büro­ gebäude heute entworfen, erbaut und erlebt werden (können). «Wenn man ­ sieht, wie stiefmütterlich häufig mit ­Gewerbegebieten und Gewerbebauten umgegangen wird, dann sehe ich dahingehend ein riesiges Potenzial», schliesst Christoph Kellenberger. «Clever Architecture wirkt sich nicht zuletzt auch ­positiv auf das Ortsbild und den Stadtraum aus.» Story: Flavian Cajacob

OOS

Nachgefragt

«Clevere Architektur ist ein Statement»

die im Normalfall ungenutzt verpufft. «Weniger ist mehr, dementsprechend ­haben wir die Haustechnik auf ein Minimum beschränkt», erklärt Frei und öffnet die Türe zum Versorgungsraum, der kaum grösser ist als ein solcher in einem kleinen Mehrfamilienhaus.

Evert Dijkstra, Managing Director von Phonak Communications, über die Zusammenarbeit von Sonova mit OOS in Murten. Ein Hightech-Unternehmen baut Lowtech – wie passt das zusammen? Evert Dijkstra: Das ist überhaupt kein Widerspruch. Innovation ist ja nicht einfach gleichzusetzen mit Technologie, sie geht darüber hinaus. Genau wie die Architekten von OOS sind auch wir bei Sonova als Spezialisten für Hörgeräte und Kommunikationssysteme stets auf der Suche nach cleveren Lösungen. Etwa, wenn es darum geht, Geräte möglichst klein zu halten oder ihren Stromverbrauch auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Die Parallelen sind also durchaus vorhanden.

Hat es viel Überzeugungsarbeit seitens der Architekten gebraucht, damit Sie sich für deren Ideen erwärmen konnten? Nein, überhaupt nicht. Die Vorteile des Projekts sind ganz offensichtlich. Kurz gesagt: Ökonomie und Ökologie gehen hier Hand in Hand. Wir haben einen äusserst attraktiven und auf ­ Nachhaltigkeit ausgerichteten Firmensitz erhalten, der uns in der Erstellung um einen Drittel günstiger zu stehen gekommen ist als manch konventioneller Neubau. Und unsere Finanzabteilung freut sich, dass wir deutlich unter den Betriebskosten liegen, die für ein herkömmlich gebautes Gebäude jährlich aufgewendet werden müssten. Nach den ersten Wochen im Wireless Competence Center von Phonak Communica-

tions in Murten: Wie sind die Reaktionen auf den Neubau generell ausgefallen? Die Architektur, aber auch das Innenleben des Gebäudes – sie bieten den Mitarbeitenden eine moderne und inspirierende Arbeitsumgebung und vermögen zu begeistern. Man verbringt seinen Tag gerne hier. Es gibt immer wieder ­Unternehmer, die sich für die Art und Weise, wie unser Bürogebäude gestaltet ist und wie es in der Praxis funktioniert, interessieren. Insofern haben wir sicherlich eine gewisse Leuchtturmfunktion in der Region, die wir auch gerne wahrnehmen. Clever Architecture ist ein ­Statement, nicht nur in baulicher, öko­ logischer und ökonomischer Hinsicht, sondern auch in kultureller Hinsicht. Interview: Flavian Cajacob

Gegründet 2000, beschäftigt OOS Architekten am Standort Zürich 25 Mitarbeitende. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Architektur, Innenarchitektur und Städtebau. OOS steht für Open Operating System, was nebst dem Verständnis für eine offene und unvorein­ genommene Zusammenarbeit auch eine methoden- und prozessorientierte Arbeitsweise sowie die konstante Weiterentwicklung und Veränderung innerhalb der eigenen Firmenkultur impliziert. Neben Clever Architecture ist OOS führend auf dem Gebiet der BIMMethode (Building Information Modeling). oos.com


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

10

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

#VorreiterDerImmobilienbranche

Bei grünen Hypotheken profitie Kreditnehmer, Kreditgeber – un FOTO: ISTOCK

Auf der Hypothekarplattform UBS Atrium spielen Nachhaltigkeit und Umweltthemen eine immer wichtigere Rolle. Mit «Green Mortgage» fördert UBS neu die Finanzierung von nachhaltigen Renditeliegenschaften. Das lohnt sich sowohl für Kreditnehmer als auch für Kreditgeber.

«Green Mortgage» für Renditeliegenschaften wurde Mitte Mai auf der Hypothekarplattform UBS Atrium lanciert. Der Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft gehört zu den grössten Herausforderungen unserer Zeit. Die steigende Bedeutung der Nachhaltigkeit ruft auch im Immobiliensektor nach neuen Lösungen – gerade vor dem Hintergrund der Klimastrategie 2050 des Bundesrats. ­ Schliesslich sind in der Schweiz sämtliche Bauwerke zusammen für rund einen Viertel des gesamten CO2-Ausstosses verantwortlich. Und von den rund 2,3 Millio­ nen bestehenden Gebäuden müssten jährlich etwa 75 000 energetisch saniert werden, um bis zum Jahr 2050 die an­ gestrebte Klimaneutralität zu erreichen.

Universalbank als Pionierin

Zur Person Matteo Bernardoni, verantwortlich für Kreditplattformen bei UBS Schweiz, ist seit 2008 für die Universalbank tätig und hatte bereits diverse Positionen im Firmenkundengeschäft, Investment Banking und Risk Control inne. Stark verwurzelt mit dem Kredit­geschäft, hat er mit einem interdisziplinären Team 2016 die Hypothekarplattform für Renditeliegenschaften UBS Atrium ent­ wickelt und 2020 die Hypothekarplattform für selbstbewohnte Wohneigentumsfinanzierung key4 by UBS lanciert. Bernardoni hält einen Master in Banking and Finance der Universität St. Gallen (HSG), mit Vertiefungen in Corporate Banking und Credit Risk Management.

FOTO: PD

UBS versteht Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil ihres Handelns und treibt deshalb die Entwicklung von grünen Anlage- und Finanzprodukten voran. Teil

des erweiterten Angebots an nachhaltigen Produkten ist die sogenannte Green Mortgage. Die grüne Hypothek für Renditeliegenschaften wurde Mitte Mai auf der Hypothekarplattform UBS Atrium lanciert (siehe Kasten). Kreditnehmer mit anerkanntem Nachhaltigkeitszertifikat erhalten eine Vergünstigung beim Abschluss einer grünen Hypothek zur ­Finanzierung ihrer Renditeliegenschaften, beispielsweise Mehrfamilienhäuser sowie Geschäfts- und Gewerbegebäude (siehe Grafik). Damit leistet die grösste Schweizer Universalbank laut Matteo Bernardoni, verantwortlich für Kreditplattformen bei UBS Schweiz, Pionierarbeit – ist sie doch die erste Anbieterin von nachhaltigen Finanzierungen für Renditeliegenschaften auf einer Hypothekarplattform. Auf UBS Atrium agiert die Bank als Vermittlerin, die hierzulande Hypothekarnehmer und institutionelle Investoren zusammenbringt und die beteiligten Parteien bei der Finanzierung und der Suche nach nachhaltigen und langfristigen Anlagemöglichkeiten im Immobilienbereich unterstützt.

Vorteile für Kreditnehmer

Matteo Bernardoni Verantwortlich für Kreditplattformen bei UBS Schweiz

Die Vorteile der Plattformlösung, neben der Vergünstigung beim Abschluss, liegen auf der Hand. «Wer auf der Suche nach einer grünen Hypothek für seine Renditeliegenschaft ist, findet auf UBS Atrium alles an einem Ort und muss nicht verschiedene Anbieter kontaktieren, um die Offerten anschauen und vergleichen zu können», erklärt Bernardoni. Als Kreditnehmer erhält man mit einer Anfrage gleich mehrere Angebote von institutionellen Investoren mit unterschiedlichen Laufzeiten, die sich anschliessend einfach vergleichen lassen. Durch das Bie-

terverfahren unter den Kreditgebern entstehen zudem attraktive Finanzierungsangebote für die Kreditnehmer. Dabei kann die grüne Hypothek frei nach individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten zusammengestellt werden. Die Finanzierung kann entweder über eine Festhypothek mit einer Laufzeit zwischen 2 und 20 Jahren erfolgen oder in Kombination mit einer unbefristeten SARON-Flex-Hypothek. Die Bank begleitet die Parteien nicht nur beim Abschluss der Finanzierung, sondern auch während der Laufzeit der Hypothek, und der Kundenberater als Ansprech­ person steht jederzeit zur Verfügung, so Bernardoni.

Vorteile für Kreditgeber Aber auch die Kreditgeber freuen sich über Vorteile, wenn sie eine Green Mort-

gage über UBS Atrium finanzieren. Die Hypothekenanbieter, ausgewählte institutionelle Investoren wie etwa Pensionskassen und Anlagestiftungen, sehen sich zunehmend mit Auflagen konfrontiert, ­einen Teil ihres Geldes in nachhaltige Anlagen zu inves­tieren und ihr Portfolio weiter zu diversifizieren. Entsprechend stark ist das Inter­esse an überzeugenden nachhaltigen Produkten mit einer attraktiven Rendite. Während die Prüfung der Finanzierungen und Nachhaltigkeitskriterien im Normalfall für Kreditgeber mit hohem Aufwand verbunden ist, werden diese Schritte bei UBS Atrium wesentlich erleichtert. Auf die Hypothekarplattform gelangen nur Anfragen, welche die UBS Finanzierungsrichtlinien erfüllen und in einem einzigen Portal erhalten die potenziellen Kreditgeber die relevanten Informationen zur Finanzierung und Nachhal-

Akzeptierte Nachhaltigkeitszertifikate auf UBS Atrium Label

Nachhaltigkeitszertifikate

Minergie-Standards 2000-Watt-Areal-Zertifizierung

GEAK-Ausweis A bis und mit C (Gebäudeenergieausweis der Kantone) HOCHBAU

SNBS-Zertifizierung (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz)

BREEAM-Zertifizierungen (Building Research Establishment Environmental Assessment Method)

DGNB-Zertifizierungen (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)

LEED-Zertifizierungen (Leadership in Energy and Environmental Design)

Quelle: UBS Schweiz


11

Bei nachhaltigen Eigenheimen sind Vorteile in Sachen Verkaufswert zu erwarten

eren alle: nd die Umwelt In sechs Schritten zur nachhaltigen Hypothek 1. Kreditnehmer reicht bei UBS Atrium mit den ­Objekt­unterlagen das Nachhaltigkeitszertifikat ein.

2. UBS Atrium ü ­ berprüft, ob das Nachhaltigkeitszertifikat derzeit ­akzeptiert wird.

3. Bei positivem Resultat markiert UBS Atrium das Objekt für die Auktion als Green Mortgage.

Kreditnehmer

Investoren

6. Bei Abschluss erlässt UBS dem Kreditnehmer die Abschlussgebühr.

5. Der Investor gibt mittels UBS Atrium ein Angebot ab.

4. Interessierte Investoren können gezielt in Green Mortgages investieren.

Quelle: UBS Schweiz

tigkeit des zu finanzierenden Objekts. ­Somit müssen sich die institutionellen ­Investoren nach ihrer Prüfung nur um die Eingabe der Zinssätze und gewünschte Laufzeiten kümmern. Besonders hervorzuheben ist nach Aussage von Matteo Bernardoni ein weiterer Vorteil der Hypothekarplattform: «Die Kreditgeber haben die Transparenz über die Investitionen in nachhaltige ­Hypotheken in ihrem Portfolio-Reporting. Jede einzelne Investition lässt sich be­ legen und nachverfolgen.»

Einfache Abwicklung Um auf UBS Atrium eine Green Mortgage abzuschliessen, sind gewisse Kriterien zu erfüllen. Hypothekarnehmer, die ent­ weder eine bereits nachhaltige Renditeliegenschaft erwerben oder eine be­ stehende Renditeliegenschaft gemäss Richtlinien sanieren möchten, müssen ein Nachhaltigkeitszertifikat vorweisen, das von UBS Atrium akzeptiert wird. Auf der Hypothekarplattform ist auf einen Blick transparent einsehbar, welche Zertifikate akzeptiert werden (siehe Tabelle). Infrage kommen zum Beispiel je nach Vorhaben unter anderem alle Minergie-­ Standards und die 2000-Watt-Areal-­ Zertifizierung. Diese müssen bei der Einreichung noch sechs Monate gültig sein und werden ins digitale Kreditdossier des Hypothekarnehmers integriert, zu dem auch die Kreditgeber Zugang haben. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, wird das zu finanzierende Objekt auf UBS Atrium für die Auktion als Green Mortgage markiert. Wie das genau vor sich geht, ist in der Grafik dargestellt. Das neue Angebot gilt für bestehende Renditeliegenschaften, und zwar un­ abhängig davon, ob es sich um eine ­Hypothekenverlängerung oder um eine Renovationsfinanzierung handelt. Für Baufinanzierungen sind die grünen ­Hypotheken hingegen nicht vorgesehen.

Mitwirkung der Kunden In die Entwicklung der Green Mortgages waren die Kunden involviert. Dieses Einbeziehen hat sich gemäss Bernardoni bestens bewährt. Hierfür habe man den Bedarf sowohl der Kreditnehmer als auch der Kreditgeber eruiert und im Entwicklungsprozess immer wieder deren Feedback eingeholt. Deshalb werden die Kunden in Zukunft bei der Weiterentwicklung der Produkte weiter mit ins Boot geholt. Was als sogenanntes Minimum Viable

«Wir spüren ein grosses Interesse seitens Kreditnehmer sowie Kreditgeber und planen, das gesamte Angebot von UBS Atrium entlang der Kundenbedürfnisse weiter auszubauen, um mit innovativen Lösungen den Kreditmarkt mit nachhaltigen Produkten weiter zu entwickeln.» Matteo Bernardoni

Product (MVP) im Sinne eines Pilot­ projekts begonnen hat, soll mit den gesammelten Erfahrungen aus dem ­ Green-Mortgage-Angebot sowie mit dem Input der Kunden erweitert und ausgebaut werden, beispielsweise mit neuen Kooperationen. Bernardoni ist fest davon überzeugt, dass UBS das Kreditgeschäft in der Schweiz mit innovativen und nachhaltigen Produkten mitgestalten und Kunden auf ihre Plattformen für eine bessere Welt zusammenbringen kann – eben ganz im Sinne einer innovativen Traditionsbank mit einer 160-jährigen Geschichte. Story: Michael Baumann

UBS Atrium Auf der Hypothekarplattform UBS Atrium finden in der Schweiz Besitzer von Renditeliegenschaften, die eine Hypothekarfinanzierung suchen, und institutionelle Investoren zusammen. Die Finanzierungsanfragen werden von UBS gemäss interner Finanzierungskriterien geprüft. Entsprechen die Gesuche für Kauf- oder Anschluss­ finanzierung diesen, werden die Finanzierungsanfragen auf der Hypothekarplattform publiziert. Interessierte ­Kreditgeber können ihr Angebot platzieren und Kreditnehmer können so einfach zwischen unterschiedlichen, attraktiven Finanzierungsangeboten wählen. Beim Abschluss koordiniert UBS die Vertragsausarbeitung und deren Unterzeichnung sowie die Auszahlung der Hypothek. Kosten fallen nur dann an, wenn es zu einer erfolg­ reichen Vermittlung kommt. Seit der Lancierung von UBS Atrium im Jahr 2017 konnte die grösste Schweizer Bank bereits Kredite von mehr als 2 Milliarden Franken über die Hypothekarplattform vermitteln. Seit Mai 2021 sind ebenfalls grüne Hypotheken für nachhaltige Renditeliegenschaften im Angebot. Kreditnehmer profitieren beim Abschluss einer sogenannten Green Mortgage von einem finanziellen Vorteil, wenn die Renditeliegenschaft die Nachhaltigkeitskriterien von UBS Atrium erfüllt. ubs.com/atrium

