Wirtschaftsbildung (D)

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«Let’s Startup!»: Wo der Gründerinnengeist erwacht

Die Schweizer Non-Profit-Organisation wirtschaftsbildung.ch führte erstmals ein viertägiges Summer Camp für Teilnehmerinnen zwischen 17 und 19 Jahren durch. Das Ziel: junge Frauen für aktive Rollen in der Wirtschaft zu begeistern.

Kantonsschülerin Catherine Mojon während ihrer Abschlusspräsentation: «Ich selbst war froh, festzustellen, dass ich ein Thema vor grossem Publikum vortragen kann.»

Souverän präsentiert Catherine Mojon einem kritisch gesinnten Publikum ihr Geschäftskonzept. Vier Tage lang hat die 17-jährige Kantonsschülerin aus der Ostschweiz daran gefeilt. Das Summer Camp «Let’s Startup!», organisiert vom Verein wirtschaftsbildung.ch (siehe Kasten unten) und durchgeführt im futuristischen HSG Square auf dem Campus der Universität St. Gallen, eröffnete 19 jungen Frauen im Alter zwischen 17 und 19 Jahren – unabhängig von ihrem Bildungs- und Arbeitshintergrund – die Möglichkeit, in eine simulierte Unternehmenswelt einzutauchen.

Ziel der Initiative: den Unternehmerinnengeist junger Frauen zu wecken – und ihn in der Praxis auf die Probe zu stellen.

Inspiration und weibliche Vorbilder

Das funktioniert in etwa so: Die Jugendlichen gründen ein fiktives Startup und führen es im Rahmen einer digitalen Simulation über mehrere Geschäftsjahre hinweg weiter. Dabei gilt es, sich im Wettbewerb zu behaupten und sich klug im Markt zu positionieren. Die Jungunternehmerinnen nutzen erprobte Werkzeuge wie Business Model Canvas, analysieren Marktdaten und treffen strategische Entscheidungen wie im echten Unternehmensalltag. Gleichzeitig erhalten die Teilnehmerinnen durch Vorträge und Gespräche mit Expertinnen und Gründerinnen einen Einblick in die tat-

sächlichen Herausforderungen der Geschäftswelt – und erfahren, wie diese mit Fachwissen, Zuversicht und Begeisterung zu bewältigen sind. Das Summer Camp versteht es, seine Teilnehmerinnen zu fesseln. Das Programm entfacht Engagement und nährt den Enthusiasmus sichtbar. Immer wieder entbrennen intensive Diskussionen, nebenbei entstehen neue Freundschaften, und bestehende Netzwerke werden klug erweitert. Viele der jungen Frauen schätzen besonders die Gelegenheit, sich mit erfolgreichen Unternehmerinnen auszutauschen und innerhalb eines geschützten Rahmens den Gründungsprozess eines Unternehmens realitätsnah zu durchspielen.

Anina Meister, Projektverantwortliche für Jugend & Entrepreneurship bei wirtschaftsbildung.ch, zeigt sich von den wegweisenden Erfahrungen des Camps

überzeugt: «Die Vielzahl an weiblichen Vorbildern in nur einer Woche macht greifbar, dass die jungen Frauen grosse Ziele haben dürfen – und diese auch erreichen können. Mutige, selbstbewusste Entscheidungen scheinen heute viel wichtiger zu sein für die eigene Karriere.»

Empowerment als zentrales Ziel

Im Zentrum des Summer Camps steht ein Begriff, der derzeit in aller Munde ist, hier jedoch mit Substanz aufgeladen wird: Empowerment. Indem unternehmerische Kompetenzen geschärft und der Mut gestärkt wird, eigene Ideen in die Realität zu überführen, soll das Selbstbewusstsein der jungen Teilnehmerinnen nachhaltig gefestigt werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Auftrittskompetenz – jener Kunst, die

Wirtschaft und Unternehmertum erleben

wirtschaftsbildung.ch ist ein gemeinnütziger Verein, der Jugendliche für wirtschaftliche Zusammenhänge begeistern, ihre wirtschaftliche Kompetenz und unternehmerischen Spirit fördern will. Gegründet 2019, versteht sich die unabhängige Organisation als Brückenbauerin zwischen Bildung und Wirtschaft mit Expertise an

der Schnittstelle von Didaktik und Praxis. Dazu arbeitet sie eng mit Bildungsinstitutionen sowie Industrie- und Handelskammern zusammen. Jährlich profitieren rund 20000 Jugendliche von praxisnahen, digitalen Unternehmenssimulationen, ergänzt durch 2000 Teilnehmende aus Fach- und Führungskreisen.

eigene Sache überzeugend zu vertreten. «Wir mussten unser Unternehmen zweimal präsentieren. Das habe ich aber auch geschätzt», erzählt Catherine. Es habe ihr nicht nur geholfen, die Inhalte klarer zu strukturieren, sondern auch ihr Selbstvertrauen gestärkt: «Ich war froh, festzustellen, dass ich ein Thema vor grossem Publikum vortragen kann – und mir die Menschen tatsächlich zuhören.»

