Standpunkte
Neuaufstellung
NORDMETALL
Mitgliederversammlung stellt Weichen für 2019
Termin beim Chef Lars Baumann von der ELAC Electroacustic GmbH
Plus:Innovationskultur beiDrägerinLübeck
www.nordmetall.de
Das Magazin von Nr. 1 / März 2019 / 37. Jahrgang
NORDMETALL-Vorstand, fast vollzählig in Hamburg
Die Autobahn wird elektrisch
Auf der A1 zwischen Lübeck und Reinfeld entsteht derzeit eine Test strecke, die mit einer Oberleitung für Elektro-LKW ausgestattet ist. Der sogenannte „eHighway“ wird Ende Mai eingeweiht und ist Teil eines bundesweiten Pilotprojekts, das den elektrischen Antrieb von Lastwagen unter realen Bedingungen erproben soll. Künftig fahren hier Trucks einer norddeutschen Spedition, die nicht nur einen Stromabnehmer und einen Elektromotor, sondern auch einen klassischen Dieselantrieb haben. Außerdem wird die beim Bremsen gewonnene Energie ins Leitungsnetz eingespeist, was die Energiebilanz des Systems verbessert. CvF
wir Arbeitgeber wollen die Soziale Marktwirtschaft stärken. Und weil das Soziale eine wichtige Ergänzung marktwirtschaftlichen Handelns ist, halten wir mehr Rente, einen höheren Mindestlohn oder weniger Kontrollen gegenüber Beziehern von Arbeitslosengeld nicht grundsätzlich für Teufelszeug. Aber sind die neusten Ideen zur Ausweitung des seit Jahrzehnten wachsenden Sozialstaats auch gerecht? Zweifel sind angebracht. Auf 965 Milliarden Euro beliefen sich die Sozialausgaben in Deutschland 2017. Das sind Rekordbeträge, die einem Drittel des Wertes aller im Land erwirtschafteten Waren und Dienstleistungen entsprechen. Ja, ein solches System liefert Sicherheit im Alter, bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit, und das ist gut so. Aber die Beiträge für ein solches System müssen jeden Tag neu erwirtschaftet werden, um es langfristig stabil zu halten.
Den Versprechungen der GroKo fehlt jede Geschäftsgrundlage
Genau das ist derzeit aber unsicherer denn je. 25 Milliarden Euro fehlen dem Bundesfinanzminister bis 2023, um die absehbaren Ausgaben zu bezahlen. Mindestens 20 Milliarden Euro pro Jahr kommen noch an Belastung hinzu: für die Ausweitungen von Rente, Mindestlohn und Arbeitslosengeld II. Wer soll das alles bezahlen? Nach neun Jahren dauerhaftem Aufschwung verdüstern sich die wirtschaftlichen Perspektiven drastisch. Für die teuren Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag fehlt schon bald jede Geschäftsgrundlage.
Umso wichtiger ist es, das damals Vereinbarte und derzeit Geplante unverzüglich einer Plausibilitätsprüfung zu unterziehen: Braucht die Managergattin, die jahrzehntelang nebenbei in der Boutique gejobbt hat, wirklich eine „Respektrente“? Wird ein staatlicher Mindestlohn, der höher liegt als manche Tarifvereinbarung, die Rolle der Sozialpartner, die ohne Einmischung der Regierung die Einkommen aushandeln sollen, nicht eher aushöhlen – und damit die Tarifbindung weiter schwächen? Ist die Förderung von NichtArbeit das richtige Signal in Zeiten des Fachkräftemangels und sich verändernder Berufsbilder? Sollten wir nicht lieber Anreize für Qualifikation und eine rasche Rückkehr ins Berufsleben setzen?
Gerechtigkeit gelingt nur, wenn man sie zu Ende denkt – und dabei nicht das Darben der eigenen Partei, sondern die wahren Herausforderungen unserer Wirtschafts und Arbeitswelt in den Blick nimmt. Wir Arbeitgeber im Norden fragen uns: Wann fängt man in Berlin endlich damit an?
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL
Foto: picture alliance / rtnradio tele nord/christoph leimig
3 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
STANDPUNKT NR. EINS
Termin beim Chef
Lars Baumann führt die ELAC Electroacustic in die Zukunft. S. 38
Unternehmen, Lehrende und Studierende fixieren die Herausforderungen der 20er-Jahre. S. 20
Titel
Mitgliederversammlung 2019
Reportage
Innovationskultur
Luxustöne aus
Verband Duale Ausbildung Was die Digitalisierung verändert 16 Wir für Sie Folge 23: Unser Mann in Wilhemshaven – Jasper Strauß 28 Mehrwert Verband Folge 36: NORDMETALL managt Beiträge zur Künstlersozialkasse 30 Leserumfrage Was wünschen Sie sich im Standpunkte-Magazin? 46 Rubriken Made in Northern Germany – AIRCOAT by HSVA 18 Menschen und Meldungen 26 Grafik des Monats 29 Cartoon / Wirtschaftszitat 31 Panorama – Lufttaxi und Co. 32 Fototermine 42 Mein Standpunkt – Entscheidungsjahr 48 Personenregister / Impressum 49 Kurz vor Schluss / Wagner liest 50 Testimonial – Manuela Schwesig 51 Termine Rückseite
Serie – Bauen im Norden Wie die Digitalisierung auch Bauprojekte der Industrie verändert 12 NORDMETALL-Stiftung Engagement für mehr Zivilcourage im Netz 24 Face to Face Malte Siegert und Thomas Lambusch diskutieren Infrastrukturpolitik 34
Kiel Bildung Erfolgsmodell Duales Studium
Thema
NORDMETALL mit größerem Präsidium und erweiterten Mitgliedschaftsregeln
6
S.
Dräger rauchen die Köpfe in der Garage S. 8 Fotos: Dräger, Christian Augustin Fotos: Christian Augustin, Collage Shutterstock/iStock 01 2019 Plus 4 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 5 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Bei
Mitgliederversammlung Februar
Neuaufstellung bei NORDMETALL
Am Nachmittag des 6. Februar trafen sich die Vertreter der NORDMETALLMitgliedsfirmen im gutgefüllten Raum „Shanghai“ des Hamburger Radisson Blue Hotels. Präsidium und Vorstand hatten bereits am Mittag wichtige Personalien und eine relevante Satzungsänderung befürwortet, die dann auch die Billigung der Mitgliederversammlung fanden:
• NORDMETALL führt eine Mitgliedschaft für Unternehmen ohne Bindung an den Flächentarifvertrag
NORDMETALL-Mitgliederversammlung
(OT) ein. Unternehmen der Metall und Elektroindustrie erhalten zukünftig eine noch größere Wahlfreiheit: Neben der Mitgliedschaft im klassischen OTArbeitgeberverband AGV NORD oder in den regionalen Arbeitgeberverbänden, die sich schwerpunktmäßig an kleine und mittlere Unternehmen verschiedener Branchen wenden, kann bei NORDMETALL mit vielen größeren M+EFirmen gewählt werden zwischen einer Mitgliedschaft mit Bindung an den Flächentarifvertrag und einer Mitgliedschaft ohne Tarifbin
Die norddeutschen M+E-Firmenvertreter
dung. Das NORDMETALLPräsidium bleibt den Vertretern der flächentarifgebundenen Unternehmen vorbehalten, im Vorstand wird mindestens ein Platz für einen Vertreter von OTFirmen reserviert.
• Das NORDMETALLPräsidium wird auf fünf Personen erweitert, von denen je eine die Bundesländer Bremen, Hamburg, MecklenburgVorpommern, Niedersachsen und SchleswigHolstein repräsentieren soll. Der Schatzmeister wird vollwertiges sechstes Präsidiumsmitglied. Präsident Thomas Lambusch (SEAR GmbH, Rostock), die Vizepräsidenten Lutz Oelsner (GESTRA AG, Bremen) und Folkmar Ukena (LEDA Werk, Leer) sowie Schatzmeister Dr. Thomas Ehm (Premium AREOTEC GmbH, Varel) sollen, wenn die reguläre Mitgliederversammlung im Juni diese Vorschläge billigt, künftig zwei neue Vizepräsidenten zur Seite gestellt bekommen: Robert Focke (Geschäftsführer der Nordischen Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG, Lübeck) und Dr. Thomas Piehler (Arbeitsdirektor von Philips in Hamburg).
Unten v.l.n.r.: Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung und Arbeitsmarkt NORDMETALL, mit Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer; Dr. Thomas Ehm, NORDMETALLSchatzmeister; Wolfgang Würst (Ehrenvorsitzender NORDMETALL) mit Folkmar Ukena (NORDMETALL-Vizepräsident).
Gute Stimmung in der Verbandsspitze: Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger, Präsident Thomas Lambusch und die Vizepräsidenten Lutz Oelsner und Folkmar Ukena (v.l.n.r.).
NORDMETALLHauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger bewertet die Neuaufstellung als notwendige und angemessene Vorbereitung auf neue Herausforderungen: „Auf einen immer komplexeren und teureren Flächentarif können wir nun mit neuen Optionen und passgenaueren Lösungen reagieren. Wir erhalten und stärken so unsere verbandliche Durchsetzungskraft auch in Zeiten einer erodierenden Tarifbindung – und sichern zugleich das Leistungsniveau für unsere Mitglieder. Die Interessen aller M+EArbeitgeber im Norden bündeln und sie unüberhörbar artikulieren – das sollte nun noch besser gelingen.“ Alexander Luckow
Konzern trifft Mittelstand (r.): Sonja Neubert (Siemens Niederlassungsleiterin Hamburg) und Axel Weidner (Geschäftsführer Mankenberg GmbH).
Tarifpolitiker (l.): Lena Ströbele (Personaldirektorin Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG) und Dr. Nico Fickinger.
in „Shanghai“:
in einem Konferenzraum des Hamburger Radisson Blue Hotels.
6 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Christian Augustin, Illustrationen: Shutterstock/Razym
Geistesblitze aus der
Wie fördert man Innovationskultur in einem Traditionsunternehmen? Bei Dräger in Lübeck ist man dahin zurückgekehrt, wo vor 130 Jahren alles begann.
Johann Heinrich Dräger war ein Mann der Tat: Als er beim Bier in der örtlichen Schänke sah, dass die Zapfanlage nicht richtig funktionierte, befasste er sich kurzerhand selbst mit dem Thema und entwickelte 1889 den ersten brauchbaren KohlensäureDruckminderer, das sogenannte „LubecaVentil“. Die Erfindung kam bestens an, aber der gelernte Uhrmacher verkaufte das Patent nicht, sondern bewies Innovationsgeist und baute gemeinsam mit seinem Sohn Bernhard eine eigene Produktion auf.
Heute, 130 Jahre später, ist das Lübecker Traditionsunternehmen immer noch ein Familienbetrieb, aber ein ziemlich großer, der seit mittlerweile 40 Jahren an der Börse notiert ist und offiziell als „Drägerwerk AG & Co. KGaA“ firmiert. Dräger ist in über 190 Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 13 .000 Mitarbeiter in allen Teilen der Welt.
Die meisten von ihnen sind in der Medizintechnik tätig, die den Großteil des Umsatzes erwirtschaftet. Die anderen arbeiten in der Sparte Sicherheitstechnik, die zu den führenden Anbietern von Gasmess und Personenschutztechnik zählt und Systeme für den Brandschutz, den Bergbau, die Industrie und das Militär entwickelt. Möglich war das nur, weil Forschung und Entwicklung bei Dräger immer einen hohen Stellenwert hatte. Und damit das auch so bleibt, wurde vor einigen Jahren ein ambitioniertes Innovationsmanagement geschaffen, das grundsätzlich jedem Mitarbeiter die Möglichkeit bietet, neue Ideen auszubrüten, aus denen später einmal marktreife Produkte, Dienstleistungen oder auch Patente werden können.
Denn gute Ideen, so das Credo von DrägerVorstand Anton Schrofner, kann jeder haben – „man muss den Kollegen nur Mittel und Wege bereitstellen, sie darzulegen und weiterzuentwickeln“. Und genau das ist der Job von Thomas Glöckner, Teamleiter des Innovationsmanagements bei Dräger. „Willkommen in der Garage", sagt er
Fotos: Dräger Reportage
8 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 9 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Hier entstehen neue Geschäftsideen: Die „Garage“ am Firmenstandort Lübeck steht allen Mitarbeitern jederzeit offen.
Kreativer Austausch: In der „Garage“ finden regelmäßig Workshops, Seminare und ähnliche Veranstaltungen statt.
und klappt seinen Laptop zu, um die Besucher aus Hamburg zu begrüßen. „In diesen Räumen hat damals alles angefangen, und nun ist die Garage ein Ort geworden, der die Entwicklung neuer Konzepte fördert und allen Kollegen offensteht. Jeder kann ihn nutzen, Namen und Hierarchien spielen hier keine Rolle. Es ist gleichzeitig ein Arbeitsplatz, Treffpunkt und Gestaltungsraum.“
Der Begriff „Garage“ ist natürlich nicht wörtlich zu nehmen, er ist vielmehr eine launige Anleihe an die Geschichte amerikanischer HightechUnternehmen wie Google und Amazon, die in Garagen entstanden sind.
Die „Garage“ wird gern genutzt, sowohl von den Mitarbeitern als auch von Externen (unten).
Präsentation: Mitarbeiter nach ihrem Auftritt vor den Experten der „Sharktank“-Jury, die am Ende darüber entscheidet, ob eine neue Idee aus der „Garage“ umgesetzt wird oder nicht.
Grundausstattung: Die Teilnehmer erhalten zum Start eine rote „Kickbox“ mit Tools und Infos.
Passend dazu arbeitet Dräger mit einem neuartigen Innovationsprozess namens „Kickbox“, der vom USKonzern Adobe entwickelt wurde.
Glöckner: „Dieser Prozess besteht aus sechs Schritten.
Alles beginnt damit, dass der Teilnehmer ein bestimmtes Ziel definiert, aus dem im Anschluss nach und nach eine konkrete Idee entwickelt wird.“
Ob die Idee dann tatsächlich weiterverfolgt wird, entscheidet sich im letzten Schritt, wenn die Konzepte einer Jury präsentiert werden. „Sharktank“ heißt dieses Event in Anlehnung an das TVFormat aus den USA, das ähnlich wie die „Höhle der Löwen“ im deutschen Fernsehen funktioniert.
Hier geht es um alles, denn selbst mit der besten Geschäftsidee kann man scheitern, wenn sie nicht überzeugend vorgetragen wird. „Eine tolle Veranstaltung“, sagt Thomas Glöckner, „auch für die Zuschauer. Im ers
Motivation im Team: Auch Firmenchef Stefan Dräger schreibt mal eine persönliche Notiz an die Teams.