Nachhaltigkeit ist auch wichtig, wenn man in der eigenen Liegenschaft wohnt. Die Klimastrategie 2050 des Bundesrats zeugt davon. Welche Herausforderungen kommen aufgrund von strenger werdenden Bestimmungen auf die Eigenheim­ besitzer zu? Matthias Holzhey: Nimmt man die ­Klimastrategie 2050 als Grundlage, so können fossile Heizungen keine Zukunft haben. Auch der Energieverbrauch wird stark sinken müssen, um das Netto-NullZiel für den Gebäudesektor erreichen zu können. Wer diese Vorgaben nicht erfüllt, muss langfristig mit finanziellen Nachteilen rechnen. Viele Eigenheim­ besitzer werden daher mit der Frage konfrontiert, wie viel Geld sie in Heizung und Energieeffizienz ihrer Liegenschaft stecken wollen. Was bedeuten diese Entwicklungen für Neubauten? Bei Neubauten wird diese Entwicklung teilweise vorweggenommen. So ist der Einbau von fossilen Heizungen in neuen Gebäuden bereits heute unüblich und ein hoher energetischer Ausbau ist Standard. Das liegt daran, dass bei Neubauten die Mehrkosten hoher Energie­ effizienz geringer sind als bei Altbauten. Entsprechen Neubauten aber nicht den besten heute verfügbaren Standards, so besteht das Risiko, dass schon in zehn bis zwanzig Jahren nachgebessert werden muss. Was heisst das wiederum für Teil- und Totalsanierungen von älterem Wohn­ eigentum? Derzeit werden in der Schweiz noch rund 60 Prozent der Einfamilienhäuser und 70 Prozent der Mehrfamilienhäuser mit fossilen Energieträgern beheizt. Diese Heizungen dürften gemäss Klima­ strategie nicht mehr erneuert werden. Der Heizungsersatz und eine Verbesserung der Dämmung dürften sich in den meisten Fällen dank Subventionen und tieferer Heizungskosten finanziell auszahlen. Wer aber ein älteres Einfamilienhaus auf ein Netto-Null-Ziel ausrichten möchte, sieht sich momentan noch mit Mehrkosten konfrontiert. Ist deswegen mit einer grossen Sanierungswelle zu rechnen? Nur noch deutlichere finanzielle Anreize oder Vorschriften dürften bei Ein­ familienhäusern eine Sanierungswelle anstossen. Nach der Ablehnung des CO2-­ Gesetzes ist zumindest kurzfristig keine klare Beschleunigung der Sanierungs­ tätigkeit zu erwarten. Bei Mehrfamilienhäusern nimmt der Sanierungszug jedoch bereits seit einigen Jahren Fahrt auf. Gerade in den Zentren lassen sich dank energetischer Sanierungen attrak­ tive Renditen erwirtschaften. Die Sanierungstätigkeit bei Renditeliegenschaften wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Das Potenzial ist vorhanden: Schätzungsweise besteht bei mindestens 125 000 Liegenschaften ein hoher energetischer Sanierungsbedarf. Welche Rolle spielen dabei die Wert­ erhaltung sowie der Verkaufswert von Wohneigentum? Ist bei energetisch sanierten Gebäuden eine höhere Belehnung denkbar? Da für Kapitalgeber – seien es Banken oder institutionelle Investoren – der Nachhaltigkeitsaspekt weiter an Bedeutung gewinnen dürfte, sind früher oder später auch Finanzierungsvorteile zu ­erwarten. Grundsätzlich könnten sich energetisch sanierte Liegenschaften bei einer Transaktion dank tieferer Nutzungskosten um 5 bis 10 Prozent höher belehnen lassen bei gleichem Einkom-

FOTO: PD

«Der Gebäudepark verursacht im Jahr 2050 keine Treibhausgasemissionen mehr», so steht es in der Klimastrategie 2050 des Bundesrats. Warum sich auch Eigenheimbesitzer mit Fragen rund um die Nachhaltigkeit ihres Hauses oder ihrer Wohnung beschäftigen sollten, beantwortet UBS-Immobilienexperte Matthias Holzhey.

Matthias Holzhey Leiter Swiss Real Estate im Chief Investment Office von UBS Global Wealth Management

«Der Nachhaltigkeits-­ trend dürfte zur Polarisierung am Schweizer Immobilienmarkt beitragen, denn energetische Investitionen zahlen sich finanziell nicht in jedem Fall aus.»

men – unter der Annahme, dass die Belehnung weiterhin unter der 80-Prozent-­ Marke zu liegen kommt. Langfristig drohen Eigentümern von Eigenheimen mit fossilen Heizungen auch Nachteile in Sachen Verkaufswert. Zudem werden ­ viele fossile Heizungen kaum mehr über ihre volle Lebensdauer in Betrieb sein können. Inwiefern wird durch das wachsende Bewusstsein und den Wunsch nach Nachhaltigkeit der Schweizer Immobilienmarkt beeinflusst? Der Nachhaltigkeitstrend dürfte zur Polarisierung am Schweizer Immobilienmarkt beitragen, denn Nachhaltigkeit ist nicht überall finanziell tragbar. So dürften sich die regionalen Unterschiede in der Qualität des Wohnungsbestands verschärfen. In der Peripherie fallen die Kosten einer energetischen Sanierung stärker ins Gewicht relativ zum Wert des Wohneigentums. Zudem verfügen Eigentümer über geringere finanzielle Reserven, so dass weniger investiert wird. Aber auch bei Renditeliegenschaften zahlt sich Nachhaltigkeit für Investoren primär an guten Standorten aus, so dass sich der Graben zwischen Peripherie und Zentren weiter vertiefen dürfte. Was ist die Erwartung an das Wachstum grüner Hypotheken in der Schweiz? Das Angebot an grünen Hypotheken wird stark zunehmen. Denn der zusätz­ liche Kapitalbedarf von mindestens 50 Milliarden Franken in den nächsten zehn Jahren, um energetische Sanierungen im Wohnbereich zu finanzieren, ­bietet Hypothekargebern gute Geschäftsgelegenheiten. Mittelfristig dürften grüne­ Hypotheken möglicherweise auch regulatorisch begünstigt werden. Interview: Michael Baumann


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

#VorreiterDerBaubranche

«Wir geben Bauunternehmen die Möglichkeit, den digitalen Reifegrad ihrer Betriebe zu bestimmen» Zafer Bakir, Leiter Digitalisierung beim Schweizerischen Baumeisterverband, erklärt, welche strategischen Heraus­- forderungen das Bauhauptgewerbe bei der digitalen Transformation bewältigen muss und wie der SBV dank einer neuen Plattform seine Mitglieder unterstützt und mit starken Partnern vernetzt. Herr Bakir, Sie beschäftigen sich seit Jahren branchenübergreifend mit der Digitalisierung. Warum ist sie gerade für Schweizer Bauunternehmen so wichtig? Zafer Bakir: Schauen Sie, noch nie war die Welt so digital und vernetzt wie heute. Milliarden von intelligenten Applikationen und Maschinen steigern die betriebsinterne Effizienz und verarbeiten riesige Datenmengen. Zudem eröffnet die Digitalisierung das Potenzial für völlig neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen. Dieser Trend macht folglich auch vor Schweizer Bauunternehmen nicht halt. Wer bei der digitalen Transforma­ tion seiner Arbeitsprozesse und seines Leistungsportfolios hadert, begibt sich als Bauunternehmer durchaus in Gefahr, mittel- bis langfristig von der Konkurrenz oder von neuen, innovativen Playern im Markt verdrängt zu werden. Können Sie konkrete Beispiele nennen? Zu den ersten Ausführungen auf jeder Baustelle gehört die Vermessung. Konventionellerweise wird hier mit Schnurgerüst, Theodolit, Rotationslaser, Meterstab und weiteren mechanischen Hilfsmitteln gearbeitet – wozu es mehrere ­Personen braucht. Diese Tätigkeit kann heute mit intelligenten Robotik-Total­ stationen von einer Person ausgeführt werden. Des Weiteren werden Baupläne je länger, je mehr als 3D-Modelle via Cloud vom Tablet oder Laptop bezogen und nicht, wie sonst üblich, in Papierformat auf die Baustelle geliefert. Mithilfe dieser ­digitalen 3D-Modelle und mit Brillen für Augmented Reality, kurz AR, lassen sich

Baumeisterverband

Umsetzung Konzeption Beratung Analyse

DIGITAL PARTNER Mitarbeitende Robotik

Data

«Die digitale Transformation ist ein hochkomplexes Vorhaben und darf nicht nur auf BIM reduziert werden.»

Wo sollten Bauunternehmer nun also mit der digitalen Transformation ihres Betriebs beginnen?

«Guide to Digital Transformation» des SBV

BIM

Zafer Bakir ist Leiter Digitalisierung beim Schweizerischen Baumeisterverband mit Sitz in Zürich.

auf der Baustelle dann das reale und das virtuelle Projekt miteinander verschmelzen. Wir sehen aber auch schon futuris­ tische Anwendungsfälle, in denen mobile Roboter beispielsweise eigenständig auf Baustellen navigieren und Lasten transportieren oder mittels 360-Grad-Kameras und Laserscanner autonom Messungen in Tunneln ausführen. Wie ist es um den digitalen Reifegrad von Schweizer Bauunternehmen bestellt? Aufgrund der Nutzung von primären Baustoffen, des starken Einzelfertigungscharakters von Bauwerken und des Einsatzes von viel Manpower kann durchaus der Eindruck entstehen, dass Bauunternehmen nur geringfügig von technologischen Entwicklungen beeinflussbar sind. Dieser Eindruck täuscht. Immer mehr Schweizer Bauunternehmen haben die Themen Digitalisierung und BIM ganz oben auf ihre Agenda gesetzt und in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in diesem Bereich erzielt. Ein nicht ganz unwesentlicher Aspekt hierbei ist die Methode Building Information Modeling, kurz BIM, die als wesentlicher Treiber der Digitalisierung im Bauwesen verstanden wird. Wie jedoch zahlreiche Studien belegen, ent­ wickeln sich die Akteure der Bauwirtschaft – und so auch Bauunternehmer – im Vergleich zu anderen Branchen in Sachen Digitalisierung durchaus langsamer.

DIGITAL MATURITY ASSESSMENT BAUMEISTER 5.0

Software Strategie

Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) wurde 1897 gegründet. Er ist die gesamtschweizerische Berufs-, Wirtschafts- und Arbeitgeberorganisation der Unternehmen des Hoch- und Tiefbaus sowie verwandter Zweige des Bauhauptgewerbes. Der SBV vertritt die überbetrieblichen Interessen seiner Mitglieder im Staat, in der Wirtschaft und in der Öffentlichkeit und engagiert sich namentlich in den Bereichen Arbeit­ geberpolitik, Wirtschaftspolitik und Berufsbildung. baumeister.swiss

QUELLE: SCHWEIZERISCHER BAUMEISTERVERBAND

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

FOTO: MICHELE LIMINA

12

Eins ist klar, es gibt kein allgemeingültiges Rezept für eine erfolgreiche Digitalisierung von Bauunternehmen. Die Transformation ist einerseits abhängig vom unternehmensspezifischen Geschäftsmodell und andererseits von der Bereitschaft der Unternehmensführung, auf neue Potenziale zu reagieren. Die digitale Transformation ist ein hoch­ komplexes Vorhaben und darf nicht nur auf BIM reduziert werden. Um die ­Komplexität zu verstehen und zugleich neue Handlungsfelder zu identifizieren, empfiehlt es sich, zuallererst eine digi­ tale Standortbestimmung durchzuführen und klare Ziele zu definieren, was mithilfe der Digitalisierung erreicht werden soll. Seit Ende 2018 engagiert sich der Schweizerische Baumeisterverband mit seinem holistischen Konzept «Baumeister 5.0» proaktiv in sämtlichen Belangen der digitalen Transformation. Können Sie nochmals erklären, was genau es damit auf sich hat? Nun, auf der einen Seite handelt es sich beim «Baumeister 5.0» um ein ­deskriptives Bild des Baumeisters im digitalen Zeitalter, das sowohl hand­ lungsleitend als auch motivierend für unsere Mitglieder wirken soll. Auf der anderen Seite handelt es sich um ein durchstrukturiertes Transformationsprogramm mit mehrere Zieldimensionen, die sich im Wesentlichen an der ­digitalen Befähigung des Unternehmers (Mikroebene), der digitalen Wett­ bewerbsfähigkeit der Unternehmen ­(Mesoebene) sowie einer zukunfts- und ­wettbewerbsfähigen Schweizer Bauwirtschaft (Makroebene) orientieren. Wie unterstützt der SBV Bauunternehmen konkret dabei, die digitale Transformation erfolgreich zu meistern? Gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und einem Spin-off der FHNW entwickeln wir ­gerade eine Online-Plattform, ein sogenanntes Digital Maturity Assessment Tool. Damit geben wir den Bauunternehmen eben genau die Möglichkeit, eigenständig den digitalen Reifegrad ihrer Betriebe zu bestimmen. Mit Abschluss der Bewertung werden einem Bauunternehmer dann auch Vorschläge gemacht, in welchen Unternehmensbereichen digitale Kompetenzen eingebracht oder weiterentwickelt werden sollten und welche Partner ihn diesbezüglich unterstützen könnten.

Zafer Bakir Zafer Bakir beschäftigt sich seit Jahren branchenübergreifend mit der Digitalisierung sowie mit den damit einher­ gehenden Veränderungsprozessen. Die Erarbeitung und Implementierung digitaler Strategien und Geschäfts­ modelle gehören dabei zu seinen Kernkompetenzen. Seit 2018 verantwortet Zafer Bakir als Leiter Digitalisierung das Thema «Digital Construction» beim Schweizerischen Baumeisterverband mit der Mission, die digitale Transformation im Bauhauptgewerbe voran­ zutreiben. Daneben ist er Vorstandsmitglied von Bauen digital Schweiz/ buildingSMART Switzerland, der ­führenden Plattform für die digitale Transformation der hiesigen Bau- und Immobilienwirtschaft. Partner: Sprechen Sie hier von Dritt­ unternehmen? Um eine schlagkräftige Hebelwirkung für die digitale Transformation unserer Mitglieder, das Bauhauptgewerbe und die gesamte Branche zu erreichen, strebt der SBV seit jeher eine starke Koopera­ tion und Kollaboration mit externen Partnern an. Innerhalb der Online-Plattform schaffen wir nun ein intelligentes Gefäss, dank dem Bauunternehmer im Anschluss an ihre Reifegradanalyse die Möglichkeit haben, auf einen Pool von qualifizierten Fachexperten und Lieferanten für die aktive Begleitung der digitalen Transformation zurückzugreifen. Intelligent ist das Gefäss in dem Sinne, dass der ermittelte Reifegrad des Bau­ unternehmens mit dem Leistungsprofil der erfassten Partner abgeglichen wird und so eine erste Selektion potenzieller Partner für die weitere Bearbeitung macht. Bauunternehmer können aber auch ganz einfach anhand von Stich­ worten oder mittels Rubriken nach ­potenziellen Partnern suchen. Wann ist die Markteinführung geplant? Wir planen, dass die neue Plattform im dritten Quartal dieses Jahres einsatzbereit sein wird. Unternehmen, die uns bei der digitalen Transformation von Schweizer Bauunternehmen unterstützen wollen und können, dürfen sich gerne bei mir melden. Interview: Norman Bandi


NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Verlagsbeilage Zukunft Bauen

13

#InvestmentsInRealEstate

Immobilienbesitz per Smartphone Die Tokenisierung der Immobilienwirtschaft nimmt 2021 weiter Fahrt auf. Dank regulierter Handelsmöglichkeiten und erster Anlageobjekte wird das Thema für die breite Öffentlichkeit interessant. Eine tragende Rolle wollen dabei der Immobilieninvestor BrickMark und die Plattform Tokengate von DSENT spielen: Gemeinsam kreieren sie das Joint Venture «Brickmark DSENT», die erste Schweizer Emissionsplattform für digitale Immobilien. FOTOS: MICHELE LIMINA (2) / PD (1)

Die Meldung der Immobiliengesellschaft BrickMark sorgte im Januar 2020 für grosses Aufsehen: Das Unter­nehmen informierte über den Kauf der Liegenschaft an der Zürcher Bahnhofstrasse 52 für 130 Millionen Franken. Das Besondere an diesem Deal: Ein Teil des Kaufpreises für das Objekt wurde in BrickMark-Token bezahlt. Diese basieren auf der Ethereum-Blockchain und nutzen Smart Contracts, um die Rechte und Ansprüche der Token-Besitzer zu regeln. Laut Oxford University war dies die ­bisher grösste Immobilientransaktion weltweit, die mit Einbezug einer Blockchain abgewickelt wurde. Mit dem Deal an der Zürcher Bahnhofstrasse, kurz «B52», hat die Tokenisierung der Immobilienwelt einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Die Transaktionsform soll zukünftig noch stark an Bedeutung gewinnen, sagen Branchenkenner. Eine tragende Rolle in diesem Geschäft will dabei BrickMark zusammen mit der Tokenisierungs­ expertin DSENT, ein Venture der Zuger IT-Firma Inacta, übernehmen.

