Standpunkte 01/2018

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Standpunkte

NORDMETALL und IG Metall Küste erreichen Tarifeinigung

plus: Termin beim Chef Peter Vullinghs, CEO Philips DACH

Das Magazin von Nr. 1 / März 2018 / 36. Jahrgang www.nordmetall.de
EswerdeLichtaufSee
Plus:KarlDose–
Kompromiss

Bild des Monats:

Schauen Sie manchmal in den nächtlichen Himmel, um den Mond oder andere Objekte im All zu betrachten? Dann kann es gut sein, dass Sie da oben ein Stück Bremen sehen. Denn ab und zu lässt sich bei guter Sicht die Internationale Raumstation ISS erkennen, und an der hängt seit nunmehr zehn Jahren das Modul Columbus. Das fliegende Labor wurde im Airbus-Werk an der Weser gebaut und Anfang 2008 in den Orbit geschossen. Bislang besuchten 13 europäische Astronauten die Station, darunter auch der Deutsche Alexander Gerst, der in einigen Wochen erneut zur ISS reist. CvF

STANDPUNKT NR. EINS

Relevanz, so erklärt uns der Duden, ist Bedeutsamkeit in einem bestimmten Zusammenhang. Nun wird jeder Verband, wofür er auch immer eintritt, seine Anliegen für bedeutsam halten. Wenn nicht, hätte er wohl seinen Zweck verfehlt. Die breite Öffentlichkeit sieht das aber keineswegs immer so, erst recht nicht in wirklich wichtigen Zusammenhängen.

So gesehen sind wir schon ein wenig stolz, dass wir hier vermelden können: NORDMETALL hat in Sachen Kommentierung der schleppenden Regierungsbildung eine gewisse Relevanz erreicht, in bedeutenden Medien, wie Sie auf dieser Seite nachlesen können.

Das schlägt sich auch in der publizistischen Begleitung unseres Kerngeschäfts, den Tarifverhandlungen, nieder: Ausführlich dokumentieren wir in diesem Heft nicht nur das Ergebnis der harten Tarifrunde dieses Winters, sondern auch das große Interesse der Medien an unseren Positionen. Letzteres war nicht immer so, schon weil sich das Aufstellen hoher Forderungen für viele durch Gewerkschaften leichter anpreisen lässt als das Bewahren gesunder volkswirtschaftlicher Grundlagen für alle durch weitblickende Arbeitgeber. Immerhin, relevante Medien jedweder Couleur berichteten in dieser Tarifrunde deutlich abgewogener und reflektierter als in manchen Jahren zuvor. Das gibt uns Hoffnung für die Zukunft.

Foto: imago
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL
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Kultur

Runderneuerung

Die NORDMETALL-Stiftung startet 2018 mit frischem Webauftritt und neuen Projekten. S. 14

Titel

Tarifeinigung 2018

27 Monate Laufzeit, neue Arbeitszeitflexibilität, 4,3 Prozent Entgelterhöhung plus Einmal- und Sonderzahlung – alles zum Tarifkompromiss. S. 6

Story

Erleuchtete

Ozeane

Bei Karl Dose in Hamburg werden Scheinwerfer für die Schifffahrt gebaut. S. 18

Bildung

Mathe-Faszination

Wie MINT-Unterricht in norddeutschen Schulen spannender wird. S. 16

Rubriken

Verband Mehrwert Verband Folge 51: Nordwirtschaftsmedien kommuniziert für Unternehmen 26 Aus der Hauptstadt Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft kämpft für Steuersenkungen 28 Termin beim Chef Holländischer Kosmopolit: Peter Vullinghs führt Philips in Deutschland, Österreich und der Schweiz 36
Made in Northern Germany Magmaris 22 Menschen und Meldungen 24 Grafik des Monats 27 Cartoon / Wirtschaftszitat 29 Mein Standpunkt Volksparteiendämmerung 40 Kontakt / Personenregister / Impressum 41 Kurz vor Schluss 42
Face to Face Prof. Dr. Matthias Klingner und Imke Byl (MdL) diskutieren die Zukunft des Diesels 30 Panorama Mega-Panel statt Armaturenbrett 34 36
Thema
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2018
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Foto oben Mitte: Ingolf Sauer , Foto rechts: Christian Augustin Fotos: Christian Augustin, Shutterstock
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Handschlag: NORDMETALL-

Fairer Kompromiss

Fast drei lange Monate haben Arbeitgeber und Gewerkschaften in diesem Winter um einen Tarifkompromiss in der Metall- und Elektroindustrie gerungen – eine schwere Geburt.

Auch NORDMETALL und die IG Metall Küste haben es sich in diversen großen und kleinen Runden nicht leicht gemacht, die anfänglich weit auseinander liegenden Vorstellungen anzugleichen. Aber am Ende ist es Mitte Februar auf der Grundlage der Pilotvereinbarung aus Baden-Württemberg gelungen.

NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch betont: „Viele Betriebe werden es angesichts der schon jetzt sehr hohen Arbeitskosten nicht leicht haben, die Erhö-

hung um 4,3 Prozent plus Einmalzahlungen zu schultern, manche wird es überfordern. Umso wichtiger ist es, die Differenzierungsmöglichkeiten verantwortlich zu nutzen und dort, wo nötig, Marscherleichterung zu gewähren.“ Für die Arbeitgeber sei künftig besonders wichtig, dass die Arbeitszeitgestaltung deutlich flexibler werden kann. „Viele Mitarbeiter wollen durchaus länger als 35 Stunden in der Woche arbeiten, wie wir aus Umfragen der Gewerkschaft und der Arbeitgeber wis-

sen. Das wird jetzt einfacher und für mehr Menschen in der M+E-Branche möglich sein. Auch diejenigen, die ihre Arbeitszeit reduzieren wollen, weil sie Angehörige pflegen oder sich Zeit für ihre Kinder nehmen wollen, haben jetzt erweiterte Chancen. Die größere Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung wird es uns am Ende ermöglichen, noch besser auf die Wünsche der Kunden einzugehen und so unsere Marktposition zu sichern“, analysiert Lambusch.

Auf der Habenseite des Kompromisses sei auch die lange Laufzeit zu verbuchen: „Der neue Tarifvertrag gilt für 27 Monate. Betriebe und ihre Mitarbeiter können jetzt bis ins Jahr 2020 vorausplanen, jeder nach seinen Bedürfnissen. Das schafft Sicherheit auf der Kostensei-

te, aber auch Planbarkeit in Sachen Arbeitseinsatz oder Freizeit“, sagt der NORDMETALL-Verhandlungsführer.

Regionale Zusatzforderungen zu Nachtarbeitszuschlägen sowie Wasch- und Umkleidezeiten konnten komplett von NORDMETALL abgewehrt werden. So ist sichergestellt, dass die Wettbewerbsfähigkeit der M+E-Firmen an der Küste nicht weiter eingeschränkt wird. Nach der Tarifrunde sollen die Gespräche mit der Gewerkschaft über eine Modernisierung der Manteltarifverträge fortgesetzt werden. „Für uns Arbeitgeber steht dabei im Vordergrund, dass wir die Einschränkungen im Personaleinsatz, welche die Große Koalition plant, auf tariflicher Ebene ausgleichen können. Essenziell zur Wahrung

Foto: Christian Augustin, Illustrationen: Shutterstock
Präsident Thomas Lambusch (r.) und IG-Metall-Küste-Bezirksleiter Meinhard Geiken während der Übernahmeverhandlung im Februar in Hamburg.
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der Wettbewerbsfähigkeit sind zum Beispiel flexiblere Regelungen für begründete Befristungen und eine Nutzung der geplanten Experimentierklausel zur Arbeitszeitverteilung. Auch brauchen wir gerade in Zeiten struktureller Umbrüche infolge der Digitalisierung mehr Spielraum, um für leistungsgeminderte Ältere adäquate Einsatzmöglichkeiten zu finden,“ betont der NORDMETALL-Präsident.

Für die nächste Tarifrunde mahnt er die Gewerkschaften, den Verhandlungsverlauf nicht erneut mit tagelangen Warn- und 24-Stunden-Streiks zu belasten: „Viele Betriebe bleiben angesichts der Produktionsausfälle auf Millionenkosten sitzen. In gut zwei Jahren wünschen wir uns gelassenere Verhandlungen und weniger volkswirtschaftlichen Schaden durch unnötige Arbeitsniederlegungen“, sagt Thomas Lambusch. Luc

Debatte: Die NORDMETALL-Mitgliederversammlung diskutiert kontrovers über die Tarifeinigung. Standpunkte TV: Thomas Lambusch (l.) und Meinhard Geiken (r.) debattieren auf Hamburg 1 zum Tarifkompromiss.
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Fotos: Christian Augustin, Illustrationen: Shutterstock

Medienpräsenz

NORDMETALL in Zeitungen und online: Über 250 Erwähnungen, sieben große Interviews, Streitgespräche oder Namensartikel während der Tarifrunde.

Interviewmarathon: Dr. Peter Schlaffke bei SAT 1 regional, Dr. Nico Fickinger im NDR Schleswig-Holstein Magazin und bei Hamburg 1, Alexander Luckow im Hamburg Journal des NDR.

Illustrationen: Shutterstock 10 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 11 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Der Tarifvertrag im Einzelnen

1. Entgelterhöhung

Laufzeit:

Die Gesamtlaufzeit des Abkommens beträgt

27 Monate vom 1. Januar 2018 bis zum 31. März 2020.

Pauschalbetrag:

Vollzeitbeschäftigte erhalten für die ersten drei Monate im März eine Pauschalzahlung von 100 Euro. Der Pauschalbetrag für Auszubildende beträgt 70 Euro.

Erhöhungen der Entgelte und Ausbildungsvergütungen:

Für die Monate Januar bis März 2018 gelten die bisherigen Tabellen weiter. Mit Wirkung vom

1. April 2018 erhöhen sich die Entgelte und Ausbildungsvergütungen in einer ersten Stufe um 4,3 Prozent.

Tarifliches Zusatzgeld:

Im Juli 2019 gibt es einen Betrag von 400 Euro und in den Folgejahren jeweils in Höhe von 12,3 Prozent des tariflichen Eckentgelts. Dieser Betrag ist in jedem Jahr auf betrieblicher Ebene differenzierbar: Unternehmen können diesen Betrag mit Zustimmung der Tarifparteien verschieben, kürzen oder ganz ausfallen lassen. Für Auszubildende beträgt der Betrag 200 Euro.