Volles Haus: Bei einigen Veranstaltungen ist der Besucherandrang auch schon so groß, dass die Räumlichkeiten der ”Garage“ fast nicht mehr für alle Teilnehmer ausreichen.
ten Durchgang hatten über 120 Kollegen beziehungsweise Teams Ideen eingereicht, von denen 19 eine Einladung zur Präsentation erhielten. Übrig blieben am Ende sechs Projekte, die anschließend weiterverfolgt wurden.“ Eines davon ist inzwischen so weit, dass es kommerziell genutzt werden kann. Der „Dreamguard“ ist ein smarter Bewegungsmelder für Säuglinge (siehe unten), der vom Mitarbeiter Roelof Berg entwickelt und auf der Leitmesse Kind & Jugend bereits für den „Innovation Award 2018“ nominiert wurde.
Nach Einschätzung aller Beteiligten wird das Angebot des „Garagen“Teams von der Belegschaft sehr gut angenommen und rege genutzt. Und auch Firmenchef Stefan Dräger ist von dem Ansatz überzeugt. „Diese Methode ist eine echte Bereicherung für unser Unternehmen“, sagt er. „Sie hilft uns, Innovation anders und neu zu leben, und zwar parallel zu unseren bisherigen Verfahren. Die Garage ist viel besser als ein Startup in Berlin. So können wir uns immer wieder neu erfinden.“ Clemens von Frentz
Damit das Baby sicher schläft
Der „Dreamguard“ ist das erste marktreife Produkt des neuen Innovationsmanagements von Dräger. Es ist ein Bewegungsmelder für Babys, der drei Funktionen in einem Gerät vereint – die Überwachung der Babygeräusche, der Schlafposition und der Bewegungen des Säuglings. Der Sensor wird, anders als bei klassischen Babyfon-Systemen, als sogenanntes „Wearable“ magnetisch an der Kleidung befestigt und ermöglicht den Eltern des Kindes so eine optimale Überwachung des Schlafs.
Fotos: Dräger
10 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 11 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Erst planen – dann bauen
B
„Bauherren müssen wissen, was sie wollen.“
Dr.-Ing. Ulrich Jäppelt Vorstandsmitglied der Hamburgischen Ingenieurkammer
ein digitales 3D Modell, auf das alle zugreifen können und das den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden abbildet.“
Die schöne neue Welt des BIM könnte, so es denn irgendwann funktioniert und alle Akteure miteinbezieht, zu erheblichen Vorteilen führen. Denn ganz gleich ob privater Wohnungsbau, industrieller Gewerbebau oder Schaffung und Instandhaltung von öffentlichen Infrastrukturen: Bauen wird zunehmend komplexer, zeitaufwendiger und vor allem kostenintensiver. Das digitale Bauen, so die Hoffnung vieler Experten, könnte Prozesse schlanker, schneller und am Ende auch kostengünstiger machen. WTM Engineers hat bereits einen ersten Schritt getan und ein sogenanntes „BIMSite“ in Betrieb genommen. In dem Raum mit modernster technischer Ausrüstung sollen interne und externe Planungsbeteiligte den Datenaustausch auf Projektebene intensivieren und den „Blick ins 3D Modell“ werfen.
Zahlreiche Kostentreiber
3-D ist die Zukunft
Bauen tut not, gerade für wachsende Industrieunternehmen, ist aber gar nicht so einfach. STANDPUNKTE hat nachgesehen, wo es hapert, und dabei auch erfahren, warum nicht alles schlecht ist.
Industrie 4.0? Kennt man! Internet der Dinge? Alter Hut! BIM? Moment mal, was ist das? „Building Information Modeling“ steht für nichts weniger als die zweite Revolution im Bauwesen. „Nach der ersten großen Veränderung, dem Wechsel von der Tuschezeichnung zum Computeraided Design, CAD, erleben wir nun mit BIM die zweite disruptive Umwälzung in unserer Branche“, sagt Dr.Ing. Ulrich Jäppelt, Vorstandsmitglied der Hamburgischen Ingenieurkammer – Bau und Geschäftsführer des Ingenieur und Planungsbüros WTM Engineers in Hamburg.
BIM soll künftig alle Prozesse, die hinter dem Bauen stehen, digital erfassen und vernetzen. Von der Planung über die Genehmigung, vom Bau bis zum Betrieb und sogar bis hin zum Abriss sollen mit BIM alle Gebäudedaten digital erfasst und bereitgestellt werden. Dabei werden natürlich auch alle Beteiligten wie Bauherr, Planer, Architekt, Statiker, Behörden, Bauausführende, Facility Manager und diverse Dienstleister einbezogen. Oder, wie es Thomas Echterhoff, Präsident des Bauindustrieverbands NiedersachsenBremen e. V., treffend formuliert: „Statt 400 Aktenordnern haben Sie dann nur noch
Die Entwicklung im Wohnungsbau zeigt beispielhaft, an welchen Schrauben gedreht werden muss, um die Kosten in den Griff zu bekommen. So hat eine Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen im Auftrag mehrerer Verbände der Bau und Immobilienbranche gleich eine ganze Liste von Kostentreibern beim Wohnungsbau zusammengestellt. Vor allem gestiegene Qualitätsansprüche und ordnungsrechtliche
Vorgaben in Bezug auf Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Standsicherheit, Brand und Schallschutz, Schnee, Sturm und Erdbebensicherheit sowie eine Vielzahl von kommunalen Auflagen hätten in den vergangenen Jahren zu deutlich erhöhten Kosten im Wohnungsbau geführt. So seien die Bauwerkskosten für die Errichtung eines beispielhaften mehrgeschossigen Wohnungsbaus von 983 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2000 innerhalb von 14 Jahren auf 1.432 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Zwei Fünftel der Kostentreiber, so die Studie, seien durch Bund, Länder und Kommunen verursacht. Ähnlich stellt sich die Entwicklung im Gewerbebau dar. Laut Statistischem Bundesamt sind die Kosten für Büround Verwaltungsgebäude im gleichen Zeitraum von 1.144 Euro auf 1.699 Euro pro Quadratmeter geklettert.
Ein probates Mittel, um beim Bauen im Zeit und Budgetrahmen zu bleiben, beschreibt Bauindustriepräsident Echterhoff, der zugleich auch Chef des gleichnamigen mittelständischen Osnabrücker Bauunternehmens ist, so: „Erst planen, dann bauen und vor allem das bauen, was geplant wurde.“ Seit den 1990erJahren herrsche jedoch in Deutschland die Unsitte vor, dass zunächst einmal ein bisschen geplant, dann mit dem Bauen begonnen und daraufhin baubegleitend weitergeplant wird. Das aber sei zeit und kostentreibend, weil Änderungen und zusätzliche Leistungen Geld kosten. Denn die Bau
„Ämter und Behörden personell besser ausstatten.“
Thomas Echterhoff Präsident des Bauindustrieverbands NiedersachsenBremen e. V.
branche ist extrem separiert: Zahlreiche Gewerke wie Maurer, Fliesenleger, Elektriker, Gas und Wasserinstallateure, Zimmerleute und Dachdecker sind involviert und müssen ihre Prozesse aufeinander abstimmen. Ändert ein Gewerk etwas, hat das Auswirkungen auf alle anderen.
„Vorschriften brauchen ein Verfallsdatum“
Hinzu kommt ein ausuferndes Regelwerk an Normen und Vorschriften, die das Bauen erschweren. Mehr als 3.300 relevante Normen von der DIN über die EN bis zur ISO gelten allein in Deutschland. Darunter, so Echterhoff, befinden sich zum Teil widersprüchliche und hoffnungslos veraltete Vorschriften. Ein immer wieder gern angeführtes Beispiel in diesem Zusammenhang sei die Reichsgaragenordnung aus dem Jahr 1939, die erst im Jahr 1986 aufgehoben wurde. Dringender Rat des Bauunternehmers und Verbandschefs: „Gesetze und Vorschriften brauchen ein Verfallsdatum. Wenn etwas fünf Jahre gilt, sollte man rechtzeitig vorher gucken, ob das auch künftig noch Bestand haben kann und es gegebenenfalls über Bord werfen.“ Zudem erschwere der deutsche Föderalismus das Bauen. Was in Niedersachsen baurechtlich genehmigt werde, müsse noch lange nicht in Bremen oder Hamburg gelten.
Doch nicht nur das Dickicht an unterschiedlichsten Normen und Regeln erschwert die Bautätigkeit: Auch die in den aktuellen Boomzeiten erheblich enger gewor
Foto: Shutterstock/yuttana Contributor Studio
auen im Norden Teil I Thema
12 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 13 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: WTM Engineers, Echterhoff
denen Produktionskapazitäten der Branche machen Echterhoff Sorgen. Der Bau habe nun mal keine verlängerte Werkbank in Indien oder China, bekräftigt er.
Öffentliche Auftraggeber: Investitionsstau und private Konkurrenz
Unter dem hohen Auslastungsgrad der Branche und der Konkurrenz mit privaten Bauvorhaben leiden auch zahlreiche Kommunen. Das zeigen die Ergebnisse des jüngsten KfWKommunalpanels 2018, einer repräsentativen Befragung der Kämmereien in Städten und Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern in Deutschland. Weil das Land wächst – heute leben rund zwei Millionen Menschen mehr in Deutschland als noch vor fünf Jahren – steigt der Investitionsbedarf für zusätzlichen Wohnraum, Kindergärten, Schulen und Straßen beständig an. Der Investitionsrückstau deutscher Städte und Gemeinden hat sich bis heute laut KfWPanel auf rund 159 Milliarden Euro summiert. Dickste Brocken sind dabei Bildungseinrichtungen sowie die Straßenund Verkehrsinfrastruktur.
Selbst wenn vorhandene Investitionsmittel freigegeben würden, könnte nicht alles sofort gebaut werden. Denn den wachsenden Investitionsbedarfen stehen nicht nur begrenzte Kapazitäten auf Seiten der Bauwirtschaft gegenüber, sondern laut KfW auch fehlende Stellen in „planungsrelevanten Bereichen der Kommunalverwaltung“. Die Umfrage spricht von 10.000 Stellen, die allein in den letzten zehn Jahren in öffentlichen Verwaltungen weggefallen sind, und bilanziert: „Einer Ausweitung kommunaler Investitionen steht immer häufiger eine unzureichende Anzahl qualifizierten Personals gegenüber.“
Brückenneubau in Jarmen/Mecklenburg-Vorpommern. Die Querung der Peene wurde vom Mai 2010 bis November 2012 trotz zeitlicher Verzögerungen beim Bau der Behelfsbrücke (links) im projektierten Zeitrahmen fertiggestellt. An der Arbeitsgemeinschaft aus drei Firmen war auch die Osnabrücker Echterhoff-Gruppe beteiligt.
Keine Fachkräfte, weniger Aufträge
Diesen Fachkräftemangel werden weder Behörden noch die Baubranche in absehbarer Zeit abstellen können. Der jüngste Arbeitsmarktreport des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK) nennt den Fachkräftemangel sogar als das Geschäftsrisiko Nummer eins für 60 Prozent der deutschen Betriebe. Zu den am stärksten betroffenen Branchen zählt laut DIHK der Bau. 61 Prozent aller Unternehmen haben demnach Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen mit Fachkräften zu besetzen. Sogar 62 Prozent der Architektur und Ingenieurbüros klagen über ein mangelndes Fachkräftepotenzial. Das
Foto: Echterhoff
hat Folgen. So rechnen 71 Prozent der Bauunternehmen damit, aufgrund fehlenden Personals Aufträge ablehnen bzw. ihre Angebote einschränken zu müssen.
Mehr als 90 Prozent der Bauvorhaben laufen glatt
Trotz aller Hemmnisse und durchaus vorhandener Erschwernisse: Die allermeisten Bauvorhaben in Deutschland funktionieren. „Wenn Bauherren, gleichgültig ob öffentliche Hand oder private Auftraggeber, wissen, was sie wollen und genau planen, lassen sich auch große Infrastrukturprojekte im Zeit und Budgetrahmen umsetzen“, sagt IngenieurkammerVorstand Dr. Jäppelt. Auch Bauunternehmer Echterhoff schätzt, dass mehr als 90 Prozent aller Bauvorhaben in Deutschland glatt laufen. Damit das auch künftig so weitergehen kann, plädiert er für eine Verschlankung des Vorschriftendschungels, eine Eindämmung föderalistischer Strukturen und die Stärkung der öffentlichen Auftraggeber. „Ämter und Behörden müssen personell und finanziell so aufgestellt werden, dass sie die jetzt anstehenden Aufgaben im Erhalt und Wiederaufbau sowie der Sanierung der deutschen Infrastruktur überhaupt schaffen können“, fordert er.
Jungheinrich zeigt, wie’s geht
Wie man erfolgreich im Kosten und Zeitrahmen baut, zeigt das Beispiel der Jungheinrich AG. Die weltweite
Nummer drei in Sachen Flurförderfahrzeuge, Lagerund Materialflusstechnik – wohl jeder kennt die gelben Stapler – ist Ende 2015 mit ihrer Konzernzentrale in einen Neubau nach HamburgWandsbek gezogen. „Back to the roots“ gewissermaßen, denn genau auf diesem Grundstück begann vor sechs Jahrzehnten der Aufstieg des Hamburger Familienunternehmens zu einem der weltweit führenden Lösungsanbieter für die Intralogistik. Auf rund 18.000 Quadratmetern Grundfläche ist ein moderner, nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichteter Bürobau für 550 Mitarbeiter entstanden. „Von der Grundsteinlegung bis zum Einzug haben wir 16 Monate gebraucht. Das war schneller, als ursprünglich geplant“, sagt Konrad Häbe, Leiter des Gebäudemanagements in der Konzernzentrale von Jungheinrich.
Mit 25 Millionen Euro blieb man auch im geplanten Budget. Dennoch habe man auch nach dem Einzug an einigen Stellen noch nacharbeiten müssen. „Wir hatten während der Bauphase noch Änderungswünsche, das hat sich hinterher bemerkbar gemacht“, sagt Häbe. „Daraus haben wir gelernt und für den aktuell laufenden zweiten Bauabschnitt einen Puffer von drei Monaten eingezogen“, fügt er an. Der zweite, fast ebenso große Bürokomplex, soll im Herbst 2019 fertiggestellt sein. „Zwischen Übergabe und Einzug der Mitarbeiter liegt dann noch genügend Zeit für Restarbeiten und eventuelle Nachbesserungen“, so der Gebäudemanager.
Lothar Steckel
Die neue Jungheinrich-Zentrale in Hamburg Wandsbek. Der erste Bauabschnitt wurde im Zeit- und Kostenbudget fertiggestellt.
