Standpunkte
Digitalgipfel
42. NORDMETALL-Martinsgans diskutiert Zukunft der Arbeit
Termin bei der Chefin
Petra Baader von Rud. Baader
Das Magazin von Nr. 5 / Dezember 2019 / 37. Jahrgang www.nordmetall.de
Dr. Carsten Brosda Kultur- und Mediensenator Hamburg
Daniel Friedrich IG Metall Küste
Sonja Neubert Siemens
Michael Schulz Raytheon Anschütz
Karnevalstour
Nervenkitzel pur 50 Meter über dem Ozean: Das verspricht die erste Hochsee-Achterbahn der Welt, die die Münchner Firma Maurer Rides auf dem obersten Deck des neuen Kreuzfahrtriesen „Mardi Gras“ installiert. Auf den 220 Metern rund um den Schornstein des neuen Flaggschiffs der Carnival-Reederei werden die Passagiere mit bis zu 60 km/h über den Ozeanliner geschossen – saubere Luft inklusive: Das für maximal 5.200 Passagiere ausgelegte Schiff fährt nur mit Flüssiggas (LNG). Die Jungfernfahrt soll im August 2020 von Kopenhagen über Southampton nach New York führen. Luc
STANDPUNKT NR. EINS
die schlechten Nachrichten scheinen sich in diesem letzten Quartal des Jahres zu häufen, und wir kommen nicht umhin, sie Ihnen in diesem Heft nahezubringen: Die Konjunktur bricht massiv ein, wie die Herbstumfrage unserer norddeutschen Arbeitgeberverbände belegt. Die Bundesregierung plant trotzdem weitere Eingriffe in die Tarifautonomie, und wir befürchten, dass so zusätzliche Belastungen für die Industrie entstehen. Und als ob das noch nicht genug wäre, zeichnet sich eine herausfordernde Tarifrunde 2020 ab, in der es um die Bewältigung der Transformation, um mehr Flexibilität für die Betriebe vor Ort und um einen schlankeren Tarifvertrag mit mittelstandstauglichen Regeln gehen wird.
Aber wir NORDMETALLER wären nicht die agile Unternehmerschaft an der Küste, wenn wir mit solchen Herausforderungen nicht umzugehen wüssten: selbstbewusst und sturmerprobt. Und mit dem Wissen, dass es auch positive Entwicklungen gibt. Die Debatte während des 42. Martinsgans-Essens von NORDMETALL wie auch die Antworten auf entsprechende Fragen in der Herbst-Konjunkturumfrage haben gezeigt: Die Herausforderungen der Digitalisierung sind in den Unternehmen breit angekommen, in den großen Konzernen wie in kleinen Betrieben. Und sie werden aktiv angenommen – das gilt für Prozesse wie für Produkte, für kluge Mitarbeiterführung und kreatives Miteinander im Unternehmen.
Auch NORDMETALL hat in im Jahr 2019 seine Angebote auf diesen Wandel hin zur Industrie 4.0 eingestellt: Von der Modulqualifizierung „Digitale Strategie“ bis zur Vermittlungsplattform „M+E-Zukunftspool“ reichen die Neuerungen, die unsere Mitgliedsfirmen gerne nutzen. Einen neuen Informationskanal haben wir zuletzt mit dem Tarifrechts-Podcast eingerichtet, im Frühjahr 2020 geht unsere neue gemeinsame Website von NORDMETALL und AGV NORD an den Start. Es gibt also auch in härter werdenden Zeiten gute Nachrichten. In diesem Sinne möchte ich Ihnen für Ihr Interesse und die Zusammenarbeit im zu Ende gehenden Jahr danken. Und Ihnen ein erfolgreiches 2020 wünschen.
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL
Wir nehmen die Herausforderung der Digitalisierung an.
Foto: Maurer Rides
3 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Termin bei der Chefin
Petra Baader führt Nordischer Maschinenbau Rud. Baader in Lübeck. S. 40
Titel
Martinsgans ganz digital
Das
in Hamburg stand im Zeichen der Digitalisierung. S. 6
Tarifpolitik
Folgen des Konjunktureinbruchs
Die Herbst-Konjunkturprognose der norddeutschen M+E-Arbeitgeber belegt: In der Tarifrunde 2020 wird es deutlich weniger zu verteilen geben. S. 22
Fotos: Nordischer Maschinenbau Rud. Baader, Christian Augustin 05 2019 Plus
Filettieren Reportage Kurs Kampfschiffbau Verband Wir für Sie Folge 27: Unser Mann für Bremerhaven – Marcel Christmann 30 NORDMETALL-Stiftung Geburtstag: 15 aktive Jahre Stiftungsarbeit 26 Mehrwert Verband Folge 60: Global Mobility 32 Aus der Hauptstadt INSM: Unfaire Grundrente 44 Tarif Update Homeoffice, Telearbeit oder mobiles Arbeiten? 50 Rubriken Termine 17 Menschen und Meldungen 28 Grafik des Monats 31 Cartoon / Wirtschaftszitat 33 Panorama – Neuer Nachwuchs-Rekord bei Airbus 34 Treffpunkt Nord 45 Tarif Update 50 Kontakt zu NORDMETALL 51 Mein Standpunkt – Klimaschutz 52 Personenregister / Impressum 53 Kurz vor Schluss / Wagner liest 54 „Ich lese Standpunkte“ – Dr. Hans-Jochen Jaschke 55 Thema Firmenzirkel Projekt- und Prozessmanagement optimieren 14 Face to Face Lena Ströbele und Daniel Friedrich diskutieren Tarifpolitik 36
Feiner
German Naval Yards Kiel will MKS 180
Bundesmarine fertigen. S.
für die
18
42. Traditionstreffen der norddeutschen M+E-Arbeitgeber
Fotos: Shutterstock /
Christian
4 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 5 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Gorodenkoff,
Augustin
Martinsgansessen
Gans digital
Rund 500 Gäste aus Wirtschaft und Politik, Justiz und Wissenschaft. Wegweisende Reden, ein spannender Disput und viele gute Gespräche. Ein festlicher Saal mit fleißigem Service und krossen Gänsen. Eigentlich war alles wie immer bei der 42. NORDMETALL-Martinsgans – und dann doch ganz anders.
Die großen Herausforderungen der Digitalisierung für Gesellschaft und Industrie – dieses Thema hatten sich die M+E-Arbeitgeber im Norden für ihr diesjähriges Traditionstreffen im Hamburger Hotel Grand Elysée gesetzt. NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch gab sich dazu optimistisch: „Wir
norddeutschen Metall- und Elektroarbeitgeber gehen die digitale Zukunft mutig an.“ Es gebe keinen Anlass, vor Künstlicher Intelligenz und Algorithmen zurückzuschrecken, die M+E-Industrie habe schon in den vergangenen Jahrzehnten den Einsatz von Robotern ohne große Verwerfungen gestaltet.
Hamburgs Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda (r.) und NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch.
Marc Hamer (Nordischer Maschinenbau Rud. Baader), Robert Focke (NORDMETALL-Vizepräsident / Nordischer Maschinenbau Rud. Baader), Rüdiger von Hennig (Sogeti Deutschland) (v.l.n.r.).
Stefan Drischmann (Pella Sietas), Dr.-Ing. Klaus Borgschulte (Fr. Lürssen Werft), Beate Diebold und Natallia Dean (beide Pella Sietas), Harald Fassmer (Verband für Schiffbau und Meerestechnik) (v.l.n.r.).
Jana Baum (IW Medien, l.), Ria Schröder (Junge Liberale).
Walter Conrads (NORDMETALL-Stiftung, l.) und Prof. Dr.-Ing. Claus Emmelmann (Fraunhofer-Einrichtung für Additive Produktionstechnologien IAPT).
Sven Warnck (VDI Hamburg, r.), Thorsten Henck (Mankenberg).
Fotos: Christian Augustin, Reimo Schaaf
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Jan Balcke (Airbus Operations, l.), Frank Mueller (Premium Aerotec, Augsburg).
„Wir nehmen Herausforderungen seit jeher an, das prägt unsere Geschichte“, sagte der Rostocker Unternehmer und erntete rundum Zustimmung im vollen Bankett-Saal.
Deutlich weniger optimistisch bewertete Lambusch die Beiträge der Politik zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland: Die Bundesregierung plane trotz des Abschwungs weitere Belastungen für die Industrie, etwa einen Rechtsanspruch auf mobiles
Arbeiten, eine Ausweitung der Mitbestimmung und die Einschränkung der sachgrundlosen Befristung. „Das sind die falschen Rezepte“, warnte Lambusch. Überdies werde die hoch im Kurs stehende Klimapolitik genutzt, um der Industrie neue Lasten und Vorgaben aufzubürden. „Wir brauchen aber keine neuen Steuern auf Produktion und Produkte, da sind wir ohnehin Weltspitze“, rief Lambusch und erhielt kräftigen Beifall. Die Industrie nehme ihre Verant-
Wencke Janz (AWV Jade), Henning Wessels (AWV Jade), Annika Harms (AWV Jade), Tom Nietiedt (Nietied-Gruppe), Jasper Strauß (AWV Jade) (v.l.n.r.).
NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch betonte die gemeinsame Verantwortung der Tarifpartner für eine gelingende Transformation.
Dr.-Ing. Klaus Borgschulte (Fr. Lürssen Werft, l.), Bernd Aufderheide (Hamburg Messe und Congress).
Lena Ströbele (NORDMETALLVerhandlungsführerin, Fr. Lürssen Werft), Daniel Friedrich (Bezirksleiter IG Metall Küste).
Dr. Niki Sarantidou (MINT-EC, l.), Julia Fuamba (Nordischer Maschinenbau Rud. Baader).
Thorsten Beck (Landesarbeitsgericht Bremen, l.), Dr. Peter Schlaffke (NORDMETALL).
Hamburgs Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda analysierte die Folgen der Digitalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft.
Anna-Elisabeth von TreuenfelsFrowein (FDP Hamburg), Thomas Lambusch (NORDMETALL).
Paul Bloem (Meyer Werft), Björn Cleven (MV Werften Wismar), Axel Fiene (Still) (v.l.n.r.).
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Fotos: Christian Augustin, Reimo Schaaf
wortung für eine klimagerechte Neuaufstellung längst an.
Übernahme von Verantwortung mahnte der NORDMETALL-Präsident auch bei der IG Metall Küste an: Dem aus dem Amt scheidenden langjährigen Bezirksleiter Meinhard Geiken dankte Lambusch ausdrücklich für sein Engagement „mit Respekt und auf Augenhöhe“. Er sei sicher, dass Geikens Nachfolger Daniel Friedrich diese Tradition fortführen werde. Die funktionierende Tarifpartnerschaft im Norden werde in der kommenden Verhandlungsrunde allerdings auf eine schwierige Probe gestellt, weil es nach fast zehnjährigem Aufschwung deutlich weniger zu verteilen gebe. Auch angesichts der Digitalisierung müsse man deshalb „gemeinsam weiterdenken“, betonte Thomas Lambusch.
Hamburgs Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda nahm den Ball in seinem Impulsvortrag auf: Die Herausforderungen durch die Digitalisierung seien so groß, dass man sie nur gemeinschaftlich bewältigen könne, „wie im gelungenen Modell der Tarifpartnerschaft“. In der anschließenden Diskussion verwies Michael Schulz, Geschäftsführer Raytheon
Bernd Heiden (Agentur der Wirtschaft, l. ), Meike Stelter (Geschäftsführerin Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau), Bernd Rackow (Geschäftsführer abc Bau).
Prof. Dr.-Ing. Otto von Estorff (Präsident Northern Institute of Technology Management), Prof. Dr.-Ing. Thorsten Schüppstuhl (Technische Universität
Prof.
Dr.
W.
(VDMA Landesverband Nord), Christian Schmoll (TAMSEN MARITIM), Dr.-Ing. Lars Greitsch, (Mecklenburger Metallguss) (v.l.n.r.).
(v.l.n.r.).
Dr. Reiner Piske (Drägerwerk), Nils Sander (Jungheinrich), Steven Anderson (GPE InPlast), Stefan Dräger (Drägerwerk)
Christiane von Åkerman (Fujitsu Technology Solutions, l.), Verena Fritzsche (NIT Northern Institute of Technology Management).
Wolfgang Würst (Ehrenmitglied NORDMETALL-Vorstand, l.), Gerhard Erb (Jastram).
Holsteiner Wirtschaft: Helmut Lucka (HEROSE), Steffi Wieseke-Turk (Metalock Engineering Germany).
Jörg
Mutschler
Hamburg),
Dr.-Ing. Dieter Krause (Technische Universität Hamburg) (v.ln.r.).
Ria Schröder (Junge Liberale), Marco Wagner (Airbus Operations, l.), Dr. Nico Fickinger (NORDMETALL).
Fotos: Christian Augustin, Reimo Schaaf
Michael Thomas Fröhlich (UV Nord), Dr. Thomas Piehler (Philips), Thomas Lambusch (NORDMETALL) (v.l.n.r.).
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Jens Dirk Wohlfeil (Gesamtmetall, l.), Dr. Andreas Dikow (Webasto Thermo & Comfort, AGV NORDVorstand).
Wo der digitale Wandel intensiv gelebt wird: Michael Schulz, Geschäftsführer Raytheon Anschütz, berichtet aus Kiel.
Neuer IG Metall Küste-Bezirksleiter: Daniel Friedrich betonte: Der Schutz der Arbeitnehmerrechte ist gerade im digitalen Zeitalter nötig.
Anschütz in Kiel, auf den veränderten innerbetrieblichen Umgang der Mitarbeiter untereinander, abseits klassischer Hierarchiestrukturen, der sich im Zuge der Arbeit an digitalen Strukturen ergebe. IG Metall Küste-Bezirksleiter Daniel Friedrich forderte deshalb neue Führungskompetenzen bei den Unternehmensleitungen ein. Hamburgs Siemens-Niederlassungsleiterin Sonja Neubert mahnte mehr staatliche Unterstützung für die Cyber Security an: Zwar sei ein Behörden-TÜV für Künstliche Intelligenz und Di-
gitalisierung in allzuständiger Form unnötig, klarere Rahmenbedingungen für die Sicherheit beim Ausbau der Digitalisierung seien aber sehr wohl gefragt.
NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger bat die Gäste danach zum Ausklang des Abends ins Hotelfoyer und resümierte vor den versammelten Spitzen der norddeutschen M+E-Industrie: „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Führung künftig anders funktioniert als bisher. Das Umdenken beginnt im Kopf“. Alexander Luckow
Wie revolutioniert die Digitalisierung Industrie und Gesellschaft? Antworten gaben (v.l.n.r.): Senator Dr. Carsten Brosda (Behörde für Kultur und Medien Hamburg), Daniel Friedrich (IG Metall Küste), Sonja Neubert (Siemens) und Michael Schulz (Raytheon Anschütz) unter Moderation von Alexander Luckow (NORDMETALL, Mitte).
NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer
Dr. Nico Fickinger fasste zusammen: Tarifpolitik ist auch ein Stück Gesellschaftspolitik, die es eigenverantwortlich zu gestalten gilt.
Die digitale Welt als Geschäftsfeld: Sonja Neubert, Sprecherin der Siemens-Niederlassung Hamburg, berichtete von den norddeutschen Projekten des Weltkonzerns.
NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch im Interview mit Hamburg 1.
Die Tarifpartnerschaft als Vorbild: Senator Dr. Carsten Brosda forderte mehr Orientierung auf den Gemeinsinn in der Gesellschaft ein.
Fotos: Christian Augustin, Reimo Schaaf
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Wertvoller
Werkzeugkasten
fürs Projekt- und Prozessmanagement
Der Firmenzirkel von NORDMETALL und das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) unterstützen Verbandsunternehmen bei der Optimierung ihrer betrieblichen Abläufe.
Henning Pflug steht vor einer Herausforderung. Er verantwortet das LEAN-Management bei der Carlisle Construction Materials GmbH in Hamburg-Harburg und will den Produktionsprozess kontinuierlich verbessern. Das Unternehmen, einst als Management-buy-out aus dem Phoenix-Verbund hervorgegangen, ist Europas führender Hersteller für Dach- und Dichtungsbahnen aus dem Synthese-Kautschuk EPDM (Ethylen-PropylenDien-(Monomer)-Kautschuk). Das UV- und witterungsbeständige Material sorgt beispielsweise dafür, dass das Dach des Hamburger Hauptbahnhofs seit mehr als 20 Jahren sicher abgedichtet ist. Manager Pflug ist als Director des Carlisle Operating System Europe damit beschäftigt, die Produktqualität, Liefertreue und Kostenkontrolle aller Produktionsstätten in Europa stetig und systematisch zu optimieren.
„Wir produzieren fünf Marken für den Einsatz auf Flachdach und Fassade, in Gartenteichen und für Garagendächer. Täglich laufen bei uns mehr als 20.000 Quadratmeter Dichtungsbahn vom Band. Deren Qualität ständig auf höchstem Niveau zu gewährleisten, ist unser Ziel.“ Hört sich einfach an, ist in der Praxis aber eine echte Herausforderung. Denn das Material muss gemischt und vulkanisiert werden, um es anschließend zu Bahnen zu walzen. Danach reift es in einem länger dauernden Prozess zum Endprodukt. „Diesen mehrtägig dauernden Vorgang wollen wir so gestalten, dass wir zu jedem Zeitpunkt noch genauere Informationen darüber haben, in welchem Zustand sich das Material befindet und welche Faktoren die Qualität positiv beeinflussen“, erklärt Pflug. Seit mehr als 30 Jahren werden die EPDM-Bahnen nach dem gleichen Prinzip hergestellt, und nahezu genauso lange gibt es eine sogenannte Rollenbegleitkarte, die den Produktionsprozess von Anfang bis Ende begleitet. Auf dieser gelben Karte werden von den Mitarbeitern Faktoren zum Produktionsprozess an verschiedenen Stationen festgehalten. Vieles noch analog – Einträge, die später in den PC übertragen werden.
Fehler reproduzieren, um sie zu vermeiden
„Unser erster Gedanke zur Prozessoptimierung war, die Rollenbegleitkarte zu digitalisieren“, sagt Pflug. Doch schnell stellte sich heraus, dass damit keine echte qualitative Verbesserung hergestellt werden kann. „Nach wie vor ermitteln wir, welche Infos in welcher Frequenz und in welcher Form zum besten Ergebnis führen“, be-
richtet der LEAN-Manager. Pflug möchte kausale Zusammenhänge herstellen, zum Beispiel zwischen bestimmten Produktionsschritten und der Menge des Ausschusses. „Wir wollen Fehler reproduzieren, um sie am Ende vermeiden zu können“, sagt er.
In Absprache mit dem Betriebsleiter entschied er sich, vor Ort die Mitarbeiter des Werks zu betreuen, die das Projekt im NORDMETALL-Firmenzirkel voranbringen. Gemeinsam mit dem Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) in Düsseldorf hatte der Verband die Projektreihe zu Anfang dieses Jahres wieder neu aufgelegt. Innerhalb von vier Modulen erfahren die Teilnehmer, wie sie Verbesserungen planen und vereinbaren können. Dazu gehört die Erfassung relevanter Daten und Fakten ebenso wie die Ursachenforschung bei Abweichungen, die Entwicklung einer Problemlösungsstrategie und die Erfolgskontrolle.
Hohe Kostenersparnisse möglich „Unsere Unternehmen werden wissenschaftlich von den Experten des ifaa unterstützt und beraten“, sagt Alex ander Matthes, der als Fachmann für Arbeitsorganisation bei NORDMETALL die Firmenzirkel-Reihe betreut. „Diese systematische Herangehensweise“, so Matthes weiter, „führt in den Unternehmen im Schnitt zu einer Kostenersparnis, die jährlich im unteren sechsstelligen Bereich liegen kann.“
Nach der Auftaktveranstaltung im Mai dieses Jahres folgten vier Module, verteilt über einen Zeitraum von rund einem halben Jahr. Sieben Unternehmen beteiligten sich mit ganz unterschiedlichen Aufgabenstellungen. Ein Betrieb wollte seine Kostentransparenz in ei-
Fotos: Christian Augustin
Thema
Hat den Optimierungsbedarf erkannt und sucht nach neuen Möglichkeiten der Qualitäts- und Effizienzsteigerung: Carlisle-Manager Henning Pflug.
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Im Showroom von Carlisle Construction: Die Teilnehmer des Firmenzirkels informieren sich über die Eigenschaften der Firmenprodukte.
nem ausgesuchten Produktionsbereich erhöhen, ein anderes Unternehmen brachte die Reduzierung von Rechnungsreklamationen als Aufgabenstellung mit. Auch die Verringerung von Durchlaufzeiten bei der Produktion von Sondermaschinen und die Reduzierung von Energiekosten im Produktionsablauf waren Herausforderungen im Firmenzirkel.
Kostenlose Teilnahme für NORDMETALLMitglieder
Damit niemand „für den Papierkorb“ arbeitet, folgt der Firmenzirkel festen Regularien. „Über die Projekte schließen die teilnehmenden Werk-, Produktionsoder Personalleiter am Anfang des Firmenzirkels mit ihren jeweiligen Geschäftsführern verbindliche Vereinbarungen ab, damit sie die Verbesserungen auch umsetzen dürfen“, erklärt NORDMETALL-Experte Matthes. „Die Teilnahme am Firmenzirkel ist für
NORDMETALL-Mitglieder zwar kostenlos, aber dennoch müssen die Firmen ein Budget für die personellen Ressourcen bereitstellen“, fügt er an. Schließlich sei das halbe Jahr, währenddessen sich die Arbeitsgruppen den Aufgaben widmeten, sehr zeit- und arbeitsintensiv. „Die Unternehmen bilden in der Regel Arbeitsgruppen, müssen Mitarbeiter dafür freistellen und an den Workshops teilnehmen. Das erfordert Zeit und kostet Geld“, betont er.
Nach jedem der vier Workshops, die wechselweise in den jeweiligen Unternehmen stattfinden, gehen die Beteiligten mit neuen Hausaufgaben zurück in ihre Betriebe. Am Ende der jeweiligen Workshop-Reihe sollen möglichst nachhaltige Ergebnisse erreicht werden.
Dazu gibt der Firmenzirkel den Teilnehmern einen in der Praxis erprobten Werkzeugkasten für das Prozessund Projektmanagement an die Hand. Tools sind unter anderem bewährte Verbesserungsmethoden wie Six Sigma, der PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act, eine Methode zur Optimierung des Qualitätsmanagements in Unternehmen) und die REFA-Planungssystematik.
Ganz wichtig aber ist die betriebliche Praxis, deshalb stellt der Austausch der Unternehmen untereinander einen besonderen Mehrwert dar. Darauf weist auch Mathias Witthöft, Fertigungsleiter der WISKA Hoppmann GmbH, hin. Das Unternehmen produziert mit rund 210 Mitarbeitern in Kaltenkirchen Kabeleinführungen, Installationsmaterial, Lichtprodukte und Videoüberwachungssysteme für Handwerk, Industrie und Schiffbau. „Wir können aus dem Firmenzirkel jede Menge methodisches Wissen mitnehmen und es später anwenden. Das ist sehr gut. Fast noch wertvoller aber finde ich den Austausch mit den anderen Unternehmen.
Termine von NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD
Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot.
Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referenten, kurzfristigen Änderungen sowie weitere Termine finden Sie auf unserer Homepage unter www.nordmetall.de/veranstaltungen
14.01.2020 Ikonen Bremen – Podiumsgespräch „Influencer –Was können und machen die eigentlich?“
Kunsthalle Bremen Bremen NMS
16.01.2020 Infoveranstaltung Rechtsprechung der Arbeitsgerichte 2019 Haus der Wirtschaft Hamburg NM / AGV
20.01.2020 Infoveranstaltung Rechtsprechung der Arbeitsgerichte 2019
24.01.2020 Ikonen Bremen – Kunstrausch
NORDMETALL Kiel NM / AGV
ifaa-Leitfaden:
Abläufe verbessern –
Betriebserfolg garantieren
Das Buch zum Firmenzirkel, herausgegeben vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa), unterstützt Führungskräfte und Mitarbeiter bei der Verbesserung be trieblicher Abläufe im Alltag. Alexander Matthes sendet es Ihnen gern kostenfrei zu!
Kontakt:
Alexander Matthes
Tel.: 040 6378-4265
E-Mail: matthes@nordmetall.de
Denn dabei erhält man einen Einblick in deren Problemlösungsstrategien. So etwas finde ich in der Fachliteratur nicht.“ Auch Carlisle-Mann Pflug ist mit Organisation und Inhalten des Firmenzirkels zufrieden.
„Unsere Erwartungen an die Veranstaltung haben sich erfüllt“, resümiert er. Lothar Steckel
Kunsthalle Bremen, Bremen NMS 27.01.2020 Präsidiumssitzung NORDMETALL Haus der Wirtschaft, Hamburg NM 27.01.2020 Vorstand und Tarifpolitischer Ausschuss NORDMETALL Haus der Wirtschaft Hamburg NM 28.01.2020 Infoveranstaltung Manteltarifvertrag I Haus der Wirtschaft, Hamburg NM 29.01.2020 Workshop Digitaler Strukturwandel –Grundlagen und Vorstellung der Modulqualifizierung Digitale Strategie Haus der Wirtschaft Hamburg NM / AGV 30.01.2020 Infoveranstaltung Manteltarifvertrag II Haus der Wirtschaft, Hamburg NM Januar März 03.03.2020 Infoveranstaltung Arbeitskampf NORDMETALL, Schwerin NM 05.03.2020 Infoveranstaltung Arbeitskampf NORDMETALL, Kiel NM 11.03.2020 Infoveranstaltung Arbeitskampf NORDMETALL, Kiel NM 12.03.2020 Netzwerk HR NORDMETALL, Kiel NM / AGV 13./14.03.2020 NORDMETALL CUP Formel 1 in der Schule PhanTechnikum, Wismar NMS 17.03.2020 Infoveranstaltung Arbeitskampf Haus der Wirtschaft, Hamburg NM 04.02.2020 Infoveranstaltung Manteltarifvertrag I NORDMETALL, Kiel NM 06./07.02.2020 Echoraum Transformation Hamburg Media School, Hamburg NM / AGV 06.02.2020 Infoveranstaltung Manteltarifvertrag II NORDMETALL, Kiel NM 7./8.02.2020 NORDMETALL CUP Formel 1 in der Schule Wolfsburg NMS 11.02.2020 Infoveranstaltung Manteltarifvertrag I NORDMETALL, Bremen NM 13.02.2020 Infoveranstaltung Manteltarifvertrag II NORDMETALL, Bremen NM 18.02.2020 Infoveranstaltung bAV und ATZ Haus der Wirtschaft, Hamburg NM / AGV 21./22.02.2020 NORDMETALL CUP Formel 1 in der Schule Hamburg NMS 25./26.02.2020 Offshore-Windsymposium Liebherr-MCCtec, Rostock nwa 26.02.2020 Vorstandssitzung AGV NORD Hell Gravure Systems, Kiel AGV 27.02.2020 Infoveranstaltung ERA Haus der Wirtschaft, Hamburg AGV/NM 28./29.02.2020 NORDMETALL CUP Formel 1 in der Schule Nordakademie NMS Februar TERMINE
Foto: Christian Augustin
16 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 17 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
WISKA Hoppmann-Fertigungsleiter Mathias Witthöft setzt auf den Austausch mit anderen Unternehmen.
VOLLE KRAFT VORAUS AUF NEUEM KURS
Vor acht Jahren entstand aus der traditionsreichen Werft HDW-Gaarden das Unternehmen
German Naval Yards Kiel, das auf den Bau großer Marineschiffe spezialisiert ist.