Ab Juli 2019 erhalten die Beschäftigten jedes Jahr eine weitere neue Sonderzahlung von 27,5 Prozent eines Monatsverdienstes.

2. Arbeitszeit

Von der tariflichen Wochenarbeitszeit kann nach unten und nach oben abgewichen werden.

2.1 „Nach oben“

Mehr mitbestimmungsfreies Arbeitszeitvolumen: Heute kann mit bis zu 13 Prozent der Belegschaft eine individuelle Wochenarbeitszeit von bis zu 40 Stunden vereinbart werden. Diese Quote kann erstens auf Wunsch des Unternehmens beibehalten werden.

Der Anteil kann zweitens

– durch eine freiwillige Betriebsvereinbarung auf bis zu 25 Prozent ausgeweitet werden, falls ein Fachkräfteengpass vorliegt;

– auf bis zu 45 Prozent ausgeweitet werden, falls mindestens die Hälfte der Belegschaft eines Betriebes in die Entgeltgruppe 8 eingruppiert ist.

– Nur wenn das Unternehmen in diese „neue Welt“ mit höheren Quoten wechselt, kann der Betriebsrat – zum Teil auch jetzt schon – weitere

Auslandsinteresse: Ein Reporter der Hauptnachrichtensendung des größten französischen TV-Kanals TF 1 zu Gast in Hamburg (r.). Dr. Nico Fickinger wird in Italiens Wirtschaftszeitung „24 Ore“ zitiert (l.). 40-Stunden-Verträge ablehnen, wenn die Quoten von 13 (zusätzlich eines Puffers von 4 Prozent), 25 und 45 Prozent überschritten werden.

Dritte Möglichkeit: Arbeitgeber und Betriebsrat haben 24 Monate Zeit, über eine angemessene Quote zu beraten. Ohne Einigung gilt die am Ende dieses Zeitrahmens erreichte Quote.

Alternativ zum bisherigen Quotensystem können Betriebe viertens auf ein kollektives betriebliches Arbeitszeitvolumen wechseln. Aus der bisherigen Quote ergibt sich eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Beschäftigten von 35,7 Stunden im Westen und 38,3 Stunden in Mecklenburg-Vorpommern. In diesem Modell können beliebig viele 40-Stunden-Verträge vereinbart werden, solange der Durchschnitt nicht über die 35,7 bzw. 38,3 Stunden steigt. Zudem können bei Kapazitätsengpässen zukünftig angesparte Zeitkonten auch ausgezahlt werden.

2.2 „Nach unten“

a) Verkürzte Vollzeit Beschäftigte mit einer Arbeitszeit zwischen 28 bis 40 Stunden pro Woche können ihre individuelle regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit für eine bestimmte Zeit (6 bis 24 Monate) auf bis zu 28 Stunden pro Woche reduzieren (verkürzte Vollzeit).

Dabei gilt eine Grenze von 10 Prozent der Belegschaft, der eine solche Teilzeit gewährt werden muss; für Teilzeit, die im Rahmen der gesetzlichen Regelungen genommen wird, gilt ebenfalls eine Grenze von maximal 10 Prozent.

Dabei haben insgesamt (aus beiden Varianten) maximal 18 Prozent Anspruch auf Teilzeit.

Zudem ist eine Ablehnung aus betrieblichen Gründen möglich (z. B. beim Verlust von Schlüsselqualifikationen). Die Verteilung der

Arbeitszeit kann nicht gegen den Willen des Arbeitgebers festgelegt werden.

b) Freizeit statt zusätzlicher Sonderzahlung Bestimmte Beschäftigtengruppen können statt der neuen Sonderzahlung von 27,5 Prozent acht zusätzliche freie Tage wählen. Dieses Wahlrecht können nur folgende Gruppen geltend machen:

– Beschäftigte mit mindestens einem Kind bis zu 8 Jahren im Haushalt;

– Beschäftigte, die einen Verwandten ersten Grades, Schwiegereltern oder Ehepartner mit mindestens Pflegestufe 1 in häuslicher Pflege betreuen;

– Beschäftigte, die seit mindestens drei Jahren im Dreischichtbetrieb arbeiten und die mindestens fünf Jahre Betriebszugehörigkeit aufweisen. Auch Beschäftigte, die in einem Wechselschichtsystem arbeiten, können wählen, wenn sie sieben Jahre im Betrieb sind und seit fünf Jahren in Schicht arbeiten (ab 2020).

Die Freistellung kann vom Arbeitgeber abgelehnt werden, wenn das dadurch ausfallende Arbeitsvolumen nicht mit gleicher Qualifikation intern ausgeglichen werden kann!

3. Sonstige Inhalte

– Ein zusätzlicher Freistellungstag für Auszubildende vor Prüfungstagen.

– Tarifliche Rahmenregelung für freiwillige Betriebsvereinbarungen zu „Mobilem Arbeiten“.

– Selbstverpflichtung zur Modernisierung und zeitgemäßen sowie rechtssicheren Anpassung der drei bestehenden Manteltarifverträge an der Küste mit dem Ziel, sie zum 1. Januar 2019 in einen einheitlichen Manteltarifvertrag für alle drei Tarifgebiete zu überführen.

Fotos: Xxxxxxxxxxxxxxxxxx Fotos: Xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Tariferklärer: Dr. Peter Schlaffke mit einem NDR-Kamerateam.
Illustrationen: Shutterstock 13 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Impulse

für den Norden

Mit neuen Zielen, innovativen Projekten und modernem Webauftritt frischt die NORDMETALL-Stiftung ihre Fördertätigkeit auf.

Die NORDMETALL-Stiftung ist bunt in das Jahr 2018 gestartet. Seit Februar präsentiert sie sich mit frischen Farben und einem neuen Auftritt im Internet. Ein sattes Grün für den Förderbereich Bildung und Wissenschaft, ein beruhigendes Lila in gesellschaftlich bewegenden Zeiten und ein leuchtendes Magenta für – so das Ziel –Begeisterung stiftende Kulturprojekte. Unter der bekannten URL www.nordmetall-stiftung.de finden die Nutzer Informationen zum Profil der Stiftung, zu ihren Fördergrundsätzen, den Gremien und zur gesellschaftlichen Verantwortung ihres Stifters, NORDMETALL e. V. Zu einzelnen Projekten können die Besucher Fotogalerien und Videos aufrufen oder Dokumente herunterladen. Auch der seit Oktober aktiv betriebene Twitter-Kanal der NORDMETALL-Stiftung ist in die Seite eingebunden. Geschäftsführerin Kirsten Wagner: „Optisch und inhaltlich bietet der neue Internetauftritt

um einiges mehr als unsere bisherige Visitenkarte im Netz.“ Nun sollen weitere Schritte folgen, um die Arbeit der NORDMETALL-Stiftung in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. So lädt die Stiftung Ende März alle Öffentlichkeitsarbeiter ihrer Projektpartner erstmals zu einem Jahrestreffen ein, um über Voraussetzungen und Prozesse zu diskutieren, die für eine gute, sich gegenseitig stützende Öffentlichkeitsarbeit nötig sind. Dabei soll den Teilnehmern auch die in den vergangenen Jahren erarbeitete und an dem Motto „Talente fördern, Zusammenhalt stärken, den Norden bereichern“ orientierte Förderstrategie der Stiftung vorgestellt werden.

Buntes Projekt-Potpourri

Die Stiftungsprojekte liefern zahlreiche Anlässe, um zu berichten. So startet am 4. Mai mit einem Konzert im Rahmen des Brahms-Festivals an der Musikhochschule

in Lübeck die „TONALi Tour Norddeutschland“. Gemeinsam mit der Hamburger Initiative TONALi setzt sich die NORDMETALL-Stiftung für eine Bewegung für mehr kulturelle Bildung ein, die Klassik-Festivals im Norden umspannt. Konkret bedeutet das, dass sogenannte Schülermanager für einen jungen Profi-Musiker ein Konzert in ihrer jeweiligen Schule organisieren und ein zweites im Rahmen eines Festivals. Ziel ist es, möglichst viel Publikum für die Konzerte zu gewinnen und auf diese Weise Menschen an Klassik heranzuführen, die sich bislang eher nicht für sie interessiert haben. Weitere beteiligte Festivals sind unter anderen die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern – das TONALi-TourKonzert findet während des Kinder- und Familienfestes am 24. Juni in Hasenwinkel statt – die Niedersächsischen Musiktage, der Schönberger Musiksommer und die Kammermusiktage Ahrenshoop. Ende Mai werden die ersten musiktutor*innen sh im Nordkolleg Rendsburg ihr Abschlusskonzert veranstalten. Die Qualifizierungsreihe, an der auch die Musikhochschule Lübeck und der Landesmusikrat Schleswig-Holstein mitwirken, schult Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren darin, Chöre und Bands zu leiten, Konzerte professionell zu beschallen und die entsprechenden Tonaufnahmen zu machen. Letztlich dient das Programm dem Ziel, mehr junge Menschen für musikpädagogische Berufe zu interessieren. Denn Musiklehrer sind nicht nur in Schleswig-Holstein vielerorts Mangelware.

Anfang Juni dreht sich in Papenburg dann alles um sehr gute MINT-Bildung. Das Exzellenz-Netzwerk MINT-Schule Niedersachsen wird voraussichtlich bei der Meyer Werft seine neuen Mitglieder aufnehmen –alles Schulen mit herausragendem MINT-Unterricht in der Sekundarstufe I.

Ebenfalls im Juni lädt das von der NORDMETALL-Stiftung und dem Bildungsministerium Schleswig-Holstein ins Leben gerufene Kompetenzzentrum „Lernen durch Engagement“ in Kiel zu seiner zweiten landesweiten

Jahrestagung ein. Dort treffen sich engagierte Lehrkräfte, die das Prinzip des Service Learning in Schleswig-Holstein im Schulunterricht verankern wollen. Dabei überführen Schülerinnen und Schüler ihr im Unterricht erworbenes Wissen zu einem speziellen Thema in ehrenamtliches Engagement vor Ort. Auf diese Weise sind bereits unter anderem ein gesundes Frühstücksangebot für Grundschüler, ein preisgekrönter Handyführerschein für Senioren und eine Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz entstanden.