Die „BIM-Site“ des Hamburger Planungsbüros WTM Engineers. Hier sollen sich Ingenieure, Planer und Architekten austauschen und den Blick ins 3-D-Modell werfen können.
Foto: Jungheinrich
14 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Foto: WTM Engineers
Digitale Riesenchance für die Ausbildung
tiert Golinski. „Es geht ums Überleben“, spitzt Christoph Kunz, Head of Portfolio Management bei Siemens, zu. „Es gibt dafür keine Blaupause, sondern es geht darum, die Unternehmenskultur, die Strategien und Prozesse zu ändern. Entscheidend ist, dass die Führungskräfte den Wandel tragen und fördern.“ Er sieht eine grundlegende Veränderung zu mehr Interdisziplinari
tät in der Ausbildung und zur Vermittlung von dringend notwendigen digitalen Kompetenzen. „Wir müssen die Mitarbeiter und allen voran unsere Ausbilder befähigen. Das ist eine Riesenchance für alle, nicht nur für die Azubis“, findet Kunz, der sich seit 19 Jahren bei Siemens mit Ausbildung beschäftigt. Auch die weiterführenden und beruflichen Schulen müssen viel aktiver werden, ergänzt Peter Golinski. „Es wurde Zeit, dass sich die Länder mit dem Bund auf die Finanzierung des Digitalpakts geeinigt haben“, findet der Bildungsexperte. „Ohne schnelle Investitionen in Technik und vor allem in die Weiterbildung der Lehrkräfte droht Deutschland noch mehr den Anschluss in diesem absolut zu
Die Arbeitswelt der Industrie verändert sich durch den digitalen Strukturwandel elementar. Das hat Folgen, auch für die duale Ausbildung. Zukunftssicher ist sie trotzdem, wenn man dem Wandel aktiv begegnet.
„Natürlich werden sich Berufsprofile verändern, neue Berufe entstehen und alte verschwinden. Dennoch bleibt die Umsetzung der digitalen Transformation die Aufgabe beruflich qualifizierter Fachkräfte und Spezialisten“, ist sich Peter Golinski, Geschäftsführer für Bildung und Arbeitsmarkt der norddeutschen Metall und
Elektroarbeitgeber sicher. Klar sei aber auch, dass die Veränderungen aufgrund des digitalen Strukturwandels die duale Ausbildung vor vielfältige neue Herausforderungen stellen. Die Unternehmen müssten sich dem stellen und zwar nicht nur in Bezug auf Ausbildung, sondern auf allen Unternehmensebenen, konsta
kunftsnotwendigen Bereich zu verlieren.“ Christoph Kunz bestätigt, dass alle Akteure zusammenarbeiten müssen. „Einfach Tablets in einer Schulklasse zu verteilen, bringt nichts. Wenn aber Azubis aus verschiedenen Ausbildungsgängen eine multifunktionale Kaffeemaschine aufbauen und mit Sensorik ausstatten, trainieren sie Fähigkeiten, die sie in ihrem ganzen Berufsleben brauchen werden.“ Die Notwendigkeit solcher Projektarbeit wird auch in den Berufsschulen gesehen. „Das ist für uns als Lehrende ziemlich ambitioniert“, muss Berufsschullehrer Stefan Sayk zugeben. „Da wir nicht überall die technische Ausstattung für solche Projekte haben, müssen die Schulen kooperieren – und das ist manchmal schwieriger, als man denkt“, erklärt Sayk, der das Land Niedersachsen zu Industrie 4.0 berät. „Außerdem müssen die Lehrkräfte noch ganzheitliche Lernsituationen entwickeln und sich selber fortbilden“, ergänzt Maik Winkelmann, der im niedersächsischen Kultusministerium für gewerblichtechnische Berufsbildung zuständig ist. Wenn solche modernen Lernfor
men mehr eingesetzt würden und gleichzeitig den potenziellen Azubis stärker aufgezeigt würde, wie viele Weiterbildungsmöglichkeiten es gibt, würde die Attraktivität und damit die Beliebtheit der Ausbildung wieder steigen, glaubt Eric Breetzke, Auszubildender bei Daimler. Dem pflichtet Dr. Sandra Garbade bei. „Wir müssen am Puls der Arbeits und Lernwelt bleiben und die jungen Leute dafür begeistern“, fordert die Geschäftsführerin des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung. Für all diese Anforderungen sei das deutsche Ausbildungssystem gut gerüstet, ist sich Joyce MüllerHarms, Abteilungsleiterin für Berufsbildung bei NORDMETALL und AGV NORD, sicher. „Unser Ausbildungssystem hat ja gerade den Vorteil, dass nicht eine bestimmte Technik gelehrt wird, sondern die Auszubildenden befähigt werden, mit der jeweils aktuellen Technik einen Beruf auszuüben“, so MüllerHarms. Allerdings müssten die Unternehmen ermitteln, welche digitalen Kompetenzen sie benötigen und ihre Ausbilder entsprechend qualifizieren. NORDMETALL und AGV NORD unterstützen ihre Mitgliedsunternehmen auf vielfältige Weise in diesem Prozess: Von Aus und Weiterbildung für Ausbildungsverantwortliche mit dem Bildungsverbund nordbildung über Fachinformationen und unternehmensindividuelle Beratung bis zum Befähigen von Multiplikatoren für die Entwicklung einer digitalen Strategie in ihrem eigenen Unternehmen. Daniel Jakubowski
„Wir müssen junge Leute dafür begeistern!“
„Die Lehrkräfte müssen sich selber noch fortbilden.“
Niedersächsisches
Foto: Shutterstock/nd3000 Verband
„Es geht ums Überleben“
Christoph Kunz Head of Portfolio Siemens
Dr. Sandra Garbade Geschäftsführerin Hamburger Institut für Berufliche Bildung
Maik Winkelmann Gewerblich-technische Berufsbildung
16 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 17 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Kultusministerium
AIRCOAT 1913
Hamburgische SchiffbauVersuchsanstalt GmbH (HSVA)
Auf einem unauffälligen Gelände an der Bramfelder Straße könnte sich demnächst eine Revolution ereignen: Die traditionsreiche HSVA arbeitet an einer neuen Schiffsbeschichtung und bedient sich dabei eines Effektes aus der Natur.
In HamburgBarmbek ist der Ozean 300 Meter lang und sechs Meter tief. Bis zu zwölf Meter lange Schiffe pflügen sich hier durch künstlich erzeugte Wellen. Rund 100 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker testen und entwickeln seit mehr als 100 Jahren in der Hamburgischen SchiffbauVersuchsanstalt GmbH (HSVA), wie sich Wasser und Strömungsverhältnisse unter anderem auf das Schwimmverhalten und die Lebensdauer unterschiedlicher Schiffs und Propellertypen auswirken. Die HSVA zählt zu den führenden Versuchsanstalten der Welt. Seit Februar 2015 führt die auf Meerestechnik spezialisierte Technomathematikerin Prof. Dr. Janou Hennig die Anstalt als Geschäftsführerin. Reedereien, Werften, Windparks sowie Betreiber von Ölund GasPlattformen zählen zu den Kunden des Traditionsunternehmens seit ihrer Gründung 1913: Ausgestattet mit einem Startkapital von 100.000 Mark, begann man damals damit, Schiffsmodelle auf ihren Kraftstoffbedarf zu untersuchen. Heute zählen Propeller, Kavitations und Seegangsversuche sowie Vibrations und Geräuschentwicklungstests zu den Standardleistungen. Von Anfang an hat sich die HSVA dabei stark an Naturphänomenen orientiert. Diesem Prinzip folgt auch das Team von Janou Hennig, zum Beispiel beim sogenannten Air Induced friction Reducing ship COATing – kurz AIRCOAT. Im Rahmen eines internationalen und von der Europäischen Kommission mit 5,3 Millionen Euro geförderten Forschungsvorhabens führt die HSVA seit Mai 2018 hydrodynamische Versuche mit Laborproben und großen Prüfkörpern durch, um die Oberflächenstruktur von AIRCOAT zu optimieren.
AIRCOAT, das ist eine spezielle Rumpfbeschichtung, die den Schiffsbeschichtungssektor revolutionieren könnte. Sie macht sich den sogenannten SalviniaEffekt zunutze. Dank einer dünnen Luftschicht, die am tropischen Schwimmfarn Salvinia molesta haftet, bleibt die Pflanze auch unter Wasser trocken. Möglich macht dies die besondere Blattoberfläche des Farns. Sie besteht aus feinen, stark wasserabweisenden Härchen. Die Spitzen sind wie winzige Schneebesen geformt und anders als die Härchen nicht mit Wachskristallen überzogen. So halten sie winzige Luftblasen fest.
Schiffe, die mit einem ähnlichen Luftpolster ausgestattet wären, könnten optimistischen Berechnungen zufolge bis zu 25 Prozent des benötigten Treibstoffs einsparen – allein aufgrund des stark verringerten Reibungswiderstandes zwischen Schiffsrumpf und Wasser. Theoretisch ließe sich durch die Beschichtung bis zu ein Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen einsparen, so die Universität Bonn in einer Hochrechnung für das Journal „Philosophical Transactions A“. Das internationale Forschungskonsortium mit Partnern aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Zypern und Malta arbeitet an einem selbstklebenden Foliensystem, das den SalviniaEffekt auf den Schiffsrumpf bringt. Die Luftschicht sorgt auch dafür, dass Organismen die Außenhaut eines Schiffes nur langsam zersetzen können. In der Folge verringert sich auch die Menge an umweltschädlichen Substanzen, die aus tieferen Rumpfbeschichtungen ins Wasser abgegeben wird. Fortschritt „made in HamburgBarmbek.“ BiB
Made in Germany Northern Foto links: HSVA, Foto oben:
AG Prof. Thomas Schimmel, KIT
19 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
KarlAndreas Feldhahn ist ein bekennender Fan des dualen Studiums. Seit 2003, also von Beginn an, engagiert sich Löwenstein Medical Technology aus Hamburg (vormals Weinmann), für dual@TUHH. NORDMETALL hat das Studienangebot an der Technischen Universität Hamburg vor mehr als 15 Jahren mitbegründet und un
terstützt es seitdem inhaltlich wie finanziell. Als Mitglied des Beirates und langjähriger Geschäftsführer der zwei Medizintechnikunternehmen Weinmann und Löwenstein steht der promovierte Maschinenbauingenieur Feldhahn dem Programm „positiv kritisch“ gegenüber.
„Gerade Mittelständler können so die besten Absolventinnen und Absolventen für sich gewinnen – theoretisch und praktisch hervorragend ausgebildet, perfekt eingearbeitet und nachweislich sozial kompetent“, fasst Feldhahn die Vorteile des dualen Studiums für Unternehmen zusammen. „Leider ist es uns nur eingeschränkt gelungen, die Teilnehmenden nachhaltig an uns zu binden.“ Von den bei Löwenstein Medical Technology bis heute insgesamt zwölf dual Studierenden hätten zwei das Unternehmen aus eigenem Antrieb verlassen, zwei weitere habe man nicht übernommen. Das sollte so nicht bleiben.
Bereits vor vier Jahren analysierte Feldhahn deshalb gemeinsam mit HR und den Fachabteilungen den Programmablauf im Haus. Ergebnis: Zentrale Erfolgsfaktoren sind Auswahl, Planung und Betreuung.
Sorgfältig auswählen
Das bestätigt auch Christian Eggenstein, einst selbst dualer Student bei Airbus, heute Leiter Berufsausbildung bei STILL: „Nach dem Abitur wissen viele Schulabgänger noch nicht, wo es für sie beruflich hingehen soll. Die Entscheidung, sich langfristig an ein noch weitestgehend unbekanntes Unternehmen zu binden, fällt nicht immer leicht. Da ist eine intensive Begleitung des dualen Studenten durch qualifizierte Mitarbeiter des Unternehmens unerlässlich.“
Und die beginne bereits während des Bewerbungsprozesses. „Für viele Schulabgänger ist das duale Studium unter anderem wegen der finanziellen Absicherung sehr attraktiv“, sagt Eggenstein. Auf zwei Studienplätze, die der IntralogistikAnbieter unlängst gemeinsam mit der NORDAKADEMIE in Elmshorn vergeben hat, erreichten Eggenstein rund 270 Bewerbungen – hier musste sorgfältig ausgewählt werden, denn der Personaler weiß, dass sich auch dual Studierende sehr gut selbst organisieren müssen, um Lernstoff, Prüfungsstress und Arbeitsleben zu meistern.
Gerade für gute und leistungsbereite Studierende scheint dieser fordernde Mix den Reiz des Studiums auszumachen, mit häufig großartigen Ergebnissen: „Eine duale Studentin hat sich in ihrer Abschlussarbeit mit der risikobehafteten Hardware eines unserer automatisierten Prüfstände zum Funktionstest elektrischer Lenkungen beschäftigt. Bei Ausfall drohten hohe Kosten. Dank ihrer Analysefähigkeit, ihren theoretischen Kenntnissen und ihrem Pragmatismus konnte sie für STILL ein neues Hardware und Sicherheitskonzept plus einer neuen Prüfsoftware entwickeln. Das Ausfallrisiko ist minimiert worden. Und der finanzielle Aufwand gegenüber der Neubeschaffung lag bei etwa zehn Prozent“, sagt Eggenstein.
Bildung
20 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 21 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Auswahl und Betreuung im Unternehmen sind das A und O beim Erfolgsmodell „Duales Studium“. Nur mit viel Zeit und Know-how bleiben Motivation und Engagement der Studierenden hoch.
Foto: Collage Shutterstock/maradon 333 und iStock
Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung und Arbeitsmarkt bei NORDMETALL, sieht im dualen Studium ein nachhaltiges Erfolgsmodell für die Nachwuchsförderung und Fachkräftesicherung im norddeutschen
Raum: „Dual Studierende studieren kürzer und schließen mit besseren Noten ab. Zudem sind sie durch den praktischen Teil der Ausbildung schneller im Beruf.“
Deshalb haben TUHH und Arbeitgeberverband im September 2018 ihre Zusammenarbeit mit einer neuen Kooperationsvereinbarung bekräftigt, die auch die Gründung eines Instituts einschließt, das sich in Forschung und Lehre auf das duale Studium fokussieren wird. Golinski fügt hinzu: „Die Abbruchquoten im dualen Studium liegen übrigens mit sieben Prozent weit unter dem Durchschnitt anderer BachelorStudiengänge.“
Service entscheidet
Das mag auch an der intensiven Betreuung durch die Bildungseinrichtungen liegen. So hält eine Koordinierungsstelle seit mehr als 15 Jahren im Rahmen von dual@TUHH den Kontakt zu den Partnerunternehmen und Studierenden. Gemeinsam mit den Betrieben wählt die Koordinierungsstelle auch interessierte Schulabgänger für das duale Studium aus. NORDMETALLMitgliedsunternehmen können kostenfrei an dual@TUHH teilnehmen – sie haben allein für die monatliche Vergütung ihrer Studierenden zu sorgen. Andere Unternehmen zahlen einen einmaligen Beitrag pro Studierendem von 3.000 Euro an die TUHH. Mehr als 40 Unternehmen haben so bereits rund 300 Studierenden einen dualen Abschluss ermöglicht (siehe Interview auf Seite 25).