Langjährige Branchenerfahrung Hinter dem 2018 gegründeten Blockchain-Immobilieninvestor BrickMark aus dem Zuger «Crypto Valley» steht ein Team, angeführt vom Unternehmer und Business Angel Stephan Rind. Er war langjähriger Vorstandsvorsitzender der börsenkotierten deutschen Immobilien­ gesellschaft Colonia Real Estate, bis ­diese 2011 von TAG Immobilien übernommen wurde. Auch sonst ist viel Branchenerfahrung, sowohl aus der Immobilien- als auch aus der Finanz- und der IT-Welt, im Management und im Beirat von BrickMark vertreten. «Unsere Leute verfügen zusammen über mehr als 80 Jahre Erfahrung in der Branche», sagt BrickMark-Chef Stephan Rind. Dieses Know-how hilft, wenn es um die Suche nach interessanten Invest­mentobjekten geht. Es ist aber auch nötig, damit die Tokenisierung von Liegenschaften erfolgreich umgesetzt werden kann. Wie beim Erwerb von Immobilienaktien oder -fonds wird den Käufern von digitalen Immobilien­ anteilen eine Rendite in Aussicht gestellt. Damit sich die Interessenten ein Bild über das Investmentobjekt machen und ihr Renditepotenzial abschätzen können, ist deshalb auch bei der Aus­ gabe von Token eine unabhängige Schätzung der Immobilie sowie eine sorgfältige Prüfung des Herausgebers auf wirtschaftliche, rechtliche, steuer­ liche und finanzielle Verhältnisse gefordert. «Bezüglich Transparenz gelten bei uns dieselben Massstäbe wie bei börsen­ kotierten Gesellschaften», so Rind.

BrickMark Der internationale Immobilieninvestor und Immobilien-Asset-Manager setzt, anders als traditionelle Immobilien­ gesellschaften, auf digitale Wertpapiere für die Kapitalbeschaffung, den BrickMark-Token. Diese basieren auf der Ethereum-Blockchain und nutzen Smart Contracts, um Rechte und Ansprüche der Token-Besitzer festzulegen. Der Investmentfokus von BrickMark liegt auf substanz- und ertragsstarken Wohn- und Gewerbeimmo­ bilien in Europa und Nordamerika. brickmark.io

BrickMark hat vergangenes Jahr für 130 Millionen Franken die Liegenschaft an der Zürcher Bahnhofstrasse 52 gekauft.

Ortsunabhängiger Handel

Was das Gebäude an der Bahnhofstrasse mit insgesamt 1600 Quadratmetern Fläche betrifft, so soll dieses nun während zweier Jahre umgebaut werden. Geplant sind mehr Verkaufsflächen im Luxussegment sowie Büros. Mit Fertigstellung Anfang 2023 erwartet BrickMark eine Verdoppelung der Netto-Mieteinnahmen. Derzeit sind in «B52» neben den Gründern nur qualifizierte Anleger investiert. Zukünftig will man die Beteiligungen über Token deutlich breiter streuen und auch Private einbeziehen. Die Nachfrage auf dem Markt jedenfalls scheint riesig. «Nach der Bekanntgabe der B52-Transaktion hatten wir während Wochen 400 bis 1000 Anfragen von Investoren aus der ganzen Welt», sagt der BrickMark-Chef. Das globale Interesse erstaunt Stephan Rind nicht, schliesslich sei es für ausländische Investoren nicht einfach, sich über die Börse an Schweizer Immobiliengesellschaften zu beteiligen. «Mit der Digitalisierung dürfte dies dagegen schon bald mit wenigen Klicks über das Smartphone möglich sein», ist Rind überzeugt. Der grosse Vorteil der Immobilien-­ Token gegenüber konventionellen ­Aktien sieht er in der einfachen, schnellen und ortsunabhängigen Handelbarkeit. Die Tokenisierung von Immobilien entspreche einem grossen Bedürfnis, besonders der jüngeren Generationen, die ihre finanziellen Geschäfte zunehmend mit dem Mobiltelefon ausführen. «Ich rechne damit, dass in fünf bis zehn Jahren nur noch digitale Wertpapiere ausgegeben werden», erklärt Rind.

«Dass die Herausgabe von digitalen Assets an Momentum gewinnt, zeigen auch die Markteintritte von neuen Mitbewerbern.»

Daniel Rutishauser

Bei Inacta verantwortlich für DSENT

«Bezüglich Transparenz gelten bei uns dieselben Massstäbe wie bei börsenkotierten Gesellschaften.»

Brickmark DSENT – TokenFabrik entsteht Für die Emission und Strukturierung der digitalen Immobilienanteile setzt BrickMark auf ein Joint Venture mit dem Beratungs- und Systemintegrationshaus Inacta. DSENT, eine Tochtergesellschaft von Inacta, betreibt als Toke­ Stephan Rind nisierungs-Boutique eine «Banking-­ Unternehmer und Chef von BrickMark

grade»-Plattform für die Herausgabe und das Verwalten von Digitalen Assets entlang des ganzen Lebenszyklus. Das Unternehmen betreibt die Plattform Tokengate, die entstanden ist, um regelkonforme Security Token Offerings (STOs) zu ermöglichen. Ziel ist die Kapitalbeschaffung mittels Ausgabe digitaler Wertpapiere. Zudem erleichtert die Plattform Tokengate durch standardisierte Investmentprozesse und eine erhöhte Transparenz die Emission als auch das Verwalten des ganzen Lebenszyklus – für Anleger und Token-Herausgeber. Die neue Plattform «Brickmark DSENT» erfüllt hinsichtlich der durchgeführten Transaktionen sämtliche rechtlichen und regulatorischen Anforderungen. «Wir verfügen über die entsprechende Expertise und unterstehen einer unabhängigen Prüfung, um Digitale Assets gesetzeskonform herauszugeben», sagt Daniel Rutishauser, Head DLT & Financial Services bei Inacta, ­sowie verantwortlich für den Aufbau der DSENT. Bereits bis Ende Jahr erwartet er, dass der Handel mit Immobilien-Token zusätzlich Fahrt aufnehmen wird. Die Voraussetzung dafür hat der Bundesrat mit dem per 1. August 2021 vollständig in Kraft tretenden Distributed-Ledger-­ Technologie-Mantelgesetz (DLT) geschaffen, das erstmals regulierte Börsen für digitale Assets auf DLT-Basis zulässt. Zudem braucht es bereits seit ­kurzem für alle Transaktionen mit digitalen Werten keine Schriftlichkeit mehr. «Dass die Herausgabe von digitalen ­Assets an Momentum gewinnt, zeigen auch die Markteintritte von neuen Mitbewerbern», so Rutishauser.

Riesiges Investitionspotenzial Sicher ist laut Daniel Rutishauser, dass das Potenzial für eine Tokenisierung der Immobilienwirtschaft riesig ist. Zu denken sei allein schon an das weltweite ­Immobilienvolumen mit einem Wert von 200 Trilliarden Dollar, von dem gerade

mal 4 Prozent über Aktien, Fonds oder Anleihen handelbar sei. «96 Prozent der Objekte weltweit sind in Privatbesitz. Mit der Tokenisierung könnte ein Teil davon auch für Investoren verfügbar werden», sagt er. Eigentümer von Bestandsimmobilien können zukünftig schnell und kostengünstig über Tokengate digitale Anteile schaffen, um damit Eigenkapital freizusetzen, ohne die Kontrolle über ­ihre Liegenschaft zu verlieren. Dass die Nachfrage nach Immobilien als Anlagewerte zukünftig weiter zunehmen dürfte, erklären Daniel Rutishauser und Stephan Rind unter anderem mit der derzeit steigenden Inflation – und die für kleine Sparer mit einem Wert­ verlust ihrer Gelder einhergeht. «Immobilien sind in einer solchen Situation ­eine relativ gute Absicherung, sofern die Mietverträge an die Inflation gekoppelt sind», führt Rind aus. Neben institutionellen Investoren nennt er als weitere Interessenten der Immobilien-Token die jüngeren Generationen. Erstere wollen Teile ihrer Port­ folios einer breiteren Masse zugänglich machen, um den Handel und damit mittelfristig auch die Preise zu steigern. «Die jüngere Generation will genau wissen, in welche Objekte sie investiert und stellt sich deshalb ihr Portfolio selbst zusammen. Dies kommt sie mit Token viel günstiger zu stehen und geht auch noch deutlich schneller, weil keine Bank ­dazwischengeschaltet ist und die Transaktionen über das Handy getätigt werden können», so Rind.

Vorreiter aus der Schweiz In Zukunft will BrickMark in Zusammenarbeit mit DSENT noch weitere digitale Immobilienanteile ausgeben. Die neue Plattform verfügt laut eigenen Angaben bereits über eine Pipeline von Tokenisierungsprojekten mit einem Wert von 1 Milliarde Franken – neben nationalen Projekten auch solche in Nordamerika, Europa und in Dubai. Die Internationalität ist kein Zufall: Von Anfang an haben BrickMark und DSENT eine globale Perspektive eingenommen – mit der Schweiz als Standort der Plattform. «Die Schweiz hat einen entscheidenden Vorteil: Ihre Gesetzgebung und Regulierung, die viel weiter ausgearbeitet sind als in anderen Ländern», erklärt Daniel Rutishauser. Deshalb werde sie bei der Tokenisierung der Immobilienwirtschaft eine führende Rolle einnehmen. Story: Roberto Stefano

DSENT DSENT ist eine 2018 von Inacta gegründete Firma, die sich als Tokenisierungs-Boutique etabliert hat. Basis für die Tokenisierungsdienstleistungen ist die Plattform Tokengate. Die «Banking-grade»-Plattform Tokengate stellt regulierte Einheiten und ein Set an Werkzeugen zur Verfügung, um Token zu strukturieren, die Herausgabe und Zeichnung zu verwalten sowie den ganzen Lebenszyklus und Corporate Actions zu managen. DSENT fokussiert sich auf komplexe Tokenisierungen, wo oft auch die Programmierbarkeit der Token ausgeschöpft wird. Neben Real Estate bedient DSENT weitere «Verticals» wie Kunst, Sport oder Commodities sowie IP-Rechte. dsent.com


14

Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

#InnovationIstChefsache

«Eine Investition in die Zukunft» Das bald in Kraft tretende neue Datenschutzgesetz bezweckt den Schutz von Personendaten und stellt die Immobilienbranche vor grosse Herausforderungen. Doch nicht nur. Denn eine seriöse Auseinandersetzung mit der Materie würde Raum für wirklich wertschöpfende Arbeiten eröffnen, sagen Simon Caspar von pom+ und David Schwaninger von Blum&Grob Rechtsanwälte. Kompetente Beratung vorausgesetzt. FOTO: MICHELE LIMINA

Nach wie vor ist nicht klar, wann genau das neue Datenschutzgesetz der Schweiz, kurz nDSG, in Kraft treten wird. Mal war von Anfang 2022 die Rede, dann wieder von Mitte 2022 … David Schwaninger: … und inzwischen gibt es tatsächlich Stimmen, die mit einem Inkrafttreten nicht vor 2023 rechnen. Das macht die ganze Sache nicht einfacher. Allerdings befreit die Terminunsicherheit die Unternehmen nicht davon, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. Eine juristische Besonderheit des nDSG besteht nämlich darin, dass es keine Übergangsfrist geben wird: Einmal in Kraft, gelten die neuen Bestimmungen ab dem ersten Tag. Man ist also gut beraten, sich vorzubereiten. Gerade die Bau- und Immobilienbranche wird wesentlich vom neuen Datenschutzgesetz tangiert werden.

Inwiefern? Schwaninger: Anders als in der EU wird in der Schweiz bei einer Verletzung des Datenschutzgesetzes nicht per se das Unternehmen gebüsst, sondern der ­jeweilige Verantwortliche, also eine einzelne Person. Vorgesehen sind Bussen in

«Das neue Datenschutzgesetz nicht als Gefahr oder Bedrohung sehen, sondern als Treiber und Chance.»

Weshalb?

Simon Caspar: Der Umgang insbesondere mit Personendaten gehört für ­Immobilienunternehmen zum Tagesgeschäft, denken wir beispielsweise an all die Mietverträge, die in zahllosen Kopien unverschlüsselt hin- und hergemailt oder irgendwo in einem File-Server ab­ gelegt werden. Die digitale Zusammen­ arbeit von heute und morgen erfordert grundsätzlich ein systemübergreifendes Daten-Handling, das gilt auch oder gerade für Immobilieneigentümer. Haben Sie hierfür ein konkretes Beispiel? Caspar: Ich denke da an sensible Daten, wenn zum Beispiel eine Liegenschaft verkauft wird. Oder all die Namen, die auf Listen kursieren bei laufenden Bauprojekten. Ein zentrales Anliegen des überarbeiteten Datenschutzgesetzes ist der Schutz ebendieser Personendaten, sie werden, vereinfacht gesagt, der höchsten Sicherheitsstufe zugeschlagen. Immobilienunternehmen sollen die ­Datensicherheit nicht mehr nur sicherstellen, sie müssen inskünftig auch ganz genau wissen und darüber informieren können, wie, wann und welche Daten überhaupt gesammelt oder verarbeitet werden und welche Risiken dabei für die involvierten Personen entstehen. Ein Fall für die Hausjuristin also! Schwaninger: Auch, aber nicht nur. Denn der Datenschutz ist längst nicht mehr ausschliesslich ein Thema für Juristen, er gehört einfach zur modernen und integrierten Unternehmensführung. Immobilienunternehmen müssen ihre Prozesse, Datenflüsse und Abläufe transparent und verständlich dokumentieren, dahingehend sind also die unterschiedlichsten Funktionen, Positionen und Be-

«Gerade die Bau- und Immobilienbranche wird wesentlich vom neuen Datenschutzgesetz tangiert werden.» David Schwaninger reiche in der Firma gefordert. Ich gehe davon aus, dass die meisten der ganz gros­sen Player der Branche ihre Hausaufgaben gemacht haben – bei den hunderten kleinen und mittleren Betrieben im Lande hege ich allerdings meine Zweifel. Sie denken, man wartet ab, was da kommen mag – und reagiert, wenn es so weit ist?

angesammelt haben. Mit dem neuen ­Datenschutzgesetz kann Sie dies teuer zu stehen kommen – ganz explizit Sie als Einzelperson!

Simon Caspar

Beraten die Bau- und Immobilienbranche mit Blick auf das neue Datenschutzgesetz gemeinsam: David Schwaninger (links), Partner bei Blum&Grob Rechtsanwälte, und Simon Caspar, Partner bei pom+Consulting.

David Schwaninger

Simon Caspar

David Schwaninger, lic. iur. LL.M. und Fachanwalt SAV Bauund Immobilienrecht, ist Partner bei Blum&Grob Rechtsanwälte. Die renommierte Wirtschaftskanzlei beschäftigt an ihrem Standort mitten in Zürich rund 50 Mitarbeitende. Blum&Grob Rechtsanwälte ist Ansprechpartner in sämtlichen juristischen Herausforderungen in Sachen Wirtschaftsrecht, Veränderungsprozesse, komplexe Transaktionen und bei der Durchsetzung von Forderungen bei Streitigkeiten – sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen. Ein besonderes Augenmerk der Wirtschaftskanzlei gilt den Fragen und Herausforderungen im Zusammenhang mit Immobilien und Datenrecht.

Simon Caspar, Dipl. Betriebsökonom FH in Facility Management und EMBA HSG, ist Partner bei pom+Consulting. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich und Niederlassungen in Basel, Bern, Lausanne, St. Gallen und Frankfurt erbringt Dienstleistungen für Immobilien, Infrastrukturen, Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Bau-, Facility-, Property-, Portfolio- und Asset-Management. Die Kernkompetenzen von pom+ umfassen Performancemessung, Strategieentwicklung, Ressourcenoptimierung, Nachhaltigkeitsberatung, Technologieeinsatz und Digitalisierungs­ strategien. Das 1996 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 80 Mitarbeitende.

blumgrob.ch

pom.ch

Caspar: Oder noch später! Ein gewisses Mass an Nonchalance ist verbreitet, dem ist tatsächlich so. Ich glaube, vielen ist noch nicht bewusst, dass man dem ­neuen Datenschutzgesetz mit papiernen ­Dokumenten, die in physischen Mäppchen stecken, nicht gerecht werden kann. Und die anstehenden Aufgaben lassen sich nicht aus dem Stegreif heraus bewältigen – hierfür sind schon systemgestützte Prozesse notwendig. Gleich­ zeitig will ich aber auch nicht auf Panik machen. Zum einen wird der Datenschutzbeauftragte anfänglich bestimmt Toleranz walten lassen, und zum anderen gibt es ja Spezialisten wie uns, die sich damit auskennen, ganze Geschäftsprozesse in Einklang zu bringen mit dem Datenschutz. Wie funktioniert das? Mit einer fixfertigen Software? Caspar: Eher nicht. Die Kollaboration von pom+ und Blum&Grob Rechtsanwälte baut ganz bewusst auf individueller Beratung auf. Das hat also nichts mit fixfertiger Software zu tun. Als Partner bringen wir jeweils viel Erfahrung in den Bereichen Immobilien, Digitalisie-

rung und Datenrecht mit. Wir haben ein Standardvorgehen entwickelt, im Zuge dessen wir die Lücken aufspüren können, die in einem Unternehmen hinsichtlich dem neuem Datenschutzgesetz bestehen. Sie erstellen eine Situationsanalyse. Caspar: Mehr als das. Im Kern geht es um Business Engineering. Wir verschaffen uns als Erstes einen Überblick und analysieren die Datenflüsse, identifizieren und beurteilen danach die bestehenden Lücken und leiten schliesslich die notwendigen Massnahmen daraus ab. Diese beschränken sich nicht nur auf technische Schritte, sondern sind auch strategischer, prozessualer und organisatorischer Natur. Sie erhalten von uns also keine 120-seitige Risikoanalyse, sondern eine pragmatische und schlüssige Erläuterung im Ampelsystem, was wann wie gemacht werden muss, wenn Sie die Voraussetzungen zur Einhaltung des Datenschutzgesetzes erfüllen wollen. Ich vergleiche es gerne mit der Erfüllung von Normen, wie wir sie von den unterschiedlichen Zertifizierungen im Geschäftsalltag her kennen.