Wer seine Ausbildung bei German Naval Yards Kiel (GNYK) abschließt, braucht am Ende noch mal Geduld. Denn dann geht es in einen winzigen Aufzug, der für die Aufwärtsfahrt fast zwei Minuten braucht, und die letzten Meter müssen auf einer steilen Treppe zurückgelegt werden. Aber es lohnt sich – wenn man oben angekommen ist, ganz oben auf dem blauen Portalkran der Werft, hat man aus 100 Metern Höhe einen grandiosen Blick auf die Kieler Förde und weit darüber hinaus. Aber das ist noch nicht alles. Denn die Werftleitung hat auf dem Kran, der mit 900 Tonnen Tragkraft der stärkste Portalkran im Ostseeraum ist, eine Lounge einbauen lassen, die in dieser Form wohl weltweit einzigartig ist. Der Raum bietet Platz für 20 Gäste und ist mit einem Kühlschrank, gemütlichen Möbeln und einem großen Monitor ausgestattet. Genau die richtige Location, um
mit Kunden zu sprechen oder erfolgreiche Azubis in besonderem Rahmen zu ehren.
Heiko Landahl-Gette lacht, als er die verblüfften Gesichter seiner Gäste beim Betreten der Lounge sieht. Der Kommunikationschef der Werft kennt den Überraschungseffekt schon, die Reaktion ist immer die gleiche, wenn Besucher auf den Kran kommen. Und Besuch gibt es in letzter Zeit oft, denn das Unternehmen an der Kieler Förde hat große Pläne.
Landahl-Gette: „Wir haben Mitte 2019 unser finales Angebot für den Bau des Mehrzweckkampfschiffs MKS 180 eingereicht, zusammen mit unserem Kooperationpartner ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Damit ist GNYK der einzige verbliebene deutsche Generalunternehmer in dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb des Verteidigungsministeriums.“
Foto: GNYK
Reportage 18 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 19 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Das ist in der Tat überraschend, denn die Ausschreibung ist keine x-beliebige Beschaffungsmaßnahme, sondern der bisher größte Marineauftrag seit Gründung der Bundeswehr. Nach Schätzungen von Fachleuten geht es um ein Volumen von mindestens vier Milliarden Euro.
Impulse für die ganze Branche
Davon würden nicht nur die beiden Kieler Werften profitieren, sondern auch „hunderte von kleineren und mittleren Unternehmen in ganz Deutschland“, so GNYK-Geschäftsführer Jörg Herwig.
Der Werft-Chef erwartet von dem Bau der modernen Fregatte wichtige Impulse für den gesamten deutschen Marineschiffbau. Herwig: „Dieses Projekt ist wichtig für die Innovationskraft der ganzen Branche. Mit dem MKS 180 hätten wir als deutsche Unternehmen die Chance, die Technologieführerschaft im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Zudem könnten tausende von Arbeitsplätzen dauerhaft erhalten werden.“
Attraktiv ist das Projekt auch deshalb, weil nach aktuellem Stand gleich vier Exemplare geliefert werden sollen. German Naval Yards Kiel plant, die Entwicklung, die Konstruktion und den eigentlichen Bau der Schiffe in Deutschland durchzuführen.
Für dieses anspruchsvolle Vorhaben sieht sich das Unternehmen an der Kieler Förde gut gerüstet. Die Werft, die rund 500 Beschäftigte und eine Ausbildungsquote von rund fünf Prozent hat, verfügt nach Herwigs Angaben über eine erstklassige Infrastruktur und die notwendige Expertise, um technologisch hochkomplexe Marineschiffe zu bauen.
Außerdem sei GNYK in der Lage, mehrere große Schiffe gleichzeitig zu reparieren. Auch die geografische Lage spricht nach Einschätzung des Geschäftsführers für das Kieler Unternehmen, denn eine funktionierende Werftinfrastruktur an der Ostsee sei für Einsätze und militärische Übungen der NATO sicherheitspolitisch von hoher Bedeutung.
German Naval Yards Kiel entstand aus dem Überwasserschiffbau der Werft HDW, die lange Deutschlands größter Schiffbauer war. Heiko Landahl-Gette: „Wir haben hier auch Mitarbeiter, die bereits in der dritten Generation auf der Werft sind. Dabei verknüpfen wir diese große Expertise mit kurzen Entscheidungswegen – fast wie in einem Star-tup-Unternehmen.“
Gemeinsam mit den Schwesterbetrieben Nobiskrug in Rendsburg und Lindenau in Kiel bildet GNYK einen Werftenverbund, der in Deutschland über 1.000 Arbeitskräfte beschäftigt. Einer von ihnen ist Reinhard Krüger, der 2017 bei den Kielern anheuerte und in der Untergruppenfertigung arbeitet. Der 58-Jährige ist ein alter Hase, er hat viel gesehen und war zwölf Jahre lang als Bauaufsicht auf einer koreanischen Werft tätig.
„Die Dimensionen dort sind unglaublich“, erzählt er.
„Ein Betrieb mit schätzungsweise 30.000 Mitarbeitern, die im Schnitt ein Schiff pro Woche abliefern. Da werden die Frachter wie aus riesigen Legosteinen zusammengesetzt.“
Komplette Klinik an Bord: Das integrierte Rettungszentrum ist als festes Deckshaus konzipiert.
Heiko Landahl-Gette nickt. „Die Dimensionen bei uns in Kiel sind natürlich etwas andere, aber mit unserer Großblockbauweise setzen wir auf ein ähnliches Konzept und sind dadurch besonders effizient.“
Rettungszentrum für Marineschiff
Ein weiteres Kooperationsvorhaben ist das neue Projekt von GNYK. Die Werft baut für die Bundesmarine gemeinsam mit Projektpartner Zeppelin Mobile Systeme ein integriertes Marineeinsatz-Rettungszentrum (iMERZ) mit Laboren, Operations- und Behandlungsräumen. Es soll nach der Fertigstellung als festes Deckshaus auf den Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ gesetzt werden. Clemens von Frentz
Fotos oben: Christian Augustin Grafik und Foto unten: GNYK
Anspruchsvoller Auftrag: In Kiel entsteht der Rumpf für ein Megajacht-Projekt der Schwesterwerft Nobiskrug.
Alter Hase: Reinhard Krüger war vor seiner Zeit bei German Naval Yards Kiel unter anderem zwölf Jahre lang auf einer koreanischen Werft des Hyundai-Konzerns tätig.
Kommunikator: Heiko Landahl-Gette auf dem 100 Meter hohen Portalkran von German Naval Yards Kiel.
Attraktiver Arbeitgeber: Aktuell hat das Unternehmen an der Kieler Förde rund 500 Beschäftigte und eine Ausbildungsquote von rund fünf Prozent.
20 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Starke Pressepräsenz im Herbst: Porträts von Lena Ströbele in „Hamburger Abendblatt“ und „Weser-Kurier“, ein Interview der Tarif-Verhandlungsführerin im Bremer Regionalblatt und ein Gespräch mit NORDMETALL-Präsident
Neue Lage: Weiterdenken!
Thomas Lambusch in der Rostocker „Ostsee-Zeitung“.
Nach 27 Monaten läuft der geltende Flächentarifvertrag Ende März 2020 aus. Die wirtschaftliche, die weltpolitische und die gesellschaftliche Lage haben sich seit Unterzeichnung Anfang 2018 massiv verändert: Jetzt heißt es weiterdenken!
Geschäftslage
NORDMETALL-Tarif-Verhandlungsführerin Lena Ströbele betonte es in den vergangenen Wochen im Weser-Kurier gleich zweimal und sagte es auch dem Hamburger Abendblatt. NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch übermittelte die Botschaft via Ostsee-Zeitung: „Um (…) Strukturwandel und die Digitalisierung zu bewältigen, müssen die Unternehmen beweglich sein und schnell reagieren können, sie müssen vorausschauend planen und in Transformation investieren. Deshalb brauchen wir mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung, beim Arbeitszeitvolumen. Gleichzeitig muss der Flächentarifvertrag verständlicher und leichter handhabbar werden, besonders für Mittelständler.“ (s. Zeitungsauschnitte r.)
Geschäftslage
Wir beurteilen unsere Geschä slage gegenwärtig als:
Wir beurteilen unsere Geschäftslage gegenwärtig als:
Änderung zum Frühjahr 2019:
Die Ansätze aus der Tarifrunde 2017/2018 weiterdenken, in einem gemeinschaftlichen Prozess der Tarifpartner, möglichst „ohne die Rituale des 19. Jahrhunderts“ (Lena Ströbele), die sich aus der über 150 Jahre alten Tradition der Arbeitskämpfe speisen – das ist der Appell der Metall- und Elektroarbeitgeber an Gewerkschaften und Öffentlichkeit. Eine entsprechende Motiv-Kampagne unter dem Slogan „Zusammen weiterdenken“ (s. oben) startet zum Jahreswechsel deutschlandweit im Netz und in den Medien der M+E-Verbände. Dass schon angesichts der absehbar hohen Transformationskosten Maß und Mitte in den kommenden Tarifverhandlungen eine besondere Rolle spielen müssen, liegt auf der Hand. Schließlich sollen und wollen die Betriebe diesen Prozess mit ihren Mitarbeitern nach eigenen Anforderungen gestalten, möglichst ohne Reglementierungen. Dass die einbrechende Konjunktur die Notwendigkeit geringerer Lohnzuwächse verstärkt, bestätigt die Herbst-Konjunkturumfrage von NORDME-
TALL und AGV NORD, an der 161 Betriebe mit rund 112.000 Beschäftigten teilnahmen. NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch stellte die Zahlen Ende November in Hamburg vor.
Danach verschlechtert sich die Einschätzung der gegenwärtigen Geschäftslage unter den norddeutschen M+E-Betrieben zum dritten Mal in Folge und sinkt auf das niedrigste Niveau seit zehn Jahren: Knapp 40 Prozent der Unternehmen bewerten sie als unbefriedigend oder schlecht. Der Trend zieht sich von Maschinen- und Schiffbau bis zu den Metallerzeugern durch, nur die Elektrotechnik-Branche bleibt verhalten optimistisch.
Foto: Shutterstock / Gorodenkoff, Illustration: Maren Spreemann
Verband
80 % 50 % 0 % 20 0 7 2008 2009 2010 2011 2012 2013 20 1 4 2015 2016 20 1 7 2018 2019 gut befriedigend unbefriedigend
- 9 % + 12 % - 12 % + 8 %
schlecht
Quelle: NORDMETALL 2019, Grafik: Maren Spreemann
Die Metall- und
–
Lage
10 Jahren! 22 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 23 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Elektroindustrie in der Rezession
schlechteste
seit
Branchen
Branchen
Standort Deutschland
Wir beurteilen unsere Geschä slage gegenwärtig als „gut“:
Wir beurteilen unsere Geschäftslage gegenwärtig als „gut“:
Standort Deutschland
Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland hat sich in den letzten 6 Monaten:
Die Attraktivität des Wirtscha sstandorts hat sich in den letzten 6 Monaten:
Prognose
Prognose
Unsere Geschä slage entwickelt sich im nächsten halben Jahr:
Unsere Geschäftslage entwickelt sich im nächsten halben Jahr:
Jeder 3. Betrieb blickt pessimistisch in die Zukunft.
verbessert nicht verändert verschlechtert
Quelle: NORDMETALL 2019, Grafik: Maren Spreemann
Die Attraktivität Deutschlands verschlechtert sich rapide.
Dementsprechend hat die Investitionsneigung der norddeutschen M+E-Betriebe stark nachgelassen: Nur noch 18 Prozent wollen dafür im Vergleich zum Vorjahr Geld in die Hand nehmen, 26 Prozent planen dies nicht. Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren wollen mehr Firmen die Mitarbeiterzahl reduzieren als ausbauen. Der Verlagerungsdruck bleibt unter den NORDMETALLund AGV-Firmen hoch: 19 Prozent denken über neue Standorte im Ausland nach.
verbessert nicht verändert verschlechtert
Quelle: NORDMETALL 2019, Grafik: Maren Spreemann
Für die kommenden sechs Monate beurteilt über alle norddeutschen M+E-Branchen hinweg ein Drittel aller Firmen die Geschäftsaussichten als schlecht. Das entspricht einer Verdreifachung gegenüber dem Herbst vorigen Jahres. Einen Auftragsbestand von nur noch zwei Monaten verzeichnet gleichfalls ein Drittel aller Unternehmen. 41 Prozent beklagen, dass die Attraktivität des
Wirtschaftsstandorts Deutschland im letzten halben Jahr abgenommen habe – der höchste Wert seit fast fünf Jahren. Als erschwerende Wirtschaftsfaktoren werden von jeweils 76 Prozent die Arbeitskosten und die internationale Politik genannt. Die Sorge über die unsichere internationale Lage hat dabei binnen Jahresfrist um gut 20 Prozent zugenommen.
Der Druck, den Industriestandort Norddeutschland attraktiver zu machen, wird nach diesen Zahlen weiter steigen. NORDMETALL-Verhandlungsführerin Lena Ströbele formulierte dazu gegenüber dem Weser-Kurier einen klaren Anspruch: „Wer Industrie 4.0 in Deutschland mit einem attraktiven Flächentarifvertrag gestalten will, der muss moderne Arbeit 4.0 organisieren –ohne starre Korsetts des 19. Jahrhunderts, aber mit den flexiblen, handhabbaren Strukturen von morgen. Nur das sichert Deutschland auch den Wohlstand 4.0 im 21. Jahrhundert.“ Alexander Luckow
Tarifpartnergipfel:
In der Standpunkte-TV-Ausgabe von Ende Oktober wurde Tarifpolitik auf höchster Ebene verhandelt: NORDMETALLVerhandlungsführerin Lena Ströbele und NORDMETALLPräsident Thomas Lambusch trafen auf den neuen IG Metall Küste-Bezirksleiter Daniel Friedrich (r.). Standpunkte TV ist auch auf www.nordmetall.de oder YouTube abrufbar.
Foto: Christian Augustin
t s b r e H r h a h ü r F t s b r e H r h a h ü r F t s b r e H r h a h ü r F t s b r e H r h a h ü r F t s b r e H r h a h ü r F t s b r e H r h a h ü r F t s b r e H t s b r e H r h a h ü r F 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 70 % 50 % 0 % Maschinenbau Elekt otechnik Metallerzeugung Gießereien Herst von Metallerzeugnissen
Quelle: NORDMETALL
2019, Grafik: Maren Spreemann
Allgemeiner Absturz der Geschäftslage.