An der NORDAKADEMIE ergeben sich nach gut 25 Jahren Lehrbetrieb noch ganz andere Dimensionen: Mehr als 5.000 Alumni wurden von 800 Kooperationsbetrieben unterstützt. NORDMETALL hält 90 Prozent der Kapitalanteile der gemeinnützigen, privaten „Hochschule der Wirtschaft“. Jörg Meier, Kanzler und Vorstand der NORDAKADEMIE, sieht in der Trägerschaft durch namhafte Unternehmen wie Airbus, Hauni, Philips und Dräger ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: „Die Unternehmen gestalten die Studiengänge anhand ihrer konkreten Bedarfe mit.“ Derzeit bietet die NORDAKADEMIE fünf duale BachelorStudiengänge an. Wirtschaftsingenieurwesen, Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik gehören zu den von Unternehmen am meisten nachgefragten Fachrichtungen.
Auch Meier hält eine sorgfältige Auswahl der Studienbewerber für essenziell. Und: „Es gibt zwar keine formalisierten Anforderungen an die Praxiszeiten im Betrieb, dort muss sich jedoch jemand um die jungen Leute kümmern“, sagt der Kanzler. Mit Blick auf die diversen anderen Anbieter dualer Studienmodelle weiß Meier: „Fachrichtungen und Studieninhalte unterscheiden sich nicht mehr sonderlich voneinander. Deshalb müssen wir Unternehmen und Studierenden zeigen, dass wir ihnen den besseren Service bieten.“ So erfolgt die Betreuung der Studierenden an der Hochschule in enger Abstimmung mit den jeweiligen Kooperationsunternehmen.
Schlüsseltechnologien dual besetzen
Die TUHH versucht ihre Attraktivität mit zukunftsorientierten Studiengängen zu erhöhen, schon beim Bachelor. An der Bekanntheit wird noch gearbeitet: Beispiel Technomathematik, „die Schlüsseltechnologie der Schlüsseltechnologien“, wie Prof. Dr. Anusch Taraz sagt. Seit 2013 lehrt er die Kombination aus vollwertigem Mathematikstudium, Ingenieurwissenschaften und Informatik in Harburg. „Fast kein Produkt wird heute entworfen, ohne dass seine Funktionalität durch mathematische Modellierung überprüft worden ist“, erklärt Taraz. Immer schnellere Innovationszyklen erforderten eine große Flexibilität von den Unternehmen, die ein hohes mathematisches Abstraktionsniveau verlangt. Noch reagieren die Betriebe verhalten auf die Neuerung. Deshalb möchte der engagierte Professor künftig den besten unter seinen jährlich 20 Studieren den den Wechsel in ein duales Stu dium empfehlen. Vielleicht über zeugt das weitere Unternehmen von dem interdisziplinären Ansatz. Birte Bühnen
Brinksma
Standpunkte: Herr Prof. Brinksma, seit mehr als 15 Jahren wird an der TU Hamburg auch dual studiert. Was ist das Besondere an diesem Angebot?
Ed Brinksma: Mit dual@TUHH bieten wir ein deutschlandweit einzigartiges Konzept zum dualen Studieren an einer Technischen Universität. Überdurchschnittlich gute Abiturientinnen und Abiturienten können bei uns ein vollwertiges ingenieurwissenschaftliches Studium durch Praxisphasen ergänzen. Die feste Verbindung zu den Unternehmen ist ein Alleinstellungsmerkmal, das gut zur Reputation der TUHH passt.
Standpunkte: Warum sind andere Technische Universitäten nicht längst nachgezogen?
Brinksma: Ein praxisorientiertes duales Studium benötigt zusätzliche Strukturen. Wir haben gleich zu Beginn eine eigene Koordinierungsstelle eingerichtet. Und wir hatten das Glück, dass unser struktureller Partner NORDMETALL e. V. den Fachkräftemangel schon vor mehr als 15 Jahren anmerkte und sich für eine frühzeitige praktische Einbindung junger, gut ausgebildeter Ingenieurinnen und Ingenieure in die Unternehmen aussprach.
Standpunkte: Laut Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank soll die TUHH zu einem „Innovationsmotor für Hamburg“ werden. Welchen Beitrag kann hier das duale Studium leisten?
Brinksma: Über die dual@TUHHPartnerunternehmen werden aktuelle technische Fragestellungen der Industrie in die Lehre getragen und vice versa die neuen Forschungsansätze über die Lehre in die Unternehmen transferiert – und das nicht erst nach Abschluss des Studiums, sondern schon währenddessen. Mittlerweile gilt das über alle Studiengänge an der TUHH hinweg. Das kann Innovationen aufseiten der Industrie und der Lehre fördern.
Standpunkte: Derzeit sind 75 junge Menschen an der TUHH dual eingeschrieben. Insgesamt lernen hier jedoch mehr als 7.800 Studierende. Inwiefern ist für Sie nicht nur Qualität sondern auch Quantität ein Erfolgsmaßstab?
Jahren haben wir 15 neue Partnerunternehmen für das duale Studienprogramm gewonnen, darunter auch Unternehmen aus dem Bauingenieurwesen sowie der Energie und Umwelttechnik. Derzeit sind wir in Gesprächen mit weiteren Betrieben.
Standpunkte: Stehen sich der universitäre Wunsch nach Grundlagenforschung und der stark anwendungsbezogene unternehmerische Anspruch nicht gegenseitig im Weg?
Brinksma: Es geht in strategischen Partnerschaften wie dem dualen Studienkonzept darum, WinWins für alle Beteiligten zu erreichen. Unternehmen können genau überlegen, welche Probleme sie gelöst haben möchten: Sind das rein unternehmensspezifische oder eignen sie sich auch gut als Cases für ein Studium? Nicht alle unternehmerischen Herausforderungen benötigen eine wissenschaftliche Bearbeitung. Unsere dual@TUHHPartnerunternehmen haben im Laufe der Jahre ein gutes Gefühl entwickelt, wie sich praxisnahe Problemstellungen und wissenschaftliches Knowhow kombinieren lassen.
Standpunkte: Und wie steht es um die Interessen der Studierenden?
Speziell und innovativ: TUHH die und Universität Hamburg bieten gemeinsam den Bachelor-Studiengang Technomathematik an.
Brinksma: Wir sind generell eine kompakte Universität mit verhältnismäßig wenigen Studiengängen. Das duale Angebot wird auch von der Nachfrage der Unternehmen bestimmt. In den vergangenen zwei
Brinksma: InformatikIngenieurwesen ist mit Abstand der beliebteste duale Studiengang. Danach folgen Klassiker wie Mechatronik und Maschinenbau. Generell sind dual Studierende in besonderer Weise motiviert, da sie die theoretischen Inhalte der Universität direkt anwenden können. So wurde etwa mithilfe neuer wissenschaftlicher Methoden zur Erstellung eines Regelkreises bereits ein automatisiertes Beatmungsgerät für Patienten optimiert. Das gibt den Studierenden nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch ein konkretes Ziel für ihr Studium. BiB
TUHH-Präsident Prof. Ed
„Das duale Studium kann Innovationen fördern“
22 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 23 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Eva Häberle Illustrationen: Shutterstock
NORDMETALL-Stiftung
Daddeln mit Köpfchen
Die NORDMETALL-Stiftung unterstützt Jugendliche aus Bremen, Oldenburg und der Wesermarsch in ihrem Engagement für mehr Zivilcourage im Internet.
So muss es sich anfühlen, wenn Captain Future eine Rolle rückwärts macht: Monitore, so groß wie Getränkekisten, davor: Tastaturen, sperrig wie Kanthölzer. Willkommen im Oldenburger ComputerMuseum. Das ehrenamtlich und mit sehr viel Liebe zum Detail betriebene Ausstellungshaus liegt unweit des Oldenburger Hauptbahnhofs. Mitte Dezember hatte hierher das „JUUUPORT – Netz des Nordens“ eingeladen. Die gemeinsame Initiative der NORDMETALLStiftung und des in Hannover ansässigen Vereins JUUUPORT e. V. unterstützt seit rund einem Jahr ein Dutzend Jugendliche aus Bremen, Oldenburg und der Wesermarsch in ihrem Engagement für mehr Zivilcourage im Internet. An diesem Nachmittag präsentieren die JUUUPORTScouts, alle zwischen 15 und 20 Jahren alt, ihre neueste Idee: einen sogenannten Actionbound – eine Schnitzel
jagd für das Smartphone – und zwar zu einem brandaktuellen Thema: Datenschutz.
„Die Idee für das Spiel stammt von den Jugendlichen selbst“, erläutert Christina ter Glane, die „JUUUPORT –Netz des Nordens“ als Medienpädagogin begleitet. „Botschaften auf Flyern oder Plakaten erreichen junge Menschen oft nicht mehr. Ein Spiel für mobile Endgeräte hingegen schon.“
Schnitzeljagd für den guten Zweck
Im März 2018 hatten die jugendlichen Scouts unterschiedliche Anwendungen ausprobiert – und sich schließlich für den Actionbound von Simon Zwick und Jonathan Rauprich entschieden. Das Einrichten und Beantworten der Spielfragen gelingt mit dieser App besonders leicht.
Die Fragen, die sich die Scouts zum Datenschutz überlegt haben, haben es allerdings in sich: Darf ich Menschen fotografieren, ohne sie um Erlaubnis zu bitten? Ist es in Ordnung, dass Bilder von mir ins Netz gestellt werden, ohne dass ich davon weiß? Wie macht man ein Foto, ohne die Rechte eines anderen zu verletzen? Das brachte die Gäste im Oldenburger ComputerMuseum mitunter ganz schön ins Schwitzen. Lutz Oelsner, Kuratoriumsvorsitzender der NORDMETALLStiftung
und Aufsichtsrat der GESTRA AG, räumt ein: „Zwar habe ich mich seit meiner Schulzeit immer mal wieder mit dem Programmieren beschäftigt. Aber mit dem peniblen Ausstanzen von Lochkarten hat ein modernes digitales Grundverständnis nichts zu tun. Da gibt es für jeden von uns noch viel zu lernen.“
Aktuellen Studien zufolge sind beispielsweise rund 1,4 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits Opfer von Cybermobbing geworden – ein Problem, das durch technologisches Knowhow allein nicht gelöst werden kann. „Besonders beeindruckt mich, dass sich die Jugendlichen als Team verstehen. Gemeinsam helfen sie anderen Jugendlichen bei Problemen im Internet. Und dennoch bringt jeder und jede von ihnen unterschiedliche Kompetenzen mit ein“, sagt Oelsner.
Gemeinsam für ein besseres Miteinander Angeleitet werden die Mitglieder des „JUUUPORT –Netz des Nordens“ von erfahrenen Medienpädagogen und Psychologen. An konkreten Fallbeispielen üben sie das Vorgehen in Fällen von Cybermobbing, Cybergrooming (Vorbereiten von sexuellen Handlungen über das Internet), Hatespeech (Hasskommentare im Netz) oder Sexting (Versenden von freizügigen Fotos). Sie lernen mehr über Urheber und Persönlichkeitsrechte, Datenschutz, AppBerechtigungen und den Unterschied zwischen Onlineberatung und Hilfestellungen im persönlichen Gespräch vor Ort.
„Die kompetente Unterstützung und Begleitung der Jugendlichen ist uns sehr wichtig“, sagt Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALLStiftung. „Das stärkt sie in ihrer Funktion als Berater und Sensibilisierer, bietet ihnen zugleich aber auch Rückhalt bei alltäglichen Fragen.“ So sei das „JUUUPORT – Netz des Nordens“ für die jungen Onlineberater längst zu einem sozialen Ausgleichsort geworden, an dem sie Freunde treffen und Probleme eine Zeit lang vergessen könnten. Seit der Veröffentlichung im Dezember haben rund 120 Nutzer den Actionbound gespielt. Dass da noch Luft nach oben ist, wissen auch die JUUUPORTScouts. Derzeit werben sie vor allem in ihrem persönlichen Umfeld für ihr Datenschutzspiel. Ab Mai, wenn einige von ihnen den Abiturstress hinter sich gelassen haben, wollen die Scouts Veranstaltungen an ihren jeweiligen Schulen organisieren, um den Actionbound noch mehr jungen NetzUsern im Nordwesten vorzustellen. Birte Bühnen
Hier können Sie
Actionbound herunterladen:
JUUUPORT –Netz des Nordens
Ziel: Junge Menschen aus Bremen und dem nordwestlichen Niedersachsen werden durch Medienpädagogen zu Online-Scouts ausgebildet. Sie beraten Gleichaltrige für einen fairen und sicheren Umgang im Internet.
Förderung: insgesamt rund 35.000 EUR über einen Zeitraum von zwei Jahren
Partner: JUUUPORT e. V.
Fotos: Garret Alfert
An realistischen Fallbeispielen üben die künftigen Berater, wie sie Gleichaltrige bei Problemen im Internet wie Cybermobbing, Hasskommentaren oder Sexting, dem unfreiwilligen Versenden von freizügigen Fotos, unterstützen können.
Der Actionbound zum Datenschutz kann in Teams mit Smartphone, Tablet oder Desktoprechner gespielt werden.
Medienpädagogin Christina ter Glane bildet die jugendlichen JUUUPORT-Scouts im nordwestlichen Niedersachsen aus.