Die diesjährige Festspiel-Saison wird durch das Kinder- und Familienfest am 24. Juni in Hasenwinkel eingeläutet. Zusätzlich zu dem Fest und zu der am 25. Juli beginnenden Preisträger-Woche bietet die NORDMETALL-Stiftung zusammen mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern erstmals zwei Workshops an. Sie richten sich an Musiklehrer, Ensembleleiter, Studierende und Nachwuchsmusiker, die mehr über zeitgemäße Vermittlungsmethoden und Aufführungsformen erfahren möchten. Am 5. August dürfen Festspiele und Stiftung bei der Mecklenburger Metallguss GmbH (MMG) zu Gast sein. Dort werden sich der Geiger Emmanuel Tjeknavorian und der Pianist Maximilian Kromer für den Erhalt des NORDMETALL-En semblepreises mit einem Konzert bedanken.

Im Herbst übernimmt dann wieder die Bildung die Agenda der Stiftung. Eine Fachtagung des Netzwerks für gute MINT-Bildung in Kitas, MINTKids MV, steht ebenso auf dem Programm wie der alle zwei Jahre stattfindende MINTtag des MINTforum Hamburg. Hier zeigen Hamburgs Schulen einen Tag lang gemeinsam mit den zahlreichen außerschulischen Lernorten der Hansestadt, wie spannend Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind und auf welch vielfältige Weise sie unser Leben bestimmen. Geschäftsführerin Kirsten Wagner blickt erwartungsvoll nach vorn: „Unsere vielfältigen Projekte bereichern mit ihren Impulsen den ganzen Norden.“ Das Stiftungsjahr bleibt also genauso bunt, wie es begonnen hat.

Für mehr kulturelle Bildung: Amadeus Templeton (TONALi), Kirsten Wagner (NORDMETALL-Stiftung). Der Pianist Kit Armstrong ist 2018 Preisträger in Residence der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Ausgelassene Stimmung verspricht auch in diesem Jahr das Kinder- und Familienfest im Park von Schloss Hasenwinkel. In der Qualifizierungsreihe musiktutor*innen sh lernen die Teilnehmer, gute Tonaufnahmen zu machen. Jason Alden Christian Augustin Christian Augustin

Zeigen, was

MINT alles kann

Premiere: Die NORDMETALL-Stiftung hat gemeinsam mit den Initiatoren der Exzellenz-Initiative „MINT-Schule“ ein überregionales Netzwerktreffen der ausgezeichneten Schulen im Norden veranstaltet.

Gerd Iffland ist begeistert: „Im Physikunterricht meiner 7. Klasse haben wir Erklärvideos gedreht – zum Thema ,Messen mit dem Kraftmesser‘. Die sind richtig gut geworden.“ Auf die Idee dazu hat den Lehrer ein Workshop gebracht, den er während des ersten überregionalen Netzwerktreffens der MINT-Schulen in Norddeutschland am 21. und 22. November 2017 in den Räumen der Joachim Herz Stiftung in Hamburg besucht hatte. Dieses erste, gemeinsam von der NORDMETALL-Stiftung und allen übrigen MINT-Schule-Initiatoren veranstaltete Treffen war mit rund 100 Teilnehmern ein voller Erfolg. Alle 37 in dem Exzellenz-Netzwerk versammelten Schulen aus Hamburg, Bremen, Schles-

wig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen waren dabei.

„Schon die Marktplatzsituation am ersten Tag bot mir die Gelegenheit, mit Kolleginnen und Kollegen zu den für mich besonders interessanten Themen Robotik und ,Formel 1 in der Schule‘ zu sprechen“, sagt Iffland. An der Schule am Auetal im niedersächsischen Ahlerstedt unterrichtet der Lehrer außer Physik auch Mathematik und Technik.

Intensiver Austausch

Auch Claudius Leykauff, Lehrer an der Gerhard-RohlfsOberschule in Bremen, hat die Teilnahme an dem über-

regionalen Netzwerktreffen wertvolle Kontakte beschert: „Die Messestände der Schulen zeigten eine Vielfalt, die ich nicht erwartet hatte. Ich habe dort Schulen kennengelernt, von denen ich einiges übernehmen kann und die von mir aus genauso schnell zu erreichen sind, wie meine bisherigen Kontakte in Bremen.“ Die Gerhard-Rohlfs-Oberschule gehört schon lange zu den besten MINT-Schulen der Wesermetropole. Die Schulfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) werden als Grundlage zahlreicher moderner Berufsbilder immer bedeutender. Deshalb vertiefen immer mehr Schulen in diesem Bereich ihr Fächerprofil. Bereits im Jahr 2012 haben Stiftungen, Behörden, Ministerien und die Wirtschaft in Norddeutschland die Exzellenz-Auszeichnung

„MINT-Schule“ ins Leben gerufen. Die NORDMETALL-Stiftung unterstützt die Initiative vorerst mit insgesamt rund 400.000 Euro bis zum Jahr 2021.

Schulen mit einem überdurchschnittlichen MINT-Engagement in der Sekundarstufe I nutzen das Siegel, um Eltern und deren Kindern eine Orientierung bei der Schulwahl zu geben. Unternehmen in der jeweiligen Region können so auf die Chancen einer guten Zusammenarbeit aufmerksam machen.

„Die Qual der Wahl bei den Workshops des überregionalen Netzwerktreffens wurde durch praktische Inputs belohnt. Diese wiederum haben neue Ideen für meinen künftigen Unterricht ausgelöst“, sagt Lehrer Leykauff.

Im Vorfeld des Treffens waren alle MINT-Schulen aufgerufen worden, Themenvorschläge einzureichen. So kamen insgesamt 51 Workshop-Ideen zusammen, aus denen sich die Lehrkräfte 13 Favoriten wählten. Das Angebot reichte von kulinarischer Chemie über Spiele im Mathematik- und die Kultivierung von Gemüse im Biologieunterricht bis zum Erfahrungsaustausch über eine „3-D-Druck“-Schülerfirma.

96 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden erneut an einer überregionalen Netzwerkveranstaltung teilnehmen, so das Ergebnis einer Befragung. Zufrieden mit der Veranstaltung waren 90 Prozent der Teilnehmer. Allein der „Messerundgang“ hätte länger dauern können. Auch die Initiatoren fanden das Treffen gelungen. „Den Schulen einen Blick über den eigenen Tellerrand und einen intensiven Austausch zu bester MINT-Unterrichtspraxis zu ermöglichen, ist ein Ziel von MINT-Schule. Dass es uns auch über Ländergrenzen hinweg gelingt, talentierte MINT-Multiplikatoren miteinander zu vernetzen, hat das Netzwerktreffen im November gezeigt“, sagt Dr. Jessica Bönsch, seit September 2017 Referentin für Bildung und Wissenschaft bei der NORDMETALL-Stiftung. Künftig können sich die Initiatoren vorstellen, alle drei bis vier Jahre zu einem überregionalen MINT-Schule-Treffen einzuladen. Während die Planungen anlaufen, kommt Lehrer Gerd Iffland noch einmal auf die Erklärvideos zu sprechen:

„Erst im Nachhinein wurde den Schülerinnen und Schülern klar, dass sie sich durch die Erarbeitung des Drehbuches und des Videos viel intensiver mit der Kraftmesser-Thematik auseinandergesetzt haben als im konventionellen Unterricht.“ MINT-Unterricht macht eben besonders schlau, wenn er schlau gemacht ist. BiB

Weitere Informationen zur Exzellenz-Initiative MINT-Schule finden Sie im Internet unter www.nordmetall-stiftung.de/projekte/mint-schule/ oder unter www.mint-schulen.de.

Foto: Ingolf Sauer
„Frei von Gedanken an Schulgesetze, Verordnungen und Stundentafeln konnte man hier über den Tellerrand schauen.“
Kirsten Werner, stellv. Schulleiterin Gemeinschaftsschule Brunsbüttel
„Die Attraktivität von MINT-Fächern und MINTBerufen bleibt längst nicht mehr dem Zufall überlassen.“
Sabine Schwartz, Schulleiterin Gemeinschaftsschule Meldorf
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik
16 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 17 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Vom Frachter bis zum Seenotretter: Karl Dose liefert Suchscheinwerfer, Verteilertechnik und Steckdosen

Sie sind auf den Weltmeeren im Einsatz – und manchmal helfen sie, auf rauer See Menschenleben zu retten: Die Produkte des Hamburger Traditionsunternehmens Karl Dose sind für die Schifffahrt unverzichtbar.

Ihre Steckdosen zur Energieversorgung umrunden auf Containerschiffen den Globus. Flutlichtstrahler

Mächtig Power für Schiffe

und Leuchten aus der Hansestadt sind auf Handelsschiffen verbaut, und leistungsstarke Suchscheinwerfer aus der hanseatischen Spezialfirma helfen Seenotrettern, Schiffbrüchige aufzuspüren. „Kurzum: Wir sorgen mit unserem Know-how für Licht, Sicherheit und Energie an Bord“, sagt Logistikleiter und Qualitätsmanager Alexander Keibel.

Die LED-Scheinwerfer von Karl Dose werden unter anderem auf Schiffen der Seenotretter eingesetzt.
Foto oben: Christian Augustin, Foto rechts: Dose 18 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 19 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Industriemeister Vinh Duong mit einem Suchscheinwerfer, der aus hochwertigem Edelstahl gebaut und mit leistungsstarken LED-Dioden bestückt ist.

„Alle Artikel produzieren wir selbst, angefangen bei kleinsten Gussteilen für Kabelabzweigdosen bis hin zum großen Scheinwerfer und unserem aktuellen Top-Artikel, dem Panel für 96 Containersteckdosen“, ergänzt Keibel.

Neben Schiffsbeleuchtungen, elektrischem Installationsmaterial und Kabelinstallationen gehören Steckdosen und Ausrüstungen für, wie es die Fachleute ausdrücken, „explosionsgefährdete Bereiche“ der Handelsschifffahrt und der Marine zu den Produkten des 1920 gegründeten Unternehmens. Konkret geht es da beispielsweise um Schiffe, die brennbare Gase, Gefahrenstoffe oder Munition transportieren.