Frühjahr Herbst 2019 Frühjahr Herbst 2018 Frühjahr Herbst 2017 Frühjahr Herbst 2016 Frühjahr Herbst 2015 100 % 50 % 0 % 26 70 4 26 72 2 38 60 2 25 71 5 18 80 1 15 83 2 26 73 1 28 69 3 30 70 1 41 57 3
Frühjahr Herbst Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst 2016 2017 2018 2019 100 % 50 % 0 % 15 68 18 12 58 30 8 66 26 8 67 24 10 70 19 19 66 15 33 53 14
Illustrationen: Maren Spreemann 24 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 25 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Gemeinsam nach vorn
Seit 15 Jahren unterstützt sie Projekte im ganzen Norden: Die NORDMETALLStiftung hat nun ihr großes Netzwerk anlässlich eines Geburtstags geschickt zusammengeführt. Mit Erfolg – auch medial.
Heide Soltau nimmt sich Zeit. Die erfahrene Hörfunkjournalistin weiß, worauf es ankommt, wenn aus einem komplizierten Thema eine gute Reportage werden soll. Mit ihrem kleinen Puschelmikrofon und einem handlichen Aufnahmegerät begleitet sie eine Führung durch die Hamburger Kunsthalle. Die rund zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die an diesem Tag in vier Gruppen durch das von der NORDMETALL-Stiftung ermöglichte Transparente Museum geleitet werden, sind geistig und teils auch körperlich behindert. Es ist das erste Mal, dass die Kunsthalle eine Führung speziell für Menschen mit psychischen Einschränkungen anbietet.
Die Idee dazu ist Anfang des Jahres während eines Treffens im Haus der Wirtschaft entstanden. Zum zweiten Mal hatte die NORDMETALL-Stiftung alle Öffentlichkeitsarbeiter der von ihr geförderten Projekte zum Austausch nach Hamburg geladen. Gemeinsam entwickel-
ten sie Ideen, um den europaweiten Tag der Stiftungen am 01. Oktober im Geburtstagsjahr der NORDMETALLStiftung mit ein paar besonderen Aktionen zu feiern.
Initiativen verbinden Herausgekommen sind unter anderem ein gemeinsames Webinar der Online-Beratungsinitiativen JUUUPORT und Digitale Helden mit fast 50 Teilnehmenden, eine Übersichtskarte von MINTKids MV zu „forschenden Kitas“ in Mecklenburg-Vorpommern, die allein am Aktionstag mehr als siebzig Mal im Web aufgerufen wurde, und eine von Jugendlichen gestaltete Radiosendung auf Oldenburg eins. Die MINIPHÄNOMENTA war mit zwei Schulklassen im Haus der Wirtschaft zu Gast und der NORDMETALL Cup präsentierte gemeinsam mit der Hochschule Stralsund den neuen Elektroantrieb seiner Miniatur-Rennwagen im Schulzentrum am
Premiere in der Kunsthalle: Erstmals erkunden Menschen mit Behinderung das Transparente Museum und gestalten im Atelier eine eigene Kunstaktion. Mit dabei, die NDR-Journalistin Heide Soltau (großes Foto l.).
Sund. An den Führungen durch das Transparente Museum beteiligten sich außer der NORDMETALL-Stiftung und der Hamburger Kunsthalle auch die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) mit ihren alsterdorf assistenzen ost und west.
„Als Stiftung mit 15 Jahren Erfahrung verfügen wir über große Netzwerke in den Bereichen Bildung und Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur“, sagt NORDMETALL-Stiftungsgeschäftsführerin Kirsten Wagner. Dieses Pfund möchte sie gezielt heben. Deshalb regen sie und ihr Team die verschiedenen Partner der Stiftung immer wieder zur bereichsübergreifenden Kooperation an. Die Aktionen zum Tag der Stiftungen sind dafür nur ein Beispiel. Ein weiteres ist das Projekt „15 Jahre – 15 Festivals“, das die Stiftung anlässlich ihres 15. Geburtstags initiiert hat. 15 Klassikfestivals im Norden haben sich dafür zusammengeschlossen, um mit ihren Projekten Jugendliche dazu einzuladen, sich an kulturellen Produktionsprozessen zu beteiligen.
Wirkung multiplizieren
„Kooperationen multiplizieren die Wirksamkeit von Projekten“, ist Kirsten Wagner überzeugt. Jeder Partner bringt unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen mit ein. Sie kommen dem Konzept und letztlich den Geförderten zugute. Und: „Auch die Öffentlichkeits-
arbeit der beteiligten Partner profitiert von einem Zusammenschluss“, berichtet Wagner. So konnte die NORDMETALL-Stiftung nicht nur NDR-Journalistin Heide Soltau für eine Reportage gewinnen. Auch Peter Wenig, Sozialexperte des Hamburger Abendblatts, widmete im März 2019 fast eine ganze Zeitungsseite der Sozialrauminitiative Q8, in der die NORDMETALL-Stiftung und die ESA seit 2011 zusammenarbeiten. Hinzu kommen unzählige Nennungen, Likes und Retweets in den sozialen Medien. „Durch die digitale Begleitung unserer Aktionen haben wir allein am 01. Oktober ein Drittel unserer sonst üblichen monatlichen Impressions auf Twitter erzielt“, sagt Birte Bühnen, Referentin Kommunikation der NORDMETALL-Stiftung. „Was wir offline verstärkt tun, spiegelt also auch unser Twitter-Kanal wider.“ Kooperation und Vernetzung spielen für Wagner und ihr Team eine immer größere Rolle – digital und real. BiB
Berichtenswert: Dr. Nico Fickinger (r.) im Interview mit Hamburg 1, während die MINIPHÄNOMENTA im Haus der Wirtschaft zu Gast ist. Das Abendblatt berichtet ausführlich über das Sozialraumprojekt Q8 und über 15 Jahre NORDMETALLStiftung (unten).
Fotos: Christian Augustin, Foto unten links: YOUUUPORT e. V.
26 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 27 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Scouts on air: Jugendliche Online-Berater stehen in der Live-Sendung „Junge Szene“ des Radiosenders oeins Rede und Antwort. Begleitet werden sie von Medienpädagogin Christina ter Glane (l.).
Menschen und Meldungen
Rettungsübung
Rekordkurs
Die Elmshorner Nordakademie und ihre Hamburger Graduate School beenden das Jahr mit neuen Rekorden. Aktuell sind mehr als 1.000 Teilnehmende in einem der elf Masterstudiengänge an der Graduate School eingeschrieben. So viel Erfolg braucht Platz und so gehört nun auch die 6. Etage im bekannten Hamburger Dockland zur Graduate School. Gleichzeitig wurde mit 501 neuen Studierenden erstmals die 500er-Marke bei den Neuaufnahmen in den fünf dualen Bachelorstudiengängen übersprungen. „Ich bin davon überzeugt, dass die Erfolgsgeschichte noch lange kein Ende hat“, sagte das neue Nordakademie-Vorstandsmitglied Lars Binckebanck
Rund 120 Feuerwehrleute und Rettungskräfte haben auf dem Gelände der Rendsburger Nobiskrug Werft das Szenario einer Explosion und eines Brandes in der Werkshalle geübt. Die Besonderheit: Sie wussten nicht, dass es nur eine Übung ist. „Eine solche Alarmübung unterstützen wir immer sehr gerne“, erklärt Sigurd Gnädinger, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Nobiskrug, „denn wir freuen uns, damit einen nachhaltigen Beitrag für die Gemeinschaft leisten zu können. Aber auch wir als Werft, allen voran unsere Bereiche Arbeitssicherheit und Brandschutz, profitieren maßgeblich davon.“ DJ
Jugendliche gründen Airline
20 Schülerinnen und Schüler aus Hamburg haben bei der „Flying Challenge” der Airbus-Stiftung fiktive eigene Airlines gegründet. In den nächsten sechs Monaten beschäftigen sie sich gemeinsam mit 15 Airbus-Mitarbeitern mit den Grundprinzipien des Fliegens, dem Funktionieren eines Flughafens, mit Nachhaltigkeit
und Kabinenentwicklung, Kundenwünschen und Innovation. Ziel des Mentoringprogramms ist es, Jugendliche in schwierigen schulischen Phasen zu motivieren, soziale Kompetenzen sowie Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeit zu fördern und sie für die Luft- und Raumfahrt zu begeistern. DJ
Windparkwartung mit Bibby
DJ
Medizintechnik made in M-V
Der Medizintechnikhersteller Cortronik wächst kräftig und konnte mit dem mecklenburg-vorpommerischen Wirtschaftsminister Harry Glawe Richtfest für einen dreistöckigen Erweiterungsbau feiern. „Mit dem Erweiterungsbau können Kapazitäten gebündelt und unsere technologische Basis in M-V gestärkt werden“, freut sich Cortronik-Geschäftsführer Dr. Carsten Momma . Die zusätzliche Fläche von rund 2.000 qm bietet 120 Verwaltungsmitarbeitern Platz, die dadurch entstandene freie Fläche im Hauptgebäude dient zur Erweiterung der Produktion. „Die Cortronik GmbH hat eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Die in Rostock entwickelte und produzierte Medizintechnik erobert weltweite Märkte und schafft so Industriearbeitsplätze im Land“, lobte Minister Glawe. DJ
Mit dem 90 Meter langen, hoch technologisierten Spezialschiff Bibby Wavemaster Horizon gewährleisten Siemens Gamesa und EnBW zukünftig den reibungslosen Betrieb sowie die Wartung zweier großer deutscher Windparks in der Nordsee. „Offshore-Windenergie liefert verlässlich sauberen Strom für Millionen Haushalte“, so Marc Becker, Geschäftsführer Siemens Gamesa Renewable Energy, bei der Indienststellung des Serviceschiffs im Hamburger Hafen. „Das Schiff ist großartig“, lobte der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann , „Für mich ist klar: Wirksamer Klimaschutz und das Gelingen der Energiewende sind abhängig von Innovationen und technischen Lösungen.“ DJ
Fotos: Cortronik, Nobiskrug GmbH, Ulrich Schaarschmidt Fotos: Siemens Gamesa, Airbus 28 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 29 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Folge 27: Marcel Christmann
Unser Mann für Bremerhaven
Seit 2010 leitet der gebürtige Hesse
Marcel Christmann
die NORDMETALLGeschäftsstelle in Deutschlands größter Stadt an der Nordseeküste.
Bewegung spielt im Leben von Marcel Christmann eine wichtige Rolle. Regelmäßig joggt der Leiter der NORDMETALL-Geschäftsstelle Bremerhaven 20 Kilometer am Stück. Einen langen Atem beweist der 50-jährige Familienvater aber auch im Beruf: Seit 1998 ist Christmann bei den Unternehmensverbänden im Lande Bremen e. V. (UVHB) beschäftigt.
„Die UVHB sind eine Landesvereinigung mit 22 Mitgliedsverbänden, die wir von Bremen und Bremerhaven aus teilweise in Personalunion betreuen“, sagt Christmann. „Man ist also ständig in unterschiedlichen Branchen unterwegs.“
Das ist der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht mittlerweile in verschiedenen Funktionen: als Geschäftsführer für den Landesverband Druck und Medien Bremen (seit 2003), für den Arbeitgeberverband Bremerhaven (seit 2010), seit 2012 für die UVHB und seit 2015, gemeinsam mit Rechtsanwalt Stephan Kallhoff, für nordwindaktiv e. V., einen Zusammenschluss von sieben Arbeitgeberverbänden im Norden, die sich für die arbeitsrechtlichen Belange der Windenergie-Branche einsetzen.
Christmann ist zuversichtlich, trotz der Rückschläge, die die Branche zu verkraften
hat: „Die Windkraft-Branche entwickelt sich weiter – und mit ihr der spezielle personalwirtschaftliche Anforderungskatalog dieses Wirtschaftszweiges.“
Seiner Passion, dem Arbeitsrecht, ist Christmann von Anfang an treu geblieben. „Arbeitsrecht ist äußerst lebendig, weil es wie kein anderes Rechstgebiet von der aktuellen Rechtsprechung geprägt wird. Unser Arbeitsrecht ist dadurch ständig in Bewegung“, sagt der Fachanwalt. Zum Arbeitsrecht hat sich schnell eine zweite Vorliebe gesellt: Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg absolvierte Christmann sein Referendariat unter anderem bei Chemie Rheinland. Spätestens da stand für den jungen Hessen fest, sein berufliches Glück bei einem Arbeitgeberverband zu suchen: „Auf Arbeitgeberseite lässt sich vieles aktiv gestalten“, sagt Christmann. Bewegung fasziniert. BiB
Kontakt für
Mitglieder:
Marcel Christmann
Tel.: 0471 26031
E-Mail: mchristmann@uvhb.de
WIR FÜR SIE
2019 Digitalisierung im verarbeitenden Gewerbe Steigende Zahl betrieblicher Projekte Digitalisierungsvorhaben in den kommenden zwei Jahren % 0 20 40 60 80 100 2017 2018 2019 Ja Noch nicht entschieden Nein Hemmnisse bei der Digitalisierung % Qualität der Internetverbindung 25 Geeignete Finanzierungsmöglichkeiten 8 Keine Hemmnisse 9 0 20 40 48 Anforderungen an Datensicherheit / Datenschutz 46 Umstellung der bestehenden IT-Systeme 43 Anpassung der Unternehmens- / Arbeitsorganisation 41 30 IT-Know-how ist gefragt Funktionsbereiche, die digitalisiert werden Schwerpunkt im gewerblichen Bereich % 65 Vertrieb 59 Verwaltung 59 Verknüpfung der IT zwischen Funktionsbereichen 56 Finanz- und Rechnungswesen 25 Forschung und Entwicklung 0 20 40 60 80 Produktion 77 71 Verfügbarkeit von IT-Kompetenzen und -Fachkrä en Illustration: Maren Spreemann
Quelle: KfW-Unternehmensbefragung
GRAFIK DES MONATS 30 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 31 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Michael Bahlo
Folge 60: Global Mobility
Mitarbeiter ins Ausland entsenden, aber wie?