25 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
den
Menschen und Meldungen
Digitaler Kulturwandel
Glück gespendet
Beeindruckende 218.668 Euro für 76 gemeinnützige und karitative Projekte in der Nachbarschaft – das ist die Bilanz der AirbusSpendenaktion „Glückspfennig“ 2018. Die Beschäftigten spendeten die Kommabeiträge ihres Gehaltes, Airbus verdoppelte die Summe. „Seit fast 20 Jahren zeigt der ‚Glückspfennig‘, wie durch viele kleine Beiträge eine sechsstellige Summe zur Unterstützung von Hilfsprojekten entsteht. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagte Marco Wagner, Arbeitsdirektor und Geschäftsführer Personal von Airbus in Deutschland. DJ
Große Veränderungen wie der digitale Wandel haben große Auswirkungen. Deswegen betrachten Wärtsilä und seine sieben deutschen Töchter den technischen Wandel hin zu einem softwarebasierten Lösungsanbieter nur als Anfang. „Wir brauchen gleichzeitig einen signifikanten Wandel unserer Unternehmenskultur und unseres „Way of Working“, erklärte Maik Stövhase, Geschäftsführer Wärtsilä SAM Electronics, bei einer Auftaktveranstaltung in Hamburg. „Wir möchten motivieren, nachdenklich machen, Impulse und Inspiration für jeden Einzelnen geben. Ziel ist ein modernes Arbeitsumfeld mit hohem Wohlbefinden der Mitarbeiter.“ DJ
Neue Jungfacharbeiter
Feierstimmung in Wismar: Zwölf Azubis erhielten ihre Abschlusszeugnisse. „Wir gratulieren Ihnen recht herzlich. Den ersten Meilenstein Ihrer beruflichen Laufbahn haben Sie heute gelegt“, sagte Raimon Strunck , Chief Technology Officer und Mitglied der Geschäftsführung der MV WERFTEN. Er freue sich, „dass sich alle Azubis entschieden haben, ihren Berufsweg bei MV WERFTEN fortzusetzen und tatkräftig mit uns diese einmaligen Schiffbauprojekte umzusetzen.“ Derzeit lernen 220 Azubis und 33 Dualstudenten an den drei Standorten der Schiffbaugruppe. DJ
Zwei Jahre nach dem Start läuft das Siemens Gamesa Werk für OffshoreWindkraftanlagen in Cuxhaven auf vollen Touren. Von den geplanten 1.000 Jobs konnten bisher 900 besetzt werden. Die Elektrotechniker, Mechatroniker und weitere Fachkräfte arbeiten an sechs Tagen in der Woche im Dreischichtbetrieb und stellen so fast jeden Tag eine Turbine fertig, die dann, wie auf dem Bild zu sehen ist, verladen werden. Neuer Leiter des Werks ist der Däne Anton Bak. DJ
1 Million Rohre
Rund 52.000 Rohre mit insgesamt 400 km Länge werden von der MEYER WERFT in ein Kreuzfahrtschiff verbaut. Da kommt einiges zusammen und so konnte das Rohrzentrum der Werft im Februar das 1.000.000. Rohr produzieren. Das wurde gefeiert: „Wir können auf die Leistung unseres Teams stolz sein und voller Zuversicht in die Zukunft schauen“, sagte Darko Čvoro, Geschäftsführer des 2010 gegründeten MEYER WERFT Rohrzentrums. DJ
Fotos unten: MV Werften, Mitte: Wärtsilä, links: Airbus Foto unten: Meyer Werft, oben: Siemens Gamesa
26 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 27 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Arbeitsplätze in Cuxhaven 900
Folge 23: Jasper Strauß
Unser Mann in Wilhelmshaven
Als Hauptgeschäftsführer des AWV Jade e. V. und Leiter der NORDMETALLGeschäftsstelle in Wilhelmshaven formt Jasper Strauß seit 2013 die Stimme der Wirtschaft im Nordwesten.
Ein Streithansel ist Jasper Strauß bestimmt nicht. Dennoch hat der 39Jährige Spaß an der engagierten Debatte. Deshalb kümmert er sich immer noch gern um das operative Geschäft –sprich: Auseinandersetzungen vor dem Arbeitsgericht oder Verhandlungen mit dem Tarifpartner. Seit Oktober 2013 ist der Rechtsanwalt gleichwohl als Hauptgeschäftsführer des traditionsreichen Arbeitgeber und Wirtschaftsverbandes Jade e. V. (AWV) und Leiter der NORDMETALLGeschäftsstelle Wilhelmshaven die meiste Zeit im Nordwesten Niedersachsens unterwegs. Mit seinem AWVVorgänger, Lutz Bauermeister, verbindet Strauß ein freundschaftliches Verhältnis. Damals habe dieser ihm geraten, machen Sie den Job, aber machen Sie ihn anders als ich, erzählt Strauß. Daran hat sich der gebürtige Wilhelmshavener gehalten – mit Erfolg. In den vergangenen fünf Jahren konnte Strauß, dessen Herz schon immer für die Arbeitgeberseite geschlagen habe, die Anzahl der AWVMitglieder von 240 auf 400 fast verdoppeln. Das hat nicht nur der Verbandskasse gutgetan. Der AWV finanziert sich komplett über Mitgliedsbeiträge. Strauß ist damit vor allem seinem eigentlichen Ziel ein gutes Stück nähergekommen: Verbände und Unternehmen in der Region Wilhelmshaven, Friesland und Wittmund stärker als
Mobile Infrastruktur
Deutschland fällt im digitalen Wettbewerb zurück.
4G-Mobilfunknetze in Europa
DES MONATS
„Stimme der Wirtschaft“ im Nordwesten zu positionieren.
„Hier gibt es mehr als nur Deiche und Schafe“, sagt Strauß. Aus eigener Erfahrung weiß der Vater eines Kleinkindes, wie hoch die Lebensqualität in der JadeRegion ist. Und als Verbandschef kennt er die Vielzahl hier ansässiger attraktiver Arbeitgeber. Dass der Landstrich einiges zu bieten hat, hat sich auch bis nach Berlin herumgesprochen. Erstmals veranstaltete Strauß im vergangenen Jahr dort einen Parlamentarischen Abend in der Landesvertretung Niedersachsens. 120 Gäste aus Politik und Wirtschaft lernten auf diese Weise die JadeWirtschaftsregion besser kennen. Politik ist ohnehin Strauß' Steckenpferd. „Wären die Berufsaussichten für Politologen nicht so mau gewesen, hätte ich nicht Jura studiert“, sagt Strauß. Sein Referendariat absolvierte der passionierte Jäger übrigens bei seinem heutigen GeschäftsführerKollegen Jürgen Lehmann in der NORDMETALLGeschäftsstelle in Oldenburg. BiB
Kontakt für Mitglieder: Jasper Strauß
Tel.: 04421 13939-60
E-Mail: strauss@awv-jade.de
NORDMETALL-Mitgliederumfrage
Wie gut ist die Infrastruktur des Mobilfunknetzes Ihres Bundeslands?
IT/Technik: Schule schwach
Wie gut sind die allgemeinbildenden Schulen Ihres Bundeslandes mit IT/Technik ausgestattet?
Quelle: p3 communications 2018 (Angaben in %)
Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Schleswig-Holstein Bremen Niedersachsen gut befriedigend unbefriedigend schlecht 3 0 26 45 26 13 33 39 15 21 50 29 29 6 13 52 48 23 6 23
in %) 11 39 46 4 15 69 16 0 21 60 17 2 6 44 42 8 4 36 52 8
(Angaben
Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Schleswig-Holstein Bremen Niedersachsen
Deutscher Markt: Niederlande Belgien 6,8 Dänemark 8,1 Österreich 7,2 Albanien 9,4 Telekom 4,9 Vodafone 4,8 Telefónica 4,1 Schweiz 10,4 Polen 6,1 Mbit/s Frankreich 6,4 8,2 Mittlere Datenrate Funkabdeckung Potenzial: 150 Mbit/s in % 95 94 90 86 84 84 80 75 57 47 94
Illustration: Maren Spreemann GRAFIK
WIR FÜR SIE
Foto: AWV 28 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 29 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Folge 56: M+E-Ausgleichsvereinigung
Künstlersozialabgabe zahlen – stressfrei
Die Freude ist groß über eine zündende Zaubershow auf dem Betriebsfest oder gelungene Fotos für die neue Unternehmensbroschüre. Doch dann beginnt meist ein lästiger Kampf mit der Bürokratie. Denn wenn Unternehmen regelmäßig Aufträge an selbstständige Künstler und Publizisten vergeben, müssen sie eine Abgabe an die Künstlersozialkasse (KSK) abführen – das regelt das seit 1983 geltende Künstlersozialversicherungsgesetz.
Wie Angestellte zahlen selbstständige Künstler und Publizisten nur den halben Beitrag zur Renten, Krankenund Pflegeversicherung. Die andere Hälfte tragen zu 30 Prozent die Auftraggeber der Künstler (z. B. Unternehmen) und der Bund mit einem Zuschuss in Höhe von 20 Prozent.
Die Auftraggeber sind dazu verpflichtet, alle abgaberelevanten Vorgänge zu erfassen (abgabepflichtige Entgelte) und sie jährlich der KSK zu melden. Die erstellt daraufhin einen Abgabebescheid über die Summe, die der Auftraggeber an die KSK abzuführen hat. Ob alle Angaben korrekt waren, stellt die Deutsche Rentenversicherung alle vier Jahre im Rahmen der Betriebsprüfung fest.
Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL können sich diesen Aufwand sparen, indem sie der M+EAusgleichsvereinigung beitreten. „Bürokratieentlastung und Rechtssicherheit, das sind die Vorteile, die wir unseren Mitgliedern bieten“, sagt Annette Bartos, seit Juli 2018 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der
KSVAusgleichsvereinigung, dem Dienstleistungsangebot von GESAMTMETALL. Für Mitglieder einer Ausgleichsvereinigung entfallen die bestehenden Meldepflichten. Sie zahlen eine auf Grundlage der berufsgenossenschaftlichen Jahresentgeltsumme und der abgabepflichtigen Entgelte berechnete pauschale Künstlersozialabgabe an die Ausgleichsvereinigung. Diese führt sie dann für alle ihre Mitglieder an die KSK ab und dient als zentraler Ansprechpartner. Eine Überprüfung der geleisteten Künstlersozialabgabe durch die Deutsche Rentenversicherung im einzelnen Unternehmen findet nicht mehr statt.
Derzeit betreut die Ausgleichsvereinigung 531 Mitglieder – 19 stammen aus dem NORDMETALLVerbandsgebiet. „Bislang ist der Norden noch unterrepräsentiert“, konstatiert Bartos. „Daher freuen wir uns immer über neue Mitglieder und beraten gern bei einem Beitrittswunsch.“ BiB
Kontakt:
Weitere Informationen bei
Anika Süß
M+E-Ausgleichsvereinigung
Mitgliederbetreuung
Tel.: 030 55150-302
E-Mail: suess@me-av.de
WIRTSCHAFTSZITAT
„Die Gewalt einer Sprache ist nicht, dass sie das Fremde abweist, sondern dass sie es verschlingt.“
Johann Wolfgang von Goethe, Dichterfürst (1749-1832)
Der freiberufliche Künstler im Dienst: Standpunkte-Fotograf Christian Augustin porträtiert Werftmitarbeiter.
Foto: Clemens von Frentz
Foto: Shutterstock/Georgios Kollidas
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MEHRWERT VERBAND
Lufttaxi und Co.
Riesige Flugzeuge wie der A380 haben keine Zukunft. Airbus arbeitet stattdessen längst an Konzepten für kleine Luftfahrzeuge einer neuen Generation. Der „CityAirbus“ (Foto) bietet Platz für vier Passagiere, fliegt elektrisch und kann senkrecht starten oder landen. Er soll in Metropolen auf festen Routen eingesetzt werden, beispielsweise von der Stadtmitte zum Flughafen. Der Erstflug war erfolgreich, nun wird ein Prototyp entwickelt. Das einsitzige Modell „Vahana“ absolvierte im Silicon Valley schon rund 30 Testflüge. Zusammen mit Audi hat Airbus die Konzeptstudie „Pop.Up Next“ erarbeitet, ein Fahrzeug, das sowohl auf der Straße fahren, als auch in die Luft abheben kann. Neben dem Personentransport haben die Airbus-Experten auch den Gütertransport im Fokus. Mit dem Projekt „Skyways“ entwickelt Airbus Singapur unterstützt von lokalen Partnern Drohnen, die eilige Fracht, wie etwa Medikamente, in Paketgröße ausliefern. Parallel wird im „Altiscope“-Projekt das Air-Traffic-Management für autonome Luftfahrzeuge erforscht. DJ
32 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Airbus
Thomas Lambusch
… wurde Im November 2013 zum NORDMETALL-Präsidenten gewählt. Er ist außerdem Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern (VU), Vorsitzender des Arbeitgebernetzwerks „nordwindaktiv“, als Schatzmeister Mitglied des Präsidiums von GESAMTMETALL und Präsident des „Nordverbunds“ aus den drei Arbeitgeberverbänden NORDMETALL, NiedersachsenMetall und VME Berlin-Brandenburg. Der Diplom-Kaufmann lenkt seit 2005 die Rostocker SEAR GmbH als geschäftsführender Gesellschafter. Das Unternehmen mit 220 Mitarbeitern liefert Zubehör für Kraftwerke und baut mit an Umspannplattformen für die Energiewende. Der gebürtige Schwabe Lambusch ist verheiratet und hat fünf Töchter.
Zwei Menschen, zwei Sichtweisen: Der Leiter Umweltpolitik des NABU Hamburg Malte Siegert (53) und NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch (65) diskutieren Sanierungsstau, Infrastrukturausbau und Wirkungen des Verbandsklagerechts in Norddeutschland. Was ist überfällig, was überflüssig? Wie konstruktiv ist die Rolle der Umweltverbände in den langwierigen Prozessen von Erneuerung und Erweiterung der Straßen-, Schienen- und Wasserwege im Norden?
Standpunkte: Herr Lambusch, im Hamburger Abendblatt haben Sie in einem Namensartikel die Verkehrspolitik aufs Korn genommen. Den Umweltverbänden warfen Sie dabei vor, „unselige Klagekaskaden (…) ohne demokratische Legitimation“ loszutreten, um Großprojekte zu verhindern. Das Verbandsklagerecht müsse eingeschränkt werden, war Ihr Resümee. Warum?
Thomas Lambusch: Zunächst will ich sagen: Ja, es ist richtig, dass Verbände die Möglichkeit haben zu klagen, schließlich kann sich die Natur nicht selbst artikulieren. Was ich kritisiere, ist der konkrete Ablauf der Prozesse: Wenn wir über 15 Jahre brauchen, um die Vertiefung der Elbfahrrinne durch
zusetzen, dann ist das inakzeptabel für die Wirtschaft. Wachstum und Wohlstand werden so geschädigt, die Ökologie erhält ein unangebrachtes Übergewicht gegenüber der Ökonomie. Und ich finde, das geht nicht.
Standpunkte: Sie haben Herrn Lambusch in einem Brief für seine Argumentation kritisiert. Weswegen?