Alle Artikel von Karl Dose sind extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt und unterliegen nicht zuletzt deshalb strengen Sicherheitsbestimmungen. Salzwasser, starke Temperaturschwankungen und mechanische Beanspruchungen setzen dem Material zu. „Wir begegnen diesen Herausforderungen mit unseren Gehäusen aus Messing und Edelstahl“, sagt der Logistikchef.

In der Hamburger Zentrale arbeiten 40 Mitarbeiter – eine kleine, schlagkräftige Truppe aus Ingenieuren,

Elektrotechnikern, Mechatronikern und Kaufleuten. Die steuert, entwickelt und managt das Geschäft und setzt im Stadtteil Stellingen Komponenten aus ihren beiden Töchterwerken zusammen.

In Portugal fertigen 25 Mitarbeiter Gehäuse aus Messing, Rotguss und Aluminium. 20 weitere Kräfte sind in Tschechien für die Vormontage von Containersteckdosen und Suchscheinwerfern zuständig.

„Wir produzieren auch Kleinserien und sogar Unikate“, sagt Keibel. Inzwischen umfasse das Sortiment rund 4.500 Artikel.

Eine coole Technik für Kühlcontainer

Das Geschäft ist schwierig, denn der Markt, auf dem sich die Kunden bewegen, ist starken Schwankungen ausgesetzt. Die internationale Handelsschifffahrt dümpelt seit Jahren von einer Krise in die nächste. Entsprechend anspruchsvoll gestaltet sich das Geschäft für die Zulieferer. Dennoch kann die Dose-Gruppe ihren Umsatz von rund 10 Millionen Euro im Jahr behaupten. Um die Turbulenzen am Markt auszugleichen und die Kapazitäten des Unternehmens auszulasten, setzt Dose – wie

alle anderen technischen Schiffszulieferer – auf Innovation.

Ein Beispiel der Hamburger ist die Weiterentwicklung der Steckdosensysteme zur Stromversorgung von Kühlcontainern. Die Dose-Ingenieure ersannen nicht nur patentierte Einsteckmechanismen und neuartige Sicherheitsverschlüsse, sondern packten auch immer mehr Anschlüsse auf kleinsten Raum.

„Heraus kam dabei unser neues Top-Produkt“, so Keibel. Das jüngste „Power Panel“ ist ein 2,30 Meter hohes Regal mit gleich 96 Containersteckdosen.

„Das wird in mobile Dieselgeneratoren eingebaut“, erklärt Keibels Kollege, Maschinenbauingenieur Christian Tulke. Reedereien setzen diese mobilen Stromerzeuger ein, um Verbrauchsspitzen zu beherrschen. „Dieselmotoren werden in handelsübliche Container eingesetzt. Der erzeugte Strom wird dabei über unsere Panels, die an beiden Längsseiten der Container integriert sind, an die Kühlboxen abgegeben“, erläutert Tulke. Entwickelt wurde das Top-Produkt von Chefkonstrukteur José Mendoza und seiner Mannschaft: „Wir sind ein kleines Team und deshalb in der

Lage, flexibel zu reagieren – auch auf kurzfristige Änderungswünsche.“ Rund ein Jahr lang tüftelten Ingenieure und Techniker am gut 520 Kilogramm schweren Power Panel.

Eine Reederei setzt die neuen Panels bereits ein Inzwischen bietet die Firma drei verschiedene Versionen an: mit 52, 72 oder eben 96 Steckplätzen. Alle einzeln schaltbar, dazu sicher, langlebig und praktisch in der Handhabung. „Eine echte Innovation“, schwärmt der Chefingenieur. Eine große Reederei setzt die Power Panels bereits auf ihren Schiffen ein. Bei Dose hat man sich auf zahlreiche Aufträge vorbereitet. Die Produktion jedenfalls läuft auf vollen Touren. Allein in den nächsten Wochen bauen die Mechanik- und Elektrofachleute mehr als 20 Panels zusammen. LS

Alte Hasen und junge Nachwuchskräfte: Mario Derfla (unten) und sein 27-jähriger Kollege Marco Rath (oben).
Fotos:
20 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 21 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Qualitätsmanager Alexander Keibel hat den Überblick über die 4.500 Artikel von Karl Dose.
Christian Augustin

Die Entwicklung in Zahlen

120 Mitarbeiter investierten über 100.000 Arbeitsstunden in die Entwicklung von Magmaris. In der Entwicklungsphase wurden 50.000 Muster produziert. Während einer achtmonatigen Testphase bewerten 413 Ärzte in 237 Krankenhäusern weltweit die Stents.

Magmaris 1998

CORTRONIK – Warnemünde

Innovative Produkt- und Verfahrenstechnologien mit erfolgreicher Umsetzung –dafür wird in Mecklenburg-Vorpommern der Ludwig-Bölkow-Technologiepreis vergeben. 2015 wurde CORTRONIK für seine Entwicklung eines selbstauflösenden Stents

ausgezeichnet: Magmaris kann die Behandlung von Patienten mit Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen revolutionieren.

Für eine Herzpatientin in München war es ein kleines Wunder: Wegen verengter Herzkranzgefäße war bei ihr das Risiko eines Herzinfarkts stark erhöht, eine Operation dringend notwendig. Normalerweise werden den Patienten dabei Gefäßstützen aus Metallgeflecht, sogenannte Stents, eingesetzt. Die kleinen Röhrchen aus Edelstahl, Kobalt-Chrom oder Kobalt-Nickel stabilisieren die betroffenen Gefäße und weiten sie, damit das Blut besser fließen kann. Bei der Münchnerin war diese Methode wegen einer lebensgefährdenden Allergie gegen bestimmte Metalle nicht möglich. Doch sie hatte Glück – ihr wurden neuartige Stents aus einer speziellen Magnesiumlegierung implantiert, die sich nach einer gewissen Zeit im Körper auflösen.

Entwickelt wurde diese neue Technologie in Rostock-Warnemünde von der BIOTRONIK-Tochtergesellschaft CORTRONIK. Im 1998 in Rostock gegründeten Unternehmen arbeiten mehrere hundert Mitarbeiter an der Entwicklung und Produktion von Stents. Nach 20-jähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist die Entwicklung einer speziellen biologisch abbaubaren Magnesiumlegierung gelungen, die mit einer Medikament-Polymer-Matrix versehen ist. Magmaris ist weltweit der erste selbstauflösende Stent, bei dem Magnesium zum Einsatz kommt. Die Grundidee ist simpel: Die Implantate sollen nur so lange im Körper der Patienten verbleiben, wie sie benötigt werden. Die betroffenen Blutgefäße werden durch die auch als „Scaffold“ bezeichneten Gefäßstützen offen gehalten. Ha-

ben sich die kranken Gefäße regeneriert, lösen sie sich nahezu vollständig auf. In der Regel ist das Magnesium in den Gefäßen nach zwölf Monaten zu ca. 95 Prozent abgebaut.

Besonderer Vorteil: Bei herkömmlichen Stents kann es passieren, dass sich um das Metall neues Gewebe bildet und sich die Gefäße wieder verschließen. Die Medikament-Beschichtung der Stents kann diesem Phänomen entgegenwirken, allerdings schränkt das im Köper verbleibende Metallröhrchen die Beweglichkeit der Gefäße ein. Da die Scaffolds bereits in den ersten zwölf Monaten zu ungefähr 95 Prozent resorbieren, wird die natürliche Beweglichkeit des Gefäßes wiederhergestellt und die Durchblutung des Gewebes besser gewährleistet. Es verbleiben praktisch keine Fremdkörper im Organismus, da Magnesium als körpereigener Stoff beste Voraussetzungen hat, komplikationsfrei abgebaut zu werden.

Der selbstauflösende Stent ist nicht für alle Patienten geeignet: Bei denen mit sehr komplexen Gefäßproblemen wird ein gewöhnlicher Stent bevorzugt; die Entscheidung wird individuell vom behandelnden Arzt getroffen.

Auch wenn noch längst nicht alle Studien zum Einsatz von Magmaris abgeschlossen sind, geben die bisherigen Erkenntnisse Anlass zur Hoffnung. Bisherige Studien haben die Sicherheit und Effektivität dieser Methode bestätigt, und der Mutterkonzern BIOTRONIK hat im Juni 2016 die Marktzulassung für Magmaris erhalten. AF

Made in Germany Northern
Fotos: BIOTRONIK
23 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Menschen und Meldungen

Spenden für Kinder

Auf der Weihnachtsfeier für einen guten Zweck zu sammeln, wird immer beliebter. Beim Nikolauskaffee für die Belegschaft und während der Weihnachtsfeier für die Ruheständler der KS Gleitlager GmbH in Papenburg haben die Mitarbeiter und Senioren gut 800 Euro gespendet. Die Werksleitung stockte großzügig um 2.600 Euro auf, sodass im Januar insgesamt 3.401,32 Euro an den Förderverein „Bunter Kreis“ gespendet werden konnten. Werksleitung und Betriebsrat übergaben einen symbolischen Scheck an die Vorsitzende des Vereins in Papenburg, Heide Heyen-Strehlau. Mithilfe des

Minister

Wie leistet man auf einer Offshore-Windkraftanlage erste Hilfe und wie kann man auf einem Kreuzfahrtschiff tausende Personen bei einer Rettungsübung koordinieren? Zu solchen Fragen der Aus-, Fort- und Weiterbildung informierte sich der Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung in Mecklenburg-

Geldes soll die Situation von chronisch Kranken, Schwerkranken, Frühgeborenen, Behinderten und von Behinderung bedrohten Kindern und Jugendlichen und deren Familien verbessert werden. DJ