Das klingt nach ziemlich viel Klauberei. Schwaninger: Vom rechtlichen Standpunkt aus betrachtet ist das neue Datenschutzgesetz nicht komplizierter als bisher. Das Problem im täglichen Umgang damit allerdings wird sein, dass vieles noch unklar ist. Es gibt bis anhin ja keine Urteile aus der Praxis. Da ist zum Beispiel die Pflicht, die Bearbeitung von Personendaten auf das «nötige Mindestmass» zu beschränken. Was heisst das im konkreten Einzelfall und wie setzt man dies im Unternehmen um? So gibt es eine ganze Reihe von Begriffen im Gesetz, die man gar nicht messen kann und die einigen Spielraum zulassen. Trotzdem sollte man es nicht darauf ankommen lassen und besser festlegen, wie diese Vorgaben umgesetzt werden sollen. Wo orten Sie generell die Kernproblematik im Zusammenhang mit dem Datenmanagement in den Firmen? Schwaninger: Eine gute Frage. Was mir im Rahmen meiner täglichen Arbeit immer wieder auffällt, ist die simple Tatsache, dass in den meisten Unternehmen keiner so genau weiss, was mit all den Daten passiert, die sich im Laufe der Zeit

der Höhe von bis zu 250 000 Franken. Das ist happig. Angesichts dessen lohnt sich eine Auseinandersetzung mit den Gesetzesneuerungen ganz klar. Caspar: Die lohnt sich so oder so. Denn eine seriöse Auseinandersetzung mit dem nDSG hat auch Einfluss auf die ­Arbeitsabläufe, die internen und externen Prozesse und die Kultur im Unternehmen generell. Es ist so gesehen eine ­Investition in die Zukunft. Die Erfahrung mit ähnlich gelagerten Transformationsprozessen zeigt, dass im Zuge dessen Raum für die wirklich wichtigen Tätigkeiten entsteht. Weniger Ablage und Archivierung, mehr Kundenkontakt, ­ mehr Wertschöpfung. Insofern empfehle ich immer, das neue Datenschutzgesetz nicht als Gefahr oder Bedrohung zu ­sehen, sondern einfach als Herausforderung, als Treiber und Chance, mit der durchaus gewisse Benefits verknüpft sind. Mehr Vorteil als Nachteil also? Schwaninger: So vereinfacht kann man es vielleicht nicht sagen. Aber klar ist auch, dass man im Grunde keine Angst haben muss vor dem neuen Datenschutzgesetz – wenn man sich denn ­se­riös damit auseinandergesetzt hat oder gut beraten lässt. Die Umsetzung für die Unternehmen ist vielleicht mit einem ­gewissen Aufwand verbunden, sie ist aber keine Hexerei. Interview: Flavian Cajacob

Neues Datenschutzgesetz Mit der Revision des aus dem Jahre 1992 stammenden Datenschutzgesetzes folgt die Schweiz unter Berücksichtigung spezifischer Eigenheiten der EU, die ihre datenschutzrechtlichen Bedingungen ebenfalls überarbeitet hat. Mit dem neuen Datenschutzgesetz (nDSG) findet zum einen eine Angleichung an den euro­päischen Standard statt, gleichzeitig trägt das nDSG den technologischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und der Digitalisierung Rechnung. Die wichtigsten Neuerungen betreffen insbesondere schützenswerte Per­sonendaten, eine erweiterte Infor­mationspflicht sowie die Haftpflicht r­ espektive die Strafbestimmungen. Das nDSG wurde 2020 vom Parlament verabschiedet und soll frühestens im kommenden Jahr in Kraft treten.


NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Verlagsbeilage Zukunft Bauen

15

#VorreiterDerImmobilienbranche

Geht nicht, gibt’s nicht

Wer mit Silvia Kurth Schritt halten will, der zieht besser die schnellen Schuhe an. Die gebürtige Berner Oberländerin ist an diesem Nachmittag zackig unterwegs in der Überbauung Rhyvage in Rheinfelden (AG). Als Concierge nimmt sie sich der ­Sorgen und Nöte von Bewohnerinnen und Bewohnern der direkt am Flussufer erstellten Siedlung an. «Die meisten Leute sind im April und Mai eingezogen», erklärt die 56-Jährige, die sich in ihrer Funktion als Allrounderin und Drehscheibe zwischen Mietern und Verwaltung sieht. «Erfahrungsgemäss sind die ersten ­Wochen nach Einzug auch jene, in denen die meisten Fragen auftauchen.» Und damit, das wird rasch klar, sind sie bei Silvia Kurth genau an der richtigen Adresse. «Entweder ich kann selber Hand bieten, oder aber ich weiss, wer zuständig ist und weiterhilft», führt die ehemalige Spitalfachfrau aus. Geht nicht, gibt’s bei ihr nicht. «Die Berufsehre gebietet es mir, für jedes Problem die entsprechende Lösung zu finden, die Kundinnen und Kunden ­zufriedenstellt.»

Clevere Kombinationen Wir leben in bewegten Zeiten. Digitalisierung, Individualisierung, Neo-Ökologie, Mobilität und nicht zuletzt die Corona-­ Pandemie – sie sorgen für Verschmel­ zungen und Überwerfungen in den verschiedensten Bereichen unseres Alltags. Und sie schaffen neue, spezifische Bedürfnisse – gerade, was adäquate Wohnformen anbelangt. «Egal, ob nun Millennials oder Silver Society, jede Alters­ gruppe hat ihre eigenen Präferenzen», sagt Sina Hunziker, bei bonacasa verantwortlich für die Weiterentwicklung, die Ausbildung und das Controlling im Bereich Living Services. «Dementsprechend clever müssen die Angebote im Zusammenhang mit den Immobilien sein, damit

sie von den einzelnen Zielgruppen akzeptiert werden und hinsichtlich der Investoren den bestmöglichen Nutzen stiften.» Für bonacasa, die im Sektor Smart Living schweizweit eine tragende Rolle spielt (siehe Kasten), bedeutet dies grundsätzlich, dass architektonische Aspekte einhergehen mit konkreten Hilfestellungen im Alltag. Die Spanne reicht von flexiblen Grundrissen und Duschen mit Energierückgewinnung bis hin zur digitalen ­Paketannahmeanlage – und eben: dem Einsatz von Concierges wie Silvia Kurth. Die klingelt gerade an der Tür von Frau Rufener. Die Seniorin hat sich beim Einzug entschieden, den 24/7-Notrufservice in Anspruch zu nehmen. Dieser ist Teil ­eines von bonacasa modular geschnürten Gesamtpakets an Serviceleistungen, die auch in Neubauprojekten und Bestandsliegenschaften von Dritten aufgeschaltet werden können. Silvia Kurth erklärt Frau Rufener am Küchentisch, wie sie im Falle eines Falles den Notrufknopf an ihrem Handgelenk bedienen muss. Sollte tatsächlich einmal der Ernstfall eintreten, wird damit die Notrufzentrale alarmiert, die wiederum den Kontakt zu direkten Bezugspersonen oder den lokalen Blaulichtorganisationen herstellt. Dass diese sogar bei geschlossenen Türen in die Wohnung gelangen, dafür sorgt ein elektronischer, individualisierter und zeitlich beschränkter Zugangscode zum Schlüsseltresor beim Hauseingang. «Da mein Mann erst kürzlich verstorben ist und ich alleine lebe, fühle ich mich dank dieser Lösung von bonacasa viel sicherer», sagt Frau Rufener, «ich weiss, dass ein Knopfdruck genügt, damit mir geholfen wird.» Sie erachtet das Angebot als wichtigen Beitrag, möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben zu können. Die Concierge erklärt Frau Rufener aber nicht nur, wie das Hilfedispositiv

bonacasa-Concierge Silvia Kurth sieht sich als Allrounderin und Drehscheibe zwischen Mietern und Verwaltung. FOTOS: MICHELE LIMINA

Living Services steht für Komfort und Sicherheit. Mit einem breit gefächerten Angebot servicekombinierten Wohnens will bonacasa sowohl Mieter als auch Investoren begeistern. Das Erfolgsrezept: die Verknüpfung technologischer Möglichkeiten mit realer, von Menschen erbrachter Hilfestellung. Unterwegs mit bonacasa-Concierge Silvia Kurth.

Die Überbauung Rhyvage in Rheinfelden (AG) umfasst total 132 Wohnungen.

«Die Berufsehre gebietet es mir, für jedes Problem die entsprechende Lösung zu finden, die Kundinnen und Kunden zufriedenstellt.» Silvia Kurth

«Die Corona-Pandemie ist sicherlich ein Treiber»

Für wen ist bonacasa interessant? Alain Benz: Wir richten uns in erster ­Linie an Investoren und Portfolioeigentümer, die von unseren Standards in den Bereichen Bau, Sicherheit, Vernetzung und Living Services profitieren wollen. Mit diesen Standards können wir Immobilien zukunftsorientierter und werthaltiger machen sowie den Komfort und die Sicherheit beim Wohnen steigern. Das Angebot richtet sich an Mieterinnen und Mieter unterschiedlichen Alters

funktioniert, sie hat auch gleich den Kontakt zwischen ihr und einer ebenfalls alleinstehenden Nachbarin hergestellt. «Die technischen Möglichkeiten sind das eine, am allerwichtigsten aber ist nach wie vor das soziale Netz, es gehört genauso zum Wohn- und Lebenskomfort von heute», so Silvia Kurth.

Mehrwert für Investoren Aktuell hat bonacasa gegen 10 000 Wohnungen der Muttergesellschaft bona­ invest sowie weiterer Eigentümer unter Vertrag. Die Überbauung Rhyvage in Rheinfelden ihrerseits umfasst 132 Wohnungen. Fast ein Drittel der Mieterschaft hätte bereits bei der Unterzeichnung des Mietvertrags ein Kreuzchen hinter den «24/7-Notrufservice» gesetzt und Interesse am Conciergeservice bekundet, führt Sina Hunziker aus. «Weitere werden garantiert dazukommen, wenn sich die Vorteile erst einmal herumge­ sprochen haben.» Eigentümerin der Siedlung ist die Anlagestiftung der Swiss Life. Auch dort ist man überzeugt vom Servicekonzept: «Wir sind bezüglich

‹Wohnen im Alter› mit einer eigenen Anlagestiftung unterwegs und schätzen die Flexibilität der modularen Angebote von bonacasa», führt David Bendler, Real Estate Asset Manager bei Swiss Life, aus. Living Services und erprobte Sicherheitslösungen seien im Endeffekt für sämt­ liche Altersgruppen interessant. Interessant: Das ist zweifelsohne der Arbeitsalltag von Silvia Kurth. Als Concierge erlebt sie viele spannende Begegnungen, viele Fragen und Anliegen, viel Befriedigung im Job auch. Ob sie nun bei einer Mieterin das Internet zum Laufen bringt, bei Ferienabwesenheit die Wohnung hütet und die Pflanzen giesst, hier einen Elektriker aufbietet oder dort den Kontakt zwischen verschiedenen Par­teien herstellt – «ohne Kommunikation geht es nicht, wir sind alles Menschen. Man muss auf die Leute zugehen und ­ihnen zuhören können», sagt sie und steigt in ihren Wagen. Bereits wird sie in einer nächsten Siedlung erwartet, in der Living Services von bonacasa verfügbar sind. Story: Flavian Cajacob

bonacasa und bonainvest

Nachgefragt

Alain Benz, Geschäftsführer von bonacasa, über das Geschäftsmodell und die Dienstleistungen rund um Living Services.

Ein Beispiel für Living Services von bonacasa: Silvia Kurth erklärt Frau Rufener, wie sie im Falle eines Falles den Notrufknopf an ihrem Handgelenk bedienen muss.

und ist für junge genauso interessant wie für ältere Personen. Wie hat sich die Corona-Pandemie ausgewirkt auf das serviceorientierte Wohnen? Die Corona-Pandemie ist sicherlich ein Treiber. Sie hat das Thema Wohnen nochmals wichtiger werden lassen. Die disruptiven Effekte der Krise verdeut­ lichen, wie wichtig zum einen die Digitalisierung ist, wenn es darum geht, flexibel arbeiten und wohnen zu können. ­Zudem zeigen sie auf, wie hilfreich ein gutes Zuhause mit eingespielten Serviceleistungen sein kann. Wie wirkt sich die Inanspruchnahme der Serviceleistungen von bonacasa für den Mieter kostenmässig aus?

Je nach Modell des B2B-Kunden sind Leistungen integriert oder sie werden durch uns mit der Mieterin oder dem Mieter direkt verrechnet. Durch das Kooperationsmodell mit dem Eigentümer können wir unsere Living Services zu sehr günstigen Konditionen anbieten. Eine Stunde Reinigung kostet zum Beispiel 35 Franken, der 24/7-Notrufservice im Monat 35 Franken. Welches sind aktuell die gefragtesten ­Services? Dazu gehören ganz bestimmt die Concierge-Leistungen wie der Ferienabwesenheitsservice, Reinigungsservices und sicherlich auch der 24/7-Notrufservice. Interview: Flavian Cajacob

bonacasa ist ein Tochterunternehmen der bonainvest Holding mit Sitz in Solothurn. Diese ist Marktführerin im Bereich des Wohnens mit nach­ haltiger Architektur, vernetzter Haustechnik und individuellen Wohnservices. An 35 Standorten sind in der Schweiz bisher über 1000 Wohnungen von der bonainvest Holding errichtet worden. Zurzeit befinden sich rund 500 weitere Wohnungen in Entwicklung oder im Bau. bonacasa hat zusätzlich rund 9000 Wohnungen von Geschäftskunden unter Vertrag, deren Bewohner vom Smart-Living-Angebot profitieren. Die Unternehmensgruppe wies im Geschäftsjahr 2020 einen Reingewinn von 7,47 Millionen Franken aus. bonacasa.ch und bonainvest.ch


16

Verlagsbeilage Zukunft Bauen

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

#VorreiterDerImmobilienbranche

«Es ist wie Parship für Neubauten»

ConReal Swiss will mit neubau.ch den kleinen und mittleren Bauherren digitale Tools und ein Expertennetzwerk zur Verfügung stellen, um deren Arbeit zu erleichtern und sie näher zusammen­- zubringen. Co-Gründer Stefan Schärer und Venture Leader Noah Schiller erklären, was das Angebot ausmacht. ConReal Swiss hat kürzlich neubau.ch lanciert. Worum geht es dabei genau? Noah Schiller: Wir begleiten Bauherren mit digitalen Tools und unserem Expertennetzwerk durch komplette Neubauprojekte oder unterstützen sie in einzelnen Projektphasen – von der Grundstücksuche über das Projektmanagement bis hin zur Devisierung und Realisierung ­sowie zum Betrieb und Unterhalt. Ein Beispiel? Schiller: Für die Evaluation von Grundstücken und Renditeliegenschaften bieten wir ihnen zukunftsgerichtete und nach­ fragebasierte Informationen von neubaudaten.ch. Diese helfen beim Entscheid, ob ein Projekt als Ganzes oder im Stockwerk­ eigentum verkauft werden soll oder ob sich eine Vermietung lohnt. Wie gelangen Sie an diese Daten? Stefan Schärer: Unsere Informationen basieren auf anonymisierten und aggregierten Realtime-Daten, ergänzt um mikro- und makroökonomische Werte. Die Grundlage bilden kostenpflichtige Such­ abos von echten Kauf- und Mietsuchenden auf neubauprojekte.ch oder erst­ bezug.ch. Mit weit über 2 Millionen Be­ suchern, die sich für die rund 40 000 neu erstellten Wohnobjekte pro Jahr interessieren, decken diese zwei spezialisierten Portale den gesamten Neubaumarkt sehr umfangreich ab. Über 5000 laufend neue Kaufsuchende bezahlen für ein Abonnement, um frühzeitig über interessante Neubauprojekte informiert zu werden. Und daraus erkennen Sie, welche Objekte am Markt besonders gefragt sind? Schiller: Zusammen mit 185 Millionen Datenpunkten aus vergangenen Vermietungen auf Basis der Technologie unseres Venture-Partners eMonitor, eines CRMSoftware-Anbieters für die Erst- und Wiedervermietung sowie den Verkauf von ­Immobilien, lässt sich eine genaue Nachfrage berechnen. Wir wissen, wo die Leute suchen, welche Preise sie bereit sind zu bezahlen und welchen Ausführungsstandard sie sich wünschen – und dieses Da-

tenwissen reduziert die Risiken und maximiert die Chancen für einen Bauherrn in der Planungs- und Vermarktungsphase.