Malte Siegert: Grundsätzlich gilt: Unsere Klagen sind legitim. Aber für die Länge der Verfahren sind wir nicht verantwortlich. Der richtige Adressat für Ihren Vorwurf sind Politik und Verwaltung: Sie bestimmen die Abläufe in den Klageverfahren oder beim Planfeststellungsrecht. Je früher und transparenter Öffentlichkeit und Verbände einbezogen werden, umso unbestrittener die Projekte. Wenn aber Pläne schon weit ausgereift sind, wenn sie ausgelegt werden und die Einflussmöglichkeiten gering sind, dann kommt es eher zu diesen langen Verfahren. Lambusch: Wir sind sehr wohl im Gespräch mit der Politik, um genau diese Punkte zu verbessern. Das ändert aber nichts an Ihrer –wie ich finde – kritikwürdigen Salamitaktik: Bei der Elbfahrrinnenanpassung war es erst der Schierlingswasserfenchel, dann kamen die Libellen und wahrscheinlich hatten Sie noch mehr angeblich bedrohte Pflanzenoder Tierarten in petto. Dieses AusdemHutZaubern von immer neuen Blockadegründen im laufenden Verfahren führt zur Endlosigkeit. Das muss aufhören und ersetzt werden durch finale Termine: Bis zum Tag X sind während der Planung wie im Prozess alle Einwendungen vorzubringen, dann
Malte Siegert
… arbeitet seit 2003 beim NABU und ist seit 2012 Leiter Umweltpolitik beim NABU Landesverband Hamburg. Schwerpunkte seiner Arbeit sind, neben dem Bereich Seeschifffahrt und Häfen, große Infrastrukturverfahren wie die Elbvertiefung, Fehmarnbeltquerung oder A 26 Ost. Der gebürtige Niedersachse lebt seit 30 Jahren in Hamburg, studierte Politik wissenschaft, ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Fotos: Christian Augustin 34 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 35 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
wird entschieden und zwar letztinstanzlich. Nur so kommen wir wieder zu akzeptablen Planungszeiträumen bei Großprojekten.
Siegert: Sie verkennen da ein Problem: Gerichte fordern unter Umständen selbst weitere, ihrer Einschätzung nach fehlende Gutachten von Vorhabenträgern ein. So haben die Leipziger Richter bei der Elbvertiefung, gegen die NABU, BUND und WWF 2012 geklagt haben, Mängel in den Hamburger Planunterlagen festgestellt und Nachbesserung gefordert. Die hat wegen der zu beobachtenden Naturzyklen viel Zeit gekostet.
Da hat Hamburg nicht sauber gearbeitet und diese Verzögerungen verursacht. Zudem hat das Bundesverwaltungsgericht den Europäischen Gerichtshof zur Auslegung der Wasserrahmenrichtlinie befragt.
Standpunkte: Trennen wir mal die Debatte über die Art des Vorgehens der Naturschutzverbände von der über das Verbandsklagerecht. Letzteres wollen CDU/CSU oder FDP ja einschränken. Was halten Sie davon?
Siegert: Wir haben ausweislich der Umfragewerte der Grünen jetzt ein gesellschaftliches Klima, das den Umweltverbänden bei ihrer Arbeit Rückenwind gibt …
Standpunkte: Vorsicht, das könnten der AfD nahestehende Verbände auch behaupten …
Siegert: Jedenfalls ist das öffentliche Interesse an Klimapolitik und Umweltschutz größer denn je. Wir werden im Jahr an etwa 400 Verfahren in Deutschland beteiligt, allein in Hamburg an rund 100. Geklagt haben wir am Ende höchst selten, und das Ergebnis sind fast immer verbesserte Planungs
Trafen sich am Rande der NORDMETALL-Mitgliederversammlung im Hamburger Radisson Blu Hotel: Malte Siegert (l.) und Thomas Lambusch.
angucken. Wir sind auch keine Freunde von langen Verfahren, denn die kosten auch uns viel Zeit und Geld. Die Niederländer machen es übrigens besser: Als die Maasvlakte 2 in Rotterdam in die Nordsee gebaut worden ist, da haben die Vorhabenträger zuerst ein 800 Hektar großes Ausgleichsgebiet direkt neben dem Hafen fertiggestellt. Das ist vorbildlich, in Hamburg aber warten wir bis heute auf Ausgleiche für die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs vor Finkenwerder.
unterlagen und schonendere Eingriffe in die Natur.
Lambusch: Mit solchen Ergebnissen habe ich kein Problem. Das Problem ist der überlange Weg, der Unsummen an Steuergeldern verschlingt, der Investitionen, Wertschöpfung und Arbeitsplätze kostet. Wir sollten das gemeinsame Interesse haben, unser Land hier voranzubringen. Stattdessen scheint mir mindestens in Teilen der Umweltszene das Prinzip zu gelten: Was jahrebis jahrzehntelang verhandelt, geprüft und beklagt werden kann, wird so erstmal absichtlich blockiert.
Siegert: Nein, so handeln wir nicht. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Im Zuge des Projekts Fehmarnbeltquerung will die Bahn die Fehmarnsundbrücke erneuern. Hier sind wir von vornherein in die Planung einbezogen. Beteiligung schmälert am Ende Klagemöglichkeiten. Wenn derartiges Vorgehen im Planfeststellungsrecht verbindlich wäre, ginge alles viel schneller. Und wenn das bei der Elbvertiefung so gelaufen wäre, hätte es früher finale Entscheidungen gegeben.
Lambusch: Dialog ist gut, Beteiligung auch, Blockade nicht. Die Unternehmen, die Verbände, gerade auch NORDMETALL, sind heute alle dialogbereit und offen für Diskussionen, wenn es um Lösungen geht. Die einschlägigen Behörden, von denen nicht wenige heute Grün geführt sind, dürften es auch sein. Eine Verkürzung des Instanzenweges bei Verfahren, die nicht nur beim Bundesverwaltungsgericht angesiedelt sind, ist gleichwohl geboten, meinen Sie nicht?
Siegert: Das kann man sich sicher noch mal
Lambusch: Ich behaupte, dass es Maasvlakte in Deutschland nie gegeben hätte, schon wegen der Kohlekraftwerke am Rande. Da geht es nicht nur um Einbeziehung durch Behörden und Politik, da geht es um eine vernünftige Haltung der Umweltverbände gegenüber der Ökonomie. Bei uns ist das entwicklungsfähig, in Holland oder Dänemark wird diese vernünftige Haltung breiter gelebt.
Siegert: In der Tat gibt es dort eher eine Kultur des Miteinander. Die Umweltverbände wie nach meinem Eindruck auch die Grünen haben in Deutschland aber sehr wohl die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie im Blick. Ich will Ihnen ein Beispiel sagen: die A26 Ost, also die Hamburger Hafenquerspange zwischen A1 und A7. Die werden wir, wenn es geht, beklagen, weil sie für die Hafenentwicklung relevant war, als noch 25 Millionen TEU ContainerUmschlag für das nächste Jahrzehnt vorhergesagt wurden. Das ist jetzt vorbei, weswegen für eine 10 Kilometer lange Autobahn keine 1,5 Milliarden Euro ausgeben werden müssen.
Standpunkte: Was hat das mit Umweltbelangen zu tun?
Siegert: Sehr viel. Verändern sich die Rahmenbedingungen und lösen sich ökonomische und logistische Ziele eines Vorhabens weitgehend auf, dann wiegt ein vermeidbarer ökologischer Schaden weit schwerer.
Lambusch: Da bewegen Sie sich im Bereich der Spekulation. Außerdem geht es hier doch um die Eröffnung grundsätzlicher Chancen: Wer quer durch den größten deutschen Hafen keine Autobahn mehr bauen will, weil er nicht an Wachstum glaubt, der riskiert die Zukunft des Industriestandorts Deutschland. Ich erlebe Ähnliches täglich bei mir in Rostock: Nach dem sogenannten Mobilitätskonzept soll die Stadt langfristig autofrei ge
macht werden. Die meisten Menschen fahren aber aus dem Speckgürtel zur Arbeit, zum Einkaufen, zu Freizeitaktivitäten in die Stadt. Der ÖPNV ist nur teilweise eine echte Alternative und durchaus nicht billig. Viele sind schlicht auf das Auto angewiesen. Wenn ich dann heute zwei Stunden pro Strecke im politisch provozierten Stau stehe, dann ist das eine Zumutung, die Arbeitszeit kostet und die Umwelt belastet. Am Ende riskieren Städte so ihre Rolle als Metropolen für Handel und Wandel, das ist grundgefährlich.
Siegert: Die Mobilität der Zukunft kann nicht aus breiteren Verkehrswegen für mehr Autoverkehr bestehen, schon weil wir dann unsere Klimaziele nicht erreichen. Der Individualverkehr wird eingeschränkt werden müssen, weil wir über andere Mobilitätskonzepte, über autonomes Fahren mit Bussen, über neue Techniken reden müssen.
Lambusch: Ja, aber Veränderungen müssen kompatibel sein und dürfen nicht zu Stillstand führen. Wenn aber heute Grenzwerte und Zahlen einfach lustig geschossen werden, vom Mindestlohn bis zum Stickoxid, dann stimmt etwas nicht. Dabei ist etwa die Luftqualität in Deutschland um ein Vielfaches besser als vor wenigen Jahren. Und als Reaktion darauf setzen wir noch tiefere Grenzwerte fest. Das ist der falsche Weg und hat mit Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie nichts zu tun.
Siegert: Natürlich müssen Grenzwerte für Luftschadstoffe realistisch sein. Aber solange sie gelten, müssen sie auch eingehalten werden. Und vor 20 oder 30 Jahren war das Thema CO2 und Klima noch nicht so präsent. Grundsätzlich helfen innovative Technologien, die in der Wirtschaft massentauglich gemacht werden, bei der Einhaltung.
Lambusch: Da sind wir uns einig: Aus der Industrie kommen immer mehr Impulse zu Umweltthemen und längst ist das für viele Unternehmen auch ein erfolgreiches Geschäftsfeld. Weniger an Althergebrachtem festhalten, sondern gemeinsam fördern, was die Zukunft gestalten hilft, zugunsten der Belange von Ökonomie und Ökologie –da sehe ich Möglichkeiten der Zusammenarbeit auch zwischen Wirtschafts und Umweltverbänden.
Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Luc
36 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 37 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Lars Baumann legt ganz locker seine Hand auf die „Concentro M“ und lächelt entspannt. Wie er da so steht, in lässigen grauen Chinos und schlichtem, hellblauem Hemd, könnte man meinen, dass gute Sportsfreunde neben ihm stehen, deren besonderen Wert er zu schätzen weiß. Und ein bisschen verhält es sich wohl so mit den weißen Lautsprechern der ConcentroReihe: Der kleinere, Modell M, kostet immerhin 16.000 Euro, der größere rechts hinter Lars Baumann sogar 30.000 Euro – pro Stück wohlgemerkt.
„Die sind unsere ultimativen Spitzenprodukte“, sagt der Geschäftsführer der ELAC Electroacustic GmbH mit verhaltenem Stolz in der Stimme. Bis zu 1,67 Meter hoch und 152 Kilo schwer, eliptisch geformt nach dem Vorbild des berühmten Cocoon Tower in Tokio, mit JET5Hochtöner, eingebettet in ein Koaxialsystem und unterstützt von jeweils vier Tieftönern – technische Raffinesse für höchste Töne und tiefste Bässe. Einige Dutzend baut die Kieler WohlklangSchmiede davon jährlich, verkauft werden sie weltweit mit Extras wie Spezialla
ckierung, besonderem Holzfurnier oder Lederverkleidung, Letztere natürlich aufpreispflichtig. Die anspruchsvollen Kunden reisen gelegentlich sogar von fernen Kontinenten bis in die schleswigholsteinische Landeshauptstadt, um im ovalen Hörraum der ELACZentrale die richtige Auswahl zu treffen – wirklich eine Qual der Wahl, wie das StandpunkteReporterteam selbst feststellen durfte: Der volle Sound von der Förde lässt selbst manche LiveErfahrung in der Elbphilharmonie matt wirken.
„Der Markt für SpitzenklangProdukte ist erheblich gewachsen“, weiß der 48jährige Baumann, der das Unternehmen seit Ende 2017 führt. Die MittelklasseAnlage, früher gern für 999 Mark mit Plattenspieler, Kasettenrekorder und zwei Stereoboxen zur Konfirmation verschenkt, sei heute selbst mit modernen Features deutlich weniger gefragt. Entweder preisgünstige Musik per Streamingdienst vom Handy auf BluetoothBoxen oder Premiumprodukte, installiert vom heimischen Salon bis in den Sportwagenfond – das sei der Trend. Die Umsatzstatistik der deutschen Unterhal
Lars Baumann führt die Kieler ELAC Electroacustic GmbH seit 2017
TERMIN
Foto: Christian Augustin
BEIM CHEF
ELAC ELECTROACUSTIC GMBH
39 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Lars Baumann
Wärtsilä Corporation nur ein paar Straßen weiter. Die „TurntableManufacturers“ stellten sich neu auf und fokussierten sich zunächst für fast drei Jahrzehnte auf Lautsprecher, die auch heute noch einen Großteil der Umsätze ausmachen. Seit 2015 erweiterte ELAC das Produktportfolio dann stetig, mit Plattenspielern, Streamingprodukten und weiterer Unterhaltungselektronik. Darüber hinaus verkauft ELAC seine Expertise im Rahmen von Original Equipment Manufacturing (OEM) und Lizenzgeschäften.
blauen Augen unter dem blonden Schopf glänzen ein bisschen mehr. Irgendwann war das häufige Pendeln zu seiner Frau nach HamburgEppendorf aber doch zu kräftezehrend, spätestens als die zweite Tochter kam.
manche die wechselvolle Geschichte des Unternehmens in den letzten Jahrzehnten noch miterlebt haben, wird es freuen. Angefangen hat alles vor fast 93 Jahren am gleichen Ort: Im Herbst 1926 startete ELAC in den roten Klinkerbauten von KielRavensberg mit der Fertigung von Echoloten, erforschte die Schallausbreitung unter Wasser. Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte der Betrieb bis zu 5.000 Menschen, vorwiegend in der Produktion feinmechanischer Geräte für das Militär. Nach 1945 begann bald der zivile Wiederaufstieg, unter anderem mit Nähmaschinen, Luftpumpen, Autozubehör – und modernen Varianten der althergebrachten Grammophone: Schon 1956 gelang die Eroberung der BranchenWeltspitze. In den frühen 70erJahren fertigten wieder gut 3.000 Mitarbeiter pro Jahr unglaubliche eine Million Tonsysteme für Plattenspieler im Kieler Norden, der Name ELAC war Weltmarke. Die achtziger Jahre brachten mit dem Aufstieg der CD dann den Wandel: Der nautische Bereich spaltete sich ab, heute reüssiert er als Tochter der finnischen
Als ISO9001zertifizierter Hersteller beliefert die Firma auch die Automobilbranche. Im Rahmen dieses Wandels zog das Unternehmen 2016 nach Jahren in einem südlichen Kieler Außenbezirk zurück nach Ravensberg, heute flankiert von der ChristianAlbrechtsUniversität, dem Wissenschaftszentrum Kiel und der Fortbildungsakademie der Wirtschaft.