Catherine war Teil eines Dreierteams, dem die Aufgabe zufiel, den Markt für Kameras zu analysieren und ein möglichst konkurrenzfähiges Produkt zu entwickeln. «Das hat Freude gemacht, auch wenn es nicht ganz einfach war, Innovationen für etwas zu finden, das heutzutage fast alle auf dem Smartphone haben», gibt sie zu bedenken. Bereits bei der Ausarbeitung der Präsentation sei das Konzept jedoch klar umrissen gewesen – ebenso die strategische Ausrichtung. «Es ging in erster Linie darum, potenziellen Investoren die Entwicklung unseres Unternehmens aufzuzeigen und die wesentlichen Aktivitäten im Verlauf der simulierten Geschäftsjahre transparent zu machen», erläutert Catherine. Die Unternehmenssimulationen von wirtschaftsbildung.ch konzentrieren sich bewusst auf produzierende Betriebe. Damit wird nicht nur die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet, sondern auch das Interesse an technischen Themen geweckt – für viele Teilnehmerinnen ein spannendes Neuland. Dass wirtschaftliche Bildung, unternehmeri-

sche Orientierung und das Erleben von Selbstwirksamkeit bei jungen Frauen ein echtes Bedürfnis darstellen, ist offensichtlich. Mit dem Pilotprojekt «Let’s Startup!» wurde ausprobiert, wie diese Zielgruppe gezielt gefördert werden kann – auch vor dem Hintergrund, dass Frauen in Führungspositionen nach wie vor deutlich untervertreten sind. «Solche Laborprojekte geben uns Raum für mutige didaktische Konzepte und Ideen und öffnen den Blick für das, was nötig und möglich ist», erläutert Chantal Menzi, Leiterin des Projektmanagements. Von der Simulation zur Realität

Umso wichtiger war für viele der Austausch mit Gleichgesinnten im HSG Square. «Ich habe am Summer Camp teilgenommen, um junge Frauen mit ähnlichem Interesse an Startups, Leadership und Wirtschaft kennenzulernen – und um gemeinsam mit ihnen von Expertinnen zu lernen. Die oft abstrakte Welt der Startups ist plötzlich greifbar geworden», sagt die Kantonsschülerin Clara. Und Joya, Gymnasiastin, bringt es so auf den Punkt: «Für mich war das Summer Camp ein Ort, an dem Unternehmergeist auf weibliche Visionen traf – voller Inspiration, frischer Ideen und wertvoller Impulse für die Zukunft.»

Neben den vielen Einblicken, Informationen und praktischen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung schätzten die Teilnehmerinnen des Summer Camps besonders eines: die neuen Fähigkeiten, die sie im Lauf der Woche erwerben konnten. Eine Unternehmenssimulation mit realitätsnahen Fragestellungen verlangt analytisches Denken, Urteilsvermögen – und die Bereitschaft, sich auf Zielkonflikte und komplexe Entscheidungssituationen einzulassen. Gerade solche Lernszenarien förderten Durchhaltevermögen und Verantwortungsbewusstsein in besonderem Mass, sagt Petronella Vervoort, Direktorin von wirtschaftsbildung.ch. «Unsere Programme unterstützen die Entwicklung wichtiger Zukunftskompetenzen und bereiten Jugendliche auf ihre aktive Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft vor. Dazu ist auch der Austausch mit der Praxis bereichernd.» Als Anerkennung für ihr Engagement erhielten alle Teilnehmerinnen am vierten Kurstag ein Zertifikat – und eine Rose. Eine Geste mit Symbolkraft, wie auch Soraya betont: «Wer etwas bewegen will, muss den Mut haben, die eigene Komfortzone zu verlassen und auf Menschen zuzugehen, die einen inspirieren. Nicht das Nein ist das Problem – sondern die Chance, die man nie ergriffen hat.» Die KV-Lernende ist überzeugt: «Das Camp war für mich eine eindrückliche Erfahrung, aus der ich fachlich und persönlich viel mitnehme.» wirtschaftsbildung.ch plant bereits die nächste Ausgabe von «Let’s Startup!» im kommenden Jahr. Und wer den Enthusiasmus der jungen Teilnehmerinnen miterlebt hat, ahnt: Der Bedarf ist da –und das Potenzial ebenso.

Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von wirtschaftsbildung.ch erstellt.

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