16.500 Euro, so viel hat ein Mitarbeiter der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie im ersten Quartal 2019 durchschnittlich im Ausland erwirtschaftet. Insgesamt lag der M+E-Auslandsumsatz im Norden Anfang des Jahres laut „Nordradar“ bei 14.065 Millionen Euro. Viel Geld, für das die Unternehmen immer mehr bürokratische Hürden überwinden und Rechtsunsicherheiten in Kauf nehmen müssen: Selbst für Auslandsaufenthalte von wenigen Stunden müssen Arbeitgeber sozialversicherungsrelevante Bescheinigungen vorlegen, Meldepflichten erfüllen und die Arbeitsbedingungen sowie Entgeltregelungen des jeweiligen Ziellandes beachten. Anton Bauch, bei NORDMETALL e. V. Experte für Global Mobility, betont: „Der internationale Personaleinsatz ist für unsere Branche keine Randnotiz, sondern ein sehr komplexes Tagesgeschäft mit hohen Fehlerquellen und Haftungsrisiken.“
Nun verschärft sich die Lage einmal mehr: 2018 hat das EU-Parlament eine neue Entsende-Richtlinie verabschiedet, die den Arbeitgebern weitere Pflichten auferlegt. Bis Juli 2020 muss die Richtlinie in nationales Recht überführt worden sein. Für Unternehmen, die Mitarbeiter ins Ausland entsenden, bedeutet das beispielsweise, ihre Angestellten künftig nach den allgemeinverbindlichen Tarifverträgen des jeweiligen Ziellandes zu entlohnen. Bislang reichte es aus, die geltenden gesetzlichen Mindestlöhne zu beachten. „Diese Entwicklung ist der bürokratische Overkill“, sagt Bauch.
NORDMETALL bietet seinen Mitgliedsunternehmen deshalb passgenaue Informations- und Beratungsleistungen an, etwa zum Vertragsmanagement, zum Sozialversicherungsrecht, aber auch zum Ausländerbeschäftigungsrecht. Denn angesichts des Fachkräftemangels wird auch die Einstellung von Mitarbeitern aus Drittstaaten für hiesige Unternehmen immer wichtiger.
Zudem verfügt NORDMETALL über ein belastbares Netzwerk aus europäischen Verbänden wie dem Dachverband der Technologie- und Industrie-Arbeitgeber CEEMET und BusinessEurope. Darüber hinaus ist NORDMETALL eingebunden in internationale Arbeitgeberorganisationen wie die International Organisation of Employers (IOE). „Das verschafft uns Zugang zu umfassenden Informationen aus dem jeweiligen Zielland – schnell und unmittelbar“, sagt Bauch.
Für das erste Quartal 2020 plant der Syndikusrechtsanwalt eine Informationsveranstaltung zur Umsetzung der neuen Entsenderichtlinie und zu den Meldepflichten in Europa. BiB
Kontakt:
Weitere Informationen bei
Anton Bauch
Tel.: 040 6378-4227
E-Mail: bauch@nordmetall.de
WIRTSCHAFTSZITAT
Franz Kafka, Schriftsteller (*1883 – †
„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“
1924)
MEHRWERT VERBAND
Foto: imago
32 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 33 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Shutterstock, Jim Barber
Neuer Nachwuchs-Rekord bei Airbus
Das Jahr 2019 lief gut für Airbus, auch in Sachen Nachwuchs-Arbeit: Insgesamt begannen 318 Auszubildende und duale Studenten ihre Berufsausbildung an den vier norddeutschen Standorten des Flugzeugbauers – so viele wie nie zuvor. In Hamburg, dem größten deutschen Airbus-Werk, waren es 224 Azubis und Studierende, in Bremen 46, in Stade 43 und in Buxtehude fünf. Alles in allem absolvieren derzeit 974 junge Menschen ihre Ausbildung oder ihr duales Studium bei Airbus im Norden. Die meisten Ausbildungsplätze – insgesamt 95 – gibt es für Fluggerätmechaniker. Weitere Fachrichtungen sind Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik und Fluggerätelektroniker. Neu hinzugekommen sind die Masterstudiengänge Maschinenbau mit Flugzeug-Systemtechnik sowie Maschinenbau mit Luft- und Raumfahrttechnik für insgesamt 17 dual Studierende. CvF
Foto: Airbus/Beatrice Krol 34 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Daniel Friedrich
… stammt aus Köln, lernte dort Industriemechaniker und arbeitete bei Linde, bevor er 1998 bei der IG Metall in Hamburg-Bergedorf als Gewerkschaftssekretär anfing. 2002 wechselte er in die Bezirksleitung Küste, zunächst als Pressesprecher und Jugendsekretär, später leitete er dort die Tarifpolitik. Seit 2015 wirkte er als IG MetallGeschäftsführer Lübeck-Wismar, seit dem 1. Dezember 2019 führt er den Bezirk Küste.
Zwei Menschen, zwei Sichtweisen: Die im Frühjahr zur NORDMETALL-Tarifverhandlungsführerin gewählte Lena Ströbele (36), Geschäftsführerin der Fr. Lürssen Werft, und Daniel Friedrich (44), seit dem 1. Dezember Bezirksleiter der IG Metall Küste, diskutierten am Rande einer Standpunkte TVAufzeichnung über Tarifpolitik.
Standpunkte: Frau Ströbele, NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch hat nach acht Jahren als Vorsitzender des tarifpolitischen Ausschusses der norddeutschen M+E-Arbeitgeber dieses Amt an Sie übergeben. Was sind Ihre Erwartungshaltungen an die nächste Tarifrunde?
Ströbele: Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe, weil sie meinem Naturell entspricht, relevante Themen mitgestalten zu wollen. Aus der Erfahrung als einfaches Mitglied des tarifpolitischen Ausschusses weiß ich: Wir haben mit der IG Metall im Norden ein grundsätzlich gutes Verhältnis, intensiv und durchaus auch kontrovers kritisch und mit Klarheit in der Sache, aber immer res-
pektvoll im persönlichen Umgang. Das sollte so bleiben. Gleichzeitig müssen wir nun gemeinsam ganz grundsätzlich weiterdenken: Digitalisierung und Globalisierung gehen rasant weiter, die wirtschaftliche Lage trübt sich erheblich ein, und die politischen Rahmenbedingungen sind weder in Berlin noch in der Welt hilfreich. In solchen Zeiten müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Wir machen Tarifabschlüsse für unsere Mitarbeiter und Betriebe, für die Sicherung der Arbeitsplätze, für den Erhalt unserer Industrie. Das müssen wir in einer stärkeren Kultur des Miteinanders angehen.
Standpunkte: Herr Friedrich, nach vier Jahren an der Spitze der IG Metall Lübeck-Wismar übernehmen Sie nun die Bezirksleitung der IG Metall Küste von Meinhard Geiken. Kurz nach dem Gewerkschaftstag im Oktober und vor der nächsten Tarifrunde im Frühjahr 2020 – was sind Ihre Pläne?
Friedrich: Ich teile die grundsätzliche Einschätzung von Frau Ströbele: Wir schließen Tarifverträge, damit sie den Menschen und den Firmen helfen. Die Umwandlungsmöglichkeit aus dem Tarifvertrag 2018 hat sich auch aus meiner Sicht bewährt. Wir haben erstmals die Möglichkeit geschaffen, dass Beschäftigte sich aussuchen können, ob sie lieber Geld oder freie Tage haben wollen. Das ist sehr positiv in unserer Mitgliedschaft angekommen. Das müssen wir fortsetzen, solche Ideen weiterentwickeln.
Lena Ströbele
… wurde in Freiburg im Breisgau geboren und absolvierte ein duales BWL-Studium an der damaligen Berufsakademie Lörrach. Beim Schweizer Pharmakonzern Roche wirkte sie an den Standorten Grenzach, Mannheim und Penzberg im Personalbereich, bevor sie in die M+E-Industrie zu Kraftanlagen München wechselte. Ende 2014 ging sie als Personalchefin zur Fr. Lürssen Werft nach Bremen, seit Anfang 2019 zeichnet Lena Ströbele dort als Geschäftsführerin.
Fotos: Christian Augustin 36 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 37 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Was die Herausforderungen der Digitalisierung und Globalisierung angeht: Die sind sehr verschieden in den Branchen und den Betrieben, aber sie sind da. Die Beschäftigten dürfen dabei nicht verloren gehen. Auch die IG Metall will sich neu aufstellen und noch stärker vom Betrieb aus denken.
Standpunkte: Neu denken, weiterdenken – das klingt gut, bedarf aber doch einer Bestandsaufnahme. Hat sich die Flexibilisierung im laufenden Tarifvertrag – darunter auch der sogenannte T-Zug – in vollem Umfang bewährt?
Ströbele: Ja, von der grundsätzlichen Idee –mehr Flexibilität in jede Richtung – schon. Wir haben uns passgenauer auf die individuellen Lebensbedürfnisse der Mitarbeiter eingelassen. Und für die Unternehmen gibt es erstmals die Möglichkeit, das Arbeitszeitvolumen auch nach oben auszudehnen. Die Handhabbarkeit der Regelungen ist aber nicht ausreichend, manche Betriebe mussten erst mal die Personalabteilung aufstocken, um das zu managen. Das kann es nicht sein, wir müssen das vereinfachen. Und die IG Metall hat nicht überall ausreichend klargemacht, dass Arbeitszeitverringerung kein einseitiger Anspruch ist, sondern im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber geregelt wird.
Schließlich muss die Arbeit gemacht werden, und es ist ja nicht so, dass Sie so einfach
für sechs oder acht zusätzliche freie Tage punktuell jemanden in den Betrieb reinholen können.
Friedrich: Ja, Frau Ströbele, das mag sein. Aber es gibt auch Beispiele, in denen Betriebe die Arbeitszeitflexibilisierung rundweg abgelehnt haben und wir uns am Schluss vor Gericht getroffen haben. Da ist die Kultur des Miteinanders entwicklungsbedürftig. Aber wir sollten wegen gelegentlicher Anfangsschwierigkeiten in der Umsetzung nicht den grundsätzlich guten Ansatz der Flexibilisierung kaputtreden, der hat sich bewährt. Wir sollten jetzt gemeinsam den Weg der Optimierung beschreiten.
Ströbele: Optimierung ist das richtige Stichwort: Wir haben im Lauf der Zeit mit den Flächentarifverträgen unglaublich komplizierte Regelwerke geschaffen, die trotzdem noch nicht für jeden Einzelfall passen, weil die Realität immer noch ein Stück komplexer ist. Das ist nicht hilfreich, provoziert viel Bürokratie und hinterlässt doch Konfliktpotenzial. Wir müssen da einfacher werden, wichtige Grundsätze fixieren und die Details mehr vom Betrieb aus denken. Das wäre eine gute Flexibilisierung für mehr Passgenauigkeit vor Ort.
Standpunkte: Die Differenzierung, also eine Entlastung von vereinbarten Lohnsteigerungen für Betriebe in wirtschaftlich
schwierigem Fahrwasser, ist auch ein Teil des laufenden Tarifvertrags gewesen. Sie ist aber kaum zur Anwendung gekommen – warum?
Ströbele: In der auslaufenden Hochkonjunkturphase war der Bedarf noch überschaubar, das könnte sich nun ändern. Aber auch hier waren die Verfahren so komplex, zeitraubend und arbeitsintensiv, dass am Ende viele Betriebe vor einem Antrag zurückgeschreckt sind. Wenn wir mehr Maß halten und nicht teure Tarifabschlüsse machen, die sich an den Leuchttürmen unserer Industrie orientieren, dann würde das allen helfen. Und wir müssen gemeinsam eine andere Haltung zu Prozessen wie der Differenzierung einnehmen: Es kann nicht sein, dass Unternehmen unlautere Absichten unterstellt werden, wenn sie diese Thematik angehen. Ich erwarte mehr Nüchternheit und Gelassenheit im Umgang mit gemeinsam vereinbarten Handlungsmöglichkeiten.
Friedrich: Der Tarifabschluss 2018 hat gepasst, das stimmt aus meiner Sicht bis heute. Und für die Anwendung der Differenzierung gilt wie für andere Bereiche: Wir brauchen mehr Transparenz auf Unternehmensseite, gerade wenn man den Mitarbeitern in die Tasche greifen will.
Das funktioniert zum Beispiel in Skandinavien viel besser, wo die Unternehmen auch im Aushandeln von Aufschlägen vor Ort offener und gemeinschaftlicher handeln. Haltungsfragen sind immer auch Fragen an das Gegenüber.
Standpunkte: Sind die Rituale der Tarifrunden noch zeitgemäß, die gewerkschaftlichen Aufmärsche mit Trillerpfeifen und wehenden Fahnen, die langen Nächte der Pilot-Verhandler, am Ende die Ganztagsstreiks, die die Unternehmen viele Millionen kosten?
Friedrich: Ich glaube, dass beide Seiten diesen Prozess brauchen. Wenn wir zum Beispiel fünf Prozent fordern und die Arbeitgeber 0,8 Prozent anbieten, dann sind Warnstreiks keine Überraschung. Die Rituale der Tarifrunde sind auch Ausdruck von gelebter Geschichte, von der Notwendigkeit der Mobilisierung bei jeder Tarifpartei.
Ströbele: Es wird aus meiner Sicht Zeit, dass wir diese Rituale überdenken. Es gibt ja längst eine neue Generation in den Betrieben, die diese Abläufe eher kritisch betrachtet und sich fragt, ob diese noch in die heutige Zeit passen und was sie bringen sollen. Da ist gerade bei den jungen Mitarbeitern viel mehr Realismus und Gemeinsinn, weniger konfrontatives Denken vorhanden. Und angesichts des endenden Aufschwungs muss man erst recht sagen: Ganztagsstreiks verschärfen den Konflikt und den wirtschaftlichen Schaden. Wer vom Betrieb aus weiterdenken will, sollte sie unterlassen und das Geld lieber nutzen, um inhaltliche Themen nach vorne zu bringen.