„Genau das richtige Umfeld für einen Technologietreiber“, freut sich Lars Baumann. Der braucht junge, findige Mitarbeiter mit Erfindergeist und findet sie manchmal um die Ecke. Mit erfahrenen Vertrieblern und Marketingexperten ist das schwerer: „Die aus den Metropolen nach Kiel zu locken, ist eine Herausforderung“, berichtet der gebürtige Hamburger.
Wie Mobilität und Flexibilität Karrieresprünge befördern, hat Lars Baumann selbst aufs Beste vorgemacht: Nach zwei Semestern Musik („da war ich nicht gut genug“) und Zivildienst wechselte er an die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Potsdam, absolvierte bis 2001 das ToningenieurStudium. Während seiner Zeit als Mitarbeiter bei Yamaha nahm Baumann an der Elmshorner NORDAKADEMIE ein paralleles MBAStudium auf, 2010 erwarb er den BusinessMaster.
Ein wenig Fernbeziehung lebt der ELACChef aber auch jetzt noch: „Aus meiner Kieler Wohnung nah am Wasser gehe ich frühmorgens oft eine Stunde an die Förde, nicht um zu schlendern, sondern um konzentriert schnell zu gehen und den Tag im Kopf vorzubereiten“, berichtet er von seinem GeschäftsführerAlltag. Für die Familie ist das Wochenende reserviert und bei bestimmten Anlässen auch der eine oder andere Abend unter der Woche: „Ist ja ein Katzensprung im Vergleich zu San FranciscoHamburg“, sagt er lakonisch und lächelt wieder entspannt. Alexander Luckow tungselektronikbranche gibt dem legeren Norddeutschen recht: Um 15 Prozent stieg der Verkauf klassischer Boxen allein 2017 gegenüber dem Vorjahr. ELAC Electroacustic bedient diesen Markt nicht nur mit hochwertigen Lautsprechern: Subwoofer und wieder angesagte Plattenspieler, Heimkinosysteme oder ein Wireless Speaker, der per Bluetooth auch Spotify kann, werden angeboten. 40 Mitarbeiter kümmern sich in Kiel um die Entwicklung und Vermarktung der Spitzenprodukte und die Steuerung des Unternehmens, weitere arbeiten in Nordamerika für Vertrieb und Produktentwicklung. Und einige hundert fertigen im Auftrag vom ELAC bei asiatischen Partnern die Mittelklasse. Das macht Preise möglich, die keineswegs immer vier oder fünfstellig sind. „ELAC wird sich in den kommenden Jahren mit der fortschreitenden Digitalisierung der gesamten Unterhaltungselektronik sowie den veränderten Gewohnheiten der Käufer in Bezug auf Design und HomeAutomation befassen“, kündigt Baumann an. Die Mitarbeiter, von denen
„Acht Jahre habe ich dann im Silicon Valley gearbeitet, die meiste Zeit für Avid Technology als Director Product Management“, erzählt Baumann, und die
ELAC Electroacustic fördert lüttIng.
Seit 2010 steht die von NORDMETALL unterstützte Initiative lüttIng für neue Ideen und spannende Projekte von Schülerinnen und Schülern, die sich für MINT-Fachbereiche interessieren. Am Gymnasium Kronshagen nahe Kiel stellen sich Schüler seit mehreren Jahren der Frage: Wie funktionieren Lautsprecher ? Der technische Leiter von ELAC Electroacustic begleitete die Gymnasiasten bei dem Projekt. „Eine großartige Initiative zur Nachwuchsförderung“, sagt ELACElectroacustic-Geschäftsführer Lars Baumann.
„Vertriebler und Marketingexperten aus den Metropolen nach Kiel zu locken, ist eine Herausforderung.“
„ELAC konzentriert sich auf die fortschreitende Digitalisierung der Unterhaltungselektronik.“
Foto: Alexander Spiering 40 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 41 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Christian Augustin
TREFFPUNKT NORD
Nagelneue Technologie für niedersächsische Auszubildende in den Emdener Berufsschulen I und II.
Smart Factories
BBS Emden
Martin Siemens (BBS II, r.)
erklärt Olaf Heinrichs (Premium AEROTEC), Joyce Müller-Harms (NORDMETALL) und Thomas Buß (Stadt Emden, v.l.n.r.) die neue Technik.
Vom modernen Screen bis zu Augmented Reality – so macht Ausbildung Spaß.
Die Berufsbildenden Schulen (BBS) I und II in Emden sind seit Anfang Februar „fit für 4.0“: Joyce Müller-Harms, NORDMETALL-Abteilungsleiterin Berufsbildung und Arbeitsmarkt, überzeugte sich in den neuen Lernwerkstätten mit Vertretern von Unternehmen, Wirtschaftsförderern und dem niedersächsischen Kulturministerium vom Erfolg der gemeinsamen Initiative in der ostfriesischen Azubi-Schmiede. Mit individualisierten Einplatinencomputern, den Raspberry-Pi’s, können die Auszubildenden nun Geschäftsprozesse verschiedenster Berufsrichtungen simulieren. Die Neugestaltung inklusive Computerlabor wurde auch vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium unterstützt. Für die angehenden Industriesowie E-Commerce-Kaufleute und Mechatroniker ein großer Schritt in Richtung Digitalisierung, dem nun eine noch engere Kooperation zwischen Schule und Betrieben folgen muss. Luc
Große Touchscreens statt grüner Kreidetafeln – Emdens Berufsschulen sind auf der Höhe der Zeit.
Großes Interesse an den neuesten Entscheidungen der norddeutschen Arbeitsgerichtsbarkeit am 11. Februar in Kiel.
Rechtsinfos in Kiel
Gleich dreimal boten NORDMETALL und AGV NORD im Februar in Kiel die Möglichkeit zum Netzwerken: Am 11. Februar gab Marlies Heimann, Präsidentin des Landesarbeitsgerichts Schleswig-Holstein, einen Überblick zu aktuellen Urteilen der Arbeitsgerichte. Dutzende Unternehmensvertreter nutzen die Chance, sich auf den neuesten Stand der Rechtsprechung bringen zu lassen. Janine Jutkuhn, NORDMETALL-Verbandsjuristin, informierte gleich an zwei Tagen, dem 19. und 21. Februar, zum neuen Manteltarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. AF
Fotos: Thorsten Mischke
Jörg Lammers (Grundfos Pumpenfabrik GmbH, Wahlstedt) im Gespräch mit Cathrin Kohnke (Stryker Trauma GmbH, Kiel).
Stolze Erneuerer: Ulrich Wiegers (Schulleiter BBS II, l.) mit Kollegen und Gästen in der aufgerüsteten Lernwerkstatt.
Laboratmosphäre und Start-up-Spirit im Klassenzimmer des 21. Jahrhunderts – die beiden Emdener Berufsschulen zählen zu den modernsten im Norden.
Janine Jutkuhn, NORDMETALLVerbandsjuristin, erläutert den Teilnehmern die Details des seit Januar 2019 geltenden Manteltarifvertrags.
Marlies Heimann, Präsidentin des Landesarbeitsgerichts Schleswig-Holstein.
NORDMETALL-Informationsveranstaltung zum Manteltarifvertrag am 19. Februar 2019 in Kiel.
43 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 42 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Brunke
Auf den Punkt konzentriert: NORDMETALL-CUP-Teilnehmer kurz vor dem Start.
Auf zur Deutschen Meisterschaft: Als Landesmeister Schleswig-Holstein fährt das Team Blue Ocean vom Gymnasium Kronshagen im Mai in die Autostadt Wolfsburg.
10 Jahre
NORDMETALL CUP
Beeindruckt von den Teamleistungen: die Rennfahrer Timo Scheider und Sophia Flörsch.
Den Start in die Jubiläumssaison vom „NORDMETALL CUP – Formel 1 in der Schule“ ließen sich auch die Profi-Rennfahrer nicht entgehen: Sophia Flörsch und Timo Scheider waren vom Sachverstand, Ideenreichtum und Siegeswillen der rund 150 Schülerinnen und Schüler aus ganz Schleswig-Holstein sichtlich begeistert. In 25 Mannschaften wetteiferten die 11- bis 19-Jährigen in der NORDAKADEMIE in Elmshorn um die beste Teamleistung. Die selbst konstruierten und aus Kunststoff gefrästen Formel-1-Mini-Rennwagen bringen bis zu 80 km/h auf die Strecke. BiB
Fotos: NORDMETALL-Stiftung
5. Offshore-Symposium
Engagierter
Auf jeden Fall was für Mädchen: 20 Prozent der Cup-Teilnehmer sind Schülerinnen.
Bereits zum fünften Mal luden das Arbeitgebernetzwerk nordwindaktiv und die ISC Training & Assembly GmbH im Aus- und Fortbildungszentrum Rostock (AFZ) zum Offshore-Symposium ein. Kernfragen der Fachtagung am 19. und 20. Februar: Welche Anforderungen müssen Arbeitnehmer im Bereich Offshore erfüllen? Was heißt das für das HR-Management? nordwindaktiv-Präsident Thomas Lambusch forderte mehr Engagement der Politik für die Offshore-Industrie. AF
Fotos: Christian Augustin
Werber für die Offshore-Industrie: Thomas Lambusch, Vorstandsvorsitzender nordwindaktiv e. V. und Präsident NORDMETALL.
Volles Haus im Rostocker Ausbildungsund Fortbildungszentrum (AFZ) am Warnowufer: Mehr als 60 Teilnehmer trafen sich zu Vorträgen und Austausch.
Demonstration einer Seenotrettung mit Hubschrauber auf der Warnow.
Windkraftfreund: Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommerns.
Stephan Kallhoff, Geschäftsführer nordwindaktiv e. V. (l.) im Gespräch mit Olaf Möllenkamp, Richter am Arbeitsgericht Lübeck.
45 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 44 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Meike Siemen, Hebewerk Consulting, referierte über Personalpolitik in der Offshore-Industrie.
Leserumfrage
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36 Jahre lang gibt NORDMETALL das Magazin Standpunkte heraus. Seitenzahl und Erscheinungsrhythmus, Papierqualität und Textdichte – so ziemlich alles hat sich in drei Dekaden Berichterstattung aus und für die Metall- und Elektroindustrie im Norden weiterentwickelt.
Und das soll so bleiben: Wir haben uns vorgenommen, Standpunkte noch besser zu machen. Dafür haben wir ein paar Fragen an Sie. Was gefällt Ihnen an Standpunkte, was nicht, welche Themen und Rubriken sollten weiterentwickelt oder neu erfunden werden? Auf dem Fragebogen, den Sie an dieser Stelle im Heft finden, können Sie uns mal richtig die Meinung sagen. Bitte nehmen Sie sich die Zeit dafür und schicken Sie uns das ausgefüllte Papier portofrei per Post oder klassisch per Fax zurück. Oder Sie antworten per QRCode elektronisch. Die StandpunkteRedaktion dankt Ihnen im Voraus. Und verlost unter allen Lesern, die geantwortet haben, drei attraktive Preise: Übernachtungen im Hamburger ElbphilharmonieHotel The Westin, dem charmanten Wellness und SpaHotel Schloss Basthorst in WestMecklenburg oder dem verträumten Schloss Hasen
winkel, jeweils für zwei Personen mit Frühstück. Wir wissen danach genauer, was Sie lesen wollen und werden das Heft entsprechend weiterentwickeln. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die Chance zu gewinnen nicht schlecht. Mitarbeiter von NORDMETALL und AGV NORD sind nicht teilnahmeberechtigt. Luc Einsendeschluss ist Gründonnerstag, der 18.04.2019
Teilnahme:
Füllen Sie unseren Beileger aus und senden ihn per Post oder Fax zu uns.
Natürlich können Sie auch online Ihr Feedback an uns schicken: einfach Code einscannen oder auf: www.nordmetall.de/StandpunkteUmfrage
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Hier finden Sie aktuelle Nachrichten Ihres Arbeitgeberverbandes und viele Informationen und Unterlagen für Ihre tägliche Arbeit.
NORDMETALL-Geschäftsstellen
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Wilhelmshaven Emden
Cuxhaven Bremerhaven
Bremen
Oldenburg
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c/o Arbeitgeberverband Bremerhaven
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Tel.: 0471 26031
Kiel
Hamburg Schwerin
Rostock Neubrandenburg
Geschäftsstelle Cuxhaven
c/o UnternehmensVerband Cuxhaven
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HamburgAmerikaStraße 5
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Zwischen beiden Bleichen 7
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Feldstraße 2
17033 Neubrandenburg
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Geschäftsstelle Oldenburg
c/o Arbeitgeberverband Oldenburg e. V.
Bahnhofstraße 14
26122 Oldenburg
Tel.: 0441 210270
Geschäftsstelle Rostock
Platz der Freundschaft 1
18059 Rostock
Tel.: 0381 442112
Geschäftsstelle Schwerin
GrafSchackAllee 10 a
19053 Schwerin
Tel.: 0385 6356200
Geschäftsstelle Wilhelmshaven
c/o Arbeitgeber und Wirtschafts verband
Jade e. V.
Virchowstraße 21
26382 Wilhelmshaven
Tel.: 04421 13939 0
46 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 47 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
PERSONENREGISTER
Christian Augustin S. 30, Fotograf
Anton Bak S. 27, Siemens Gamesa Renewable Energy
IMPRESSUM
Standpunkte
Entscheidungsjahr
Sie ringen wieder um Konzepte und Profil, freuen sich die Hauptstadtkommentatoren in diesen Wochen über SPD und CDU/CSU: Eine Rolle rückwärts zum bedingungslosen Sozial staat führen die gebeutelten Sozialdemokraten auf, Abkehr und Aufarbeitung von einer allzu großzügigen Flüchtlingspolitik inszeniert die Union. Das hilft den Umfragewerten der letzten Volkspartei der Mitte, das stabilisiert die darbende Konkurrenz im halblinken Lager. Aber wird daraus demnächst reale Politik?
Zweifel sind erlaubt. Das politische Auseinanderdriften beider Regierungsparteien macht es schwieriger denn je, sinnvolle und gesichtswahrende Einigungen zu finden. Und vier Landtagswahlen sowie die Europawahl in diesem Jahr lassen nach derzeitigem Umfragestand nicht erwarten, dass der Niedergang der SPD gestoppt wird, im Gegenteil: Für das EUParlament werden den Sozialdemokraten um die zehn Prozent weniger vorausgesagt, als sie vor fünf Jahren mit 27,3 erreichten. Grüne wie FDP könnten ihre Werte am 26. Mai dagegen verdoppeln, die AfD etwas gewinnen, alle anderen würden ihr letztes Wahlergebnis weitgehend wiederholen.