Am Firmensitz von ConReal Swiss in Winterthur: In der Mitte Noah Schiller, Venture Leader, und Stefan Schärer, Co-CEO, ­zusammen mit Christoph Meili, Co-CEO (ganz links), und Nicolas Meili, COO (ganz rechts).

Noah Schiller

Stefan Schärer

Noah Schiller (24) ist seit August 2020 Venture Leader bei ConReal Swiss und seit Juli 2021 auch CEO der Neubau Portal AG sowie der Neubau Daten GmbH. Daneben amtet er ehrenamtlich als Head of Operations Team bei der Swiss Startup Association. Zuvor war er Senior Business Grower bei der Company Factory in Winterthur.

Stefan Schärer (56) ist Verwaltungsrat und Mitgründer von ConReal Swiss. In seiner langjährigen Karriere war der ehemalige Handball-Nationalspieler und Präsident von Pfadi Winterthur unter anderem CEO von Immoscout24 und Moneyhouse sowie erfolgreicher Gründer von Proptech-Startups wie houzy.ch oder neubauprojekte.ch.

Auch die grossen Immobilienportale verfügen doch über Prognose-Tools? Schärer: Im Unterschied zu unseren nachfrageseitigen Realtime-Daten basieren diese Lösungen auf historischen Transaktions- und Angebotsdaten. Das sind ­Suchende, die sehr konkrete Vorstellungen haben, wie und wo sie wohnen wollen, und keine Dreamer, die nur von schönen Häusern träumen. Entsprechend können wir den Bauherren aufzeigen, welche Angebote zukünftig gefragt sein werden.

mittelfristig auch mit entsprechenden ­Ratings. In seiner Wahl ist er völlig frei.

Weshalb ist dieses Wissen für Bauherren so wichtig? Schärer: Dank unseren Informationen trifft das Angebot die Nachfrage besser – es ist wie Parship für Neubauten. Wir wissen, welche Zimmerzahl benötigt wird, welches Budget vorhanden ist oder wie lange potenzielle Käufer auf den Bau des Objektes warten wollen. Mit diesem Nach­frage­ wissen kann ein Bauherr sein Projekt ­bedürfnisorientiert erstellen und besser verkaufen.

Wie stellen Sie die nötigen Qualitätsstandards in der Ausführung sicher? Schiller: In einem ersten Schritt holen wir Vorschläge und Ratschläge bei unseren Investoren und Partnern ein. Mittelfristig verfolgen wir den Tripadvisor-Ansatz: Die Bauherren und Architekten können selber Bewertungen abgeben. Unser Ziel ist es, dass ein Bauherr, der Handwerker und Hersteller über unsere Plattform sucht, sicher sein kann, dass er eine gute Leistung erhält.

Auf neubau.ch bieten Sie weitere kostenlose Tools an, die den Bauherren die Umsetzung eines Projekts erleichtern sollen. Schärer: Mit smartdevis.ch haben wir beispielsweise ein kostenloses Devisierungs-Tool im Angebot, das den Planern und Architekten die Spezifizierung der Ausschreibung erleichtert. Am Ende ist es das Ziel von ConReal, die kleinen und mittleren Bauherren möglichst effizient mit den Handwerkern und Herstellern zusammenzubringen.

Bei der Realisierung eines Baus kommt schliesslich der ConReal-Marktplatz ins Spiel. Worum geht es hier? Schiller: Hier bringen wir den Auftraggeber möglichst effizient und transparent mit den Produktelieferanten und Handwerkern zusammen. Wir fokussieren uns auf den Innenausbau, zuerst auf Badezimmer, später werden Heizungen, Küchen, Böden und Ähnliches hinzukommen.

Inwieweit ist die Auswahl der Leistungs­ erbringer eingeschränkt? Schärer: Wir sind ein offenes Ökosystem. Die Bauherren können selber wählen, welchen Gipser, Maler oder Maurer sie berücksichtigen wollen. Das Prinzip ist vergleichbar mit Tripadvisor: Der Konsument, in unserem Fall der Bauherr, erhält eine Übersicht mit geeigneten Anbietern –

Wie funktioniert die Planung eines Bades über den ConReal-Marktplatz? Schiller: Wir bieten ein Badplanungs-­ Tool an, das von zahlreichen Sanitären ­genutzt wird, die dadurch viel Zeit in der Kundenberatung einsparen. Mit diesem digitalen Baddesigner, genannt «Lara», kann man sich ganz einfach und sozu­ sagen vom Sofa aus ein stylisches, virtuelles Badezimmer designen, ohne dass man einen Innenarchitekten vor Ort hinzu­ ­

ConReal Swiss

neubau.ch – Mehrwerte für erfolgreiche Bauherren

Das Startup ConReal Swiss bietet Eigentümern ein digitales Ökosystem mit massgeschneiderten Lösungen. ConReal Swiss ist ein Ökosystem von Startups, Lösungen und Experten für alle Beteiligten der Bau- und Immo­ bilienbranche. Über die digitalen ­Angebote sollen Hersteller, Planer, Architekten sowie Handwerksfirmen und andere an einem Bau beteiligte Parteien zueinander finden.

Lösung Mehrwert

conreal.ch

Erhöhte Planungssicherheit Qualifizierte Kauf- und Mietanfragen Einfache und digitale Kollaboration Prozesseffizienz in der Ausschreibung Marktplatz

Beste Einkaufskonditionen Digitale Vermarktungsprozesse

ziehen muss. Viele Sanitärfirmen haben selber meist keine solchen Baddesigner-­ Spezialisten. Das Tool führt die Interessenten in rund 30 Minuten schrittweise durch den gesamten Planungsprozess. Im Hintergrund werden sie durch unsere zentralen Innenarchitekten und Badplaner unterstützt. Am Ende erhalten sie eine ­genaue Vorstellung, wie das Badezimmer aussehen wird, sowie eine Richtofferte. Erst danach kommt der lokale Sanitärpartner ins Spiel für die Umsetzung. Zukünftig werden wir diesen Prozess noch unterstützen mit einem Showroom-Konzept ­inklusive Virtual-Reality-Möglichkeiten. An solchen Ideen dürfte der Zwischen­ handel kaum Freude haben. Schärer: Die Digitalisierung steigert die Transparenz und verändert gewisse Prozesse zwischen den Marktplayern. So erlaubt sie den Herstellern, ihre Kunden besser zu kennen und mehr über sie zu erfahren. Heute wissen sie zum Beispiel nicht, wo welche Produkte verbaut werden, ohne teure Marktforschung betreiben zu müssen. Tatsächlich führt die ­Digitalisierung zu einer gewissen Disruption im Zwischenhandel, wie wir es in den vergangenen zehn Jahren in ­verschiedenen anderen Branchen auch beobachten konnten. Wie profitieren die Interessenten von der erhöhten Transparenz? Schärer: Bei der Ausstattung von Bade­zimmern ist es üblich, dass man die Möbel und Apparate direkt beim Sanitär bezieht. Dieser gewährt oftmals einen Rabatt von bis zu 30 Prozent. Diese ­Preise sind in der Regel aber immer noch teurer als bei Direktbezug im Internet. Für die Käufer ist nicht nachvollziehbar, wie die Preise zustande kommen. Unser System macht den Kauf transparenter, verständlicher ... ... und günstiger? Schiller: Nicht unbedingt. Analog zu anderen Branchen wie beispielsweise der Reise- oder Finanzindustrie werden Produkt und Beratung immer mehr getrennt. Dadurch werden sie vergleichbar. Das heisst, der Sanitär soll mehr verdienen für eine verlässliche, gute Arbeit und nicht versteckt via Marge auf dem Produkt. Der Endkunde bezahlt gerne einen

«Unsere Daten kommen von Suchenden und nicht von Dreamern, die nur von schönen Häusern träumen.»

fairen Preis für eine gute Leistung und ist heute aber meist auch aufgeklärt über den Marktpreis der Produkte. Neubau.ch ist eine Plattform von ConReal Swiss. Sie haben dieses digitale Ökosystem der Bau- und Immobilienbranche vor gut einem Jahr gegründet. Wie blicken Sie auf die ersten zwölf Monate zurück? Schärer: Wir sind sehr zufrieden. Mit ConReal haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Besteller der Bauwirtschaft, die Ausführenden und die Produkthersteller, in einem digitalen Ökosystem neu zusammenzubringen und dabei die Prozesse der Zusammenarbeit effizienter zu gestalten. Wir richten unser Angebot mit digitalen Tools an kleinere und mittelgrosse Firmen, welche die Chancen der Digitalisierung weniger gut meistern können als die Grossen. Und durch den Zugang zu den Auftraggebern bieten wir Handwerkern und Herstellern neue Möglichkeiten zur Kundengewinnung. Wie kommt das Angebot an? Schärer: Bereits im ersten Jahr konnten wir mehrere Hundert Kunden akquirieren und einen substanziellen Umsatz generieren. Gleichzeitig haben wir viele Partner für unser Netzwerk gewonnen und einige erfolgreiche Finanzierungsrunden realisiert. Inzwischen verfügen wir über 70 namhafte private Business Angels und stehen in Gesprächen mit strategischen Investoren. Welche Schritte planen Sie für die Zukunft? Schärer: Wir wollen unseren Marktplatz und die Produktelogistik im Hintergrund ausbauen. Zukünftig werden wir Planungs-Tools für Heizungen, Küchen oder Böden zur Verfügung stellen, ähnlich wie heute bei den Bädern. Mit diesem Ansatz wollen wir erreichen, dass ein gewisser Prozentsatz des Innen­ausbauvolumens in der Schweiz über unseren Marktplatz abgewickelt wird. Ein weiteres Ziel ist es, dass mehrere Tausend Handwerker und Hersteller in unseren Prozess integriert sind. Das ConReal-Netzwerk soll ein führendes Qualitätslabel für den Innenausbau werden! Interview: Roberto Stefano


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

#TheNextBigThing

Faszination Tür in einer Smart City wie «The Circle»

17

FOTOS: MICHELE LIMINA (1) / PD (2)

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Der Schweizer Sicherheitsspezialist Dormakaba verantwortet in der neuen Mikrostadt am Flughafen Zürich ein ebenso innovatives wie flexibles Tür- und Zutrittssystem. Ein Augenschein vor Ort.

Andreas Häberli, CTO und Konzernleitungsmitglied der Dormakaba Gruppe, im «The Circle» am Flughafen Zürich. «Eine Tür wird oft unterschätzt, dabei ist sie ein hochspannendes Objekt», sagt Marcel Schär während unseres Rundgangs durch «The Circle». Er war als Key Account Manager zusammen mit dem aus unterschiedlichsten Disziplinen bestehenden Projektteam der Schweizer Firma Dormakaba in den letzten rund drei Jahren dafür verantwortlich, dass die neue Mikro­stadt am Zürcher Flughafen mit e ­ inem innovativen und zukunfts­ trächtigen Tür- und Zutrittssystem ausgestattet wurde. Was für den neugierigen Besucher zunächst einfach klingt, ist indes hochkomplex. Was wiederum schnell klar wird, wenn Marcel Schär und Dormakaba-­ Schweiz-Chef Stefan Ammann aufzeigen, was buchstäblich hinter einer Tür alles zum Vorschein kommt, wenn man genau hinschaut. «‹The Circle› ist eine Smart ­City mit sehr unterschiedlichen Mietenden – vom Hotelbetreiber über das Ambulatorium des Universitätsspitals bis zum Jelmoli-Shop oder zu den Büros des Flughafens Zürichs», erklärt Ammann.

Individuelle Ansprüche Jeder Kunde hat eigene Bedürfnisse, Sicherheitsanforderungen oder kulturelle Voraussetzungen, die sich oft im Design und Komfort der Eingangstür wider­ spiegeln. Mit dem amerikanischen Hotelunternehmen Hyatt, das zwei Häuser im «The Circle» betreibt, gebe es beispielsweise andere Themen als mit einem Schweizer Ladengeschäft, so Ammann. Der Tür kommt dabei immer eine besondere Rolle zu, «sie ist ein zentrales Betriebsmittel für jedes Unternehmen», sagt Schär. Dabei geht es zunächst darum, dass sie nur jenen Leuten Zutritt ge-

währt, die dazu berechtigt sind, und allen anderen nicht. Es geht um Sicherheitsfragen, aber auch um Brandschutz, Entlüftung und vieles mehr. «Eine Tür ist heute ein hochkomplexes Element im Bau, das sehr viel Komfort bieten soll, ohne dass der Benutzer etwas spürt von der ganzen Technologie und den weit verzweigten Prozessen, die damit verbunden sind», drückt es Schär aus. Teil der Komplexität ist ausserdem das Zutrittssystem, das mit programmierbaren Badges beziehungsweise über eine Handy-App via Bluetooth oder NFC funktioniert. Die Systeme an jeder Türe sind in die individuellen digitalen Lösungen der einzelnen Kundinnen und Kunden nahtlos integriert, und sie sind äusserst vielfältig (siehe Interview). Der Badge gewährt zum Beispiel Zutritt zu einem ­Gebäude, einzelnen Stockwerken sowie bestimmten Räumen. Er kann aber auch eines der Postfächer öffnen, die sich in einem kleinen Raum unter einer Treppe befinden. Andere Türen wiederum, die etwa in eine Toilette oder in ein Parkhaus führen, müssen zuverlässig immer öffnen, wenn sich jemand nähert. Denn «The Circle» ist eher eine kleine, feine Stadt als bloss ein Geschäftskomplex. Es ist eine Smart City mit Spital und Restaurants, Hotels und Läden, Büros und sogar einem Park mit eigener kleiner Standseilbahn. «‹The Circle› ist sicher einmalig in der Schweiz und mit seinem internationalen Publikum und den unterschiedlichen Anforderungen eine grosse Herausforderung für ein umfassendes intelligentes und individuelles Zutritts- und Türsystem», sagt SchweizChef Stefan Ammann. Vom Energiemanagement über flexible Raumnutzung,

«Eine Tür ist ein hochspannendes Objekt.»

das Parkplatzmanagement, die Steuerung der Lifte und des Personenflusses bis zum Zutrittssystem – die Smart City hat viele Facetten.

Garantierte Flexibilität

Marcel Schär

«‹The Circle› ist einmalig in der Schweiz.»