Ausgezeichnete Mobilität

Die Belegschaft der MV Werften wächst stark. Aber wie kommen die vielen Mitarbeiter gut zum Arbeitsplatz? Für das Konzept „Inter- und multimodal zur Werft“ wurden die MV WERFTEN Wismar nun mit einem Hauptpreis im Bundeswettbewerb „mobil gewinnt“ ausgezeichnet. Zum Mobilitätskonzept gehören die Schaffung eines externen Pendlerparkplatzes mit Shuttleanbindung, der Bau von Fahrradstationen sowie die Förderung der Nutzung von Fahrrädern, öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrgemeinschaften. So soll das Kfz-Aufkommen reduziert werden, um Überlastungen auf den Straßen im Umfeld der Werft zu vermeiden. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Das Projekt reiht sich in zahlreiche Maßnahmen unseres Unternehmens zum Umwelt- und Klimaschutz ein, zum Beispiel die geplante Zulieferung der Schiffskabinen mittels elektrisch betriebener Lkw“, sagte Dr. Detlef Lemke, „mobil gewinnt“-Koordinator bei MV WERFTEN. André Machatzky (Foto Mitte), Leiter Investitionen, nahm die Auszeichnung stolz von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundesverkehrsminister Christian Schmidt in Empfang. DJ

Männerberufe kennenlernen

Beim Gabelstaplerhersteller STILL haben die Teilnehmerinnen des zweiten Jahrgangs der GirlsʼDay Akademie Hamburg einen Tag lang tolle Projekte in der Ausbildungswerkstatt umgesetzt. „Mir hat es gefallen, weil ich typische Männerberufe kennenlernen will“, sagt die fünfzehnjährige Leen Alkoushk. Darüber freut sich Sten-Arne Saß, Leiter Berufsausbildung bei STILL, der mehr Mädchen für die gewerblich-technische Ausbil-

dung begeistern möchte. „Junge Frauen bereichern durch ihren anderen Blickwinkel und andere Herangehensweisen die Ausbildung in besonderem Maße. Und unser Bedarf an guten Auszubildenden steigt stetig.“ Das Projekt bietet Hamburger Schülerinnen jede Woche vielfältige Einblicke in die Berufs- und Ausbildungspraxis in der Metall- und Elektroindustrie, weitere Akademien in anderen Regionen sind geplant. DJ

Ab in den Kofferraum

Jeder kennt sie, keiner will sie: die Benachrichtigungskarte, nach der ein Paketzusteller mal wieder niemanden angetroffen hat. Daimler testet nun zusammen mit dem Start-up Liefery in Hamburg eine neue Lösung für dieses wachsende Problem des Onlinehandels: Im Pilotprojekt „smart ready to drop+” können die Teilnehmenden ihre Pakete in den Kofferraum ihres Smart zustellen lassen. Fast alle Produkte aus jedem Shop können bestellt wer-

den. Der Kunde kann bis kurz vor der Auslieferung angeben, wo das Auto steht. Per App wird der Paketbote über den gewünschten Lieferort und die Lieferzeit informiert und kann den smart einmalig und nur in dem festgelegten Zeitraum mit einer TAN öffnen und das Paket in den Kofferraum legen. Danach verschließt er das Fahrzeug wieder digital und der Smart-Fahrer wird automatisch über die erfolgreiche Zustellung informiert. DJ

Vorpommern, Christian Pegel (2. v. l.), im AFZ Aus- und Fortbildungszentrum Rostock. Die Schifffahrtsschule des AFZ Rostock und die ISC Training & Assembly bieten unter der Marke S.T.A.R. gemeinsam Ausbildung und Kurse im Offshore-Bereich und der seemännischen Ausbildung an. DJ

Foto unten: Daimler, Foto oben: Christian Augustin Foto oben: KS Gleitlager, Foto links: AFZ Rostock, Foto unten: Rainer Kant
lernt dazu
24 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 25 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Sport macht wohlhabender

Sportliche Aktivität und gesunde Ernährung befeuern die Karriere

Sportlich aktive Berufsanfänger/innen* erzielen höheren Bruttostundenlohn

(Angaben in Euro) *Erwerbstätige zwischen 27 und 31 Jahren – = wöchentlich Sport = seltener Sport

MEHRWERT VERBAND

Sportlich aktive Berufsanfänger/innen* erreichen häu ger einen ihrer Quali kation entsprechenden Job**

(in Prozent) *Erwerbstätige zwischen 27 und 31 Jahren **eigene Einschätzung – = wöchentlich Sport – = seltener Sport

Folge 51: Nordwirtschaftsmedien

Kommunikation für die Wirtschaft

Seit Jahresanfang bieten wir Ihnen bewährten Service unter neuem Namen: Aus IW.Nord.Medien wurde Nordwirtschaftsmedien. Unter dem Dach der Service GmbH des Hauses der Wirtschaft bündeln wir bei Nordwirtschaftsmedien alle Dienstleistungsangebote in Sachen Kommunikation. Ob Firmenbroschüre, Produktinformation, Einladungsflyer oder Mitarbeitermagazin, wir decken den gesamten Printbereich für Sie ab. Wir vermitteln Ihnen von uns getestete hervorragende Fotografen oder Videofilmer und gestalten bei Bedarf Ihren Bewegtbildauftritt. Sie können Werbegeschenke durch uns gestalten lassen, die Bandbreite reicht vom hochwertigen Präsent für VIP-Kunden bis zum Kugelschreiber für den Messestand. Das Besondere: Mitglieder von NORDMETALL und AGV NORD bekommen exklusive Sonderkonditionen.

Als Art-Direktorin wirkt unter dem neuen Label weiter Birthe Meyer, die ihre Expertise und vielseitigen Erfahrungen bereits bei IW.Nord.Medien vielfach unter Beweis gestellt hat. Sie berät zu allen Fragen der Gestaltung und Grafik. Alexander Luckow, Chef der Kommu-

nikation bei NORDMETALL und AGV NORD, leitet Nordwirtschaftsmedien inhaltlich und ist spezialisiert auf strategische Beratung und Medientrainings, besonders TV- und Interview-Training. Anja Fischer ist unsere Expertin für den Bereich Marketing, Daniel Jakubowski berät Sie zu Social Media und Onlinekommunikation. Auch die bewährten Chefseminare werden nun von Nordwirtschaftsmedien durch Isabella Tobies organisiert.

Wir freuen uns, mit Ihnen die Herausforderungen moder ner Unternehmenskommunikation anzugehen. DJ

Kontakt:

Weitere Informationen erhalten Sie auf www.nordwirtschaftsmedien.de und bei

Isabella Tobies

Tel.: 040 6378-4236

tobies@nordwirtschaftsmedien.de

Sportlich aktive Berufsanfänger/innen* treiben auch später mit höherer Wahrscheinlichkeit Sport

(in Prozent) *Erwerbstätige zwischen 27 und 31 Jahren – = wöchentlich Sport – = seltener Sport

Quelle: IW Köln

Illustration: Maren Spreemann
Beru icher Abschluss 16,61 18,68 17,45 zusammen Hochschulabschluss 22,06 20,16 21,35 zusammen Beru icher Abschluss 77,0 83,5 72,6 zusammen Hochschulabschluss 90,1 93,5 83,8 zusammen Beru icher Abschluss 69,2 zusammen 47,1 31,6 Hochschulabschluss 58,2 75,6 zusammen 68,6
G R A F I K D E S MO N AT S GRAFIK DES MONATS
v.l.n.r.: Daniel Jakubowski, Birthe Meyer, Isabella Tobies, Alexander Luckow und Anja Fischer.
26 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 27 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Christian Augustin

im Einsatz für die Unternehmen

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit über 17 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.

Große INSM-Kampagne für Steuersenkungen:

Ohne Wenn und Aber!

Seit Beginn der Verhandlungen zwischen Union und SPD über die Neuauflage einer Großen Koalition zeigt die INSM besonders deutlich Flagge für Steuersenkungen: Mit zwei Anzeigenmotiven wurden alle drei alten und neuen Regierungsparteien an ihre Wahlversprechen für eine Entlastung der Bürger erinnert: „Versprochen ist versprochen!“ lautete die Ansage in Richtung Union. Im Unions-Wahlprogramm steht schließlich, dass die Einkommenssteuer gesenkt werden soll und der Soli weg kann. Dass Deutschland keine neuen

Steuern und keine höheren Sozialversicherungsbeiträge braucht, ging noch einmal eindringlich in Richtung

SPD: „Finger weg vom Geld der Bürger!“

Die beiden Anzeigen erschienen Mitte Januar über mehrere Tage gestreut in der Frankfurter Allgemeinen, der BILD-Zeitung, dem Tagesspiegel und der Süddeutschen Zeitung – mit sehr guter Resonanz. Die wurde aufgenommen und verstärkt durch eine Mitmachaktion über insm.de: Alle Bürger, die für Steuersenkungen sind, konnten ein Foto von sich hochladen. Mehr als 1.000 Menschen haben teilgenommen und sich für eine Entlastung ausgesprochen. Die Fotos der Unterstützer wurden mit der klaren Forderung nach Steuersenkungen auf ein Mega-Plakat gedruckt, das im Februar großflächig im Berliner Regierungsviertel für Aufmerksamkeit bei der Politik sorgte.

WIRTSCHAFTSZITAT

„Steuern sind ein erlaubter Fall von Raub.“
Thomas von Aquin (1224 –1274), italienischer Philosoph und Dominikanerpater
Die AUS DER HAUPTSTADT
Foto: Mark Bollhorst 28 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 29 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Zwei Menschen, zwei Sichtweisen: In der Januar-Ausgabe von Standpunkte TV (abrufbar unter www.nordmetall. de) diskutierten unter anderem die niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen Imke Byl (24) und der Leiter des Dresdner FraunhoferInstituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme Prof. Dr. Matthias Klingner (63) über die Zukunft des Diesels, Feinstaubwerte und Fahrverbote. Nach der Sendung setzten die Politikerin und der Forscher ihre Debatte intensiv fort.

Prof. Dr. Matthias Klingner

… ist Dresdner und schloss dort 1978 sein Diplomstudium der Informationstechnik an der TU ab, bevor er 1984 promovierte. Zwischen 1992 und 2000 baute er die Forschungsgruppe „Hybride Systeme“ in der Dresdner Fraunhofer-Einrichtung für Prozesssteuerung des Fraunhofer-Instituts für Informationsverarbeitung in Technik und Biologie Karlsruhe auf. Von 2001 bis 2005 steuerte er den Ausbau der Abteilung „Verkehr, Energie und Umwelt“ im Dresdner Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme, seit 2005 leitet er das Institut und ist seit 2013 Honorarprofessor für Systemtheorie in der Anwendung an der TU Bergakademie Freiberg, Fakultät für Maschinenbau, Verfahrens- und Energietechnik.