Standpunkte: Was haben wir von der Tarifrunde 2020 konkret zu erwarten?
Friedrich: Wie die Konjunkturentwicklung bis zum nächsten Frühjahr läuft, wie sich die Digitalisierung oder die Automobilindustrie konkret weiterentwickeln, da fehlt mir derzeit die Fantasie für valide Antworten. Wir beobachten dies weiter intensiv und werden dann im Februar entscheiden und orientieren uns weiter an der Formel Produktivitätsfortschritt und Inflationsausgleich plus ein Umverteilungszuschlag.
Tarifpolitik hat auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: den Wohlstand in Deutschland für alle zu erhalten und die Waage zwischen Kapital und Arbeit nicht ausschlagen zu lassen.
Ströbele: Mehr als wir erwirtschaften, können wir nicht ausgeben. Und wenn Produktivität wie Inflation kaum steigen, geht es nur noch um Umverteilung. Die können wir uns angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit nicht mehr wie bisher leisten: Wir brauchen Geld, um es in Wissen und Weiterbildung unserer Mitarbeiter zu stecken, wir müssen in digitale Infrastruktur investieren – kurz: in Zukunft, nur dann erhalten wir auch unter zunehmendem internationalen Druck die Arbeitsplätze und den Wohlstand im Lande.
Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Alexander Luckow
Foto: Christian Augustin 38 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 39 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Debatte am Rande der TVAufzeichnung: Lena Ströbele und Daniel Friedrich.
Petra Baader vor einem „Filet Divider“: Die Maschine verteilt die Fischfilets nach dem Trimmen von zwei auf sechs Bahnen.
Petra Baader
NORDISCHER MASCHINENBAU RUD. BAADER GMBH + CO. KG
Ihre Karriere als Chefin begann in einer Krise: Als Petra Baader 1995 nach dem viel zu frühen Tod ihres Vaters die volle Verantwortung für Baader übernahm, brach plötzlich mehr als die Hälfte des Umsatzes weg. „Das Russland-Geschäft löste sich durch die Wirren der Perestroika in Luft auf“, erinnert sich die Lübeckerin. Mit jungen 33 Jahren, nach Betriebswirtschaftsstudium, USA-Aufenthalt und gerade fünf Jahren im Unternehmen, musste sie schwere Entscheidungen treffen, um den TraditionsMaschinenbauer zu retten – „eine harte Zeit“, sagt die rückblickend. Aber Petra Baader wäre keine norddeutsche Familienunternehmerin in dritter Generation, wenn sie diese Herausforderung nicht mit Mut und Energie bewältigt hätte. So resolut, wie sie damals den voreiligen Empfehlungen zur geordneten Insolvenz widerstand, blickt sie zum hundertjährigen Firmenjubiläum in diesem Sommer auf die Baader-Geschichte zurück: „Wenn unser Unternehmen in einem Jahrhundert erst einen Weltkrieg, Aufbau und Zusammenbrüche von ganzen Absatzmärkten wie der UdSSR und
starke Reglementierungen im Fischfang übersteht und heute erfolgreicher ist denn je, dann weil wir auf einer guten Wertebasis stehen“, sagt sie Ende August vor hunderten geladenen Gästen, darunter der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther.
Der stolzen Bilanz liegt eine ziemlich einmalige Geschichte zugrunde. Alles begann 1919 am Kanalufer der Lübecker Altstadtinsel mit einer genialen Idee: Großvater Rudolph Max Joseph Baader, gelernter Schlossermeister und Ingenieur mit sächsischen Wurzeln, ersann die weltweit erste automatisierte Fischverarbeitungsanlage. Die Erfindung der „Heringsköpf- und Filetiermaschine“ stieß bei den Arbeitern, die bisher Heringe oder Dorsche aus Trave und Ostsee aufschnitten, nicht auf besondere Gegenliebe: „Ob Sie es glauben oder nicht, die Maschine wurde sogar anfänglich mit Steinen beworfen“, berichtet Petra Baader.
Doch schon der Großvater ließ sich nicht beirren: Er setzte die Neuerung am Markt durch und führte mit der Vermietung der serviceintensiven Maschinen im
Fotos: Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH + Co. KG TERMIN BEI DER CHEFIN 41 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Nordseeraum eine frühe Form des Leasinggeschäfts ein. Nach dem Krieg sorgte seine „BAADER 99“ an Bord vieler Kutter und Fangschiffe für eine Revolution in der Frischfischverarbeitung. Mitte der Fünfzigerjahre übernahm Petra
Baaders Vater Rudolf G.T. die Firmenleitung, forcierte die Internationalisierung und organisierte die Verlagerung des Firmensitzes aus der engen Altstadt in den Neubau am heutigen Standort im Lübecker Süden.
Im schneeweißen Konferenzsaal der Firmenzentrale mit Ausblick auf die blitz-
blanken Fertigungsstraßen reicht Petra Baader das transparente Plastikmodell eines Barsches herüber: „Willkommen in der Welt des Fischfilets ohne Gräten“, sagt sie und erklärt die Herausforderung: „Diese Barschart hat eine schöne gerade Rückengräte, andere Fische haben aber eine sehr geschwungene.“ Hoch entwickelte Software, Kameras und extrem scharfe Messer stellen sich bei jedem Fisch, bei unterschiedlichsten Fischarten auf das veränderte Innenleben ein, „damit wird das Maximum an Fleisch herausgeschnitten.“
Längst hat Petra Baader nach der Überwindung der Krise Ende der Neunzigerjahre das Geschäft vom anspruchsvollen Fisch auf Geflügel ausgedehnt: 28 Töchterunternehmen, unter anderem in den USA, Kanada, Dänemark, Großbritannien, den Niederlanden und China sowie 70 Niederlassungen und Service-Stationen prägen heute den Food-ProcessingSolution-Konzern. Weltweit fast 1.200 Mitarbeiter, knapp die Hälfte davon in Lübeck, folgen der Unternehmensleitlinie: „We Innovate Food Value Chains.“
Petra Baader hat sich dabei mit ihrem Team anspruchsvolle Ziele gesetzt: „Wir wollen Innovationen entlang einer digitalisierten, verbundenen und transparenten Food-Wertschöpfungskette vorantreiben. Und das nicht nur zum Wohle von Baader, sondern auch, um eine wachsende Weltbevölkerung mit sicheren, nachhaltigen und hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen und dabei neue Standards für Tierwohl, maximale Ressourcenausnutzung und Nachvollziehbarkeit zu setzen.“
Konkret heißt das: Baader wandelt sich vom Maschinenhersteller zum weltweiten Full-Service-Partner. Die neuen digitalen Möglichkeiten, vor allem digitales Maschinenlernen, erlauben eine noch präzisere, effizientere und damit ressourcenschonende Verarbeitung der Rohware. Mehr noch, bei Baader arbeitet man daran, die digitale Perspektive über den eigenen Wertschöpfungsbereich hinaus auszuweiten:
„Wir digitalisieren die Daten aus unseren Maschinen und Fabriklösungen, um Kausalitäten zu ermitteln, wir analysieren die vor- und nachgelagerten Prozesse und sammeln Daten der gesamten Food Value Chain auf unserer Plattform“, er-
klärt Petra Baader mit einem Leuchten in den Augen. Von Farmern oder Fischfängern über Produzenten und Händler bis zu Konsumenten und Recyclern – alle sollen den Weg des Lachses oder des Huhns von der Aufzucht bis zur Restverwertung nachvollziehen und von datenbasierten Baader-Innovationen profitieren können.
Dies dient auch einem mittlerweile globalen Trend: „Umweltbewusstsein, der schonende Umgang mit der Natur, die verantwortungsvolle Behandlung der Tiere bis hin zur humanen Tötung, das ist jetzt ein weltweiter Anspruch“, berichtet die moderne Traditionsunternehmerin, die viel in der Welt unterwegs ist. In der Lübecker Zentrale unterstützen sie die Geschäftsführer Torsten Krausen, Norbert Engberg und Robert Focke, Letzterer auch als NORDMETALL-Vizepräsident mit der Zuständigkeit für Schleswig-Holstein. Zeit bleibt Petra Baader so für ein besonderes Engagement außerhalb des Unternehmens: Seit 1996 vertritt sie als Honorarkonsulin Norwegen. Dafür verlieh ihr der Hof in Oslo den Verdienstorden „Knight First-Class“.
Alexander Luckow
Im Juli 1919 startete Baader an der Lübecker Wakenitzmauer mit der Fertigung erster Fischfiletiermaschinen. Wenige Jahre später gründete Rudolph Baader ein Forschungsinstitut, aus dem nach dem II. Weltkrieg die Bundesforschungsanstalt für Fischerei hervorging. Sogar der Verband der Fischindustrie verdankt ihm seine Entstehung. Heute fertigt das Unternehmen Maschinen, die bis zu 24.000 Fischfilets pro Stunde schneiden.
„Wir wollen Innovationen entlang einer digitalisierten, verbundenen und transparenten Food-Wertschöpfungskette vorantreiben.“
Foto: Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH + Co. KG
„1919 wurde die Maschine sogar mit Steinen beworfen.“
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Die Familienunternehmerin Petra Baader im hauseigenen Museum vor einer „BAADER 38“ aus den 1950er-Jahren.
im Einsatz für die Unternehmen
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit mehr als 18 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.
Die Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung ist unfair
Nach monatelangem Streit um die Grundrente hat sich die Bundesregierung Mitte November auf einen Kompromiss verständigt. Der weicht deutlich vom Koalitionsvertrag ab: Anders als zu Beginn der Wahlperiode vereinbart, wird es nur eine Einkommensprüfung geben, keine Bedürftigkeitsprüfung.
Die INSM hat die gesamte Debatte mit einer Kampagne gegen eine Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung begleitet, mit Sachargumenten und unüberhörbar. Denn eines ist klar: Ohne Prüfung steht diese sozialstaatliche Leistungserweiterung nicht im Einklang mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Auf ganzen Anzeigenseiten in den großen deutschen Tageszeitungen Deutschlands erläuterte die INSM zum Beispiel am 10.
November 2019, dem Tag des entscheidenden Spitzentreffens der Großen Koalition, „10 gute Gründe gegen die Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung“.
Hauptargument: Eine Grundrente, die nicht nach der umfassenden finanziellen Situation der Empfänger fragt, also Geld- oder Immobilienvermögen in unbegrenzten Mengen zulässt, begünstigt Menschen, die es im Zweifel gar nicht brauchen, und widerspricht der Leistungsgerechtigkeit. Überdies schätzen namhafte Juristen wie Professor Dr. Franz Ruland, ehemaliger Geschäftsführer des Verbands Deutscher Rentenversicherungsträger, eine Grundrente mit der Bedingung von 35 Beitragsjahren als verfassungswidrig ein. Dies würde den Gleichheitssatz des Grundgesetzes verletzen, fürchten sie.
Bisher gilt: Jemand, der viel einbezahlt hat, bekommt viel heraus, jemand der weniger einbezahlt, bekommt weniger heraus. Dieser innere Zusammenhang soll nach dem Willen der GroKo in Zukunft nicht mehr gelten. Die Kompromiss-Grundrente soll nach Angaben der Bundesregierung jährlich 1,5 Milliarden Euro kosten. Die Finanzierung ist unklar. Fest steht: Sie geht vor allem zulasten der jungen Generationen, die durch den demografischen Wandel ohnehin stark belastet werden.
Die Kompromiss-Grundrente wird auch nicht gegen Altersarmut helfen. Nur ein Prozent der Rentenversicherten, die mehr als 35 Versicherungsjahre aufweisen, bezog nach Alterssicherungsbericht der Bundesregierung 2016 ergänzend Grundsicherung. Die INSM wird weiter darauf pochen, dass die Politik das Grundgesetz und den Koalitionsvertrag beachtet, auch und vor allem bei der Rente.
Ariane Witt (NORDMETALL) im Gespräch mit Carsten Vorwerck (Rheinmetall Landsysteme GmbH).
Arbeitsschutz in der Praxis
Wie Arbeitsschutz bei der Rheinmetall Landsysteme GmbH umgesetzt wird, haben Personalleitungen und Arbeitsschutzverantwortliche aus Schleswig-Holstein am 26. September in Kiel erfahren. Das dritte Netzwerktreffen „Best Practice: Arbeitsschutz“ von NORDMETALL und AGV NORD bot Einblicke in das Thema „Arbeiten in Höhe“, in die Gefährdungsbeurteilung von Telearbeit und mobilem Arbeiten sowie in die Besonderheiten der DIN EN 45001. BiB
Fotos: Thorsten Mischke
Beim gemeinsamen Betriebsrundgang erlebten die Teilnehmenden von „Best Practice: Arbeitsschutz“, welche Schutzmaßnahmen Rheinmetall Landsysteme für das Arbeiten in Höhe entwickelt hat.
Geheimnis- und Datenschutz
Der Schutz von Daten und Geschäftsgeheimnissen erfordert von Unternehmen eine besondere Beachtung. Was es auf Grundlage des neuen Geschäftsgeheimnisgesetzes zu tun gilt, erfuhren die Teilnehmenden der Infoveranstaltung, zu der NORDMETALL und AGV Nord am 24. Oktober nach Hamburg eingeladen hatten. Daneben wurden erste gerichtliche Entscheidungen in Hinsicht auf die DSGVO dargestellt. BiB
Fotos: Christian Augustin
Dr. Petra Schleschka, Syndikusrechtsanwältin und Arbeitsrechtexpertin bei NORDMETALL, führte durchs Programm.
Dr.-Ing. Dirk Mackau (NORDMETALL, r.) dankte Dipl.-Ing. Uwe Marx (VerwaltungsBerufsgenossenschaft) für dessen Vortrag.
Einen Vormittag lang informierten sich die Teilnehmenden über die arbeitsrechtlichen Besonderheiten bei Datenschutz und Geschäftsgeheimnissen.
Rechtsanwalt Björn Joachim, Geschäftsführer der AdvInno GmbH, sprach über das neue Geschäftsgeheimnisgesetz.