Stefan Ammann

Der verantwortliche Architekt, Riken Yamamoto, hat sich für «The Circle» mittelalterliche Schweizer Städte als Vorbild genommen, die einst als geschäftige Handels-, Lebens- und Kulturzentren Besucher angezogen haben. In der modernen Anlage von heute flaniert man über Piazze und durch Grünanlagen, geht an Cafés und Restaurants vorbei oder betritt ein Bürogebäude – sofern man dazu berechtigt ist. Und auch die nachhaltige Bauweise, die Wassereffizienz, die Energiesysteme und viele andere Aspekte der weit verzweigten Mikrostadt sind natürlich auf der Höhe der Zeit – oder ihr sogar etwas voraus. Die hohe Komplexität und die verschiedenen Bedürfnisse bedingen viel Flexibilität. «Wir wollen den Kunden ­keine Stangenware anbieten, sondern einzelne massgeschneiderte Lösungen», sagt Key Account Manager Marcel Schär. Und weil sich – etwa bei einem Mieterwechsel – die Anforderungen schnell ändern können, seien die Dormakaba-Systeme auch so entwickelt, dass sie schnell angepasst werden können. Zutrittserlaubnisse lassen sich digital in Sekunden gewähren oder entziehen, Besuchern oder Hotelgästen beispielsweise kann die Berechtigung, eine bestimmte Türe zu öffnen, minutengenau vergeben werden. Die Smart City am Zürcher Flughafen ist zweifellos ein Vorzeigeprojekt für die globale Innovationskraft des Schweizer Sicherheitsspezialisten: Rund 140 auto-

Dormakaba Der Schweizer Sicherheitsspezialist Dormakaba entstand 2015 durch den Zusammenschluss der Traditionsunternehmen Kaba und Dorma und ist heute einer der drei weltweit führenden ­Konzerne im Geschäft mit Türen und Zutrittslösungen. Die Firma mit Schweizer Niederlassungen in Rümlang (beim Flug­hafen), St. Gallen, Wetzikon und Lausanne bietet Produkte, Lösungen und Services für Zutritt zu Gebäuden und Räumen aus einer Hand. Weltweit ist die Dormakaba Gruppe im Verbund mit zahlreichen Kooperationspartnern in über 130 Ländern vertreten. dormakaba.ch matisierte Türen, 1600 elektronische ­Zutrittspunkte und 200 Fluchtwegtüren hat Dormakaba im «The Circle» entwickelt, geplant und gebaut, es gibt Schiebetüren, schwenkbare Doppeltüren oder einfache automatisierte Türen. Hydraulische Bewegungsmechanik, elektronisch geregelte Schliessfolgen, Radarsensoren und Einlasssysteme verbinden sich an vielen Stellen zu komplexen, sich ­immer wieder öffnenden und schliessenden Wundern der Technik. Immer mehr ist jetzt in der Mikrostadt los. «‹The ­Circle› beginnt zu leben, und das freut uns», sagt Marcel Schär am Ende unseres Rundgangs durch diese unauffällige, aber gleichzeitig bedeutende Welt der Türen. Story: David Schnapp

Nachgefragt

«Zuverlässigkeit ist die beste Investition in Nachhaltigkeit» Andreas Häberli, Chief Technology Officer (CTO) und Mitglied der Konzern- leitung der Dormakaba Gruppe, über die Zukunft des Unternehmens und die Bedeutung der fortschreitenden Digitalisierung. Wo steht die Dormakaba Gruppe heute, und wohin soll die Reise in Zukunft gehen? Andreas Häberli: Die fortschreitende Digitalisierung ist für uns ein zentrales Thema. Es betrifft inzwischen fast alle

Produkte. Wir befinden uns in einem Transformationsprozess. Das Produkt wird Mittel zu einem optimalen Benutzererlebnis und Teil eines intelligenten Gebäudes. Smartphones spielen dabei eine wichtige Rolle als mobile Schlüssel. Handys und Smartwatches werden durch neue Technologien wie UWB (Ultra-Wideband) weiter aufgewertet, um etwa im Inneren von Gebäuden eine exakte Lokalisierung des Standorts mit komfortabler Wegführung zum Ziel zu ermöglichen. Können Sie dafür ein Beispiel geben? Die Integrationsfähigkeit unserer Produkte mit anderen Systemen verbindet Zutrittskontrolle und Türsysteme zu Erlebnisketten für Bewohner, Hotelgäste oder Besucher, die sich hindernisfrei von der Parkgarage über das Einkaufs-

zentrum zu ihrem Hotelzimmer oder Arbeitsplatz bewegen wollen. Daneben werden Nachhaltigkeit, die Lebensdauer sowie ein bewusster Umgang mit Ressourcen und Energie zentral. Bei der Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der Dormakaba-Systeme werden trotz der wachsenden Komplexität keine Kompromisse gemacht. Sie ersparen dem Kunden Ärger und Kosten und sind die beste Investition in nachhaltige Lösungen. Einfach gefragt: Wie öffnet sich die sichere Türe der Zukunft, welche Lösungen zeichnen sich ab? Grundsätzlich sind es verschiedene Komponenten, die eine sichere Türe ausmachen. So bleibt die Anforderung an die mechanische Sicherheit an eine Aussentüre bestehen. Es muss aber auch

der digitalen Sicherheit unserer Produkte Rechnung getragen werden. Die Vernetzung von Türen und anderen Produkten in einem Smart Building verändert die Art und Weise, wie wir uns in ­einem Gebäude bewegen. Durch digitale Lösungen können zeitlich beschränkte Zugriffe einfach geregelt und Bewegungen von Personen nachvollzogen werden. Das Ziel ist das gleiche: Zugriff oder Zutritt soll nur denjenigen Personen ermöglicht sein, die dazu berechtigt sind. Diese merken jedoch nichts davon – die Technologie soll unsichtbar sein. Wie verändern sich Zutrittssysteme und Türen in der intelligenten Stadt von morgen? Die Anzahl der Komponenten, die in einem Bauobjekt zusammenspielen, wird grösser. So erhöht sich auch die

Komplexität und Fehleranfälligkeit. Die bestehenden Konzepte versagen. Unser im April vorgestelltes EntriWorX Ecosystem trägt diesem Umstand Rechnung und bringt unsere Zutritts- und Tür­ systeme auf ein neues Level. EntriWorX unterstützt den Architekten, den Planer, den Installateur, und unsere Türsys­ teme werden so von der Planung bis zum operativen Betrieb digital gespiegelt. Der digitale Zwilling des Türsystems wird von unseren Partnern, die ein Gebäudemanagement-System anbieten, nahtlos in den digitalen Zwilling des ­gesamten Gebäudes eingefügt. Dieser sorgt dafür, dass sich das reale Gebäude hinsichtlich betrieblicher Effizienz, Sicherheit und Komfort weitgehend ­ selbst optimiert. Interview: David Schnapp


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

18

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

#TheNextBigThing

Ökosystem mit der Natur zum Vorbild Die Indoor-Anlagen für nachhaltige Fischzucht des jungen Schweizer Unternehmens FTN AquaArt eröffnen einen innovativen Weg in eine ressourcenschonende Lebensmittelproduktion – und bieten eine lokale Lösung für ein globales Problem. FOTOS: MICHELE LIMINA (2), MIRKO REICHLIN (1)

Es ist ein ungewöhnliches Trio, das an diesem Mittwochmorgen am Tisch in e ­ inem kleinen, schlichten Sitzungszimmer im Zürcher Unterland sitzt: Pascal Stucki (34) ist studierter Klimatechniker und Inhaber der Gebäudetechnikfirma Klinova AG; sein Jugendfreund Lukas Schneeberger (44) ist ehemaliger Primarlehrer und h ­ eute einer der herausragenden euro­päischen Experten für Indoor-Fischzucht; und schliesslich sitzt da Kruno Kovačić (50), gelernter Flugzeug­mechaniker und seit über 20 Jahren in leitenden Positionen im In- und Ausland tätig. Das gemeinsame Unternehmen, um das es geht, heisst FTN AquaArt AG. Sein Geschäftsmodell ist die Planung und Umsetzung von Indoor-Fischzuchten sowie die Reproduktion von Jungfischen. Was sich heute in einem unscheinbaren ­Industriebau im Gewerbegebiet von Rafz abspielt, könnte nichts weniger als die weltweite Nahrungsmittelproduktion revolutionieren. Begonnen hat es, wie viele erstaunliche Startup-Geschichten, als idealistische Vision zweier Jugendfreunde.

Teil der Lösung sein 2012 beschlossen Lukas Schneeberger und Pascal Stucki auf der Grundlage ihrer persönlichen Überzeugungen und Interessen, eine Firma zu gründen. «Wir ­waren – und sind vielleicht immer noch – absolute Träumer, aber der verantwort­liche Umgang mit der Natur und der ­Produktion von Lebensmitteln hat mich immer schon interessiert. Wir wollten e ­ twas schaffen, das Teil der Lösung eines grossen Problems sein kann», sagt Schneeberger über die Anfänge. In diesem Geist ist auch der Name des Startups entstanden: FTN ist nichts anderes als die Abkürzung für Fisch, Technik, Natur. Das Problem, von dem er spricht, ist längst bekannt. Die Produktion tierischer Eiweisse von Hühnern, Schweinen oder Rindern hat teilweise massive Auswirkungen auf die Umwelt. Rund 41 Prozent des globalen CO2-Ausstosses bei Lebensmitteln verursacht laut FTN die Fleischproduktion. Im Vergleich dazu ist Fisch jetzt schon der Proteinlieferant mit der besten Ökobilanz: Bezogen auf Emissionen, dem Bedarf an Futtermitteln sowie dem Landund Wasserverbrauch sind Fische Effizienzweltmeister. Voraussetzung dafür sind ­allerdings lokale, nachhaltige Aufzuchten. «Heute werden tonnenweise Fische und andere Meeresprodukte um die Welt transportiert, was absoluter Blödsinn ist», findet Schneeberger. Die vielzitierte Handlungsmaxime «Denke global, handle lokal», haben ­Lukas Schneeberger, Pascal Stucki und Kruno Kovačić längst in einem stand­ardisierten, aber gleichzeitig flexiblen und effizienten System umgesetzt. Die Indoor-Fischzuchtanlagen, die FTN an verschiedenen Orten in der Schweiz und in Europa schon realisiert hat, vereinen digitale Anlagenleittechnik mit einer ­intelligenten Kreislaufwirtschaft.

In Rafz im Kanton Zürich ist die Schaltzentrale von FTN AquaArt und zugleich der Pionierbetrieb für nachhaltige Fischzucht. in der Forschung und Entwicklung von Fish Farming, Indoor-Aqua­kulturen und Circular Economy. So arbeitet ein Professor für Aquakulturen der tschechischen Universität Süd-Böhmen mit einem 50-Prozent-Pensum bei FTN und führt gleichzeitig seine universitäre Forschung vor Ort weiter. Technische Innovationen wie Wärmepumpen, Photovoltaik, selbst entwi­ ckelte natürliche Wasserfilter, spezielle Lichtquellen und die je nach Fischart ­unterschiedliche Farben der Becken sind letztlich Lösungen, die den Tieren eine möglichst naturnahe Umgebung ermöglichen. «Unser System ist eigentlich noch etwas besser als die Natur», sagt Stucki. «Bei uns kann es keine Verschmutzung von aussen geben und gleichzeitig geht nichts hinaus», ergänzt der Techniker. Das perfektionierte Aufzuchtsystem ist die Folge ­interdisziplinärer Planung und Zusammenarbeit. Denn wer Fischzuchten nur aus der problematischen Darstellung von Dokumentarfilmen wie «Seaspiracy» kenne, der habe ein falsches und viel zu negativ geprägtes Bild davon, findet Kruno ­Kovačić. «Wir haben eine perfekte Kreis-

laufwirtschaft etabliert. So wird 98 Prozent des Wassers wiederverwendet, den Fischkot filtern wir mit unserem System heraus und liefern ihn als Düngemittel an den benachbarten Spargelhof der Juckerfarm», sagt der CEO der FTN International AG.

Alles soll Sinn machen In Rafz befindet sich heute die Aufzucht von Jungfischen, mit denen das Unternehmen sowohl Betreiber von FTN-Anlagen als auch Fischzüchter in der ganzen Schweiz und Europa beliefert. Felchen, Egli und Zander schlüpfen hier aus den Eiern der Muttertiere. «Der genetische Aufbau der Zucht hat rund acht Jahre gedauert», sagt Lukas Schneeberger. Beim Rundgang durch die den Lebensbedingungen der Fische angepassten, dunklen Hallen erklärt der «Fischflüsterer» die Bedeutung vieler Details: Unterschied­ liche Klimabedingungen für verschiedene Fischarten etwa und selbst die Farbe der Beleuchtung ist bei Zandern anders als bei Egli oder Regenbogenforellen. «Schon eine flackernde Lampe ist für die Fische ein Problem, das irritiert sie und löst Stress aus», so Schneeberger.

Quasi «Minergiefische»

«Wir haben eine perfekte Kreislaufwirtschaft etabliert.» FOTOS: MICHELE LIMINA (1), MIRKO REICHLIN (1)

Tierwohl hat Priorität Damit diese umfassende Lösung reibungslos geplant, gebaut und betrieben werden kann, müssen eine Reihe von Disziplinen harmonisiert werden. Zum einen ist ein funktionaler Industriebau gefragt, der gewinnbringend betrieben werden kann. Zum anderen geht es in erster Linie um das Tierwohl. «Anlage und Betrieb gehören in unseren Augen zusammen. Wir haben Architekten, Bauphysiker und Ingenieure im Team, wir arbeiten aber auch mit Wissenschaftlern zusammen, die Experten auf dem Gebiet der Fischzucht sind», erklärt Stucki den FTN-Ansatz. Eine Kooperation besteht unter anderem mit der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, mit der die Fischzucht-Enthusiasten beispielsweise eng zusammenarbeiten. FTN und ihre ­Kooperationspartner beteiligen sich aktiv

Der erfahrene Fischzüchter erkennt mögliche Schwierigkeiten sofort mit seinen eigenen Sinnen: Wie stehen die ­Fische im Wasserstrom, wie ist das Licht, wie riecht es? Sensoren übernehmen in den FTN-Anlagen diese Aufgaben und kommunizieren miteinander. Parameter wie der CO2-Gehalt im Raum oder die Wassertemperatur werden ständig überwacht. «Wir digitalisieren das Riechen, Schmecken, Hören und Sehen», drückt es Kruno Kovačić aus. Mit künstlicher Intelligenz sollen Abweichungen künftig frühzeitig erkannt und geregelt werden. Auch die virtuelle Besichtigung oder gar Reparatur einer Anlage mit ­Augmented Reality ist bereits angedacht. Das leidenschaftliche Trio hat das ausgeklügelte System aber heute schon auf ein erstaunliches Perfektionsniveau gehoben. Für die Aufzucht wurde die Baueingabe im Herbst 2019 gemacht, bereits im Sommer 2020 konnte das erste Geschoss in Betrieb genommen werden. «Wir haben unsere Anlage in die bestehende Hülle ­einer alten Industriehalle integriert, sie wurde komplett in Zusammenarbeit mit METHABAU in 3D modelliert und in Modulbauweise erstellt», sagt Pascal Stucki. Anders formuliert: Eine betriebsfertige I­ndoor-Fisch­ -

Die beiden Gründer der FTN AquaArt AG: Geschäftsführer Lukas Schneeberger (links) und V ­ erwaltungsratspräsident Pascal Stucki. Weitere Infos unter ftn-aquaart.com.

Kruno Kovačić CEO der FTN International AG und Mitglied der Geschäftsleitung der FTN AquaArt AG

­uchtanlage mit einer ausschliesslich z schweizerischen Wertschöpfungskette in höchster Qualität ist mit dem Know-how von FTN schnell realisiert und mit den Besatzfischen – das Wort meint die Besetzung eines Gewässers – des erfolgreichen Rafzer Unternehmens umgehend betreibbar. «Wir übernehmen nicht nur den Anlagenbau, sondern auch die Schulung und Betreuung der Zucht. Wir begnügen uns nicht damit, bloss etwas zu bauen, und die Anlage dann sich selbst zu überlassen. Unser Angebot ist umfassend, und wer nach unseren Vorgaben Fisch züchtet, bekommt mit der An­ lage gewissermassen eine Erfolgsgarantie», so Stucki. Dazu gehört, dass FTN viel Know-how hat, wenn es um die Finanzierung solcher Anlagen geht: Thomas Bangerter, Verwaltungsrat und Mitgründer von FTN, unterstützt die Kunden hierbei mit seiner Firma The BF & Partners AG. Dabei sind die bautechnischen Anforderungen nicht zu unterschätzen, denn eine qualitativ hochwertige Fischzucht, die ­ohne Pestizide, Medikamente oder energiefressende Gefrieranlagen auskommt, muss hermetisch abgeriegelt sein. «Nur so können wir lokal im Fluss mit der Natur arbeiten. Mit unseren Anlagen kan CO2-neutral, regional produziert und täglich frisch geliefert werden», sagt Stucki. Das sei ein gewaltiger Unterschied, was die Qualität des Fisches betreffe, aber auch in Bezug auf die Umweltbilanz. «Heute werden 97 Prozent der jährlich in der Schweiz konsumierten Fische und Meeresprodukte ­importiert. Es ist erstaunlich, dass aus ökologischen Gründen noch niemand auf die Idee gekommen ist, darauf einen Importzoll zu erheben, wie das etwa beim Rindfleisch der Fall ist», ­ergänzt Kruno Kovačić. Auch hinsichtlich des Energieverbrauchs sind die Anlagen, die das innovative Team plant und baut, vorbildlich. «Unser Betrieb ist sehr energieeffizient, wir arbeiten mit Wärmepumpen, Photovoltaik und Gebäudedämmung, so dass die Energiemenge, die wir für eine optimale Temperatur in den Räumen und Becken brauchen, tief gehalten werden kann. So gesehen züchten wir ‹Minergiefische›», umschreibt Stucki lächelnd einen wichtigen Teil der positiven Energiebilanz lokaler Indoor-­ Fischzucht. Den einzigen Aspekt, der noch nicht vollständig zufriedenstellend sei, könne man in der Fütterung von Felchen, Egli & Co. suchen. Nachhaltige Produktion von Fischfutter ist zwar möglich, aber ­weder die Comestibles- und Detailhändler noch die Endkunden sind bereit, den Preis für diesen ökologischen Mehrwert zu b ­ ezahlen. Zudem zeigen solche Details, dass die Ideen des visionären Trios von FTN zwar in über zehnjähriger Aufbauarbeit, begleitet von wissenschaftlicher Forschung und mit einer Menge persön­lichem Engagement, längst erprobt und funktionstüchtig, aber immer noch ihrer Zeit voraus sind. Die nächsten Schritte sind schon einge­ leitet. Mit «localfish ag» wurde eine Firma für die Endproduktion und Vermarktung lokaler Speisefische mit innovativen C ­ onvenience-Fischprodukten gegründet. Diese betreibt bereits eine erste Anlage in Bischofszell (TG) und wird in Kürze einen Erweiterungsbau in Rafz umsetzen. Und auch die internationale Expansion wird vorangetrieben. Immerhin gibt es ­neben FTN nur ein weiteres Bruthaus in Nord­europa, das ebenso in der Lage ist, Bodensee-Felchen für Kreislaufanlagen zu züchten. Es ist wohl keine gewagte ­Prognose, dass ein Beitrag zur Lösung für Probleme wie Überfischung der Meere, ­Ernährungsunsicherheit und eine umweltschädliche Lebensmittelproduk­tion vom sympathischen Unternehmen aus dem Zürcher Unterland kommen wird. Story: David Schnapp