Standpunkte: Viele Dieselfahrer fragen sich, ob sie noch mit dem richtigen Motor unterwegs sind, mehr Autokäufer als bisher wählen einen Benziner oder wagen sich an ein E-Mobil. Ist die Aufregung in der Dieseldebatte um unzutreffende Abgaswerte, Feinstaub- oder Stickoxidbelastungen und drohende Fahrverbote eigentlich angebracht?

Prof. Dr. Matthias Klingner: Nein, in dieser Form nicht. Für die Feinstaubwerte in unserer Luft ist der Diesel praktisch irrelevant. Für die Stickoxidbelastung wird er mehrheitlich an den wenigen Stellen in

Deutschland relevant, wo Tallagen oder extremes Verkehrsaufkommen zu höheren Messwerten führen, und auch das eigentlich nur in besonderen Wettersituationen. Ich finde es schizophren, dass man aus Öko- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten Fahrverbote plant, den Diesel verteufelt, aber letztlich nur Volksvermögen vernichtet und auch keine gute Umweltbilanz hinterlässt. Imke Byl: Also erst mal müssen wir doch beispielhaft festhalten: So ein großer Konzern wie Volkswagen hat nicht nur bei den Abgaswerten schwer getäuscht, er hat auch lange die Zukunft verschlafen. Mir als Abgeordnete aus Gifhorn nahe Wolfsburg hat das große Sorgen gemacht, auch wegen der Arbeitsplätze. Dass man jetzt massiv in EMobilität investieren möchte und auch viele Neuerungen zu bieten hat, ist gut. Im Übrigen gilt: Gesetzliche Höchstwerte für Abgasemmissionen gelten seit Jahren. Wenn Autokonzerne betrügen und die Bundesregierung nichts für die Umsetzung von EU-Vorgaben tut, dann darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann die Gerichte entscheiden und Fahrverbote kommen.

Klingner: Diese Abgaswerte sind zum größten Teil willkürlich gegriffen. Und selbst wenn wir das akzeptieren, zeigt doch das Beispiel der Umweltzonen in deutschen

… stammt aus Gifhorn und absolvierte 2016 den Bachelor in Umweltwissenschaften an der Universität Lüneburg. Seit November 2017 gehört sie der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im niedersächsischen Landtag an und befasst sich dort mit den Themenfeldern Umwelt, Energie, Klimaschutz und Frauenpolitik.

Fotos: Christian Augustin
Imke Byl
30 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 31 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Städten, dass Fahrverbotsregionen für bestimmte Antriebsmodelle nichts bringen: Nirgendwo in Deutschland ist die Luft durch Umweltzonen besser geworden. Was hier stattfindet, ist politischer Aktionismus und purer Populismus.

Standpunkte: Sind diese Verbotsdebatten, zu denen die Grünen ja neigen, nicht eigentlich überflüssig? Wie wenig weit sie politisch tragen, haben wir ja gerade erst gesehen: Noch im Wahlkampf haben die Grünen lautstark das Verbot für Verbrennungsmotoren im Jahr 2030 gefordert, später in den Jamaika-Sondierungen wurde das still und heimlich fallen gelassen.

Byl: Da sollten Sie etwas über den deutschen Tellerrand schauen: Andere Länder haben tatsächlich schon feste Ausstiegsdaten aus dem fossilen Verbrenner beschlossen. Und letztendlich geht es ja nicht um Verbote, sondern darum, Entwicklung und Forschung intensiv anzustoßen. Wir können nicht noch 15 Jahre warten, bis alternative Antriebe endlich massentauglich sind. Die Autoindustrie in Deutschland hat zu lange gewartet, um hier massiv loszulegen.

Klingner: Den Vorwurf kann ich so nicht teilen. Wir arbeiten in Europa und auch darüber hinaus seit Jahren an vielen Entwicklungsprojekten. Da geht es um neue Technologien wie Wasserstoff oder um Elektrofahrzeuge, für die mein Institut etwa beim VW-Projekt E-Golf dabei war. Der Unterschied liegt zwischen Entwicklung und Produktion: Entwickelt wird seit vielen, vielen Jahren, aber bis zur Produktionsreife dauert es eben. Schauen Sie sich den Markt für die Elektrofahrzeuge an: Der beginnt jetzt langsam zu wachsen, aber das können Sie nicht dominieren, da müssen die Rahmenbedingungen stimmen.

Byl: Ja, und den Rahmen befördert eben die Politik – oder auch nicht. Die Ladesäuleninfrastruktur zum Beispiel ist in Deutschland, gelinde gesagt, bescheiden. Menschen, die ökologisch denken, möchten sich eigentlich gern ein E-Auto anschaffen, tun es dann aber doch nicht, weil sie geringe Reichweiten, lange Ladezeiten und den Mangel an Stationen fürchten.

Klingner: Das liegt aber auch an den künstlich hochgetriebenen deutschen Energie-

preisen. Ich war vor einiger Zeit in Kanada, dort kostet die Kilowattstunde nur sieben kanadische Cent. Da ist jede Infrastrukturinvestition rasch rentabel, mindestens in den Städten. Bei uns kostet Strom ein Vielfaches und es fehlt an modernen Netzen, von der Niederspannung bis zur Mittelspannung. Es geht also am Ende um gewaltige Infrastrukturinvestitionen, damit die Elektromobilität vorankommt. Und wenn die sich nicht am Markt refinanzieren, müssen wir eben auf den Staat warten.

Standpunkte: Brauchen wir nicht eine ideologiefreiere, sachlichere Debatte um die Mobilität der Zukunft, ohne Verbotsandrohungen oder angebliche Horrorzahlen von vielen tausend Feinstaub- oder Stickoxidtoten?

Klingner: Natürlich, die Panikmache ist Unfug. Wir sollten mehr Vertrauen in die Leistungen der Wissenschaft und die Entwicklungen der Zukunft haben. Ich habe vor acht Jahren, als die öffentliche Debatte um Elektromobilität losging, schon an Projekten mit dem ersten elektrisch fahrenden Bus gearbeitet. Und trotzdem war klar: Es dauert mindestens zwischen zehn und 20 Jahren, bis sich Elektromobilität durchsetzt. Und das liegt nicht nur an Ladestationen oder Reichweiten, das liegt auch an der derzeit noch mangelhaften Umweltbilanz der Batterietechnologie: Abgesehen mal von den Energieinhalten, ist auch der Verbrauch im Verhältnis zur Leistung am Ende unverhältnismäßig. Der klassische Verbrennungsmotor bleibt uns deshalb noch lange erhalten und sollte nicht weiter verteufelt werden.

Byl: Panik ist nie ein guter Ratgeber, das können wir festhalten. Aber das Wort Ideologiefreiheit im politischen Rahmen ist äußerst problematisch, denn jede Person die in

der Politik handelt, hat eine Ideologie. In der Wissenschaft ist das anders. Da sollte ergebnisoffen geforscht werden und ich hoffe, dass auch Sie das tun. Aber in der Politik haben die Parteien unterschiedliche Vorstellungen. Ohne eine Vision funktioniert Zukunft nicht. Was passiert, wenn die fehlt, erleben wir doch gerade auf Bundesebene: Die Klimaziele 2020 sind einfach so gekippt worden. Das ist auch für die Industrie meiner Meinung nach ein Problem.

Standpunkte: Was sagen Sie eigentlich den VW-Arbeitern, die wegen kurzfristig drohender Dieselfahrverbote oder langfristig personalreduziertem Elektrofahrzeugbau um ihre Jobs fürchten?

Byl: Dass große Konzerne wie Volkswagen nicht die Zukunft verschlafen dürfen und Arbeitsplätze zukunftssicher sein müssen. Natürlich hat ein Elektroauto die Eigenschaft, dass es wesentlich einfacher zu bauen ist. Es hat weniger Komponenten, es müssen erst mal de facto weniger Menschen dran schrauben. Trotzdem muss es darum gehen, progressive und umweltschonende Autos gerade in Deutschland zu bauen und nicht in Korea oder China.

Klingner: Wir alle sollten die Autobauer wie die Autokunden beruhigen und ihnen sagen: Weder gehören Diesel heute verschrottet noch ist der Benziner morgen ein Auslaufmodell. Spätestens mit der Hardwarenachrüstung, deren Kosten noch zu klären sind, bleibt auch der Diesel ein Zukunftsmodell. Und die Politik sollte mit Förderanreizen arbeiten, um jede Art von umweltfreundlicherem Auto in den nächsten Jahrzehnten am Markt zu halten – auch eines mit Verbrennungsmotor.

Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Luc

„Wir sollten mehr Vertrauen in die Leistungen der Wissenschaft und die Entwicklungen der Zukunft haben.“
Standpunkte TV zur Zukunft des Diesels mit Imke Byl (MdL), Christian Hieff (ADAC Hansa), Alexander Luckow, Gerhard Schröder (Deutschlandfunk) und Prof. Dr. Matthias Klingner (Fraunhofer-Institut für Verkehrssysteme; v.l.n.r.).
32 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 33 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Christian Augustin

Ade Armaturenbrett

Das chinesische Start-up Byton fordert mithilfe ehemaliger BMW-Entwickler die großen deutschen Automobilhersteller heraus: Im kürzlich vorgestellten Prototyp eines elektrisch angetriebenen Stadtgeländewagens gibt es kein klassisches Armaturenbrett mehr. Statt Schaltern, Knöpfen und Instrumenten prangt dort ein 1,25 Meter langer Riesentouchscreen, ein weiterer Touchscreen sitzt im Lenkrad. Das System soll unter anderem durch Integration von Amazons Sprachassistent Alexa intuitiv zu bedienen sein und seine Fähigkeiten durch künstliche Intelligenz stetig verbessern. Statt „SUV“ redet Byton-Gründer Dr. Carsten Breitfeld vom ersten „Smart Intuitive Vehicle”, abgekürzt „SIV”. Der Verzicht auf klassische Technik geht noch weiter: Außenspiegel sucht man vergeblich, der Byton nutzt zwei rückwärtsgerichtete Seitenkameras, statt durch Türgriffe und Schüssel soll der Fahrer per Gesichtserkennung Zugang bekommen. Neben regelmäßigen Software-Updates sollen auch Hardwarekomponenten leicht ausgetauscht werden können, um das Auto an technische Neuerungen anzupassen. Bei den für 2019 geplanten Modellen ist nur assistiertes Fahren möglich, nach 2020 soll es echtes autonomes Fahren geben – dann wird der Mega-Display hinterm Lenkrad auch im rollenden Wagen Unterhaltungsprogramme bieten. DJ

