Stadtmagazin Neue Szene Augsburg 2012-04

Page 42

42

Sport

10 INTERVIEW MIT FCA-MITTELFELDMOTOR DANIEL BAIER Interviewtermin im Augsburger Zoo. Kurz vor dem Spiel gegen den FC Bayern hat das eine gewisse Symbolik: “Robbenfütterung” steht an. Daniel Baier nähert sich etwas skeptisch den Tieren, die er für das TV-Team der ZDF-Sportreportage mit Fischen füttern soll. Seine Zweifel lösen sich schnell auf, er hat sichtlich großen Spaß dabei, auch zur Freude der vielen Zoobesucher, die dieses Spektakel vergnügt beobachten. Hattest du anfangs Bammel vor den Tieren? Ich bin ein bisschen nass geworden (lacht). Ja, ich hatte schon etwas Respekt, wenn die Robben plötzlich vor einem stehen, ist das schon komisch. Aber die sind ja schnell zutraulich gewesen und mir hat das echt großen Spaß gemacht. Du müsstest im Moment ein wunschlos glücklicher Mensch sein, oder? Auf jeden Fall, ich fühle hervorragend, sportlich läuft es ganz gut, ich bin mit meiner Rolle innerhalb der Mannschaft zufrieden und privat ist auch alles bestens! Du bist seit Wochen in überragender Form. Woher kommt das? Das kann ja nicht nur daran liegen, dass Jos Luhukay das System umgestellt hat und du jetzt hinter den Spitzen agierst. Ich habe in dieser Saison 25 Partien absolviert, spiele Woche für Woche und spüre das Vertrauen des Trainers und der Mannschaft. Das ist ein entscheidender Grund für die konstanten Leistungen. Du bist in der Fangunst inzwischen ganz weit nach oben geklettert. Es gab aber auch Zeiten, in denen man dich etwas kritischer beäugt hat. Na ja, vielleicht liegt das an meiner technischen Spielweise, da kann es schon mal vorkommen, dass ein Dribbling in die Hose geht. Du hast trotz einiger Angebote deinen Vertrag beim FCA bis 2014 verlängert und zwar unabhän-

gig davon, in welcher Liga wir nächste Saison spielen. Ich fand es toll, wie sich die Verantwortlichen um mich bemüht haben. Ich hatte tolle Gespräche mit Trainer, Manager und Herrn Seinsch, da war für mich schnell klar, dass meine Zukunft in Augsburg liegt. Hier passt im Moment wirklich sehr viel zusammen. Und nicht nur du, fast alle Leistungsträger haben sich so entschieden. Ich finde das erstaunlich. Als ich zum FCA gekommen bin, haben wir noch in der Rosenau gegen den Abstieg aus der zweiten Bundesliga gespielt. Jetzt sind wir zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte erstklassig, und egal, wie die Saison enden mag, man spürt, dass das noch lange nicht das Ende der Entwicklungsphase beim FCA ist. Ich kann mich an eine Szene aus dem Spiel gegen Dortmund erinnern, in der du zweimal elegant den Ball über deine Gegenspieler gelupft hast und sie ins Leere hast laufen lassen. Ein feines Kabinettstückchen war das. So etwas macht man gegen solche Gegner auch nur, wenn das Selbstvertrauen ausgeprägt ist. Wie ich vorhin schon erwähnt habe, wenn man Woche für Woche spielt und wir wie zuletzt auch noch positive Resultate erzielen, dann geht man eben mit einer breiten Brust ins Spiel. Zurzeit liest man viele positive Schlagzeilen über Mannschaft und Fans des FCA. Die FAZ hat sogar von der Augsburger Anfield Road geschrieben, von einer Atmosphäre wie in Liverpool. Hättest du dem Augsburger Publikum so viel Leidenschaft zugetraut? Jetzt ganz ehrlich und ohne platte Floskeln: Das Augsburger Publikum spielt eine entscheidende Rolle. Es ist wirklich unglaublich, wie wir unterstützt werden. Wir wissen immer, dass die Fans hinter uns stehen, dass wir uns auch mal Fehler erlauben können, ohne gleich ausgepfiffen zu werden. Wo gibt es denn Mannschaften, die nach Niederlagen gefeiert werden?

Das ist wirklich einzigartig und dafür gebührt unser aller Anerkennung und Lob! Es stehen noch sieben Spiele auf dem Programm, davon vier zu Hause. Mal ganz ehrlich: Ertappst du dich manchmal dabei, wie du zu rechnen beginnst? Es ist natürlich schon so, dass man noch in der Kabine nach dem Spiel wissen will, wie die Konkurrenten gespielt haben. Aber ganz ehrlich, ich konzentriere mich nur von Woche zu Woche, von Spiel zu Spiel. Die Schonzeit, in der uns die Gegner unterschätzt haben, dürfte spätestens nach dem Spiel gegen Mainz vorbei sein. Spürt man das auf dem Platz, agieren die Gegenspieler aggressiver? Nein, denn in der Bundesliga kann man es sich nicht erlauben, irgendetwas auf die leichte Schulter zu nehmen oder jemanden zu unterschätzen. Fehler werden knallhart bestraft und ich glaube auch nicht, dass jemand in der Vergangenheit ins Spiel gegangen ist mit dem Vorsatz, die Augsburger hauen wir locker weg. Das Spiel gegen den FC Bayern klopft auch schon an. Wird einem da nicht angst und bange, wenn man sieht, wie die Münchner gerade zum fröhlichen Schlachtfest laden? Soweit denke ich noch gar nicht. Aber es ist natürlich immer etwas Besonderes, wenn es gegen den FC Bayern geht. Und wir wissen alle, was passieren kann, wenn die mal ins Rollen kommen. Wir haben großen Respekt, aber keine Angst! Abschlußfrage: Stell dir vor, es wäre der jüngste Tag. Gott sagt: “Daniel, ich muss dich leider in ein Tier verwandeln. Aber du hast die Wahl!” Was würdest du nehmen? Ich wäre dann gerne ein Vogel, aber nicht einer im Zoo. Ich stelle mir das großartig vor, so die unendliche Freiheit, hinfliegen zu können, wohin man will. (ws)


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.