Ein Aufbruchsignal für die Sozialdemokraten oder eine Stabilisierung für ihr angezähltes Führungsteam Nahles/Scholz ist auch bei den Urnengängen in den Ländern nicht zu erwarten: In Thüringen und Sachsen droht das Ende von SPD Regierungsbeteiligungen, in Brandenburg der Verweis auf Platz zwei oder drei im Landtag, was den Verlust des Ministerpräsidentenpostens nach sich zöge. Und in Bremen könnte die WeserSPD nach dem letzten Maisonntag entweder durch ein JamaikaBündnis in die Opposition verdrängt werden oder sich zwischen Ampelkoalition und RotRotGrün entscheiden müssen – auch hier kein Mobilisierungsschub in Sicht.
Nicht unwahrscheinlich ist deshalb, dass nach dem letzten Wählervotum des Jahres Ende Oktober die Grundsatzfrage gestellt werden wird, deren Beantwortung sich die SPD laut Koalitionsvertrag sowieso zur Halbzeit Anfang 2020 vorgenommen hat: Weiter GroKo oder Ausstieg in die Opposition? Das Entscheidungsjahr läuft. Und die Profilierungsversuche der drei Regierungsparteien dienen vor allem zweierlei: der Vorbereitung einer JamaikaRegierung mit SPD Opposition im Bund oder von Neuwahlen im ganzen Land.
Annette Bartos S. 30, KSV-Ausgleichsvereinigung
Lutz Bauermeister S. 28, ehm. AWV Jade
Lars Baumann Titel, S. 5, 38 ff., ELAC Electroacustic GmbH
Roelof Berg S. 11, Drägerwerk AG & Co. KGaA
Eric Breetzke S. 17, Daimler AG
Prof. Ed Brinksma S. 23, TUHH
Thomas Buß S. 42, Stadt Emden
Darko Čvoro, S. 27, Meyer Werft GmbH & Co. KG
Stefan Dräger, S. 10 f., Drägerwerk AG & Co. KGaA
Thomas Echterhoff, S. 12 ff., Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e. V.
Christian Eggenstein S. 21, STILL GmbH
Dr. Thomas Ehm S. 7, Premium AEROTEC GmbH
Katharina Fegebank S. 23, Wissenschaftssenatorin, HH, MdHB, Bündnis 90/ Die Grünen
Karl-Andreas Feldhahn S. 20 f., Löwenstein Medical GmbH & Co. KG
Dr. Nico Fickinger S. 3, 7, NORDMETALL
Sophia Flörsch S. 44, Rennfahrerin
Robert Focke S. 7, Nordischer Maschinenbau
Rudolf Baader GmbH & Co. KG
Dr. Sandra Garbade, S. 17, Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB)
Thomas Glöckner S. 9 f., Drägerwerk AG & Co. KGaA
Peter Golinski S. 7, 16 f., 22, NORDMETALL
Konrad Häbe , S. 15, Jungheinrich AG
Marlies Heimann S. 43, Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein
Olaf Heinrichs S. 42, Premium AEROTEC GmbH
Prof. Dr. Janou Hennig S. 19, Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA)
Dr.-Ing. Ulrich Jäppelt S. 12 f., S. 15, WTM Engineers
Janine Jutkuhn , S. 43, NORDMETALL
Stephan Kallhoff S. 45, NORDMETALL
Cathrin Kohnke S. 43, Stryker Trauma GmbH
Ingo Kramer, S. 7, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
Andreas Krause S. 50, Bundeswehr
Christoph Kunz , S. 17, Siemens AG
Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL
Thomas Lambusch S. 5, 7, 34 ff., 45, NORDMETALL
Jörg Lammers S. 43, Grundfos Pumpenfabrik GmbH
Jürgen Lehmann S. 28, NORDMETALL
Alexander Luckow S. 48, NORDME-
TALL
Friedrich Lürßen S. 50, Fr. Lürssen
Werft GmbH & Co. KG
Jörg Meyer S. 22, NORDAKADEMIE
Olaf Möllenkamp S. 45, Arbeitsgericht
Lübeck
Joyce Müller-Harms S. 17, 42, NORD -
METALL
Alice Munro S. 50, Autorin
Sonja Neubert S. 7, Siemens AG
Lutz Oelsner S. 7, 25, GESTRA AG
Christian Pegel S. 45, Minister für
Energie, Infrastruktur und Digitalisierung
MV, MdL, SPD
Dr. Thomas Piehler S. 7, Philips GmbH
Jonathan Rauprich S. 24, JUUUPORT
Netz des Nordens
Stefan Sayk S. 17, Berufsschullehrer
Timo Schneider S. 44, Rennfahrer
Anton Schrofner S. 9, Drägerwerk AG & Co. KGaA
Manuela Schwesig S. 5, 51, Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern, MdL, SPD
Malte Siegert S. 5, 34 ff., NABU
Meike Siemen , S. 45, Hebewerk
Consulting GbR
Martin Siemens S. 42, Berufsbildende
Schule II Emden
Maik Stövhase S. 26, Wärtsilä SAM
Electronics GmbH
Jasper Strauß , S. 5, 28, Arbeitgeberund Wirtschaftsverband Jade
Lena Ströbele S. 7, Fr. Lürssen Werft
GmbH & Co.KG
Raimon Strunck S. 26, MV Werften
Wismar GmbH
Anika Süß S. 30, M+E-Ausgleichsvereinigung
Prof. Dr. Anusch Taraz S. 22, TUHH
Christina ter Glane S. 24 f., JUUUPORT Netz des Nordens
Volkmar Ukena S. 7, Leda Werk GmbH & Co. KG
Ursula von der Leyen S. 50, Verteidigungsministerin, MdB, CDU
Kirsten Wagner S. 25, 50, NORDMETALL-Stiftung
Marco Wagner S. 26, Airbus Operations GmbH
Axel Weidner S. 7, Mankenberg GmbH
Ulrich Wiegers S. 42, Berufsbildende Schule II
Maik Winkelmann S. 17, Niedersächsisches Kultusministerium
Wolfgang Würst S. 7, NORDMETALL Ehrenvorsitzender
Simon Zwick S. 24, JUUUPORT Netz des Nordens
Das Magazin von NORDMETALL e.V., dem M+E-Arbeitgeberverband für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das nordwestliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Herausgeber:
Haus der Wirtschaft Kapstadtring 10 22297 Hamburg
www.nordmetall.de
E-Mail: standpunkte@nordmetall.de Verantwortlich im Sinne des Presserechts:
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer
Chefredakteur:
Alexander Luckow (Luc)
Tel.: 040 6378-4231
E-Mail: luckow@nordmetall.de
Redaktion:
Birte Bühnen (BiB)
Tel.: 040 6378-5947
E-Mail: buehnen@nordmetall.de
Daniel Jakubowski (DJ)
Tel.: 040 6378-4258
E-Mail: jakubowski@nordmetall.de
Autoren: Anja Fischer (AF), Clemens von Frentz (CvF), Lothar Steckel
Art-Direktorin:
Birthe Meyer Tel.: 040 6378-4822
E-Mail: meyer@nordwirtschaftsmedien.de
Produktion: Druck: CaHo Druckereibetriebsges. mbH 37. Jahrgang
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezug: Kostenfrei für Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und Sonderempfänger in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Medien.
Das Magazin und alle in ihm veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Nachdruck und Verbreitung des Inhalts nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Chefredaktion, mit Quellenangabe und Zusendung eines Beleges an die Redaktion. Vervielfältigungen von Teilen dieses Magazins sind für den innerbetrieblichen Gebrauch der Mitgliedsunternehmen gestattet. Die mit dem Namen oder den Initialen des Verfassers gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die Ansicht des Herausgebers oder der gesamten Redaktion wieder.
Titelfoto: Christian Augustin
Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur
@ MEIN STANDPUNKT
48 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 49 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
VOR SCHLUSS
Brennstart
Hoher Besuch auf der Lürssen Werft in Lemwerder: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war eigens aus Berlin angereist, um den Baubeginn von fünf neuen Korvetten mit den Beteiligten zu feiern. Auftragnehmer ist eine Arbeitsgemeinschaft, der neben Lürssen ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) und German Naval Yards Kiel angehören. „Heute ist ein guter Tag für die Marine“, sagte die Ministerin, ehe sie gemeinsam mit MarineInspekteur
Andreas Krause und Werftchef Friedrich Lürßen den symbolischen Startknopf der Brennanlage drückte. Der Baubeginn sei ein „weiterer Meilenstein auf dem Wachstumskurs unserer Marine“, die diese Schiffe dringend brauche. Die Korvetten werden an den Werftstandorten in Bremen/Lemwerder, Hamburg, Wolgast und Kiel gefertigt. Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen von rund zwei Milliarden Euro, weitere 500 Millionen Euro kommen durch die Waffensysteme hinzu. „Wir investieren das alles in das eine große Ziel“, sagte die Ministerin, „eine einsatzbereite Truppe zu haben. Damit wir, wenn wir gerufen werden, kommen und die volle Breite unserer Fähigkeiten einsetzen können.“ Die Korvetten sollen ab 2022 ausgeliefert werden. Das gesamte Beschaffungsvorhaben soll laut Verteidigungsministerium „bis voraussichtlich 2026 abgeschlossen sein“. CvF
Wagner liest
Unberechenbarkeit des Lebens
Alice Munro (*1931, Ontario) schafft in ihren Kurzgeschichten einen unglaublichen Spagat – sie zieht den Leser in einen unwiderstehlichen Sog – ohne dass außergewöhnliche, spektakuläre Dinge geschehen. Jedes Mal, wenn ich gespannt ihre Erzählungen lese, frage ich mich, wie die Autorin es schafft, so über das ganz normale Leben zu schreiben, dass ich immer weiterlesen möchte. Keine konstruierten Cliffhanger, kein Drama, keine Heroen, weder rosarot noch übersteigert. Ziemlich nah an den Geschichten der eigenen Familie und doch ungleich eindrucksvoller durch eine stille Tiefe und überraschende Wendungen. Dank ihrer Geschichten blickt der Leser neu auf sein eigenes Dasein und Denken. Verbindendes Element dieses Bandes ist die Unberechenbarkeit des Lebens und das Setting im ländlichen Raum von Kanada oder den USA während der 30er oder 40erJahre. Munro tut all dies nicht ohne Humor. So räsoniert die Literaturnobelpreisträgerin in „Liebes Leben“ – im Sinne von geschätztes (Über)Leben: „The first and last – and the closest – things I have to say about my own life" – ein Lebensresümee und auch die Erkenntnis, dass bei Naturidyllen die Kuhfladen immer weggelassen werden.
Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALLStiftung und Jurymitglied des Literaturpreises des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V.
Alice Munro
Liebes Leben
(a.d. englischen: Dear Life)
14 Erzählungen, 368 Seiten
9,99 €
Fischer Verlag, 2014
Ich lese „Standpunkte“, weil ...
„... wir das Land gemeinsam mit der Wirtschaft und mit den Gewerkschaften voranbringen wollen. Es ist wichtig, dass wir uns austauschen und auf gemeinsame Ziele verständigen: wirtschaftliches Wachstum, gute Arbeit, faire Löhne.“
Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern
Foto: Kirsten Haarmann
Foto: Angelika Heim
KURZ
Foto: Klaus Jordan
50 1 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Schutzraum, weiß
TERMINE
Termine von NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD
Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken und Informationsveranstaltungen — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot. Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage unter www.nordmetall.de/veranstaltungen
März
19.03.2019
20.03.2019
21.03.2019
23.03.2019
25. und 26.03.2019
Netzwerk HR
Netzwerktreffen Ausbildung in der M+E-Industrie in Mecklenburg-Vorpommern
„Mathematik zum Anfassen“, Ausstellungseröffnung
NORDMETALL CUP Landesmeisterschaft Niedersachsen
Chefseminar: Botschaft und Persönlichkeit: Kommunikations- und Führungsworkshop für Frauen
28.03.2019 Netzwerk HR
28. und 29.03.2019
April
01.04.2019
29. und 30.04.2019
Mai
07.05.2019
08.05.2019
08.05.2019
09.05.2019
11.05.2019
21.05.2019
23.05.2019
Juni
04.06.2019
06.06.2019
07.06.2019
11.06.2019
16.06.2019
Corporate Learning Camp 2019
Café „Der Alte Mann“, Kiel NM / AGV
MV Werften, Wismar NM / AGV
Museum Tuch+Technik, Neumünster
Meyer Werft, Papenburg
NORDMETALL-Stiftung
NORDMETALL-Stiftung
NORDMETALL, Hamburg NM / AGV
NORDMETALL, Hamburg NM / AGV
Technische Universität Hamburg NM / AGV
Netzwerk Ausbildung in der M+E-Industrie in Schleswig-Holstein
Chefseminar: Chefsache Kommunikation –mit Botschaft und Präsenz überzeugen und motivieren
Regionales Berufsbildungszentrum Technik, Kiel NM / AGV
Schloss Hasenwinkel, Mecklenburg NM / AGV
Infoveranstaltung ERA
Global-Mobility-Reihe: „Beschäftigung ausländischer Fachkräfte – was Arbeitgeber beachten müssen“
Infoveranstaltung Firmenzirkel: „Abweichungen in Produktion und Administration nachhaltig beseitigen"
Vorstandssitzung AGV NORD + Mitgliederversammlung
Unternehmerforum
NORDMETALL Cup Deutsche Meisterschaft
Frühjahrs-Konjunktur-Umfrage
15 Jahre NORDMETALL-Stiftung
25 Jahre Stiftung der deutschen Wirtschaft
NORDMETALL, Hamburg NM / AGV
NORDMETALL, Hamburg NM / AGV
GLEICH Aluminium GmbH, Kaltenkirchen NM / AGV
Schloss Hasenwinkel, Mecklenburg AGV
Autostadt Wolfsburg NORDMETALL-Stiftung
Hanse Lounge, Hamburg NM / AGV
Deichtorhallen, Hamburg NORDMETALL-Stiftung
Infoveranstaltung Arbeitszeit
NORDMETALL, Hamburg NM / AGV
Vorstandssitzung / Mitgliederversammlung NORDMETALL NDR, Hamburg-Lokstedt NM
Infoveransaltung zum TV LeiZ und TV BZME
Arbeitsmarkttagung „Fachkräftesicherung heute und morgen“
Kinder- und Familienfest
NORDMETALL, Hamburg NM / AGV
NORDMETALL, Hamburg NM / AGV
Schloss Hasenwinkel
NORDMETALL-Stiftung
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