Foto: Byton

Peter Vullinghs

CEO PHILIPS DACH

Peter Vullinghs erinnert sich tatsächlich mit leisem Schaudern in der Stimme: „Als ich vor fast drei Jahren hier in Hamburg angefangen habe, da hatte ich ein 40-Quadratmeter-Büro im 17. Stock mit Blick über die Alster. Und im Vorzimmer saßen zwei Damen, die dafür sorgten, dass niemand ohne Termin zum Geschäftsführer durchkommt.“

Bei manch‘ anderem Chef würden solche Sätze wie eine hohle Attitüde aus gespielter Bescheidenheit wirken. Nicht so bei dem 46-jährigen Holländer Peter Vullinghs: Der Umzug der Philips-Zentrale für Deutschland, Österreich und die Schweiz (kurz: DACH) aus einem alsternahen Hamburger Hochhaus in den Neubau am Flughafen war ein Kulturwechsel, der zu ihm passt. Großräume mit Bürowaben, aber ohne festen eigenen Schreibtisch für alle Mitarbeiter, luftige Konferenzareale mit themenbezogener Möblierung, transparentes Arbeiten ohne hierarchische Vorzimmer, das gefällt dem lässigen Limburger schon länger: „Ich habe dieses neue Raumkonzept bereits während meiner fünf Jahre als Market Leader für das Philips-Geschäft in Russland, der Ukraine

und Zentral asien eingeführt. Warum sollte nicht in Hamburg gehen, was in Moskau klappt?“, sagt er lächelnd. Bedenken von Personalmanagern und Juristen, dass man wegen des Umgangs mit vertraulichen Papieren nicht täglich einen neuen Schreibtisch suchen könne, wollte er nicht gelten lassen: „Glaubt ihr, dass die Geschäftsführung weniger Vertrauliches bearbeitet, als ihr? Das habe ich die Kollegen gefragt, und damit war die Debatte beendet.“

Bestimmt und doch bescheiden, gelassen und gleichwohl verbindlich gibt sich Vullinghs ganz in der unaufgeregt-rationalen Tradition holländischer Kaufleute, ohne allerdings den klassischen Auftritt im dunklen Zwirn und fein gemusterter Krawatte zu vernachlässigen, wie mittlerweile in manchen deutschen Vorstandsetagen üblich. „Der braucht Offenheit nicht über die Kleidung zu transportieren, der ist so“, sagen sie in der neuen Konzernzentrale über den Chef. Vullinghs schwärmt angesichts der neuen Bürokultur von einer „neuen Freiheit ohne Elfenbeinturm-Gefühl: Ich gehe viel häufiger als alle anderen durchs Haus, komme mit viel mehr Kollegen ins

Peter Vullinghs, Philips-CEO für Deutschland, Österreich und die Schweiz, in der neuen Hamburger Konzernzentrale.
TERMIN BEIM CHEF
37 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Christian Augustin

Gespräch und erfahre, was es Neues gibt.“

Und es gibt viel Neues bei Philips in den letzten Jahren und Jahrzehnten: „Als ich vor 22 Jahren in Groningen als Trainee anfing, hatten viele noch ein Philips-Radio oder einen Cassettenrekorder“, erinnert sich der studierte Ökonom Vullinghs. Ein Gemischtwarenladen, der ab 1891 erstmals massentaugliche Glühlampen in Europas Haushalte brachte, 1918 die erste Radioröhre für den neuen Markt der Unterhaltungselektronik produzierte und 1927 in Hamburg mit dem Kauf von Röntgenmüller auch in die Medizintechnik einstieg – das war der stetig wachsende Gigant Philips bis in dieses Jahrtausend. Wachstum aber erzeugt Komplexität und die droht irgendwann das Wachstum zu ersticken, mit zu vielen Produkten, zu vielen Führungsebenen, zu großer Unübersichtlichkeit. Ein Schicksal, das mancher Großkonzern bis heute mit längst untergegangenen Weltreichen teilt.

„Ich habe in der Universität noch gelernt, dass starke Diversität und große Konglomerate gut seien“, sagt Vullinghs. So würden sich die Risiken unterschiedli-

cher Geschäftsfelder ausbalancieren, hieß es damals. Aber diese Zeit ist vorbei, das ahnten gerade manche Niederländer schon nach dem Untergang ihres Kolonialreichs. „Philips hat die Transformation vom Consumer-Electronics-Konglomerat zum Healthcare-Konzern früh genug begonnen und jetzt haben wir schon gut die Hälfte der Wegstrecke zurückgelegt“, betont der Spitzenmanager. Das Geschäft mit Unterhaltungselektronik und dem Chipbereich ist längst weggegeben, die ehemalige Lichttochter Philips Lighting wurde erst an die Börse gebracht und dann weitgehend verkauft. Die Schlankheitskur hat dem Konzern gutgetan: Der Nettogewinn stieg 2017 von knapp 1,5 auf fast 1,9 Milliarden Euro, der Umsatz nahm um zwei Prozent auf knapp 17,8 Milliarden Euro zu, für 2020 sind 20 Milliarden angepeilt.

Vom Gemischtwarenkonzern zum Gesundheitsunternehmen

„Wir begreifen uns jetzt als Unternehmen der Gesundheitswirtschaft“, sagt Vullinghs und definiert den Begriff ganz breit: Von der intelligenten Zahnbürste,

die per Bluetooth dem Smartphone-Nutzer zu feste Putzbewegungen meldet, bis zur neuesten Generation des Magnetresonanztomographen – kurz: MRT – reicht die nach wie vor eindrucksvolle Produktpalette. Und längst begreift sich das gewandelte Weltunternehmen auch als Service-Dienstleister: „Wir starten immer mehr Innovationsprojekte mit Partnern, die der Gesunderhaltung der Menschen dienen“, berichtet der CEO-Dach nicht ohne Stolz. In Mecklenburg-Vorpommern etwa beginnt gerade der flächendeckende Aufbau eines Versorgungsnetzwerkes für chronisch herzkranke Patienten: Philips liefert die Technik zur ständigen Kontrolle von Blutdruck und anderen wichtigen Vitalparametern, die medizinische Fakultät der Universität Rostock, die Techniker Krankenkasse und die AOK Nordost kooperieren, um individuelle Versorgungspläne für herzschwache Menschen umzusetzen. „Philips investiert in diesem Jahr fast 1,9 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, um nicht nur neue Produkte, sondern auch neue Systeme und Kooperationen in die Gesundheitswirtschaft zu tragen“, betont Vullinghs. Ein erheblicher Teil wird in Hamburg ausgegeben, wo der Konzern gerade auch eine Etage ausgeräumt hat, um mit Startups an neuen Ideen zu tüfteln. Zur Eröffnung konnte der Philips-Chef Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz begrüßen, dem die boomende Gesundheitswirtschaft im Norden am Herzen liegt.

„Mit der Politik in Deutschland, aber auch in der Schweiz und Österreich suche ich intensiv das Gespräch, damit wir gemeinsam über neue Lösungen für die Gesundheit der Menschen nachdenken

können“, bekennt Vullinghs. Längst kennt er auch die System-Unterschiede im deutschsprachigen Raum: Österreich sei besonders komplex und kompliziert organisiert, in der Schweiz mit ihrem modernen Krankenkassensystem spiele die Privatwirtschaft im Gesundheitssektor eine größere Rolle, in Deutschland sei der Kontakt in die Landesregierungen besonders wichtig – entsprechend häufig ist CEO-DACH quer durchs Land unterwegs.

Kosmopolit und Klassikliebhaber

Den Kosmopoliten Vullinghs, der vor seinen fünf Jahren in Moskau ein Jahrzehnt lang aus Singapur und Hongkong das asiatische Philips-Geschäft als Finanzchef voranbrachte, schreckt die Reisetätigkeit nicht. „The only constant factor is change“, habe ihm schon vor Jahren ein Chef als Motto mitgegeben, Bewegung brauche es deshalb überall. Privat joggt er gern mit Jack Russel Terrier Pippi um die Alster, geht in die Oper oder versucht Karten für Konzerte in der Elbphilharmonie zu ergattern – „ziemlich schwierig“, stöhnt der Klassik-Fan, der seit seinen Moskauer Jahren besonders die Werke russischer Komponisten schätzt. Bei einem seiner regelmäßigen Wochenendausflüge ins eigene Feriendomizil nahe Barcelona hat Peter Vullinghs erst vor Kurzem das berühmte zweite Klavierkonzert von Rachmaninoff wieder gehört, im L’Auditori, dem wegen seiner hervorragenden Akustik hochgerühmten Konzertsaal der Katalanen-Metropole: „Grandios", sagt er, und der leise Schauder in der Stimme ist wieder da. Luc

„ WIR STARTEN INNOVATIONSPROJEKTE ZUR GESUNDERHALTUNG DER MENSCHEN “
Foto: Christian Augustin 38 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 39 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
THE ONLY CONSTANT FACTOR IS CHANGE. “

MEIN STANDPUNKT

Volksparteiendämmerung

Vor einem Jahr haben wir uns erlaubt, an dieser Stelle eine Warnung zu formulieren: Die Sozialdemokratie solle angesichts des Zwischenhochs um den frischgekürten Martin Schulz nicht der „Selbstsuggestion“ unterliegen, den nächsten Kanzler stellen zu können (Standpunkte März 2017). Damit haben wir richtig gelegen, nicht aber mit der Vermutung, dass mit Martin Schulz an der Spitze ein unbeabsichtigtes „Projekt 18“ für die SPD erledigt sei. Im Gegenteil, jüngste Umfragen sehen sie erstmals hinter einer 16-Prozent-starken AfD.