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

«Klimaneutrales Bauen erfordert die Mobilisierung aller Akteure» Clemens Wögerbauer, Head Commercial & Sustainability und Mitglied der Geschäftsleitung von Holcim Schweiz, über den Nachhaltigkeitsplan und die Projekte, die zum Ziel führen sollen. Zusammen mit der gesamten Zement­ industrie setzt sich Holcim das ambitionierte Nachhaltigkeitsziel, den CO2-­ Ausstoss bis 2050 auf Netto-Null zu senken. Realistisch? Clemens Wögerbauer: Als innovativer Marktführer scheut Holcim das Risiko nicht, investiert in neuartige Technologien und ermöglicht Pilotversuche, etwa im Bereich «Carbon Capture and Utili­ zation». Dazu entwickeln wir mit Hochschulen und Technologieunternehmen diverse Projekte. Aktuell beschäftigen wir uns mit rund zehn Ideen in unterschiedlichen Phasen. Diese betreffen ­jeweils verschiedene Produkte und verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen wie etwa synthetische Brenn- und Treibstoffe, Rekarbonatisierung, Carbon Storage oder Produktion von reinem CO2. Welche Rahmenbedingungen braucht Holcim, um klimaneutrales Bauen noch stärker vorantreiben zu können? Klimaneutrales Bauen erfordert die Mobilisierung aller Akteure im Bau­ wesen. Und Klimaneutralität muss alle ­Lebensphasen eines Gebäudes berücksichtigen: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis zum Abbruch und Recycling. Wir arbeiten deshalb mit Partnern aus der gesamten Wertschöpfungskette des Bauens zusammen. Wenn wir schon von nachhaltigem Bauen sprechen – ist Holz nicht das idealere ­ ­Baumaterial? Die beiden Baumaterialien Holz und Beton gegeneinander auszuspielen, ist nicht zielführend. Jedes Material hat seine Stärken und Schwächen und soll entsprechend eingesetzt werden. Auch Hybrid­ lösungen sind durchaus sinnvoll. Aber ­Beton ist die Basis für unsere Infrastruktur und Gebäude. Aufgrund seiner lokalen Verfügbarkeit hat Beton kurze Transportwege, ist vielseitig einsetzbar und praktisch vollständig rezyklierbar. Unter Berücksichtigung seines gesamten Lebenszyklus’ hat Beton eine sehr gute Energieund Emissionsbilanz. Und im Vergleich zu Holz hat Beton den grossen Vorteil, dass er immer wieder einsetzbar ist – seine Recyclingquote mit 85 Prozent ist deutlich höher als diejenige von Holz mit 10 Prozent. Interview: Michael Baumann

Holcim Der Baustoffhersteller Holcim (Schweiz) AG wurde 1912 in Holderbank gegründet und zählt in seiner Branche zu den führenden Unternehmen des Landes. Als Tochtergesellschaft der global tätigen Holcim gehören die Herstellung von Beton, Kies und Zement sowie dazugehörige Dienstleistungen zum Kerngeschäft der Firma. In der Schweiz beschäftigt Holcim an 55 Standorten rund 1200 Mitarbeitende und betreibt 3 Zement-, 16 Kies- sowie 36 Betonwerke. holcim.ch

Auf dem Areal der Universität St. Gallen entsteht zurzeit das HSG Learning Center mit dem ressourcenschonenden und CO2-reduzierten Beton EvopactPLUS.

#VorreiterDerBaubranche

und Ausland kompensiert wird», sagt Cathleen Hoffmann und betont gleich­ zeitig: «Für uns liegt der Fokus aber klar auf der Reduktion von CO2 im Produkt­ design und in der Produktion, nicht bei Kompensationsmechanismen.»

Zu 100 Prozent rezyklierbar

Neue Recyclingbaustoffe

Holcim sieht in innovativen Lösungen zur Zement- und Betonproduktion grosses Potenzial, den ökologischen Fussabdruck weiter zu reduzieren und einen Beitrag zu einer nachhaltig gebauten Zukunft zu leisten. Um den Klimawandel zu verlangsamen, kann an vielen Knöpfen gedreht werden. Einen grossen Hebel gibt es zum Beispiel bei der Bauwirtschaft. Holcim Schweiz ­engagiert sich schon seit Jahren für eine Netto-Null-Zukunft und trägt so einen Teil zur Reduzierung der Schadstoffe bei. Dieses Engagement wird auch vom global tätigen Mutterkonzern Holcim unterstützt: 2020 hat er sich der «Business Ambition for 1,5°C» angeschlossen und branchenführende Klimaziele für 2030 festgelegt, die von der Science-Based Targets Initia­ tive (SBTi) validiert wurden.

Führungsrolle einnehmen «Damit wir unsere Nachhaltigkeitsziele ­erreichen, müssen wir alle Hebel in Be­ wegung setzen, über traditionelle Strukturen hinausdenken und mit Partnern Innova­tionen vorantreiben», sagt Clemens ­Wögerbauer, Head Commercial & Sustainability und Mitglied der Geschäftsleitung von Holcim Schweiz. Er ist überzeugt, dass das Potenzial von umweltfreundlichen ­Lösungen und der Einfluss, den das Unternehmen auf eine nachhaltig gebaute ­Zukunft nehmen kann, sehr gross sind. Als Stichworte nennt er Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft und innovative Produktlösungen. «Wir nehmen auf diesen Handlungsfeldern eine Führungsrolle ein.» Dabei verfolgt Holcim laut Wögerbauer die klare Vision, bis spätestens 2050 nur noch klimaneutrales und vollständig rezyklierbares Baumaterial zu produzieren. Damit soll ökologischer und intelligenter gebaut werden. «Wir haben den Anspruch, als innovativer Marktführer der Branche eine neue Stossrichtung vorzugeben», führt er aus.

Alternative Brennstoffe Für den Weg zum klimaneutralen Bauen hat Holcim eine Dekarbonisierungs-­ Roadmap entworfen, wie Wögerbauer erklärt: «Wir treiben Innovationen zur ­ CO2-Reduktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette voran.» Das gehe von der Rohmaterialgewinnung über die Produktion bis hin zur Entwicklung und Anwendung von Produkten. Dabei arbeite Holcim mit allen Akteuren der Bauwirtschaft zusammen. Ein grosser Effekt zur CO2-Reduktion ergebe sich beispielsweise durch den Einsatz alternativer Brennstoffe

im Verbrennungsprozess der Zement­ produktion. 2020 habe man damit mehr als 145 000 Tonnen CO2 eingespart. Dies sei möglich gewesen, weil statt primärer fossiler Brennstoffe wie Kohle rund 150 000 ­Tonnen brennbare, industrielle Abfälle in der Klinkerproduktion verwertet worden seien. Durch die Verwendung von alter­ nativen Brennstoffen spare man pro Jahr so viel CO2 ein, wie 33 000 Schweizer durchschnittlich verursachten. Der Anteil der ­alternativen Brennstoffe im Verbrennungsprozess soll stetig weiter erhöht werden. «Aus diesem Grund sucht und testet Holcim auf dem Abfallmarkt laufend zusätzliche ökologische Verwertungs­ ­ möglichkeiten», sagt Wögerbauer.

Innovative Lösungen Bei der Logistik liegt weiteres Potenzial zur CO2-Reduktion. Holcim setzt stark auf den Schienenverkehr und baut ihn ständig aus. Ausserdem hat das Unternehmen als erster Baustoffhersteller in der Schweiz vollelektrische Fahrmischer im Einsatz, wie Clemens Wögerbauer erklärt. Pro Fahrzeug, die alle mit Strom aus 100 Prozent erneuerbarer Energie geladen werden, liessen sich so rund 30 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Auf der Suche nach intelligenten Lösungen zur CO2-Reduktion kooperiert Holcim auch mit Start­ ups. «Zusammen mit der Firma neustark testen wir zum Beispiel eine Technologie, um CO2 aus der Atmosphäre dauerhaft in Recyclingbeton zu speichern», sagt Wögerbauer. Für dieses innovative Verfahren werde CO2 in Abbruchmaterial eingeleitet. Durch diesen Prozess werde das rezyklierte Granulat aus Betonabbruch rekarbo­ natisiert und binde etwa 8 Kilogramm CO2 pro Kubikmeter. Das so aufbereitete ­Material werde schliesslich für die Produktion von Frischbeton verwendet.

schone natürliche Ressourcen wie Kalk­ stein und Mergel, verringere die CO2-Emis­ sionen um rund 10 Prozent im Vergleich zu einem bereits optimierten Massenzement und spare knappen Deponieraum. «Wir entwickeln das Produkt ständig weiter und optimieren es», ergänzt sie. Dank dieser Optimierungen lasse sich Susteno nicht mehr nur im Hoch-, sondern neu auch im Tiefbau verwenden. Für den nachhaltigen Zement wurde das Unternehmen zudem im Frühling von der Solar Impulse Foundation ausgezeichnet. Die Lausanner Stiftung des Umweltpioniers Bertrand Piccard zertifiziert Lösungen, die zum Umweltschutz beitragen und gleichzeitig wirtschaftlich sind. Als andere nachhaltige Produkte erwähnt Hoffmann ressourcenschonende Betone aus der Evopact-Familie, die den Zement Susteno enthalten. Sie leisteten einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und entlasteten die Umwelt, weil sie gegenüber herkömmlichem Beton bis zu 10 Prozent weniger CO2 verursachten. Bei der Herstellung von EvopactPLUS-Beton werde zusätzlich rezyklierte Gesteinskörnung verwendet. «Und EvopactZERO ist gar völlig klimaneutral, da die übrigbleibende CO2-Belastung über Klimaprojekte im In-

«Wir haben den Anspruch, als innovativer Marktführer der Branche eine neue Stossrichtung vorzugeben.»

Nachhaltige Materialien Ein weiterer Pfeiler der Nachhaltigkeitsstrategie sind die klimafreundlichen Produkte mit tieferem Klinkeranteil. «Eines davon ist unser Zement Susteno, bei dem hochwertig aufbereitetes Mischgranulat aus rückgebauten Gebäuden einen Teil des Klinkers als Zumahlstoff ersetzt», erläutert Cathleen Hoffmann, Produktingenieurin bei Holcim Schweiz. Mit Susteno schliesse man den Baustoffkreislauf,

Clemens Wögerbauer Head Commercial & Sustainability und Mitglied der Geschäftsleitung von Holcim Schweiz

Eine Schlüsselrolle will Holcim auch bei der Kreislaufwirtschaft einnehmen. Hier sieht Wögerbauer enormes Potenzial, denn einerseits verbrauche das hiesige Baugewerbe jährlich etwa 70 Millionen Tonnen Baumaterial. Andererseits werde der grösste Abfallstrom hierzulande vom Baugewerbe verursacht. In der Zementund Betonproduktion verwerte Holcim grosse Volumen an mineralischen Abfällen – sowohl stofflich als auch thermisch. «Damit schliessen wir Ressourcenkreisläufe und reduzieren gleichzeitig den ­ökologischen Fussabdruck der Bau- und Abfallindustrie in der Schweiz», sagt er. Da hierzulande 84 Prozent des Abfallvolumens mineralische Rückbaumaterialien sind, kommt dem Recycling eine grosse Bedeutung zu. Wögerbauer betont die Wichtigkeit, diese Rückbaumateria­ lien möglichst vollständig zu verwerten: als alternatives Rohmaterial und als Brennstoffe in der Zementproduktion oder durch die Entwicklung neuer Recyclingbaustoffe. «Damit schonen wir natürliche Ressourcen und den knappen Deponieraum.» Holcim fördere das Baustoff­ recycling mit innovativen Anlagen in ­verschiedenen Regionen, um die lokale Bauwirtschaft mit nachhaltigen Baustoffen zu versorgen.

Richtungsweisende Projekte

FOTO: PD

Nachgefragt

19

FOTO: HSG STIFTUNG / CHRIS MANSFIELD

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Als jüngstes Beispiel nennt er die RCO Recycling Center Ostschweiz AG, über die Holcim mit der Firma Zürcher Kies und Transport AG in einem innovativen, nassmechanischen Verfahren ab dem nächsten Jahr verschiedene mineralische Aushubund Abbruchmaterialien aufbereiten und zu qualitativ hochwertigen Produkten verarbeiten wird. «Dazu gehören etwa Mischoder Betonabbruch, Gleisschotter sowie verschmutzte und unverschmutzte Aushubmaterialien, die sonst auf Deponien entsorgt werden müssten.» Die Baustoffrecyclinganlage, die dazugehörigen Materiallager und ein neues Betriebs­ gebäude entstehen auf dem Holcim-Areal in Niederstetten (SG). Das Bauprojekt setzt sogleich auch Akzente im nachhaltigen Bauen: Sämtliche Teile des Areals sowie das neue Betriebsgebäude entstehen aus Recyclingbaustoffen. Clemens Wögerbauer ist überzeugt davon, dass Beton über die gesamte Lebensdauer betrachtet ein ideales Material für nachhaltiges Bauen ist. «Wer heute nachhaltig bauen will, wählt Baustoffe, die eine lange Lebensdauer haben, in der Region produziert werden, rezyklierbar sind und eine gute CO2-Bilanz aufweisen.» Vor diesem Hintergrund sei Beton die beste Wahl, da er immer wieder verwendet werden könne und mit Blick auf seine ganze Lebensdauer eine gute Ökobilanz habe. Die Recyclingquote von Beton sei mit etwa 85 Prozent sehr gut und höher als beispielsweise bei PET mit 82 Prozent. Deshalb treibe Holcim Innovationen im Bereich des Baustoffrecyclings laufend voran. Story: Michael Baumann


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

20

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Nachgefragt

«Baubranche befindet sich an digitalem Wendepunkt» Harald Kloft, Bauingenieur und strategischer Berater, über den Zusammenhang zwischen BIM und Nach- haltigkeit. Die Weltbevölkerung wächst in den nächsten Dekaden weiter. Reichen die Ressourcen zum Bauen aus? Harald Kloft: Die Techniken, die nach wie vor auf den meisten Baustellen im Einsatz sind, wurden vor mehr als 100 Jahren erfunden. Mit der Systemschalung benötigen wir viel mehr Beton, als nötig wäre. Wenn das so weiter geht, haben wir irgendwann ein Ressourcenproblem.

Visualisierung der BIM-Methode: Im sogenannten digitalen Zwilling werden Baustruktur und -daten als 3D-Modell dargestellt.

#TheNextBigThing

Wie sich die Baubranche komplett digitalisieren lässt Mit dem BIM+ Competence Center erforscht die BKW Gruppe den idealen Prozess zur digitalen Zusammenarbeit in Bauprojekten. Damit soll die Methode Building Information Modeling neu gedacht werden.

BIM unterstützt das Vorstellungsvermögen Kurz darauf wurde die Planung einer Bahnstromleitung zwischen Muttenz (BS) und Haltingen vergeben. Den Zuschlag für das erste BIM-Pilotprojekt für Frei­ leitungen der DB Energie ging an BKW ­Infra Services Europa SE für den deutschen Teil sowie an BKW Engineering für den Schweizer Teil – und damit an die BKW Gruppe, die einen grossen Erfahrungsschatz mit der BIM-Methode hat. Beispielsweise beim Rückbau des Kernkraftwerks in Mühleberg (BE): Mit den oft nicht mehr aktuellen Papier­ plänen aus den Baujahren in den 1960er-Jahren wären die bautechnischen Planungsarbeiten für den Rückbau aufwändig und fehleranfällig. Deshalb nutzt die BKW einen digitalen Zwilling, also ein 3D-Modell, das die Baustruktur und -daten des gesamten Kraftwerksareals digital darstellt. Eva Hörtnagl arbeitet in der

Abteilung Bautechnik am Rückbau mit und nutzt die Vorteile des digitalen Zwillings tagtäglich. «Die stets aktuellen Bauwerksdaten aus dem Modell erlauben uns laufende Tragwerksanalysen mit minimalem Zeitaufwand. Auch unterstützt die 3D-Planung das Vorstellungsvermögen, was das Finden von Lösungen enorm vereinfacht», sagt die 33-jährige Bauingenieurin. Zudem werde nach jeder noch so kleinen Anpassung im Modell sämtlicher Output automatisch nachgeführt, so dass für alle am Rückbau Beteiligten eine aktuelle «Source of Truth» zur Verfügung steht.