TREFFPUNKT NORD
DER
AUS
HAUPTSTADT
Die
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CLC tifft sich regional bei Otto
Unternehmensübergreifendes Lernen und Wissenstransfer in Unternehmen – darum geht es bei den regionalen Corporate Learning Camps (CLC). Am 28. Oktober lud die CLC-Regionalgruppe Hamburg zu ihrem zweiten Treffen ein. Nachdem die erste Netzwerkveranstaltung bei NORDMETALL stattgefunden hatte, trafen sich die rund 60 Teilnehmenden aus Unternehmen, Hochschulen und anderen Bildungspartnern dieses Mal bei Otto in Bramfeld. BiB
Fotos: Christian Augustin
Die lockere Atmosphäre und eine von den Teilnehmenden selbst gestaltete Agenda machen den Charme der CLC-Treffen aus.
Johannes Block (Gymnasium Links der Weser) tauschte sich mit seinem Tandempartner aus.
Gemeinsam Unterricht verbessern
Bei der Startveranstaltung im Landesinstitut für Schule in Bremen lernten sich die 12 Tandems kennen und planten die Zusammenarbeit im nächsten halben Jahr.
Auftakt für einen neuen Durchgang von MINT FOR ING in Bremen. Das Projekt unterstützt intensiven und nachhaltigen Austausch zwischen Schule und Wirtschaft. Lehrkräfte aus Bremer Schulen und Fachkräfte aus Bremer Unternehmen besuchen sich gegenseitig an ihren Arbeitsplätzen und entwickeln gemeinsam Unterrichtseinheiten, die Theorie mit Praxis verknüpfen. DJ
Kastriote Gutiq (HAW Hamburg, l.) erkärte Jana Köhler (Stadtteilschule Dulsberg) den kolloborativen Roboter von DigiNet.Air.
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (4.v.l.) mit den Projektmitarbeitern und Experten aus sieben Institutionen, die im DigiNet.Air-Forschungsverbund mitwirken.
Halbzeitbilanz bei DigiNet.Air
Fast einhundert hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kamen zur Halbzeitbilanz des „Netzwerk Digitales Lernen in der Luftfahrtindustrie der Metropolregion Hamburg“, DigiNet.Air, im Museum für Hamburgische Geschichte zusammen. Das interdisziplinäre Verbundprojekt entwickelt mit und für kleine und mittlere Unternehmen ganzheitliche Lösungsansätze zur Gestaltung des digitalen Wandels, beispielsweise zu vernetzten Lieferketten, Automatisierung in der Fertigung oder Virtual und Augmented Reality in der Wartung. Die erarbeiteten Inhalte und Methoden werden nun für die Umsetzung in Bildungsmodule genutzt. DigiNet.Air wird vom Europäischen Sozialfonds, der EU und dem BMBF mit knapp 5 Millionen Euro gefördert und von der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation unterstützt. DJ
Fotos: Sarah Buth
Geballte Kompetenz: die DigiNet.Air-Beteiligten, u. a. Simon Krasowski (Diehl Aviation), Prof. Dr. Henning Vöpel (HWWI), Dr. Caroline Surmann (DLR), Peter Golinski (NORDMETALL ) mit Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (4.v.r). und Kornelia Haugg vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (5.v.r).
Der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (2.v.l.) bei der Halbzeitbilanz im Gespräch mit Dr. Sandra Garbade, Geschäftsführerin des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung.
Gastgeber war diesmal Sebastian Murawski, Personalentwickler bei Otto.
Mascha Hain (l., NORDMETALL ) und Isabell Müller (MINT-Koordinatorin der Senatorin für Kinder und Bildung) eröffneten die Veranstaltung.
Dr. Peter Tschentscher testete die Reaktion eines Cobot bei einem Besuch im DigiNet.Air-Projektbüro in Hamburg.
Die Hamburger CLC-Gruppe diskutierte über den digitalen Strukturwandel und Personalentwicklung.
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Fotos: Michael Schnelle
Ausbildungskonferenz 2019 in Hamburg
Auch die diesjährige Ausbildungskonferenz von NORDMETALL und AGV NORD stand ganz im Zeichen der Digitalisierung: Fast siebzig Ausbildungsverantwortliche kamen Ende November ins Hamburger Haus der Wirtschaft, um aktuelle Trends kennenzulernen und zu diskutieren. Am ersten Tag erlebten die Teilnehmenden die neuen Möglichkeiten der Virtual Reality, angeleitet vom Schweizer Experten Urs Langenegger. In einem zweiten Workshop informierte Timo Richters (Airbus) zu den Innovationen der Robotik. Am zweiten Tag der Konferenz führte Dirk Werner (IW Köln) in die Debatte zu Ausbildungsmarketing und Fachkräftesicherung ein – ein Themenkreis, der bei den Teilnehmenden besonderes Interesse fand. Luc
Fotos: Christian Augustin und Birthe Meyer
Neues Sehvermögen: Der Umgang mit virtuellen Brillen machte den Teilnehmenden großen Spaß.
NORDMETALL-Mitarbeiterin
Kim Schütze im Gespräch mit Teilnehmenden der Ausbildungskonferenz.
Gemeinsames Erarbeiten: Standard in den Ausbildungskonferenzen der M+E-Arbeitgeber.
Dirk
zu den
eines aktiven Ausbildungsmarketings, die immer mehr M+E-Unternehmen bei der Suche nach Auszubildenden nutzen.
Joyce Müller-Harms, NORDMETALLAbteilungsleiterin Nachwuchssicherung und Arbeitsmarkt (hinten Mitte), fasste die Ergebnisse der Konferenz zusammen.
Immersion: Wenn Virtuelles real erscheint.
Robotik konkret: Kleinst-Roboter im Vorführ-Einsatz.
Helge Scheff (Claudius Peter Projects) erkundete mit WorkshopTeilnehmenden virtuelle Realität.
Cem Selvi (TKMS) im Gespräch zu modernen Ausbildungsmethoden.
Louisa Kürten (IW Köln) im Gespräch mit den Ausbildungsverantwortlichen.
Werner (IW Köln) referierte
Chancen
Timo Richters von Airbus (r.) sprach über erste Schritte der Roboterprogrammierung in der Ausbildung.
NORDMETALL-Geschäftsführer Peter Golinski informierte zur M+E-Fachkräfteplattform „ZUKUNFTSPOOL.me“.
49 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 48 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Ob es um Fragen zu Tarifverträgen, der geplanten Einführung eines Schichtsystems oder der Eingruppierung von Beschäftigten geht – die NORDMETALL-Abteilung „Tarifrecht und Arbeitsorganisation“ unterstützt kompetent und schnell. An dieser Stelle antworten die erfahrenen Fachjuristen und Arbeitswissenschaftler künftig auf aktuelle Fragen, die aus dem Kreis der NORDMETALL-Mitgliedschaft gestellt werden.
Homeoffice, Telearbeit oder mobiles Arbeiten?
Was bedeutet „Homeoffice“, und welche Chancen und Probleme verbergen sich dahinter? Flexibles Arbeiten außerhalb der betrieblichen Arbeitsstätte wird stark nachgefragt und auch immer häufiger angeboten. Kein Wunder, es war noch nie so einfach wie heute: mit dem Notebook oder dem Tablet im Café, Zug oder auch zu Hause arbeiten, E-Mails beantworten, Unterlagen konzipieren oder mit Kunden telefonieren – das geht gut auch ohne das angestammte Büro. Der Begriff „Homeoffice“ besitzt dabei keine verbindliche Definition. Gemeint ist hiermit vielmehr Telearbeit oder mobiles Arbeiten. Bei Telearbeit wird die Arbeit, meist von zu Hause, von einem fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz erbracht – also von einem Computer mit allem „Drum und Dran“, aber nicht mit einem Notebook. Anders beim mobilen Arbeiten: Hier kann die Arbeit von einem beliebigen Ort erledigt werden. Mit der letzten Tarifrunde 2018 wurde hierzu auch ein Regelwerk geschaffen, der Tarifvertrag zum mobilen Arbeiten (TV MobA). Dieser enthält Rahmenbedingungen, die durch eine Betriebsvereinbarung ausgestaltet werden müssen. Anpassungen an die betrieblichen Gegebenheiten sind in diesem Gestaltungsprozess möglich und gewollt. Die Unterscheidung zwischen Telearbeit und mobiler Arbeit ist insbesondere im Arbeitsschutz von erheblicher Bedeutung.
Ob Erfassung und Kontrolle der Arbeitszeit, Fragen des Datenschutzes, Regelungen beim Ausfall der Hardware oder die Erstellung der Gefährdungsbeurteilung einschließlich der Unterweisung – weil die Beschäftigten dem Einzugsbereich des Arbeitgebers entzogen sind und sich die Umgebungseinflüsse schnell verändern,
KONTAKT ZU NORDMETALL
Ihr 24-Stunden-Verbandsservice: www.nordmetall.de
Hier finden Sie aktuelle Nachrichten Ihres Arbeitgeberverbandes und viele Informationen und Unterlagen für Ihre tägliche Arbeit.
NORDMETALL-Geschäftsstellen
GESCHÄFTSSTELLEN
Kiel
ergeben sich in jedem Fall neue Problemfelder, die es zu erfassen, zu beurteilen und zu regeln gilt.
Die Fragestellungen gehen jedoch über den Arbeitsschutz hinaus. Wie werden Mitarbeiter und Führungskräfte auf die veränderte Arbeitswelt vorbereitet? Wie gehen die Betroffenen mit der erweiterten Erreichbarkeit oder agilen Arbeitsmethoden um? Diese und anderer Fragestellungen haben wir in diesem Jahr im Rahmen des regionalen Formates „Best Practice Arbeitsschutz“ mit Betriebspraktikern diskutiert.
In Kürze wird NORDMETALL einen Leitfaden für Praktiker zur Verfügung stellen, der Telearbeit und mobiles Arbeiten aus den Blickwinkeln des Arbeits- und Betriebsverfassungsrechts sowie des Arbeitsschutzes umfassend beleuchtet. Dazu erstellen wir eine Checkliste, die den Schwerpunkt auf die Gefährdungsbeurteilung legt und in fünf Schritten Denkanstöße für die Einführung von Telearbeit gibt. Und am 20. März kommenden Jahres laden wir Sie zu einer weiteren Veranstaltung aus unserer Reihe „Aus der Praxis für die Praxis“ zum Thema „Gefährdungsbeurteilung bei Telearbeit und mobiler Arbeit“ ein – merken Sie sich diesen Termin gerne vor. KJ / Mac
Kontakt:
Kristin Jordanow
Tel.: 040 6378-4245, E-Mail: jordanow@nordmetall.de
Dr. Dirk Mackau
Tel.: 0172 5389407, E-Mail: mackau@nordmetall.de
Wilhelmshaven Emden
Cuxhaven
Bremerhaven Bremen
Oldenburg
Hamburg Schwerin
Rostock
Neubrandenburg
Hauptgeschäftsstelle Kapstadtring 10
22297 Hamburg Tel.: 040 6378-4200
Geschäftsstelle Bremen Schillerstraße 10
28195 Bremen Tel.: 0421 36802-0
Geschäftsstelle Bremerhaven
c/o Arbeitgeberverband Bremerhaven
Hohenstaufenstraße 33
27570 Bremerhaven
Tel.: 0471 26031
Geschäftsstelle Cuxhaven
c/o UnternehmensVerband Cuxhaven
Elbe-Weser-Dreieck e. V.
Hamburg-Amerika-Straße 5
27472 Cuxhaven
Tel.: 04721 38054
Geschäftsstelle Emden
c/o Arbeitgeberverband für
Ostfriesland und Papenburg e. V.
Zwischen beiden Bleichen 7
26721 Emden
Tel.: 04921 3971-0
Geschäftsstelle Kiel
Lindenallee 16
24105 Kiel
Tel.: 0431 3393610
Geschäftsstelle Neubrandenburg
Feldstraße 2
17033 Neubrandenburg
Tel.: 0395 56035-0
Geschäftsstelle Oldenburg
c/o Arbeitgeberverband Oldenburg e. V.
Bahnhofstraße 14
26122 Oldenburg
Tel.: 0441 21027-0
Geschäftsstelle Rostock
Platz der Freundschaft 1
18059 Rostock
Tel.: 0381 442112
Geschäftsstelle Schwerin
Graf-Schack-Allee 10 a
19053 Schwerin
Tel.: 0385 6356-200
Geschäftsstelle Wilhelmshaven
c/o Arbeitgeber- und Wirtschafts verband
Jade e. V.
Virchowstraße 21
26382 Wilhelmshaven
Tel.: 04421 13939-0
TARIF UPDATE
50 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL 51 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
Klimawandel
Es tut sich was im deutschen Demonstrations-Marathon: Noch bis in den Spätsommer beherrschten Fridays-for-Future-Protestler vielerorts die Straßen. In Hamburg etwa brachten nach Polizeiangaben rund 70.000 Klimabesorgte an der Alster den Verkehr zum Erliegen. Keine acht Wochen später bröckelt die Freude an der Straßenblockade fürs Klima: Nur noch 30.000 Menschen machten sich Ende November in die City der Hansestadt zum Öko-Happening auf Asphalt auf. Das könnte an den landesüblich mauen Temperaturen im Spätherbst liegen. Aber wahrscheinlich hat nicht nur der ganz normale saisonale Klimawandel zum Demonstranten-Schwund beigetragen.
Es dürfte auch der politische Klimawandel sein, der die Choreografie der Aufmärsche im deutschen Herbst verändert: In Berlin zockelten jetzt gut 40.000 aufgebrauchte Bauern mit 8.600 Treckern Richtung Brandenburger Tor. Die aufgebrachten Landwirte wandten sich gegen eine ergrünte Ernährungspolitik, die ihnen vom Glyphosat bis zur Tierhaltung alles immer kleinteiliger vorschreibt oder gar verbietet. In Stuttgart marschierten 15.000 IG Metaller auf den Schlossplatz, um ihre Sorge über Strukturwandel und Jobabbau in der Automobilindustrie deutlich zu machen. Die Gewerkschaft versuchte zwar, den Automobilherstellern die Schuld dafür zuzuschieben, doch der Südwestmetall-Vorsitzende Dr. Stefan Wolf rückte das rasch gerade: „Realitätsverlust“ attestierte er der IG Metall.