Sicher, das sind nur demoskopische Momentaufnahmen. Gleichwohl gibt dieser dramatische Niedergang Anlass zum Nachdenken: Steckt hinter der drastischen Vertrauenskrise der altehrwürdigen Sozialdemokratie nicht mehr, als nur der Unmut des Wahlvolks über das Durcheinander in einer Parteiführung? Auch eingefleischte Christdemokraten sollten sich fragen: Erleben wir eine Volksparteiendämmerung?

Viel spricht dafür: Auch CDU und CSU rangieren bei den Demoskopen gemeinsam nahe der 30 Prozent. Die klassischen Wählerstrukturen der Union, früher gelegen zwischen Kirchgängern, konservativ geprägten Landbewohnern und bürgerlich-städtischer Funktionselite, lösen sich genauso auf wie die einstige Arbeiterklasse als SPD-Basis. Und die Amtszeit der hoch angesehenen Angela Merkel an der Spitze von Partei und Land wird „nicht noch einmal zwölf Jahre“ währen, wie sie selbst sagt. Wenn sich in einem nahen Nach-Merkel-Zeitalter Annegret Kramp-Karrenbauer als Anführerin der Bürgerlich-Liberalen mit einem Duo Jens Spahn/Markus Söder als Bannerträger der Konservativen arrangieren muss, dürften die Fliehkräfte auch in der Union stark zunehmen.

Aber ist diese Volksparteiendämmerung eigentlich so schlimm? Ein Blick nach Skandinavien oder die Niederlande sollte uns beruhigen: Vier-Parteien- oder Minderheits-Regierungen sind dort seit vielen Jahren die Regel. In Frankreich oder Spanien haben neue Bewegungen nach kurzer Lehrzeit in Parlament und Regierung durchaus Verantwortung übernommen. Nur eines ist dafür unerlässlich: das Engagement der Bürger in der Mitte, gegen die Extremen von links und rechts. Dann kann Volksparteiendämmerung Kleinparteienaufbruch im Zentrum der Demokratie bedeuten, auch in Deutschland.

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Alexander Gerst S. 2, Astronaut

Barbara Hendricks S. 24, Bundesumweltministerin, MdB, SPD

Heide Heyen-Strehlau S. 24, Förderverein „Bunter

Kreis“

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Gerd Iffland S. 16 f., Lehrer

Daniel Jakubowski S. 26, Nordwirtschaftsmedien

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Prof. Matthias Klingner S. 30 ff., FraunhoferInstitut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme

Annegret Kramp-Karrenbauer S. 40, CDUGeneralsekretärin

Maximilian Kromer S. 15, Pianist

Wolfgang Kubicki S. 43, Vizepräsident des Deutschen Bundestag, MdB, FDP

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Dr. Detlef Lemke S. 24, MV Werften Wismar GmbH

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Produktion:

Alexander Luckow S. 8, 11, 26, NORDMETALL

André Machatzky S. 24, MV Werften Wismar GmbH

José Mendoza S. 20, Karl Dose GmbH

Dr. Angela Merkel S. 40, Bundeskanzlerin, MdB, CDU

Birthe Meyer S. 26, Nordwirtschaftsmedien

Christian Pegel S. 24, 42, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung MV, MdL, SPD

Marco Rath S. 21, Karl Dose GmbH

Sten-Arne Saß S. 25, STILL GmbH

Dr. Peter Schlaffke S. 11 f., NORDMETALL

Christian Schmidt S. 24, Bundesverkehrsminister, MdB, CSU

Olaf Scholz S. 39, Erster Bürgermeister Hamburg,

SPD

Gerhard Schröder S. 32, Deutschlandfunk

Martin Schulz S. 40, MdB, SPD

Sabine Schwartz S. 17, Schulleiterin

Markus Söder S. 40, designierter bayrischer

Ministerpräsident, CSU

Jens Spahn S. 40, designierter Bundesgesundheitsminister, MdB, CDU

Amadeus Templeton S. 14, TONALi

Emmanuel Tjeknavorian S. 15, Geiger

Isabella Tobies S. 26, Nordwirtschaftsmedien

Christian Tulke S. 20, Karl Dose GmbH

Michael vom Baur S. 42, MvB euroconsult

Peter Vullinghs S. 1, 36 ff., Philips DACH

Kirsten Wagner, S. 14 f., NORDMETALL-Stiftung

Kirsten Werner S. 16, stellv. Schulleiterin

Druck:

CaHo Druckereibetriebsges. mbH

36. Jahrgang

Erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezug: Kostenfrei für Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und Sonderempfänger in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Medien.

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Titelfoto: Shutterstock

Standpunkte
Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur
@
40 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 41 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Rettungs-RoboterRennen

Fast 50 Schülerinnen und Schüler aus Hamburg, Bremen und Niedersachsen wetteiferten Mitte Februar an der Technischen Universität Hamburg um den Sieg beim NORDMETALL RoboCup Junior Turnier. Aus programmierbarem Lego bauten sie Roboter, die autonom eine Linie verfolgen, Kreuzungen bewältigen, Rampen erklimmen und Hindernisse umfahren, damit am Ende Verletzte geborgen werden können. Die Aufgaben orientierten sich an den Problemen, die auch von echten Such- und Bergungsrobotern gelöst werden müssen. Die Dimensionen waren allerdings deutlich kleiner und die „Opfer“ bestanden aus kleinen Kugeln. Die Jugendlichen traten in Teams in den Altersklassen 10 bis 14 Jahre und 10 bis 19 Jahre an und hatten maximal acht Minuten Zeit für den komplexen Parcours. Aus der höheren Altersklasse haben sich die beiden Teams ÖG-Bennik vom Ökumenischen Gymnasium zu Bremen und i-bots 7 vom Roberta RegioZentrum Hannover für die Deutsche Meisterschaft des RoboCup Wettbewerbs Ende April in Magdeburg qualifiziert. Aus der Junioren-Altersklasse dürfen das Team Athe4 (Gymnasium Athenaeum Stade), ÖG-Kichererbsen (Ökumenisches Gymnasium zu Bremen) und saybot aus Hamburg zur Meisterschaft fahren. DJ

4. Offshore-Symposium Rostock

Thomas Lambusch , Vorsitzender von nordwindaktiv, Christian Pegel (M.), Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommerns, und Michael vom Baur, MvB euroconsult, waren sich einig: Deutschlands Offshore-Branche braucht mehr Unterstützung aus der Bundespolitik.

Das sagten sie während einer Podiumsdiskussion beim 4. Offshore-Symposium in Rostock Ende Februar. Die Fachtagung wurde vom Arbeitgebernetzwerk nordwindaktiv und der ISC Training & Assembly GmbH im Aus- und Fortbildungszentrum Rostock (AFZ) veranstaltet. Thomas Lambusch kritisierte besonders die unsicheren politischen Rahmenbedingungen für die Branche und den langsamen Ausbau der Stromnetze in Deutschland. Dies hemme die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Energieminister Pegel unterstrich die Bedeutung der Branche für die Industrie im Nordosten. Die gute Entwicklungsarbeit der letzten 15 Jahre werde er jetzt nutzen, um für Fortbestand und Ausbau der Offshore-Branche zu kämpfen, versprach der SPD-Politiker. AF

Ich lese „Standpunkte“, weil ...

„... wir Liberale uns nicht erst seit den Zeiten Otto Graf Lambsdorffs der Wirtschaft verbunden fühlen. In Standpunkte erfahre ich, wie Norddeutschlands Industrie tickt und was wir in Berlin tun können, um sie zu stärken.“

KURZ
VOR SCHLUSS
Fotos: Christian Augustin
42 1 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Christian Augustin

Postvertriebsstück

C 5003

Gebühr bezahlt

CaHo Druckerei

Rondenbarg 8

22525 Hamburg

Termine

NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD

Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot.

Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referenten, kurzfristigen Änderungen oder weitere Termine finden Sie auf unserer Homepage unter www.nordmetall.de/veranstaltungen.

05.04.2018 „Das neue Mutterschutzgesetz – neue Pflichten für alle Arbeitgeber“

10.04.2018 Netzwerk HR

10.04.2018 Gesprächskreis für Geschäftsführer und Personalleiter

16.04.2018 CSR – Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen – Lieferketten verantwortlich gestalten: Was müssen Unternehmen beachten?

16.04.2018 Fachgruppe Landtechnik inklusive eines gemeinsamen Workshops mit Studierenden und Lehrenden des Fachbereichs Agrarwirtschaft

AFZ Aus- und Fortbildungszentrum Rostock

Westin Grand Elbphilharmonie Hamburg

Hochschule Neubrandenburg Neubrandenburg

17.04.2018 Netzwerk Ausbildung in der M+E-Industrie Bremen / Nordwest-Niedersachsen Faun Umwelttechnik GmbH Osterholz-Scharmbeck

19.04.2018 Netzwerk HR

Informationen

Bucerius Law School, Hamburg

Radisson

Blu Senator Hotel

/ AGV

Informationen

Informationen

Informationen

zum Manteltarifvertrag II

Blu Senator Hotel

Musikhochschule

/ AGV

/ AGV

AGV

Nordmetall Hamburg NM / AGV

Nordmetall Bremen NM / AGV

Nordmetall

Hamburg

/ AGV

Nordmetall Hamburg NM / AGV
Nordmetall
NM / AGV
Hamburg
NM
NM
/ AGV
AGV
NM
AGV
/
Kiel NM / AGV
Café „Der Alte Mann“
24.04.2018 AGV NORD Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung mit Diskussion zum Thema „Beschäftigungspolitik in Zeiten des Fachkräftemangels“ AGV
Lübeck NM
26.04.2018
zum Manteltarifvertrag I
Wahltstedt NM
27.04.2018 Netzwerk Ausbildung in der M+E-Industrie Schleswig-Holstein Grundfoss Pumpenfabrik GmbH
Radisson
Lübeck NM /
03.05.2018
zum Manteltarifvertrag II
Lübeck NMS
04.05.2018 TONALi Tour Norddeutschland, Konzert in der Musikhochschule Lübeck
Lübeck
15.05.2018
zu ERA (Entgeltrahmenabkommen)
29.05.2018
zum Manteltarifvertrag I
NM /
30.05.2018 Global Mobility: Steuerrechtliche Aspekte des internationalen Mitarbeitereinsatzes
AGV
Informationen
Nordmetall Bremen NM
31.05.2018
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