3D-Modell in den Lärm der Baustelle bringen Im Gegensatz zu vielen anderen Bauingenieuren arbeitet Eva Hörtnagl durchgehend digital: «Ich bin 2008 direkt von der Ausbildung mit der BIM-Methode ins Berufsleben eingestiegen und seither mit Herzblut dabei.» Deshalb sei sie wohl auch bei der BKW gelandet, dem Konzern, der die Anwendung der BIM-Methode auf die nächste Stufe he-

«Ich bin 2008 direkt von der Ausbildung mit der BIM-Methode ins Berufsleben eingestiegen.»

ben will. Konkret heisst dies: Die BKW will ihre Bauprojekte vollständig durchdigitalisieren; denn heute gibt es vielfach eine digitale Lücke zwischen der Planung, der Fertigung und dem Unterhalt – viel zu oft wird auf den Baustellen noch mit zweidimensionalen Papier­ plänen gearbeitet. Um die digitale Lücke zu schliessen, ist aus dem Innovation Center von BKW Engineering heraus das BIM+ Competence Center entstanden. «Hier wollen wir die BIM-Methode neu denken», sagt Reto Grolimund, der Leiter des Zentrums. Das Ziel sei es, die Planungsbüros mit Bauunternehmen oder Facility-Managern zusammenbringen – und ihnen alle Möglichkeiten der BIM-Technologie zu illustrieren.

Know-how in allen Phasen der Baukunst Grolimund ist überzeugt, dass der BKW «die Überwindung des sequenziellen Denkens beim Bauprozess» gelingen kann. Denn im Netzwerk lässt sich ein komplettes BIM-Ökosystem in der Real-

«Wir können den idealen Prozess zur Zusammenarbeit an einen BIM-Modell inhouse untersuchen.» FOTOS: PD

Als der Flughafen Berlin Brandenburg im Oktober 2020 nach 14-jähriger Bauzeit endlich eröffnet wurde, war er längst zum Sinnbild eines ausser Kontrolle geratenen staatlichen Grossprojekts geworden. Insgesamt siebenmal musste die Fertigstellung aufgrund fehlerhafter Planung, ungenügender Bauaufsicht und technischer Mängel verschoben werden. Auch andere öffentliche Bauprojekte in Deutschland hatten in der Vergangenheit mit Verschiebungen, Mehrkosten und medialer Häme zu kämpfen. Die Reaktion der deutschen Behörden blieb nicht aus: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat einen «Stufenplan für Digitales Planen und Bauen» verabschiedet – und kommt darin zum Schluss, dass beim Bauen «digitale Methoden wie Building Information Modeling (BIM) grosse Vorteile mit sich bringen». Seit letztem Jahr gilt die Empfehlung, jedes öffentliche Bauprojekt in Deutschland mit der BIM-­ Methode umzusetzen.

Eva Hörtnagl

Reto Grolimund

wirtschaft studieren. Die BKW Gruppe vereint Kraftwerksbetreiber mit ausführenden Unternehmen aus dem Netzund Leitungsbau; sie umfasst Planungsbüros und Gebäudetechniker oder Installateure. Innerhalb ihres umfangreichen Netzwerks, das aus über 130 Unternehmen in mehreren Ländern besteht, kann die BKW die Planungsbüros mit den Be­ treibern zusammenbringen. «Das BIM+ Competence Center bietet einen guten Rahmen für einen Wissenstransfer zwischen den Fachdisziplinen», betont Reto Grolimund. In diesem Rahmen könnten die Planerinnen den Betreibern und den ausführenden Unternehmen alle Möglichkeiten der BIM-Technologie aufzeigen. Und diese wiederum könnten zurückmelden, mit welchen Möglichkeiten der BIM-Methode auf den Baustellen ­tatsächlich ein Effizienzgewinn erzielt werden kann. «Durch diesen Kurzschluss im ganzen Lebenszyklus eines Bauwerks richten wir uns zukunfts­weisend aus», sagt Grolimund, «so können wir benennen, welcher Teil des Planungsaufwands mit der BIM-Methode am Schluss noch ­einen Wert hat für diejenigen, die eigentlich nur am Bauwerk interessiert sind.» Das Know-how der BKW zu allen ­Lebenszyklusphasen fliesst in die BIM-­ Modelle, die dann dem Kunden zur Verfügung stehen. Der Prozess zur Erstellung dieser Modelle besitzt auch auf dem Markt einen Wert, so dass neben der BKW die ganze Baubranche vom BIM+ Competence Center profitieren kann. «Wir können den idealen Prozess zur Zusammenarbeit an einem gemeinsamen BIM-Modell, von der Planung, über den Bau, den Betrieb bis zum Rückbau ­inhouse untersuchen», sagt Reto Grolimund. Dabei entsteht täglich neues Wissen, das dabei hilft, die Lücke zwischen der digitalen Planung und der digitalen Fertigung zu überwinden. Story: Tobias Habegger

Kann die Digitalisierung helfen, dass wir beim Bauen dereinst weniger Ressourcen brauchen? Die Baubranche befindet sich an ­einem digitalen Wendepunkt. Mit der Digitalisierung haben wir die Möglichkeit, einen nachhaltigen Weg einzuschlagen. Wir werden zwar nicht umhinkommen, auch künftig mit Beton zu bauen – wir können und müssen aber mit weniger Beton bauen. Wie soll das konkret vonstattengehen? Ein im 3D-Druckverfahren gebautes Haus benötigt 50 bis 60 Prozent weniger Beton. Zurzeit passiert viel in der Forschung und es werden weitere digitale Fertigungsmethoden entwickelt. Wie können diese neuen Baumethoden zum «State of the Art» werden? Für den Durchbruch des 3D-Drucks und der robotischen Fertigung ist es unabdingbar, dass digitale Methoden, zum Beispiel BIM, entlang der ganzen Wertschöpfungskette in der Baubranche zum Standard werden. Entscheidend dafür ist die Schnittstelle zwischen der digitalen Planung und der digitalen Fertigung. Um diese Schnittstelle zu lösen, müssen sowohl die Architekten als auch die Baumeister eine neue Denkweise an den Tag legen: Planerinnen und Planer müssten neue Designs und Formen entwickeln und die Bedürfnisse auf den Baustellen viel früher mit einbeziehen. Und die Baumeister sollten irgendwann bereit sein, sich von Papierplänen zu verabschieden – und auch mal ausprobieren, wie sich eine Hololens anfühlt. Interview: Tobias Habegger

Harald Kloft Harald Kloft, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Bauingenieur, ist Professor und Leiter des Instituts für Tragwerksentwurf an der Technischen Universität Braunschweig. Er hat das BIM+ Competence Center gemeinsam mit Michael Schüepp, CEO BKW Engineering, ins Leben gerufen – und begleitet dessen Entwicklung nun als strategischer Berater.


Verlagsbeilage Zukunft Bauen

#InvestmentsInRealEstate

So wird ein Rechenzentrum handelbar

21

FOTO: PD

NZZ am Sonntag 4. Juli 2021

Das Schweizer Fintech-Startup GenTwo ermöglicht es professionellen Investoren, sich einfach und wirtschaftlich an allen erdenklichen Vermögenswerten zu beteiligen. Dazu zählen auch Immobilienprojekte.

Jörg Bode, CEO von GenTwo: «Zum besseren Verständnis erkläre ich den Aufbau anhand einer Firmenstruktur mit Holdingdach und mehreren Tochtergesellschaften.»

Das Data-Center entsteht in Frankfurt am Main, soll eine Kapazität von 27 Megawatt erreichen – und ist bereits vor der Fertigstellung für zehn Jahre an Google vermietet. Laut dem Projektbeschrieb des Genfer Vermögensverwalters «Generation Alfa» werden für das Rechenzen­ trum rund 300 Millionen Euro benötigt, den Investoren winkt dafür eine ansehnliche jährliche Rendite. Im aktuellen Tiefzinsumfeld und dem damit verbundenen Anlagenotstand könnte das Immobilienprojekt deshalb bei manchen institutionellen Investoren wie Banken, Vermögensverwaltern oder Family Offices auf offene Ohren stossen. Dass diese überhaupt die Möglichkeit erhalten, sich an einem Bau wie in Frankfurt am Main zu beteiligen, verdanken sie unter anderem dem Schweizer Fintech-Startup GenTwo. Das Unternehmen mit Sitz in Zürich hat sich zum Ziel gesetzt, nicht bankfähige Vermögenswerte – beispielsweise direkte Immobilienanlagen, aber auch Schiffscontainer, Filmproduktionen oder Crypto-Investments – für professionelle Anleger zugänglich zu ­machen. Dazu werden die Werte verbrieft und mit einer internationalen Wertpapier-Kennnummer ISIN versehen, so dass diese problemlos in ein Portfolio eingebucht werden können. Die Bankfähigkeit erlaubt später den Handel mit den Pro-

dukten. Neben den erwähnten Private-Equity-Anlagen (nicht oder nur schwer öffentlich zugängliche Anlagen) eignet sich die Lösung genauso für leicht öffentlich zugängliche Märkte beziehungsweise für Crypto-Assets.

Mehr Sicherheit dank eigenständigen Plattformen Gegenüber herkömmlichen Verbriefungslösungen unterscheidet sich jene von GenTwo in mehrfacher Hinsicht: Statt dass die Anbieter für jedes einzelne Projekt eine eigene Gesellschaft gründen müssen, errichtet das Fintech-Unternehmen für sie eine innovative Dachgesellschaft. Über diese Plattform können eine beliebige Anzahl eigener Anlageprodukte emittiert werden. «Zum besseren Verständnis erkläre ich den Aufbau oftmals anhand einer Firmenstruktur mit einem Holdingdach und mehreren Tochtergesellschaften», erklärt Jörg Bode, CEO von GenTwo. Sobald die Plattform steht, erhalten die Anbieter die Möglichkeit, über sie beliebig viele unabhängige Anlageprodukte für die Verbriefung zu lancieren. Der gesamte Prozess dauert hierfür je nach Komplexität zwischen fünf bis acht ­Wochen. Sollte sich ein Produkt nicht wie gewünscht entwickeln und es im schlechtesten Fall zu einem Totalverlust kom-

men, so wäre davon nur die einzelne Zelle, die «Tochtergesellschaft», betroffen. «Durch die zusätzliche, zellulare Trennung, die sogenannte Segregierung, einzelner Produkte auf einer jeweiligen Plattform erhöht sich die Sicherheit einzelner Anlagen nochmals deutlich», sagt Bode.

«Durch die zusätzliche, zellulare Trennung erhöht sich die Sicherheit einzelner Anlagen nochmals deutlich.»

Ein Investmentzugang mit ­disruptivem Potenzial Wie von vielen Fintech-Unternehmen bekannt, vereinfacht und verschlankt die Lösung von GenTwo einen bereits bekannten Prozess – jenen der Verbriefung. Dabei spielt dem Startup in die Karten, dass das traditionelle Emissionsgeschäft stark reguliert ist, was zusammen mit Ausgaben für den Vertrieb, das Market-­ Making oder ein Börsen-Listing die ­Kosten für solche Produkte in die Höhe schnellen lässt. Angesichts dieser teuren Struktur hat sich bislang eine Verbriefung nur ab einem entsprechend hohen In­ vestitionsvolumen gelohnt. Die Spezialisten von GenTwo haben das Geschäftsmodell «Verbriefung» wirtschaftlicher gemacht, den traditionellen Verbriefungsprozess disruptiert – und ihn letztlich auch schneller, einfacher und bedürfnisorientierter gestaltet. Das Start­up unterliegt zwar keiner Regulierung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht

in das Rechenzentrum von Google in Deutschland an, sondern auch Anlagen in Luxus-Studentenwohnheime und Data-­ Center in den USA – mithilfe der Verbriefungslösung von GenTwo. Story: Roberto Stefano

Event in Zürich (Finma). Die Partnerunternehmen in Guernsey, die das Management des Vehikels übernehmen, folgen aber den strengen Vorschriften der Guernsey Financial Services Commission (GFSC). «Die Disruption des traditionellen Verbriefungsgeschäfts demokratisiert den Invest­ mentzugang zu sämtlichen Vermögenswerten. Unsere Lösung hilft dabei, viele Eintrittsbarrieren in den Anlagemarkt deutlich zu senken», ergänzt Bode. Am Markt findet die Dienstleistung von GenTwo Anklang: Seit dem Start im Februar 2018 hat das Unternehmen bereits 140 Plattformen sowie 450 Produkte lanciert, in denen über 1 Milliarde Franken verwaltet werden. Zu den prominenten Kunden zählen die Seba Bank, die Aquila Bank, der Zürcher Vermögensverwalter Clarus Capital Group oder die e ­ ingangs ­erwähnte «Generation Alfa». Letztere bietet ihren Kunden nicht nur ein Investment

Sind Sie ein Innovator? Erstellen Sie massgeschneiderte Anlagelösungen in allen Assetklassen? Die «Asset Rush» am Mittwoch, 15. September 2021, im Kaufleuten Klubsaal in Zürich vereint Asset-Manager, Banken, Venture-­ Capital-Anleger und Family Offices, um Finanzplattformen zu schaffen und Investoren einen Zugang zu allen Vermögenswerten zu ermöglichen. Medienpartner des halbtägigen Events mit anschliessendem Networking-­ Dinner ist Brand Relations mit ihren Publikationen «Zukunft Banking» und «Zukunft Bauen». Interessierte institutionelle Investoren können sich online zur Teilnahme an der diesjährigen «Asset Rush» anmelden. g2fp.com/blog/assetrush2021

Motto: #ZukunftBauen

Vision, Technology & Innovation first.

Im Zentrum der Kommunikation stehen wegweisendse und komplexe Bauprojekte, neue Geschäftsmodelle, Technologien, Protagonisten, Visionen, Megatrends, disruptive Startups und Ökosysteme der Zukunft. Reshaping the industry.

brandrelations.ch


Optimale Bedingungen für Ärzte und Patienten Neues Spitalgebäude «Horizont»

des Kantonsspitals Frauenfeld.

«Wir sind bereit, dass die Zukunft bei uns stattfinden kann» Beat Pahud

«Bis 2050 produzieren wir klimaneutrales Baumaterial» Nick Traber

«Das Hypothekargeschäft von morgen ist digital» Martha Böckenfeld

Das Klima muss stimmen

Oliver Zimmermann

Gute Ideen, neues Geschäftsmodell

Ein digitaler Zwilling FHNW

Beat Scheidegger, Roberto Vetrano und Christoph Meili

«Die Vernetzung spielt eine zentrale Rolle» Jahangir Doongaji

Kulissenbauer in höchsten Sphären

Matthias Knuser, Hana Disch und Daniel Kapr

INNOVATION, TECHNOLOGY AND VISION FIRST!

Innovation Never Sleeps!

«Traut euch – bringt Ideen !»

Anita Eckardt

BRAND RELATIONS PRÄSENTIERT Rechtsexperte mit IT-Fitness

David Schwaninger

#ZukunftBauen Jetzt anmelden für die Neujahrs Edition 2022. Auftritt gewinnen und Innovation kommunizieren !

Mit Holz ganz hoch hinaus

In Zug entsteht mit 80 Metern das höchste Holzhochhaus der Schweiz.

schlagenhauf @ brandrelations.ch Hauptsitz der Swatch Group in Biel

«Wir müssen bereit sein, uns radikal zu verändern» Oliver Schmid und Wolfgang Hardt

«Wir werden spätestens 2030 klimaneutral sein» Alexander Muhm

Bindeglied, Übersetzer und Brückenbauer Leslie Schibler

«Hightech wird immer mehr zum Standard» Karsten Hell Wo reale und virtuelle Welt verschmelzen

Ivo Lenherr

«Die gesamte Branche nachhaltig voranbringen» Zafer Bakir

Smart aus Tradition

Jean-Marc Devaud

«Veränderung muss von oben kommen»

Claudio Hintermann und Marcel Kupferschmied

nzz.ch

Die Bauunternehmer blicken weit voraus

Benedikt Koch

brandrelations.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.