In Wahrheit verbindet Bauern wie Autobauer eines: Sie sind Opfer der zunehmend hysterischen Öko-Debatten im Land. Kälberzüchter werden immer häufiger zu Tiermördern stilisiert, klassische Getreidepflanzer als potenzielle Insektenvernichter dargestellt. Wer ein Diesel-Kfz herstellt, ist ein Klimakiller, wer einen hubraumstarken Benziner-SUV fährt, ein Fahrradfeind. Der Diskurs kreist längst nicht mehr um Lösungen für mehr nachhaltige Ökonomie, sondern verabsolutiert die Sorge um die Ökologie – in einem zunehmend unerträglichen Klima.
Das nehmen die Betroffenen nicht mehr länger hin. Und dieser ganz und gar menschengemachte Klimawandel fängt erst an.
PERSONENREGISTER
Steven Anderson S. 10, GPE-InPlast GmbH
Bernd Aufderheide S. 8, Hamburg Messe und Congress GmbH
Petra Baader S. 1, 5, 41 ff., Nordischer Maschinenbau
Rud. Baader GmbH & Co. KG
Jan Balcke S. 7, Airbus Operations GmbH
Anton Bauch S. 32, NORDMETALL e. V.
Jana Baum S. 7, IW Medien GmbH
Thorsten Beck S. 9, Landesarbeitsgericht Bremen
Marc Becker S. 29, Siemens Gamesa Renewable Energy
GmbH & Co. KG
Lars Binckebanck S. 28, Nordakademie
Paul Bloem S. 8, MEYER WERFT GmbH & Co. KG
Dr.-Ing. Klaus Borgschulte S. 7 f., Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG
Matthias Boxberger S. 54, IVH Industrieverband Hamburg e. V.
Dr. Carsten Brosda S. 1, 6, 9 f., 13, Behörde für Kultur und Medien Hamburg
Birte Bühnen S. 27, NORDMETALL-Stiftung
Marcel Christmann S. 5, 30, NORDMETALL Bremen
Björn Cleven S. 8, MV Werften Wismar GmbH
Walter Conrads S. 7, NORDMETALL-Stiftung
Natallia Dean S. 7, Pella Sietas GmbH
Beate Diebold S. 7, Pella Sietas GmbH
Dr. Andreas Dikow S. 11, Webasto Thermo & Comfort AGV NORD-Vorstand
Dr. Stefan Dräger S. 10, Drägerwerk AG & Co. KGaA
Stefan Drischmann S. 7, Pella Sietas GmbH
Prof. Dr.-Ing. Claus Emmelmann S. 7, Fraunhofer-Einrichtung für Additive Produktionstechnologien IAPT
Norbert Engberg S. 43, Baader Poultry Holding GmbH
Gerhard Erb S. 10, Jastram GmbH & Co. KG
Harald Fassmer S. 7, Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V.
Dr. Nico Fickinger S. 3, 10, 12 f., 27, NORDMETALL e. V.
Axel Fiene S. 8, STILL GmbH
Robert Focke S. 7, 43, NORDMETALL Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG
Daniel Friedrich S. 1, 5, 8, 10, 12 f., 25, 36 ff., IG Metall
Küste
IMPRESSUM
Standpunkte
Louisa Kürten S. 49, IW Köln
Thomas Lambusch S. 6, 8 ff., 23 ff., 36, NORDME-
TALL SEAR GmbH
Heiko Landahl-Gette S. 19 ff., German Naval Yards
Kiel GmbH
Urs Langenegger S. 48, Bandara VR GmbH
Helmut Lucka S. 11, HEROSE GmbH Armaturen und Metalle
Alexander Luckow S. 13, 52, NORDMETALL e. V.
Dr.-Ing. Dirk Mackau S. 45, 50, NORDMETALL e. V.
Dipl.-Ing. Uwe Marx S. 45, VBG Verwaltungs-Berugsgenossenschaft
Alexander Matthes S. 15 f., NORDMETALL e. V.
Dr. Carsten Momma S. 28, CORTRONIK GmbH
Isabell Müller S. 46, MINT-Koordinatorin Bremen
Frank Müller S. 7, Premium AEROTEC GmbH
Joyce Müller-Harms S. 49, NORDMETALL e. V.
Sebastian Murawski S. 46, Otto GmbH & Co. KG
Dr. Jörg W. Mutschler S. 11, VDMA Landesverband
Nord
Das Magazin von NORDMETALL e.V., dem M+E-Arbeitgeberverband für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das nordwestliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Herausgeber:
Haus der Wirtschaft Kapstadtring 10 22297 Hamburg
www.nordmetall.de
Verena Fritzsche S. 10, NIT Northern Institute of Technology Management gGmbH
Michael Thomas Fröhlich S. 11, UV Nord
Julia Fuamba S. 8, Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG
Dr. Sandra Garbade S. 47, HIBB Hamburger Institut für Berufliche Bildung
Meinhard Geiken S. 10, 37 IG Metall Küste
Harry Glawe S. 28, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit MV, MdL, CDU
Sigurd Gnädinger S. 28, Nobiskrug GmbH
Peter Golinski S. 47, 49, NORDMETALL e. V.
Dr.-Ing. Lars Greitsch S. 11, Mecklenburger Metallguss GmbH
Daniel Günther S. 41, Ministerpräsident SH, MdL, CDU
Kastriote Gutiq S. 47, HAW Hamburg
Mascha Hain S. 46, NORDMETALL e. V.
Marc Hamer S. 7, Nordischer Maschinenbau Rud.
Baader GmbH & Co. KG
Annika Harms S. 9, AWV Jade e. V.
Kornelia Haugg S. 47, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Bernd Heiden S. 11, Agentur der Wirtschaft
Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur
Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL
Thorsten Henck S. 7, Mankenberg GmbH
Jörg Herwig S. 20, German Naval Yards Kiel GmbH
Stefanie Höfler S. 54, Autorin
Wencke Janz S. 9, AWV Jade e. V.
Dr. Hans-Jochen Jaschke S. 5, 55, Erzbistum Hamburg
Björn Joachim S. 45, Advinno GmbH
Kristin Jordanow S. 50, NORDMETALL e. V.
Stephan Kallhoff S. 30, nordwindaktiv e. V.
Jana Köhler S. 47, Stadtteilschule Duisburg
Simon Krasowski S. 47, Diehl Aviation
Prof. Dr.-Ing. Dieter Krause S. 11, TUHH Technische Universität Hamburg
Torsten Krausen S. 43, Nordischer Maschinenbau Rud.
Baader GmbH & Co. KG
Reinhard Krüger S. 21, German Naval Yards Kiel GmbH
Sonja Neubert S. 1, 12 f., Siemens AG
Tom Nietiedt S. 9, AWV Jade e. V. Nietiedt-Gruppe
Gerüstbau Oberflächentechnik- und Malerbetrieb
Henning Pflug S. 15 f., Carlisle Construction Materials
GmbH
Dr. Thomas Piehler S. 11, Philips GmbH
Dr. Reiner Piske S. 10, Drägerwerk AG & Co. KGaA
Bernd Rackow S. 11, abc Bau Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft M-V GmbH
Timo Richters S. 48, Airbus Operations GmbH
Dr. Franz Ruland S. 44, ehemals Verband Deutscher
Rentenversicherungsträger
Nils Sander S. 10, Jungheinrich Norderstedt AG & Co. KG
Dr. Niki Sarantidou S. 8, MINT-EC
Helge Scheff, S. 48, Claudius Peter Projects GmbH
Dr. Peter Schlaffke S. 9, NORDMETALL e. V.
Dr. Petra Schleschka S. 45, NORDMETALL e. V.
Ria Schröder S. 7, 9, Junge Liberale e. V.
Michael Schulz S. 1, 10, 12 f., Raytheon Anschütz GmbH
Prof. Dr.-Ing. Thorsten Schüppstuhl S. 11, TUHH
Technische Universität Hamburg
Kim Schütze S. 49, NORDMETALL e. V.
Cem Selvi S. 48, ThyssenKrupp Marine Systems GmbH
Heide Soltau S. 26 f., NDR
Meike Stelter S. 11, Fachverband Garten-, Landschaftsund Sportplatzbau Mecklenburg-Vorpommern e. V.
Jasper Strauß S. 9, AWV Jade e. V.
Lena Ströbele S. 5, 8, 23 ff., 36 ff., Fr. Lürssen Werft
GmbH & Co. KG
Dr. Caroline Surmann S. 47, DLR
Christina ter Glane S. 26, JUUUPORT e. V.
Dr. Peter Tschentscher S. 47, 54, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg (SPD)
Christiane von Åkerman S. 10, Fujitsu Technology
Solutions GmbH
Prof. Dr.-Ing. Otto von Estorff S. 11, NIT Northern Institute of Technology Management gGmbH
Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein S. 8, Fraktionsvorsitzende, MdHB, FDP
Prof. Dr. Henning Vöpel S. 47, HWWI
Carsten Vorwerck S. 45, Rheinmetall Landsysteme GmbH
Marco Wagner S. 10, Airbus Operations GmbH
Kirsten Wagner S. 5, 27, 54, NORDMETALL-Stiftung
Sven Warnck S. 7, VDI e. V. Landesverband Hamburg
Peter Wenig S. 27, Hamburger Abendblatt
Dirk Werner S. 48 f., IW Köln
Henning Wessels S. 9, AWV Jade e. V.
Michael Westhagemann S. 29, 47, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Hamburg
Steffi Wieseke-Turk S. 11, Metalock Engineering Germany GmbH
Ariane Witt S. 45, NORDMETALL e. V.
Mathias Witthöft S. 16, WISKA Hoppmann GmbH
Jens Dirk Wohlfeil S. 11, GESAMTMETALL
Dr. Stefan Wolf S. 52, Vorstandsvorsitzender SÜDWESTMETALL
Wolfgang Würst S. 10, Ehrenmitglied NORDMETALL-Vorstand
E-Mail: standpunkte@nordmetall.de Verantwortlich im Sinne des Presserechts:
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer
Chefredakteur:
Alexander Luckow (Luc)
Tel.: 040 6378-4231
E-Mail: luckow@nordmetall.de
Redaktion:
Birte Bühnen (BiB)
Tel.: 040 6378-5947
E-Mail: buehnen@nordmetall.de
Daniel Jakubowski (DJ)
Tel.: 040 6378-4258
E-Mail: jakubowski@nordmetall.de
Autoren: Clemens von Frentz (CvF), Kristin Jordanow (KJ), Dr. Dirk Mackau (Mac), Lothar Steckel (LS), Kirsten Wagner
Art-Direktorin:
Birthe Meyer Tel.: 040 6378-4822
E-Mail: meyer@nordwirtschaftsmedien.de
Produktion:
Druck:
CaHo Druckereibetriebsges. mbH
37. Jahrgang
Erscheinungsweise: zweimonatlich
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Titelfoto: Christian Augustin
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KURZ VOR SCHLUSS
Industriebündnis
Politisch delikate Vertragsunterzeichnung in feierlichem Rahmen: Matthias Boxberger (l.), Vorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH), und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) unterschrieben Ende November im Gästehaus des Senats ein „Bündnis für die Industrie der Zukunft“. Das Papier listet eine Reihe von Maßnahmen auf, mit denen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Hamburg gestärkt und gleichzeitig der Abbau der industriellen CO2 -Emmissionen weiter vorangetrieben werden soll. Neuer Industriekoordinator wird der Staatsrat für Hafen und Innovation in der Wirtschafts-
behörde. Die Unternehmen können künftig mithilfe eines „Track and Trace“-Verfahrens den Bearbeitungsstand von Anträgen in den Behörden verfolgen. Bei Großprojekten sollen Beteiligungs- und Klagerechte von Verbänden überprüft werden, um Verfahrensdauern zu verkürzen. Der grüne Umweltsenator war der Vertragsunterzeichnung demonstrativ ferngeblieben, die den Grünen nahestehende Naturschutzorganisation BUND hatte das Bündnis kritisiert. Luc
Ein Buch über den Tod und das Leben
Eine Qualität von Kultur ist für mich, dass sie Unfassliches besser verständlich macht. In diesem Buch geht Stefanie Höfler der Frage nach, was der plötzliche Tod einer Mutter für die ganze Familie bedeutet. Sie schildert anrührend, wie die sechs- und vierzehnjährigen Söhne, Vater und Tante jeder auf seine Weise mit dem einschneidenden Verlust und ihrer Trauer umgehen. Durch Beschreibung alltäglicher Szenen wie dem nächsten Tag in der Schule wird anschaulich, welche Formen von Trost unerträglich sind, welche helfen und wie Fragen ankommen. Ohne explizit zu erklären, verdeutlicht die Autorin, wie quälend das Fehlen eines Familienmitglieds sein kann oder wie erfrischend die Unverkrampftheit eines Kindes wirkt. Alles, ohne sich vor unangenehmen Themen zu drücken: Der ältere Sohn Ben, aus dessen Perspektive erzählt wird, schämt sich dafür, zunächst vor allem an die heftigen Wutausbrüche seiner Mutter zu denken. Stefanie Höfler zeigt aber auch, wie man das Leben und die Erinnerung feiern kann. Mir hat das Buch sehr geholfen, Kinder und Jugendliche, die mit Trauer umgehen müssen, besser zu verstehen. Wenn man den Roman zeitgleich oder gemeinsam mit seinen Kindern liest, bietet er viele gute Gesprächsanlässe.
Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALLStiftung und Jurymitglied des Literaturpreises des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V.
Stefanie Höfler
Der große schwarze
Vogel
Roman ab 12 Jahren, 182 Seiten, 13,95 €, Beltz, 2018
Wagner liest
Foto: Kirsten Haarmann
Ich lese „Standpunkte“, weil ...
„... ich wissen möchte, was die Unternehmer in der Welt der Arbeit Norddeutschlands bewegt.“
Dr. Hans-Jochen Jaschke Alt-Weihbischof Erzbistum
Hamburg
Foto: Christian Augustin
54 5 / 2019 Standpunkte NORDMETALL
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